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Wish you never met me

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,

Das hier ist mein erstes Projekt auf Animexx - der OS ist allerdings nicht mehr ganz neu.
Habe ihn schon vor einiger Zeit auf FanFiktion,de veröffentlicht.

Die Idee hierzu kam mir als ich das Lied "Wish you never met me" von Papa Roach gehört habe und irgendwie ist das ganze zu einer Art Song-Fic mutiert. Ich habe also das Lied auf Replay laufen lassen und einfach mal drauf los geschrieben.

Die Story ist komplett aus Sasukes Sicht geschrieben und ich hoffe er ist mir halbwegs gut gelungen. Hab mich dabei vor allem an seinem neuen Nachkriegs-Charakter orientiert.

Ich hoffe euch gefällt mein doch ziemlich langer OS :D

HEL GaarasLittleGirl97 Komplett anzeigen

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Der Wald um Konoha lag in ungewohnter Stille, selbst für diese nächtliche Stunde. Das fahle Mondlicht brach an einigen Stellen durch das Blätterdach, flackernd wie eine kaputte Glühbirne. Denn immer wieder schoben sich Wolken vor den Himmelskörper oder änderten die Äste und Blätter ihre Position im harschen Windhauch dieser doch recht stürmischen Nacht.

Und obwohl der Wind eigentlich unüberhörbar heulen und wüten sollte, war es nach Ansicht des Uchiha deutlich zu ruhig. Fast lautlos waren seine Schritte, die Geräusche des Waldes drangen an seine Ohren wie durch eine dicke Schicht aus Watte. Als hielte er seinen Kopf unter Wasser. Theoretisch nichts Beunruhigendes, aber irgendwie machte es ihn trotzdem unruhig. Oder lag es daran, dass er heute tatsächlich dem monatelangen Drängen seines besten Freundes nachkommen würde? Tatsächlich hatte Naruto es geschafft ihn zu überreden nach Konoha zurück zu kehren, wenigstens zu versuchen in ein Leben als Teil von Team 7 zurückzufinden. Und irgendwie fühlte sich Sasuke heute bereit dazu. Zwar waren noch lange nicht alle Sünden und Fehler abgegolten, die er in der Vergangenheit begangen hatte, aber zumindest hatte er es geschafft mit einem Teil seiner Taten abzuschließen. Der Uchiha hatte sein Weltbild in eine andere Richtung verrückt während er durch die Lande gestreift war. Viele Nächte des Grübelns waren ins Land gezogen, viele Tage des Zweifelns und Stunden der Ziellosigkeit. So viele Dinge an die er dachte zu glauben, hatten sich als Irrglaube erwiesen. Erst durch seinen letzten Kampf mit Naruto hatte sein Geist den ersten Schritt aus der Dunkelheit ins Licht finden und gehen können. Und nur durch den Gedanken an Naruto, dem neu errungenen Willen dessen Weg zu verstehen, hatte er schlussendlich mit einem Teil seines alten Ichs ins Reine kommen können. Er hatte vielen Dörfern und Menschen geholfen, Kriegsversehrte Dörfer durchreist, Familien wieder zusammengeführt oder in mühseliger Handarbeit geholfen Häuser zu erbauen. Mit seinen eigenen Augen hatte er sehen können wie Wunden, die gewiss auch durch sein Zutun erst so tief geworden waren, begonnen hatten zu heilen.

Doch die besonders tiefen und schmerzenden Wunden hatte er nicht bei den Leuten dort draußen geschlagen, sondern hier wo seine Kindheit und deren Erinnerungen auf ihn warteten. Dessen war sich Sasuke sehr wohl bewusst. Auf seinem Feldzug der Rache war er bereit gewesen blindlings alles zu Opfern, was ihm in die Quere kam. Auch seine ehemaligen Kameraden, wie er sich nicht ohne Scham erinnerte. Nicht, dass Naruto es jemals soweit hätte kommen lassen.

Konohagakure.

Wie ein drohendes Mahnmal ragte das Stadttor mit den Steingesichtern der ehemaligen Hokage im Hintergrund vor ihm auf. Kurz erlaubte er sich stehen zu bleiben, den Anblick in sich aufzunehmen und auf eine Reaktion in seinem Inneren zu lauschen. Doch der Sasuke, der er heute war, empfand nichts Bedeutendes beim Anblick seiner Heimat. Jedoch regte sich in ihm nach langer Zeit der Sasuke von früher. Erinnerungen kochten in ihm hoch, die Zeit mit seiner Familie, das Glück, dann der Tod von allen, die er geliebt hatte, die Trauer und Hilflosigkeit und schließlich Team 7, die ersten Zeichen von Freundschaft und Zufriedenheit, die er damals als ebenso bedrohlich empfunden hatte, wie die Vorstellung Naruto könne ihn übertrumpfen. Ein ziemlich cleverer Schachzug des Schicksals, dass ausgerechnet diese Rivalität zu Naruto sich als seine größte Stütze in der heutigen Zeit darstelle.

Aber in diese Zeit zurückzukehren, sie sich überzustreifen wie ein altes Paar Handschuhe, das würde er nicht so einfach hinbekommen. Dafür war zu viel geschehen und seine Sicht auf das ganze Konstrukt, das sich Konoha nannte, war geprägt von Itachis Geschichte. Er würde einen anderen Weg finden müssen, diese alten Wunden zu verschließen.

Langsam setzte sich der Uchiha wieder in Bewegung, setzte bedächtig einen Fuß vor den anderen während das Tor der Stadt und damit seine Rückkehr immer näher rückte. Jetzt gab es kein Zurück mehr, er musste sich den Dämonen stellen, die er hier zurückgelassen hatte. Und das offensichtlich früher als gedacht.

 

This is the moment that I feared the most

Helplessly watching as we turn to ghosts

Is it over?

Tell me if it’s over

This is the hardest thing I’ve ever done

Hopelessly waiting as you turn and run

Is it over

Is it really over?

 

„Ey Sasuke, dachtest wohl du könntest dich heimlich ins Dorf schleichen“, begrüßte ihn die laute Stimme seines besten Freundes und schon kurz darauf schob sich auch dessen Gestalt in sein Sichtfeld. Eigentlich war es ja zu erwarten gewesen, dass er nicht ohne Begrüssungskomitee auskommen würde. Bevor er dessen Gruß erwiderte, nahm sich der Schwarzhaarige zunächst einen kurzen Moment, den Uzumaki zu betrachten. Schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass sich Naruto seit ihrer letzten Begegnung verändert hatte. Er wirkte reifer mit den kürzeren Haaren und der anderen Kleidung. Bestimmt hatte die viele Arbeit um Jounin zu werden ebenfalls ihr Übriges dazu beigetragen. Der Arm aus Hashiramas Zellen war nur noch an den darum gewickelten Bandagen zu erkennen, ansonsten verhielt er sich vollkommen natürlich.

„Hn“, war alles was Sasuke verlauten ließ. Schließlich war es mehr als offensichtlich, dass er eben nicht diesen Empfang hatte haben wollen. In Wirklichkeit hätte er sich gerne noch ein paar Stunden geistig darauf vorbereitet seinen alten Freunden gegenüber zu stehen. Aber natürlich hatten sich die beiden mal wieder nicht zurückhalten können. Erst mit diesem Gedanken fiel Sasuke auf, dass er da möglicherweise falsch lag. Denn nach wie vor stand nur Naruto vor ihm, vom dritten Mitglied des Teams fehlte jede Spur. Es erschien dem Uchiha ziemlich merkwürdig, dass Sakura die Möglichkeit ihn zu empfangen einfach so ausließ. Immerhin hatte sie früher quasi dauernd an ihm geklebt. Wobei sie ihm zuletzt eigentlich reifer vorgekommen war. Aber das war der Krieg und seine kurze Zeit in Konoha danach gewesen – kaum genug Zeit sich ernsthaft ein Bild zu machen. Dennoch…

„Lass uns zu Ichirakus gehen, ich lad dich sogar ausnahmsweise ein“, verkündete der Uzumaki aufgedreht und setzte sich sodann in Bewegung. Es war nur zu gut erkennbar, wie sehr sich sein Freund über seine Rückkehr freute. Sasuke zuckte schweigend die Schultern. Ihm blieb wohl sowieso nichts weiter übrig als dem Blondschopf ins Dorf hinein zu folgen.

Schweigend folgte er dem Uzumaki also durch die Straßen, die zum Glück leer und still waren. Bis auf ein paar Streuner und den ein oder anderen Shinobi begegnete ihnen niemand. Hoffentlich hatte Naruto nicht ihren gesamten Jahrgang zu Ichirakus gelotst. Je näher die Ramenbude rückte, desto stärker kehrte das seltsame Gefühl zurück, dass den Schwarzhaarigen schon auf den letzten Metern vor dem Dorf in seinem Besitz gehabt hatte. Doch nach wie vor konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, wo der Grund dafür lag. Trotzdem scannte er aus alter Gewohnheit seine Umgebung auf mögliche Gefahren. Aber das hier war Konoha, seit dem endlich Frieden herrschte hatte man selbst als der letzte Uchiha hier nichts mehr zu befürchten.  

Als sie um die letzte Häuserecke bogen, blieb der Uzumaki plötzlich so abrupt stehen, dass Sasuke beinahe in ihn hineingelaufen wäre.

„Pass doch auf, Dobe“, entfuhr es dem Uchiha während seine Augen grimmig den Rücken seines Freundes fixierten. Obwohl er wusste, dass er wirklich gut daran tat, endlich die unzähligen Baustellen hier in Konoha in Angriff zu nehmen, fiel ihm bereits in der ersten halben Stunde alles auf die Nerven. Was sich nicht sonderlich positiv auf seine Stimmung auswirkte, wie der Schwarzhaarige trocken bemerkte.

„Eigentlich wollte sich Sakura-chan hier mit uns treffen…“, murmelte Naruto nachdenklich, ausnahmsweise nicht auf die Beleidigung eingehend. Stattdessen setzte sich der Blonde wieder in Bewegung und blickte sich dabei aufmerksam um. Mit einem Kopfschütteln machte sich Sasuke daran ihm weiter in Richtung der Ramenbude zu folgen. Dass Sakura nicht am Tor gewesen war, hatte ihn ja bereits gewundert, aber dass sie nun offenbar nicht einmal hier auftauchte war wirklich untypisch. Wobei… was wusste er schon davon wie die Sakura von heute war. Trotzdem geisterten noch immer ihre Worte, ihr Geständnis vom Schlachtfeld und ihre geröteten Wangen bei seiner Abreise durch seinen Kopf. Konnte sie sich endlich darauf besonnen haben, ihre Versuche die Dunkelheit aus ihm zu tilgen einzustellen?

Als Schritte hinter ihnen ertönten, wandten sie sich genau gleichzeitig dorthin, woher das Geräusch kam. Scheinbar hätte er keine unnötigen Gedanken daran verschwenden müssen. Durch die schmale Seitenstraße kam nämlich genau jene rosahaarige Kunoichi auf die beiden zu, nach welcher Naruto Ausschau gehalten hatte.

„Sakura-chan, na endlich!“, rief der Uzumaki aus und hob seinen Arm um heftig zu winken. Sasuke blieb still und wartete einfach reglos darauf, dass die junge Frau bei ihnen ankam. Wirklich eilig schien es die Haruno dabei allerdings nicht zu haben, was ihm die Gelegenheit gab, sie zu mustern. Sie trug ein rotes Kleid, das dem von früher sehr ähnelte, dazu einen breiten Gürtel und schwarze Shorts. Waffentasche und restliches Zubehör schien sie zuhause gelassen zu haben.

„Ich hab´ doch gesagt, dass ich da sein werde Naruto-kun“, seufzte Sakura kaum, dass sie bei den beiden Männern angekommen war und zog den Uzumaki in eine kurze aber herzliche Umarmung. Nur kurz zuckte die Augenbraue des Uchihas in die Höhe. Scheinbar hatte sich die Beziehung zwischen den beiden über die letzten Jahre hinweg eindeutig verbessert. Zumindest konnte er sich nur daran erinnern, dass Sakura mindestens genauso genervt von Naruto gewesen war wie er selber.

„Wäre mir auch reichlich blöd vorgekommen die Zusammenkunft von Team 7 mit Sasuke alleine zu feiern, dattebayo“, grummelte der Blondschopf leicht verstimmt, grinste aber beinahe sofort wieder auf seine typische Art. Erst jetzt, da sein Name gefallen war, wandte sich die Rosahaarige ihm zu, ganz so als wäre ihr gerade erst eingefallen, dass er ja auch noch da war. Langsam kam dem Schwarzhaarigen das Ganze reichlich merkwürdig vor, viel zu untypisch für die Sakura, die er dereinst gekannt hatte.

„Willkommen zurück“, grüßte die Haruno ihn nun doch, den Kopf ganz leicht zur Seite geneigt und die grünen Augen seltsam in die Ferne gerichtet. Ihre Stimme klang steif und unterkühlt, als käme sie geradewegs aus dem Gefrierschrank.

„Danke“ Kaum hatte er gesprochen wandte sich die Haruno auch schon von ihm ab um sich bei Naruto unterzuhaken und ihn in ein Gespräch über irgendeine Mission zu verwickeln, die er vergangene Woche hatte. Als wäre er nur ein unbedeutender Bekannter und nicht der Mann dem sie schon als Kind dauernd mit ihrer Liebe auf die Nerven gefallen war. Gemeinsam gingen sie nun wirklich zu ihrem Ziel, der Ramenbude Ichirakus, die schon früher quasi Narutos zweites Zuhause gewesen war. Wobei es eher wirkte als gingen nur Sakura und Naruto gemeinsam essen, als Freunde. Sasuke folgte lediglich in einigem Abstand und lauschte dem Geplauder der beiden mit halben Ohr während seine Gedanken zu kreisen begannen.

Hatte er sich noch die letzten Monate eingeredet, dass es schon nicht so schlimm werden würde nach Konoha zurück zu kehren, da ja immerhin Sakura und Naruto sehnsüchtig auf ihn warteten, musste er jetzt einsehen, dass sich die Situation deutlich anders darstellte. Wie hatte er auch glauben können, dass sein Platz irgendwie immer noch frei wäre? Dass sie ihr Leben gelebt hatten, immer eine Lücke für ihn zwischen sich freihaltend, in die er jetzt einfach schlüpfen konnte. Offensichtlich war dem nicht so. Innerlich schalt sich Sasuke einen naiven Idioten. Natürlich hatten die beiden ihr eigenes Leben gelebt während er seinem Weg in Dunkelheit und Hass gefolgt war. Wäre er nur Wochen oder Monate weg gewesen hätte er vielleicht noch seinen Platz gehabt, aber nach so vielen Jahren, in denen er auch nicht müde geworden war sie von sich zu stoßen, hätte ihm klar sein müssen, dass die Lücke, die er gerissen hatte längst mit der Verbundenheit zwischen Naruto und Sakura gefüllt worden war. Selbst wenn sein Band zu Naruto definitiv noch vorhanden war, jenes zu Sakura war wohl kaum mehr als ein dünner Bindfaden.

Diese Gedanken wurde der Uchiha auch während des Essens nicht mehr los. Auch wenn Naruto, der die Stimmung seiner Teamkameraden wohl bemerkt hatte, sein Bestes gab ein Gespräch am Laufen zu halten indem er auch ihm ab und an Fragen über seine Reise stellte, die er allerdings eher einsilbig beantwortete, es war nicht zu übersehen, dass die Haruno den Schwarzhaarigen mit der kalten Schulter strafte. Womit auch immer er sich diese Behandlung plötzlich verdient hatte, schließlich war sie noch bei seinem Aufbruch vor etwa 2 Jahren wild entschlossen gewesen ihn zu begleiten. Und jetzt fühlte er sich wie sein eigener Geist, der die Geister der Vergangenheit nicht als solche begreifen konnte.

Er hielt es genauso lange mit diesen Geistern aus, bis sie alle drei aufgegessen hatten. Dann rutschte er von seinem Stuhl und wandte sich dem Ausgang zu.

„Oy Teme, warte!“, schnell schmiss Naruto das Geld für ihr Essen auf den Tresen und folgte ihm hastig nach draußen. Hart packte er Sasuke an der Schulter und veranlasste diesen damit inne zu halten. Sich halb umwendend fixierte der Uchiha seinen vielleicht einzigen verbliebenen Freund. Irgendwie war es doch härter als gedacht, diese Erkenntnis zuzulassen. Aber besser er fand sich jetzt schon damit ab.

„Ich geh nach Hause“, verkündete er ausdruckslos, obwohl er noch nicht ganz sicher war, wo „Zuhause“ überhaupt sein sollte. Besser er fand schnell einen Platz an dem er in Ruhe darüber nachdenken konnte, was die unerwartete Situation für ihn zu bedeuten hatte. Einige Sekunden starrten er und Naruto sich einfach nur stumm in die Augen, blau und schwarz. Und wie schon damals als sie nach ihrem Kampf verblutend nebeneinanderlagen, schien der Uzumaki geradewegs in ihn hinein zu sehen, denn auf dessen Gesicht breitete sich ein verständnisvoller Ausdruck aus, gefolgt von einer wilden Entschlossenheit.

„Du kommst mit zu mir“, beschied der Blondschopf und machte schon mit seinem Tonfall klar, dass er da keine Widerrede zuließ. Um sich nicht die restliche Nacht mit endlosen Diskussionen rumschlagen zu müssen, nickte er Uchiha diese Tatsache also einfach ab.

„Aber vorher bringst du Sakura-chan nach Hause“ Das breit feixende Gesicht seines Freundes bei diesen Worten gefiel dem Uchiha fast noch weniger als die Art, wie Sakura, die gerade ebenfalls die Ramenbude verlassen hatte, bei dessen Worten zusammenzuckte. Das Gesicht, das die Haruno zog als sie sich den beiden Männern zuwandte, bezeugte ihre Unzufriedenheit. Immerhin überhaupt eine erste emotionale Reaktion auf ihn, stellte Sasuke nüchtern fest. Er wollte dem Uzumaki gerade sagen, dass Sakura ganz sicher keine Begleitung brauchte, da entließ dieser ihn aus seinem Griff und verschwand mit einem fröhlichen „Bis später“ in Richtung seiner Wohnung.

Wenn das Narutos Vorstellung einer wie auch immer gearteten Versöhnung zwischen ihm und Sakura war, war das die denkbar schlechteste Idee überhaupt. Denn die Haruno blickte den Uchiha einfach schweigend und ausdruckslos an während sie offensichtlich darauf wartete, dass er etwas sagte. Kurz spielte Sasuke mit dem Gedanken es einfach sein zu lassen und zu gehen, aber andererseits war nur deswegen hergekommen um die Wunden, die er einst schlug irgendwie zu verschließen. Das schloss leider auch unangenehme Situationen wie diese mit ein. Lautlos sog er tief die kühle Abendluft ein bevor er einen halben Schritt in Richtung der Rosahaarigen machte.

„Sakura… ich…“, setzte er an etwas zu sagen, wovon er noch nicht mal wusste, was genau es sein sollte. Eigentlich konnte er nur wiederholen, was er schon damals auf dem Schlachtfeld gesagt hatte, dass es ihm leidtat.

„Lass stecken, Sasuke“, schnitt die Haruno ihm das Wort ab und wandte sich ruckartig ab. Ohne einen Blick zurück setzte sie sich in Bewegung, wobei ihre Schritte rasch immer schneller wurden, bis sie die nur spärlich von einigen Straßenlampen beleuchtete Straße entlang rannte. Beim Anblick von Sakuras Rücken, wie sie vor ihm davonrannte, anstatt wie bei ihren seltenen Begegnungen die letzten Jahre auf ihn zu, begann sich irgendwas um Sasukes Innerstes zusammenzuziehen. Die kleine Flamme der Hoffnung, die er dadurch geschöpft hatte, dass er die Wunden einiger Leute bereits hatte schließen können, erlosch zu einem winzigen Flackern. Ohne auch nur den Versuch zu wagen ihr nachzusetzen, wandte er sich vom Bild der forteilenden Sakura ab und trat den Weg zu Narutos Wohnung an.

 

I refuse to fade away

As you try to forget me

Take my heart and walk away

Like you wish you never met me

Now that I know that you’re not on my side

What good is love if it’s always denied

Is it over

Is it really over

 

Bereits am nächsten Morgen trafen sie sich wieder. Kakashi hatte sich trotz seines Amtes als Hokage den Vormittag freigehalten um mit seinem Team ein kleines Wiedervereinigungs-Training abzuhalten. Quasi um der guten alten Zeiten Willen. Dass dieses allerdings so katastrophal danebengehen würde, hatte auch der Rokudaime nicht ahnen können. Nicht einmal Sasuke hätte erwartet, dass es so schlecht um die Teamarbeit zwischen ihnen dreien stand. Als Erinnerung an alte Zeiten hatte Kakashi die Glöckchen-Prüfung noch einmal ins Leben gerufen, allerdings unter der Voraussetzung, dass Sasuke nicht sein Susanoo und Naruto nicht den Kyuubi-Modus einsetzen würden. Doch auch mit diesen Mitteln hätten sie es wohl schwer gehabt, den eigentlichen Zweck der Prüfung zu erfüllen. Denn was noch auf dem Schlachtfeld gegen Kaguya trotz improvisierter Aufstellung gut funktioniert hatte, endete bereits im Ansatz als Katastrophe. Egal was die drei auch versuchten, entweder kamen sie sich gegenseitig in die Quere oder mindestens einer von ihnen verfolgte stur seine eigene Strategie weiter.

Was ausnahmsweise nicht an Naruto lag, der gab sich nämlich größte Mühe an allen Fronten gleichzeitig zu kämpfen. Doch all dessen Versuche irgendwie vermittelnd eine Brücke zwischen den beiden anderen zu schlagen, scheiterten früher oder später. Griff er nur zusammen mit entweder Sakura oder Sasuke an, klappte das meiste relativ gut, wenn auch mit vielen Zurufen und Flüchen. Aber kam der entscheidende Moment an welchem die dritte Partei in den Kampf einsteigen musste, ging alles schief. Besonders stark zu spüren war Sakuras mangelnder Wille mit Sasuke zusammenzuarbeiten, welcher sich wiederum besonders stark in Gleichgültigkeit übte und tat als kümmere es ihn nicht im Geringsten, dass die Rosahaarige sich so offensichtlich gegen ihn stellte. Tatsächlich aber machte ihm Sakuras abweisende Haltung je länger je mehr zu schaffen.

Während Naruto kaum einen Kratzer aufwies, da Sakura regelmäßig seine Wunden mit ihren Iryo-Ninjutsu verschloss, war der Uchiha bald übersäht mit größeren und kleinen Kratzern und Prellungen. Ihm kam es vor als empfand die Rosahaarige eine gewisse Genugtuung dabei ihn so links liegen zu lassen und als billigen Kunaifänger zu benutzen. Darum zog sich der Uchiha von der unmittelbaren Front zurück um über die festgefahrene Kampfsituation nachzudenken. Von hier aus konnte er gut beobachten wie harmonisch Naruto und Sakura miteinander arbeiteten. Zwischen ihnen reichten nur kurze Blicke und die ein oder andere simple Geste aus um Kakashi in eine deutlich verzwickte Lage zu bringen. Scheinbar hatte sich das Dreierteam, dessen Bestandteil er einst gewesen war zu einem Duo weiterentwickelt. Die Vision von Team 7 mit ihnen dreien gemeinsam war wohl nur noch eine Metapher für die Hoffnung von Naruto und Sakura, den Sasuke zurück zu bekommen, den sie verloren hatten. Jetzt kamen die beiden auch ziemlich gut alleine zurecht und für den heutigen Sasuke gab es dazwischen keinen Platz mehr. Dies blieb wohl auch Kakashi nicht verborgen, denn er gab kurzerhand das Signal zum Aufhören.

„Leute, so wird das nichts“, stellte der Hokage fest und bedachte seine Schüler mit einem unnachgiebigen Blick. Naruto, der deutlich gefrustet wirkte, ließ sich prompt auf den Boden plumpsen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das merken wir selber Kakashi-Sensei, dattebayo“, grummelte er und feuerte seinerseits einen unzufriedenen Blick auf den Grauhaarigen ab. Sasuke wischte sich ein wenig Blut aus dem Mundwinkel wo ihn einer von Sakuras Schlägen vorher getroffen hatte – er bezweifelte stark, dass es wirklich ein Versehen gewesen war. Keine Mine verziehend lehnte er sich gegen einen der Pfosten, an die damals noch Naruto angebunden gewesen war. Schweigend blickte er Kakashi an, seine weitere Rede abwartend, die garantiert noch folgen würde. Bereits jetzt versetzte ihn diese Situation zurück in die Vergangenheit, in der Kakashi sie genauso ernst angesehen hatte, wenn irgendwas grandios schiefgelaufen war.

„In dem Zustand könnte ich Team 7 nicht mal eine einfache C-Rang Mission geben, weil ich mir Sorgen machen müsste, dass ihr euch eher gegenseitig umbringt anstatt die gestellte Aufgabe abzuschließen. Gerade dass ihr, Sakura und Sasuke, die einfachste Zusammenarbeit nicht hinbekommt und Naruto die Konsequenzen davon austragen muss, gefällt mir nicht. Und als Medizinerin ein Teammitglied und dessen Verletzungen komplett zu ignorieren ist absolut untragbar, Sakura. Ich bin sicher, das hat Tsunade dir beigebracht.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte Sasuke, dass die Haruno wenigstens den Anstand besaß einigermaßen Zerknirscht auszusehen als Kakashi diese mit einem strengen Blick ansah.

„Hai“, gab die Rosahaarige leise zurück und starrte danach auf ihre in ihrem Schoss verschränkten Hände. Sasuke wiederum erwiderte den Blick seines ehemaligen Sensei mit einem knappen Nicken. Natürlich hatte er verstanden, dass auch er zu wenig Energie in die Zusammenarbeit mit Sakura investiert hatte. Er hätte wohl doch besser versuchen sollen ihr seinen Willen zur Teamarbeit zu zeigen anstatt sich resigniert auf Naruto zu konzentrieren. Aber es war verdammt noch mal nicht so einfach.  

„Ich muss zurück an die Arbeit, bis zu unserem nächsten Training wird es eine Weile dauern. Aber ich erwarte, dass ihr was-auch-immer zwischen euch los ist bis dahin bereinigt habt“, befahl der Hokage und verschwand dann ohne auf ihre Zustimmung zu warten. Hart presste der Uchiha seine Kiefer aufeinander. Sie hatten damals immerhin die Welt gerettet und jetzt musste er sich wie ein Genin zusammenfalten lassen.

„Kakashi-Sensei war echt enttäuscht von uns“, stellte Naruto nach einer Weile des Schweigens fest und ließ sich nach hinten ins Gras sinken.

„Hn“, machte Sasuke nur und erlaubte sich ebenfalls sich mit dem Rücken an den Pfosten gelehnt auf den Boden rutschen zu lassen. Nur Sakura schwieg weiterhin und stierte auf ihre Finger als wären ihr plötzlich Klauen gewachsen und diese das Interessanteste der Welt.

„Sakura-chan, was ist eigentlich los mit dir? Du benimmst dich voll unfair Sasuke gegenüber, dattebayo“, begann der Blondschopf den Versuch ein Gespräch ins Rollen zu bringen. Auch wenn er es nicht zeigte, war der Uchiha dankbar dafür, dass Naruto dieses Thema angesprochen hatte, er selbst hätte nicht gewusst wie er es hätte anstellen sollen ohne grob zu wirken. Worte waren immer noch nicht seine besten Freunde.

„Zurecht“, erwiderte diese ziemlich kurz angebunden und erhob sich langsam aus ihrer sitzenden Position.

„Hä, wo willst du denn hin? Wir sollten trainieren sonst schaffen wir es doch nie, wieder ein Team zu werden“, rief Naruto aus und richtete sich halb auf, um seine Teamkameradin besser ansehen zu können. Diese wandte sich mit einem schrecklich verzerrt geratenen Lächeln zu ihnen um.

„Ist ja nicht so, als wäre unser Uchiha hier da sonderlich scharf drauf“, versetzte sie und wandte sich zum Gehen. Der kurze Blick, der ihn aus grünen Augen streifte, stach wie unzählige Nadeln in seine Haut. Irgendwann war die Liebe aus diesen Augen verschwunden, und auf eine ihm unbegreifliche Art machte ihm das Angst. Wenn schon Sakuras Liebe, die ihm immer wie eine unerschütterliche Konstante vorgekommen war, wenn er darüber nachgedacht hatte, sich auflösen konnte, wie schwer musste es sein diese Wunde zu behandeln. Was ihn unweigerlich zu der Frage brachte, wie erstrebenswert war eine Liebe, die einen solchen Wandel bringen konnte?

„Und mich braucht ihr dazu doch sowieso nicht…“, wisperte sie unvermittelt gerade so laut, dass die Worte halbwegs verständlich bei Sasuke ankamen. Selbstverständlich wollte Naruto sofort aufspringen und lautstark protestieren, aber einer spontanen Eingebung folgend, war es der Uchiha, welcher zuerst reagierte. Er erhob sich und berührte Naruto im Vorbeigehen an der Schulter. Für einen Sekundenbruchteil kreuzten sich ihre Blicke, aber das reichte schon, damit der Blonde verstand, dass dies etwas war, dass nur die beiden unter sich klären konnten. Mit einem Blick der besagte, dass Sasuke es besser nicht versauen sollte, machte sich Naruto davon und überließ ihm das Feld.

 

I promised you that I could change

Then I broke it in a million ways

I alone take the blame

While you take everything

Why can’t we start this over?

What have we done to us

You say that you need closure

Are you just giving up on us?

Like you wish you never met me

Do you wish you never met me?

 

Nachdem der Uchiha kurz Atem geschöpft hatte, richtete er sein Augenmerk auf die Haruno, die ihm mal wieder den Rücken zugewandt hatte.

„Scheinbar hast du ein Problem mit mir…“, sprach er die offensichtlichste Tatsache aus in der Hoffnung das heikle Thema „Liebe“ erstmal außen vor lassen zu können. Ihm hätte aber eigentlich schon im vorneherein klar sein müssen, dass dieser Vorsatz nicht lange Bestand haben würde. Immerhin waren bei Sakura immer Gefühle mit im Spiel.

„Verträgt es dein Ego nicht, dass ich dir nicht sofort freudestrahlend um den Hals gefallen bin?“ Triefender Sarkasmus schlug ihm entgegen, eine Eigenschaft die er erst Recht nicht erwartet hatte. Ruckartig wandte sich Sakura zu ihm um und machte einen großen Schritt in seine Richtung, schien sich aber auf halbem Weg eines Besseren zu besinnen und sank auf ihre Fersen zurück. Sasuke hob eine Augenbraue und zog es vor zunächst zu schweigen und abzuwarten ob da noch mehr kommen würde. Worauf er auch nicht lange warten musste.

„Sakura, das dumme Ding, ist ja so in mich verliebt, dass ich nichts weiter tun muss als ihr ein paar blöde Versprechungen in den Kopf zu setzen, und wenn ich dann nach einer Ewigkeit in Konoha aufschlage wird sie mich ja ohnehin mit offenen Armen empfangen“, äffte sie ihn, zugegeben eher schlecht als recht, nach. Für einen Moment ließ Sasuke diese Worte sacken, versuchte deren tiefere Bedeutung zu verstehen und sich einen Reim darauf zu machen wann und warum alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen war. Hatte er sich nicht extra die letzte Zeit von Konoha ferngehalten um solche Situationen und falsche Hoffnungen zu vermeiden? Natürlich hatte er ab und an Briefe von den beiden erhalten, aber seines Wissens nach alle unbeantwortet gelassen. Eventuell hatte er zu Anfang mal auf Narutos sentimentales Gewäsch geantwortet, das war aber auch alles. Er wollte sich nicht von Erinnerungen bei seiner Selbstfindung beeinflussen lassen. War sie etwa deswegen… das kam selbst ihm ein bisschen zu dramatisch für Sakura vor.

Er konnte nicht verhindern, dass sich eine Spur Unglaube in seine Gesichtszüge schlich und wie schon damals lag es der Haruno unglaublich gut seine Regungen zu interpretieren. Wenigstens eine Sache, die geblieben war, wie der Uchiha nicht ohne einen Hauch Sarkasmus feststellte.

„Ist ja nicht so als hätte ich Romane von dir erwartet…“, gestand die Rosahaarige und klang dabei schon deutlich weniger aufgebracht. Vermutlich hatte sie sich den ersten Frust gerade von der Seele geredet. Wobei man sich bei Frauen da nie so sicher sein konnte, das hatte der Uchiha ziemlich schnell über das andere Geschlecht gelernt.

„Aber eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass man von dir besser gar nichts erwarten sollte“, vervollständigte sie ihren Satz und blickte dabei auf in seine Augen. Schwarz traf auf Grün. Bitterkeit schwang in ihren Worten und diese Bitterkeit war auch in ihren Augen zu lesen. Dieser Blick war etwas, das er von Sakura nicht kannte, auch wenn es wohl so einiges gab, dass er nicht von der Haruno kannte. Aber dieser Blick voll von Wut und Enttäuschung sprach mehr aus, als sie hätte sagen können. Er schuf einen Sog dem sich der Uchiha nicht entziehen konnte, riss ihn hinab in jenen Sumpf aus Schuldgefühlen, den er so krampfhaft versuchte hinter sich zu lassen. Und je tiefer er in dieses Loch aus grüner Bitterkeit fiel umso mehr spürte er noch etwas anderes. Ein nagendes Bedürfnis all das von sich werfen zu können. Als wünsche sie ihn und alle Erinnerungen die mit ihm verbunden waren auslöschen zu können.

„Sakura…“ Der Name fühlte sich gleichzeitig fremd und vertraut auf seiner Zunge an, aber er hinterließ ein wohliges Schwingen in seinen Ohren. Darüber, was das wiederum bedeutete wollte sich der Uchiha jetzt wirklich keine Gedanken machen. Eine feine Augenbraue seines Gegenübers hob sich, spöttisch, abwartend. Kurz schloss der Schwarzhaarige die Augen, unterbrach diesen Wirbel in den der Blickkontakt ihn gestürzt hatte und sammelte seine nächsten Worte mühsam zusammen. Nach wie vor kam es ihm vor, als beinhalte sein Wortschatz zu wenig Wörter für all die Dinge, die noch ausgesprochen werden mussten, um auch nur halbwegs wieder gut zu machen, was geschehen war und es kostete ihn noch immer einiges an Überwindung sie auszusprechen, wenn er sie denn gefunden hatte.

„Ich habe Fehler gemacht und ich übernehme die volle Verantwortung dafür… Was ich Team 7, Naruto… dir… angetan habe ist… Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und die Dinge ungeschehen machen aber…, wenn noch irgendwas von Team 7… von uns übrig ist will… muss ich versuchen es zu finden… Das schulde ich euch“ Sakuras Reaktion abwartend atmete Sasuke lang und tief ein und stieß die Luft dann ebenso langsam und kontrolliert wieder aus. So etwas Ähnliches hatte er bereits Naruto gesagt, aber mit dem Uzumaki, der sowieso keine reuevollen Monologe oder zigfache Entschuldigungen von ihm erwartete, waren solche Gespräche viel einfacher und vor allem kürzer. Zwischen ihm und dem Uzumaki bedurfte es einfach kaum besonderer Worte. Gegenüber Sakura musste er sich genauer überlegen, was er sagte und war sich in jeder Sekunde bewusst, dass ein falsches Wort einen nicht rückgängig zu machenden Fehler darstellen konnte. Wachsam musterte er jetzt also das Gesicht der Haruno, welches keinen endgültigen Schluss darüber zuließ, wie sie seine Worte aufgenommen hatte.

„Denkst du, das macht es einfacher?“, fragte sie schließlich mit verdächtig ruhiger, fast schon hohler Stimme. Der Uchiha verkniff sich ein Seufzen, scheinbar hatte er es verhauen. Mit Worten war er einfach noch schlechter als Naruto und das wollte was heißen. Den Kopf in Richtung Hokagefelsen wendend ließ er sich den aufkommenden Wind über das nach wie vor zerschrammte Gesicht wehen. Langsam schloss er seine Augen, konzentrierte sich ganz auf das Gefühl des Windes und des Regentropfens auf seiner Wange. Die kühle Nässe des Wassers auf seiner Wange hatte etwas seltsam Befreiendes.  

„Also wäre es dir lieber, mich nie kennen gelernt zu haben?“ Für einen kurzen Moment war er genauso perplex über diese Frage wie Sakura es offensichtlich war, denn ihr Gesicht spiegelte deutlich ihre Überraschung wieder. Das erkannte er sofort als er einen prüfenden Blick aus dem Augenwinkel riskierte. Als die Haruno den Blick gen Boden senkte, befand der Uchiha seine Frage als beantwortet und wandte sein Augenmerk erneut den mahnenden Steingesichtern zu. Immerhin hatte er jetzt Gewissheit über das Ausmaß dieser Wunde. Die vergangenen Dorfführer wirkten auf ihn nicht besonders zufrieden mit dem Ausgang dieses Gesprächs. Naruto würde noch weniger begeistert sein und ihm gewiss endlose Vorträge darüber halten, dass er es mal wieder gründlich versaut hatte. Ganz zu schweigen von den Träumen von Itachi, der darin ganz sicher alles andere als wohlwollend über diese Entwicklung wäre.

Eine plötzliche Berührung an seiner Wange jagte einen erschrockenen Schauer über seinen Rücken. Als er sein Gesicht zur Seite drehte, blickte er geradewegs in tränenfeuchte, grüne Augen. Verwirrt zogen sich die Augenbrauen des Uchihas zusammen. Warum weinte sie denn jetzt auf einmal?

„Was…?“, brachte er nur verständnislos heraus und konnte nichts weiter tun als die Kunoichi vor sich anzustarren. Dass er dabei seine unnahbare Maske vollkommen vernachlässigte, bemerkte Sasuke nicht einmal.

„Baka“, schluchzte die Haruno und wischte sich mit der freien Hand über die Augen. Ihre andere ruhte auf seiner Wange, von der sie soeben den Regentropfen gewischt hatte. Dass es eigentlich gar nicht regnete wollte der Stolz des Schwarzhaarigen einfach nicht in dessen Gehirn vordringen lassen. Stattdessen konzentrierte er sich besser auf die weinende Haruno. Doch obwohl sie weinte, erschien da ein kleines, ehrliches Lächeln auf ihren Lippen. Da sich der Uchiha darauf absolut keinen Reim machen konnte, zog er es mal wieder vor zu schweigen um die Situation nicht in die eine oder andere Richtung kippen zu lassen. Eine unmessbare Zeitspanne lang herrschte Schweigen zwischen den beiden, während die Haruno nach irgendwas in seinem Gesicht, seinen Augen forschte, wovon sich Sasuke nicht sicher war, was es sein sollte.

„Lass mich mal sehen“, verlangte Sakura plötzlich mit einem Nicken auf seine Blessuren aus ihrem vergangenen Kampf. Um nichts Falsches zu sagen leistete er ihrer Aufforderung stumm folge und ließ sich neben ihr zu Boden sinken. Raschelnd rutschte der Stoff seines Hemdes von seinen Schultern und eine Weile herrschte erneut eine merkwürdige aber nicht unangenehme Stille zwischen ihnen, während Sakuras Hände geschickt über seinen Oberkörper, Arme und Gesicht wanderten und mit sanften Berührungen ihr Chakra in seine Wunden sandten um diese zu schließen. Währenddessen hing Sasuke seinen eigenen, verworrenen Gedanken über die vergangene Unterhaltung nach. Denn erst jetzt begann sich das beklemmende Gefühl, das seit gestern seinen Brustkorb einschnürte wie ein zu enges Korsett allmählich zu lösen. Auch wenn es hart war sich das einzugestehen, er brauchte nicht nur Narutos bedingungslose Freundschaft, sondern auch Sakura und ihre unerschütterliche Liebe um zu einem Leben ohne diese leidigen Schuldgefühle zu finden und vielleicht irgendwann die Gefühle, die diese beiden Menschen für ihn hegten verstehen zu können.

„So, wieder wie neu“, beendete die Haruno ihre Behandlung und seine Gedankengänge und verpasste ihm einen sanften Klaps auf die Schulter. Er brauchte nicht an sich runter zu sehen oder sein Gesicht zu befühlen um zu wissen, dass sie perfekte Arbeit geleistet hatte. Eine Iryo-Nin wie Sakura gab es keine Zweite auf dieser Welt, das wusste der Uchiha.

„Danke“, erwiderte er aufrichtig und zog sich das Hemd wieder über die Schultern. Vorsichtig betrachtete er die neben ihm sitzende junge Frau und versuchte abzuschätzen ob sie noch irgendetwas von ihm zu hören erwartete. Scheinbar durchschaute Sakura seine Gedanken mal wieder, denn sie wischte sich die letzten Tränenspuren von den Wangen und wank dann mit einem milden Lächeln ab.

„Lass gut sein, Sasuke-kun. Nicht heute“, meinte sie lediglich und erhob sich dann, wobei sie ihm einige Grashalme von seinem Hemd strich. Es war eine zugleich freundschaftliche aber auch wieder sehr intime Geste, welche ein warmes Gefühl auf der Haut unter dem Stoff zurückließ.

„Was hältst du davon, wenn wir essen gehen und es danach nochmal mit dem Teamwork versuchen?“, fragte die Haruno und blickte abwartend zu ihm herab. Das altbekannte Funkeln in ihren Augen weckte ein angenehmes Gefühl von Nostalgie in dem Schwarzhaarigen.

„Hn“, machte er lediglich und erhob sich. Seine einsilbige Antwort schien Sakura nicht im Mindesten zu stören denn sie setzte sich bereits in Bewegung.

„Dann komm, Naruto wird bestimmt sowieso bei Ichiraku auf uns warten“, vermutete sie und hielt solange inne bis er zu ihr aufgeschlossen hatte. Einträchtig nebeneinander verließen sie das Trainingsgelände und machten sich auf zu ihrem zweiten, richtigen Wiedervereinigungsessen in der Ramenbude.

Schon eine Woche später wiederholten sie die Glöckchen-Prüfung mit Kakashi und dieses Mal eroberten sie die Glöckchen in Rekordzeit. Mit seiner eigenen und Sakuras Beobachtungsgabe und schneller Auffassung konnte der Uchiha für jede Situation eine passende Strategie zurechtlegen und inzwischen folgten ihm seine Teamkameraden in blindem Vertrauen. Dass Naruto nach wie vor lieber frontal drauf losstürmte, glichen die anderen beiden mit abwarten und Angriffen aus dem Hinterhalt wieder aus. Und musste eine Wunde geschlossen werden verschaffte entweder Naruto oder Sasuke die nötige Deckung.

„Team 7 ist also wieder da“, stellte der Hokage zufrieden fest als er die Glöckchen wieder von seinen Schülern entgegennahm. Naruto verschränkte mit einem breiten Grinsen die Arme hinter dem Kopf und plapperte sofort drauf los, dass das ja wohl klar gewesen wäre. Sakura hatte eine Hand gegen die Seite gestemmt und wies Naruto halbherzig zurecht, dass sie hart dafür gearbeitet hatten und er gefälligst nicht so angeben solle.

Während Sasuke seine Teamkameraden betrachtete, die mal wieder so vertraut miteinander zankten, mischte sich das altbekannte Gefühl von Beklemmung mit der Zufriedenheit, die er über die erfolgreiche Prüfung empfand. Tatsächlich hatten sie die letzte Woche viel Zeit auf dem Trainingsplatz verbracht und dabei unterschiedliche Trainingsansätze verfolgt. Einerseits waren sie immer wieder in Einzelkämpfen gegeneinander angetreten, hatten sich ihre Fähigkeiten demonstriert und gelernt mit denen der anderen umzugehen, andererseits waren da auch Momente gewesen in denen sie nebeneinander meditiert hatten, ihre Atmung und ihre Chakren aufeinander abstimmten. Und obwohl er so viel Zeit mit ihnen verbracht hatte, blieben leise Zweifel in Sasuke zurück.

„Sie sind froh dich wieder zu haben“, versicherte Kakashi, der sich von dem freundschaftlichen Streit der anderen beiden entfernt hatte und nun neben ihn trat.

„Es liegt bei dir, ob du auch froh damit wirst“, ließ der Hokage noch in einem gedämpften Tonfall verlauten, dann war er auch schon wieder verschwunden um seinen Pflichten als Hokage nachzugehen. Wie so oft kam sich der Uchiha vor als fühle sich der Ältere in der Rolle des weisen Patenonkels. Schon früher hatte er ihm ungefragt Ratschläge erteilt, was nicht immer unbedingt Schlechte waren.

„Wo wirst du eigentlich in Zukunft wohnen Sasuke-kun?“, erkundigte sich Sakura, die wohl ihre Neckerei mit Naruto inzwischen beendet hatte. Scheinbar hatte dieser ihr erzählt, dass der Schwarzhaarige nach wie vor bei ihm auf der Couch schlief. Über die Antwort musste der Uchiha nur einen kurzen Moment nachdenken.

„Uchiha-Viertel“, versetzte er und machte sich mit einer Abschiedsgeste in dessen Richtung auf. Es war an der Zeit auch seine eigenen Dämonen zu vertreiben. Auch wenn ihm die Vorstellung seines Elternhauses noch einiges an Respekt einflößte. Welche Geister aus der Vergangenheit würden ihn dort erwarten?

Ein Arm, der sich unter seinen gesunden unterharkte, riss ihn aus seiner Grübelei. Fragend wandte er sich zur Seite und blickte geradewegs in das aufmunternde Lächeln Sakuras. Aus den Augenwinkeln konnte er Naruto erkennen, der an seiner anderen Seite aufgetaucht war.

„Wir begleiten dich, dattebayo!“, verkündete der Uzumaki und zeigte ihm den erhobenen Daumen. Eigentlich sollte er den beiden sagen, dass er allein gehen musste, dass die Vergangenheit seines Clans mit ihnen überhaupt nichts zu tun hatte, aber etwas hielt ihn zurück.

„Du musst die Dunkelheit nicht mehr alleine schultern, immerhin sind wir ein Team“, wisperte Sakura an seiner Seite und drückte sanft seinen Arm. Ein warmes Gefühl durchströmte den Uchiha und schnell richtete er seinen Blick wieder geradeaus um sich nicht durch seine Mimik zu verraten.

„Tut, was ihr nicht lassen könnt“, brummte er und löste seinen Arm langsam aus Sakuras Umklammerung. Doch das kleine Lächeln auf seinen Lippen hatten beide Teamkameraden gesehen. Nebeneinander betraten sie das stillliegende Uchiha-Viertel. Doch anders als erwartet überkam Sasuke weder Schmerz noch Hass, alles was er empfand war ein vollkommen neuartiges Gefühl von Zuversicht und Angekommen sein. Es war gut gewesen, zurückzukehren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  stone0902
2020-10-02T16:02:32+00:00 02.10.2020 18:02
Hallo,

ich habe gerade diesen Oneshot entdeckt und er hat mir wirklich gut gefallen! Sasukes Gedanken und Gefühle hast du sehr gut geschildert. Die Charaktere hast du auch sehr gut getroffen.

Schmunzeln musste ich bei folgendem Satz: "Sie hatten damals immerhin die Welt gerettet und jetzt musste er sich wie ein Genin zusammenfalten lassen." xD

LG
stone
Von:  Scorbion1984
2019-09-01T08:06:34+00:00 01.09.2019 10:06
Toller OS ,schreibst Du diese Geschichte noch weiter oder belaess Du sie so !?
Antwort von:  GaarasLittleGirl97
02.09.2019 19:10
Freu mich, dass es gefällt :D Der OS war nur als solcher gedacht und bleibt so stehen. Ich wollte nur diesen Moment der Rückkehr und des Ankommens bei Sasuke einfangen.


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