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Daiyoukai und Menschenkind

von

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Kakan – Der Blumenkranz

Endlos schien der Sommer zu sein. Seine Sonne brannte auf dem Boden, verdorrte Gras und Blumen. Und ab und zu tauchte eine Lichtung, auf die dem heißen Wind zu trotzen schien. Als ich meine Augen zum Himmel richtete, senkte sich der helle Stern bereits dem Horizont entgegen und lies lange Schatten, die manchmal grotesk anmuteten, auf die Grünfläche fallen. Bienen, Hummeln und andere Insekten sammelten eilig Nektar der Blühten ein, die sich den letzten wärmenden Strahlen entgegenstreckten. Auch wenn die Tage heiß waren, wurde es in der Nacht doch deutlich kälter. Mir machte es nichts aus, doch sorgte ich mich um das Menschenkind, das so sorglos um mich tanzte wie vom ersten Tag an. Ich bedachte sie mit einem Blick, den vermutlich nur Väter hatten, die sich Gedanken darüber machten, was dieses Kind einmal erleben würden, wären sie erwachsen. Schnaufend über diese doch sehr menschlichen Züge, die ihre Anwesenheit in mir auslösten, schloss ich die Augen und hob die Nase in den Wind, der mich umwehte und unzählige Düfte an mir vorbei trug.
 

In meinem Kopf erlebte ich die letzten Tage, in denen wir nur gewandert waren, auf der Suche nach Naraku, fanden wir doch meist nur die Spuren meines werten Bruders. Ich rümpfte jedes mal die Nase, wenn sein Gestank meine Rezeptoren erreichten und spuckte regelrecht aus.

Zweieilei Gefühle hegte ich in meiner Brust für diese halbe Portion. Auf der einen Seite war ich nicht abgeneigt ihn endlich zwischen meinen Fingern zu zerquetschen, für das was er mir angetan hatte, aber dann empfand ich Ehrfurcht und einen hauch von Stolz, denn er eiferte niemandem nach, er war einfach er und machte das, was ihm gerade in den Sinn kam. Stolz auch, weil er sich in den Jahren immer wieder gegen unsere Feinde gestellt hatte und sehr oft, als Sieger aus einem Kampf heraus ging. Mit kleinere oder größere Verluste war während dem Krieg nun mal zu rechnen.

Doch ein Verlust beutelte mein Inneres so sehr, das ich manchmal dachte, dass es mir mein schweres Herz zerreißen würde. Als ich ihr Blut roch und davon eilte, Rin und Jaken zurückließ, spürte ich wie etwas brach. In meinem langen Leben hätte ich niemals gedacht, das ich zu solchen Gefühlen überhaupt fähig gewesen wäre. Als ich Kagura dort hocken sah, wie sich das Gras unter ihr verfärbte und sie so selig gelächelt hatte. Es war traurig. Ich war traurig.

„Bist du enttäuschst, dass ich nicht Naraku bin?“, hatte sie gefragt und senkte den Kopf. „Ich wusste, das du es bist“ „Verstehe...“, hauchte sie. Ich ergriff Tensaiga und wusste doch das ich sie nicht mehr retten konnte. „Gehst du?“, meine Stimmte klang in meinen eigenen Ohren mir in diesem Augenblick selbst so fremd. „Ja.... es ist genug...“ sie seufzte und sah mich an, lächelte so selig und zufrieden, wie es man es nur konnte, wenn man absolut schmerzlos war. Meine Kehle war trocken, als ich zusah wie sich ihr Geist von ihrem Körper trennte und dieser sich auflöste. Ich sah den Blühten nach, die mit ihr in die Luft stiegen und atmete ein letztes mal ihren Geruch ein.

Inu Yashas Worte hielten mich vom gehen auf, als er mich fragte, ob sie Schmerzen hatte. Ich sah noch mal in den Himmel, ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen und antwortet ihm „Sie hat gelächelt.“
 

Wenn ich daran denke, dass sie hätte die eine sein können... Ich öffnete meine Augen und sah zu Rin, die über die Wiese hopste. Aber hatte ich mein Herz nicht schon längst an jemand anderes verloren? Ich könnte Rin niemals gerecht werden, dessen war ich mir bewusst. Aber ich könnte und kann ihr den 'Menschen' ersetzen den sie verloren hatte. Den Vater. Müde ließ ich mich auf einem kleinen Felsen nieder, sah ihr kurz zu. Sie lief ein paar Schritte, dann blieb sie stehen und pflückte Blumen, nur um mir den Rücken zuzudrehen, jedes mal wenn sie meinen Blick bemerkte. Dann sah ich nur wie sich ihre Arme bewegten und sie irgendwas im Geheimen tat. Jaken der unweit von mir entfernt saß und ihr treiben ebenfalls, argwöhnisch, beobachtete sprang auf und rannte zu ihr, als er merkte, dass sie sich mir jedes mal abwandte, fielen meine Augen auf sie. „He! Rin! Sei nicht so ungehobelt und habe Geheimnisse vor dem Meister!“, zeterte er und griff nach etwas, was sie in der Hand hielt. „Was soll das, Jaken! Du machst es noch kaputt!“, rief sie und drückte dem Gnom ihre flache Hand ins Gesicht. Manchmal fragte ich mich, wer von den beiden eigentlich das Kind war. Ich ließ die beiden machen und legte meine Hand in den Schoß und richtete den Blick wieder zum Himmel. Die Strahlen der Abendsonne kitzelten meine Nase und der Wind zog an meinen Haaren. Meine Gedanken schweiften ab zu dem Moment, als ich den leblosen Körper Rins aus dem Jenseits wieder ins Diesseits zurückgebracht hatte. Sie so zu sehen, schmerzte mir auch jetzt noch, wusste ich doch das ich sie nie wieder retten könnte. Die werte Mutter, die mir nie eine Mutter gewesen war, hatte das Kind aus reinem Selbstnutzen zurückgeholt. Vermutlich nur dafür das ich auf ewig Dankbar sein musste. Irgendwann würde sie mit ihrer Bedingung kommen und etwas von mir verlangen, das ich sicher nicht bereit war für sie einzugehen. Als Rin ihre Augen wieder aufschlug und mich sah, strahlten ihre Augen mit ihrem Mund um die Wette und die Kälte in meinem Herzen wurde wieder weiter zurückgetrieben. Doch es gab Augenblicke, in denen ich selbst ihre nähe nicht ertragen konnte. Ich sie anknurrte und ihr meine Spitzen Zähne zeigte, um sie auf Abstand zu halten. Aber was macht das dumme Kind? Sie setzte sich in eine Ecke oder hinter einen Baum, blieb in meiner Nähe, wohl wissend das ich nur einmal mit meiner Hand ausholen musste, um ihr die Kehle aufzuschlitzen. Das waren immer diese Momente, in denen mich Albträume plagten, von Erinnerungen der Jahrhunderte. Krampfhaft versuchte ich diese Nächte aus meinem Geist zu verbannen, aber jedes Mal, wenn der Schmerz in meinem Arm und der Schmerz in meiner Brust zu groß wurde, erinnerte ich mich wieder daran. Daran das ich sie einmal so heftig von mir gestoßen hatte, das sie gegen die Tür meines Zufluchtsortes prallte und sie auf der Veranda landete. Hätte ich nicht reagiert und sie am Fuß zufassen bekommen, wäre sie den Abhang hinuntergestürzt. Auf ihren zwei kleinen Füßen stehend und darauf gefasst das sie mir wütend wurde, schlangen sich nur ihre kleinen zerbrechlichen Arme um meinen schweißnassen Hals, an dem Haare klebten. Ihr kleiner Körper drückte sich gegen meine schmerzende Brust und ich spürte wie ihre Wärme jedes Übel von mir entfernte. „Ich hole etwas Wasser für Euch!“, rief sie halb laut und rannte schon los, ihre Füße ließen die losen Holzbretter die Jaken schon vor Wochen austauschen sollte, hüpfen.

In diesem flüchtigen Moment fand ich mich jedes mal zurück, war ich kurz davor meine Besinnung zu verlieren und dem Kind etwas antun zu wollen.
 

Tief atmete ich ein und ließ die Luft über meine Lippen wieder aus den Lungen herausgleiten, während sich meine Brust gegen die Enge der Rüstung bewegte. Leid und Freude, Tod und Leben drang in mich ein. Bei allen Gerüchen, einen Faden verlor ich nie, egal wo ich war. Immer bedacht diesen blumigen Ton nicht zu verlieren und damit das einzige was mich hier hielt. Meine Zeit im Jenseits, hängt mir nach. Wie eine Hand die an mir Zerrt versucht sie mich aus dieser Welt zu reisen und in sich Aufzunehmen. Jedes mal wenn ich Tensaiga ziehe, um ein Leben zu retten, habe ich das Gefühl ein Stück von mir selbst zu verlieren. Ob es Absicht war, das ich nach und nach von dieser Welt verschwinden würde? War das der Grund warum ich dieses Schwert bekommen habe, Vater?

Eine Wärme umfing mich, öffnete die Augen und sah auf die Wiese, die plötzlich in hellem Licht lag. In der Mitte stand der Inu no Taishou und bedachte mich mit seinen golden leuchtenden Augen. Er lächelte mich an und nickte mir zu. Meine Hand nach ihm streckend, ihn greifen zu wollen, nichts sehnlicheres Wünschte ich mir in diesem Moment. Bei aller Kälte, die ich ihm entgegen brachte, er war nun mal mein Vater und der kleine Junge in mir liebte diesen Mann so abgöttisch, das ich jedes Risiko eingehen würde, um ihn nur noch ein einziges mal Umarmen zu dürfen. Doch eine Hand, die mein linkes Knie tätschelte, brach den Moment der sich in meinem Geiste auflöste. Meinen Kopf senkend und die Augen öffnend, sah ich in Rins Gesicht die etwas hinter ihrem Rücken versteckte. Ich hob eine Augenbraue, während Jaken wieder einmal seine grässliche Stimme erklingen ließ „Sei nicht so unverfroren, den Meister ohne seine Erlaubnis zu berühren, du Weib!“ Er wollte Rin von mir weg zerren, doch meine Augen bedeuteten ihm sie nicht anzufassen. Demütig beugte er sich vor mir, bis er mit seinem Gesicht den Rasen küsste und um Entschuldigung flehte. Er war mir egal, soll er doch so lange Betteln wie er wollte.

Rin hob ihre freie Hand und deutete mir mich zu ihr hinunterzubeugen, was ich eher wie ein Befehl auffasste, ihm aber nachkam und mein Kopf zur ihr neigte. Sie kicherte leise.

„Ich hab etwas für Euch gebastelt, Sesshomaru-sama!“, flötete ihre Stimme. Das Kind zog ihre andere Hand hinter dem Rücken hervor und legte mir schnell etwas auf den Kopf, Röte stieg ihr auf die Wangen. Jakens Schnappatmung zufolge war es wohl etwas, was ich einem Daiyokai sicher nicht ziemte, aber mir war es egal. Als Rin sich nach vorn beugte und mir einen nassen kindlichen Kuss auf die Wange gab, war es schließlich um mich geschehen. Ich schloss die Augen und zog nur Millimeter meine Mundwinkel nach oben. Aller Schmerz war vergessen, als ich den Duft von Blumen einatmete, der mich Augenblicklich umgab. Rin lachte und hüpfte los.

„Hm...“ Meine Beine führten mich dem Kind hinterher, das von Jaken verfolgt wurde, während ich stolz meine Krone von der Wiese trug, wie es nur ein König konnte.

 



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