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Der überschattete Zweifel

von

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Identitätsverlust

Im Büro von Professor Doktor Crowler, wenige Minuten vor Beginn der Mittagspause:
 

Mit einem Knall ließ Professor Variousfaze einen Stapel Papier auf den Tisch knallen. Zum Teil zusammen getackert erschweren sie den Tisch. Crowler war kurz zusammengezuckt, aber nach einem kurzen Brummen versuchte er konzentriert seine E-Mail fertigzuschreiben. Ein wenig grobschlächtig drückte er die Tasten seiner Tastatur, als hätte er zuvor nie eine bedient.

„Sie sind noch nicht fertig damit?“ Variousfaze grummelte und richtete sein engsitzendes Hemd zurecht. Das Hemd schien sich schwer zu tun seine korpulente Figur weiter zurückzuhalten.

„Herr Variousfaze beherrschen Sie immer noch keine Manieren? Sie sehen doch das ich beschäftigt bin. Ich sagte schon beim Anklopfen, dass Sie später kommen sollen.“ Crowler vertippte sich. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln starrte Crowler auf seinen Bildschirm. Er machte den Anschein, als wäre der Tippfehler ein schwer zu lösendes Problem.

„Das muss dringend erledigt werden! DRINGEND!“ Die Stimme von Professor Variousfaze erhob sich. Ein schriller Ton mischte mit. Crowler schaute entnervt zu ihm hoch.

„Ich trage nicht diese Arbeiten mit mir herum, nur um zu warten, wenn Sie immer noch nicht fähig sind eine E-Mail zu tippen. Haben Sie übrigens auch den Ablaufplan von der Ausstellung fertig?“

Crowler wurde wieder zornig. Seine verzogene Miene ließ die Venen an seiner Schläfe wieder in die Höhe steigen.

Er vertippte sich und genervt schlug er seine flache Hand auf dem Tisch, nur um dann festzustellen, dass dies auf dem Holztisch schmerzhafter war als erwartet. Langsam zog er die Hand zurück und ließ seine Finger anspannen in der Hoffnung der dumpfe Schmerz würde so schneller vergehen.

„Meine Güte Herr Variousfaze.“

Mit erhobenem Zeigefinger deutete Variousfaze ermahnend auf Crowler.

„Regeln sind Regeln und das sind nicht meine Regeln. Kanzler Sheppards neue Regeln für dieses Semester sind die Zweitkorrekturen. Mir ist es dabei gleich, ob Sie beschäftigt sind oder nicht. Wir sind eine Elite-Akademie, die Elite-Studenten ausbilden, daher sollten wir nicht so schlampig sein! UND den Ablaufplan brauche ich für meine Planungen! Sie sind wohl doch nicht mit diesen Kleinigkeiten überfordert und nicht fähig ihre Position richtig auszuführen?“

„Wie bitte?!“ Crowlers echauffierte sich mit gehobener Stimmlage. Professor Variousfaze erhob kurz sein Haupt und wandte sich dann ab. Mit schnellem Schritt lief Variousfaze zur Tür.

„Ich warte die Korrekturen in Bälde, sonst biege ich hier andere Zeiten auf!“ Kurz vor der Tür blieb er stehen und drehte sich um. Sein Blick deutete daraufhin, dass er noch etwas loswerden wollte:

„Die Ausstellung. Ich hoffe doch sehr, dass nichts passiert?“ Crowler atmete grummelnd ein.

‚Wie kann er es wagen! Aber… auf seine lächerlichen Versuche mich zu ködern falle ich nicht hinein!‘ Nicht nur, dass der ganze Tag die Leute ihm schon auf die Nerven gingen, sondern jetzt tauchte Professor Variousfaze auf, der immer noch nicht fähig war Sprichworte richtig einzusetzen, und es wagte Gerüchte zu verbreiten.

Professor Crowler Hände verkrampften sich. Die F Taste auf seiner Tastatur musste den unterdrückten Zorn aushalten, als er kräftig diese niederdrückte, als sollte sie durch die Tastatur in den Tisch gedrückt werden. In seiner E-Mail vervielfachte sich der Buchstabe F.

„Ich denke Sie haben wichtigeres zu tun, als das hier.“ Ein tiefes Grollen war in der sonst hohen Stimme zu hören. Crowler erkannte, dass Variousfaze als Antwort ein arrogantes Schmunzeln aufsetze, bevor er den Raum verließ.

„Ja ja, zum Beispiel das Aufklären des Verschwindens von...“ Erbost sprang Crowler auf:

„Chazz Princeton hat die Karten gestohlen und ist dann abgehauen. Er hat ja auch ein Boot gestohlen. Aufnahmen vom Hafen beweisen das.“

Professor Variousfaze war aber schon aus seinem Blickfeld verschwunden. Das zornige Gefühl in Crowler verflog nicht. Auf dem Bildschirm vor ihm blinkte das Strichsymbol in seiner halbfertigen E-Mail vor sich hin, die ihm ein Haufen F Buchstaben zeigte.

„Wie ärgerlich!“ Er erinnerte sich in dem Moment, dass noch andere Arbeit vor ihm lag. Lustlos blickte er den Stapel Arbeiten von Variousfaze vor sich an. Er zog die oberste Arbeit vor sich. Beinahe hätte er durch seine Unvorsichtigkeit den Stapel umgeworfen. Die oberste Arbeit nahm ihm die gesamte Motivation. Jaden Yuki. Ohne sich die ersten Seiten genauer anzuschauen, blätterte er bis zur letzten. Crowlers Mundwinkeln verzogen sich weiter.

‚Und dann noch so eine nicht gerechtfertigte Note. Wie kann das sein? Seine Strafarbeiten zu diesem Thema waren fürchterlich und hatten nicht einmal unsere mangelhafteste Note verdient. Herr Variousfaze korrigiert zu gnädig.‘ Crowler riss die oberste Schubblade seines Schreibtisches auf. Er zog den schwarzen Füller hervor. Der Füller, der die rote Tinte beinhaltete.

‚Diese Slifer-Niete. Er kommt mit seinen Noten gerade noch so durch und im Duellieren schlägt er alle. Er ruiniert den Ruf der ganzen Schule und er ruiniert meinen Ruf, wenn er weiterhin so durch diese Akademie trampelt. Er missachtet jegliche Regeln und schläft im Unterricht. Andere Studenten tun ihm dies schon gleich und das muss ich unterbinden. Welches Vorbild soll er schon sein!‘ Er klappte die erste Seite mit den Fragen auf. Seine Augen suchten schon den ersten Fehler, den Variousfaze übersehen hatte. Mit jeder weiteren Minute, an der er nichts ändern konnte, schweifte Crowler genervt gedanklich ab.

‚Kann es sein, dass diese Slifer-Niete bei meinen Aufgaben absichtlich so schlecht ist oder betrügt er sogar? Nichts auszudenken! Betrug! Das muss es sein! Wenn ich ihn doch endlich bei einer großen Sache erwischen könnte, dann würden endlich alle sehen können, was er wirklich ist. Betrüger sind nicht das angestrebte Ziel in dieser Akademie.‘ Genervt klappte er die Arbeit zu. Crowler hoffte später mehr Erfolg bei seinem angestrebten Ziel zu haben und zog sich die nächste Arbeit vom Stapel.

Crowlers Blick wanderte zum Bildschirm und er starrte auf diesem, während der blickende Strich ihn immer noch darauf hinwies, dass er doch endlich seinen Satz in der E-Mail fertigschrieb und davor die ganzen F Buchstabe löschte. Crowler blätterte stattdessen genervt die nächste Arbeit vor sich durch.

‚Typisch Slifer-Red Studenten. Schreckliche Schrift, kurze Sätze und nicht fähig im Rahmen der Antwortbox zu bleiben.‘

Zeit verging und ein wenig später war Crowler mit den Arbeiten von den Slifer-Red Studenten durch. Nun folgten die ersten Obelisk-Blue Studenten. Er hoffte sich durch die guten Leistungen der Obelisk-Blue wieder zu motivieren. Seine Studenten, die er antrieb die Elite der Profi-Duellanten zu werden. Während er über seine Studenten und seine Erfolge der letzten Jahre nachdachte, verärgerte ihn der Gedanke an Chazz Princeton. Die größte Enttäuschung in seiner Karriere. Dieser Student war nach seiner Niederlage gegen Frylin Rosewell und im Anschluss gegen Bastion Misawa einfach verschwunden. Er hatte ein Boot der Akademie gestohlen. Nicht nur, dass er somit eine Straftat beging, seine Familie forderte von der Akademie schnell herauszufinden wo er abgeblieben war. Das Schlimmste war aber, dass seine Kollegen ihn deswegen anschwärzten, als wäre er Schuld am Verschwinden dieses Feiglings. Würde ein Slifer-Red eine Straftat begehen, dann wäre dieser sehr schnell der Akademie verwiesen. Niemand würde sich darum scheren.

‚Das ist es!‘ Crowler legte seinen Füller wieder hin.

‚Ich bräuchte nur einen validen Grund. Vielleicht muss ich da einfach nur nachhelfen.‘ Ein schelmisches Grinsen formte sich in seinem Gesicht und mit neuer Motivation fing Crowler an einem neuen Plan zu schmieden.
 

Ein wenig später vor der Unterkunft der Slifer-Red Studenten:
 

Airy, Silver Gregani – ein Slifer-Red Student aus dem zweiten Jahr - Jaden und Syrus saßen außerhalb der Unterkunft an einem Gruppentisch. Der Vormittagsblock war vorbei und die Studenten erholten sich vom Erschlagen der Informationen, die die Professoren fast schon unbarmherzig in die Köpfe der Studenten einprügelte, zumindest empfand das so Airy. Der Tag war damit noch nicht vorüber, denn der Nachmittagsblock folgte noch. Fast jeder Slifer-Red Student machte dann eines von drei Sachen. Faullenzen, Essen oder sein Geld im Kartenshop für neue Karten ausgeben. Alle Slifer-Red Studenten außer Jaden. Jaden hatte auch wieder in dieser Pause angefragt, ob sich jemand mit ihm duellieren wollte, aber alle drei – die mit ihm die Mittagspause verbrachten - lehnten ab. Es wären auch nur sowieso nur noch knapp 30 Minuten bis die nächste Vorlesung begann.

„Gibt es auch mal Tage, an denen du dich gar nicht duellieren willst? Den ganzen Tag machst du nichts anderes.“ Lethargisch blickte Airy Jaden an.

„Duellieren ist doch das beste überhaupt. Andere lesen Bücher oder schauen Filme. Ich duelliere mich gerne.“

„Aber du machst das so exzessiv. Ich könnte das gar nicht.“

„Jaden würde bestimmt eingehen, wenn er über einen Tag kein Duell machen dürfte.“ Syrus klang spöttisch.

„Klingt ja wie bei einer Sucht. Ist Jaden etwa süchtig?“ Airy lachte leise in sich hinein.

„Also wie siehst aus? Ein Duell? Die beste Möglichkeit zu zeigen wie gut man geworden ist.“ Jaden strahlte mal wieder pure Motivation aus, während er fordernd vor den drei stand und seine Duell-Disk bereithielt.

„Hast du schon gehört. Morgen oder so, da soll diese Ausstellung, also die mit den Karten von Yugi, hier auf dieser Insel in der Akademie stattfinden.“ Erwähnte Syrus. Er sah dabei niemanden gezielt an.

„Welche Ausstellung?“ Jadens Interesse schien geweckt zu sein:

„Also… Professor Banner hat doch heute Morgen davon erzählt?“

„WAS ECHT?! Wieso erfahre ich davon erst jetzt?“

„Vermutlich warst du wieder im Halbschlaf? Du isst morgens sowieso wie ein Ferngesteuerter.“

„Yugis Karten! All seine Karten?“

„Nein…, ich schätze die Götterkarten werden wohl nicht dabei sein, aber sonst habe ich gehört, dass es alle seine Karten sein sollen.“ Syrus sah die anderen beiden Slifer-Red Studenten fragend an.

„Dann lass uns gleich hingehen!“

„JADEN!“ In Syrus‘ Tonlage schwang seine Ungeduld mit. Jaden hatte ihm schon wieder nicht zugehört.

„Frühstens morgen, außerdem dürften wir jetzt wahrscheinlich nicht mal hinein.“

„Wird Yugi auch da sein und Autogramme verteilen?“ Airy wirkte interessiert und sie schaute Syrus fordernd an. Überrascht blickte Syrus sie an, verlegen kratzte er sich am Kopf:

„Ähm…, nicht das ich wüsste.“ Airy lehnte sich daraufhin enttäuscht zurück.

„Es ist nur sein Deck, denke ich.“

„Ich verstehe nicht ganz was an dieser Ausstellung so interessant sein soll. Seine Karten sind doch bekannt. Jeder hat bestimmt seine Deckliste schon gesehen.“ Silver verzog dabei leicht seine Schultern. Jaden wandte sich ihm zu. In seiner Haltung hatte sich etwas geändert. Mit freudiger erhobener Faust in der Luft, gestikulierte Jaden energisch umher:

„Es geht nicht um die Deckliste. Es geht um seine Karten selbst. Diese Karten, mit denen er die dunklen Mächte besiegt hat. Karten, die die Welt gerettet haben. Ist das nicht cool sie so nah sehen zu können. Die Erinnerungen…, das kann man nicht einfach mit einer Deckliste vergleichen. Es sind einfach seine Karten und das ist so verdammt cool.“

„Jetzt mach‘ mal halblang, Jaden. Yugi hat die Karten gespielt, nicht diese sich selbst. Wer weiß ob das wirklich die Karten von damals sind, die er wirklich gespielt hat.“ Silver wirkte genervt, aber er hatte den ganzen Tag schon diese Anspannung ausgestrahlt.

„Das Herz der Karten hat ihm geholfen.“ Jaden hörte zeitgleich, als er dies erklärte, ein geisterhaftes Rufen. Jaden nahm dies als Zustimmung seiner Aussage wahr. Die anderen drei Slifer-Red Studenten sahen ihn zum Teil mit hochgezogenen Augenbrauen und skeptischen Blicken an.

„Na ja.“ Silver wirkte wenig überzeugt.

„Karten sind Karten. Nichts mit irgendwelchen Herzen. Ich finde…, wenn ein Profiduellant mit einer herausragenden Strategie um die Ecke kommt und krasse Spielzüge macht, dann ist es immer interessant welche Strategie er verwendet und wie er gegen bestimmte Spielzüge vorgeht. Yugi ist ein Profiduellant, der einzigartige Spielzüge gespielt hat. Das Herz der Karten Ding ist nur eine Masche der Werbeindustrie.“

„Ja denke ich auch. Herz der Karten. Weiß doch jeder…, wobei das doch ganz cool wäre, wenn das stimmt, nicht wahr?“ Airy schmunzelte.

„Aber…“ Silver lehnte sich leicht nach vor, um Airy anzuschauen und setzte zur Antwort an, jedoch blickte Airy ihn gar nicht an und fiel Silver ins Wort:

„Mich interessieren weniger die Karten selbst, die er benutzt hat, also… ich brauche jetzt nicht seine Karten oder so. Du verstehst was ich meine? Ein Autogramm wäre aber schon cool. Auf der Duel Player Week ist er auf fast jedem Titelbild abgedruckt, der ist schon berühmt.“

„Na ja…, aber wie Syrus schon sagte kein Yugi, kein Autogramm und die Deckliste habe ich auch schon heruntergeladen. Die Ausstellung interessiert mich nicht wirklich… ehrlich gesagt.“ Silver Aussage änderte nichts am Grinsen von Jaden. Wahrscheinlich hatte er ihm nicht mal zugehört.

„Wir sollten aufbrechen, denn es ist leider wieder so weit.“ Syrus verwies auf den Hügel, auf dem die Akademie stand. In seiner Mimik war zu erkennen, dass er nicht besonders motiviert war.

„Auf Crowler habe ich echt kein Bock mehr. Sein Unterricht ist kacke und seine Prüfungen sind so elendig.“ Silver schwang sich von der Bank auf. Ein wenig zögerlich tat Airy ihm gleich.

„Ich schreib bei dir wieder ab, o.k?“ Silver zuckte nur mit den Schultern und ging voran. Zu viert gingen die Slifer-Red-Studenten zurück zur Akademie.
 

Wenige Stunden später nach den Nachmittagsvorlesungen im Hörsaal:
 

„…und deswegen ist das respektlos mir gegenüber und alle anderen, die der Vorlesung aufmerksam zuhören wollen. Habt ihr das verstanden? Hört ihr mir überhaupt zu!“ Crowlers Stimme war wieder in die Höhe geschnellt und dadurch unerträglich geworden.

Jaden starrte abwesend an Crowler vorbei und Syrus stand beschämt daneben.

„HEY! Nehmt das hier ernst. Dass ihr hier einfach weiter in die Luft starrt. Ihr solltet Respekt haben! RESPEKT vor dieser Duellakademie. Wir unterstützen keine Faulpelze! Diese Akademie bildet nur die Elite aus, habt ihr das endlich verstanden?“ Crowler keuchte ein wenig. Er wirkte aus der Puste zu sein.

„Ja, Herr Crowler.“ Syrus Hände verkrampften sich ein wenig.

„Dr. Crowler!“ Ein Nerv zuckte an seiner Schläfe.

„Macht eure Strafaufgaben, jetzt!“ Er wandte sich von beiden Studenten ab, die in der ersten Reihe des Vorlesungsraumes saßen und in seiner jetzigen doppelten Stunde Nachsitzen weitere Strafarbeiten abarbeiten ließ, die Crowler den beiden wegen Störung des Unterrichts aufbrummte.

Als er Jaden mehrmals erwischt, dass er einschlieft, als die Aufgaben zu machen, hätte er die beiden den ganzen restlichen Tag nachsitzen lassen, aber es gab ja immer diese Regularien zum Schutz der Studenten.

„Nur ein wenig Geduld.“ Murmelte Crowler, während er sich an seinem Lehrerpult – das zentral im Vorlesungssaal in der Mitte aufgestellt war, sodass alle Studierende, die im Halbkreis während den Vorlesungen im Raum platznahmen, ihn deutlich sehen und auch hören könnten – die Vorlesungsstrukturen der zukünftigen Wochen durchlas.

„Hey… Syrus.“ Jaden stieß seinem Kommilitonen leicht zur Seite. Crowler hatte sie nicht unweit von ihm nah beieinander gesetzt. Sein Blick deutete daraufhin, dass er das bereute.

„Bitte Jaden… ich will das nur hinter mich bringen.“ Presste Syrus hervor, während sein Blick konzentriert auf sein Aufschrieb vor ihm war.

„Ja schon, aber ich verstehe das nicht, kann ich nicht ein bisschen reinschauen. So wie das letzte Mal, da habt ihr mir auch sehr geholfen…, ich hab’s glaube ich dann gut verstanden. Nur das eine mal noch, bitte Syrus.“ Jaden Oberkörper war schon nah herangerückt und gierig schaute er auf das Blatt seines Sitznachbarn.

„Jaden! Das hier wird wahrscheinlich benotet und wir werden nur wieder bestraft, wenn wir reden.“

„Ach was… das bekommt der schon nicht mit, das ist Crowler.“

Crowler seufzte entnervt. Er hatte sich bewusst für schwere Aufgaben entschieden. Es würde ihn wundern, wenn die beiden eine Aufgabe richtig bearbeiten würden. Das diese benotet werden, entsprach nicht ganz der Wahrheit. Schmunzelnd blätterte Crowler durch seine Unterlagen und blickte dabei ungeduldig auf die Uhr.

Die Zeit verging und Crowler genoss den Anblick des verzweifelnden Syrus, aber es ärgerte ihn auch, wie unbeeindruckt Jaden mit seinem Stift über das Blatt fuhr. Der große Zeiger rückte auf die Neun und Crowler stand auf.

„Genug!“ Er trat vor zur ersten Vorlesungsreihe. Erleichtert legte Jaden seinen Stift weg. Sprungartig schnellte der Student auf und bewegte sich in Richtung Stufen fort, die hinauf zur Tür führten. Grimmig blickte Crowler dem respektlosen Studenten hinterher:

„SITZEN BLEIBEN! Ihr geht nirgendwohin, bis ich es sage. Ihr seid noch nicht fertig für heute!“

„Was? Sie sagten eine Doppelstunde Nachsitzen, nichts weiteres.“ Jaden wirkte unzufrieden.

„Und diese Doppelstunde ist noch nicht vorbei. Ihr helft mir noch etwas ins Lager zu räumen.“

Syrus blickte auf die Uhr, die sich oberhalb des Haupteingangs des Vorlesungsraumes befand und meinte:

„Aber nach der Uhr…“

„Keine Widerrede! Ihr kommt jetzt mit!“ Crowler verwies auf den Nebeneingang, der auf einen Flur im Erdgeschoss führte. Dieser Flur verband den Zugang zu einem Konferenzsaal, zu einem Lager, zu einem Auditorium mit der Aula.

Zögerlich folgten die beiden Crowler und ließen ihre Arbeit nieder. Syrus blickte verwundert zurück zu den Strafarbeiten, die Crowler auf dem Plätzen liegenließ. Im Flur, vor der Tür standen zwei verpackte Kartons.

„Ihr nehmt die beiden und folgt mir!“

„Hätten Sie das nicht auch beides allein nehmen können? Für was brauchen Sie uns dabei?“ Jaden schien diese Frage ernst zu meinen, ohne jegliche Provokation in der Betonung. Dem Studenten war ins Gesicht geschrieben, dass er im Moment gar keine Lust auf diese Art von körperlicher Arbeit hatte.

„MACHT was ich sage…“ Crowler räusperte sich. Seine Stimme verflog.

„Was zum… arrghh…“ Er lief rot an, aber der Professor wandte sich schnell ab. In einem erhöhten Bewegungstempo bewegte sich der Professor durch den Flur. Er warf dabei kein einziges Mal einen Blick zurück, dennoch forderte er immer wieder, dass die beiden schneller machen sollen. Genervt nahm Jaden einen Karton auf. Syrus tat ihm das gleich.

„Crowler ist echt faul.“

Sie folgten ihm durch den langen Gang, der leicht bergabführte. Er befand sich westlich von der Eingangshalle und selten betraten Studenten diesen, wenn sie normale Vorlesungen hatte. Die erste Doppeltüre, die sich auf der linken Seite des Ganges befand, stand offen. Crowler schritt schnell vorbei, ohne hineinzusehen, aber Jaden konnte es sich nicht verkneifen und blickte in den großen Raum. Es war das Auditorium. Jaden staunte für einen Moment, den er entdeckte Vitrinen mit irgendeinem kleinen Inhalt darin, rote Absperrseile drumherum, Banner an den Wänden und ein gigantisches Werbeschild an der Decke. Auf einen der Banner – der am nächsten zu Jaden war - stand ‚Das großartige Deck des größten Duelmonster Champion aller Zeiten‘. Jaden verstand sofort wer damit gemeint war und was sich in dem Raum befand. In diesem Raum war die Ausstellung von Yugis Deck. Jedoch war das Licht aus und die Sonne war am Horizont verschwunden, sodass Jaden nur schwer etwas in dem Raum erkennen konnte.

„HEY! HIERHER! LASST DEN RAUM IN RUHE! Die Kartons stellt ihr vor dieser Tür ab, ich muss kurz etwas nachschauen. Wartet einfach ab bis ich zurückkomme, das kann ein wenig dauern!“ Crowler krächzte in einer anstrengenden Stimmlage, dann schloss er einer der anderen Türen im Flur auf und verschwand darin. Er zog die Tür hinter sich zu. Syrus stellte als erstes den Karton vor der angesprochenen Tür ab und sah sich kopfschüttelnd zu Jaden um.

„Crowler macht einfach was er will. Ich habe das Gefühl, der will uns nur irgendwie bestrafen, weil er uns nicht mag. Das… finde ich doch ein wenig unfair.“ Jaden antwortete nicht, er blickte weiterhin fasziniert in das Auditorium.

„Hallo Jaden? Ist da was in den Raum? Wir sollen doch nicht…“ Syrus trat zu Jaden. Als er in den Raum schaute, vergrößerten sich seine Pupillen, aber auch zeitgleich liefen Schweißperlen seine Stirn hinab:

„Ach! Ja! Die Ausstellung!“

„Wow! Das ist das mal so aus der Nähe sehen kann.“ Jaden trat einen Schritt nach vorn in den Raum. Syrus quetschte sich an ihm in den Raum. Mit ausgestreckten Armen blockierte Syrus Jaden den Weg:

„Nein nicht Jaden! Wir bekommen nur weiteren Ärger, wenn wir hier ungefragt gesehen werden! Wir dürfen das mit Sicherheit nicht! Wir werden von der Schule geworfen! Crowler ist gleich da drüben, der würde doch…“

„Aber die Tür ist doch offen? Was soll denn passieren, wenn wir uns das Deck doch nur ansehen. Wir nehmen es ja nicht herausnehmen oder so…, auch wenn das auch sicherlich sehr cool wäre.“ Jaden grinste und lief an seinem Kommilitonen vorbei. Syrus blickte ihn entsetzt an:

„Du willst das Deck doch hoffentlich nicht rausnehmen? Das… das wäre sicher unser Rauswurf! VERGESS nicht unsere Strafe bereits… wir sind bestimmt schon auf einer potenziellen Liste für Studenten, die bald hinausgeworfen werden.“

Jaden legte den Karton an Ort und Stelle ab, dann trat einen weiteren Schritt in den Raum. Er wirkte im Moment vorsichtig, aber als nichts passierte, trat er zur Absperrung heran und lehnte sich leicht auf einem der Halter. Er blickte die Vitrine genauer an. Syrus eilte ihm nervös hinterher, während er schweißüberströmt immer wieder zurückschaute:

„Nein… Jaden! Crowler kommt doch bald! Wir müssen zurück!“

Jadens Ausdruck änderte sich und er blickte verwirrt durch den Raum. In seinem Blick war Enttäuschung zu erkennen.

„Die Vitrine ist ja leer. Das Deck ist ja noch gar nicht da!“

„Leer?“ Syrus versuchte nun ebenfalls die Vitrine genauer anzuschauen, jedoch war sie ein wenig höher, als er groß war.

„Vielleicht haben die das Deck noch nicht abgelegt? Das würde zumindest die offene Tür erklären.“ Syrus blickte sich um und schaute sich die anderen Vitrinen an.

„Ich meine, sonst könnte es ja jemand klauen.“ Während Syrus sich umschaute, bemerkte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel, dann blickte er schnell zu der vermeintlichen Stelle. Schockiert bemerkte Syrus jemand eingehülltes in einem grauen Mantel. Unter dem grauen Mantel war eine Ra-Yellow Uniform zu erkennen. Dieser jemand kletterte im Moment durch das Fenster nach Draußen. Er stellte sich jedoch dabei sehr ungeschickt an und fiel durch das Fenster nach außen. Jaden reagierte erst zögerlich, dann eilte er vor:

„Äh… Hey! Hast du etwa…?“

„AH HA!“ War eine krächzende Stimme hinter den beiden zu hören. Crowler stand an der Tür und zeigte auf die leere Vitrine. Mit einem unecht wirkenden geschockten Gesichtsausdruck verurteilte der Professor die Situation.

„Dafür fliegt ihr von der Schule… für den Diebstahl!“ Das letzte Wort betonte er ungewöhnlich stark.

„Diebstahl?“ Jaden drehte sich schockiert um.

„Wir haben nichts gestohlen! Die Vitrinen sind leer!“ Entschlossen schaute er zu Crowler, dann blickte er zu dem Unbekannten, der sich im Moment aufmachte und in den Wald rannte. Crowler zog sein Handy hervor. Er tippte etwas ein und hielt sich das Handy an das Ohr.

„Professor Doktor Crowler…, ja… ja… genau Sicherheitsdienst… ich habe hier zwei Diebe erwischt wie sie das Deck von Yugi gestohlen haben… genau jetzt hier im Auditorium bei der Ausstellung für morgen. Sie wollen gerade fliehen in den Wald durch das Fenster! Schnell halten Sie die Diebe auf!“

„Warte! Das haben wir nicht!“ Erwiderte Syrus lautstark. Der Junge litt nun unter einem starken Schweißausbruch und seine Hände zitterten, während sein Gesicht plötzlich wie versteinert wirkte.

„Nein…, das war der andere.“ Jaden schaute in den Wald, in dem der Typ gerannt war.

„Wir müssen hinterher!“ Jaden kletterte ebenfalls durch das Fenster. Der Junge war ein wenig selbst von sich verwundert, wie gut dies klappte.

„HEY WARTE!“ Crowlers laute krächzende Stimme hallte durch das Auditorium. Syrus rannte ebenfalls zum Fenster und blickte seinem Kommilitonen geschockt hinterher. Crowler stand jedoch schon hinter ihm und packte ihn unsanft an der Schulter:

„Du Dieb bleibst hier! Dein Freund wird schon nicht weit kommen.“

„Aber wir waren das wirklich nicht! Es war dieser andere. Die Vitrinen waren schon leer!“

„Ausreden werden euch nicht retten. Dafür fliegt ihr!“
 

Jaden rannte in den Waldabschnitt, indem er den vermeintlichen Dieb schemenhaft erkennen konnte. Ein weniger begangener kleiner Feldweg führte schräg durch den Wald. Rechts und links befand sich hohes Gras. Ab und zu blockierte ein größerer Busch den Weg. Platt gedrücktes Gras oder eine Bewegung in der Ferne verrieten Jaden die Richtung. Als Jaden dann ahnungslos vor einer Abzweigung stand, hörte er ein geisterhaftes Rufen, dass ihm durch Laute die wohl richtige Richtung vermittelte. Die gewählte Richtung endete in einer weiteren Lichtung im Wald, die schwach vom Mondlicht bestrahlt wurde. Wie weit er Jaden nun schon abseits der Akademie war, konnte er nicht sagen. Zur Überraschung von Jaden, stand der ummantelte Unbekannte auf der Lichtung. Als würde die Person auf Jaden warten, stand sie seelenruhig vor ihm. Mit erhobenem Finger brummte er in einer tiefen – für Jaden bekannte – Stimme:

„Das ist kein Diebstahl, wenn es doch mein Eigentum ist. Ich hole nur zurück was mein ist. Ihr hattet nicht das Recht es in einem gläsernen Kasten wegzusperren. Es gehört zurück zu seinem Besitzer.“ Jaden schaute den Unbekannten verwundert an:

„Besitzer? Das Deck gehört Yugi und du… du bist doch ein Student an unserer Akademie? Und Yugi ist doch kein Student an unserer Akademie… oder?“

Jaden schien tatsächlich darüber nachzudenken:

„Ich meine, ich hätte sicherlich davon gehört, wenn Yugi an der Akademie wäre.“ Der Unbekannte lachte. Sein Lachen fühlte sich jedoch nicht demütigen an. Es wirkte aufrichtig. Der Mantelträger zog seine Kapuze zurück. Jaden bemerkte, dass der Unbekannte die gleiche Frisur trug wie Yugi, aber das Gesicht war ein anderes.

„Cool, die sieht sehr echt aus.“ Jaden grinste den Unbekannten an.

„Nette Worte bringen uns hier nicht weiter. Du bist bestimmt hier um das Deck zurückzuholen? Das kann ich leider nicht zulassen.“ Jaden Grinsen verschwand und sein Blick wurde ernster:

„Aber das Deck gehört dir nicht und es muss wieder in die Vitrine. Ich kann dich aber verstehen. Das Deck von Yugi ist schon verdammt cool, aber Diebstahl ist echt nicht cool.“

„Du scheinst sehr aufrichtig zu sein, das finde ich sehr gut, daher gewähre ich dir Folgendes. Ich fordere dich heraus und wenn du mich in einem Duell besiegst, dann bin ich diesem Deck nicht mehr würdig, jedoch…“ Der Unbekannte rannte plötzlich fort:

„Hey warte!“ Jaden hatte Mühe ihm zu folgen.
 

Der Unbekannte rannte weiter durch den Wald, aber dieses Mal schien er gezielt nur in eine bestimmte Richtung zu eilen. Nach einigen Minuten blieb er Nahe einer Klippe stehen. Sie mussten sich nun irgendwo auf der Westseite der Akademie befinden.

„Hier sollten sie uns zunächst nicht finden. Das Zeitlimit ist aber eng.“ Der Unbekannte blickte zu Jaden, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand.

„Nimmst du die Herausforderung an mich zu schlagen, den König der Spiele?“ Der Mantelträger fuhr seine Duelldisk aus, die er am Handgelenk trug. Es war ein altmodisches Modell. Die Oberfläche der Duelldisk fing an zu leuchten. Auf dem Bildschirm waren für Jaden unbekannte Symbole und grüngelb leuchtende Zahlen zu erkennen. Im Moment passierte nichts Weiteres, bis Jaden ein wenig enttäuscht erklärte:

„Also… ich habe gerade nicht meine Duell-Disk dabei, ich muss sie erst holen.“

„Du hast Glück, ich trage noch eine zweite bei mir im Rucksack. Dort.“ Er verwies auf einen Rucksack, den er im Moment auf den Boden abstellte. Jaden eilte ohne zu zögern dorthin und schaute sich den Inhalt an. Eine Ra-Yellow Duell Disk befand sich darin und noch ein paar weitere Wertsachen, die Jaden nicht interessierten. Grinsend zog Jaden die Duelldisk aus dem Rucksack:

„Wow! Ich wollte schon immer mal wissen ob die sich anders anfühlen.“ Fast schon behutsam zog er die Duelldisk über seinen rechten Arm, dann schob er sein Deck – das er in seiner Jackentasche mit sich trug - in das entsprechende Fach. Jaden entfernte sich von dem Mantelträger und brachte sich in Position.

„Ich finde es extrem cool gegen das Deck von Yugi anzutreten, aber du bist nicht Yugi und ich muss das Deck wirklich zurückbringen. Ich werd‘ dich schlagen, aber wir müssen das dann doch irgendwie der Akademie erklären.“ Sein Gegenüber grinste ihn zufrieden an und nickte ihm zu, als würde er zustimmen.

„Ich schätze deine Aufrichtigkeit, aber zeig mir wie würdig ein Student dieser Akademie ist.“

Weil das Modell der Ra-Yellow Duelldisk baugleich mit der von Slifer-Red war, konnte Jaden problemlos den Befehl zur Gegnersuche aktivieren und als ihm dann auch von seiner Duelldisk bestätigt wurde, dass sein Gegenüber gefunden wurde, wollte Jaden den Duellstartbefehl bestätigten.

Etwas knackte und der Blick des Mantelträgers wandte sich von Jaden ab. Er blickte in den Wald, aus dem jemand trat. Wegen der Nacht und dem schwachen Mondlicht erkannte Jaden nicht wer er war. Jaden war der Meinung das Gesicht nicht identifizieren zu können, jedoch erkannte Jaden die Uniform. Diese Person war vom Sicherheitsdienst. Ein Schauder jagte es über den Rücken von Jaden und sein Körper teilte ihm mit sofort zu fliehen.

„Aber nicht doch.“ Hörte Jaden eine tiefere männliche Stimme.

„Lasst euch nicht von eurem Duell abbringen.“ Jaden versuchte durch die Dunkelheit zu sehen und das Gesicht zu identifizieren, jedoch verursachte der eindringliche Blick des Mannes ihm ein ungemütliches Gefühl im Magen. Zusätzlich schien das geisterhafte Rufen – das aus Jadens Deck zu kommen schien – ihn vor diesem Mann zu warnen.
 

Keine gespielte Duelle in diesem Kapitel.



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