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REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen

von

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Das Dunkle Mal

Nach der Veranstaltung im Ministerium apparierten Severus, Minerva und Dumbledore direkt zur Schule. Sie wollten alles weitere lieber unter vier Augen besprechen. Im Büro des Schulleiters saßen sie beisammen. Ein seltener Anblick wie sie da gemeinsam vor dem Kamin saßen und das Für und Wider des Trimagischen Turniers erörterten.
 

Vor ihnen stand ein Tischchen auf dem ein Teller voller selbst gebackener Ingwerkekse von Minerva stand. Severus nahm sich einen. Tatsächlich beschäftigte ihn weniger, dass das Ministerium mal wieder auf schräge Ideen kam – das war man von Politikern ja gewöhnt -, sondern das Mal auf seinem Arm. Es hatte nicht aufgehört zu schmerzen.
 

„Vielleicht“, sagte Minerva. „Sollten wir die Ereignisse sich entwickeln lassen.“
 

„Das sind ja ganz neue Töne von Ihnen.“, bemerkte Severus. „Wissen was das an Mehrarbeit ist. Da muss ich ja 'ne Gehaltserhöhung verlangen!“
 

„Die Sie sich aus dem Kopf schlagen können.“, entgegnete Dumbledore.
 

„Man wird ja wohl noch laut denken dürfen.“, sagte Severus und knabberte an seinem Keks wie ein Kaninchen.
 

„Es geht Ihnen doch nicht um die Arbeit.“, schloss Minerva. „Was ist los, Severus?“
 

Severus fühlte sich ertappt und nahm sich noch einen Ingwerkeks.
 

„Sie benehmen sich den ganzen Tag schon etwas merkwürdig. Also merkwürdiger als sonst.“, sagte Minerva.
 

„Osch olläsch im Ordbungm.“, antwortete Severus mit vollem Mund.
 

„Wie bitte? Was?“, fragte Minerva.
 

Severus schluckte hinter.
 

„Ich sagte, es ist alles in Ordnung, Minerva.“
 

Er stand auf und tigerte im Büro hin und her. Eigentlich war das ja Dumbledores Job.
 

„Sie hat recht.“, sagte Albus. „Irgendwas stimmt nicht mit Ihnen.“
 

Severus war wütend auf sich selbst, aber der Schmerz in seinem Arm machte ihn langsam kirre.
 

„Also ich … Aaargh!“
 

Severus ging in die Knie. Ihm wurde schwarz vor Augen als der Schmerz in seinem Arm erneut mit aller Kraft zuschlug. Es war schlimmer als heute morgen. Ein pochender Schmerz tobte in seinem Arm als würde ihm gerade das Fleisch versengt.
 

„Severus!“, rief Minerva aus. Sie stürzte zu ihm hin.
 

„Es – ist – alles … Fuck … Argh!“
 

Wieder bekam er einen heißen Schwall Schmerz zu spüren.
 

„Das ist langsam nicht mehr lustig.“, keuchte Severus.
 

Er konnte es nicht länger verheimlichen, also zog er den Ärmel seines Hemdes hoch. Die Tätowierung auf seinem Arm glühte förmlich und die Tinte war klar und deutlich zu sehen als sei der Dunkle Lord nie fort gewesen.
 

„Was hat das zu bedeuten?“, fragte Minerva.
 

„Wann wollten Sie mir davon erzählen?“, sagte Dumbledore ernst.
 

Severus schwieg. Er verzog nur aufgrund der Schmerzen das Gesicht.
 

„Sie wollten es mir nicht erzählen.“, schloss Albus.
 

„Sagen wir es so. Ich fand das beobachtungswürdig.“, presste Severus hervor.
 

Dumbledore hockte sich neben ihn und berührte das Mal. Er zog die Finger sogleich zurück als habe er sich verbrannt. Severus schrie auf als ihn erneut der Schmerz durch Mark und Bein fuhr.
 

„Wie fühlt es sich an?“, wollte Albus wissen.
 

„Als hätte mir jemand den Arm abgehackt.“, sagte Severus und das war noch die schönste Umschreibung dessen was er gerade durchlitt.
 

Plötzlich ließ der Schmerz nach bis er gänzlich verschwand. Mit ihm verblasste auch die Kontur seiner Tätowierung und der Totenschädel durch den sich eine Schlange schlängelte war wieder so blass wie vorher.
 

Severus ließ sich nach hinten umfallen. Er war völlig erledigt.
 

„Das ist in der Tat interessant.“, sagte Dumbledore.
 

„Albus!“, zischte Minerva ungehalten.
 

In der Tat; Severus lag hier auf dem Boden rum und Dumbledore hatte wieder nichts besseres zu tun als im Gedanken zu sinnieren.
 

„Bringen Sie ihn nach unten. Ich muss etwas überprüfen.“, entgegnete Albus und ging zu seinem Schreibtisch.
 

Severus setzte sich erschöpft auf. Minerva wollte ihm hoch helfen.
 

„Es geht schon.“, log er und versuchte aufzustehen, doch seine Knie gaben nach.
 

Minerva schlang den Arm ohne Dunkles Mal um ihre Schulter und zog ihn auf die Beine. Sie schleppte ihn bis hinunter in die Kerker zu seinen Gemächern. Dort bugsierte sie ihn auf der Couch. Severus legte sich hin.
 

„Sie können ruhig sagen, wenn Sie Hilfe brauchen.“, sagte Minerva. „Sie müssen einfach mehr auf sich achten!“
 

Severus zog die Augenbrauen hoch. Woher kam das nur? Seit dem Vorfall mit den Dementoren war sie irgendwie anders ihm gegenüber. Er hatte das schon öfter bemerkt. Sie war nicht mehr ganz so kratzbürstig wie sonst.
 

„Ist das ehrliche Sorge?“, fragte Severus.
 

Minerva stemmte nur die Arme in die Seiten und atmete tief.
 

„Seit der Sache mit den Dementoren sind sie mir gegenüber irgendwie so ...“
 

„Severus, ich mag sie auf eine sehr kollegiale Weise, aber manchmal sind Sie einfach nur ein kompletter Vollidiot!“, sagte Minerva ernst. „Es gibt wesentlich mehr Menschen, die sich um Sie sorgen als Sie denken!“
 

Darauf wusste Severus nichts zu antworten. Also machte sie sich ernsthafte Gedanken um ihn? Das war ihm wirklich neu. Meistens kam es ihm vor als würde Minerva eher das Kindermädchen für Dumbledore spielen und aufpassen, dass er all die Eskapaden auch überlebte. Dass dahinter ernsthaftes Mitgefühl stecken könnte war ihm nie in den Sinn gekommen.
 

„Wie fühlt sich ihr Arm an?“, fragte Minerva.
 

„Hmm.“, machte Severus. „Sie müssen mich wirklich nicht bemuttern.“
 

„Ich .. also … Hmpf!“, machte Minerva wütend und marschierte schnellen Schrittes aus dem Raum.
 

Severus setzte sich auf und ging ins Bad. Er holte Verbandszeug und eine Schmerztinktur aus dem Schrank. Er rieb das Mal damit ein und verband sich den Arm. Es würde zumindest den äußeren Schmerz etwas lindern. Danach ließ Severus sich ins Bett fallen. Er hatte wirklich genug für heute.
 

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Severus betrat am Morgen die Große Halle. Sie war komplett leer, bis auf Minerva die am ebenso leeren Lehrertisch frühstückte. Immerhin befanden sich Schüler und ein Großteil des Kollegiums noch mitten in den Ferien.
 

Er setzte sich auf seinen angestammten Platz und sah zu Minerva, die ihm wegen seiner Bemerkung von gestern Abend immer noch die kalte Schulter zeigte. Mit Jennifer hatte er nie solche Probleme. Was mit den Frauen hier manchmal los war konnte er hingegen echt nicht nachvollziehen.
 

Wenig später kam Dumbledore und knallte ihnen eine Ausgabe des Tagespropheten vor die Nase. Auf der Titelseite pragte ein gewaltiges, in den Himmel gezeichnetes Dunkles Mal und darüber war die Überschrift zu lesen: „Todesser-Terror bei der Quidditsch-Weltmeisterschaft!“
 

„Lassen Sie mich raten? Ich hab was verpasst, richtig?“, sagte Severus.
 

„Einige Ihrer alten Freunde fanden es wohl komisch ein Dunkles Mal zu beschwören und das halbe Gelände abzubrennen.“, antwortete Albus.
 

„Sie haben ja schon immer etwas über die Stränge geschlagen, nicht wahr?“
 

„Das ist nicht witzig!“, tadelte Minerva ihn.
 

„Ich finde es auch nicht witzig.“, sagte Severus.
 

„Es geschah wohl zur gleichen Zeit wie als Ihr Mal brannte.“, entgegnete Dumbledore und sah ihn über seine Brillengläser hinweg an. „Sie wissen, was das bedeuten könnte?“
 

„Dass Er zurück ist? Ohne das wir es bemerkt haben?“, antwortete Severus zweifelnd.
 

„Vielleicht ist er noch nicht bei seiner vollen Stärke angelangt.“, sagte Dumbledore.
 

„Oder, es war einfach ein Zufall.“, beharrte Severus.
 

„Wann hat Ihr Mal das letzte Mal so weh getan? In der Nacht von Godrics Hollow?“
 

Das war ihm ja alles schon selbst durch den Kopf gegangen. Es zuzugeben war hingegen etwas anderes.
 

„Das dürfte dieses Turnier um einiges aufregender gestalten.“, sagte Severus. „Die Frage ist eher, ob das Ministerium es wirklich wissen muss, wenn einem ehemaligen Todesser gerade etwas schlecht ist.“
 

„Sie glauben, ich gehe damit zu Fudge?“, fragte Dumbledore überrascht.
 

„Lässt sich wohl kaum vermeiden, wenn man bald den halben Staatsapparat zu Besuch hat.“, entgegnete Severus.
 

„Sie können sich sicher sein, dass ich über Ihren Zustand kein Wort verliere.“
 

„Das will ich hoffen.“, sagte Severus.
 

„Sie beide müssen meine Augen und Ohren sein. Severus hören Sie sich mal ein wenig bei ihren alten Freunden um. Vielleicht weiß man da mehr.“, sagte Severus.
 

„Ja, Sir.“, sagte Severus und deutete ein Salutiergeste an.
 

„Das können Sie sich nun wirklich sparen!“, entgegnete Albus ungehalten.
 

Severus zuckte mit den Schultern und aß sein Frühstück auf.
 

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Lucius Malfoy arbeitete als Leiter der Buchhaltung des Ministeriums in einem der oberen Büros. Er saß gerade über einer Abrechnung für Stifte und Federkiele als ohne anzuklopfen die Tür aufschwang. Zu seiner eigenen Überraschung war es Severus Snape, der hier einfach rein marschierte. Er trug seinen üblichen Anzug und Krawatte.
 

„Wie kommst du hier rein?“, wollte Lucius wissen.
 

„Die wollten mir keinen Termin geben. Meinten du hättest einen Haufen Arbeit. Sag ich auch immer, wenn ich niemanden sehen will.“
 

Lucius legte seine Arbeit beiseite und erhob sich.
 

„Was willst du?“, fragte er.
 

„Das weißt du ganz genau.“, antwortete Severus und holte einen Zeitungsartikel aus der Innentasche seines Jacketts. Darauf war das Dunkle Mal zu sehen.
 

Ja, den Artikel hatte er neulich auch gelesen.
 

„Wart ihr nicht dort? Draco hatte doch Karten.“, sagte Severus.
 

Lucius ging zur Tür, sah sich um, ob jemand im Flur war, drehte das „Bitte nicht stören!“-Schild an seinem Büro um und schloss die Tür mit einem Wink seines Zauberstabs ab. Er lehnte sich von Innen gegen die Tür als wolle er sicher sein, dass sie auch wirklich zu war.
 

„Willst du mir etwas unterstellen?“, fragte Lucius.
 

„Könnte ich, wenn ich bedenke, was du da gerade machst.“
 

„Crouchs Speichellecker sind überall. Seitdem das Ministerium dieses Turnier ausrichten will sind hier alle wie verrückt auf die Sicherheit fixiert. Seit gestern ist es sogar noch schlimmer. Angeblich hat man Dumbledores Goldjungen dabei ertappt wie er das Dunkle Mal beschwor.“
 

Severus prustete los.
 

„Potter? Beim dem kannst du schon froh sein, wenn er sich früh die Schnürsenkel bindet.“
 

„Das ist das, was gerade hier über den Äther verbreitet wird. Von Wahrheitsgehalt hab ich nichts gesagt.“, entgegnete Lucius.
 

Severus fing an seinen Ärmel hochzukrempeln und zeigte ihm die blassen Umrisse seines Dunklen Mals.
 

„Zeig mir deines.“, forderte er.
 

Lucius biss sich auf die Lippe. Ja, natürlich, er hatte es auch gespürt.
 

„Nein?“, fragte Severus. „Keine plötzlichen Schmerzattacken?“
 

Lucius nickte nur.
 

„Wir haben das alle gespürt, Sev.“, sagte er schließlich. „Aber es kann unmöglich sein. Er ist tot.“
 

Severus zog seinen Ärmel wieder herunter.
 

„Ein wiederkehrendes Dunkles Mal zur gleichen Zeit wie die Sache bei der Weltmeisterschaft. Wer soll da an Zufälle glauben?“, fragte Severus.
 

„Das kann er unmöglich gesteuert haben.“, erwiderte Lucius. „Selbst wenn sein Geist noch irgendwo herumflattert.“
 

„Er flattert nicht, glaub mir.“, sagte Severus. „Das was ich vor Jahren von ihm gesehen habe war durchaus mächtig. Er könnte eine andere Seele besetzt haben.“
 

„Aber das ist nicht das Selbe.“, entgegnete Lucius. „Auch wenn ich vielleicht nur ein langweiliger Buchhalter bin, aber ich verstehe immer noch genug von Magie, um zu wissen, dass er nicht real wieder da sein kann. Er braucht einen Körper – und zwar einen echten. Irgendein Ritual dass ihn wieder zurück holt. Einfach nur Menschen als Wirtskörper zu besetzen reicht da nicht.“
 

„Du weißt also von nichts?“, fragte Severus. „So wie immer.“
 

„Was sollte ich schon wissen? Selbst wenn ich dabei gewesen und irgendetwas gesehen hätte?“, sagte Lucius.
 

Severus blickte ihn scharf an, ließ es jedoch auf sich beruhen.
 

„Wenn das alles ist … falls dir spontan doch noch eine Eingebung kommt, du weißt ja wo du mich finden kannst.“, sagte Severus.
 

Er öffnete die Tür mit einem Wink seines Zauberstabes und verließ das Büro. Lucius schloss die Tür hinter ihm.
 

Ja, er hatte Angst. Lucius hatte das unheimliche Brennen auf seinem Arm gespürt und auch die anderen zu denen er Kontakt hatte berichteten ihm davon. Alle ehemaligen Todesser waren in Aufruhr. Sie alle spürten, dass etwas Großes auf sie zukam.

Dass Severus jetzt herumschnüffelte überraschte ihn nicht. Lucius hoffte nur sein Freund würde keine alten Schatten aufschrecken.



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