Zum Inhalt der Seite

NOT HIM

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Glückskeks

Eric sah irritiert aus und lies sein Weinglas langsam sinken:

"Meine Tochter?"

"Naja ja ich hab sie doch auf dem Foto auf deinem Tisch gesehen und deinen Mann..", murmelte Jun.

Eric lachte leise.

"Was denn?", wollte Jun wissen.

"Das sind meine Geschwister.. Philip und Luna."

Auf einmal schien sich alles was Jun bisher von dem Mann vor sich gewusst hatte zu ändern.

Wusste er eigentlich überhaupt etwas?

Unsicher nahm er seine Brille kurz ab um sie zu säubern und wieder aufzusetzen.

"Deine..."

"Meine jüngeren Geschwister...sie wohnen bei mir seit...", begann Eric und entschied sich dann doch lieber dafür seinen Rotwein zu leeren.

Jun hob schnell die Hand:

"Du musst nicht darüber reden."

Eigentlich meinte er das auch so. Eigentlich. Größtenteils.

Natürlich zerfraß ihn die Neugier.

"Vielleicht ein anderes Mal..", murmelte Eric ungewöhnlich abwesend.

Auch schien er ein wenig blasser geworden zu sein.

Was war da nur vorgefallen?

Jun wollte gerade den Mund öffnen als ihnen ein kleines Körbchen mit zwei Glückskeksen gereicht wurde.

Sie bedankten sich und jeder nahm eines heraus.

"Glaubst du an sowas?", wollte Eric wissen und fixierte sein Gegenüber mit diesen ungewöhnlich schönen Augen.

Im Hintergrund spielte jetzt wieder leise Musik und man konnte das Unwetter draußen beinahe vergessen.

Jun schüttelte den Kopf:

"Eigentlich nicht..."

Trotzdem öffneten sie beide den Keks und zogen jeweils einen kleinen, schmalen Zettel heraus.

Hmm ..

"Es ist an der Zeit ihre Komfortzone zu verlassen", las Jun vor.

"Oh das passt zu dir..", grinste Eric und wollte aufstehen.

Doch Jun hielt ihn zurück:

"Warte. Was steht auf deinem?"

Eric zögerte.

"Es wird ein gutes Jahr oder so.", las er schließlich, faltete den Zettel und legte ihn neben sein leeres Weinglas, dann stand er auf,"Bin kurz auf Toilette."

Oder so?

Jun sah seinem Kollegen nach.

Er wusste nicht warum er es tat, aber kaum war Eric nicht mehr zu sehen, griff Jun nach dessen Glückskekszettel. Faltete ihn auf und las : Die Liebe Ihres Lebens ist ganz nah

Wieso hatte Eric etwas anderes gesagt? Und wieso fühlten seine Wangen sich gerade so warm an?
 

Am nächsten Morgen herrschte absolutes Chaos.

Jun versank schon innerhalb der ersten halben Stunde in Arbeit und auch wenn er durchaus fleissig war, wurde es selbst ihm sehr schnell viel zu viel und wo zur Hölle blieb Eric?!

Nancy kam mit gerunzelter Stirn auf ihn zu und presste ihre Brüste zurück in den etwas zu kleinen BH:

"Es tut mir so leid, aber ich hab hier noch ein paar Aufträge für euch. Eigentlich für Eric aber ich kann ihn nicht finden. Also müsstest du....es tut mir leid."

Jun seufzte leise und nahm den Zettel an, den sie ihm entgegen streckte.

"Schon ok, schätz ich..."

Nancy sah ihn irritiert an:

"Heute kein böses Wort für ihn übrig?"

Jun zuckte mit den Schultern: "Zu viel zu tun..."

Sie lächelte nur nochmal entschuldigend und stöckelte zurück auf den Gang, der heute einer Autobahn in der Ferienzeit glich. Aber solche Tage gingen auch wieder vorüber und leider musste Jun sich eingestehen, dass alles etwas geschmeidiger lief seit Eric hier unten war. Das machte so einen Stresstag ebenfalls erträglicher.

Nur wo war er heute?

Gegen Mittag warf Jun schließlich das Handtuch und musste einfach eine Pause machen. Andernfalls würde er sowieso nur noch Mist schreiben und der einfachste Code wollte ihm nicht mehr einfallen.

Mit schmerzendem Nacken schlenderte er zu den Toiletten, öffnete die Tür und erstarrte.

Eric stand vor den Spiegeln und stützte sich mit den Händen auf den Rand des Waschbeckens vor sich.

Jun kam rasch näher: "Eric? Was machst du hier? Bist du schon die ganze Zeit h- ich meine...gehts dir gut?"

Eine Weile hörte man nur das Tropfen des äußersten Wasserhahns.

Dann fuhr Eric sich schnell mit dem Arm übers Gesicht.

Er hatte doch nicht etwa....?

Nein, das konnte nicht sein. So war Eric nicht.

Jun wusste nicht was er sagen oder was er tun sollte.

Schließlich begann Eric sich die Hände zu waschen.

Erst als er sie abtrocknete kam eine Antwort über seine Lippen:

"Es war heute..."

Ein Kollege kam rein. Sie warteten regungslos bis er wieder verschwunden war.

"Was war heute?"

"Es ist das Datum..."

"Welches Datum? Das von heute?", Jun wurde nur immer verwirrter.

"Heute wiederholt sich das Datum an dem ich sie gefunden habe.."

Jun schluckte schwer:

"Gefunden? Wen?"

Eric fand wieder zu seiner eigentlichen Größe zurück, atmete tief ein und schüttelte dann den Kopf:

"Schon gut. Wir haben viel zu tun und Melly braucht meine Hilfe wegen der-"

"Stopp!", rief Jun und sowohl er selbst als auch Eric wirkten überrascht darüber.

Eric hob fragend eine Braue.

"Was war an diesem Datum Eric?", blieb Jun hartnäckig und versuchte sich von Eric's Blick nicht einschüchtern zu lassen.

Der Typ konnte doch nicht so dramatisch anfangen und dann nicht mit der Sprache raus rücken.

Ein weiterer Kollege wollte rein kommen, doch Jun schimpfte: "Jetzt nicht! Geh unten!" und knallte ihm die Tür vor der Nase zu.

"Wen hast du gefunden? Was war an diesem Datum?", wollte Jun erneut wissen und griff Eric leicht an die Schulter.

"Meine Eltern..oder...was von ihnen übrig war..."

"Das...ich...Oh man Eric...ich...", stammelte Jun hilflos.

Doch Eric winkte ab: "Schon gut. Niemand weis was er dazu sagen soll.", mit diesen Worten lies er Jun vor den Waschbecken stehen und ging nach Draußen auf den Gang, wo er sofort mit Fragen überschüttet wurde, da man ihn ja den ganzen Vormittag über gesucht hatte.

"Scheiße...", murmelte Jun und schob die Brille auf seiner Nase zurecht.

Was von ihnen übrig war?

Es dauerte noch ganze 5 Minuten bis er selbst auf Toilette ging und dann schließlich grübelnd zurück an seinen Arbeitsplatz. Er erwartete, dass die Stimmung angespannt sein würde, doch als er sich zurück vor seinen Rechner setzte und zu seinem Kollegen rüber sah wirkte Eric wie immer und war gerade in irgendetwas sehr vertieft.

"Wenn du drüber sprechen möchtest....", begann Jun ungewohnt versöhnlich.

"Vanessa braucht die Unterlagen zurück, die sie dir wohl vorhin rein gereicht hat."

"Eric...du kannst mit mir darüber sprechen. Ich weiß wir hatten nicht immer das beste Verhältnis aber-"

"Ich geh mir einen Kaffee holen. Willst du auch einen?", Eric stand auf.

Jun nickte nur besorgt.

"Gern."

Er beschloss das Thema ruhen zu lassen.

Es ging ihn ja auch gar nichts an was außerhalb der Arbeit in Eric's Leben passierte.

Als Eric mit zwei dampfenden Tassen zurück kam war dann alles wie gewohnt.

Und gleichzeitig war nichts wie vorher.

Jun hatte Eric immer verabscheut...immer gedacht er würde ihn kennen...ihn hassen.

Aufeinmal kannte er ihn doch nicht so gut und....wo war der Hass geblieben..?

Was war da jetzt stattdessen?

"Jun?", Vanessa tippte ihm auf die Schulter.

"Hm?"

"ich habs grad gehört. Sie haben die in Frage kommenden Bewerbungen zum Gespräch geladen. Für oben meine ich. Ich drück dir die Daumen!"

Jun sah sie entsetzt an:

"Was? Ich hab keine Einladung bekommen!"

"Wie jetzt?"

"Wirklich nicht."

"Dann ruf mal lieber gleich an. Nicht, dass das ein blöder Fehler war."

Jun nickte und griff gleich zum Telefon:

"Das muss ein Fehler sein...", murmelte er während er die Nummer eintippte.

Kurz darauf lies er den Hörer fassungslos sinken.

"Was ist los?", wollte sie wissen.

Jun hätte beinahe seine Kaffeetasse vom Tisch gestoßen:

"Sie sagen sie haben meine Bewerbung nie bekommen..."



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Morphia
2020-08-15T04:55:17+00:00 15.08.2020 06:55
Cool. Es geht weiter. :)
"Was von Ihnen übrig blieb" klingt aber sau gruselig. 🙈


Zurück