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REQUIEM - 5. Akt: König, Dame, As, Spion

von

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Illoyalität

Es verging kaum eine Woche in der Umbridge es nicht schaffte jemanden gegen sich aufzubringen. Es herrschte eine derart angesäuerte Atmosphäre unter Schülern und Lehrern, die nur schwer zu unterdrücken war. Severus ging ihr nach Möglichkeit aus dem Weg, trotzdem nutzte sie jede Gelegenheit, um ihnen klar zu machen, wer ihrer Meinung nach wirklich das Sagen hatte.
 

Severus stand in der Vorhalle und war zur Aufsicht eingeteilt. Seine bloße Anwesenheit reichte in der Regel damit sich die meisten Schüler benahmen. Seit Umbridge hier war hatte er ohnehin das Gefühl die meisten von ihnen würden seine stechenden Blicke durchaus ihrer neuen Lehrerin vorziehen. Es war schon seltsam für Severus zu merken, dass es jemanden gab, der es noch schlechter machte als er.
 

Plötzlich hörte er deutlich Minervas' ungehaltene Stimme am oberen Ende der Treppe. Es wurde still in der sonst so geschäftigen Vorhalle als sie Sie und Umbridge erblickten.
 

„Ich fordere Sie nur auf sich bei der Bestrafung von Schülern an die Anwendung der vorgeschriebenen Disziplinarmaßnahmen zu beschränken!“
 

„Es ist sicher dumm von mir, aber es klingt als zweifelten Sie meine Autorität in meinem eigenen Klassenzimmer an, Minerva?“, fragte Umbridge zuckersüß und stellte sich symbolisch eine Treppenstufe über sie.
 

„Ganz und gar nicht, Dolores!“, sagte Minerva und stellte sich die gleiche Stufe. „Nur Ihre mittelalterlichen Praktiken!“
 

„Ich bedauere, Teuerste, aber Zweifel an meinen Praktiken sind Zweifel am Ministerium und in Folge dessen auch am Minister höchstpersönlich! Ich bin eine tolerante Frau, aber es gibt eine Sache, die ich auf gar keinen Fall dulde und das ist Illoyalität!“, sagte Umbridge so laut und deutlich, dass es jeder in der Halle hören konnte.
 

„Illoyalität?“, sagte Minerva fassungslos. Sie stieg eine Treppenstufe herunter, woraufhin Umbridge sich vor ihr aufbaute.
 

„Die Zustände in Hogwarts sind noch viel schlimmer als ich erwartet habe! Cornelius wird ohne Zweifel unverzüglich handeln!“
 

Minerva machte ein Gesicht als würde nicht mehr viel fehlen und sie würde sich auf sie stürzten und mit ihr einen Ringkampf ausfechten wollen. Umbridge drehte sich auf der Stufe um und ging wieder nach oben.
 

Es war einer jenen seltenen Momente in denen Severus seine Kollegin fast etwas ratlos ansah. Was zum Teufel hatte er da gerade gesehen? Minerva rauschte sichtlich schlecht gelaunt an ihm vorbei. Die Schüler starrten ihr ebenso fassungslos hinterher. Severus entschied sich, dass seine Aufsichtspflicht warten konnte und ging ihr hinterher.
 

„Minerva!“, sagte er und sie blieb stehen, wandte sich aber derart wütend um, dass Severus Angst bekam sie würde ihn anstelle von Umbridge schlagen wollen.
 

„Illoyalität!“, giftete Minerva. „Illoyalität! Was glaubt Sie eigentlich wer Sie ist?“
 

„So viel zum Thema; Ihr keinen Anlass geben.“, sagte Severus.
 

„Argh!“, machte Minerva angewidert. „Warum sind Sie hier?“
 

„Ich dachte, ich sehe nach, ob sie nicht aus lauter Wut dem Vandalismus verfallen.“, entgegnete Severus.
 

„Diese Frau ist eine gottverdammte ...“
 

„Na, na, Minerva, Sie werden jetzt doch blasphemisch?“
 

„Ich werde noch etwas ganz Anderes.“, sagte sie aufgebracht.
 

„Trinken Sie einen Tee. Essen Sie ihre Ingwerkekse.“, sagte Severus.
 

„Seit wann lasse ich mir eigentlich von Ihnen Tipps zum Herunterfahren geben?“, fragte Minerva.
 

„Sie sollten noch welche backen. Ich vermute wir brauchen bald alle welche.“, riet Severus ihr.
 

Es war selten genug, dass er die Ratschläge verteilte und nicht umgedreht. Minerva schnaufte gut hörbar.
 

„Umbridge hat auch Schülern von mir übel mitgespielt. Wenn Sie so weiter macht geht mir noch das Diptam aus.“, sagte Severus.
 

„Es ist unglaublich, was Sie sich herausnimmt.“, antwortete Minerva immer noch wütend.
 

„Wir können das nur leider nicht ändern. Und wenn Sie ihre Drohung wahr macht, dann steht uns bald noch wesentlich Unangenehmeres bevor.“
 

„Ich entschuldige mich.“, sagte Minerva plötzlich. Severus blickte sie verdutzt an. „Sie hatten Recht, Severus, vor ihr muss man sich in Acht nehmen.“
 

„Ich habe ja meistens Recht.“, gab er zu bedenken und erntete einen stechenden Blick von seiner Kollegin.
 

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Es dauerte nicht lang und sie sahen, was Umbridge meinte als sie sagte sie würde unverzüglich handeln. Am Morgen des nächsten Montags zierte ein unangenehme Schlagzeile die Titelseite des Tagespropheten.
 

Dolores Jane Umbridge zur Großinquisitorin von Hogwarts ernannt
 

Großinqui-was?, dachte Severus noch kurz, bevor ihm klar wurde, was das hieß. Im Artikel kündigte Fudge eine „Schulreform“ an deren Ziel es war über Umbridge die gesamte Schule zu kontrollieren. Sie gaben ihr Befugnisse, um Lehrer zu bewerten oder zu entlassen. Gleichzeitig stellte sie neue Regeln für die Ordnung auf, die nur als drakonisch beschrieben werden konnten. Der Minister wollte Dumbledores Macht einschränken wo es nur ging. Fudge glaubte mittlerweile wohl selbst er sei das Ziel irgendeiner ominösen Verschwörung.
 

Severus ließ gerade die Schüler der fünften Klasse ins Labor als er dieses widerliche und so charakteristische „chrm chrm“ hinter sich hörte. Er wandte sich langsam um und sah Umbridge wie sie mit einem Klemmbrett in der Hand an ihm vorbei spazierte.
 

Bewertung der Lehrer, he? Severus wusste, dass er sich zusammennehmen musste, aber wenn sie ihm krumm käme, dann wusste er schon, was er antworten würde.
 

Er schloss die Tür hinter sich geräuschvoll und ging nach vorn zu seinem Pult.
 

„Seite zweihundertvierundvierzig im Buch aufschlagen. Abschnitt B. Den Trank den Sie da sehen ist als Vorbereitung auf Ihre ZAGs dieses Jahr zu werten.“
 

„Chrm chrm“ machte es neben ihm. Severus zwang sich zur Geduld.
 

„Ich dulde normalerweise keine Störung meines Unterrichts, noch nicht einmal durch andere Professoren.“, sagte er ohne Umbridge anzusehen.
 

„Sie wissen, dass ich hier bin um Sie zu bewerten, mein Bester?“
 

Hatte sie gerade „mein Bester“ zu ihm gesagt? Ihm wurde langsam klar warum Minerva so ausgeflippt war. Das ertrug ja niemand länger als eine Minute.
 

„Wenn nicht, dann säßen Sie draußen vor der Tür.“, antwortete Severus.
 

Umbridge kritzelte etwas auf ihr Formblatt.
 

„Fahren Sie nur fort.“, sagte sie zuckersüß.
 

„Auf der Seite in Ihrem Buch finden Sie alle Zutaten und Anleitungen, die Sie brauchen. Ich werde Sie bewerten wie als wenn dies eine reale Prüfungssituation wäre also strengen Sie sich an.“
 

„Chrm chrm“ machte es schon wieder neben ihm.
 

„Könnten Sie mir einige Fragen beantworten?“, sagte Umbridge.
 

„Jaa.“, grollte er unüberhörbar.
 

„Wie lange genau arbeiten Sie schon an dieser Schule?“
 

„Seit vierzehn Jahren.“, sagte Severus und sah zu wie sie wieder auf ihr Klemmbrett kritzelte.
 

„Und wie ich hörte haben Sie sich mehrmals als Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste beworben, ist das korrekt?“
 

„Jaaa.“, grollte er noch viel ausgedehnter ihr entgegen.
 

„Das war dann wohl nicht sehr erfolgreich?“, sagte sie zuckersüß.
 

Severus baute sich vor ihr auf und stemmte die Arme in die Seiten.
 

„Hören Sie, Dolores, spielen Sie ihre Spielchen wo anders. Wenn die unbedingt einen auf Spanische Inquisition machen wollen, dann habe ich hier bestimmt noch irgendwo eine hübsche, kleine Streckbank für Sie herumstehen.“
 

Es herrschte absolute Stille im Raum. Seine Schüler spürten die Spannung zwischen ihm und Umbridge und das kurz davor war zu explodieren.
 

„Sie wissen, dass das in Ihre Bewertung eingeht?“, fragte sie.
 

Severus Nasenflügel bebten wie die Nüstern eines wütenden Pferdes. Es fehlte nicht viel und er würde irgendetwas ganz und gar unüberlegtes tun.
 

„Und ich hörte ebenfalls, dass Sie ein ehemaliger Todesser sind.“, sagte Umbridge weiter. „Ist es üblich, dass Professor Dumbledore Straftäter einstellt?“
 

„Raus!“, sagte er ihr gefährlich ruhig und wies zur Tür.
 

Umbridge wartete nicht darauf, dass er sie angriff, sondern spazierte aus dem Zimmer als sei nichts gewesen. Sie hatte ihren Spaß und ihn vor seiner Klasse bloßgestellt. Die Schüler blickten ihn verunsichert an.
 

„Weitermachen.“, sagte er tonlos und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder.
 

Severus bebte am ganzen Leib. Ihm war klar, dass sie ihn bewusst provozieren wollte, doch er konnte nicht anders als absolut wütend zu sein. Nach dem Unterricht ging er nach Hogsmead, um sich bei einigen Gläsern Bier wieder zu beruhigen.
 

„Alles in Ordnung?“, fragte Aberforth.
 

„Ganz – bestimmt – nicht.“
 

„Ist es wegen diese Ministeriumsschabrake?“, fragte Aberforth. „Die war auch schon hier. Hat sich über die Hygiene beschwert und meinte sie würde dafür sorgen, dass meine Kneipe geschlossen wird.“
 

„Ich könnte sie umbringen.“, sagte Severus nur.
 

„Da bist du wohl nicht der Einzige.“, bemerkte Aberforth. „Warum mein Bruder das so geschehen lässt ist mir ein Rätsel.“
 

„Ihm sind tatsächlich die Hände gebunden. Das Ministerium will einen kleinen Machtkampf ausfechten.“, antwortete Severus.
 

„Passt nur auf, dass es kein größerer Machtkampf wird.“, mahnte Aberforth an.
 

Severus schwieg und trank sein Bier.
 

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„Wir müssen etwas unternehmen!“, sagte Minerva in Dumbledores Büro.
 

Alle Fachlehrer, außer Umbridge, waren anwesend.
 

„Als Sie bei der Bewertung bei mir war hat sie doch tatsächlich meine Größe gemessen!“, ereiferte sich Flitwick, den sonst nicht viel aus der Ruhe bringen konnte. „Meine Größe! Als habe das etwas mit meinen Qualitäten als Lehrer zu tun!“
 

„Sie hat wirklich jeden von uns schlecht dastehen lassen, Filius.“, sagte Severus.
 

„Ich kann nichts gegen Sie unternehmen, so leid es mir tut.“, sagte Dumbledore.
 

„Dann tun wir es eben.“, antwortete Minerva.
 

„Oh ja, ihr könnte ein bedauerlicher Unfall passieren.“, sagte Severus und erntete strenge Blicke von seinen Kollegen. „War nur so ein Gedanke.“
 

„Ich verstehe Ihre Frustration und Ihre Wut, aber wenn sie das tun wird sie nur stärker. Wir müssen diese Situation aussitzen, im wahrsten Sinne des Wortes.“, entgegnete Dumbledore und versuchte es mildernd klingen zu lassen.
 

„Und was wenn es nicht besser wird? Wenn Fudge ihr trotzdem mehr und mehr Macht gibt?“, sagte Minerva. „Wie sollen wir für das Wohlergehen unserer Schüler sorgen, wenn diese Hexe ...“ Sie sprach das Wort bewusst abfällig aus. „... hier alles und jeden terrorisiert?“
 

„Ich weiß.“, sagte Dumbledore ruhig. „Dem Minister ist mit Vernunft, fürchte ich, nicht beizukommen. Er glaubt tatsächlich, dass wir hier eine Armee aufbauen, um ihn aus dem Amt zu jagen.“
 

„Wenn er so weiter macht kommt mir das noch wie ein guter Plan vor.“, sagte Minerva trotzig.
 

„Tun Sie nichts Unvernünftiges, Sie alle.“, ermahnte der Schulleiter sie. „Wir können es uns einfach nicht leisten.“



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