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Bodypainting

SeBaek
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heyo! Heyo! Heyo!!!

I’m back! Und ich hab ein neues Kapitel im Schlepptau! Yay und so!

Don’t hate me, I love you! :D :D :D



Viel Spaß <3 Komplett anzeigen

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Bright Spot

*
 


 


 

Nervosität war gar kein Ausdruck für das, was ich fühlte, als ich auf Ninis ledernem Sofa saß. Der Jüngere lebte im zweiten Wohnheim, etwas weiter von der Uni entfernt als ich. Sein quasi Zuhause war deutlich moderner als meins, das Wohnheim war bis vor kurzem noch renoviert worden. Die Gänge waren hell gestrichen, die Türen komplett neu und auch die Fassade außen war gestrichen.
 

In meinem Wohnheim lebte mehr… der Abschaum. Nein, Spaß, es war nur so, dass hier im Wohnheim die High Society wohnte. Es kostete richtig Geld, hier ein Zimmer zu haben. Hinzu kam, dass Jongin ein Einzelzimmer hatte. Mit Badezimmer. Jedes Mal wenn ich hier vorbeifuhr oder herkam, um Yixing zu besuchen, war ich kurz vorm Nervenzusammenbruch, weil es so viel krasser war.
 

Jedenfalls saß ich hier und wartete auf den Jüngeren, bis er mir den angebotenen Tee brachte. Er kam bald auch schon wieder, setzte sich zu mir und stellte zwei volle Tassen auf den Beistelltisch.
 

Eigentlich schade, dass ich mich so an Sehun festgebissen hatte.
 

Jongin war wirklich ein gutaussehender Mann. Er hatte eine athletische Figur, ein kantiges Gesicht, volle Lippen, große Augen… Ihm stand auch immer alles, was er trug und durch seine Dance Crew an der Uni wusste er auch mit seinem Körper umzugehen.
 

Kurzum: Jongin war wirklich sex-on-legs.
 

Mit einer hochgezogenen Braue sah er mich nun an. Ich biss auf meine Lippe. Vielleicht würde er mich ja doch wieder rauswerfen. Eben hatte er schon die Tür einmal sofort geschlossen, als er mich gesehen hatte. Ich hatte wirklich peinlich betteln müssen, dass er mich rein ließ. Und dafür jetzt so stumm hier zu sitzen war nicht minder unangenehm.
 

„Und jetzt schieß los, was willst du, Byun?“, begann er.
 

Nun atmete ich tief durch.
 

„Ich… hab nachgedacht-“
 

Er schnaubte belustigt. Natürlich. Auch der liebe, nette Nini konnte gehässig werden. Aber in Anbetracht dessen, was ich angestellt hatte, nahm ich es ihm nicht unbedingt übel. Wobei es meiner Meinung nach noch immer nicht nur meine Schuld gewesen war. Zum Fremdgehen gehörten schließlich immer noch zwei dazu.
 

Okay, es war auch nicht wirklich Fremdgehen im Sinne von Sex gewesen. Es war Fremdflirten mit Fremdküssen gewesen. Das wusste ich noch. Und das war auch zu viel des Guten, das sah ich ein. Ich sah auch ein, dass ich mitverantwortlich war, dass Jongins Herz gebrochen wurde. Entsprechend sah ich auch ein, dass ich wirklich Scheiße gebaut hatte und die Ohrfeige hatte ich definitiv verdient.
 

„Lass mich ausreden, bitte.“
 

Nach einem prüfenden Blick in sein Gesicht, sprach ich weiter.
 

„Uhm… Ich glaube, ich hab mich nie bei dir entschuldigt. Nicht richtig zumindest. Weil… das, was da vorgefallen ist, war wirklich scheiße von mir.“
 

Jongin nickte.
 

„Ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist, dass ich Alkohol getrunken hatte. Immerhin weiß ich ja, wie scheiße ich darauf reagiere. Und… ich bin mir auch bewusst, was für Verhalten ich manchmal an den Tag lege, wenn ich betrunken bin.“
 

Der Jüngere war total ruhig, es machte mich wirklich fertig. Ich hatte echt gehofft, er würde mich anschreien, dass er mich nicht sehen wollte oder so. Am liebsten, dass ich mich nie wieder blicken lassen sollte, damit ich keinen Grund mehr hatte, zu ihm zu gehen. Damit ich mich nicht so hier blamieren müsste.
 

Nun zog er eine Braue hoch. Ich war zu lang still gewesen.
 

„Und weiter? Du willst meine Zeit doch nicht verschwenden, oder?“
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

„Nein. Sorry. Ich weiß nicht, wieso ich das gemacht hab. Also ich weiß nicht, wieso ich drauf eingegangen bin, als er mich angesprochen hat. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich nichts von ihm will und dass er dir gegenüber… respektvoller sein sollte. Weil das würde man unter Freunden doch tun, oder?“
 

Wieder nickte Jongin nur.
 

„Es war auch noch beschissener, dass ich mit ihm geflirtet hab. Ich hätte weder das erste Mal drauf anspringen sollen, noch beim zweiten Mal selbst anfangen. Das war nicht okay, weil ich… ich hab ja mitbekommen, dass du ihn magst.“
 

„Ich dachte auch, dass er mich mag“, murmelte er.
 

„Das dachte ich auch- aber das hab ich auch nicht respektiert.“
 

Ich atmete tief durch. Zur Beruhigung nahm ich einen Schluck vom Tee. Vor lauter Aufregung wurde mir aber noch schlechter davon, weshalb ich ihn wieder wegstellte. Meine Hände nahm ich im Schoß zusammen und knetete sie nervös. Mein Blick glitt durch den Raum, über die Fotos an seiner Wand. Auf einem posierte er mit Sehun und einem anderen Jungen.
 

„Am widerlichsten war natürlich, dass ich ihn geküsst hab.“
 

„Allerdings“, nun atmete er selbst tief ein und aus.
 

„Das hätte ich wirklich nicht mitmachen sollen. Es tut mir auch wirklich leid, dass ich dir damit das Herz gebrochen hab.“
 

Einen Moment gab er keine Reaktion. Dann nickte er wieder, langsamer.
 

„Im Nachhinein bin ich sogar ein bisschen froh, weil ich jetzt weiß, dass er es nicht ernst gemeint hatte. Aber weißt du, was eigentlich das schlimmste für mich war?“
 

Aufmerksam sah ich ihn an und schüttelte den Kopf.
 

„Was?“
 

„Weißt du noch, wer ihn mir vorgestellt hat? Mir gesagt hat, wir würden uns sicher blendend verstehen, was ja auch anfangs der Fall war?“
 

Fuck… Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren, aber es fiel mir nicht ein. Langsam bekam ich Angst- und diese bestätigt.
 

„Wow. Du. Du hast ihn mir vorgestellt, mir Hoffnungen gemacht und dann selbst mit ihm rumgemacht. Weißt du, wie beschissen sich das anfühlt? Und weißt du auch, dass ich mir von dir noch eher verarscht vorkam, als von ihm?“
 

Natürlich war es meine Schuld. Natürlich. Ich hatte nicht mehr auf dem Schirm gehabt, dass Nini diesen Wichser meinetwegen kannte, alles, weil es mir so egal gewesen war. Gott ich wollte gar nicht wissen, was für Fehler ich noch begangen hatte.
 

„Es tut mir leid, Jongin. Ehrlich, es tut mir wirklich leid.“
 

„Ja. Für den Moment hattet ihr euch sogar verdient. So als zwei verlogene Arschlöcher.“
 

Ich seufzte.
 

„Wenn ich gewusst hätte- Scheiße, Jongin, ich weiß nicht. Ich weiß nur im Nachhinein, dass ich mich benommen hab wie ein Wichser. Es tut mir echt leid und ich hoffe, du kannst meine Entschuldigung annehmen, weil du mir als Freund halt auch wichtiger bist, als so ein Mist oder irgendein Typ.“
 

Okay, wow, damit hatte selbst ich nicht gerechnet. Auch wenn es stimmte, dass Nini für mich ein Freund war, hätte ich nicht von mir selbst gedacht, dass ich das auch mal laut aussprechen würde.
 

Jongin trank einen Schluck von seinem Tee. Dann stand er auf und nahm unsere Tassen mit zur Spüle, leerte sie aus. Er stellte sie ab, ehe er zurück zu mir kam und sich neben mich fallen ließ. Für eine kleine Weile sah er aus dem Fenster, ehe er seufzte.
 

„Pass auf, ich bin nicht behindert, Baekhyun. Und so wie du gerade eins entwickelst, hab ich schon länger ein Herz. Deshalb hab ich Minseok auch zugesagt, dich nicht rauszuwerfen, wenn du vorbei kommst.“
 

Nun rollte ich mit den Augen.
 

„Will er mich verarschen? Ist er meine Mom oder so?“
 

Jongin lachte leise auf.
 

„Nein. Er will nur, dass du dich endlich mal selbst kümmerst und besserst. Scheinbar ist das auch im Rahmen des Möglichen bei dir. Immerhin kannst du nicht noch viel schlimmer werden, nach dem, was du Sehun an den Kopf geknallt hast.“
 

Das konnte ich ja nicht einmal mehr verneinen. Es brachte nichts, mich selbst zu verteidigen.
 

Der Jüngere stand nun auf, winkte mich mit sich. Ich lief ihm nach zur Zimmertür. Okay, gut, ich verstand, dass ich gehen sollte. Also zog ich auch meine Schuhe wieder an, ohne Aufforderung.
 

„Ja, das war scheiße. Ich weiß- also ich wusste halt nur nicht mehr, was ich sagen soll. Ich will unbedingt, dass er für mich modelt, aber er weigert sich. Er behauptet dauernd, er könne es nicht, aber er sieht auch ohne posieren schon mega gut aus. Ich weiß nur nicht, wieso er nicht möchte. Er kann es ganz sicher.“
 

„Ja, stimmt schon, er wäre wirklich wie dafür gemacht… Ich bin so frei und geb dir einen Tipp, Baekhyun. Sehun hat einen Blog. Über seinen Namen solltest du ihn finden. Schau dich da mal um. Und achte auf deine Wortwahl, wenn du nächstes Mal wieder mit ihm redest.“
 

„Heißt das, wir sind cool?“
 

„Tu mir einen Gefallen und halte dich aus meinen Beziehungen raus. Misch dich nie wieder irgendwie ein, ja, halt dich fern. Und komm nur zu mir, wenn was ist. Fürs erste. Bitte. Dann sind wir cool.“
 

„Okay… Danke. Und danke, dass wir reden konnten“, murmelte ich.
 

Jongin nickte knapp. Locker stieß er mich aus der Zimmertür heraus.
 

„Jetzt verpiss dich. Ich kann dein dummes Gejammer nicht mehr ertragen.“
 

„Ja, ja. Uhm… findest du es ist eine gute Idee, zu ihm auf die Rennbahn zu gehen und ihn nochmal zu fragen?“
 

Jongin blinzelte. Dann hellte sich sein Gesicht plötzlich auf und er begann zynisch zu lachen.
 

„Ja! Bitte!“, er tätschelte meine Wange, „Viel Spaß mit Tao, hyung, du nimmst besser Pfefferspray mit“, damit gab er meiner Wange einen festeren Klaps.
 

Genervt schlug ich seine Hand weg und zog die Brauen zusammen.
 

„Pf, wieso? Ich will ja nur mit Sehun reden.“
 

„Tao wird das nicht mögen.“
 

„Tao kann mich mal.“
 

„Ich hab dich gewarnt~“, summte er und schloss zuckersüß lächelnd die Tür vor meiner Nase.
 

Gut, vielleicht hatte ich mich bei Nini nicht so blamiert, wie ich es dachte. Minnie wäre stolz auf mich, dass ich nicht weggelaufen war. Ich würde ihm später schreiben oder es ihm morgen erzählen.
 

Und selbst wenn ich mich blamiert hatte, es machte mich schon irgendwie stolz auf mich selbst, dass ich mich entschuldigt hatte und es war auch wirklich die bessere Entscheidung gewesen. Minnie würde jetzt sowas sagen wie ‚Schuldeingeständnisse und Entschuldigungen sind nicht peinlich, Baek, du stellst dich nur an, weil-‘, ja warum auch immer.
 

Wie automatisch trugen meine Füße mich zum Aufzug. Ich wählte Yixings Stockwerk an. Bei ihm würde ich mich jetzt erst einmal ausheulen gehen. Dann könnten wir nach Sehuns Blog suchen.
 

Ich hoffte wirklich, dass mir das weiterhelfen könnte. Ich brauchte Sehun schließlich. Dringend. Zumal ich mich wirklich mit ihm vertragen sollte. So langsam hielt ich es nämlich auch kaum noch aus, nur noch an meinen Designs zu arbeiten, ohne auch nur die Aussicht auf ein Model zu haben.
 

Was natürlich nicht hieß, dass ich mich wirklich nonstop damit beschäftigte. Ich hatte natürlich noch andere Seminare, aber… Prokrastination war echt meine guilty pleasure.
 

Vermutlich für sämtliche Studierende.
 

Zugegeben hatte ich nicht nonstop an meinem Projekt gearbeitet. Ich wäre doch kein Student, würde ich meine Arbeit nicht sinnlos aufschieben und mich dann kurz vor knapp des Todes zu stressen.
 

Aber jetzt nach dem Blog zu gucken war ja auch keine Prokrastination, nein, es war Recherche. Wie als würde ich mich in der Uni-Bibliothek rumquälen, nur ohne Bücher. Und diese… Recherche würde ich gleich mit Yixing betreiben.
 

An dessen Zimmer angekommen, klopfte ich an. Moment, ich wusste gar nicht, ob Yixing überhaupt zu Hause war… Vielleicht war er ja noch unterwegs mit Chanyeolie. Ich meinte im Gruppenchat irgendwas in der Art gelesen zu haben.
 

Meine Überlegung erübrigte sich allerdings, als er mir die Tür öffnete.
 

Seine Haare waren total zerzaust, er hatte ein ganz aufgeplustertes Gesicht und schmatzte müde. Er blinzelte mich an. Diese Augenringe sprachen Bände. Dann begann er dümmlich zutraulich zu lächeln und legte den Kopf schief.
 

„Hey Baekhyunie! Was willst du denn hier?“, er räusperte sich, um seine raue Stimme loszuwerden.
 

Ich seufzte bloß und lief an ihm vorbei. Meine Tasche legte ich auf seiner kleinen Couch ab und nahm meinen Laptop heraus. Mit diesem ging ich zu seinem Schreibtisch und setzte mich. Hinter mir hörte ich den Schwarzhaarigen barfuß durch sein Zimmer tappen, ehe er einen zweiten Stuhl zu mir stellte.
 

Gähnend richtete er seine Haare und sah mich von der Seite an. Er wartete noch immer, dass ich seine Frage beantwortete.
 

„Ich war bei Nini“, fing ich an.
 

„Oh… und was hat Nini gesagt?“, hakte er nach.
 

Ich seufzte. Dann begann ich zu tippen, gab mehrfach Sehuns Namen in der Suchleiste ein, doch mein scheiß Browser stürzte dauernd ab. Irgendwas stimmte mit diesem bescheuerten W-LAN nicht.
 

„Ich solle mich von seinen Beziehungen fernhalten… und auch weiter von ihm, wenn’s nicht wichtig ist. Aber er hat meine Entschuldigung immerhin angenommen. Hätte ich an seiner Stelle vermutlich nicht, als ich ihm nicht einmal mehr sagen konnte, wer ihm den Typ eigentlich vorgestellt hatte.“
 

„Wer denn?“
 

„Ich.“
 

„Autsch. Du Arschloch.“
 

„Ja. Aber er hat’s wie gesagt angenommen. Das dürfte die halbe Miete sein. Also… Warum lädt das denn nicht?!“
 

Yixing beugte sich zu meinem Laptop hin und begutachtete den Desktop. Es dauerte einen Moment, ehe er das Problem identifiziert hatte. Vielleicht sollten wir doch wenigstens einen aus unseren Reihen mal in Informatik-Kurse schicken, damit wir etwas technikaffiner wurden und uns nicht mehr anstellten, wie Rentner. Auch wenn ich da mit meinen Photoshop Kenntnissen sowieso über die Stränge schlug.
 

„Uh… kann sein, dass du nicht mehr in unserem W-LAN drin bist, das wurde neu äh eingerichtet. Geh ins eduroam, das sollte hier klappen…“, Yixing übernahm meinen Laptop für einen Moment, „Ja, geht, log dich ein.“
 

Die Seite lud endlich und ich fand auch sofort, wonach ich suchte. >oosehun<, Instagram, Tumblr, Weibo. Alle drei öffnete ich in unterschiedlichen Tabs. Dann fing ich mit Instagram an.
 

Es war recht privat, wenn man den Inhalt sah. Ziemlich random. Wir klickten einfach jedes Bild durch. Doch beim ersten professionelleren Bild wurde ich aufmerksam. Yixing zeigte auch auf genau das, was ich herausgesucht hatte.
 

„Guck mal, was war das?“
 

Sehun saß auf diesem Bild verschwitzt in Trainingsklamotten auf dem Boden in der Gymnastikhalle der Uni, welche für Tanzkurse und -gruppen genutzt wurde. Allerdings saß er direkt an der verspiegelten Ecke, um ihn herum noch zwei Spiegel aufgestellt und er sah extra verspielt-anzüglich in die Kamera. Es waren auch insgesamt mehrere Fotos, ähnlich mit den Spiegeln gestellt, nur nahm Sehun unter anderem Haltungen aus Choreographien ein.
 

Hut ab, die waren echt gut, zumal man die Kamera nicht sah, die da wirkte. Mit meinem Model. Aber nicht meine. Es war doch zum Brechen.
 

„Uh… Sein Ernst?! Er lässt sich von diesem Scheißer aus dem ersten Semester ablichten, aber nicht von mir?!“, fauchte ich und schwenkte rüber auf Tumblr.
 

„Vielleicht ist der schon irgendwo angestellt?“
 

Schnaubend ging ich auf das Profil des vermeintlichen Profifotografen. Ja, hatte ich mir gedacht. Das war definitiv kein Profifotograf, sondern wirklich der vermutete Erstsemester. Wahrscheinlich war es das gleiche, was Professorin Kang mit uns abgezogen hatte. Hauptsache Spiegelung, egal wie. Ich hatte mich damals total abgemüht und mich selbst in Wasser abgelichtet.
 

„Uh nein, Lee Felix ist einer von den Erstis, die ich betreuen sollte, ehe ich ihn an diesen Drittsemester abgeschoben hab. Der ist ungefähr zwölf und kommt irgendwo aus Amerika“, motzte ich und schaltete zurück auf Tumblr, was sich aufgehängt hatte.
 

Ich aktualisierte die Seite. Alles nur random Scheiß, vielleicht ganz nett, um etwas über ihn zu erfahren, so als Person, aber das musste ich jetzt nicht mit Yixing durcharbeiten. Sonst würde der Chinese meinetwegen vermutlich noch früher graue Haare kriegen, als sowieso schon. Also schloss ich Tumblr und öffnete Weibo.
 

„Da stand aber Aussie, ich glaube er ist Australier-“
 

„Whatever!“, fauchte ich bloß, „Es geht darum, dass Sehun sich lieber von diesem kleinen Austauschneuseeländer mit seinem dummen Fünfer iPhone da ablichten lässt, als von mir!“
 

Yixing zog die Braune zusammen.
 

„Er ist Australier, du Arsch. Du weißt wahrscheinlich nicht einmal wo das liegt, du weißt ja nicht einmal, wo Changsha liegt. Und da stand irgendwas von Sony Alpha irgendwas und iPhone zehn.“
 

„Mir doch egal. Es ist mir so egal, Mann!“
 

„Ja scheinbar nicht.“
 

„DOCH! Weißt du was, du kannst auch gerne den kleinen reichen Crocodile Hunter hier zu deinem neuen besten Freund ernennen, wenn er so special ist!“
 

„Ich dachte Jongdae ist sowieso dein bester Freund, dann kann dir ja auch egal sein, was ich mache!“, empörte Yixing sich.
 

„Fick dich. Genau deshalb ist Jongdae auch wirklich mein bester Freund.“
 

Wütend scrollte ich den Blog durch und las die Bildunterschriften. Das waren viele Bilder von höherer Qualität, wirklich gut inszeniert, alle von ihm selbst geschossen. Zumindest stand es so in den Beschreibungen. Alles er selbst in unterschiedlichen Outfits.
 

O-O-T-D.
 

Bitch.
 

Der Wichser hatte einen komplett durchstrukturierten Mode-Blog. Auch die Anzahl seiner Follower war nicht schlecht. Wollte er mich jetzt eigentlich gänzlich verarschen? Hatte sein Schauspiel nicht gereicht?
 

„Das sieht schon ziemlich nach modeln aus, wenn du mich fragst“, meinte Yixing.
 

Ich nickte bloß, scrollte weiter. Das war definitiv alles sauber gemodelt. Der Wichser hatte mich wirklich verarscht. Er konnte modeln. Er tat es doch! Zumal er diesen bescheuerten Blog auch aktiv nutzte und- was war das?
 

„WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“, schrie ich auf.
 

Yixing neben mir zuckte zusammen. Er sah in den Blog und zog die Brauen zusammen.
 

„Gibt man die nicht in eine Agentur?“
 

„Druck das bitte.“
 

Der Chinese stand nun auf, nahm das Kabel seines Druckers zur Hand und schloss es an. Ich druckte mein Objekt der Begierde aus und verstaute es in meiner Tasche.
 

„Kann ich irgendwie wiedergutmachen, dass ich jetzt eineinhalb Stunden lang bei dir ein Arschloch war oder reicht dir morgen früh Kaffee?“
 

„Junmyeons Nummer?“
 

Ich lachte auf.
 

„Bei dem kannst du eh nicht landen, also bitte. Viel Spaß, ich schick sie dir später.“
 

Damit klappte ich meinen Laptop zu und verstaute ihn. Ich stand auf und hob meinen Rucksack auf meine Schultern, ehe ich zur Tür lief und meine Schuhe wieder anzog.
 

„Wohin gehst du denn jetzt? Willst du nicht noch kochen oder so?“
 

Ich schüttelte den Kopf.
 

„Sorry, ich hab noch was vor. Wenn ich nachher zeitig zurück bin, komm ich nochmal vorbei.“
 

Der Ältere zog die Brauen zusammen, ehe er nickte. Dann zuckte er mit den Schultern.
 

„Vielleicht bin ich bis dahin schon mit Junmyeon verheiratet.“
 

„Selbst wenn, ich würde zur Hochzeit kommen. Ob du mich einlädst oder nicht.“
 

„Wenn du meinst. Bis dann.“
 

„Bye-bye.“
 


 

*
 


 

Nach einer Weile, die ich mir nur die Rennbahn angeguckt hatte, hatte ich auch begonnen, diese wie ein Feldforscher bildhaft zu dokumentieren. Der Besitzer fand das zwar weniger lustig, aber nach meiner Ausrede, ich würde für den Uni-Blog attraktive Freizeitangebote für Studierende herausarbeiten, war er Feuer und Flamme.
 

Und ja, er rannte mir eine kurze Zeit nach, um mir besonders gute Perspektiven zu zeigen. Dass ich diese Bilder für mein privates Photoshop-Vergnügen nutzen würde, sagte ich selbstverständlich nicht.
 

Er gab erst Ruhe, als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass meine Freunde ja jetzt von der Strecke kämen. Dumm nur, dass er Sehuns Namen kannte, denn er bot mir an, diesen zu holen. Und nein, ich konnte nicht zustimmen oder verneinen. Er hatte mir die Antwort schlichtweg abgenommen.
 

Also nahm ich die Kamera hoch und fotografierte Sehun aus der Entfernung, wie er abbremste, quasi parkte, ausstieg und wie Mr. Perfect himself durch seine Haare fuhr. Er sprach mit dem Besitzer, wirkte etwas verwirrt. Das konnte ich ihm nicht verübeln.
 

„Hey, warum machst du Bilder von meinem Bruder?“, sprach mich eine unbekannte Stimme an.
 

Ich machte mir nicht einmal dir Mühe, mich umzudrehen. Das war sicher dieser Tao, vor dem Nini mich gewarnt hatte. Aber für den hatte ich jetzt keine Zeit.
 

„Sehun ist mein Model, nerv nicht“, entgegnete ich bloß und sah weiter durch meine Kamera.
 

„Ah~ du musst Baekhyun sein, oder? Hör mal, mir gefällt deine Art überhaupt nicht. Was fällt dir eigentlich ein- Scheiße Mann, was fällt dir ein, mir nicht zuzuhören?!“
 

Nun sah ich auf und seufzte übertrieben gereizt.
 

Der junge Mann von Jongins Foto mit ihm und Sehun stand vor mir. Groß, große Augen, sehr hübsches Gesicht, sportlich. Seine Haare waren unter seiner Kappe blondiert. Meine Güte, wie konnte man in Sportklamotten so hochnäsig aussehen? Lag vielleicht am GUCCI-Shirt.
 

„Bist du Tao?“
 

„Ja, was geht’s dich an? Ich will wissen, was dir einfällt, hier aufzutauchen und ihn dann auch noch gegen seinen Willen zu fotografieren!“
 

Gott, der Junge war ja furchtbar.
 

„Okay, pass auf Tao: Verpiss dich und nerv mich nicht, wenn ich mich mit Sehun beschäftigen will, okay? Ich will ihm nicht wehtun, ich will nur Fotos von ihm.“
 

Sehun kam uns nun entgegen. Er hob fragend die Schultern und Arme. Vor mir blieb er stehen, perfekte Nahaufnahme.
 

„Hyung, ich sagte, ich will nichts zu deinem Projekt beitragen. Hau bitte ab.“
 

Er seufzte. Scheinbar war er aber wieder beruhigt, nachdem ich ihm ja eine Weile aus dem Weg gegangen war.
 

„Nein, ich muss mit dir-“, fing ich an.
 

„Da hast du’s doch!“, fauchte Tao dazwischen.
 

„Alter, sei still, ich rede mit Sehun!“
 

„Er will ja gar nicht mit dir reden!“
 

„Ich muss aber mit ihm sprechen, also sei still! Das ist wichtig, du hast doch keine Ahnung!“
 

„Verpiss dich doch einfach, ich hab mehr Ahnung von dir und deiner Macke, als-“
 

„Tao, bitte! Ist gut. Ich komm klar.“
 

Tao zog eine Braue hoch. Allerdings schien er Sehun Glauben zu schenken. Der Schwarzhaarige wirkte auch ziemlich gefasst. Nahezu ausgewechselt.
 

„Mhm. Bitte. Nicht meine Schuld. Bau ja keinen Scheiß“, fuhr er mich noch an, ehe er an mir vorbei ging.
 

Dabei rempelte er mich absichtlich mit der Schulter an, dass ich fast meine Kamera fallen ließ. Ich beschwerte mich dafür, bekam aber nur den Mittelfinger.
 

„Mach’s kurz, Baekhyun. Ich hab keine Zeit und eigentlich auch keine Lust, mit dir zu reden.“
 

Korrigiere: Er war noch immer sauer. Aber auch ruhig, wie Jongin.
 

„Ich uhm~ pass auf, ich war bei Nini und hab mich bei ihm entschuldigt. Hat er dir vielleicht schon geschrieben.“
 

Er nickte.
 

„Gut… Ich will dafür auch kein Lob oder so, bitte versteh das nicht falsch. Nini und ich sind- waren… auch Freunde und das ist mir auch wichtig.“
 

„Und weiter? Was hat das mit mir zu tun?“
 

Der Jüngere verschränkte die Arme vor der Brust. Ich atmete durch und zwang mich weiter, ihm ihn die Augen zusehen.
 

„Ich wollte mich auch bei dir entschuldigen. Es war echt scheiße von mir, dich auf diese Art darum zu bitten. Es ist nur… ich weiß nie, was ich sagen soll und bevor ich richtig nachgedacht hab, ist es schon zu spät.“
 

„Ja, war schon immer so“, murmelte er.
 

„Ich meine das ernst, ich will mich bei dir entschuldigen.“
 

Sehun sah zu Boden. Er schenkte auch Tao einen Blick, der mit dem Besitzer der Rennbahn sprach. Vermutlich versuchte er, Hausverbot für mich heraus zu handeln. Dann sah Sehun mir in die Augen und biss sich auf die Lippe.
 

„Okay.“
 

„Hä?“, machte ich perplex.
 

Hatte ich mich verhört?
 

„Okay. Ist okay. Ich weiß, dass du oft Scheiße redest. Ich war nur in dem Moment sehr sauer.“
 

Ich nickte nun.
 

„Verständlich. Würdest… du mir auch glauben, dass ich dich nicht nur als Model will, sondern auch als Freund?“
 

Sehun blinzelte.
 

„Uh- ah, ja, ich weiß nicht. Ich- ich muss nachdenken.“
 

„Ja, tu dir keinen Zwang an. Ich will dir auch noch sagen, dass ich ernsthaft und nicht verblendet davon überzeugt bin, dass du modeln kannst und es tust“, begann ich.
 

Mal sehen. Ein falsches Wort und ich würde meinen Joker spielen. Es begann mit dem Seufzen und ich holte schon Luft.
 

„Hyung, bitte, ich hab es dir nicht aus Spaß gesagt. Ich model nicht und ich will nicht für dein Projekt modeln!“
 

Nickend nahm ich den Umschlag aus meiner Tasche und hielt ihm das Bild unter die Nase.
 

„Okay, Arschloch, du willst es nicht anders, oder? Du hast also eine Sedcard, ja? Das ist doch eine Sedcard oder hab ich mich als Fotograf da vertan? Und trotzdem traust du dich, mir ins Gesicht zu lügen, dass du nicht modelst?“
 

Im entgleisten einen Moment die Gesichtszüge.
 

„Hyung, im Ernst, ich model nicht-“
 

„Du modelst doch! Sehun, das ist eine vollständige Sedcard! Die ist eins A, wieso sagst du, dass du’s nicht kannst, wenn du doch offensichtlich modelst?!“
 

„Weil die keiner bekommen hat!“, fuhr er mich lauter an und brachte mich zum Verstummen, „Keiner hat sie bekommen, okay? Ich hab sie nie rausgegeben. I- Tao hat mir geholfen, aber ich hab’s nicht gemacht. Ich kann nicht, ich- ich pass nicht da rein.“
 

Verständnislos sah ich ihn an.
 

„Bist du eigentlich behindert? Die Bilder sind wirklich gut geworden, du kämest doch locker auf irgendwelche Cover. Die ganzen Magazine würden dich lieben!“
 

Er schnaubte. Genervt schnalzte er mit der Zunge. Oh hoppla, jetzt wurde er doch wieder gereizt. Na ganz toll.
 

„Ich hab sie aber doch nicht eingereicht. Ich finde nicht, dass ich es kann, ich hasse Fotos von mir, okay? Ich will nicht modeln, weil ich es schlichtweg nicht kann. Als ich klein war hab ich schon nie verstanden, warum du so auf Fotografie abfährst.“
 

Und dann studierte er Kunst? Hatte er Fieber?
 

Mir kam eine Idee, die ihm vermutlich nicht gefallen würde. Aber mir gefiel sie.
 

„Pass auf, du kannst das. Ich beweise es dir. Ich werde ab jetzt dein persönlicher Fotograf sein, damit ich dir zeigen kann, wie gutaussehend du bist. Gleichzeitig zeig ich dir, was Fotografie bedeutet. Was sie mir bedeutet, was sie der gesamten Welt bedeutet und bedeuten sollte. Und ich bin mir sicher, du kannst es nachvollziehen, wenn du’s nicht schon lang weißt.“
 

Der Schwarzhaarige verdrehte die Augen. Er wollte widersprechen, doch ich ließ ihn nicht.
 

„Baekhyun hyung, das ist total bescheuert und das weißt du auch-“
 

„Ich beweis es dir.“
 

Zu meiner Verwunderung kam plötzlich kein Widerwort mehr aus seinem Mund. Zumindest keine aktiven. Bloß ein belustigt-genervtes Schnauben.
 

„Mach was du willst.“
 

Ich hob die Kamera.
 

Es blitzte.
 


 


 

*


Nachwort zu diesem Kapitel:
Haaahaaahaaa °____° Da bin ich wieder. Es tut mir furchtbar leid, dass keine regelmäßigen Updates zu erwarten sind. Es war schon so lang her, dass ich nicht mehr genau wusste, was schon passiert ist xD Ich bin echt eine Schande für diese Website.

ABER dennoch hoffe ich, dass ich Dir eine Freude mit dem neuen Kapitel bereiten konnte! Und keine Panik, wir kommen dem SeBaek-Teil der Story auch näher.

Gib mir nur mehr Zeit. Hoho.



Lass mich auch bitte gerne wissen, wie es Dir bisher gefällt, wie dir das neue Kapitel gefällt oder ob du’s halt kacke findest. :D



Over and out

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