Zum Inhalt der Seite

Schwarz-Weiße Weihnacht

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

8.Dezember

„Es ist hoffnungslos!“

Omi sank vor seinem Computer zusammen. Er hatte seit dem Pullover-Vorfall keine Nacht mehr richtig geschlafen. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass er das Original nicht mehr zurückbekommen konnte, da sie Sachen bereits abgeholt und in ein zentrales Lager gebracht worden waren, hatte er versucht, einen ähnlichen Pullover zu erstehen. Aber egal, wo er auch suchte, niemand schien solche Pullover zu verkaufen. Omi war zum Heulen zumute.

 

Er schrak zusammen, als es an seiner Tür klopfte. Schnell minimierte er sein Browserfenster. Zum Glück war es nur Yoji, der seinen Kopf durch die Tür steckte.

„Und? Hast du ihn gefunden?“

„Keine Spur!“, gab Omi missmutig zurück und öffnete den Browser wieder. Mit anklagender Miene wies er auf den Bildschirm „Ich habe keine Ahnung, wo Aya das Teil gekauft hat, aber Fakt ist: Der Pullover ist unauffindbar. Noch nicht einmal auf den Gebrauchtmärkten verkauft jemand etwas Ähnliches.“

„Wundert mich nicht“, frotzelte Yoji. „Diese modische Scheußlichkeit allererster Güte möchte vermutlich niemand auch nur geschenkt haben. Mir tut der arme Obdachlose leid, der jetzt damit herumlaufen muss.“

Omi bedachte ihn mit einem dolchartigen Blick.

„Oh, mein Herz!“, grinste Yoji und beugte sich zu Omi herab. Er betrachtete die Dinge, die Omi aufgerufen hatte. Er deutete auf etwas weiter unten auf dem Bildschirm.

„Geh mal da drauf.“

„Das da?“

„Ja genau. Ich weißt nicht, was du denkst, aber ich denke, dass das die Lösung unseres Problems sein könnte.“

„Meinst du wirklich?“

„Wir sind verzweifelt, oder nicht? Also müssen wir alles versuchen. Selbst wenn es unmännlich ist.“

Omi stieß die Luft aus und lud die entsprechenden Dinge in den Warenkorb. „Ich hoffe nur, du weißt, was du tust.“

 

 

Bereits am Nachmittag klingelte es und der Paketbote brachte die bestellte Ware. Omi konnte es kaum abwarten, bis sie endlich den Blumenladen schlossen und er und Yoji sich in seinem Zimmer treffen konnten, um die Sachen zu begutachten. Yoji schob einige Hefte und Disketten auf Omis Bett beiseite, ließ sich darauf fallen und betrachtete den Inhalt des Kartons.

„Alsooo...“, begann er. „Ich glaube, das kriege ich hin.“

„Wirklich?“ Omis Gesicht, das angesichts der viele, vielen Teile recht lang geworden war, hellte sich auf.

„Na klar, ich habe so was früher mal in der Schule gelernt. Ist gar nicht so schwer. Wenn man erst mal angefangen hat, machen deine Finger den Rest ganz von allein.“

Omi nickte, als wisse er, wovon Yoji sprach, dabei hatte er keinen Schimmer. Mit großen, staunenden Augen sah er zu, wie sein Kollege nach Nadeln und Wolle griff.

„Du wirst sehen. In Nullkommanichts haben wir Aya einen neuen Pullover gestrickt.“

 

Mit großen Gehabe und viel Getue begann Yoji, den Faden in kunstvollen Maschen um die Nadeln zu schlingen. Tatsächlich hatte er nach einer Weile schon einige Zentimeter zusammengebracht. Plötzlich ließ er kraftlos die Nadeln sinken.

„Ich kann nicht mehr. Das ist so anstrengend. Außerdem habe ich kein Blut mehr im Zeigefinger. Und ich muss eine rauchen.“ Sprach's und verschwand zur Tür hinaus.

Zurück blieben Omi und das knallorange Ding, das Yoji gestrickt hatte. Vorsichtig, um keine Maschen zu verlieren, nahm Omi das Stück Handwerkskunst hoch und beäugte es kritisch. Es war durchaus ordentlich gestrickt, das musste man Yoji lassen. Aber irgendwie sah Omi trotzdem ein ziemliches Problem auf sie zukommen.

 

Als Yoji zurückkehrte, hielt er das Gebilde hoch und fragte vorsichtig: „Sag mal, Yoji, wo genau am Pullover sitzt dieser Teil eigentlich? Ich meine, es sieht ein bisschen aus wie ein Ärmel, aber auch wenn Aya nicht gerade beleibt ist, bezweifle ich doch, dass sein Arm dort hindurchpassen wird.

Yoji, der zuerst den Mund zu einem vehementen Protest geöffnet hatte, schloss diesen wieder und blickte nachdenklich auf das orange Wollding. Nach einer Weile sagte er langsam:

„Weißt du, jetzt wo du es sagst. Ich glaube, ich habe bisher immer nur Strümpfe gestrickt. Davon hätte ich sicherlich in zwei oder drei Tagen ein Paar geschafft. Aber einen Pullover...ich fürchte fast, das ist doch ein wenig hoch gegriffen.“

 

Er runzelte kurz die Stirn, dann hellte sich sein Gesicht auf. „Weißt du was, wir stricken einfach die Socken und hängen sie für Aya an den Kamin. Er wird so gerührt sein, dass er die Sache mit dem Pullover im Handumdrehen vergessen hat.

„Aber Yoji, wir haben gar keinen Kamin.“

„Ach papperlapapp. Der Gedanke zählt. Wir nageln sie einfach an seine Zimmertür oder so ähnlich. Wirst schon sehen, dass das hinhaut.“

Schon griff Yoji wieder nach Nadeln und Wolle und legte sich mächtig ins Zeug. Omi wollte ihm glauben. Er wollte es wirklich. Aber der Kloß in seinem Magen sagte ihm, dass es so einfach nicht werden würde. Er seufzte und betete zu allen Göttern, die zuhörten, dass das hier ein gutes Ende nahm.

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Prompt: Weihnachtsstrumpf (für Kamin) selber stricken
Musik: „Jingle Bell rock“ - Bobby Helms https://www.youtube.com/watch?v=itcMLwMEeMQ Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2018-12-08T05:02:13+00:00 08.12.2018 06:02
Ich lache mich hier gerade wach xD Omi und Youji sind so herrlich zusammen - und wie gesagt, ich liebe dieses Pulli-Problem. Der gute Wille ist ja da, aber ... xD

Danke für das schöne Türchen <3
Antwort von:  Maginisha
08.12.2018 10:06
So früh liest du schon? Na dann hat sich das Hochladen mitten in der Nacht ja gelohnt. ^_~

Es ist halt die Frage, wie lange sie das Ganze wohl noch werden geheim halten können. *unschuldig pfeif*
Antwort von: abgemeldet
08.12.2018 21:53
Oh, oh, ich rieche Ärger für Omi ... :D
(Heute musste ich tatsächlich früh hoch, morgen möchte ich bitte, bitte ausschlafen xD)


Zurück