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Northernwell Abbey

von

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Henrys Heim

Am Morgen, nachdem sie angekleidet und frisiert hatte, betrachtete Kathy die Truhe erneut. Die Verzierungen darauf waren wunderschöne Schnitzereien, die ein Zeugnis hervorragender Handwerkskunst abgaben. Bewundernd, dennoch leicht enttäuscht, weil sich die Truhe nicht öffnen ließ, folgte sie einem der verschlungenen Knotenmuster mit den Fingern. Etwas gab unter ihrem Finger nach. Es klickte und der Deckel der Truhe öffnete sich einen Spalt. Hastig ergriff sie den Deckel und schob ihn hoch. Ihr Blick fiel auf Holz. Die Truhe war leer. Gerade wollte sie sie wieder schließen, als sie ein Stückchen Papier entdeckte. Es war gefaltet. Behutsam entfaltete sie es, nur um erneut enttäuscht zu werden. Es handelte sich keineswegs, um ein bedeutendes magisches Dokument, sondern entpuppte sich als Wäscheliste. Kathy ließ das Papier sinken. Sie hätte es besser wissen. Sie hatte doch sogar schon darüber nachgedacht, dass die Tallys viel zu vernünftig waren, um bedeutende, magische Relikte in ihren Gästezimmern aufzubewahren.

Es klopfte an ihrer Tür. Kathy zuckte zusammen, dabei war es nicht verboten in Truhen im Gästezimmer zu gucken. „Herein.“

„Guten Morgen, Miss Morgan.“, begrüßte Eleanor sie. „Es ist ein Brief ihres Bruders für sie gekommen.

„Guten Morgen. Vielen Dank fürs Bringen des Briefes. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Ach, das passt schon. Ich wollte ihnen eh kurz mitteilen, dass es dem gefallenen Stern gut geht. Sie war leicht verletzt, aber Mutter und ich konnten sie behandeln. Vater begleitet sie nun nach London, wo er sie mit einer vertrauenswürdigen Eskorte für die Reise nach Sternheim ausstatten wird, da es für ihn als Inhaber eines magischen Obhutsbereichs ungünstig ist, längere Reisen ins Ausland zu unternehmen. Ich dachte, das würde sie interessieren.“

„Ja, das tut es. Wie lieb von ihnen, dass sie daran gedacht haben.“

„Gern geschehen. Man erlebt schließlich äußerst selten mit, dass ein Stern in der Nähe auf die Erde fällt. Hier ihr Brief.“ Eleanor reichte Kathy den Brief, dabei fiel ihr Blick auf die offene Truhe. „Oh, wunderbar, sie haben selbst herausgefunden, wie sich die Wäschetruhe öffnen lässt. Wo ich sie gerade sehe, fällt mir ein, dass ich vergaß ihnen den Trick zu zeigen. Sie ist ein wenig speziell. Henry und ich haben früher geglaubt, diese Truhe wäre zur Aufbewahrung magischer Relikte angefertigt worden. Ein Relikt, welches im Laufe der Zeit verloren ging. Aber laut Besitzstandregisters des Klosters, wurde sie als Wäschetruhe angefertigt und gekauft. Was um einiges weniger prosaisch ist, finden sie nicht auch?“

„Ja, stimmt. Wenn sie erlauben, lese ich den Brief, ehe ich zum Frühstück komme.“

„Machen sie das ruhig. Vater hat schon gefrühstückt, da er früh mit dem Stern abgereist ist und die Herschels werden ausschlafen. Sie habe fast die gesamte Nacht mit Himmelsbeobachtungen verbracht. Henry und ich warten gerne.“ Mit dieser Beteuerung ließ Eleanor Kathy alleine im Zimmer zurück, die sich nun dem Brief ihres Bruders widmete.

Es war schon ungewöhnlich, dass James überhaupt schrieb, denn meistens war er schreibfaul. Außerdem war er zurzeit ja neben seinem Studium auch noch mit Isabella gedanklich beschäftigt. Das würde es sein, er wollte sie erneut anflehen sich bei Vater für die Verbindung einzusetzen.
 

„ Meine liebe Schwester
 

Ich weiß gar nicht so recht, wie ich beginnen soll. Du wirst mich für einen rechten Narren halten, jedoch drängt es mich Dir anzuvertrauen.

Zunächst möchte ich Dir sagen, dass es nun unnötig ist Dich bei Vater für mich zu verwenden, denn meine geliebte Isabella hat mich schmählich für einen anderen verlassen.

Es geht über meinen Kopf, wie sie das nur tun konnte, wo wir doch so verliebt ineinander waren.

Jedenfalls hat sie ihn kurz nach meiner Abreise kennengelernt. Da er auf ein erheblich größeres Erbe hoffen kann, ist es zumindest aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar.

Dennoch schmerzt es erheblich.

Ich fürchte sie hat ihn genauso verzaubert, wie mich, natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Zu so etwas wäre sie nie im Stande!

Doch Du wirst sie schätzungsweise bald genug selbst treffen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie Du handeln wirst, denn der Gentleman, der sie mir entfremdet hat, ist kein anderer als der älteste Sohn der Tallys, bei denen Du gerade weilst.

Ich kann nur hoffen, dass der Rest der Familie ehrbarer ist als er. Ach, ich bin ungerecht, aber er gehört der Marine an und von denen heißt es ja, dass sie gerne mit Mädchen anbandeln.

Ich verstehe gar nicht so recht, wie mir geschehen ist. Ich hoffe Du behältst Deinen gesunden Menschenverstand und läufst nicht auch noch in solch ein Desaster.
 

Dein todunglücklicher Bruder

James“
 

Kathy überflog den Brief ein zweites Mal. Isabella hatte James für Frederick Tally verlassen, aber Eleanor hatte doch gesagt, wenn die liebe der Beiden tief genug wäre, wäre sein Bruder keine Gefahr.

Aber war die Liebe tief genug gewesen? Anscheinend nicht.

Sie überflog den Brief ein drittes Mal, für James war es ein ungewöhnlich wirrer Text. Das mochte an seinem Liebeskummer liegen, aber war es das? Leise Zweifel schlichen sich bei ihr ein und beharrten darauf, dass sie James Behauptung Isabella würde nie jemanden verzaubern, den sie sich als Ehemann ausgeguckt hatte, so einfach unterschreiben würde.

Was für eine Person war Isabella eigentlich?

Die Frage traf Kathy wie ein Eimer Eiswasser. Es fiel ihr schwer die Frage zu beantworten. All ihre Erinnerungen an die mit Isabella verbrachten Stunden waren, bis auf die Gespräche über Bücher, äußerst vage, dabei hatten sie so viel miteinander geredet. Im Gegensatz dazu standen ihr die Ereignisse der Ausfahrt im Nebel und die Zeit, die sie in der Gesellschaft der Tallys in Bath verbracht hatte, klar vor Augen.

Das war seltsam und ein wenig beunruhigend.

Kathy legte den Brief auf den Sekretär. Sollte sie mit den Geschwistern Tally über ihren Bruder und Isabella reden?

Sie entschloss sich dagegen, während sie zum Frühstückszimmer ging. Kaum trat sie ein, sahen Eleanor und Henry auf.

„Waren es schlechte Nachrichten?“, erkundigte sich Eleanor sogleich, was Kathy verdeutlichte, dass es ihr misslungen war, ihre Sorgen zu verbergen.

„Das ist schwer zu sagen“, noch während sie es aussprach, wusste sie, dass diese Aussage genau auf den Brief zutraf.

„Setzen sie sich und versuchen es zu erklären, manchmal hilft das.“, schlug Henry vor, der ihr einen Stuhl heranzog.

Kathy ließ sich darauf sinken und nahm dankbar die heiße Tasse Tee an, die Eleanor ihr einschenkte. Sie blies auf die Flüssigkeit, um sich Zeit zum Formulieren zu verschaffen.

„Wissen sie noch, wie wir über ihren Bruder sprachen, als er mit Isabella Thorne tanzte?“, wollte sie von Henry wissen.

„Ich erinnere mich.“

„Ich sprach damals davon, dass sie so gut wie verlob sei.“

„Das taten sie.“

Kathy trank einen Schluck Tee. „Sie und mein Bruder waren sehr verliebt ineinander. Er bat mich sogar, ein gutes Wort für ihre Verbindung bei unserem Vater einzulegen… Nun bin ich froh, es unterlassen zu haben.“

„Worauf genau wollen sie hinaus?“

„Mein Bruder schrieb mir, dass Isabella ihn für ihren Bruder Frederick verlassen habe. Das alles verwirrt mich.“

„Inwiefern?“, fragte Eleanor.

„Nun, wenn sie ihn wirklich geliebt hat, warum verlässt sie ihn dann so plötzlich für einen Anderen? Und wenn sie ihn nicht geliebt hat, warum hat sie ihn dann dazu gebracht soweit zu gehen ernsthaft an eine Verlobung mit ihr zu denken?“

Henry rieb sich die Schläfen. Eleanor strich die Tischdecke glatt.

„Das kommt darauf an, was jemand für eine Person ist und wie er oder sie empfindet. Es gibt Leute, die brauchen das Gefühl in jemanden verliebt zu sein. Es gibt Leute, die sind verliebt und entscheiden sich dennoch für die scheinbar finanziell gesehen sichere Partie. Es gibt Leute, denen macht es Spaß mit anderer Menschen Gefühle zu spielen, weil sie sich dadurch mächtig fühlen“, antwortete Henry schließlich. „Ich kann nur spekulieren, was in diesem Fall zutrifft, da ich die junge Dame nur kurz von Weitem gesehen habe. Sie kennen sie besser und können das eher sagen, als wir.“

Kathy starrte in ihre Tasse. „Armer James“, murmelte sie.

„Tja, das ist wohl so“, sagte Henry.

Kathy wollte sagen, dass James Isabella geliebt hatte, doch was brachte das? Henry und Eleanor konnten ihr helfen, James hingegen musste mit seinem Liebeskummer alleine zurechtkommen.

„Wo das Wetter heute so schön sonnig ist, obzwar etwas kühl und recht windig, hatten wir eigentlich gedacht, dass wir einen Ausritt zu Henrys Heim machen wollten, wenn ihnen nicht danach ist…“

„Doch ein Ausritt wäre jetzt wunderbar“, unterbrach Kathy Eleanor. „Mit Grübeln helfe ich James nicht und, was ich in einen Brief an ihn schreiben soll, ist mir noch völlig unklar. Gerade dabei kann mir ein Ausritt helfen.“

„Also bleibt es bei unserem Plan“, stellte Henry fest.

Mit der Aussicht auf einen Ausritt und durch das Gespräch etwas aufgeheitert, langte Kathy beim Frühstück ordentlich zu.
 

Ein wenig nervös fühlte Henry sich dabei Kathy sein Heim zu zeigen. Es passte ihm zwar gut ihren Ausritt mit einem kurzen Kontrollbesuch zu verbinden, jedoch kam seine Nervosität für ihn unerwartet.

Kathy machte auf dem Pferd eine gute Figur. Man merkte ihr ihre Kindheit auf dem Land und ihre Verbundenheit mit Tieren an.

Der kräftige Wind löste einige Strähnen ihres Haares, was nach Henrys Ansicht besser zu ihr passte, als eine vollkommen ordentliche Frisur.

Von dem kleinen Städtchen, in dem er lebte, welches recht nah an Northernwell Abbey gelegen war, erblickten sie zuerst den Kirchturm. Da Henry am Ortsrand wohnte, kamen sie allerdings nicht bis zur Kirche.

Schon an der Einfahrt zum Haus war ein Schild aufgestellt auf dem „Buchhandlung Abraxas“ stand.

Ein sehr kurzer Pfad führte zum Haus, neben dem sich ein großer Schuppen befand aus dem es laut rumpelte, was Henry nicht im Geringsten beunruhigte. Er wäre beunruhigt gewesen hätte er nichts aus dem Schuppen gehört.

Das Haus selbst, obwohl von einem Garten umgeben, war eindeutig als Laden zu erkennen.

Henry führte seine Gäste hinter das Haus, wo auch ein Stallgebäude zu finden war. Nachdem sie ihre Pferde versorgt hatten, betraten sie sein Haus.

Zum Garten hin lagen eine Waschküche, die Küche und ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Vom Flur aus, auf den sie durch die Küche kamen, gelangen sie in einen Ladenraum, der mit Bücherregalen, aber auch Sesseln und kleinen Tischchen vollgestellt war. Eigentlich waren es sogar zwei verbundene Räume.

Zur Straße hin gab es ein großes Fenster, was als Auslage diente. In der Glastür hing ein Schild auf dessen dem Laden zugewandten Seite geöffnet zu lesen war.

„Sie haben einen Buchladen?“, fragte Kathy aufgeregt.

„Ja, irgendwomit muss ich mir ja meinen Lebensunterhalt verdienen. Magische Forschung ist äußerst selten gewinnbringend und nur Magiebücher zu verkaufen würde auch zu wenig einbringen, also verkaufe ich Bücher aller Art.“

Eleanor schnaubte. „Nur, um das erworbene Geld, gleich wieder in die Herausgabe deiner Zeitschrift zu stecken, die etwa zwanzig Abonnementen hat.“

„Du vergisst den Lohn für meine Mitarbeiter“, murrte Henry.

„Stimmt, Molly, die Bücher repariert, ihr Vater war Buchbinder und Andrew, den du noch während deines Studiums, als er nachdem er seinem Meister, der ihn schlug, wegelaufen war, aufgelesen hast.“

„Was hast du an den beiden auszusetzen?“

„Nichts, sie ist eine sehr gute Buchbinderin und Andrew ein hervorragender Schriftsetzer und Drucker.“

„Na also.“ Henry stellte fest, dass dieser Austausch zu viele Informationen für Kathy enthalten hatte, als sie fragte: „Sie geben auch noch eine Zeitschrift heraus?“

„Ja, wir haben uns sogar schon darüber unterhalten, die Relationes Curiosae.“

„Sie geben die Curiosae heraus? Warum haben sie das nicht gesagt, als wir darüber sprachen?“

„Na ja, es ist mehr ein amüsanter Zeitvertreib als ein einträgliches Geschäft. Andrew ist mein Mitherausgeber. Er druckt die Zeitschrift und Molly fertigt die Kupferstiche darin an.“

„Ein Zeitvertreib? Ich warte jedes Mal gespannt auf die nächste Ausgabe. Sie deckt si viele verschiedene Themen der Wissenschaft und der Magieforschung ab!“

„Vielen Dank, das freut mich enorm.“ Henry spürte, wie er errötete. Er mochte seine Zeitschrift als Zeitvertreib beschreiben, aber eigentlich war sie seine heimliche Leidenschaft. „Was gefällt ihnen besonders daran“, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.

„Die Vielfalt und der verständliche Schreibstil“, antwortete Kathy ihm.

„Uff, dann habe ich erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Wenn sie mögen, sehen sie sich ruhig um.“

„Liebend gerne!“

Henry fühlte sich beschwingt, während er zusah, wie Kathy seine Buchhandlung erkundete und sich schließlich mit einem Buch in der Hand in einen Sessel niederließ.

Eigentlich war seine Buchhandlung mehr eine Leihbibliothek, da es nicht viele Menschen in dem Städtchen gab, die sich viele Bücher leisten konnten. Doch zum Glück hatte er auch einige zahlungskräftige Kunden, die Bücher sammelten.

„Ich mache uns einen Tee und sehe nach, ob ich noch essbares Teegebäck in den Tiefen deiner Küche finde. Ach, und der Bannkreis um die magischen Bücher sollte erneuert werden“, erklärt Eleanor.

„Ich kann doch auch Tee…“, begann Henry.

„Du kümmerst dich um deinen Gast und bist da, falls sie Fragen zu deinem Buchsortiment oder deiner Zeitschrift hat“, ordnete Eleanor an, bevor sie in die Küche ging und ihn mit Kathy alleine ließ. Henry musste sich willentlich daran erinnern, dass es unter seiner Würde als Erwachsener war ihr Disteln ins Bett zu schmuggeln.

Sicherlich er hatte schon alleine mit Kathy geplaudert, in einem Ballsaal voller Leute! Warum genau hatte Eleanor sie hier alleine gelassen?

Er warf einen Blick zu Kathy und stellte erleichtert fest, dass sie noch in das Buch vertieft war.

Um etwas zu tun zu haben, begab er sich zu dem Regal mit den magischen Büchern, welches dummerweise in Kathys Nähe war und kümmerte sich darum, den Schutzzauber darum zu erneuern, der verhinderte, dass diese Bücher unverkauft den Laden verließen oder von anderen als Hexen und Zauberern angefasst wurden.

Als er den Zauber beendet hatte, sah er auf und begegnete Kathys Blick, die ihn dabei beobachtet hatte.

„Entschuldigen sie, ich wollte nur… so ein Zauber ist mir neu und da war ich neugierig.“

„Ich könnte ihn ihnen beibringen“, bot Henry an.

„Das ist nicht nötig. Er sieht sehr kompliziert aus.“

„Er ist leichter als er aussieht. Ich bin mir sicher modifiziert könnte er sehr nützlich sein Tiere oder kleine Kinder von gefährlichen Heiltränken fernzuhalten.“

„Was höre ich da? Kinder?“, erklang Eleanors Stimme hinter ihm, was ihm prompt die Röte in die Wangen trieb. Zu seinem Glück blieb Kathy gelassen und erklärte: „Wir sprachen nur über eine mögliche Modifizierung des Schutzbannes.“

„Und ich dachte schon, ihr wärt unvernünftig gewesen. Schade aber auch.“

„Elly!“, brauste Henry auf. Manchmal fand er, dass es seiner Schwester an Taktgefühl mangelte.

„Hier, probier mal“, gab sie nur zurück und stopfte ihm einen schrecklich trockenen Ingwerkeks in den Mund, der ihn zum Husten brachte.

„Wie ich gedacht habe, ungenießbar“, konstatierte sie.

„Liebstes Schwesterlein“, brachte Henry hervor, „Was ist heute mit dir los?“

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Schieb es auf den Mond, wenn du es auf etwas schieben musst.“

Henry raufte sich die Haare, ehe er sich noch einen Keks von dem Teller nahm, den sie gebracht hatte. „Sie sind noch gut. Aber es erschwert das Essen entsetzlich, wenn man sie in den Rachen gestopft bekommt.“

„Na, das ist doch mal eine brauchbare Aussage. Tee, Kathy?“

Henry erhaschte einen Blick auf Kathys amüsierte Miene, ehe sie Eleanor eine zustimmende Antwort gab.

„Und sie verkaufen all diese Bücher?“, fragte sie, als sie alle mit Tee versorgt in Sesseln saßen.

„Ja, tue ich.“

„Werden viele gekauft?“

„Nein, drum verleihe ich auch welche gegen eine niedrige Gebühr und gebe magiebegabten Kindern Unterricht in den Grundlagen der Hexerei.“

„Und sie geben eine Zeitschrift heraus.“

„Das auch, obwohl die kaum rentabel ist.“

„Wird sie hier gedruckt?“

„Ja, im Schuppen beim Haus.“

„Darf ich das sehen? Ich war noch nie in einer Druckerei.“

„Ich zeige es ihnen gerne, wenn wir unseren Tee getrunken haben.“

Wie versprochen führte Henry sie nach dem Tee in den Schuppen, wo er ihre Andrew seinen Geschäftspartner und dessen Verlobte Molly vorstellte. Andrew übernahm es gern, Kathys Fragen zur Drucktechnik zu beantworten, während Molly leise an ihren Arbeitsplatz zurückkehrte und damit fortfuhr einem Buch einen neuen Einband zu geben.

Henry fiel auf, dass Kathy sich nicht nur für die Technik interessierte, sondern auch fasziniert Molly bei ihrer Arbeit zusah und die herumliegenden Vorlagen von Kupferstichen begutachtete.

Da es jedoch schon recht sät geworden war, mussten sie ihren Abstecher in den Druckschuppen kurzhalten, weil sie noch zurückreiten mussten.

Auf dem Rückweg überschüttete Kathy ihn mit weiteren Fragen zur Druckerei, Buchbinderei, Kupferstecherei und der Herausgabe der Zeitschrift. Einige konnte er beantworten, einige nicht.

Sie waren kurz vor dem Abendmahl zurück und mussten sich eilen, sich in ihre Abendgarderobe zu kleiden.

Ihr Ausflug dominierte das Tischgespräch nur hin und wieder unterbrochen durch Fragen an die Herschels nach dem Gang ihrer Studien.

Henry gestand sich ein, dass er den Tag sehr genossen hatte und Kathys Anwesenheit in seinem Haus als aufregend empfunden hatte. Wenn es nach ihm ginge, könnte sie dort mehr Zeit verbringen, viel mehr Zeit. Doch es ging nicht nur nach ihm und zuvor war da noch diese Angelegenheit mit den Thornes zu erledigen.



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