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Von La Sadie's zu Dir en Grey- Ein steiniger Weg

von

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Versöhnung

Kyo bewaffnete sich mit seinem Block und dem Stift und ging ein bisschen auf den Flur hinaus. Er merkte, wie ihn diese verfluchten Medikamente veränderten. Sein Gesicht bekam die Form des Mondes, wenn er in seiner vollen Pracht am Himmel strahlte und auch sonst entging ihm nicht, dass er schneller als sonst an Gewicht zulegte. Doch hatte ihm der Arzt darauf hingewiesen, dass das passieren konnte. Aus zwei Tagen war jetzt doch eine Woche geworden, weil sie ihn zur Beobachtung hier lassen wollten und so sehr der Sänger Krankenhäuser hasste, siegte diesmal die Vernunft. Denn auch, wenn er wusste, dass er wieder gesund werden würde, wollte er dennoch nichts riskieren. Nicht noch mehr riskieren, sollte er wohl eher sagen. Die und Toshiya hatten ihn heute noch besucht und Kaoru wollte wohl heute oder morgen auch noch vorbeischauen. Alle kamen, nur Shinya ließ sich nicht blicken. Kyo ballte seine Hände zu Fäusten und der Frust in seiner Brust wuchs noch mehr. Es war nie seine Absicht gewesen seinen Freund so derart zu enttäuschen, er wollte doch nur keinen mit seinen Problemen belasten, war das so schwer zu verstehen? Draußen schien die Sonne und der Park nebenan zeigte schon die ersten Anzeichen, dass der Herbst vor der Tür stand. Kyo fühlte sich so leer und musste sich anstrengen, nicht gleich wieder eine Panikattacke zu bekommen. Vielleicht tat frische Luft gut? Er holte sich eine leichte Jacke, die er über das weite Shirt zog, um so zu verbergen, dass er dick geworden war, als es an seiner Zimmertür klopfte.

„Na, willst du dich etwa schon wieder selbst entlassen?“

Kyo fuhr herum und stand seinem Leader gegenüber, schüttelte mit dem Kopf und zeigte nach draußen.

„Ah, darf ich dich begleiten?“

Wieder nickte der Sänger. Kaoru gab einer Schwester Bescheid und folgte Kyo in den Park. Dort gingen sie eine Weile schweigend nebeneinander her und hielten schließlich auf einer kleinen Brücke an. Die Sonne schien durch die Bäume und wärmte Kyos Gesicht. Er schloss einen Moment die Augen. Dann zückte er Zettel und Stift und schrieb.

 

Willst du mir denn gar keine Standpauke verpassen?

 

Kaoru zog die Stirn in Falten.

„Naja, vor hatte ich das schon, nur was sollte das bringen? Ändern kann ich ohnehin nichts mehr.“

 

Wow, so geht’s auch.

 

„Tooru, was erwartest du denn von mir? Kannst du dir eigentlich auch nur im Entferntesten vorstellen, wie es ist diese ganze Scheiße zwei Mal durchzumachen? Erst hab ich das ganze Drama mit Hizu von Zero hören müssen und dann mein eigener Sänger? Schön ich wollte eigentlich normal mit dir reden, weil es irgendwie auch nicht fair ist, dir das vorzuhalten.“

 

Und trotzdem tust du es. Außerdem verstehe ich nicht, warum sich alle immer ihre Probleme erzählen müssen.

 

„Und genau da fängt dein eigenes an. Wenn du nicht so stur sein wärst und alles mit dir selbst ausmachen würdest, hätten wir dir eher helfen können! Dafür sind Freunde da Tooru! Nur du hast ein echtes Talent, deine Freunde auf Abstand zu halten. Doch zu welchem Preis? Damit du dann in Selbstmitleid versinken kannst? Über manche Probleme solltest auch du einfach reden“, tobte der Leader und Kyo schaute ihn mit finsterer Miene an. Ja zu welchem Preis? Um alles zu verlieren? Kaorus Wut war berechtigt, doch schien er sich tatsächlich auch ernsthaft Sorgen zu machen. Alle sorgten sich um ihn, nur Shinya kehrte ihm den Rücken.

 

Glaub mir, das hab ich jetzt auch begriffen. Irgendwie. Nur bin ich eben nicht der Typ Mensch, der gern über seine Probleme redet. Ich will euch nicht belasten. Ihr habt genug eigene Sorgen.

 

Der Leader rollte genervt mit den Augen.

„Ja die haben wir, aber Freunde sind dazu da, damit man mit ihnen reden kann, wann geht das endlich in deinen Kopf rein? Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir sind in den letzten Jahren viel mehr als nur Kollegen geworden. Ich würde mich nicht dauernd mit euch rumärgern, wenn ihr mir egal wärt…vor allem du Tooru. Zu dir komme ich nicht durch und das nur, weil du uns nicht belasten willst? Mir wäre das lieber gewesen, als das hier jetzt!“

Kyo setzte sich wieder in Bewegung und auch wenn es Kaoru nicht böse meinte, seine Worte setzten ihm nur noch mehr zu. Das sagte er so einfach, doch der Sänger war eben anders. Hatte noch nie viel Wert auf Gefühle gelegt oder stundenlang mit anderen darüber diskutiert. Ihm war es nicht egal, aber seiner Meinung nach gab es eben wichtigere Dinge im Leben. Sie hatten fast wieder den Eingang erreicht.

 

Es tut mir leid Kao. Ich dachte wirklich, ich bekomme das hin oder glaubst du, ich find es cool hier fest zu sitzen ohne zu reden? Ich glaub ich brauch noch ein bisschen Zeit für mich. Danke, dass du da warst.

 

Der Leader zog den Kleineren in eine kurze Umarmung und verabschiedete sich von ihm.

Kyo blieb noch eine Weile vor dem Gebäude sitzen, widerstand dem Drang eine Zigarette zu rauchen und schrieb Shinya eine Nachricht. Die dritte in den letzten beiden Tagen. Doch erhielt er keine Antwort.

 

Die Tage zogen sich endlos und Kyo hatte das Gefühl, ihm könnte die Decke auf den Kopf fallen. Sein Körper fühlte sich aufgeschwemmt und krank an, sodass er sich schon fast selbst verabscheute, mehr noch als sonst. Zwar konnte er zwischen den Aufenthalten im Krankenhaus immer wieder nach Hause, da er von Tokio nach Kyoto verlegt wurde, doch viel besser fühlte er sich trotzdem nicht. Die Medikamente wirkten sich auf seine miese Stimmung aus und durch dieses Hin und Her fehlte ihm gerade auch die Zeit die Pfunde wieder runter zu bekommen, es war ein Teufelskreis. Alle zwei Tage folgte jetzt das Stimmtraining. Es begann mit Atemübungen und leisen Lauten. Kyo kam sich richtig bescheuert vor und hätte das am liebsten sausen lassen. Doch er zwang sich das durchzuziehen. Seiner Band zuliebe. Und natürlich auch für sich selbst.

 

Nach einem Monat durfte er dann auch endlich wieder sprechen und er sollte erst nächsten Monat zur Kontrolle wiederkommen. Innerlich machte der Sänger Freudensprünge, denn auch die Dosis der Medikamente verringerte sich.

Als er zu Hause ankam, brannte Licht. Hatte er vergessen den Lichtschalter aus zu knipsen? Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schloss er die Tür auf und wurde sogleich mit Freudenrufen empfangen. Der Sektkorken knallte und alle seine Jungs umarmten ihren Sänger. Moment nein. Nicht alle. Einer fehlte und das traf Kyo wie einen Schlag. Er konnte es ja verstehen, wenn er ihm nicht antwortete, aber seine Entlassung zu verpassen? Das sah dem Drummer ganz und gar nicht ähnlich. Der Sänger schluckte den Kloß im Hals runter. Außerdem fühlte er sich schon fast fett, wenn er seine Jungs so betrachtete. Schlank und durchtrainiert. Eher zurückhaltend nahm er das Sektglas entgegen. Dann räusperte er sich und hob das Glas zum Anstoßen.

„Ähm…ich bin wohl irgendwie sprachlos…danke ist glaub ich ganz angebracht…ich verspreche euch, dass ich es nicht noch Mal so weit kommen lasse…Mann und es tut gut wieder sprechen zu dürfen“, freute er sich und trank mit den Jungs.

„Juhu unser Sängerchen ist zurück“, jubelte Die.

„Und wenn du mich noch einmal Sängerchen nennst, kannst du was erleben Daisuke!“, drohte Kyo seinem Gitarristen an, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Das Risiko gehe ich ein…ach wie hab ich dich vermisst eure Grummeligkeit…“

Der Sänger verengte seine Augen zu Schlitzen und funkelte sein Gegenüber böse an.

„Du spielst gerade mit dem Feuer, mein Freund.“

„Komm schon Kyo…das sind doch nur liebevolle Neckereien…das macht mit dir am meisten Spaß. Die anderen lassen sich nicht aufziehen…“

„Ich sollte dich einfach ignorieren.“

Insgeheim hatte Kyo die dummen Sprüche von Die allerdings vermisst. Die Jungs tranken noch ein bisschen und ließen ihren Sänger dann allein.

 

Am nächsten Tag beschloss er joggen zu gehen und auch sonst tat er alles, um seinen Körper wieder in Form zu bringen. Zwar dauerte es eine Weile, bis er sein Traumgewicht wieder erreicht haben würde, aber es half schon ins Tun zu kommen. Heute wollte Kaoru proben und Kyo hoffte, dass er Shinya endlich sehen würde. Er entschied sich noch immer für die weiten Klamotten, weil er nicht wollte, dass ihn die anderen so sahen.

Es tat verdammt gut den Proberaum zu betreten und die unsichtbare Energie hier zu spüren. Ehrfürchtig näherte sich Kyo seinem Mikroständer und strich vorsichtig über den Kopf des Mikrofons. Noch immer hatte er Angst, dass sowas wie beim letzten Konzert erneut passieren könnte. Doch der Arzt hatte ihm versichert, dass das nicht der Fall sein würde, wenn er jetzt regelmäßig zu den Kontrollterminen kam und auch sonst besser auf sich acht gab. Der Sänger schaltete sein „Instrument“ ein und wagte sich an „the Final“. Mit geschlossenen Augen traf er jeden Ton und es fühlte sich so gut an. Eine Welle des Glücks erfasste den Sänger und es fühlte sich an, als wäre er nie weg gewesen. Auf einmal setzte hinter ihm das Schlagzeug ein und abrupt verstummte er und drehte sich um. Shinya hatte seinen Kopf gesenkt, sodass seine Haare das Gesicht verdeckten. Er schenkte dem Sänger keine Beachtung und das traf ihn mit voller Wucht. Auch die anderen drei nahmen jetzt ihre Plätze an den Instrumenten ein und Kyo hatte im Moment keine Chance mit dem Drummer zu reden. Das musste wohl dann bis nach der Probe warten. Er schaffte es, den Anschluss wieder zu finden, übernahm sich allerdings nicht.

Etwas erschöpft legte er eine Pause ein und kochte Tee. In dem Moment legten sich zwei Arme von hinten um ihn und er wünschte sich so sehr, es wäre Shinya. Doch dafür waren die Hände zu männlich und zu tätowiert. Kaoru umarmte ihn? Jetzt war er leicht verwirrt.

„Es tut gut dich wieder zu haben.“

„Es tut gut wieder hier zu sein Kao…aber ich glaub für heute bin ich fertig…will es nicht übertreiben.“

„Kein Problem, das verstehe ich.“

Der Leader erklärte die Probe somit als beendet und sofort schnappte der Drummer sein Zeug und stürmte zur Tür. Doch Kyo bekam seinen Arm gerade noch zu fassen. Erschrocken schaute er seinen Freund an.

„Shin-chan…bitte warte“, bat er den anderen Musiker, doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf.

„Ich…ich kann nicht…“, wisperte dieser und verschwand. Traurig ließ sich Kyo auf dem Sofa nieder und sogleich gesellte sich Toshiya zu ihm.

„Gib ihm Zeit. Das alles hat den Kleinen echt hart getroffen.“

„Ich hab Angst, dass er nie mehr was mit mir zu tun haben will…nicht mal begrüßt hat er mich Toshi…er hat mir mal versprochen, dass er immer zu mir hält und mich nie enttäuschen wird. Aber ich hab es ausgereizt und bin selbst Schuld, dass er mich jetzt hasst.“

„Er hasst dich nicht…im Gegenteil. Nur du kennst doch unseren Shini, er ist so zart beseitet und schon einmal hat er mit ansehen müssen, wie du vor seinen Augen fast gestorben wärst.“

Der Sänger leerte seine Tasse, erhob sich und verabschiedete sich von seinen Jungs.

 

Nach dem Aufstehen ging er noch eine Runde joggen, um den Kopf frei zu bekommen. Er musste handeln und zwar schnell. Ja, er hatte Shinya zutiefst enttäuscht, aber er wollte seinen besten Freund zurück und er musste ihm zeigen, wie wichtig er für ihn war. Er rannte den Feldweg entlang und kleine Schweißtröpfchen rannen seinem Gesicht hinab. Die Sonne ging auf und bald würde es echt heiß werden. Kyo suchte sich noch eine ruhige Ecke und startete mit seinem Trainingspogramm, was aus Sit ups, Mountain Climbers, Sumo Squats, Leg Raises und Planks mit Rotations bestand. Diese Prozedur widerholte er drei Mal hintereinander und sank dann etwas lädiert ins Gras. Seine Gedanken kreisten um Shinya und, wie er es anstellen sollte, sein Vertrauen zurück zu gewinnen. Kyo hätte nie geglaubt, dass es überhaupt möglich war, den Drummer so von sich zu stoßen, eben weil er immer versuchte für ihn da zu sein. Doch nun hatte der Sänger genau das geschafft. Wirklich eine Glanzleistung. Er joggte den Weg zurück und ging duschen. Mit nur einem Handtuch um die Hüften traute er sich nach Wochen einen Blick in den Spiegel zu werfen. So langsam nahm sein Körper wieder Form an und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er Stolz, weil er nicht aufgegeben hatte und den Mut nicht verlor. Er zwängte sich in eine seiner engeren Hosen, zog ein weites Shirt mit Blumenmuster darüber und setzte sich auf die Terrasse, um die Worte in seinem Kopf auf Papier zu bringen. Denn es fiel ihm schon immer leichter etwas in schriftlicher Form besser rüber zu bringen, als wenn er es so sagen musste.

 

Shinya, ich habe dich enttäuscht. Doch bitte glaub mir, das wollte ich nicht. Du bist der einzige Mensch, den ich in den letzten Monaten am meisten gebraucht hätte, doch du warst nicht da. Das soll kein Vorwurf sein, denn ich weiß, dass es meine Schuld ist. Ich habe dich von mir gestoßen, immer und immer wieder. Und jetzt kommst du einfach nicht wieder, dabei dachte ich, du bist mein Bummerang. Egal, wie weit ich dich werfe, du kommst zurück. Aber ich habe mich getäuscht und das tut weh. Es ist furchtbar, wenn ich dir schreibe und du nicht antwortest, weil du mir so zeigst, wie schlecht es dir geht. Doch sollten wir nicht genau deshalb zusammenhalten? Sollte ich nicht für dich da sein, wenn es dir schlecht geht? Oder hast du mich tatsächlich aufgegeben? Das würde ich dir nicht Mal übel nehmen, aber ich kenne dich zu gut Shin-chan und ich weiß, dass du mich niemals aufgeben würdest. Und weißt du auch woher ich das weiß? Weil auch ich dich niemals aufgeben könnte. Du hast mich schon so oft vor mir selbst gerettet und für mich war es immer selbstverständlich, dabei war es das nie. Ich habe mich in den letzten Monaten oft gefragt, weshalb du soviel Zeit in unsere Freundschaft investiert hast und ebenso, warum es dir egal ist, wenn ich meine Launen an dir auslasse. Dabei war es dir nie egal, aber du hast es über dich ergehen lassen, weil ich dir wichtig bin. Und das ist das Selbstloseste, was jemals ein Freund für mich getan hat. Verdammt Shinya, ich könnte heulen oder schreien, weil ich dich nicht verlieren will. Du wundervoller Mensch, bitte lass mich wieder Teil deines Lebens sein. Sonst gehe ich kaputt und ich habe bei der Probe gesehen, dass es auch dir mehr als mies geht. Ich renne nicht mehr weg, zumindest nicht vor dir. Bitte gib uns noch eine Chance. Ich brauch dich.

Kyo

 

Kyo wischte sich die Tränen aus den Augen und begab sich zum Proberaum, weil er als erster da sein wollte. Den Brief legte er auf Shinyas Hocker hinter den Drums. Dann wartete er auf die anderen und lenkte sich währenddessen mit Zeichnen ab. Seine vier Freunde kamen fast zur gleichen Zeit an und begrüßten ihren Sänger, sogar der Drummer winkte ihm zu, schaute dann jedoch ganz schnell wieder weg. Kyos Herz pochte schneller, denn er beobachtete seinen besten Freund genau und gerade setzte er sich hinter das Schlagzeug, faltete den Brief auseinander und begann zu lesen.

„Oh Shini, bekommst du etwa Liebesbriefe?“, zog ihn Die auf. Doch geheimnissvoll zuckte der Drummer mit den Schultern.

„Neidisch?“, fragte er gewitzt zurück.

„Ich brauch keine Liebesbriefe…“, säuselte der Gitarrist und stibizte sich einen Kuss von seinem Bassisten. Kyos Anspannung wuchs immer mehr, deshalb ging er vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen. Das brauchte er jetzt dringend, auch wenn ihm nicht ganz so wohl dabei war. Er traute sich auch nicht aufzuschauen, als die Tür hinter ihm ein weiteres Mal auf und wieder zu geschlagen wurde.

„Hey…“, erklang die Stimme des Drummers und Kyo blinzelte seine Tränen weg, als er aufschaute.

„Shin-chan…“

Noch immer nervös kaute der Sänger auf seiner Unterlippe herum und wusste nicht, was er sagen sollte.

„Danke für deine Ehrlichkeit…aber ich brauche Zeit Tooru…natürlich gebe ich dich nicht auf, aber das sitzt tief. Ich muss das selbst erst irgendwie verarbeiten. Das wäre fast das Aus für uns gewesen. Weißt du, ich hab mich ernsthaft gefragt, was ich machen würde, wenn sich Dir en Grey auflösen würde und ich habe noch keine Antwort gefunden. Weil ich es ehrlich nicht weiß. Ihr seid mein Leben und ich will auch in keiner anderen Band spielen, weil sich das irgendwie falsch anfühlt. Das ist sehr egoistisch, dessen bin ich mir bewusst, aber ich glaub, dir geht es nicht anders. Und genau dieser Aspekt macht es so schwer für mich zu verstehen, was passiert ist. Du hast soviel auf’s Spiel gesetzt. Warum?“

Shinyas Worte waren schlimmer als jede Standpauke von Kaoru, denn er hielt ihm die knallharte Wahrheit vor Augen.

„Ich kann dir keine Begründung geben, außer der, dass ich dachte, ich schaff es allein. Glaubst du, ich hätte nicht früher was unternommen, wenn ich gewusst hätte, dass es so schlimm ist?“

„Vermutlich nicht und trotzdem fühlt es sich ein bisschen wie Verrat an.“

„Verrat? Dein Ernst? Unterstellst du mir jetzt wirklich, ich hätte das absichtlich gemacht?“

„Nein, aber alles drehte sich Mal wieder um dich. Dich interessiert es nicht im Geringsten, wie es Kaoru geht, der schon seit Monaten am Ende ist, weil ihn das mit Zero so nahe geht. Dir ist es egal, dass Die und Toshi ihre Probleme haben und ebenso, wie es mir geht, wenn ich dich so zerstört sehe. Hauptsache du tust immer so cool, versteckst alles, machst es mit dir selbst aus und verteilst Beleidigungen. Und ich habe keine Lust und keine Kraft mehr dir zu sagen, wie sehr ich dich mag. Denn scheinbar kommt das ja doch nicht an. Dein Brief ist vermutlich das ehrlichste, was ich je von dir bekommen habe.“

Kyo musste sich am Treppengeländer festhalten. Er hatte viel von Shinya erwartet, aber nicht das. Doch er wollte sein Tagesziel erreichen, koste es, was es wolle. Deshalb sah er dem Drummer tief in die Augen.

„Okay…mach weiter…was hast du noch an mir auszusetzen?“

„Ich hasse es, wenn du dir selbst weh tust, weil ich es nicht verstehe…ich versuche alles, aber du hälst mich auf Abstand. Was hab ich dir getan? Macht es dir Spaß die Menschen, die dir nahe stehen, immer wieder zu verletzen und zu beleidigen? Ich halte das alles nicht länger aus Tooru…“, redete sich der Drummer in Rage und auf einmal brach er zusammen und Kyo konnte ihn gerade so auffangen. Und jetzt fühlte er sich noch schlechter. Deshalb schlang er die Arme um seinen Freund. Shinya, dieses engelsgleiche Wesen und Kyo hatte ihn zerstört. Der Drummer wehrte sich nicht dagegen und hielt seine Tränen nun nicht mehr zurück. Der Sänger strich ihm behutsam über den Rücken.

„Oh Shini, es tut mir so leid…aber ich verspreche dir, dass ich jetzt immer da bin. Wir alle gehören zusammen und Dir en Grey wird es geben, bis wir alt und grau sind. Ich hab dich lieb, weißt du das?“

Shinya schluchzte noch immer, doch er versuchte zu nicken. Dann schaute er seinen Freund wieder an.

„Ich hab versucht dich zu hassen und böse auf dich zu sein, hast du das gemerkt?“

„Ja und es war echt beschissen…all das gerade von dir zu hören ist hart…aber du hast Recht und so geht es nicht weiter.“

„Nein das tut es nicht…ich brauch dich auch und du fehlst mir ganz schrecklich. Tooru, tue das nie, nie wieder…versprichst du mir das?“

Kyo nickte und zog seinen liebsten Freund erneut in eine Umarmung.

„Ich verspreche es dir.“

„Noch eine letzte Sache. Deine Stimmprobleme, können die wiederkommen?“, fragte der Drummer besorgt.

„Ganz ausgeschlossen ist das nie, aber ich bin jetzt vorsichtiger und lasse mich jetzt regelmäßig durch checken.“

„Und keine blutigen Bühnenshows mehr?“

„Wenn, nur noch Kunstblut oder skurrile Outfits.“

Jetzt endlich lächelte Shinya und Kyo erwiderte es.

„Mh, skurrile Outfits find ich gut. Hast du schon Ideen?“

Der Sänger nickte geheimnissvoll.

„Willst du sie sehen? Hab ein paar Zeichnungen davon angefertigt.“

Im Proberaum hatten Kaoru, Daisuke und Toshiya wieder mit spielen begonnen, deshalb verzogen sich Kyo und Shinya zur Sitzecke. Der Sänger zückte sein Zeichenbuch, welches er fast immer bei sich trug und schlug es auf, blätterte darin und schob es stolz zu seinem Drummer.

„Wow, voll cool und echt ziemlich creepy. Aber es passt voll zu dir.“

„Ich fürchte nur dafür muss ich eine Stunde früher in die Maske“, murrte der Sänger.

„Wer soll dich schminken?“

„Na ich, wer sonst. Als ob ich da jemanden ran lasse.“

Shinya lachte.

„Ich glaub auch nicht, dass sich jemand trauen würde. Die haben doch Angst vor dir, so böse, wie du immer schaust.“

„Zu Recht. Darf ich dich was fragen?“

„Klar.“

„Findest du, dass ich dick geworden bin?“

Der Drummer schaute seinen Sänger irritiert an und schüttelte mit dem Kopf.

„Quatsch…wer sagt denn sowas?“

„Ich, weil die beschissenen Medikamente mich schon echt aufgebläht haben.“

Shinya lächelte aufmunternd.

„Du siehst gut aus…“

„Danke.“

„Ich hab noch Sushi zu Hause, kommst du mit?“

Kyo zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht.“

Sie winkten den anderen dreien und machten sich auf den Weg zu Shinyas Wohnung.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  yamo-chan
2020-02-09T16:20:01+00:00 09.02.2020 17:20
Ich liege hier jetzt total verheult auf dem Sofa und weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Dieser Herzschmerz!
Zum Glück haben sie sich wieder vertragen!
*schnief*
Antwort von:  MarryDeLioncourt
09.02.2020 18:09
Oh nein ^^. Wollte das eigentlich noch länger raus zögern, aber ich konnte auch nicht mehr. Es fühlt sich so grausam an, wenn Shini nicht mehr mit dem kleinen Warumono redet :(.


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