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Sunpō no Gādian

a distant Dream
von

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47. Kapitel

Eine Woche hielten die Wächter sich nun schon in dem Fischerdorf auf.

Ren verhedderte sich in dieser Zeit eindeutig zu viel in den Fischernetzen. Das ging soweit, dass die Fischer ihm Fischerboot – Verbot erteilten. Er durfte jetzt nur noch die gefangenen Fische von A nach B schleppen.

 

Aya half Hochiko im Haushalt wo sie konnte. Schließlich wollten sie nicht für Lau bei dem Fischerpaar leben.

 

Moe kümmerte sich zusammen mit Natsuki um den Garten. Zweitere hatte in der Zeit, in der sie dort lebte, einen großen Kräutergarten angelegt. Zudem besaß sie schon eine Art Stammkundschaft, die immer zu ihr kam, wenn sie bestimmte Beschwerden hatten. Der Dorfarzt meinte schon belustigt, dass sie ihm noch seine Patienten streitig machte. Diese Aussage tat Natsuki jedoch lediglich mit einem Lächeln ab.

 

Suzu kümmerte sich um die Tiere der Bewohner. Chigo fühlte sich ebenfalls pudelwohl in diesem Dorf. Das Gras war saftig und er durfte sich frei bewegen.

Sei hingegen hielt sich vorwiegend in dem Nebenhaus des Fischerehepaares auf. Er wollte so wenig wie möglich mit diesen Menschen zu tun haben.

 

Akaya, Kuro und Arata halfen an dem kleinen Hafen des Dorfes aus. Sie packten immer mit an, wenn ihre Hilfe benötigt wurde. Und das war tatsächlich sehr oft der Fall.

Natürlich entging Akaya dabei nicht, dass Kuro nicht besonders gut auf Arata zu sprechen war. Allerdings konnte er sich schon denken, woher diese Abneigung kam.

Akaya seufzte, ehe er aus dem Augenwinkel zu Arata sah, der gerade dabei half, eine große Holzkiste zu schleppen. Der Todeswächter gab es ungern zu, aber dieser Kerl schien viele seiner eigenen schlechten Eigenschaften übernommen zu haben. Und dazu noch Moes unfassbarer Dickschädel, kombiniert mit seinem Sturkopf… Nicht unbedingt die beste Kombination.

 

„Ey, Todeswächter. Starr nicht in der Gegend herum, sondern pack mit an!“

Akaya schmunzelte. „Ich komme ja schon, wenn meine Anwesenheit so sehr verlangt wird~.“

Der Mann lachte „Bilde dir mal nicht zu viel auf dich ein!“

Ja, die Wächter waren überrascht, als sie hörten, dass das gesamte Dorf hinter ihnen stand. Alle Bewohner bauten es damals zusammen auf. Es war absichtlich so weit von anderen Städten und Dörfern entfernt. Denn dort lebten nur Menschen, die zu den Wächtern standen. Es aber niemals heraus posaunten, damit ihr Dorf nicht von Widersachern angegriffen wurde. Die Fischerei benutzen sie dazu, um immer auf dem aktuellen Stand der Geschehnisse und Gerüchte zu sein.

Moe bekam sogar die Erlaubnis, ihren Bruder von diesem Dorf in Kenntnis zu setzen.

 
 

……

[LEFT] [/LEFT]

[LEFT]Arata saß gegen späten Nachmittag auf einer kleinen Lichtung, von der ein Abhang hinunter zum Meer führte. Er verweilte auf dem Rasen, während ihm eine leichte Brise um die Ohren wehte. Er war noch teils verschmutzt von der harten Arbeit am Hafen. Seine gesamte Kleidung war verdreckt und an einer Stelle sogar leicht eingerissen, weil er an einer der Holzkisten hängen blieb.[/LEFT]

[LEFT] [/LEFT]

[LEFT]Er lehnte sich etwas nach hinten und stützte sich auf beiden Händen ab. Seinen Blick, starr auf die glitzernde Wasseroberfläche gerichtet. Er verengte seine blutroten Augen etwas. In den letzten Tagen war er häufiger hier, um nachzudenken. Zumindest redete er sich das selbst ein. Vermutlich wollte er einfach so wenig wie möglich in ihrer Nähe sein. Außerdem erinnerte ihn dieser Ort an jenen Tag.[/LEFT]

[LEFT]Den Tag, an dem sie starb.[/LEFT]

Er presste seinen Kiefer zusammen und richtete sich etwas auf. Eine Hand stemmte er neben seinen Körper, die Andere ließ er locker über sein Bein hängen.

 

Arata sah verwirrt zur Seite, als er dort plötzlich jemanden wahrnahm.

Natsuki lächelte ihm entgegen und setzte sich einfach neben ihn. Er folgte ihr dabei mit seinem Blick. Sie hingegen ließ ihre Aufmerksamkeit auf dem Meer ruhen.

„Hier hältst du dich also die letzten Tage immer auf, wenn Akaya und Kuro schon lange wieder zu Hause sind.“

„Möglich.“, entgegnete er knapp und sah zum Horizont. „Was geht es dich an?“ Als er Natsuki etwas lachen hörte, blickte er aus dem Augenwinkel zu ihr. In dem Moment erwiderte sie seinen Seitenblick.

„Ich frage mich lediglich, was du gegen mich hast?“

 

Arata richtete seine Aufmerksamkeit nun vollstens auf die Gleichaltrige.

Natsuki schmunzelte „Na, ist doch offensichtlich. Du kommst immer erst dann nach Hause, wenn ich mich in meinem Zimmer befinde. Wenn du mich siehst, gehst du mir sofort aus dem Weg.“ Sie sah erneut zum Meer „Aber gefunden habe ich dich hier nur durch Zufall. Ich komme immer her, um nachzudenken. Ich habe das Gefühl, mit solch einem Ort eine schreckliche Erinnerung zu verbinden. Was vermutlich mit meinem Sturz zusammen hängt. Aber nah heran getraut, habe ich mich an den Abhang noch nie.“ Sie seufzte lächelnd „Meine Höhenangst hätte ich echt lieber vergessen, als all die anderen Dinge.“

 

Arata hörte ihr schweigend zu, ehe auch er wieder zum Wasser blickte. Warum erzählte sie ihm all das überhaupt? „Vielleicht ist es ja besser, dass du alles vergessen hast? Hast du dich nie gefragt, ob das Schicksal das nicht eventuell so wollte?“

„Selbst wenn. Erinnerungen machen uns zu dem, was wir sind. Mir gefällt es nicht, dass Moe mir Dinge über mich erzählen muss. Wenn sie Megumi erwähnt, habe ich das Gefühl einen Nagel ins Herz gebohrt zu bekommen, weis aber nicht weshalb. Doch das schlimmste Gefühl ist, dass es mir vorkommt, als würde man mir etwas verheimlichen.“ Sie hielt inne und legte sachte eine Hand auf ihren Bauch. „Zum Beispiel, wurde noch mit keinem Wort der mögliche Vater des Kindes erwähnt.“

 

Natsuki richtete ihre dunkelblauen Augen auf Arata, welcher starr geradeaus blickte. Ein verzweifeltes Schmunzeln umspielte ihre Lippen. Anschließend strich sie behutsam über eine Stelle ihres runden Bauches. „Kein Grund, mich so sehr zu treten.“ Sie betrachtete die getretene Stelle und horchte auf, als Arata zu ihr sprach, aber weiterhin aufs Meer sah.

„Findest du es nicht befremdlich ein Kind in dir zu tragen, von dem du nicht einmal weist, von wem es ist? Kannst du dieses Kind überhaupt lieben?“ Als Arata keine Antwort erhielt, beschloss er, doch zu Natsuki zu sehen. Jene blinzelte ihm verdutzt entgegen.

„Warum sollte ich das nicht können? Immerhin steht hundert prozentig fest, dass es mein Kind ist, oder? Alles andere ist für mich unwichtig.“

„Findest du es nicht trotzdem merkwürdig? Mir würde es so gehen.“

„Natürlich, anfangs war es total komisch, dass ich schwanger war und nicht wusste weshalb und von wem. Aber ich bin davon überzeugt, dass er nicht grundlos entstanden ist. Denn obwohl ich keine Erinnerungen besitze, weis ich doch eines. Ich würde niemals einfach so mit jemandem schlafen.“

 

Natsukis Blick wurde fragend, da sie kurz dachte einen merkwürdigen Schimmer in Aratas blutroten Augen gesehen zu haben. Sie wollte nachfragen, kam aber nicht dazu.

„Hier steckst du also~.“, Kuro stoppte schräg hinter Natsuki, woraufhin sie zu ihm aufsah und lächelte.

„Ja, gut erkannt.“

Die orangegelben Augen des Gleichaltrigen verengten sich etwas, ehe er zu Arata sah und letztlich wieder zu ihr zurück. „Wir sollten nach Hause gehen. Du musst dich ausruhen. Moe hat mir erzählt, dass du heute wieder viel zu viel geackert hast.“

Natsuki hob belustigt eine Augenbraue „Ich denke, ich kann noch ganz gut einschätzen, was gut für mich ist und was nicht.“

Kuro schloss seine Augen „Das bezweifle ich auch gar nicht. Aber die Brise hier wird Nachts ziemlich kühl. Du darfst dich nicht erkälten.“

Die junge Frau lachte heißer „Gut, du hast gewonnen.“ Sie ließ sich von ihm aufhelfen, woraufhin er behutsam einen Arm um ihre Taille legte.

 

Kuro sah aus dem Augenwinkel zu Arata, da er dessen stechenden Blick auf sich spürte. Daraufhin zog er Natsuki nur noch enger an sich „Wir gehen.“

„In Ordnung, Arata willst du nicht auch...“

„Nein, ich bleibe noch.“, lenkte der Angesprochene ein und widmete sich wieder dem Meer vor sich.

Kuro lächelte herablassend „Lassen wir diesen Einzelgänger. Wer nicht will, der hat schon.“ Nach diesen Worten, bemerkte er Natsukis mürrischen Blick.

„Was genau hast du eigentlich gegen Arata? Er hat dir nichts getan. Du bist doch sonst nicht so.“

Der Angesprochene blinzelte verwundert „Eh…. Das mag sein, aber auch mir muss nicht jede Nase passen. Manchmal mag man gewisse Menschen eben nicht.“

„Das klingt jetzt aber sehr nach einer Ausrede.“, hob Natsuki skeptisch ihre Augenbraue.

Kuro wich ihrem Blick aus. Gerade war ihre Menschenkenntnis alles andere als vorteilhaft. Nun wurde es ihm wohl zum Verhängnis, dass er so einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte und sich sonst immer mit jedem verstand, egal wie derjenige drauf war. Er seufzte. Vermutlich würde er sich sogar mit Arata verstehen…..doch in diesem Fall hatte all das Gründe, die sie nicht verstehen konnte.

 

„Nun komm.“, er griff nach ihrer Hand und zog sie hinter sich her – allerdings entzog Natsuki ihm diese und verschränkte verärgert ihre Arme vor ihrer Brust.

Nein.“

„Wie nein? Hast du vergessen, was ich eben sagte? Natsuki du...“

„Gib mir deine Jacke, los.“, sie streckte ihm auffordernd ihre Hand entgegen.

Kuro dachte, er hörte und sah nicht richtig. Was er allerdings bemerkte, war das amüsierte Schmunzeln? auf Aratas Lippen. Er hielt inne. Zum ersten mal sah er diesen Kerl schmunzeln…. Er ließ seine Augen zu Natsuki schweifen, welche ihm weiterhin ihre Hand entgegen streckte.

Er seufzte lächelnd „Also gut. Aber geh nicht zu dicht an den Abhang.“ Er zog seine Jacke aus und legte sie Natsuki über ihre Schultern.

Sie lächelte ihm dankbar entgegen.

„Werde ich nicht. Allein schon wegen meiner Höhenangst, weist du doch.“

Kuro nickte und sah zu Arata. „Bring sie gefälligst später nach Hause.“, meinte er harsch, strich Natsuki noch einmal liebevoll über die Wange und setzte sich dann in Bewegung. Es gefiel ihm nicht, aber eventuell war Arata einer der Wenigen, die ihr helfen konnten. Obwohl er nicht so wirkte, als wolle er das.

 

Arata bemerkte etwas im Augenwinkel, weshalb er zur Seite blickte. Er wirkte kurz überrascht, da Natsuki ihm ihre Hand entgegen hielt und sah zu ihr auf „Was soll das werden? Ich habe nicht vor, bei dir zu sein. Du hättest mit ihm gehen sollen. Er scheint dich sehr gern zu haben.“

„Ich weis. Schließlich hat er es mir schon gesagt.“

Arata spürte, wie ein Gefühl in ihm aufloderte, welches er lieber verdrängen würde. Er presste seinen Kiefer zusammen. Er hasste es. Er wollte einfach nur, dass das endlich aufhörte. Sie ihn in Frieden ließ.

 

„Arata?“

Er sah verwundert zu ihr, als sie plötzlich vor ihm hockte und leicht lächelte. Sein Herz setzte für einen Moment aus. Es war das Lächeln und der Blick, der ihm immer so viel Wärme entgegen brachte. Dieses tiefe, dunkle Blau, welches ihn in seinen Bann zog und Nachts einem zweiten Sternenhimmel glich. Er seufzte bitter ohne es zu wollen und riss sich von ihrem Blick los.

Natsuki zog ihre Augenbrauen verzweifelt zusammen. Danach griff sie vorsichtig nach seiner rechten Hand und zog ihn sanft mit sich hoch.

 

Als sie standen, sah sie zu ihm auf und lächelte erneut „Ich möchte aber gern etwas Zeit mit dir verbringen, Arata. Alle Anderen konnte ich in dieser Woche schon sehr gut kennen lernen. Akaya redet schließlich wirklich viel, wenn er will. Darunter auch viel Blödsinn – aber sein Blick wacht ständig über Moe. Ren ist zwar etwas verpeilt und schusselig, aber ein sehr sanftmütiger, ruhiger und weiser Mensch. Aya weis was sie will und ist sehr liebenswürdig. Zudem scheint Ren der Einzige zu sein, der es schafft, sie verlegen zu machen. Ihr Umgang miteinander zeigt, wie sehr sie sich lieben. Obwohl Aya ihn ständig tadeln muss. Moe ist ein Dickkopf und lässt sich nur ungern etwas gefallen. Sie steht für das ein, was ihr wichtig ist und setzt sich hervorragend gegen Akaya durch. Trotz dessen ist sie ein sehr herzlicher und liebevoller Mensch, der viel über die Gefühle seiner Mitmenschen nachdenkt. Suzu ist zwar eher zurückhaltend und schüchtern gegenüber Fremden und etwas weinerlich, liebt Tiere aber über alles. Sei ist...naja...sehr eigen. Er scheint Schwächere nicht leiden zu können, aber….irgendwie scheint das bei Suzu anders zu sein. Sein Blick wacht ständig über sie, sowie Akayas über Moe. Auch wenn Sei desinteressiert tut. Sein Auge lässt nur selten von ihr ab.“

 

Natsuki lächelte traurig „Du bist der Einzige, über den ich kaum etwas weis. Trotzdem habe ich das Gefühl, das ändern zu müssen. Denn du bist tatsächlich ein Rätsel für mich.“

Arata hörte ihr schweigend zu. Es sollte ihn wohl nicht wundern, dass sie innerhalb von einer Woche erkannte, was für Menschen die Anderen waren. Er schloss seine Augen und machte sich seine Hand wieder zu eigen. „Weshalb sollte es mich interessieren, was du willst? Wie ich eben sagte, hättest du besser mit Kuro gehen sollen. Immerhin scheint ihr euch ja sehr nahe zu stehen.“

Er blinzelte, als Natsukis Zeigefinger sich in seine Brust bohrte und sie ihn tadelnd betrachtete. „Ich sagte doch schon einmal, dass da nichts ist, oder? Er hat mir zwar seine Gefühle gestanden, aber auch nur, weil er eh wusste, dass ich es merke.“ Der Druck ihres Fingers wurde stärker „Und um das klarzustellen, ich erwidere seine Gefühle nicht und das weis er. Für mich ist er eher wie ein Bruder.“ Sie wusste nicht weshalb sie sich überhaupt rechtfertigte, tat es aber dennoch.

 

Arata musterte sie, als er spürte, dass der Druck auf seiner Brust nachließ und ihre Augen traurig schimmerten. Dennoch zierte ein leichtes Lächeln ihre Lippen.

„Glaub mir, ich habe mir manchmal gewünscht, seine Gefühle zu erwidern.“ Sie hob verzweifelt eine Augenbraue „Er hat mich sogar geküsst, als er auf einen anderen Fischer eifersüchtig wurde. Aber wohl eher, weil dieser Kerl zu aufdringlich war. Seitdem existieren diese Gerüchte ja….“ Sie seufzte „Aber auch dabei fühlte ich nichts. Im Gegenteil, es fühlte sich falsch an.“

Nachdem sie diesen Satz beendete, spürte sie, wie Aratas Muskeln sich anspannten, weshalb sie fragend zu ihm aufsah. Jedoch mied er ihren Blick. Sie verstand es nicht, aber konnte es sein…

„Arata, kann es sein, dass du eifersüchtig bist?“

 

Er weitete seine Augen kaum merklich. Anschließend schloss er sie.

So etwas beklopptes. Weshalb sollte er eifersüchtig sein, wenn diese junge Frau vor ihm, nicht mehr die Selbe war, wie die, die er….

Er steckte eine Hand in die Hosentasche und erwiderte ihren Blick starr „Du täuscht dich. Warum sollte ich? Ich kenne dich nicht.“ Er ballte die Hand in seiner Hosentasche. Warum mussten diese Worte ihm auch mehr zusetzen, wie es ihm lieb war?

Plötzlich griff Natsuki nonchalant nach seiner freien, rechten Hand und lächelte ihm entgegen – was ihn sichtlich verwirrte.

„Wenn dem so ist, müssen wir uns eben kennen lernen. Kuro hat gesagt, du sollst mich nach Hause bringen, also bleibt dir nichts anderes übrig, als mit mir zu kommen. Außer du willst das er dich noch mehr verachtet~?“

 

Arata schielte vielsagend zu ihr. Dieses kleine Biest.

So viel schien sie schon einschätzen zu können. Sie wusste, dass ihn diese Tatsache noch mehr nerven würde. Er machte sich zwar eigentlich nichts aus diesem Kerl – aber Kuro konnte wirklich penetrant sein und spielte sich teils wirklich lächerlich auf. So viel Schutz hatte Natsuki nicht nötig. Zumindest nicht immer…. Er bekam die letzte Woche schon mit, wie sie sich mit den ein oder anderen Dämonen anlegte, die einen Zwischenstopp in diesem Dorf machten, um mit einem der Fischerboote schnell weiterreisen zu können.

Ihre Waghalsigkeit hatte sich also auch kein Stück verändert….

 

Er sah zum Horizont, da die Dämmerung einsetzte. Der Himmel verfärbte sich orangerot und die Sonne begann langsam hinter dem Meer zu verschwinden.

Gehst du mit mir zu dem Abhang?“

Arata weitete seine Augen, als er diese Frage von Natsuki vernahm. Schlagartig richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie und bemerkte ihre Unsicherheit. Zudem einen leichten Druck an seiner behandschuhten Hand. Er betrachtete sie fraglich „Warum willst du das, mit deiner Höhenangst?“

Ein verunglücktes Lächeln umspielte ihre Lippen „Ich glaube, dass könnte mir mit meiner Erinnerung auf die Sprünge helfen?“

Arata hob eine Augenbraue „Sollte das eine Frage oder Aussage sein?“

„Beides, schätze ich.“

„Warum ausgerechnet mit mir? Warum hast du Kuro nicht gefragt?“

 

Natsuki hielt inne und bemerkte Aratas prüfenden Blick auf sich. Kurz darauf erwiderte sie jenen lächelnd „Ehrlich gesagt, weis ich es nicht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass ich dir vertrauen kann.“

Arata massierte sich seufzend seine Nasenflügel „Ist das dein Ernst? Würdest du auch mit einem sichtlich bösen Dämon mitgehen, wenn dein Gefühl dir sagt, dass es eine gute Idee wäre?“

Natsuki blinzelte verdattert, sowie verlegen. Daraufhin schüttelte sie ihren Kopf und sah trotzig zu ihm auf „Natürlich nicht! Das ist doch etwas vollkommen anderes!“

Erneut suchte Aratas Augenbraue den Weg nach oben. „Wer sagt bitte, dass ich dich nicht vom Abhang stoße, wenn ich die Möglichkeit habe?“

„Man, du bist echt stur….“, murrte Natsuki und zog ihm kurzerhand seinen Handschuh aus, weshalb Arata geschockt seine Augen weitete und sofort zurück wich. Er erstarrte in seiner Bewegung und verengte seine Augen nüchtern. Sie hatte ihn glatt ausgetrickst….

 

Natsuki hingegen, brach in Gelächter aus.

Arata fand das alles eher weniger witzig. Sie hatte ihn kalt erwischt und er handelte aus purem Reflex…. Er seufzte schmunzelnd. Gegen diese Frau hatte er einfach immer noch keine Chance. Sie tat weiterhin einfach das, wonach ihr war. Egal, wie gefährlich es sein mochte.

„Gut, du hast gewonnen.“, er steckte seine rechte Hand in die Hosentasche und ging auf sie zu. „Gib mir meinen Handschuh wieder und ich werde mit dir gehen.“ Als er vor ihr stoppte, gab sie ihm das geforderte Kleidungsstück zurück und er zog dieses schnell über.

Natsuki lächelte derweil unschuldig „Tut mir leid. Aber das war die einfachste und schnellste Möglichkeit, deine dumme Aussage zu widerlegen. Denn wenn ich auch eigentlich nichts über dich weis, konnte ich in den letzten Tagen am Hafen sehen, wie Hilfsbereit du bist. Solch ein Mensch stößt einen Anderen nicht einfach von einem Abhang. Im Gegenteil. Er würde ihn retten.“

Natsukis Mimik wurde besorgt, da Aratas auf einmal so bedrückt und traurig wirkte. Hatte sie etwas falsches gesagt? Das war nicht ihre Absicht… Vielleicht riss sie alte Wunden auf, ohne es zu wollen?

„Entschuldige, ich wollte nicht….“

„Schon gut. Gehen wir endlich.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie sanft mit sich.

 

Aratas Lippen wurden von einem verunglückten Schmunzeln geziert. Umso näher sie dem Abhang kamen, desto mehr klammerte Natsuki sich an seine Hand. Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr zurück. Sie wurde ziemlich blass….

Er stoppte. „Wir sollten das lassen.“

Natsuki betrachtete ihn verwirrt und schüttelte vehement ihren Kopf „Nein, bitte! Ich werde mich auch zusammen reißen...“

„Du hast gerade den Riss in meinem Ärmel vergrößert….. Ich bin mir nicht sicher, ob du dir sicher bist.“, klang Arata schon beinahe belustigt.

Natsuki hingegen bekam einen verlegenen Rotschimmer und ließ von der betroffenen Stelle des Hemdes ab. „Entschuldige….“

Er musterte sie einen Augenblick und seufzte. Was sollt´s.

Er ließ von ihrer Hand ab und legte seinen Arm um ihre Taille.

Die Panik in Natsukis Augen, als er ihre Hand losließ, wich kurz darauf Verwirrung und eindeutiger Verlegenheit. Nun war es an ihr, seinen Blick zu meiden. Das Klopfen in ihrer Brust wollte gar nicht mehr aufhören.

 

„So sollte es gehen, ohne dass du meine Klamotten noch weiter beschädigst, oder?“ Der starre Blick von ihm, brachte Natsuki zum verstummen. Dennoch sah sie nun zu ihm auf. Seine blutroten Augen schimmerten im Schein der untergehenden Sonne. In ihr breitete sich ein Gefühl, von ungewohnter Vertrautheit aus.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie nickte „Ja.“

Anschließend setzten sie ihren Weg gemeinsam fort. Als sie zwei Schritte von dem Abhang entfernt standen, wurde die Brise deutlich stärker, weshalb es auch schlagartig kühler wurde.

 

Natsuki hatte sich seitlich zu Arata gedreht und jeweils eine Hand an seinem Rücken, sowie Bauch ruhend. Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Hände nervös in sein Oberteil krallte. Es fiel ihr wirklich schwer, runter sehen zu müssen.

Die Wellen des Meeres, stießen in gewissen Abständen, immer wieder auf den Widerstand des Abhangs.

Natsuki beobachtete nervös das unruhige Wasser. Durch die untergehende Sonne verdunkelte sich jenes immer mehr. Sie verkrampfte ihre Hände etwas. Sie schloss einen Moment ihre Augen und atmete einmal tief ein und aus. Danach öffnete sie sie wieder. Es überraschte sie beinahe selbst, wie ungewöhnlich ruhig sie für diese Höhe blieb. Normalerweise würde sie zu sehen, dass sie dort wegkam.

 

Natsuki sah aus dem Augenwinkel zu Arata auf, der stur geradeaus blickte. Sie ließ ihre Augen einen Moment auf ihm ruhen.

Jedoch forderte kurz darauf etwas anderes die Aufmerksamkeit der Beiden. Sie richteten beinahe Zeitgleich ihre Blicke auf Natsukis Bauch, der gerade an Aratas Taille lehnte.

Vor wenigen Sekunden spürten Beide deutlich, wie der Kleine in Natsukis Bauch, gegen die Taille von Arata trat.

„Das war….ein ganz schön kräftiger Tritt. Entschuldige.“ Natsuki lächelte dem Gleichaltrigen entgegen, bemerkte aber, dass dieser ihr gar keine Aufmerksamkeit schenkte. Seine Augen waren weiterhin auf ihren Bauch fokussiert. Zudem schien ihm irgendetwas durch den Kopf zu gehen. Sie konnte nicht einschätzen, ob er verwundert oder verwirrt war.

„Alles in Ordnung?“, kam es daher besorgt über ihre Lippen.

 

Diese Worte zogen Arata letztlich aus seinen Gedanken und er wandte seinen Blick schnell ab. „Ja, alles bestens.“ Jedoch fluchte er innerlich. Diese Antwort kam zu schnell und hastig, sodass sie schon wieder unglaubwürdig wurde.

Er starrte nachdenklich auf die Sonne, welche gerade vollstens hinter dem Meer verschwand. Jetzt wusste er wieder, weshalb er ihre Nähe größtenteils mied… Dieser kleine, aber kräftige Tritt reichte aus und er spürte deutlich die Energie des Kindes. Jene, welche seiner eigenen enorm ähnelte.

 

„Wir sollten gehen. Es wird kalt und scheinbar hilft es dir ja nicht weiter.“, noch während seiner Worte, führte er sie einfach zurück und zupfte ihr bei sicherer Entfernung zum Abhang, die Stoffjacke von Kuro zurecht, sodass sie besser eingepackt war.

Natsuki betrachtete ihn verwirrt. In ihren Augen verhielt Arata sich wieder total merkwürdig. Seine Körpersprache passte nicht im geringsten mit seinen Taten und Worten zusammen. Aber sie hielt es für besser, dieses mal nichts zu sagen. Irgendwie wirkte er unruhig und aufgebracht.

Letztlich griff er wortlos nach ihrer Hand und zog sie sachte hinter sich her.

 

Kuro saß auf einem breiten Ast und sah ihnen schweigend nach. Ganz alleine wollte er die Beiden doch nicht lassen. Aratas Verhalten war für ihn ein Widerspruch in sich.

Doch viel mehr ärgerte ihn vermutlich, dass Natsuki dem Kerl so blind vertraute. Er musste sich zusammen reißen, nicht dazwischen zu gehen, als sie auf den Abhang zugingen.

Er biss sich verärgert auf seine Unterlippe.

 

Allerdings wäre er vor Schock beinahe vom Baum gesprungen, als er plötzlich Akaya neben sich bemerkte. Seine Augenbraue zuckte verdattert. „W – Was zum Henker machst du hier?“

Akaya grinste ihm scheinheilig entgegen „Das Selbe könnte ich dich fragen. Es gehört sich nicht, andere Leute zu beobachten~.“

Kuro schnaufte verächtlich „Ich vertraue Arata eben nicht.“ Er blinzelte, als er ein belustigtest Geräusch neben sich vernahm. „Was ist bitte so witzig?“

Akaya richtete seine blutroten Augen starr auf ihn, weshalb er kurz etwas zurück zuckte. Ihm kam es so vor, als wolle sein Gegenüber ihn mit seinem Blick auffressen.

 

Jedoch erhob Akaya sich, wodurch er mit beiden Füßen auf dem Ast stand und zu ihm hinab grinste. Jenes wirkte auf eine merkwürdige Weise stolz und wissend zugleich.

„Was ich witzig finde? Deine Naivität.“

„N – Naivität? Ich bin nicht naiv!“, rebellierte Kuro.

Akaya schmunzelte amüsiert und schloss seine Augen. „Doch, das bist du. Sonst wäre dir etwas wesentliches nicht entgangen.“ Er öffnete seine Augen wieder und sah gen Himmel.

„Entgangen? Was genau meinst du?“ Kuro verstand wirklich nicht, weshalb der Todes- und Glaubenswächter so häufig in Rätseln oder um den heißen Brei herum sprachen.

 

„Ganz einfach. Arata meidet Natsuki nicht, weil sie ihm gleichgültig ist.“

„Ach nein, warum dann bitte?“, knurrte Kuro und blinzelte überrascht, als Akaya plötzlich wieder neben ihm hockte und unheimlich entgegen grinste.

„Lass mich ausreden, dann erfährst du es auch. Wenn du mich ständig unterbrichst, habe ich keine Lust es dir zu sagen.“

„J – Ja….ich hab verstanden….“ Leider musste Kuro zugeben, dass Akaya recht hatte. Manchmal sollte er wirklich lernen, sich zu zügeln.

Der Jüngere Grinste zufrieden und sah erneut Richtung Meer. Er verengte seine Augen.

„Arata meidet Natsuki, weil er es nicht ertragen kann, sie so zu sehen.“

„Sie so zu sehen….?“ Kuro schluckte, als er die unheimliche Aura des Jüngeren spürte. „E – Entschuldige, fahr bitte fort….“

„Na ist doch logisch. Er dachte sie sei tot und hat lange gebraucht, um das zu verarbeiten. Dann steht sie plötzlich quicklebendig vor ihm, kann sich an nichts – außer ein paar Dingen – erinnern und ist zudem schwanger. Es sind also erneut viele Dinge, die er verarbeiten muss, also hält er lieber Abstand.“

 

Ein zufriedenes Schmunzeln zierte Akayas Mundwinkel „Glaube mir. Es gibt niemanden bei dem du Natsuki mehr in Sicherheit wissen kannst, als bei Arata. Ich meine, er ist für sie durch eine Meute Hyänen – Monster gerannt. Das soll wohl etwas heißen.“

Kuro sah ungläubig zu Akaya auf „Er ist…?“ Das konnte er sich bei diesem Kerl gar nicht vorstellen. Auf ihn wirkte er immer, als würde er alles und jeden auf Abstand halten wollen. „Aber woher weist du all das? Ich meine, du kannst ja nicht in ihn hinein sehen. Was also, macht dich so sicher, dass er nicht doch einfach nur ein Mistkerl ist?“

Das Auflachen des Angesprochenen, verwirrte ihn erneut.

 

Akaya betrachtete lächelnd die Sterne in der Ferne. „Weil er so ist wie ich. Ganz einfach. Wir gehen nur unterschiedlich mit solchen Situationen um. Und unrecht hast du zugegeben nicht – wir sind Mistkerle. Aber für die wichtigste Person in unserem Leben würden wir alles tun. Ob wir wollen oder nicht. Unsere Körper handeln und bewegen sich in solchen Augenblicken von alleine. Da kann noch so ein großer Konflikt zwischen uns und dieser Person herrschen.“

Kuro hörte ihm aufmerksam zu, ehe ihm etwas bewusst wurde, über das er noch gar nicht nachdachte.

„Moment. Bedeutet das, du bist die Wiedergeburt von Aratas Vater? Und Moe ist….“

„Das ist nur halb richtig. Ich bin Aratas Vater. Nur in einer neuen Hülle, wenn man es genau nimmt~.“

Kuro musterte Akaya stumm. Anschließend lenkte er seine Aufmerksamkeit auf das Meer. Auf eine merkwürdige Weise, ergab das was der Jüngere sagte, Sinn.

 

Kuro musste einsehen, dass er Arata vielleicht doch etwas unrecht getan hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Nudelchen
2019-05-25T19:44:54+00:00 25.05.2019 21:44
Tja, Natsuki weiß eben, wie sie es anstellen muss. Da kann sich Arata noch so stur anstellen. Er ist ein Sturrkopf, aber wir wissen ja, dass sich Natsuki davon nicht abschrecken lässt.

Lieblingszitat:
„Weil er so ist wie ich. Ganz einfach. Wir gehen nur unterschiedlich mit solchen Situationen um. Und unrecht hast du zugegeben nicht – wir sind Mistkerle. Aber für die wichtigste Person in unserem Leben würden wir alles tun.

Lieblingsszene:
Die, wo das Baby gegen Arata tritt. Als wolle es ihm sagen, dass er sich jetzt endlich mal zusammenreißen soll, und seine sturre Manier ablegen soll. xDD

Obwohl Akaya mit Psychoblick auf einem Ast bestimmt auch irgendwie eine coole Vorstellung ist. :D
Antwort von:  Jayle
25.05.2019 21:51
Natsuki ist eben Natsuki xD
Daran ändert auch ihr Gedächtnisverlust nichts xDD

Akaya hat es auf den Punkt getroffen, würde ich sagen |D"

So ungefähr meinte der Kleine das wohl auch xDD
Beim Schreiben der Akaya Psycho Szene musste ich auf jeden Fall lachen xD

Psst, psst~ Im übrigen sind auch neue Kapitel bei Eclipse online,
zu denen mich deine Meinung interessieren würde x3
xDD
Antwort von:  Nudelchen
25.05.2019 21:54
Eben! xDD

Joa, da kann man nichts gegen sagen xD

Das glaube ich xD

Dankeschön. Ich habe es vorhin schon gesehen. Letztes Mal hatte ich dann keine Zeit mehr, sie zu lesen, und letzte Woche war ich gar nicht da. Ob ich also alle heute schaffe, kann ich nicht sagen. Ich wollte aber gleich wenigstens noch ein oder zwei Kapitel davon lesen.
Antwort von:  Jayle
25.05.2019 21:59
Achso, alles gut x3
Ich dachte, du hättest es vielleicht nicht gesehen :)
Und wie ich schon mal sagte, freue ich mich über deine Kommis, egal wann sie kommen <33
Antwort von:  Nudelchen
25.05.2019 22:01
Dankeschön! ^_^


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