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Twins in the Maze - The Time before the Maze

von

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Mädchen

Seit zweiundsechzig Tagen hat Jocelyn ihren Zwillingsbruder nicht mehr gesehen. Manchmal ist sie sich nicht einmal mehr sicher, ob er überhaupt hier ist. Immerhin können sie ihn doch nicht ständig verstecken. Sie darf seit zehn Tagen ihr Zimmer verlassen, um am Einzelunterricht teil zunehmen. Die Frau meint, sie lerne genauso schnell, wie ihr Bruder Thomas. Der Name “Thomas” klingt immer noch sehr komisch in ihren Ohren. Aber Mr. Janson hat gemeint, sie soll brav mitmachen. Dann sieht sie ihren Bruder schnell wieder. Also steht das Mädchen früh auf. Ist fertig angezogen, bevor Janson ins Zimmer mit dem Frühstück kommt. Dabei hat Jocelyn immer ein Lächeln auf den Lippen und löst jede Aufgabe die ihr gestellt wird. Diese Lehrer können genauso viele Fragen stellen wie Thomas.

Trotz all ihren Bemühungen „gut“ mitzuarbeiten, darf Jocelyn ihn immer noch nicht sehen.
 

Wenn sie nachts noch lange wach liegt, weil das Mädchen ihren Zwilling so sehr vermisst, sich dabei  auch in den Schlaf weint. Kommt ihr oft die Frage auf: Was ist, wenn sie alles daran setzt ihn zu sehen. Aber Thomas gar kein Interesse hat, sie zu sehen. Jocelyn ist sich nicht sicher, ob sie gestritten hatten, als sie sich das letzte Mal gesehen haben. Doch eigentlich  glaubt sie es nicht, er hatte doch ihre Hand gehalten. Bevor sie in unterschiedliche Zimmer gesteckt wurden. Aber was ist, wenn er sie vergessen hat. Sie ruft  ihn sich immer wieder ins Gedächtnis, aber macht Thomas dies ebenfalls? Oder sind ihn andere Sachen wichtiger? Es gibt ihr, aber auch keiner eine Antwort darauf! Außer die Anmerkungen: „Das hat Thomas, aber schneller beantwortet.“ „Du hast den gleichen Lösungsweg genommen, wie dein Bruder. Höchst interessant.“ Doch so weiß sie, dass Thomas mit ihr hier ist. Nur leider nicht an ihrer Seite, was sie jeden Tag trauriger macht.  Dank ihres Spiegelbildes kann sie ihn sich wenigsten immer wieder ins Gedächtnis rufen.
 

„Guten Morgen, kleine Jocelyn. Ich hab heute eine Überraschung für dich!“ Mr. Janson ist pünktlich um sechs Uhr frühs in ihr Zimmer gekommen. Sie sitzt schon brav auf ihrem Bett und wartet auf ihn. Ihr Rhythmus ist so fest, dass sie ein leichtes Hungergefühl verspürt. „Darf ich meinen Bruder sehen?“ Sie reißt sich dabei mittlerweile zusammen, nicht zu oft nach ihm zu fragen. Drei Tage hat sie Janson nicht mehr nach Thomas gefragt. Doch es wäre schon eine große Überraschung, wenn sie ihn heute sehen dürfte. Er lächelt sie wie jeden Morgen freundlich an. Diesmal hat er kein Tablet mit ihrem Frühstück dabei, was sie doch leicht verwirrt. Er spricht zu ihr: „Nein, meine Kleine, aber es ist genauso gut. Thomas muss noch ein paar Tests machen, bevor du ihn sehen kannst. Aber du hast mein Wort, du wirst ihn wieder sehen.“ Für einen kurzen Moment huscht ein kleiner Schatten über ihr freundliches Lächeln. „Was ist denn dann die Überraschung?“ fragt sie ihn jedoch wieder lieblich. „Du darfst heute dein Frühstück zusammen mit den anderen Kindern einnehmen. Na wie findest du das?“ Sie behält das Lächeln bei, auch wenn sie keine Lust hat,  andere Kinder zu treffen. Es bringt ihr doch überhaupt nichts, wenn Thomas nicht dabei ist. Sie nickt trotzdem zustimmend den Mann vor ihr an. Jocelyn  kann ja das beste daraus machen, für Thomas und sich schon einmal neue Freunde suchen. Dann können sie gemeinsam Räuber und Gendarm spielen, sowie früher mit den Jungs aus ihrer Nachbarschaft.
 

Mr. Jahnson öffnet die Tür zum Speisesaal, so kann Jocelyn einen ersten Blick hinein werfen. Daraufhin geht sie aber einen Schritt zurück. Das Mädchen schaut ihn entgeistert an. „Kleines was hast du? Ich fand immer, dass du eher der mutige Typ bist.“ sagt Janson zu ihr, dabei geht er in die Hocke. So können sie sich beide in die Augen schauen. „Aber Sir, da sind lauter Mädchen!“ Er schmunzelt über diese Aussage. „Ja, ich weiß. Aber du bist doch auch ein Mädchen.“ Sie schaut ihn hilfesuchend an. „Kann ich nicht einfach weiter in meinen Zimmer essen?“  „Jocelyn, du sollst die Mädchen kennenlernen. Denn ab heute Abend wirst du dir mit dreien von ihnen ein Zimmer teilen.  Ab morgen werdet ihr dann alle zusammen unterrichtet. Du wirst sehen, dass wird ganz toll.“, er schaut sie liebevoll an, dabei greift der Mann  nach ihrer kleinen Hand. Sie entzieht Janson  jedoch diese. Dreht sich in die andere Richtung, um in Richtung ihres Einzelzimmers zulaufen. Was soll sie denn bitte mit Mädchen anfangen?! Die spielen alle mit ihren Püppchen, tragen alle süße Kleidchen und hab niedliche Zöpfchen. Thomas und sie fanden diese süßen Mädchen immer ätzend.  Jetzt soll sie mit ihnen zusammen leben. Jocelyn  gibt sich ganz viel Mühe, nicht anzufangen zu weinen. Doch die ersten Tränen bilden sich schon in ihren Augen. Sie hört Jansons kräftige Stimme hinter sich: „Kleine, warte! Wenn du jetzt nicht mit uns arbeitest, wirst du deinen Bruder nie mehr sehen!“ Sie bleibt blitzschnell stehen, dabei lässt die Schwarzhaarige die Worte auf sich wirken. Im gleichen Moment öffnet sich die Tür vom Speisesaal und die Mädchen kommen in Reih und Glied heraus gelaufen. Von der anderen Seite des Flurs kommen Jungen in zweier Reihen entgegen gelaufen. Janson schiebt die Kleine an die Wand, damit beide Gruppen an ihnen vorbei gehen können. Die Jungen gehen an ihrer Seite der Wand vorbei. Am Ende der Reihe läuft ein asiatischer Junge mit schwarzen Haaren, der genauso groß ist wie sie. Er schaut sie grinsend an, dann dreht er sich zu seinen Nachbarn, um ihn  irgendetwas zu zuflüstern. Der Junge mit seinen verwuschelten blonden Haaren und braunen Augen blickt kurz in ihre Richtung, doch konzentriert sich sofort wieder auf die anderen Mädchen. Er ist ein bisschen größer als sie und der asiatische Junge. Dann löst er sich aus der Reihe, dabei läuft er direkt auf ein Mädchen zu. Diese ist einen Kopf kleiner  als er, doch sie haben die gleichen braunen Augen. Sie erinnert sich daran, das Mädchen schon einmal gesehen zu haben. Als sie damals aus ihren Zimmer geflüchtet ist. Das kleine Mädchen erblickt den Jungen, dabei werden ihre großen Augen noch größer. Dann springt die Blonde ihn in seine Arme. Er drückt sie ganz fest an sich und gibt einen Kuss auf ihren Scheitel.

Sie spürt wie ein Gefühl von Eifersucht in ihr aufsteigt. Es ist ganz klar, dass die beiden Geschwister sind, dabei können sie sich hier sehen. Dann keimt auf einmal bei ihr Hoffnung auf, wenn hier so viele Jungen sind, ist bestimmt auch Thomas hier. Das Mädchen hat ihn einfach übersehen. Ihr Zwilling hat nicht auf sie  geachtet, weil er denkt, dass sie ja auf der anderen Seite bei den Mädchen sein müsste. Jocelyn reißt sich von dem Anblick der Geschwister los, die gerade von den Betreuern getrennt werden. Ihr Blick schweift zu den anderen Jungen, von dem asiatischen Jungen, an einem dunkelhäutigen Jungen, der vor dem anderen läuft vorbei, rüber zu einem Braunhaarigen. Da die Jungen sich wieder in Bewegung setzen und in Richtung Speisesaal laufen. Reißt sie sich von Janson los. Sie rennt an allen Jungen vorbei bis am Anfang der Zweierreihe, doch keiner von ihnen ist Thomas. Vor der Tür bleibt sie geknickt stehen. Tränen machen sich wieder bemerkbar. Was ist, wenn alle Lügen und ihr Bruder gar nicht hier ist. Eine Hand landet auf ihrer Schulter, sie hebt ihren Kopf und schaut in die fast schwarzen Augen des asiatischen Jungen: „Nicht weinen! Die Doofis haben deine Tränen nicht verdient, mein Freund. Nach wem su...“ „Minho, geh bitte in den Speisesaal. Lass den Jungen in Ruhe.“, sagt der Betreuer streng zu den asiatischen Jungen. „Thomas!“, sagt sie leise zu den Jungen. Dieser schüttelt den Kopf, dabei geht er durch die Tür.

Neben Jocelyn taucht Janson auf. Der Mann legt seine Hand auf ihren Kopf: „Komm meine Kleine, ich denke, ich besorge dir was zu Essen.“ „Aber ich könnte doch auch bei den Jungen essen. Dieser Minho scheint sehr nett zu sein. Ich würde eh besser zu denen passen. Die denken doch eh ich bin ein Junge!“, sie schaut ihn hoffnungsvoll an. Er lacht laut auf: „Jocelyn, du bist ein Mädchen.“ „Aber doch nur Physisch.“ Nun kann sich Janson nicht mehr halten, er lacht laut los. Dadurch öffnet sich die Tür, so das Minho heraus schaut. „Was ist denn hier los? Kann ich helfen? Kommt der neue Junge jetzt mit zu uns?“ Janson schaut skeptisch zu Minho, doch dann erhellt sich sein Blick, so als hätte er eine Idee. „Nein, der Kleine kommt später, er muss noch zu einer Untersuchung.“ Mit diesen Worten schiebt der Mann Jocelyn zurück in die andere Richtung weg vom Speisesaal. Hat er sie wirklich Kleiner und nicht Kleine genannt?
 

In ihrem Zimmer angekommen, schließt er die Tür hinter sich. Er schiebt sie auf ihr Bett, dann hockt er sich vor sie. „Janson, mir wurde doch schon Blut abgenommen! Ich hab Hunger.“, fängt Jocelyn an zu nörgeln. So langsam macht ihr Magen sich bemerkbar. Janson  verdreht die Augen, dann schaut er sie an. „Hör mir zu Kleine! Du willst nicht zu den Mädchen. Also helfe ich dir, dass du zu den Jungen kommst. Aber dafür gibt es Regeln.“ Sie schaut ihn freudestrahlend an: „Ich halte alle Regeln ein, die du mir gibst!“ Ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. „Okay. Erstens: dein Name ist Jo. Zweitens: Du darfst niemanden zeigen, dass du ein Mädchen bist. Drittens: Du erzählst mir alles, was die Erwachsenen von dir fordern oder mit dir anstellen. Bist du damit einverstanden?“ Sie lässt sich die Regeln durch den Kopf gehen, es sind nicht wirklich schwierige Regeln. Dann ist sie eben jetzt ein Junge. „Okay, ich bin dabei. Aber Thomas ist immer noch mein Zwillingsbruder?! Und ich werde ihn immer noch sehen, sobald er all seine Tests abgeschlossen hat.“ Janson verdreht mal wieder seine Augen, man könnte fast meinen, die Kleine ist besessen von ihren Bruder. „Ich gebe mein Bestes, dass du ihn wieder sehen kannst. Du hast doch schon lange mein Wort.“ Jocelyn springt in seine Arme, dabei schmiegt das kleine Mädchen sich an ihn. An seiner Brust nuschelnd sagt sie zu ihm: „Danke, Janson. Ich hab dich lieb.“ Ein liebevolles Lächeln huscht über seine Mimik, während er Jocelyn im Arm hält. „Janson, ich hab aber immer noch Hunger.“, kommt es von seiner Brust.



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