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Pfirsich-Freunde: Nicht nur Liebe geht durch den Magen

Wie sich mithilfe eines ererbten oder gestohlenen Messers neue Freunde finden lassen
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier ist das erste Kapitel. Es werden höchstwahrscheinlich noch zwei bis drei weitere folgen. Viel Spaß damit :) Komplett anzeigen

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Was du nicht willst, das man dir tu', das füge einem andern zu!


 

*^*
 

Durch die altehrwürdigen Korridore des kaiserlichen Palastes in Rakushou, der Hauptstadt des mächtigen Kou Reichs, schallte ohrenbetäubender Lärm. Die Bewohner des riesigen Anwesens versuchten tunlichst, das brüllende Geschrei aus ihren Köpfen zu verdrängen. Jede Person in der näheren Umgebung wusste sofort, wem sie diese abendliche Ruhestörung zu verdanken hatten und niemand verspürte den überwältigenden Drang, sich in dessen Angelegenheiten einzumischen. Den dritten Prinzen, Kouha Ren, beließ man in dieser Stimmung besser in der Obhut seiner älteren Brüder, wenn einem sein Leben lieb war…
 

~
 

„Aber Bruder Mei!“, quengelte er verzweifelt.

Keine Reaktion.

Mit einem wütenden Schrei krallte sich besagter Prinz an den mit Gold durchwobenen Teppichfransen fest. „Lass mich doch hier bleiben! Bitte sag Kouen, dass ich euch ganz sicher nicht bei der Arbeit stören werde! Bitte Koumei!“

Doch auf Kouhas erbärmliches Flehen folgte keine Gnade: Der rothaarige junge Mann, den er zu überzeugen versuchte, bedachte ihn im Dämmerlicht des Raumes mit einem müden Blick aus rötlichen Augen. Nicht sonderlich erfolgreich versuchte er, seine dürren Arme fester um die Brust des krakeelenden kleinen Jungen zu schlingen. „Kouha, das kann ich nicht machen. En und ich haben noch viel Arbeit zu erledigen. Versteh das doch!“, keuchte er angestrengt, während er ihn unter Aufbietung all seiner Kräfte von dem Teppich fortzerrte.

Zum Glück lag dessen anderes Ende unter einem mächtigen Sandelholzschrank eingeklemmt, ansonsten hätte das kleine Monster mit der grellpinken Haarfarbe wohl die ganze Einrichtung durcheinandergebracht. Nun zappelte er wie von Sinnen in Koumeis Armen herum, sodass dieser ihn beinahe fallen gelassen hätte. Doch Kouha gebärdete sich immer noch wie wild, zeigte keinerlei Einsehen: „Nein, ich verstehe überhaupt gar nichts und ich will es auch gar nicht verstehen! Ich will, dass ihr endlich zu mir kommt und nicht die ganze Zeit auf eure blöden Schriftrollen starrt!“

Koumei sah ihn mitleidig an. „Das ist nun einmal unsere Pflicht“, erklärte er ruhig.

„Tu nicht so, als ob du mich verstehen würdest! Du willst doch sowieso nur deine Ruhe vor mir haben!“

Nun wirkte der ältere Bruder ernsthaft betroffen. Sein immerzu erschöpftes Gesicht mit den tiefschwarzen Augenringen wurde ganz blass. „Nicht doch… Es passt nur momentan wirklich schlecht, Kouha. Kouen kommt gleich hierher und wir müssen in Ruhe nachdenken. Es ist nicht so, dass wir dich nicht dabei haben wollten, aber wir müssen uns sehr konzentrieren, um keine Fehler zu machen, da haben wir leider keine Zeit, um uns mit dir zu beschäftigen. Ich weiß, das ist traurig… Morgen… ja morgen Abend komme ich zu dir und lese dir eine Gutenachtgeschichte vor. In Ordnung?“
 

Kouha wimmerte voller Zorn. Wie konnte sein älterer Bruder nur so gemein sein? Warum versuchte er, ihn auf diese lächerliche Weise zu vertrösten? Er wusste ganz genau, dass er morgen ebenfalls keine Zeit für ihn haben würde und Kouen auch nicht. Sein hässlicher, zotteliger Bruder behandelte ihn einfach ungerecht! Wieso meinte er, in Kouhas Anwesenheit nicht arbeiten zu können? Er war doch immer sooo lieb und nett! Weshalb versuchte Mei die ganze Zeit, ihn aus seinen Gemächern zu schieben? Wollte er ihn nicht bei sich haben? War er sauer?
 

Dabei war Kouha ausnahmsweise ganz brav gewesen! Er hatte Koumeis Diener und Leibwächter Chuu'un lieb gefragt, ob er den Gang zu den Gemächern seines Bruders betreten durfte und dieser hatte zugestimmt. Vollkommen ruhig und zurückhaltend hatte der kleine Prinz an die Tür geklopft und mit freundlicher, gedämpfter Stimme gefragt, ob Koumei Zeit für ihn hätte. Erst, als er keinerlei Antwort erhalten hatte, obwohl er schon eine gefühlte Ewigkeit vor dem Raum stand, war der Neunjährige vorsichtig hineingeschlüpft. Doch kaum hatte Kouha das Zimmer betreten, sah er sich prompt dem finsteren Gesicht seines zweitältesten Bruders gegenüber, der ihn anwies, den Raum schleunigst zu verlassen. Natürlich ging das Kouha mächtig gegen den Strich. Mittlerweile währte ihr verbitterter Machtkampf schon eine halbe Stunde lang und keiner der beiden wollte nachgeben.
 

Kouha klammerte sich voller Trotz an jeglichen feststehenden Gegenstand im Gemach seines Bruders, der hilflos versuchte, ihn davon abzuhalten und irgendwie vor die Tür zu setzen. Wer die elende Schlafmütze und schwächlichste Person der Welt namens Koumei Ren kannte, wusste natürlich, dass dieser sein Ziel nicht einfach so durchsetzen konnte. Bis jetzt waren sie dem Ausgang nicht einmal annähernd nahe gekommen, da das kleine Biest es immer wieder schaffte, sich dem Griff des Älteren zu entwinden.
 

Kouha erfüllte dieser Umstand mit herrlicher Genugtuung. Er wusste, dass er über viel mehr Energie als Koumei verfügte und kostete seine Macht liebend gern aus. Trotz seiner geringen Körpergröße jagte er vielen Menschen panische Angst ein. „Lass mich los!“, keifte er und trat, schlug und kratzte so heftig um sich, dass es nicht lange dauerte, bis er ein schmerzliches Stöhnen vernahm.

Der ohnehin schwache Griff um seinen Bauch lockerte sich endlich. „Kouha!“, jaulte sein Bruder erbärmlich und krümmte sich ein wenig. Da er immer noch stand, konnten die Schmerzen jedoch nicht allzu dramatisch sein.

Unbeeindruckt krabbelte der kleine Junge in das große Himmelbett, welches mitten im Raum stand und schlang seine Arme wie eine Würgeschlange um einen der Bettpfosten. Aus einer Falte seines Nachtgewandes zog er seinen größten Schatz und seine beste Waffe hervor: Ein blankpoliertes Messer, dessen Schneide im Schein der Kerzen bedrohlich aufblitzte.
 

„Nein, nicht schon wieder!“, rief Koumei vollkommen entnervt aus. Es klang, als würde die Anstrengung ihn gleich umbringen. Eigentlich wäre Entsetzen angebrachter gewesen, wenn man ein Kind mit einem, nun ja…, messerscharfen Gegenstand in der Hand erblickte. „Ich habe es dir doch gestern erst abgenommen, wieso hast du es so schnell wieder bekommen?“, stöhnte er und rieb sich geschafft über die Augen.

„Bruder En hat es mir gegeben!“, krähte Kouha und fuchtelte besorgniserregend mit dem Messer in der Luft herum. Ein breites Lächeln verzerrte seinen Mund zu einer beängstigenden Grimasse. Jetzt war er eindeutig der Überlegene. Genau, er würde Koumei einfach erpressen, bis dieser ihn hierbleiben ließ und ihm vorlas.

„Gib es her.“

„Niemals!“, zischte der Junge. „Dieses Messer ist ein Erbstück meiner Mutter. Eine gefürchtete Kriegerin aus dem Kouga-Clan! Es ist sehr kostbar und sehr, sehr scharf! Soll ich’s dir zeigen?!“

„Jetzt geht das schon wieder los. Ich kann dir zwar schlecht Vorwürfe machen, dass du in einem fort lügst, wo ich selbst mich ab und an dieser Strategie bediene, aber hör endlich mit diesem Quatsch auf“, seufzte Koumei dazwischen, als wäre sein faules Leben zu entbehrungsreich für ihn. „Deine Mutter lebt noch, sogar hier im Palast, also kann es sich hierbei nicht um ein Erbstück handeln. Du hast es vor ein paar Jahren in unserer Küche gestohlen und weigerst dich, es wieder herauszurücken. Wie oft haben wir das schon besprochen? Des Weiteren ist deine Mutter in Kou geboren und niemals Mitglied dieses Volkes gewesen. Das hast du dir nur ausgedacht, weil die Mitglieder dieses Clans oftmals Zöpfe tragen.“ Und weil du ohne deine blühende Fantasie die Ausgrenzung niemals überlebt hättest, schob er in Gedanken hinterher.

„Meine Mutter trägt aber keine Zöpfe! Ich trage Zöpfe!“, fauchte Kouha und war kurz davor, seinem Bruder an die Gurgel zu gehen. Er wagte ihm zu widersprechen? An seinen Worten zu zweifeln, die der reinen Wahrheit entsprachen?

„Aber manchmal flechtest du ihr welche. Behauptest du nicht außerdem oft, dass du selbst deine Mutter wärst?“, fragte Koumei sanft, als hielte er seinen kleinen Bruder für… geisteskrank?

Unrecht hätte er nicht damit, aber natürlich kam diese unterschwellige Unterstellung nicht gut an.

„Als ob ich von mir selber erben könnte!“, widerlegte Kouha das Argument aggressiv. Dann jedoch widersprach er sich plötzlich selbst: „Meine Mutter hat mir dieses Messer gegeben, als sie gestorben ist. Da war ich fünfzehn und der kleine Kouha noch gar nicht auf der Welt! Ich bin Kouhas Mutter. Sie ist wunderschön und trägt drei Zöpfe im Haar“, summte er vor sich hin, während er sich durch seine geflochtenen Ponyfransen strich.
 

Koumeis Gesichtszüge entgleisten verstört. Hätte er doch nur nicht mit Kouhas Macke angefangen. Er hatte sehr gehofft, war eigentlich auch lange davon ausgegangen, dass der Kleine mit der Zeit gelernt hatte, dass er nicht seine eigene Mutter war, sondern der Bruder von Kouen und Koumei Ren und Sohn des derzeitigen Kaisers. Scheinbar drang seine Verwirrung jedoch wieder an die Oberfläche, wenn er sich zu sehr aufregte. Am besten ließ man ihn in dieser instabilen Verfassung mit Richtigstellungen in Ruhe. Das machte erfahrungsgemäß alles nur noch schlimmer. „Du bist schlau für dein Alter. Selbst wenn dieses Gespräch zunehmend an Sinn verliert…“, murmelte der Ältere also lediglich in sich hinein.

Allerdings hatte er immer noch eine Aufgabe zu erfüllen: Das scharfe Messer zu erobern, damit hier nicht noch ein Unglück geschah. Bedächtig schätzte er die Entfernung zwischen ihnen ab. Dann bewegte er sich langsam auf Kouha zu.

„Komm mir nicht zu nahe!“, warnte ihn dieser. Sein Blick zeigte viel zu viel Irrsinn für einen Jungen dieses zarten Alters.

Koumei erwiderte nichts, sondern sah ihn lediglich traurig an. Er liebte seinen Bruder sehr, dennoch wünschte er, dass dieser sich ein wenig mehr so verhalten würde, wie andere Kinder es taten. Das fortwährende Stehlen von Küchenmessern machte ihn zu einer ernstzunehmenden Gefahr. Der Kleine zitterte vor wohliger Aufregung. Kein Wunder, dass alle anderen Leute ihn mieden und er niemanden außer seinen Brüdern hatte.
 

Kouha wartete nur darauf, dass sich Koumei näherte. Dann würde er ihm zeigen, dass er keinerlei Recht besaß, sein Erbstück zu stehlen! Sein blöder, feiger Bruder! Er sollte sich lieber mal richtig ausruhen, als sich immer abzurackern! Vielleicht wäre er dann endlich mal fitter und könnte mit ihm spielen. Dieser düstere Blick konnte einem wirklich Angst einflößen. Eigentlich konnte der Ältere nichts dafür, weil er bereits unvorstellbar viel schlief, aber Vertrauen erweckend wirkte er mit diesen Augenringen nicht grade. Er musste wahrscheinlich einmal eine ganze Woche durchschlafen, um sie los zu werden. Aber genaugenommen interessierte das Kouha überhaupt nicht. Nein, der kleine Prinz machte sich bereit. Adrenalin toste durch seine Adern. Das Herz pochte wild in seiner Brust. Gleich würde er sich verteidigen müssen! Koumei war ja so ein unheimlich hässlicher Zottel! Reflexartig umklammerte der Junge seine Waffe fester.
 

Der zweite Prinz beobachtete ihn prüfend. Er wusste ganz genau, dass ein wütender Kouha eine ernstzunehmende Gefahr für ihn darstellte und wollte ihn nicht unnötig weiter reizen. Aber er hasste es, das Küchenmesser in der Hand oder auch nur im Besitz seines kleinen Bruders zu wissen. Eine Waffe gehörte nicht in Kinderhände, egal wie gut sie damit umgehen konnten. Besonders bei Kouha stellte sie eine Bedrohung für die Palastbewohner dar, er wusste genau, dass der Jüngere zu gerne von ihr Gebrauch machte. Der Arme war manchmal völlig unberechenbar und redete heute beängstigend wirres Zeug, da musste man wirklich Acht geben… Aber was sollte man von einem Kind erwarten, das die Hälfte seines Lebens vollkommen abgeschottet von der Außenwelt nur in Gesellschaft einer psychisch labilen Mutter –die sich selbst für ein Neugeborenes hielt- aufgewachsen war und oftmals selbst in die Mutterrolle geschlüpft war? Brave Zurückhaltung sicher nicht, nein, Kouha wollte gesehen werden, vor allem von seinen Brüdern, sicherlich hatte er große Verlustängste.
 

Koumeis Herz wurde schwer, als er mit einer für ihn ungewöhnlichen Geschwindigkeit auf den Kleinen zusprang und die Hand mit dem Messer packte. Sofort stieß Kouha einen gellenden Zornesschrei aus und versuchte nach ihm zu treten, doch dieses Mal schaffte Koumei es, den Schmerz zu ignorieren, obwohl es ihm sehr schwer fiel, nicht einfach loszulassen. Verdammt, Kouha war ein kleiner Junge und er selbst war erwachsen, da sollte er doch wohl in der Lage sein, ihm ein verfluchtes Messer zu entwinden! Vielleicht würde diese Vorliebe für das zerstörerische Küchenutensil ja verfliegen, wenn er ihm irgendwie klar machen könnte, dass es tatsächlich kein Erbstück sondern eher Diebesgut war. Generell wunderte er sich, wie sein Bruder überhaupt zu dieser sinnlosen Ansicht gelangt war. Aber dazu hatte er keine Zeit. Sein Bruder zappelte verbissen und prügelte mit der freien Hand unbarmherzig auf ihn ein. Wer denken sollte, dass winzige Kinder keine Kraft besaßen und es niemals mit einem Erwachsenen aufnehmen könnten, der hatte Kouha noch nicht erlebt. Sein Griff um den Schaft seiner geliebten Waffe ließ sich kaum brechen. Als hinge sein Leben davon ab. Verzweifelt umklammerte er das Messer, wollte es um keinen Preis loslassen. Ehe Koumei es irgendwie schaffte ihm den Arm auf den Rücken zu verdrehen.

„Au! Ich hasse dich! Du tust mir weh!“, brüllte Kouha und kratzte mit der freien Hand über Koumeis Nase.

„Du mir auch!“, jaulte dieser. Mit einem überraschenden Kraftschub entriss er ihm endlich das Küchenmesser, welches für ein Gebrauchsutensil eine beachtliche Größe aufwies, und schleuderte es verblüffend treffsicher auf seinen Kleiderschrank, wo es zitternd im edlen Sandelholz stecken blieb. Besser im Schrank, als in irgendeinem Menschen. Koumei beglückwünschte sich erstaunt zu seinem außergewöhnlich gut gelungenen Wurf.
 

Sofort brach Kouha in heftiges Geschrei aus und der Ältere konnte ihn nicht länger bändigen: Seine hellroten Augen funkelten voller Empörung über diese ungerechte Behandlung.

Selbst Bruder Mei hält mich also auch nur für ein dummes, kleines Kind, dachte der dritte Prinz verbittert.

Dabei hatte er sich ihm gegenüber anfangs so liebevoll und fürsorglich verhalten, wie es nur ein richtiger Bruder konnte. Eigentlich hätte er ihn doch verachten müssen, weil seine Mutter nicht die Hauptfrau ihres Vaters gewesen war, sondern nur eine Verrückte, die sie in den hintersten Winkel des Haremsgebäudes weggesperrt hatten. Stattdessen hatte Koumei Kouhas Existenz ans Licht gebracht, ihn mit Kouen besucht und aus der verrückt machenden Isolation gerettet. Auch danach war es meist Koumei gewesen, der sich viel mit ihm beschäftigt hatte. Der Zottel mit dem Narbengesicht hatte ihn viele Dinge gelehrt und stets wundervolle Geschichten vorgelesen. Am liebsten mochte Kouha die mit viel Blut, Gewalt und Tod. Wenn er davon hörte, wie Menschen und Tiere litten, lief manchmal ein wohliger Schauer über sein Rückgrat. Während der sanfte Koumei versuchte, ihm diese Marotte auszutreiben, verfolgte der strenge Kouen eher die Methode, den Wahnsinn in nützliche Bahnen umzulenken und übte mit ihm den Schwertkampf. Er lobte stets Kouhas Kampfeswillen und seine Wildheit. Und zwar so sehr, dass dem Kleinen immer Tränen der Rührung in die Augen traten.
 

Nun jedoch brannte der Zorn in seinem Herzen. Besonders auf Koumei, der ihn einfach abschieben wollte, dabei brauchte Kouha doch dringend Aufmerksamkeit und liebevolle Zuwendungen. Die Langeweile im Palast erschien ihm unerträglich, Tag für Tag ein nicht enden wollender Strom von routinierten Abläufen und Rhythmen. Selbst jetzt im Sommer, wo er manchmal unerlaubterweise in den künstlich angelegten Wasserläufen im Palastgarten badete. Also umfasste er den Bettpfosten so fest er konnte und schnappte nach dem schwitzenden Koumei, der verzweifelt versuchte, ihn wieder in die Hände zu bekommen. Zufrieden bemerkte der Jüngere, dass der zweite Prinz bereits ausgelaugt um Atem rang. Tja, von stundenlangem Taubenfüttern und Herumliegen kam eben keine bemerkenswerte Kraft. Doch wie durch ein Wunder gelang es dem Älteren plötzlich ihn zu packen. Mit einem verzweifelten Ruck riss er Kouha von seinem Bett fort, sodass sie beide zu Boden taumelten. Krachend fielen sie übereinander und der dritte Prinz erkannte seine Gelegenheit sofort: Kaum lockerte sich der Griff des anderen, stürzte er sich auf ihn. Mit seinen kleinen Fäustchen schlug er auf ihn ein, kratzte wie eine tollwütige Bestie und als Koumei auf all das nicht reagierte, sondern überraschend fest die Arme um ihn warf, um ihn zu bändigen, knallte er seine Stirn gegen die des anderen. Mit aller Macht biss er seinen Bruder in die Wange. Sofort schmeckte er das Eisen des warmen Blutes, welches aus der Wunde drang. Berauschend. Der erbärmliche Laut der sich Koumeis Kehle entrang, weckte wahrscheinlich jeden Bewohner des Palastes auf, der aufgrund der späten Stunde bereits schlief. Winselnd ließ Koumei ihn los und presste mit Tränen in den Augen die Hand gegen seine Wange. Rote Tropfen fielen auf seine gelbe Seidenrobe und ruinierten den edlen Stoff für alle Zeiten. Befriedigt funkelte Kouha seinen weinenden Bruder an, der sich zitternd vor Schmerz am Boden wand. Das hatte er verdient!
 

Seine Euphorie sollte allerdings nicht lange währen:

„WAS GEHT HIER VOR?“

Mit einem lauten Knall flog die Zimmertür gegen die Wand.

Kouha erstarrte. Das war gar nicht gut!
 

*^*
 



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