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The Pumpkin King

Wouldn´t you like to see something strange?
von

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Hier in Halloween – Ist der zukünftige König ein Egoist?

 

Kairi hatte eine Art Déjà-vu, als sie ihre falschen Eckzähne wieder an ihren Zähnen befestigte, die sie vorherige Nacht heraus genommen hatte. Sora war nämlich der Ansicht, dass sie diese vorsichtshalber drinnen behalten soll, für den Fall der Fälle versteht sich. Überprüfend blickte sie in den dreifach zersprungenen Spiegel, ehe sie zufrieden mit sich selbst ihren angespitzten Hut aufsetzte und aus dem Bad marschierte.

Die Treppen gemächlich hinabsteigend, wartete Sora bereits unten gelangweilt auf sie.

„Warum braucht ihr Frauen so lange im Bad? Macht ihr da was spezielles oder so?“

Am Fuße des Treppengeländers angekommen, warf sie Sora einen lustigen Blick zu.

„Du stellst dich ja an. Ich war nicht mal für fünfundzwanzig Minuten weg.“ , spielerisch schlug sie ihm gegen seinem Oberarm, während er sie keck angrinste.

„Kam mir vor wie ein Jahrhundert. Du solltest noch etwas essen bevor wir gehen.“, meinte dann Sora und nickte zur Küche hinüber.

„Du hast Recht.“, Kairi seufzte auf und verschwand im nächsten Augenblick in die Küche.

Das Essen hier sah nicht sonderlich appetitlich für den Otto normalen Menschen aus, aber in Wirklichkeit schmeckte es vorzüglich. Wer hätte gedacht, das Spinnenbeine so herzhaft lecker schmeckten?

Sobald aber Kairi das nötigste gegessen hatte, um einiger maßen fit für den Tag zu sein, verließ sie zusammen mit Sora das Haus von den Skellingtons.

Verwundert blieb Sora mitten auf dem Weg von ihren Hof stehen.

„Wie ich sehe, passen die Schuhe dir wie angegossen.“

„Jap.“, mit einem fröhlichen Hummen bestätigte sie seine Aussage.

„Und sind ultra bequem. Kudos an deine Mama.“, komplementierte Kairi Sally´s Handwerk und sie setzten ihren Weg zum Fallbeil-Platz fort.
 

„Sag mal, wohin müssen wir eigentlich nun genau?“, kam es schlicht von der Rothaarigen, als sie durch das Tor, der zum Platzt führte, drunter hergingen.

„Wie du ja weißt, müssen wir nach Xehanort und der wohnt etwas abseits gelegen vom Friedhof. Aber keine Sorge, sollte sich was anschleichen, werde ich dich beschützen.“, versicherte er ihr mit einem Zwinkern und sie verdrehte amüsiert ihre Augen.

„Das hoffe ich doch. Sonst kannst du meine Blutlache vom Boden auflecken. Damit wäre ja der Deal geplatz und.- Wobei...vergiss was ich gerade gesagt habe.“, Kairi zuckte kaum merklich über ihre stupide Aussage zusammen.

„Ernsthaft. In meiner Anwesenheit geschieht dir nichts. Also mach dir keine Sorgen.“, beruhigte er sie und Kairi war innerlich dankbar, dass er dieses Mal nicht weiter auf das Thema einging.
 

„Hallo Sora!“

„Yo, Sora! Siehst heute wieder schauderhaft aus. Weiter so!“

„Einen grauenhaften Morgen dir, Sora!“

Begrüßten ihn die Bewohner mit Respekt und hohem Ansehen als sie über den Platz liefen, während Sora gut gelaunt zurück winkte und grüßte.

„Du scheinst ja echt Prominent zu sein bei deinen Leuten.“, bemerkte Kairi und faltete die Hände hinter ihrem Rücken.

„Nah, liegt zum Großteil daran, dass ich der Sohn von Jack bin, der `Thronfolger´ als zukünftiger Kürbiskönig werde und natürlich an mein Können des Erschreckens. Mein Charme spielt da auch eine gewisse Rolle.“, bei dem letzten Satz wackelte Sora anzüglich mit den Augenbrauen.

„Na sicher doch.“, Kairi schüttelte lächelnd ihren Kopf über Sora´s Verhalten.

Aus den Augenwinkeln betrachtete er sie und schaute hektisch weg, als sie ihn anstarrte.

Er verzog kurz für einen Moment seinen Mund, ehe er mit einem Grinsen anhielt.

„Was ist?“, wollte daraufhin Kairi wissen, als sie mitten auf dem Platz zum stehen kamen.

„Kairi, lass uns.-“
 

„Oh Sora!!!“, unhöflich von ein paar jungen und alten Damen unterbrochen, zuckte Soras Mundwinkel unwillkürlich nach unten. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

Kairi blinzelte perplex, als der Schwarm an weiblichen Wesen um Sora herum einen Kreis bildete.

„Ah, hallo Ladys. Wie ihr seht bin ich beschäftigt und.-“

„Ach sei doch nicht so bescheiden!“, unterbrach eine ältere Hexe mit Knollen Nase ihn.

„Du bist gestern Abend so schnell nach dem Fest abgehauen, wir hatten kaum Zeit dir zu huldigen!“

„Und vergiss das Schwärmen nicht.“, sagte eine Zombie Frau, deren rechter Augapfel plötzlich aus ihrer Verankerung heraus fiel und auf ihrer rechten Handinnenfläche ploppte.

„Das Angebot steht noch, Sora.“, meinte eine relativ junge Mumien Dame und setzte ihre mumifizierte Hand auf seiner Schulter ab.
 

„Ja, da hat sie Recht!“, stimmten die anderen Frauen mit ein und Sora entsorgte derweil die Hand der Mumie mit einer raschen Handbewegung.

„Ah, danke, aber ich habe bereits jemanden ge.-“, abermals wurde er mitten in seinem Satz unterbrochen, als eine krakeelende Stimme einer Hexe aufgebracht auf Kairi zeigte.

„Ich wusste es doch! Du hast sie da auserwählt, oder? Das junge Dingen mit dem grotesken Schrei.“, ein Tuscheln ging umher und Kairi stand irgendwie auf dem Schlauch, um was es gerade überhaupt ging. Fragwürdig blickte sie zu Sora hinüber, der schief grinsend die Schultern anhob.

„Was meinen die, Sora?“, fragte Kairi nun sichtlich irritiert und genervt zugleich, als die weiblichen Wesen sie kritisch musterten.

„Sie weiß es also nicht?“, spottete die Knollen Nasen Hexe und die Weiber um sie herum fingen an zu kichern.

„Das er dann auch noch einen...“, die Zombie Frau schnupperte an Kairi, um in nächsten Moment ihre verfaulte Nase zu rümpfen.

„...einen Mischling.“

„Wohl eher eine Missgeburt.“, äußerte sich die Mumien Dame erneut und betroffen fasste Kairi sich oberhalb ihrer linken Brust.
 

„Hey! Das ist aber nicht nett so was zu sagen!“, schimpfte Kairi und wurde prompt mit einer dicken Spinne attackiert, die direkt in ihrem Gesicht landete. Kairi schrie wie am Spieß und hüpfte auf und ab, während der Schwarm um sie herum begannen sie auszuachen.

„Nett? Niemand hier ist nett.“, lachte die Knollen Hexe und sie verstummte plötzlich, als ihr eine Handvoll Spinnen in den Mund gestopft wurde.

„Red´ für dich selbst.“, erschrocken sogen die weiblichen Geschöpfe scharf die Luft ein, als Sora seine Hand abwertend schüttelte und auf Kairi zuging. Seine Flügel breiteten sich schwungvoll aus, während Kairi sich noch nach der Spinne umschaute.

„Ist sie weg?“, murmelte sie dies zu sich selbst, als sie das kleine schwarze Getier nirgends sah.

„Kairi. Wir gehen.“, sie sah auf und bemerkte erst jetzt, dass der Schwarm an Frauen einen großen Bogen um sie gemacht hatten und verschreckt aussahen. Sie blickte anschließend in das Gesicht von Sora, welches streng drein schaute. Seine Augen flackerten bläulich auf, als wären es die Hades Flammen persönlich und seine schwarzen Schwingen waren pompös ausgefahren.

Unbehaglich biss sie sich auf die Unterlippe, als sie vorsichtig seinen Namen sagte.

„Sora?“, ohne ihr eine Antwort zu billigen, hob er sie Bridal-Style in seinen Armen, was ihr ein Quietscher entlockte und sie reflexartig ihre Arme um seinen Nacken schlang.

Leicht über die Schulter guckend gab er den weiblichen Teilnehmerinnen einen vernichtenden Blick, was die Gestalten zusammen zucken ließ.

Anschließend ging Sora leicht in die Hocke, bevor er sich vom Erdboden abdrückte und hoch in die die Luft empor hob.
 

 
 

~ ~

 

 

 

[LEFT]Kairi drückte sich enger an ihn heran. Sie hatte ihn bisher nie so düster schauend gesehen. Als würde er jedem einzelnen die Pest an den Hals wünschen. Einerseits geschah es denen Recht, andererseits mochte sie diese Art von Sora nicht. Dieser gefühllose Ausdruck in seinem Gesicht und kalte Haltung gegenüber den weiblichen Wesen. Das mochte sie ganz und gar nicht.

Außerdem...

Was meinten die Weiber vorhin damit, das sie von nichts wüsste? Hatte sie irgendwas übersehen?

Etwas relevantes? Oder.- plup
 

Kairi blinzelte. Irgendwas ist auf ihre Wange getropft. Prüfend strich sie mit ihrer rechten Hand über ihre Wange und erschrak leicht. Es war Blut!

Sie riskierte einen flüchtigen Blick zu seinem Gesicht und entdeckte sofort, woher es kam. Sora hatte sich anscheinend so stark auf die Lippen gebissen - mit seinen scharfen Eckzähnen – das er anfing an der rechten Seite der Unterlippe zu bluten. War er etwas so wütend auf die gewesen?

„Du.-“

„Passiert das eine oder andere Mal.“, schnitt er ihr prompt das Wort ab.

Oh...“, danach folgte einen unangenehme Stille. Wohin flog er bloß mit ihr?

Und als könnte er ihre Gedanken lesen, sprach er ihr die Antwort aus.

„Ich wollte dir eigentlich vorhin die Umgebung zeigen, bevor die Horde angetanzt kam. Tut mir Leid wegen dem, was sie gesagt haben.“

„Entschuldige dich bitte nicht in deren Namen, okay.“, meinte Kairi etwas bitter und Sora seufzte auf.

„Ich weiß, aber... ich wollte dir zeigen, dass Halloween Town so gar kein übler Ort ist, wie du wahrscheinlich denkst, aber...“, erneut seufzte er auf.

„Da haben diese Leuchtbirnen mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, oder?“, er sah auf sie hinab, seine Mimik war diesmal sanfter als zuvor.

Sie sah von ihm weg und kaute lieber auf ihrer Unterlippe herum.

„Dann zeig sie mir.“

„Was?“, sie schaute ihn wieder an und schenkte ihm ein Lächeln.

„Ich sagte: Dann zeig sie mir. Deine Welt.“, überrascht grinste er sie breit an.

„Sehr wohl. Halt dich fest!“, auf Kommando folgte sie seine Anweisung und er erhöhte seine Geschwindigkeit.
 

„Schau nach vorne.“, meinte Sora nach zwei Minuten und verlangsamte sein Tempo. Vorsichtig linste sich nach vorn.

„Da vorne ist der Friedhof, wo ich dich aufgegabelt habe.“

„Ah! Ich seh´s, und was ist das da vorne, Sora?“, Kairi zeigte mit dem Finger auf einen kleinen düsteren Wald, links abseits von ihnen.

„Das ist das Hinterland. Dort geht so gut wie niemand durch.“

„Verstehe.“, Kairi sah interessiert durch die Gegend. Man hatte von hier oben schon eine super Aussicht.

„Da vorne ist außerdem Oogie Boogie´s ehemaliges Versteck gewesen.“, Sora nickte zu einer kreisrunden Schlucht, in dem Trümmer eines wohl einst riesen Gebäudes gestanden haben muss und einige Fassaden der Mauern, die übrig geblieben sind, bestehen nur noch aus Ruinen.

Sora umkreiste einmal die Schlucht. Kairi erspähte dadurch nur einen Fluss, der durch die Schlucht wieder zurück in den Hügeln floss.

Danach flog Sora über die Schlucht vorbei und setzte kurz darauf auf einen spiralförmigen Hügel ab. Froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, hüpfte Kairi zwei Mal kurz auf und ab.
 

„Wo sind wir hier?“, neugierig betrachtete sie die Gegend.

„Das ist der Mondscheinhügel.“

„Der Mondscheinhügel?“

„Mhm.“, Sora nickte und starrte Richtung den Vollmondes.

„Hier scheint auch immer Vollmond zu sein, nicht wahr?“

„Jo. Der Hügel heißt auch so, weil er genau auf diesen Hügel nieder scheint und ab und zu komm´ ich auch hier her, um nachzudenken.“, sie nickte verständlich.

„Sag mal Sora...“, setzte Kairi an und verschränkte ihre Arme hinter dem Rücken.

„Was meinten die Frauen vorhin eigentlich damit, dass ich ahnungslos sei?“, sie neigte fragend ihren Kopf zur Seite und Sora entwich ein langer Seufzer.

„Weißt du, ich könnte jetzt schon Kürbiskönig sein.“

„Aber?“, hakte sie nach und schaute aus den Augenwinkeln ihn interessiert an.

„Aber mir fehlt was.“

„Was fehlt dir?“, drängte sie weiter und Kairi bemerkte, das er mit sich selbst am ringen war. Ihm fiel es offenbar schwer, darüber zu reden.

„Ich.-“

„Du brauchst es mir auch nicht zu sagen. Diese morbiden Hühner haben eh nur Firlefanz geredet. Also vergiss es einfach ganz schnell.“, Sora schwieg danach und stemmte die linke Hand an seiner Hüfte ab.

„Ich brauche Blut.“, sagte er klar und deutlich.

„Blut?“

„Jup.“

„Du meinst, das Blut von mir, wegen der Abmachung.“

„Jup.“, bestätigte er sie nochmal und sie nickte.

„Oh...okay. Also halte ich dich gerade davon ab, König zu werden, weil wir eine Abmachung haben?“
 

„Ja, könnte man sagen. Nein, es ist sogar so.“, meinte er abschließend.

„Mhm....“, sie starrte den Mond verträumt an und schielte anschließend hinüber zu Sora, der sie musterte. Sie starrte ihn lediglich zurück an und Kairi fragte sich grad´ innerlich, ob er schon immer so betörend gut aussah oder ob es der Mond war, der ihn so aussehen ließ?

Und warum war er ihrem Gesicht so plötzlich nahe?

Sie hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er mit seiner rechten Hand ihr unter dem Kinn gefasst hatte und sie näher zu ihm heran zog.

Wie in Trance starrte sie gebannt in seine Augen und dennoch schaffte etwas aus ihren Augenwinkeln heraus, ihre Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Etwas kleines rotes huschte zwischen den furchteinflössenden geschnitzten Kürbissen umher.

Zur Besinnung kommend, stieß sie Sora fort und lief ein Stück den Hang hinunter.

„Sora! Hast du das gesehen?!“, rief sie ihm zu und verwirrt sah er ihr hinterher.

„Ich hab nur dich gesehen. Was soll ich groß anderes gesehen haben?“, grummelte er, so das sie es nicht hören konnte und rieb sich schmerzend die Stirn.

Kairi blieb stehen und scannte die Gegend ab. Es war verschwunden, was auch immer es war.

Doch das sollte sie nicht mehr weiter kümmern, als ihr die Röte ins Gesicht stieg und an ihre vorherige Situation dachte. Sie klatschte mit beiden Händen gegen ihre Wangen und schüttelte den Kopf. Sie musste nach Hause und zwar schnell!

Sie machte kehrt und lief Sora entgegen, der sich verlegen an der Schläfe kratzte.

„Ich.-“

„Ich muss nach Hause, Sora. Können wir nun zu...Xehanort?“, bat Kairi ihn und fast schon wehleidig nickte er.

„Natürlich. Du hast Recht. Komm hier lang.“, damit deutete er mit dem Kopf auf eine kleine Tür hin, in der sie - mit mehr oder weniger langen Gesichtern - als nächstes verschwanden.

 
 

~ ~

 

 

 

 

 

Die Tür führte die beiden direkt Friedhof. Etwas abgelegen davon, stand ein komplexes und zugleich verwirrendes Gebäude, welches überhaupt nicht mit der Umgebung harmonierte. Den Hofweg entlang gehend, blieben sie vor der verschlossenen Haustür stehen.

„Auf geht’s.“, seufzte Sora und läutete an der Türklingel. Es vergingen auch keine fünf Sekunden, da wurde die Vordertür geöffnet und ein junger Mann, mit silbernen nach hinten gegelten Haaren, dunkleren Hautteint und schwarzer Kutte stand im Türrahmen. Sofort erkannte sie den Typen. Den hatte sie doch als erstes aus der Menge gestern Abend heraus stechen sehen, als sie hier eintraf.

„Oh. Was verschafft mir denn die Ehre, dass du freiwillig zu mir zu Besuch kommst, Sora?“, der angesprochene kratzte sich unangenehm am Kopf.

„Ehrlich gesagt geht es nicht um mich, sondern um Kairi.“

„Ist dem so?“, den Kopf leicht zur Seite geneigt, warf Xehanort einen leichtes Lächeln zu dem Mädchen und Kairi versuchte zurück zu lächeln, doch irgendetwas gefiel ihr an ihm nicht.

„Wollt ihr dann nicht rein kommen? Zwischen Tür und Angel lässt es sich so schlecht reden.“, lud er sie in sein Haus ein. Der Einladung nachkommend, traten die zwei in das Haus ein, wo Xehanort sie ins Wohnzimmer geleitete.

 

Die Inneneinrichtung sah fast genauso aus, wie bei ihr daheim. Stellte Kairi für sich selbst fest. Die Unterschiede waren halt das Mobiliar und die Architektur des Hauses.

„Setzt euch. Möchtet ihr Tee oder Wasser?“, bat er ihnen als Getränke an.

„Wasser.“

„Wasser.“, antworteten die beiden gleichzeitig.

„Natürlich.“, mit diesen Worten verließ Xehanort den Raum, um in die angrenzende Küche zu gehen.

Kairi sah unsicher zu Sora hinüber, der ihr keines Blickes würdigte. Stattdessen starrte er ziellos durch die Gegend. Kairi fragte sich ernsthaft, ob sie etwas verbrochen hatte, dass er auf einmal so distanziert wirkte.

„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie ihn deswegen besorgt und er nickte schwach.

„Nur Kopfschmerzen. Geht später wieder.“, bemerkte er abwinkend.

„Oh..okay.“

„Bitte sehr.“, Kairi schreckte auf, als zwei Gläser lautstark auf die Marmortischplatte gestellt wurden.

„Danke Xehanort.“, bedankte Sora sich schlaff und trank sofort einen Schluck aus seinem Glas, während sie nur dankend nickte.

„Also.“, setzte Xehanort an, als er seine Tasse - mit Tee wahrscheinlich - absetzte.

„Womit kann ich euch denn behilflich sein?“

„Wir haben da eher eine Frage.“ , meinte Sora und stützte seine Ellenbögen an den Knien ab.

„Weißt du zufälligerweise, wie man in die Menschenwelt kommt?“, ruhig stellte Xehanort seine Tasse wieder ab.

„In der Tat wusste ich, wie man in die Menschenwelt gelangen konnte. Aber durch Oogies Tod von vor achtzehn Jahren, hat sich die Tür dorthin für immer verschlossen. Welch ein Jammer.“, betrübt nippte Xehanort an seinem Tee. Aber das hieße ja, das Xehanort ja älter sein müsste, als sein Aussehen dies vorgab, oder? Denn älter als fünfundzwanzig sah er nicht aus und sie bezweifelte stark, dass er mit sieben über so ein Wissen verfügte.

„Wie?! Gibt es denn keinen anderen Weg dorthin?!“, Sora stand auf und klatschte die Hände auf die Tischplatte.

„Nein. Nicht das ich wüsste. Tut mir Leid.“, gespielt frustriert fuhr sich Sora durch die Haare und blickte aus den Augenwinkeln zu Kairi rüber, die kreidebleich im Gesicht wurde.

Gar nichts?“, hakte Sora genauer nach und ein sachtes Kopfschütteln seitens Xehanorts ließ ihn aufseufzen. Und als hätte der Blitz Sora getroffen, weitete er seine Augen und humpelte von einem Bein auf den anderen herum.

„Wo ist die .-“

„Den Flur ganz runter und die letzte Tür dann links.“, wie von der Tarantel gestochen sauste Sora den Gang entlang und Kairi zog irritiert die Augenbrauen zusammen.

„Wo.-“

„Er ist zur Toilette.“, ließ Xehanort sie wissen.

„Oh...ok.“, nun war sie mit ihm alleine im Zimmer und sie fühlte sich direkt unwohler als zuvor.
 

Das anscheinend auch zurecht. Sobald die Badezimmertür zugeschlagen wurde, stand Xehanort auf und schnippte einmal mit der rechten Hand. Kairi sah sich um. Alles um sie herum war nun in schwarz und weiß. Selbst die Uhr war stehen geblieben. Was war geschehen?

„Was.-“, weiter kam Kairi nicht, als sie von einem dunklen Nebel hart gegen die Wand gedrückt wurde, was ihr die Luft aus den Lungen heraus drückte.

„Jetzt hör mich genau zu, Kairi. Denn uns bleibt leider nur knapp eine Minute.“ , Kairi schaute durch zu gekniffenen Augen ihren Peiniger an.

„Wenn du nach Hause möchtest, musst du mir schon einen Gefallen tun. In drei Tagen, um Mitternacht, bringst du mir Sora in die tiefen des Hinterlands. Wenn nicht, kommst du von hier nie wieder weg, hast du mich verstanden?“, Kairi regte sich nicht, stattdessen sah sie ihn nur entsetzt an.

„Ob du mich verstanden hast, Kairi?“, mit Nachdruck drückte er ihren Körper fester gegen die Wand und sie stöhnte schmerzhaft auf.

„Ver-verstanden.“, keuchte sie und er ließ von ihr ab. Die schwarze Nebelhand setzte sie unsanft auf dem Sofa zurück und verwandelte sich in eine Sense.

„Außerdem...solltest du Sora davon erzählen oder irgendwem anderes, dann wird dir sowie ihm sehr, sehr schlecht ergehen. Ich hab meine Ohren und Augen überall. Hab ich mich klar und deutlich ausgedrückt?“, hektisch nickte sie.

„Gut. Und Kairi.“, die Angesprochene horchte auf und bemerkte dabei nicht, dass ihr Umfeld wieder in Farbe getaucht war und die Sense nah an ihrer Kehle lag.

Schrei doch bitte für mich.“, sardonisch grinste er, während sie ihre Augen weit auf riss.
 

Die Hände waschend starrte Sora in den Spiegel. Er hatte vorhin auf dem Mondscheinhügel übertrieben gehabt mit seinen Hypnose Fähigkeiten. Das merkte er nun an seinen wild und vor schmerzen pochendem Kopf. Er hatte ihr beinahe noch den kompletten wahren Grund genannt, warum er ausgerechnet ihr Blut haben wollte. Zur Hölle!

Wären die doofen Regeln nicht so, dass man erst mit 22 Jahren erst den Thron besteigen darf, wäre Kairi schon längst seine Königin. Sora raufte danach sich die Haare. Es war einfach nur zum Haare raufen. Resigniert seufzte er auf. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Natürlich wusste er was er tat und eigentlich war er irgendwie froh, dass selbst Xehanort nicht wusste, wie sie zurück in ihre Welt kam.

Aber andererseits...

Als er ihr Leben ausgehauchtes Gesicht sah, war es so, als würde innerlich in ihm etwas sterben.

Er war momentan etwas egoistisch, wenn er ehrlich war. Mehr, als er sich wirklich eingestehen könnte.

Doch sie machte ihn wahnsinnig! Schon als er sie das erste Mal auf dem Fallbeil-Platz erblickt hatte, war er hin und weg von ihr. Dann noch ihr entsetzlicher Schrei, die ihn wie Sirenen zum spielen einluden.
 

 „Kyaaahh!
 

Diesen Ohrenbetäubenden Schrei würde Sora überall wiedererkennen und so gerne er ihren Schrei auch lauschte - obwohl dieser anders klang als sonst - so hallten ihre Worte von heute Morgen durch den Kopf.
 

„Dann merk dir ab jetzt, dass wenn ich um mein Leben schreie, dir kein verdammtes Lied vorsinge!“
 

Flink die weißen Handschuhe übergestülpt, riss Sora die Badezimmertür auf und rannte den Flur hinunter zum Wohnzimmer. Dort angekommen, sog er scharf die Luft ein.
 

Xehanort hatte eine bewusstlose Kairi auf seinen Armen und lächelte ihn entschuldigend an.
 



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