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Sunpō no Gādian

a distant Dream
von

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08. Kapitel || Die Shōsan Shinai ||

Akaya schweig weiterhin. Eine Tatsache, die Moe nicht unbedingt beruhigte. Eher im Gegenteil. Da half es auch nichts, dass er sie immer mehr an sich drückte.

Da ihr Kopf nun seitlich an seiner Brust haftete, konnte sie seinen Herzschlag hören. Im Gegensatz zu ihrem, war seiner vollkommen ruhig. Schon beinahe unheimlich gleichmäßig, dafür dass er gerade so einen Aufriss machte.

Ein verzweifeltes Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Vermutlich war ihm gar nicht bewusst, was er tat. Dieser Kerl würde sie doch niemals gewollt so sehr an sich drücken…. Auch wenn sie zugeben musste, dass seine Nähe sie auf eine unerklärliche Weise beruhigte.

Sie fühlte sich sicher.

 

Moe zuckte etwas zusammen, als Akaya sich plötzlich mit ihr zusammen, mehr in die Ecke der zerstörten Mauer drängte. Allerdings lenkte er dieses mal seine blutroten Augen, auf die Ihren und gab ihr zu verstehen, nun keinen Mucks zu machen.

Moe nickte und richtete ihren Kopf zur Seite. Das sollte für sie kein Problem darstellen, da sie momentan vermutlich eh keinen vernünftigen Ton von sich geben könnte.

Akaya presste sie immerhin noch stärker an sich und hatte nun sogar seine Beine, um die ihren, geschlungen. Sie wollte wirklich nicht wissen, wie all das für Außenstehende aussehen musste. Alleine der Gedanke trieb ihr die Röte ins Gesicht.

Aber am schlimmsten war, dass sie sich in dieser Situation nicht unwohl fühlte….

 

Als Moe spürte, wie Akayas Körper sich erneut anspannte, sah sie kurz zu ihm auf und folgte danach seinem Blick, mit ihrem.

Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Nun verstand sie Akayas Verhalten besser. Sie wusste zwar nicht wie, aber dort liefen zwei Gestalten, eingehüllt in lange, schwarze Mäntel. Ihre Kapuzen, tief ins Gesicht gezogen. Auf ihrem Rücken war eine umgedrehte 14 abgebildet.

Weshalb diese Zahl? Und vor allem, warum umgedreht?

 

Akaya hatte derartige Gedankengänge schon hinter sich gelassen. Er konzentrierte sich eher auf das, was diese Kerle scheinbar suchten. Denn Wächter waren sie definitiv nicht.

Er knurrte kaum hörbar.

Wie er es hasste, dass sie sich als Wächter nicht zu erkennen geben durften. Sonst hätte er diese Typen schon längst zur Rechenschaft gezogen.

Wenn Moe nicht dabei wäre, hätte er das vielleicht sogar trotzdem getan. Aber er wusste, so unvernünftig wie sie war, würde sie ihm einfach nachlaufen. Er müsste sie vermutlich anketten, damit sie da blieb, wo man es ihr sagte.

Ein Gedanke, der ihn kurz zum Schmunzeln brachte.

 

„Der eine hat etwas aus seiner Manteltasche geholt….“, murmelte Moe.

Sofort richtete Akaya seine Augen wieder auf die Kerle. Tatsache. Der eine hielt eine….eine Kette? in seiner Hand. Mit bloßem Auge konnte er es nicht genau erkennen, obwohl seine sogar sehr gut waren.

Jedoch spürte er, wie Moe etwas zusammen zuckte. Er sah zu ihr herunter und stellte fest, dass sie geschockt und verwirrt wirkte. Bevor er etwas sagen konnte, begann sie zu sprechen.

 

„Diese Kette….sie…. Ich denke, diese Leute sollten sie nicht behalten. Ich glaube, sie benutzen sie, um etwas zu finden.“, sie hielt inne und richtete ihre aufgelösten Augen auf den Älteren. „Bitte Akaya, wir müssen sie ihnen abnehmen!“

Der Angesprochene betrachtete sie perplex. Er ließ seine Augen kurz auf ihren ruhen, ehe ein Grinsen seine Lippen umspielte und er zur Seite schielte. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum hatte er das Gefühl, er würde ihr sogar die Sterne vom Himmel holen, wenn sie ihn darum bat?

 

„Gut, wie meine Prinzessin befiehlt~. Dann wollen wir mal ein bisschen Verwirrung stiften.“, schmunzelte Akaya und brachte Moe mit diesen Worten sichtlich in Verlegenheit. Jedoch beachtete er sie nicht weiter und starrte in die Richtung der Männer.

Um diese herum, stiegen plötzlich kleine, schwarze Gestalten aus dem Boden hervor. Sie waren nicht größer als Kniehöhe und ihre Augen waren kleine, weiße Kreise. Theoretisch wirkten sie eher niedlich, wie gefährlich. Es waren Wesen, die Todeswächter beschwören konnten und Geister genannt wurden.

 

„Was zur Hölle sind diese Dinger?!“, erhob sich eine männliche Stimme panisch und sein Körper begann zu zappeln, um die Geister loszuwerden, welche sich an ihn klammerten.

Sein Kamerad hingegen, blieb gelassen stehen. „Stell dich nicht so an. Die sehen doch vollkommen harmlos aus.“

 

Akaya schmunzelte, welches Sekunden später einem unheimlichen Grinsen wich. „Typischer Irrglaube~. Sie sind sehen nur so aus. Wenn ich ihnen den Befehl zum angreifen gebe, ändert sich diese Meinung meistens~.“ Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, begannen die Männer schmerzliche Geräusche von sich zu geben.

Moe blinzelte verdattert. „W – Woher wusstest du, dass das reichen würde?“

„Ganz einfach. Diese Kerle waren keine Magier und selbst wenn, nicht besonders starke. Ihre magische Kraft war kaum spürbar. Das Einzige was ich gespürt habe, war eine magische Technik, welche auf sie angewandt wurde, damit sie durch den Bannkreis kommen. Außerdem hätten sie uns sonst schon lange bemerkt.“, erklärte Akaya gelassen.

Moe hingegen war nun noch irritierter. Das alles analysierte er in der kurzen Zeit? Scheinbar war er doch nicht der große Töne spuckende, perverse Idiot, für den sie ihn hielt.

Im Gegenteil.

Er schien sogar ziemlich gut zu sein.

 

Als sie sich auf einmal auf ihren Füßen wiederfand, sah sie verwundert zu Akaya auf.

„Uh~. Vielleicht solltest du lieber noch nicht da hinsehen. Meine Geister haben eine ziemliche Sauerei hinterlassen. Warte.“ Mit diesen Worten, drehte er Moe in die entgegengesetzte Richtung der ‚Sauerei‘ und ging selbst zu dieser.

Die junge Frau hörte es danach poltern und wie Sand aufgewirbelt wurde. Nach ein paar Minuten, stand Akaya plötzlich wieder neben ihr, weshalb sie zusammen zuckte. Sie wollte sich gerade bei ihm beschweren, als er den Anhänger einer Kette, vor ihrem Gesicht baumeln ließ und sie schlagartig inne hielt.

 

Der Anhänger war an einem schwarzen, dünnen Band befestigt. Er bestand aus zwei Silbersträngen, welche eine Herzform bildeten. In dessen Mitte, befand sich ein roter Stein.

„Wenn noch etwas Blut dran ist, gib bitte meinen Geistern die Schuld. Ich kann dieses mal nichts dafür~.“, schmunzelte Akaya und legte ihr behutsam die Kette in die Hand.

Moe hob belustigt eine Augenbraue „Dieses Mal?“ Ein leichtes Lachen trat über ihre Lippen. Sie betrachtete noch einmal die Kette und lächelte Akaya danach glücklich an. „Danke.“

 

Sie wollte die Kette gerade verstauen, als ihr etwas auffiel und sie wieder zu dem Älteren aufsah. „Sag mal….wann war eigentlich die Rede davon, diese Männer zu töten? Du kannst doch nicht einfach irgendwelche Leute -.“ Moe wurde unterbrochen, weil Akaya ihr nun noch etwas vor die Nase hielt.

„Es tut mir ja leid dich enttäuschen zu müssen, Prinzessin~. Aber diese Kerle hatten definitiv Dreck am stecken. Scheinbar haben sie, ohne das sie oder wir es wussten, doch nach uns gesucht.“, während er sprach, zog er den Anhänger seiner Kette, unter seinem Shirt hervor.

Es war der silberne Rosenkranz, mit der roten Rose in der Kreuzmitte. Genau dieser, war auf dem kleinen Zettel abgebildet, welchen Akaya Moe vorhielt.

 

Sie musste sich eingestehen, dass er wohl recht hatte. Aber was wollten diese Kerle mit den beiden Ketten? Andererseits ließen ihre Mäntel vermuten, dass sie zu einer größeren Gruppe gehören mussten.

„Vielleicht sollten wir unsere Väter fragen? Die wissen da bestimmt mehr, denke ich….“, murmelte Moe. Sie wusste nicht weshalb, aber es löste ein merkwürdiges Gefühl in ihr aus, diese beiden Ketten zusammen zu sehen.

„Vermutlich hast du recht. Eventuell spuckt mein Alter dann ja auch endlich mal etwas von seinen Geheimnissen aus.“, meinte Akaya, griff unverfroren nach Moes freier Hand und zog sie mit sich. „Also, Tempo! Immerhin muss ich mich wegen dieses Idioten jetzt umziehen. Mein schöner Yukata hat nun überall Blut kleben….. Wenn meine Mutter das sieht, bringt sie mich vermutlich um….“

 

Moe stolperte ihm hinterher, weil er sie so plötzlich mit sich zog. „H – Hey! Ich kann alleine laufen!“

„Das sehe ich. Du bist gerade fast umgefallen~.“

„Weil du mich auf einmal mitgezogen hast!“

„Ich weis nicht, wovon du da sprichst~.“

„….Ich geb´s auf. Gerade habe ich keine Lust auf solch eine Diskussion….“

 

Ein paar Meter weiter, auf einem halb zerstörten Turm stehend, beobachtete jemand die Streithähne belustigt.

„Sie haben sich wirklich kein bisschen verändert. Ich weis schon, was ich Mama und Papa im ersten Brief schreiben werde.“, schmunzelte das Mädchen amüsiert.... Wäre da nicht diese plötzliche Aura neben ihr, die nicht nur das Schmunzeln verschwinden, sondern sie auch heftig zusammenfahren ließ.

 

Vermutlich wäre sie schon lange geflüchtet, würde ihr diese Aura nicht so bekannt vorkommen. Schon beinahe vertraut.

Sie lenkte ihre azurblauen Augen vorsichtig zur Seite und blickte somit zu zwei Grasgrünen auf, die ihr herzlich entgegen lächelten.

„Lange nicht gesehen, Luchia.“

Die Angesprochene erwiderte das Lächeln verzweifelt. „Ja, ist ein bisschen her. Schön, dich so putzmunter zu sehen, Ren.“

Der Ausdruck des Älteren wurde verunglückt und er kratzte sich am Hinterkopf „Naja, mein verdienst ist das sicher nicht~.“

 

Luchia musterte ihn fragend. Dabei bemerkte sie den Ring an seinem linken Ringfinger. Sie seufzte lächelnd und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf sein Gesicht.

„Aya hat wohl hervorragende Arbeit geleistet. Irgendwie tut sie mir etwas leid, mit so einem Chaoten wie dir.“

Ren blinzelte verdutzt „Woher weist du, dass ich mit Aya verheiratet bin?“ Nach seiner Frage, spürte er, wie ein Finger sich in seine Brust bohrte und zwei durchdringende, azurblaue Augen zu ihm aufblickten.

„Ganz einfach. Du würdest niemals eine andere Frau heiraten. Das habe ich damals erkannt, nachdem wir die Erinnerungen ihrer Seele, an eure Vergangenheit sahen. Es freut mich, dass sie wiedergeboren wurde. Besonders für dich.“

 

„Luchia, ich -.“, begann Ren, wurde aber unterbrochen.

Die Jüngere zog ihren Finger zurück und lächelte ihm entgegen.

„Ist schon okay, Ren. Ich freue mich wirklich von Herzen für euch. Meine Gefühle für dich, gehören wie mein altes Leben, meiner Vergangenheit an. Schließlich gefällt mir mein neues Leben bis jetzt wirklich gut. Ich liebe meine Eltern und meinen kleinen Bruder über alles. Etwas besseres hätte ich mir nicht wünschen können.“, sie hielt inne und blickte dem dämmernden Horizont entgegen.

„Außerdem gibt es da jemanden, bei dem ich mich entschuldigen muss. Irgendwie. Irgendwann.“

 

„Du sprichst von Hakai, oder?“, lächelte Ren ruhig. Worte, die Luchia sofort erröten ließen.

Sie schielte ertappt zu ihm auf „Woher bitte weist du davon?“

„Weil mein jüngerer Sohn mir davon erzählt hat.“

Stille.

Luchia wurde ungesund blass. Moment. Sohn? Sollte das etwas bedeuten…. „Willst du damit sagen, Hakai wurde als dein Sohn und jüngerer Bruder von Akaya ebenfalls wiedergeboren?“

„Genau.“

„Und er erinnert sich an alles?“

„Ja.“

„An wirklich komplett alles?“

„Auf jeden Fall.“

 

Luchia betrachtete Ren verwirrt. Er schien immer noch die Ruhe in Person zu sein. Sie schüttelte ihren Kopf etwas, um klare Gedanken fassen zu können.

„Dann weist du also, was damals passiert ist?“

Rens Blick wurde betroffen. Ja. Das wusste er.

Sein Schweigen, nahm die Jüngere als Zustimmung.

Ihr Ausdruck wurde traurig und verzweifelt.

„Als ich damals zurück blieb, um euch den Rücken frei zu halten und mich den Feinden alleine zu stellen, kam Hakai zurück. Er sprang gerade noch rechtzeitig zwischen mich und die Explosion, die alles im Umkreis zerstörte, aber auch die Feinde auslöschte…. Er lächelte mich einfach nur an und sagte, dass er mich nicht alleine sterben lassen wollte. Er ist völlig umsonst gestorben! Sein Tod war zu diesem Zeitpunkt völlig nutzlos….“

 

„War er nicht.“

Luchias Augen weiteten sich etwas und Ren fuhr fort.

„Er hat damals allen die er liebte, leid zugefügt. Deshalb wollte er wenigstens zum Schluss bei der Person sein, die er am meisten liebte. Egal wie aussichtslos diese Rettung war. Soweit ich weis, gestand er dir kurz vor dem großen Kampf seine Gefühle? Und er sagte noch irgendetwas von einem Versprechen das ihr euch gabt, kurz bevor ihr….“, den Rest wollte Ren sich lieber sparen.

Luchia hingegen, konnte erneut einen Rotschimmer nicht verbergen. „D – Das mit dem Versprechen muss er sich eingebildet haben! Ich kann mich nicht daran erinnern!“

 

Ren lächelte ruhig und tätschelte den Kopf der Jüngeren. Oh~ und wie sie das konnte. Man sah es ihr förmlich an der Nasenspitze an.

Luchia verschränkte grummelnd ihre Arme vor ihrer Brust „Behandle mich nicht wie ein kleines Kind….“

„Aber du bist doch fast noch ein Kind~.“

„Ich werde nächsten Monat sechzehn, klar!?“

„Ja, sage ich doch. Fast noch ein Kind, welches auf dem Weg zu einer jungen Frau ist~.“

„…..Derartiges Gerede konnte ich damals schon nicht leiden…..“

 

~~

 

Alle, die momentan in dem Haus der Ikimasu lebten, sahen verdutzt zu Ren und dem Neuankömmling auf – da sie gerade gemeinsam um den flachen Tisch im Wohnzimmer saßen.

 

Luchia lächelte ihnen verzweifelt entgegen, da Hideki und Itoe so überrascht wirkten. Sie verbeugte sich höflich.

Kazé Luchia, Traumwächterin. Freut mich, euch kennen zu lernen.“

Nachdem sie ihren Namen aussprach, spürte sie noch mehr, deutlich überraschte Blicke auf sich. Sie richtete sich auf und lächelte erneut.

„Ganz richtig. Kazé Momoko und Naoki sind meine Eltern.“

Anschließend erzählte sie den Anwesenden, was damals mit ihren Eltern passierte. Ließ aber ein paar Kleinigkeiten aus. Immerhin waren Moe und Akaya anwesend.

 

….

 

„Es ist schön zu wissen, dass es ihnen gut geht. Würdest du deinen Eltern einen Brief von mir mitschicken, sobald du ihnen schreibst?“, wollte Hideki wissen.

Luchia nickte „Natürlich. Darüber freuen sie sich bestimmt.“

Akaya seufzte gelangweilt „Schön, da wir das nun geklärt haben, könnten wir wieder auf diese komischen Typen zu sprechen kommen?“

Sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet.

Moe legte die Kette in die Mitte des Tisches. „Wir erzählten ja vorhin schon, bevor Ren und Luchia ankamen, dass diese Männer, mit Hilfe dieser Kette, scheinbar nach der von Akaya suchen wollten. Auf ihren schwarzen Mänteln, stand eine umgedrehte 14.“

 

„Diese Leute nennen sich Shōsan Shinai. Sie beten die Dimension des Nichts an. Meine Eltern verfolgen schon länger ihre Spuren und auch auf meiner Reise hier her sind sie mir öfter über den Weg gelaufen. Obwohl sie mich vermutlich verfolgt haben.“, erklärte Luchia ruhig und betrachtete die Kette. „Diese Kette gehörte der damals verstorbenen Lebenswächterin. Soweit ich das mitbekommen habe, sollen sie und der Todeswächter ihre Ketten zu Schlüsseln gemacht haben. Man braucht vermutlich beide Ketten, um ein Siegel zu lösen. Aber viel mehr weis ich auch nicht.“ Mit diesen Worten, richtete sie ihre Augen auf Ren, welcher neben ihr saß.

 

„Stimmt. Etwas ähnliches deutete unser Todeswächter damals an. Er meinte zu mir, dass wir gut auf diese Ketten achten sollten. Aber mehr sagte er nicht…..typisch eben.“, kratzte Hideki sich am Hinterkopf und seufzte lächelnd. „Allerdings….habe ich das durch all die Geschehnisse damals vollkommen vergessen.“, fügte er noch hinzu.

Itoe ließ ihre himmelblauen Augen auf der Kette ruhen. „Soll das heißen, dass die Beiden damals nicht nur bei der Versiegelung geholfen, sondern auch noch ihre Ketten zu Schlüsseln dessen gemacht haben?“ Sie sah fragend in die Runde.

 

Aya betrachtete schweigend die Tischmitte, ehe sie sich entschied doch etwas zu sagen. „Möglich wäre es. Das Siegel wird zwar deutlich schwächer, sowie auch der Schutzwall um der Erde - aber hätten die Beiden das damals nicht getan, wer weis, ob das Siegel des Nichts dann nicht schon lange gebrochen wäre? Immerhin wird dessen Kraft erst vollkommen zurückkehren, wenn die Schlüssel das Siegel brechen.“

„Bedeutet also, dass wir diese Ketten nicht aus den Augen lassen dürfen.“, brachte Akaya es auf den Punkt.

Moe griff nach dem Halsschmuck auf dem Tisch, nahm ihn an sich und musterte den Anhänger in ihrer Handfläche. „Wenn die Kette meiner Vorgängerin gehörte, werde ich auf sie aufpassen. Ich habe das Gefühl, dass sie ihr viel bedeutet hat.“

 

Akaya sah aus dem Augenwinkel zu ihr. Er verengte seine Augen etwas. Warum kam er bloß nicht dahinter, weshalb sie so viele verschiedene Gefühle in ihm auslöste?

Er kannte sie erst seit geraumer Zeit, hatte aber das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Zu Anfang dachte er, er bildete sich das ein. Aber nein. Er kannte ihre Reaktionen Teils, bevor sie sie ausführte. Wusste was sie mochte und was nicht. Sogar von ihrer Höhenangst wusste er, bevor sie es ihm letztens erzählte. Natürlich ließ er sich all das nicht anmerken. Dennoch war es merkwürdig….

Und verflucht noch einmal, warum fühlte er sich dieser Lebenswächterin so verbunden!? Er hasste es, sie unglücklich zu sehen, aber aus welchem Grund? Solche Gefühle durchströmten einen doch nicht bei einer Person, die man gerade mal ein paar Tage kannte.

 

„Mach ein Foto, davon hast du länger etwas.“, ertönte leise Makotos Stimme neben Akaya, welcher seinen Blick auf den Älteren richtete.

„Warum sollte ich das wollen?“

„Weil du meine Schwester die ganze Zeit anstarrst. Wenn du auf diese Weise Interesse an ihr hast, muss ich dich wohl auf meines Feindesliste schreiben, hm?“

„….Wie kommst du bitte darauf? Ich hege für Moe keinerlei derartige Gefühle. Solche eigenwilligen Mädels sind glaube ich nicht mein Fall. Eher die, die auch mal auf das hören, was man sagt.“

Makoto lachte etwas. Das verwirrte wiederum seinen Nebenmann.

„Sie ist eine Kämpfernatur, das stimmt. Vielleicht lässt sie sich auch nicht alles gefallen und ignoriert manchmal was man ihr sagt. Aber wenn du nur diese Seiten an ihr zu kennen meinst, beobachtest du sie wohl doch weniger, wie ich annahm.“ Nachdem er das sagte, schob er sich von dem Tisch weg, stand auf und verließ das Zimmer.

 

Akaya sah ihm stumm nach.

Das war doch zum Mäuse melken.

Selbst dieser Kerl kaufte ihm das nicht ab. Wie sollte er sich seine Aussagen dann selbst abkaufen? Zumal dieses Mädel in letzter Zeit andauernd in seinen Gedanken herumschwirrte…. Ob sie eigentlich wusste, was sie ihm antat? Vermutlich nicht. War sicher auch besser so.

 

Wenig später betrat Makoto erneut den Raum, zog die Schiebetür hinter sich zu, ging zu Luchia und kniete sich neben sie. Anschließend legte er ihr Zettel und Stift auf den Tisch.

„Würdest du mir dort alles aufschreiben, was du über diese Shōsan Shinai weist? Ich würde sie gerne, zusammen mit meinen Leuten, genauer unter die Lupe nehmen.“

Luchia nickte „Sicher.“ Sie nahm den Stift und begann zu schreiben.

Nach einiger Zeit beendete sie ihren letzten Satz und legte den Stift bei Seite. Sie überflog kurz was sie geschrieben hatte. „Das sollte alles sein. Ich werde meine Eltern fragen, ob sie dir mit ihrem Antwortbrief auch ein paar Informationen zukommen lassen können.“

Makoto nickte und nahm den Zettel an sich „Das wäre super, danke. Ich werde derweil meinen Leuten diese Infos geben und bitten, ein Auge darauf zu haben.“ Er erhob sich und verschwand erneut durch die Tür.

 

Luchia sah ihm fragend nach. „Was genau, macht Makoto eigentlich?“ Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Tischrunde.

Hideki ließ sich etwas nach hinten sinken und stützte sich auf seinen rechten Arm. Ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Er ist der Kopf einer Sondereinheit, die er selbst gegründet hat. Die Gruppe besteht aus sieben Mitgliedern, welche alle Top ausgebildet sind. Sie kümmern sich um besonders schwer zu kriegende dunkle Gruppen. Außer ihnen, weis niemand wer zu der Gruppe gehört. Meist wissen ihre Familien nur, dass sie dazu gehören, aber nicht, wer ihre Kameraden sind. Makoto wollte das so.“

 

„Du bist wohl nicht besonders gut darin, Geheimnisse für dich zu behalten, wenn du uns das einfach erzählst?“, grinste Akaya.

Hideki blickte zu ihm „Euer Geheimnis ist viel schlimmer, meinst du nicht? Außerdem denke ich, ihr als Wächter, solltet von ihnen wissen. Wissen, dass es Menschen und andere Wesen gibt, die euch unterstützen. Makoto wollte nämlich von Anfang an nur Leute in seiner Sondereinheit, die zu den Wächtern stehen.“ Er hielt inne und betrachtete die Tischmitte. „Zumal das, was Luchia sagte, nicht besonders positiv klingt. Wenn es wirklich Leute gibt, die das Nichts anbeten, kommt sicher ein großes Problem auf uns zu. Sie werden vermutlich alles tun, um diese Dimension zu entsiegeln. Momentan wären die Dimensionen aber noch nicht stark genug, dem stand zu halten. Schließlich wissen wir nicht, wie viele Wächter – außer euch – wieder existieren. Doch ohne Wächter, ist auch der Schutz der entsprechenden Dimension nicht gewährleistet. Dementsprechend wäre die Erde und somit der Lichtkern in Gefahr – was wiederum alles Leben gefährdet.“

 

Pff~.“, trat es über Akayas Lippen, weshalb alle zu ihm sahen. Ohne etwas zu sagen erhob er sich und blickte, durch die Glastür, in die Dunkelheit nach draußen.

„Ich werde den Fehler meines Vorgängers nicht wiederholen. Ich bin schließlich der Tod und werde nicht sterben, bevor das Nichts endgültig ausgelöscht ist.“ Er verengte seine Augen und verstummte. Spürte aber deutlich, wie alle Blicke auf ihm ruhten. Er schloss seine Augen kurz, stemmte eine Hand an die Hüfte und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Anwesenden.

„Ich weis nicht, warum die Wächter damals so entschieden haben. Werde es vermutlich auch niemals erfahren, weil gewisse Menschen explizit darauf achten, dass ich nicht zu viel erfahre~. Aber ich werde mich nicht einfach töten lassen und dem Nichts den gar ausmachen. Um jeden Preis.“ Nachdem er das sagte, setzte er seinen Weg einfach fort. Verkündend, dass er nun schlafen ginge.

 

Die Gruppe sah ihm schweigend nach. Es war eine bedrückende Stimmung. Jedem ging vermutlich der selbe Gedanke durch den Kopf.

Verkündete Akaya gerade, dass er das Nichts auslöschen wolle, egal was es kostete? Auch, wenn es das Leben derer betraf, die ihm nahe standen?

 

Aya schielte besorgt zu Ren auf, welcher immer noch in die Richtung blickte, in der ihr Sohn verschwand. Sie spürte, dass ihn diese Tatsache nicht kalt ließ.

Gerade als sie Luft holte, um etwas zu sagen, wurde sie schon wieder unterbrochen.

 

„Ich glaube ihm das nicht. Ich denke, er will zwar wirklich nicht zulassen, dass sich all das noch einmal wiederholt, aber nicht um jeden Preis. Er sorgt sich um seine Mitmenschen – auch, wenn ich kaum etwas von ihm weis, da er dazu neigt, sich zu verstellen. Aber das weis ich.“, erhob Moe ihre Stimme und lenkte ihre Augen auf die Kette in ihrer Hand. Schließlich hatte sie es schon am eigenen Leib erfahren.

Ein Gedanke, der ihr ungewollt die Röte ins Gesicht trieb.

 

„Sie hat recht. Machen wir uns weniger sorgen um diesen Trottel und denken lieber darüber nach, wie wir in Zukunft fortfahren wollen.“, meinte Luchia.

Hideki lachte etwas „Dem stimme ich zu. Widmen wir uns lieber den wichtigen Dingen~.“

„Denkt ihr nicht, dass das etwas gemein ist?“, lächelte Itoe belustigt.

„Nicht im geringsten.“, meinten die Angesprochenen zeitgleich, was nun sie zum lachen brachte.

„Schön, dass ihr euch einig seid.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  luna4604
2019-02-16T20:07:45+00:00 16.02.2019 21:07
Die Geschichte zwischen Luchia und Hakai hört sich wirklich interessant an. Ich hoffe, dass man später davon mehr erfahren wird. Außerdem finde ich Luchia wirklich interessant, nur weiß ich noch nicht wie ihr Charakter so ist. Aber dass wird man bestimmt im den nächsten Kapiteln heraus finden.

Die Geister von Akaya hören sich wirklich süß an. Komisch dass er so süße Geister hat, sich dann aber über den Namen seines Dorfes beschwert XD.

Und ja Akaya und Moe sind ja mal wieder mega süß (^o^).

LG Luna
Antwort von:  Jayle
16.02.2019 21:14
Luchia wirst du auf jeden Fall in den nächsten Kapiteln kennen lernen 😁 Sie gehört schließlich auch fest zum Inventar der Charaktere ;)

Jetzt wo du es sagst.....du hast recht x'D
Andererseits findet er diese Tatsache bei seinen Geistern sicher praktisch, weil sie eben so harmlos aussehen >;3
Von:  Kuri-muff
2018-12-12T21:40:19+00:00 12.12.2018 22:40
Also doch die Bösen~
Und danach Luchia XP
Aber zum Glück nur kleine Fische, die durch die Geister schnell ausgeschaltet wurden ;)
Ich mag Akayas putzige, aber tödliche kleine Geister -^^-
Irgendwie ist es ganz lustig, dass ich sie mir damals im RPG so richtig grüselig vorgestellt habe und sie dann jetzt eher knuffig sind (obwohl es da ja auch verschiedene Arten gibt wenn ich mich richtig an das Bild erinnere?) XD

Gibt es vielleicht irgendwann einmal eine Rückblende zwischen dem was da zwischen Luchia und Hakai war? Das würde mich echt interessieren. Die Story klingt spannend und romantisch <3

Schön wie gut Moe und Akaya sich schon kennen...ohne sich zu kennen...das muss wirklich verwirrend für die beiden Süßen sien ;)
Antwort von:  Jayle
14.12.2018 16:02
Ganz genau~ °w°
....Jup |D Also hattest du mit beidem recht ;9

Freut mich, dass du seine Geister magst xD Ich habe sie mir irgendwie
schon immer so vorgestellt xDD
Ja, es gibt tatsächlich mehrere Arten ;9 Aber das dauert noch, bis die in
Erscheinung treten ^.^

Allerdings~. Es wird so einige Rückblenden geben :3 Sind ja prinzipiell auch wichtig
für die Geschichte x'D
Ich seh schon, da habe ich den richtigen Nerv getroffen x'3

Oh ja, das denke ich auch. Ich fände das selbst auch sehr verwirrend....´´´
Jemanden zu kennen, obwohl man ihn nicht kennt, aber doch kennt, ohne ihn zu kennen °.°´´´´ xD


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