Zum Inhalt der Seite

Oscar mon amour

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Fremde mit den traurigen Augen

Ein eiskalter Wind blies über die Landstraße. Nichts erinnert an diesem Abend daran das der Frühling bereits Einzug ins Land gehalten hatte. Aurelian trieb sein Pferd an. Er wollte möglichst schnell nach Paris kommen. Die Knöchel seiner Finger, welche die Zügel fest umklammert hielten nahmen vor Kälte eine bläuliche Färbung an. Er war als einziger unterwegs auf der Straße, so als hätten sich bereits sämtliche Pariser nach hause an ihre warmen Ofen verkrochen.

Um so größer war seine Erleichterung als die Stadtmauern von Paris in Sicht kamen.

Bei der erstbesten Gaststätte hielt er an, saß ab, band sein Pferd an den hierfür vorgesehenen Ringen im Mauerwerk an und betrat die Schankstube, die er beinahe leer vorfand.

Einige Handwerker saßen an einem Tisch und spielten Karten und am Tresen starten ein paar Männer in ihre Bierkrüge. Aurelian trat ebenfalls an den Tresen und nahm auf einem der freien Hocker davor platz. Der Wirt, der eine fleckige Schürze trug, kam gemächlich auf ihn zu. „Darf es etwas zu trinken sein Monsieur?“ Aurelian nickte. „Einen Becher voll Wein und ein Zimmer für die Nacht. Auch soll mein Pferd umgehend versorgt werden, das draußen angebunden steht.“ Er ließ einige Livree auf den Tresen fallen, deren Anblick den Wirt sofort aus seine Lethargie riss. „Selbstverständlich Monsieur! Meine Frau wird augenblicklich das beste Zimmer für Euch vorbereiten.“ Eilig stellte er vor Aurelian den bestellten Wein ab, um sofort darauf seiner Frau und seinem Sohn Anweisungen zu erteilen, die sich um das Gästezimmer Aurelains und dessen Pferd kümmern sollten.

Aurelian war es nur recht das wenig Gäste in der Wirtschaft waren. Nach seiner langen Reise von Bordeaux nach Paris war ihm mehr nach Ruhe zu mute als nach Geselligkeit. Er griff unter seinem Kragen nach einer Kette und zog sie hervor. An ihr hing ein kleines Medaillon, das er nun öffnete. Versonnen betrachtete er das Bild darin. Das Portrait einer jungen Frau mit dunklen Haaren und braunen Augen war darauf zu erkennen. Er war nur eine Woche unterwegs gewesen und er vermisste sie bereits jetzt. „Juliette, ich kann gar nicht in Worten ausdrücken wie sehr ich dich liebe,“ dachte er bei sich. Juliette und er waren verlobt und wollten in einigen Wochen heiraten, trotz der unruhigen Zeiten. Sehr viele Menschen in Frankreich wandten sich gegen den Adel und in Paris war es bereits zu mehreren tätlichen Angriffen gegen Aristokraten gekommen, weshalb er es vermied sich unter seinem Titel Comte de Clermont vorzustellen, ohne Dienstboten reiste und die einfache Kleidung eines Bürgerlichen trug.

Es war die denkbar ungünstigste Zeit um zu heiraten, doch er und Juliette wollten nicht länger warten und die Unruhen im Land wurden sicher nicht besser. Außerdem waren sie schon mehrmals beieinander gelegen, so wie es eigentlich nur Eheleuten vorbehalten war, doch dies war ihr großes Geheimnis, das nur sie beide etwas anging.
 

Er spürte einen kalten Zug als sich die Tür der Gaststube öffnete. Aus dem Augenwinkel nahm er war das die eintretenden Person einen dunklen Umhang mit Kapuze trug und tief gebeugt ging, als würde eine große Last sie nach unten drücken. Der Neuankömmling nahm ebenfalls am Tresen platz, ließ aber zwei Hocker zwischen sich und Aurelain frei und machte somit deutlich das er ebenfalls ungestört bleiben wollte. Dies war Aurelian nur recht.

Der neue Gast streifte seine Kapuze ab. Diese Bewegung veranlasste Aurelain erneut zu ihm hinüber zu sehen und er bemerkte das er ungewöhnlich helles, langes Haar hatte, noch recht jung war und unter seinem Umhang, den er nun etwas lockerte eine blaue Soldatenuniform trug. Nun war Aurelians Neugier geweckt und er beobachtete wie vor den jungen Soldaten ein großer Krug mit Bier gestellt wurde, an dem dieser lustlos zu trinken begann, ohne seine gebeugte Haltung zu verändern.

Sein Gesicht wirkte so kummervoll und von Sorgen gezeichnet wie Aurelian es schon lange bei keinem Menschen mehr gesehen hatte. Was dem armen Kerl wohl schlimmes geschehen war? Aurelian ließ sich die verschiedensten Szenarien durch den Kopf gehen. Ob er wohl Spielschulden hatte? Das kam bei der Armee öfters vor. Vielleicht erwiderte eine junge Dame seine Avancen nicht. Oder er hatte einen anderen Menschen erschießen müssen und kam nicht darüber hinweg.

Vermutlich spürte der Fremde Aurelains Blicke auf sich ruhen, hob seinen Kopf, wandte ihn in Aurelains Richtung und sah ihn aus stahlblauen, tieftraurigen Augen an.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück