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NOT HIM

von

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Affection

Verstört und sehr verärgert über sich selbst zog Jun sein Hemd wieder an, das er auf dem Teppich gefunden hatte, dann lauschte er ins stille Haus und schlich aus der Terrassentür nach Draußen.

Dort lag dann auch seine Jacke.

Mürrisch und nach wie vor mit hämmernden Kopfschmerzen sah er auf die leeren Flaschen auf dem Tisch und verfluchte seine eigene Dummheit.

Er hoffte inständig, dass er das mit dem beschwippsten Kuss nur geträumt hatte.

Es konnte nicht sein, dass sie sich wirklich....

und doch spürte er immernoch Eric's Wärme, dessen Nähe und Hände und Lippen...

UWAH!!Ich IDIOOOOOT!!!

Und wie zum Kuckuck sollte er Eric auf der Arbeit erstmal aus dem Weg gehen bis Gras drüber gewachsen war, wenn sie im selben Büro saßen?!

So schnell wie er heute davon sauste, war er noch nie Fahrrad gefahren.
 

Eric tastete im Flur nach dem Lichtschalter.

Ein beissender Geruch trieb ihm beinahe Tränen in die Augen.

Immer wieder drückte er auf den Schalter, doch erst beim vierten Versuch flackerte das schummrige Licht auf und offenbarte was sich vorher so rutschig unter seinen Füßen angefühlt hatte.

Blut...Gedärme und Augen.

Eric spürte wie sein Magen rebellierte und stützte sich an der Wand ab.

Als er die Hand wieder von ihr löste war auch sie voller Blut.

Langsam bahnte er sich einen Weg durch den Flur immer weiter auf eine schwarze Tür zu.

Irgendetwas knackte unter seinen Füßen, doch er wagte nicht mehr nach unten zu sehen.

Endlich hatte er die Tür erreicht und schloss die Finger um den Türgriff.

Sie öffnete sich knarrend.

Seine Mutter kauerte am Boden und zitterte.

Das Blut aus ihrer Nase tropfte über ihre Lippen auf den Boden.

Eine schwarze Gestalt trat vor sie und ob eine Axt.

Seine Mutter schrie und flehte und schrie.

Eric stürzte los, rutschte auf blutigen Gedärmen aus und...
 

...wachte mit nassem Rücken und rasendem Herzen in seinem Bett auf.

Philip stand bereits besorgt in der Schlafzimmertür.

"Du hast wieder um Hilfe geschrien...", sagte er leise.

"Scheiße...es tut mir leid...", sagte Eric heiser.

"Ich hab Kaffee gekocht...."

"Danke..", murmelte Eric und fuhr sich durch die feuchten Haare.

Dann zwang er sich direkt aufzustehen und zog sich aus.

Nackt ging er ohne Umwege direkt ins Bad und unter die Dusche.

Als erstmal das warme Wasser auf seine Schultern prasselte ging es ihm schon ein ganzes Stück besser.

Zumindest bis die Erinnerungen an den Abend mit Jun mit einem Schlag wieder kamen.

"Fuck.."

Wenigstens hatte der Alkohol dafür gesorgt, dass es beim Küssen geblieben war, denn Jun war ziemlich schnell eingeschlafen. Immerhin.
 

Eric trat aus der Dusche, trocknete sich ab und betrachtete sich im Spiegel.

Er könnte jetzt anfangen alles auf den Alkohol zu schieben. Allerdings hatte er deutlich weniger getrunken als Jun...und er konnte nicht leugnen, dass seit einer Weile diese Fantasien durch seinen Kopf geisterten...

Jun war intelligent, attraktiv...schlagfertig...

Ja, verdammt da war irgendetwas.

Aber er hätte Jun's Zustand nicht ausnutzen dürfen. Ganz egal ob es nur ein Kuss oder mehr war.

Das war kein ehrlicher Kuss gewesen. Das war der Alkohol der aus Jun gesprochen und ihn dazu bewegt hatte.

Jun konnte ihn doch gar nicht leiden.

Eric seufzte leise.

Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass er Jun nur jeden Tag mehr mochte.

Während Jun ihn scheinbar jeden Tag weniger mochte....

Wieso hatte er ihn gestern nur gebeten noch zu bleiben..

Als er wieder ins Schlafzimmer ging hatte er einen Entschluss gefasst, er würde das Thema begraben. Jun nicht unnötig auf die Pelle rücken.

Einfach so tun, als wäre das gestern Abend nicht passiert.

Haltung bewahren.
 

Dein Kaffee wird kalt!", rief Philip von unten.

"Ich komme!", rief Eric zurück und war irgendwie dankbar keine Zeit mehr zu haben um noch weiter über die Sache mit Jun zu grübeln.

Es war ein leidiges Thema.

Eric war es eigentlich nicht gewohnt sich etwas, das er haben wollte, nicht einfach zu nehmen.

Aber wenn Jun ihn nicht mochte, konnte er ihn auch nicht dazu zwingen.

So war das eben und vielleicht war das gerade der Reiz an der Sache.

"JETZT KOMM!", rief Philip wieder.

Eric zog sich eillig an und nahm auf dem Weg nach unten dann immer gleich zwei Treppenstufen auf einmal.

Auf dem Weg zur Küche sah er kurz ins Wohnzimmer zur Couch.

Jun war weg.

Das hatte er aber auch gar nicht anders erwartet und es war definitiv besser so.
 

Philip streckte Eric bereits seine Tasse entgegen, als dieser in die Küche geschlurft kam.

"Das ist nicht nur ein Kollege oder?"

"Geht dich nichts an..", brummte Eric und nippte am leider inzwischen lauwarmen Kaffee.

"Ich hab Luna schon zur Schule begleitet."

"Danke.."

"Du hast ewig niemanden mehr nach Hause gebracht..", Philip biss von seinem Croissant ab.

"Es ging nicht anders es war was für die Arbeit."

"Na klar, das kannst du ihm vielleicht erzählen aber nicht mir...", stichelte Philip mit vollem Mund.

"Ist es so offensichtlich?"

Philip nickte.

"Er hat aber kein Interesse.", versuchte Eric das Thema abzuschließen.

"Seit wann hält dich das auf. Du hast dich solange für niemanden mehr interessiert. Er muss was besonderes sein."

"Ich laufe niemandem hinterher. Und er ist ein Kollege.", brummte Eric und beendete das Gespräch in dem er den Kaffee leerte, seinen Autoschlüssel griff und sich verabschiedete. Er war ohnehin spät dran.
 

Philip sah auf sein Handy und auf das Foto, das er gestern Abend heimlich von Jun und Eric gemacht hatte.

Wie sie da so am Tisch saßen und so taten als würden sie nichts füreinander empfinden.

Schmunzelnd lies er das Handy wieder in die Hosentasche gleiten.
 

Als Eric das Büro betrat tat Jun so als hätte er es nicht bemerkt.

Also knallte Eric ihm direkt einen Arbeitsauftrag in Form einer prall gefüllten Mappe auf den Tisch:

"Dafür hast du bis 12 Uhr Zeit."

Jun sah ihn entsetzt an:

"Es ist schon 10:30! Ich hab höllische Kopfschmerzen und bereits was anderes angefangen."

"Bis 12 Uhr.", wiederholte Eric nur und verschwand zu einer Besprechung.
 

Jun blätterte kurz durch die Mappe und hätte sie danach am liebsten verbrannt.

Was sollte die Schikane denn jetzt?

Oder war Eric einfach wie immer und er nahm das jetzt nach gestern nur sensibler auf.

Jun seufzte.

Vielleicht sollte er doch mal mit Eric darüber sprechen was passiert war. Immerhin waren sie keine Teenager mehr sondern erwachsen und arbeiteten viel zu dicht zusammen, als dass sie sich ewig anschweigen könnten.
 

"Na was ziehst du denn für ein Gesicht? Viel zu tun?", Nancy war so leise rein gekommen, dass Jun heftig zusammen zuckte, als sie auf einmal neben ihm stand.

"Kurze Nacht gehabt...und Eric hat mir eben noch was aufgebrummt."

"Was war denn gestern Nacht noch los bei dir?", grinste sie neugierig und lehnte sich gegen seine Schreibtischkante.

"Nichts."

Doch sie lies nicht locker:

"Ich kenn das Gesicht. Lief was?"

Jun zögerte:

"Nicht direkt ....ich....naja es gab einen Kuss und ich hab was getrunken und ich trink doch sonst so gut wie nie.."

"EINEN KUSS?! Mit wem? Mit wem? sag schon!"

Jun sah sie erschrocken an:

"Spinnst du?! Nicht so laut. Mit wem geht dich nichts an Nancy."

Sie grinste breit:

"Wenn du es mir verrätst dann bring ich dir wieder Kaffee."

"Du musst es für dich behalten...das musst du versprechen."

"Na klar. Von mir erfährt keiner was."

"Eric hat mich ge-"

"WAS?!"

"Ich sagte nicht so laut. Verdammt Nancy!", zischte Jun und hoffte inständig, dass Eric noch ein bisschen weg bleiben würde.

"Ich dachte du hasst ihn? Bist du dir sicher, dass du das nicht bloß geträumt hast."

"Naja hassen ist vielleicht etwas übertrieben....ich habe ihn etwas besser kennen gelernt und-"

Nancy starrte ihn an:

"Jun ....stehst du auf Eric?"

"Nein ich...", dann sah er sie verunsichert an, "....vielleicht?"

"Gott verdammt wieso hast du mir das erzählt, wie soll ich das für mich behalten??", stöhnte Nancy auf.

Jun seufzte nur leise:

"Bitte sag es wirklich niemandem..."

"Was hast du jetzt vor?"

"Na nichts....es vergessen. Heute nervt er mich auch schon wieder. Das alles hier soll ich bis 12 fertig haben."

"Meinst du er mag dich auch?"

"Ich hab nicht gesagt dass ich ihn mag. Ich hab vielleicht gesagt. Außerdem ....wieso sollte er mich mögen?"

"Jun ich erkenn dich grad kaum wieder...", schmunzelte Nancy und verschwand richtung Tür.

"Nancy das bleibt unter uns!"

"Jaha", flötete sie und bog um die Ecke.
 

Im selben Moment kam Eric wieder rein:

"Was wollte Nancy denn hier? Und wie weit bist du?"

"Sie wollte nur kurz was fragen....und nein ich schaffe das definitiv NICHT bis zwölf."

Jun hasste es etwas nicht beenden zu können, aber das hier war einfach unrealistisch und pure Schikane!

"Das ist dein Job und auf keinen Fall zu viel verlangt.", gab Eric kühl zu verstehen.

"Natürlich ist das zuviel verlangt! Ich habe auch noch andere Aufgaben. Das ist ...das kann doch Ricky machen!"

"Ich habe es aber DIR zugeteilt!"

"Und ich mache es nicht. Ich muss Prioritäten setzen."

"Und wo die liegen entscheide ja wohl ich!", erwiderte Eric nun deutlich strenger.
 

Jun kam näher und schlug Eric die Mappe vor die Brust: "Mach es selbst!"

Eric griff, die Mappe warf sie zur Seite und zog Jun an sich.

Küssend stolperten sie ein paar Schritte durchs Büro bis Eric Jun packte und auf den Schreibtisch hob.

Ein paar Stifte rollten zur Kante und fielen unbemerkt auf den Boden.

Es dauerte einen Moment bis sich ihre Lippen wieder lösten.

Schnell atmend sahen sie sich in die Augen.

"Ich muss in ein Meeting.", stellte Eric nüchtern fest.

"G..Gut...", hauchet Jun undgewohlt leise und richtete Eric's Krawatte.

Eric war schon fast aus der Tür als er nochmal innehielt und sich kurz umdrehte:

"Heute Abend um acht bei mir..?"

Jun nickte nur und das mit so stark pochendem Herzen, dass er Angst hatte man könnte es hören.

Was....war....gerade.....passiert....?

"W-warte...was ...was ist mit der Mappe..?"

Eric winkte ab: "Das schaffst du nie bis 12."

Dann verschwand er.

Jun saß noch eine ganze Weile auf dem Schreibtisch und starrte auf die Tür.

Hatte Eric ihn gerade um ein Date gebeten?...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Morphia
2020-08-18T20:25:45+00:00 18.08.2020 22:25
😍 Das war überraschend.
Super wie Eric den Ton angibt. 🤭


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