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Folgen eines Turniers

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo. Dieses Kapitel ist ein bisschen lang geworden. Ich hoffe es stört nicht allzu sehr. Ich wünsche euch viel Spaß und hoffe auf Feedback ;) Komplett anzeigen

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Der Brief und seine Folgen

 

 

Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Die Wanne war eben kein kuscheliges Bett und ich hatte vergessen, dass ich keine frischen Klamotten hier hatte. Es schien ein sonniger Tag zu sein und dem Sonnenstand zu urteilen, war es schon später Vormittag. WAS? Ich sprang aus der Wanne und sperrte das Bad auf. Das konnte nicht sein. Kaiba hätte mich geweckt...irgendwie. Ich spähte aus dem Bad und atmete auf. Niemand zu sehen. Ich legte das Handtuch ab, ging nackt in mein Zimmer und sah auf mein Handy. Ein Glück. Es war erst 7 Uhr. Ich hatte noch etwas Zeit. Anscheinend spielte mir mein Verstand nun Streiche. Nichts ahnend ging ich in meinen Schrank und wollte mir frische Klamotten holen, als ich meinem arktisch angehauchtem Ehemann in die Arme lief, der mich sofort an seine nackte Brust gepresst fest hielt und ich merkte, dass er nur Boxershorts trug...

"Ahhh, Kaiba...schöner Tag heute, was?" Er hielt mich ein wenig von sich und starrte mich lange an. Dann sah er an mir hinab und grinste. Oh nein. Seto schnappte sich meinen Arm und zog mich in sein Zimmer, warf mich auf sein Bett und im nächsten Moment war er über mir. Er fing an mich stürmisch zu küssen und seine Hände erforschten meinen Körper verlangend. Ich stöhnte laut auf, als er anfing, sich mit seiner schon ausgeprägten Erregung leicht an mir zu reiben. Mein Körper zitterte voll freudiger Erwartung. Doch der Kühlschrank hatte auch jetzt kein Glück, denn Mokuba kam in sein Zimmer gerauscht und meinte mit geröteten Wangen, wir sollten uns beeilen, die Schule fing bald an und wir hätten weder gefrühstückt, noch wären die Bentos vorbereitet. Wütend ließ Kaiba von mir ab. "Was fällt dir ein, einfach hier rein zu kommen, ohne zu klopfen?" Mokuba zuckte nur mit den Schultern. Der Eisklotz zischte Mokuba zu, dass wir gleich da wären und er verschwinden sollte. Ich krabbelte, seine Unaufmerksamkeit ausnutzend, aus dem Bett und flüchtete in meinen Schrank. Oh Danke Mokuba. Was für ein toller Kerl und was für ein Timing er drauf hatte. Schnell holte ich Unterwäsche, ein Shirt und die Schuluniform und zog mich an.

Ich musste mich fragen, wie Kaibas Angestellte es schafften, meine Sachen immer pünktlich an den richtigen Orten abzulegen, ohne gesehen zu werden. Das waren bestimmt ausgebildete Ninjazimmermädchen, angeführt vom sich unsichtbar machenden Butler. Ich lief aus meinem Zimmer, die Treppen runter in die Küche. Zum Glück war Kaiba nicht vor mir dort. Ich machte schnell Frühstück und dankte Mokuba für seine weise Voraussicht. Er grinste nur und entschuldigte sich, dass er uns gestört hätte. Ich schüttelte den Kopf und meinte augenrollend, es wäre gut so gewesen. Seinen anschließenden Blick konnte ich nicht deuten. Ich hatte auch keine Zeit dazu, denn der Eisberg kam, ziemlich schlecht gelaunt, in die Küche. Er hatte wohl noch kalt geduscht, denn seine Haare waren nass und standen in alle Himmelsrichtungen ab, als hätte er sich die Haare gerauft. Mir wurde heiß bei dem Gedanken, was er mit mir gerade noch hätte anstellen wollen, hätte er die Zeit gehabt. Außerdem...sah Kaiba gerade eben... irgendwie...süß aus. Schande über diese Gedanken, denn süß würde ich ihn eigentlich nie bezeichnen.

 

Ich machte Kaffee um mich davon abzulenken und stellte das fertige Frühstück den beiden auf den Platz. Ich hatte schon wieder keinen Hunger, also trank ich nur einen Kaffee. Doch Kaiba ließ das nicht zu und verlangte, während er in seinem rumstocherte, dass ich essen sollte. "Vergiss nicht das du zu gehorchen hast, Köter." Ich seufzte resigniert und setzte mich. Ich hatte nicht genug Frühstück gemacht, um auch was essen zu können und die Bentos waren für später. Ich starrte ihn daraufhin nur an. "Keine Zeit um noch was zu machen." sagte ich ihm nach einer Weile dann doch noch. Doch Mokuba hielt natürlich zu seinem Bruder, trank seine heiße Schokolade, die ich ihm jedenfalls nicht gemacht hatte, aus und gab mir sein restliches Frühstück, mit dem Kommentar, dass er eh satt wäre. Meine Aussage vorhin hatte ihn wohl verstimmt. Nun gut, was solls.

Ich aß lustlos und packte, als ich fertig war, mein Bento ein. Da fiel mir ein, dass in meiner Tasche noch der Brief lag. Wenn der reiche Schnösel diesen finden würde...nicht auszudenken. Und es war bereits Mittwoch. Ich schluckte und ignorierte das schlechte Gefühl dabei, das mich befiel, weil ich Kaiba etwas wichtiges verheimlichte. Roland wartete bereits auf uns und geschlossen gingen wir zur Limousine, um uns in die Schule chauffieren zu lassen.

 

Wie immer, wurde Mokuba zuerst zu seiner Schule gebracht. Dann waren wir alleine. Ich rückte noch ein wenig weiter von ihm ab und biss mir in die Unterlippe. Kaibas Haare waren immer noch etwas feucht und so wild durcheinander. Wenn seine Fans das sahen, würden sie reihenweise in Ohnmacht fallen, denn jetzt sah er einfach nur heiß aus. Doch wie als hätte er meine Gedanken gehört, schüttelte er kurz seinen Kopf und wie von Zauberhand fielen sie alle perfekt dahin, wo sie hingehörten. Ich war fassungslos. Aber er machte nur ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. Er schien verstimmt zu sein. Ich wusste nicht warum. Waren wir denn nicht beide hetero und nur gezwungen worden, nun in einer Ehe miteinander leben zu müssen? Ich senkte meinen Blick. Oder...war er etwa...wirklich schwul? Das würde seine Hartnäckigkeit erklären, mit mir schlafen zu wollen. Dann war ihm diese Pressekonferenz ja gerade Recht gekommen und er konnte sich gefahrlos outen. Aber...ich war nun für immer gebrandmarkt. Ich spürte seinen Blick auf mir und sah ihn an, mit den Worten, das ICH jedenfalls NICHT schwul wäre und er es endlich lassen sollte, mich verführen zu wollen. Ich bezog mich auf Punkt sieben unseres Ehevertrages. Ich konnte, musste aber nicht, wenn ich nicht wollte. Das hebelte den letzten Punkt im Vertrag aus. Da musste ich nicht gehorsam sein. Zum Glück waren wir bereits angekommen, denn als Roland mir die Tür aufhielt, flüchtete ich regelrecht vor seiner Reaktion, spürte aber trotzdem den starken Eisblick in meinem Rücken. Dann hatte er schnell aufgeholt und packte mich an meiner Hand und zerrte mich regelrecht an meinen Freunden vorbei, in die Schule. Er war rasend vor Wut, dass war nicht zu übersehen. Jeder sah es....auch sein Fanclub und dieses eine Mädchen grinste mich überheblich und siegessicher an. Meinetwegen konnte sie ihn haben. Ich brauchte ihn nicht. Dafür musste sie aber wohl erst zu einem Mann werden....oder auch nicht.
 

 

Den ganzen Unterricht, bis zur großen Pause, hatte ich einen kalten Rücken. Er wurde nicht müde, mich schockzufrosten und beobachtete aufmerksam jeden meiner Schritte. Ich flüchtete vor ihm, in die Jungen Toilette. Ich sperrte mich ein und verbrachte die Pause dort. Den Rest des Schultages wollte ich versuchen ihn zu ignorieren. Meine Freunde waren deswegen schon wieder besorgt. Thea sagte, sie hätte mich natürlich sofort durchschaut und zog mich für einen Moment beiseite, damit niemand hörte, was wir besprachen. "Joey....was du da tust ist völlig sinnlos." Ich fragte nach dem Grund ihrer völlig aus der Luft gegriffenen Annahme. "Ich sehe doch, WIE du ihn manchmal ansiehst. Du bist schon längst in ihn verliebt und hast Angst, dass er nicht so empfinden könnte." Da hatten wir es wieder... Mädchen waren gruselig..."Ich weiß nicht was du meinst. Deine Annahme ist völlig an den Haaren herbei gezogen. Du hast sowas von Unrecht."

 

Das knallte ich ihr hin und ging wieder auf meinen Platz, damit der Lehrer nicht mit mir schimpfte, da die letzten Stunden für heute anfingen. Nun hatte ich nicht nur einen Eisblick in meinem Rücken, der gerade wegen meiner Rumschreierei um mindestens fünf Grad gesunken war, sondern auch noch Theas Blick, der sich anfühlte wie tausend kleine Nadelstiche. Wie konnte sie sich nur auf seine Seite schlagen? Allerdings hatte es auch noch nie jemand gewagt, Thea zu sagen, sie hätte Unrecht. Da Thea ja eigentlich sonst auch IMMER Recht hatte...egal.

 

Nach der Schule verkündete ich dem Großkotz, dass ich noch mit meinen Freunden abhängen wollte. Er sah mich nur giftig an, stieg in die Limousine und rauschte davon. Ich blieb zurück, die fragenden Blicke meiner Freunde auf mir. Wir gingen schweigsam zu Yugi und kaum waren wir in seinem Zimmer, da musste ich mit der Sprache rausrücken.

"Also los Joey. Nun sag schon, was ist los?" fragte Duke. Ich erzählte geknickt von den letzten Tagen und wieder sah mich Thea mit wissendem Blick an, als wollte sie sagen: Ich habe es dir doch gesagt. "Warum willst du nicht mehr mit ihm schlafen?" fragte Ryou. Ich erklärte ihm, wie sich der Eisschrank mir gegenüber, danach, immer verhielt und erntete dafür nun mitfühlende Blicke von Thea. "Also bist du dir sicher, dass er sich nur Erleichterung bei dir verschafft und keinerlei Gefühle für dich hat." Ich nickte. "Genau deswegen möchte ich den Abstand wahren. Denn sollte ich mich tatsächlich in ihn verlieben, könnte das Ganze, nachdem einen Jahr, nicht gut für mich enden." sagte ich den Kopf gesenkt haltend. Daraufhin sagte Thea nichts mehr, obwohl sie immer noch diesen wissenden Blick drauf hatte. Ich erzählte ihnen auch von meinem Verdacht, dass er wirklich schwul sein könnte. Und das Wichtigste...von dem Brief, den ich am Montag im Briefkasten meines Dads gefunden hatte. Geschockt sahen mich meine Freunde an. "Dein Großvater hat dir einen Brief geschrieben?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht er. Pegasus. Kaiba weiß nichts von dem Brief und ich bin nicht sicher, wie er jetzt darauf reagieren würde. Nachdem ich ihm heute so gereizt habe, will ich heute auch nicht nach Hause. Kann ich bei dir schlafen, Yugi?" Angesprochener sah mich nur entschuldigend an. "Tut mir leid, Joey. Thea wollte heute hier schlafen..." Ich nickte verständnisvoll und lächelte ihn an. Er lächelte zurück.

"Das heißt ich muss wieder zurück in die Höhle des Drachen...."

"Ach komm schon Joey...so schlimm ist es nicht. Du hast ihm doch jetzt gesagt, dass du nicht willst und das muss er akzeptieren. Aber er wird natürlich trotzdem unausstehlich sein." Wie beruhigend...

Nun wollten meine Freunde aber noch den Brief sehen und lesen. Ich kramte ihn aus meiner Schultasche und gab ihn Tristan, der ihn auch gleich vorlas.
 

 

 

 

06. April diesen Jahres
 

 

 

Mein allerliebster Cousin, Joey - Boy,

 

 

In dem Interview von euch am Sonntag habe ich sehr wohlwollend aufgenommen, dass du die Augen deines Großvaters hast. Es war mir eine unglaubliche Freude, zu erfahren, dass wir eine Familie sind. Natürlich habe ich sofort gesehen, dass ihr aus Liebe geheiratet hattet. Meinen herzlichsten Glückwunsch dazu. Die Behauptung dieses Reporters, du wärest Kaiba - Boys Schlampe, hatte mich sehr erzürnt. Keine Sorge. Um diesen Reporter habe ich mich längst gekümmert. Um so mehr habe ich deine Liebeserklärung und den darauf folgenden Kuss sehr genossen. Deshalb würde ich mich sehr freuen, dich und deinen Ehemann, Seto Kaiba einladen zu dürfen. Am Samstag werde ich für euch beide eine abendliche Party geben. Ich habe der Presse bereits zugesagt, dass ihr beide kommt und selbstverständlich sind Mokuba, deine Eltern und deine Schwester auch eingeladen. Ich freue mich den Rest der Familie kennen zu lernen und hoffe, dass ihr beiden die spezielle Abendgarderobe tragen werdet, die ich in den nächsten Tagen noch an diese Adresse schicken werde. Das habe ich übrigens der Presse auch schon zugesagt, die ebenfalls anwesend sein wird, sowie einige Freunde und Geschäftspartner. Ich werde am Freitag Nachmittag nochmal alles in einem Live - Interview schildern, sollte dieser Brief dich auf unerklärlicherweise nicht erreichen. Leider kann dein Großvater nicht zu dieser Veranstaltung kommen, den du im Übrigen in Las Vegas kennen lernen durftest. Erinnerst du dich an Ruby? Er entschuldigt sich dafür, dieses feierliche Ereignis verpassen zu müssen. Ich habe übrigens schon die Freude gehabt, den Film deiner Hochzeit sehen zu dürfen und ich muss sagen, uuuuuhhhhh, eure Worte haben mich zu Tränen gerührt. Kaiba - Boy ist ja ein ganz stürmischer, was? Wenn du möchtest, darfst du mich auch jederzeit besuchen. Mein Haus, ist deines. Auch wenn du mal Streit mit deinem Lover haben solltest, kannst du derweil bei mir wohnen und für die Schulzeit würde ich einen Privatlehrer engagieren. Nochmal ein herzliches Willkommen in der Familie. Ich freue mich, dich am Samstag Abend zu sehen. Die Party beginnt um 20 Uhr.

 

Dein dich liebender Cousin

 
 

 

M. Pegasus
 

 

 

Stille herrschte, nachdem Tristan den Brief fertig gelesen hatte. Er hatte seine Stimme verstellt, so dass sie sich säuselnd so anhörte, wie die von Pegasus und wir dachten alle, er würde gerade wirklich hier sein...Gruselig. Das machte mir direkt eine Gänsehaut. "Du musst ihm davon erzählen, Joey. Wenn er davon überrascht wird, dann rastet er aus. Am Besten sagst du es ihm noch heute. Schlimm genug, dass du ihn schon seit zwei Tagen mit dir rumschleppst und nicht mal uns was erzählt hast." sagte Thea streng. Die letzten Tage hatte ich einfach keine Zeit gehabt, überhaupt daran zu denken. Aber da dieses Argument bei Thea nicht fruchtete, nickte ich nur, steckte den Brief wieder ein und lenkte auf ein anderes Thema. Den Film meiner Hochzeit. Ich hatte ihn nicht gesehen. Ob Kaiba den Film wohl bekommen und vor mir geheim gehalten hatte? Wir quatschten noch lange, bis die Haustüre klingelte und Yugis Großvater die Tür öffnete. Wir dachten uns nichts dabei und wollten gerade noch eine Runde Duel Monsters spielen, als Roland Yugis Zimmer betrat. "Mr. Kaiba, ihr Ehemann verlangt, dass sie in die Firma kommen. Er hat eine vorübergehend angemessene Position für Sie gefunden. Kommen Sie bitte mit mir." Ich verdrehte nur die Augen. Ich vergaß immer wieder, dass ich ja jetzt auch ein Kaiba war. "Sagen Sie ihm, dass ich im Moment keine Zeit dafür habe." Roland rückte sich seine Sonnenbrille zurecht und fing an zu schwitzen. "Nun, genau diese Aussage hat Ihr Mann schon voraus gesehen und richtet Ihnen aus, dass Sie zu gehorchen haben, sonst verbietet er Ihnen die nächsten Monate, den Kontakt mit Ihren Freunden." Ich sprang wütend auf. "WAS? Das kann er nicht machen. Dieser...dieser....aarrgghh!" Yugi legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter. "Ich weiß...Kaiba ist unmöglich. Aber das ist die Chance ihm den Brief zu zeigen. Ich möchte nicht, dass du wegen uns Ärger mit ihm hast. Wir sehen uns ja schon morgen in der Schule wieder." Ich nickte und ging widerwillig mit Roland mit, der sichtlich erleichtert wirkte.
 

 
 

 

An der Kaiba Corporation angekommen, stieg ich aus und stapfte zum Eingang. Ich ignorierte die feindseligen Blicke der Empfangsdamen, ging zum Aufzug und fuhr geradewegs in das oberste Stockwerk. Dort angekommen, grüßte ich Kaibas Sekretärin, die mich sanft lächelnd zurück grüßte und platzte, ohne anzuklopfen, in sein Büro. Er sah mich nur kalt an und meinte, ich sollte endlich an meinen Manieren arbeiten. Wütend zischte ich ihn an, was er denn nun genau von mir wollte und er räusperte sich. "Du wirst erst einmal mein persönlicher Assistent sein, so habe ich dich wenigstens im Auge und du kannst keinen Unsinn anstellen." Ich atmete tief durch. Jetzt musste ich ruhig bleiben, damit ich ihn nicht aus dem Fenster warf. "Bring mir einen Kaffee." blaffte er mich an und unterbrach damit meine Atemübung. Ich drehte mich wütend um und ging aus seinem Büro hinaus. Er wollte also Kaffee. Ich wusste es doch...Assistent...also doch Kaffee bringen, Schweiß von der Stirn tupfen und Akten kopieren. Ich machte ihm seinen Kaffee, ging wieder in sein Büro, stellte die Tasse ab und wartete, ihn böse anstarrend, auf weitere Anweisungen. Ich wartete und wartete. Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und trank erstmal genüsslich seinen Kaffee aus. Als er damit fertig war, musste ich die Tasse wieder weg bringen und dann hatte ich wieder zu kommen. Ich erledigte, was er verlangte und wartete weiter. Er sah mich lange an. "Weißt du warum ich NUR dieses Rollkragenshirt und diese Hose hier anhabe?" fragte er mich ein wenig gereizt. Ich schüttelte den Kopf, ehe mir wieder einfiel, was ich mit seinen Mänteln gemacht hatte. Natürlich sah er mir sofort an, dass ich seinen weißen Mantel, den er heute wohl anziehen hatte wollen, entwendet hatte. "Wieso Joey? Wieso?" zischte er mich an.

Ich sagte ihm einfach, dass ich bei dem einen wütend auf ihn gewesen war und den weißen fand ich einfach cool und wollte ihn bei Gelegenheit selber mal anziehen. Er sah mich daraufhin skeptisch an, sagte aber nichts. Das gabs doch nicht. Konnte er nicht sagen, oder wenigstens mal zeigen, was er darüber dachte?

 

"Ich habe Kopfschmerzen. Da es deine Schuld ist, weil ich mich mit deinem kleingeistigen Gekläffe abgeben muss, massierst du mir meine Schläfen. Ich hoffe, dass du das wenigstens etwas beherrschst." Ich verkniff mir eine gemeine Bemerkung und stellte mich hinter ihn. Ich musste mich zwingen, ihn sanft zu berühren. Ich stellte mir einfach vor, es wäre Mai, die Kopfschmerzen hatte und ich sie massierte. Ich legte also meine Hände sanft an seine Schläfen, übte leichten Druck aus und massierte. Daraufhin hörte ich von ihm ein zartes, genießendes Seufzen und konnte mir Mai nicht mehr vorstellen. Ich sah nur noch ihn und auf einmal wollte ich es richtig gut machen, damit er wieder so seufzte. Ich schaffte es auch noch drei mal und jedes Seufzen bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. Vielleicht war es ja gar nicht soo schlimm, schwul zu sein. Wir vergaßen völlig die Zeit und ehe ich mich versah, klopfte Roland und erinnerte Kaiba, wie von ihm gewünscht, dass es Zeit war mich nach Hause zu bringen, um das Abendessen vorzubereiten. Wir zuckten beide zusammen und dann knurrte er. Ständig wurde man unterbrochen. Ich küsste ihn noch schnell auf seine linke Schläfe und ging schnurstracks aus seinem Büro, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Warum hatte ich ihn dort geküsst? Keine Ahnung. Ich war wahrscheinlich derart überwältig, vom Gefrierschrank solche wunderbaren Töne zu hören, dass ich vergaß, wer er war und in welcher Beziehung wir tatsächlich zueinander standen. Mein Handy vibrierte. Seto gab Bescheid, was er zum Abendessen wollte und das er pünktlich um 19 Uhr daheim sein würde. Ich seufzte und ließ mich von Roland nach Hause fahren.

 

In der Villa angekommen, ging ich gleich in die Küche um alles vorzubereiten. Ich heizte den Ofen vor und holte das Gemüse aus dem Kühlschrank, ehe ich es schnitt und kochte die Nudeln vor. Dann mischte ich Tomatensoße mit Kokosmilch und würzte sie kräftig. Dann gab ich das Gemüse, die Nudeln und die Soße in eine Auflaufform, mischte alles zusammen und bestreute es mit reichlich Käse. Nur noch in den Ofen geschoben und in einer halben Stunde wäre alles fertig. Genug Zeit, mich noch zu duschen und umzuziehen.

Ich schlurfte müde die Treppe nach oben in mein Zimmer und duschte ausgiebig. Nur mit einem ausnahmsweise kleinen Handtuch um den Hüften, ging ich zu meinem Kleiderschrank und durch den Durchgang zu seinem. Er hatte heute von seiner Kleidung gesprochen, also musste ich mir mal seinen Schrank ansehen, wenn er schon mal nicht da war. Ich sah mir seine Rollkragenshirts an und prüfte dessen Stoff. Er war sehr dünn und fühlte sich geschmeidig an. Ich griff mir eines und zog es mir über. Ein bisschen zu groß, aber es war ok. Naja für ein Nachthemd vielleicht. Wenn ich ihn vor mir hatte, sah ich auf seine Brust. Ich war ja wirklich nicht gerade klein, aber im Vergleich zu ihm...Ich zog das Rollkragenshirt wieder aus und legte es sorgfältig gefaltet wieder an seinen Platz, ehe ich es mir anders überlegte. Schade das ich nicht viel Zeit hatte. Das Essen musste gleich fertig sein. Ich würde mir ja zu gerne mal alle seine Klamotten anschauen und anprobieren. Ich huschte zurück in meinen Schrank, versteckte sein Rollkragenshirt zwischen meinen Klamotten und zog mir ein normales, Shirt, Boxershorts und eine kurze Hose an.

 

Auf dem Weg zurück zur Treppe, hörte ich den Ofen. Schnell ging ich in die Küche, holte das lecker duftende Gericht aus dem Ofen und richtete es auf drei Teller an. Kaum fertig, kam Mokuba rein, der einen seligen Gesichtsausdruck hatte. Er grüßte mich und an seinem Platz angekommen, rutschte er ungeduldig hin und her. Ich musste darüber lächeln. Dann kam sein großer Bruder und setzte sich, ohne Begrüßung an seinen Platz. Ich rollte nur mit den Augen und setzte mich ebenfalls. Schweigend nahmen wir unser Mahl ein, was Mokuba zunehmend nervös machte. "Hattet ihr Streit?" fragte er. Doch auf eine Antwort wartete er vergebens. Ich konnte nichts sagen, denn mir wurde übel, bei dem Gedanken, was der Eisschrank nun von mir denken mochte. Dieser liebevolle Kuss, den ich ihm auf seine Schläfe gegeben hatte...es ließ mich nicht los. Das musste doch wirken, als würde ich ihn lieben. Aber das tat ich ja nicht. Ich hasste ihn. Also hörte ich nach ein paar Bissen auf zu essen und starrte nur noch in eine andere Richtung. "Joey? Hast du etwa schon keinen Hunger mehr?" Mit diesen Worten, seitens Mokuba, ließ sich Kaiba darauf herab, mir doch ein wenig seiner Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. "Iss."

 

Das war alles was er sagte, aber ich schüttelte nur den Kopf. Mir war nun richtig schlecht. Aber nicht, weil ich krank wäre oder so. Mich überkam wieder eine Welle der Traurigkeit. So ähnlich hatte ich diese Situation schon einmal erlebt. Nur hatte das meine Mutter damals, als ich etwa sechs Jahre alt gewesen war, böse zu meinem Dad gesagt, als er sehr krank war und es ihm zu schlecht ging, als das er essen hätte können und meine Mutter ihn zwang, bis er sich übergeben hatte. Ich hatte Angst, dass es nun zwischen Kaiba und mir genau so ablaufen würde, wie in der Ehe meiner Eltern. Obwohl es ja wirklich jetzt schon nichts anderes war. Hier gab es keine Liebe. Ich stand schnell auf, bevor er weiter meckern konnte und stürmte aus der Küche. Ich war so durcheinander. Einerseits hoffte ich auf seine Liebe, andererseits wollte ich nichts von ihm. Was sollte ich tun? Ich ging in meinem Kleiderschrank und lief unruhig hin und her. Dann viel mein Blick auf die Kartons und ich erinnerte mich an seine Mäntel. Ich ging hin, holte beide aus dem Karton, setzte mich auf den Boden und sah sie mir genau an. Der Stoff war edel und fühlte sich angenehm unter meinen Händen an. Wem machte ich was vor? So ekelhaft der Eisprinz auch war, so fürsorglich und liebevoll konnte er sein. Ich fasste es einfach nicht. Ich...ich mochte ihn schon irgendwie...Ich schrie auf und warf mir seine Mäntel über den Kopf, sodass ich nun begraben war. Sie rochen nach ihm und beruhigten mich schlagartig. Ich kuschelte mich an die Mäntel und atmete tief seinen Duft ein. Er war sinnlich männlich und ich fühlte mich sofort geborgen und beschützt. So wie ich dort kauerte, schlief ich ein.
 

 
 

 
 

 

Am nächsten Tag wachte ich in einem Bett auf. Es war kuschelig und gemütlich warm. Ich drehte mich auf den Rücken, öffnete die Augen und blickte in die des weißen Drachen mit eiskaltem Blick, der mich nun auszulachen schien. Ich erwiderte seinen Blick, schenkte ihm einen bösen und streckte ihm die Zunge heraus. Dann schloss ich die Augen, drehte mich auf die Seite und kuschelte mich wieder an die wunderbar warme, herrliche Brust, an der ich diesen berauschenden Duft nach Kaiba wahrnahm..… Moment. Kaiba? Ich riss meine Augen weit auf und sah nach oben. Er war wach und beobachtete mich mit hochgezogener Augenbraue. Erschrocken fuhr ich auf und rückte von ihm ab. Wie war ich nur hier her gekommen? Ich kratzte mir verlegen an meinem Hinterkopf. Er musste mich unter seinen Mänteln gefunden haben, wie auch immer er DAS geschafft haben mag. Naja, dann hatte er sie ja wieder. Ich stand langsam auf und ging rückwärts auf seinen Schrank zu, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Kurz bevor ich in Sicherheit gewesen wäre, hob er seine Hand und winkte mich zurück. "Bei Fuß, Kläffer." sagte er kalt. Ich seufzte. Wäre auch zu schön gewesen. Also ging ich sehr langsam zurück, blieb einen Meter von der Bettkante stehen. Aber er klopfte nur aufs Bett. Ich war doch nahe genug...

Ich setzte mich vorsichtig an die Kante des Bettes. Er jedoch packte meinen Arm und zog mich ganz aufs Bett, an seine Seite. Jetzt konnte ich nicht mehr flüchten, denn er hielt mich unerbittlich fest. "Ähhmm Kaiba? Was ist denn?" fragte ich leise. Doch er packte mich nur an meinem Hinterkopf und küsste mich hungrig. Ich fiel rücklings auf Bett und er küsste mich um meinen Verstand. Doch er fasste mich nicht an. Er küsste nur. Ich bekam kaum noch Luft und dachte für einen Moment, was für eine schöne Art zu sterben das war. Nach einer Ewigkeit löste er sich wieder von mir atemlos und meinte er wollte sich nur für gestern bedanken. Nach dieser Massage waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen gewesen. Dann richtete er sich wieder auf und sagte abfällig, ich dürfte mich nun entfernen, er wollte jetzt seine Ruhe haben.

 

WAS? Wutschnaubend und mit hochrotem Kopf stolperte ich aus seinem Bett und ging durch die Schränke in mein Zimmer. Und ich dachte gestern noch, ihn zu mögen....So ein Mistkerl. Schnell war ich fertig gemacht und ging in die Küche. Ich kochte heiße Schokolade für Moki und hatte das Gefühl, die letzte die ich ihm gekocht hatte, wäre Jahre her. Mein Kaffee war auch schnell gemacht und ich richtete das Frühstück und die Bentos an. Ich aß und trank meine Portion schnell, bevor die beiden runter kamen. Ich hörte meinen Mann, noch bevor er in der Küche war, machte seinen Kaffee und legte die Zeitung hin. Beide Kaiba Brüder kamen rein und setzten sich, während ich aufräumte und mein Bento einpackte. Dann ging ich wieder aus der Küche, ohne einen Ton gesagt zu haben.

Ich wartete auf die beiden in der Limousine und sie sahen mich beide seltsam an, als sie einstiegen. "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst bei allen Mahlzeiten anwesend sein?" fragte mich der Kotzbroken. Ich verdrehte die Augen und meinte nur, dass ich da war und sogar gegessen hatte. Das müsste ihm reichen. Sollte er froh sein, dass ich überhaupt essen wollte. Ich verschränkte die Arme und sah ihn nicht mehr an. Dann fiel mir siedend heiß ein, dass ich ihm gestern nicht mehr den Brief gegeben hatte. Aber vor der Schule oder in der Schule ihm das zu erzählen war mir zu riskant. Später. Bevor Mokuba ausstieg, ermahnte er uns beide, dass wir uns gefälligst zusammen reißen sollten. Dann war er weg und ich sprachlos. War er nicht das Kind?

Ich war froh, als wir endlich bei unserer Schule angekommen waren. Meine Freunde warteten bereits auf uns. Schweigend gingen wir zusammen ins Schulgebäude und ich wich Theas fragenden Blick aus, schüttelte nur den Kopf. Kaiba sah es und kühlte mich nun von der Seite mit seinem Eisblick. Ich ignorierte ihn so gut es ging. Der Unterricht verging eher schleppend. Wir hatten gerade eine Doppelstunde Japanische Geschichte und der Lehrer eine so dermaßen einschläfernde Stimme, dass ich fast ins Traumland übergewechselt wäre. Doch mein Ehemann, aufmerksam wie er war, schoss mit großen Papierkügelchen nach mir, damit ich nicht einschlief. Wirklich sehr fürsorglich, nicht wahr? Er nervte mich solange, bis ich wieder mit geradem Rücken auf meinem Platz saß und aufpasste. Dann war endlich die große Pause. Wir aßen heute draußen, unter einem Baum und kaum hatten wir aufgegessen, kam dieses eine Mädchen auf unsere Gruppe zu. Sie sagte, sie wollte mich sprechen in einer dringenden und äußerst wichtigen Angelegenheit. Ich traute ihr nicht und wollte gar nicht mit ihr reden, aber das hätte Fragen seitens meines Mannes ergeben, die ich unter keinen Umständen beantworten wollte. Also stand ich auf und ging mit ihr. Wir entfernten uns und gingen um eine Ecke, in der wir nicht mehr zu sehen waren. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei.
 

 

Zischend warnte sie mich erneut. Ich sollte besser meine Finger von ihm lassen und was ich ihm verabreicht hätte, um ihn gefügig zu machen. Ich musste daraufhin laut loslachen. War dieses Mädchen verrückt? Sie nervte mich derart, dass ich bereit war, ihr eine fette Lüge aufzutischen, damit ich endlich Ruhe vor ihr hatte. "Wir sind verheiratet, Kleine. Denkst du wirklich Seto würde sich zu irgendwas zwingen lassen? Er tut alles freiwillig. Das zwischen uns ist Wahre Liebe. Also kapier es besser. Seto ist nun an mich vergeben und es gibt nichts was du noch dagegen tun kannst. Er gehört zu mir." sagte ich bestimmt und zeigte ihr meinen Ehering. Ich sah ihr an ihrem Blick an, dass ich das besser nicht gesagt hätte.

Sie sah mich abfällig an und kam mir lauernd näher. Dann grinste sie überheblich und meinte, dass es für solch wertlosen Dreck wie mich, keine Wahre Liebe geben würde. Mit diesen Worten schnappte sie sich meine rechte Hand, die ich immer noch erhoben hielt und biss kräftig hinein. Ich schrie auf vor Schmerz und sie zog mit ihren Zähnen an mir, bis ich blutete und sie mir den Ring brutal runter riss. Sie lächelte siegessicher, leckte sich über ihre Lippen, die voll von meinem Blut waren und zeigte mir meinen Ehering. Wie konnte ein Biss nur soo bluten? Sie knöpfte ihre Bluse auf und ließ ihn schnell in ihren Ausschnitt verschwinden.....Oh nein....sie hatte meinen Ehering. Was würde der Gefrierschrank sagen, wenn er sah, dass ich ihn nun gar nicht mehr besaß? Ich konnte ihr doch nicht da rein greifen und ihn mir wieder holen... Sie ging rückwärts von mir weg, bis sie genug Abstand hatte, knöpfte ihre Bluse wieder zu und dann drehte sie sich um. Mit den Worten, dass ich noch viel schlimmeres zu erwarten hätte, würde ich ihn nicht in Ruhe lassen, ging sie davon. Ich stand nur da, konnte mich nicht bewegen vor Schreck und war fassungslos. Sie war tatsächlich verrückt. Sie hatte mich gebissen...einfach so. Nur weil ich jetzt mit ihrem, ach so tollen Kaiba, verheiratet war.

Ich war erledigt. Ohne den Ring, würde er mich verprügeln. So viel Kraft wie er hatte, kam ich bestimmt nicht gut weg. Jetzt hatte sie es geschafft. Kaiba würde mich halb tot schlagen. Er sagte ja ich sollte ihn nicht mehr abnehmen...Ich fing an zu zittern. Ich sah auf meine immer noch blutende Hand, die schmerzhaft pochte und jetzt auch noch blau wurde und fing an zu weinen. Würde er mir glauben, wenn ich ihm sagen würde, dass er mir gestohlen wurde? Ich kauerte mich an die Wand und hoffte, ich würde das alles lebend überstehen. Wieder hatte ich mich nicht gewehrt. Und das alles nur, weil sie mich derart überrascht hatte mit ihrer Aktion, dass ich nur zusehen konnte. Außerdem tat man keinem Mädchen weh. Egal wie verrückt sie auch sein mag.

 

Die Schulglocke läutete das Ende der Pause an und ich stand langsam und immer noch zitternd auf. Die Tränen versiegten einfach nicht und so ging ich eben immer noch heulend wieder ins Schulgebäude. Die Blicke und das Getuschel der anderen Schüler ignorierte ich einfach so gut es ging. Als ich fast an unserem Klassenzimmer angekommen war, sah ich den Eisberg dort stehen und nun bekam ich richtig Angst. Er drehte sich um, als hätte er mich gespürt und erstarrte. Er starrte mein Gesicht an und dann auf meine blutende Hand, an die der Ehering fehlte. Seine Augen weiteten sich. Ich weinte nur noch heftiger und ging ein paar Schritte zurück. Jetzt....gleich....gleich würde er wütend werden und mich bestrafen, dass ich es gewagt hatte ihn zu verlieren.

Mit ein paar Schritten war er bei mir und nahm schnell meine blutende Hand in seine. Er sah die Bissspuren und...knurrte. "WER?" presste er, grollend hervor. Er...er war gar nicht über mich verärgert? Ich schluchzte laut auf und warf mich in seine Arme. Er fing mich erschrocken auf. "S..sie...ich weiß...weiß..ni..cht..wer..sie....." stotterte ich.

Er wusste sofort, dass es dieses eine Mädchen gewesen sein musste, die mich in der Pause hatte sprechen wollen, denn er brachte mich ins Klassenzimmer, ließ mich in der Obhut meiner Freunde und ignorierte den aufgebrachten Lehrer, der jetzt seinen Unterricht anfangen wollte. Seto lief aus dem Klassenzimmer. Der Drache war rasend und nicht aufzuhalten.

Der Lehrer zuckte mit seinen Schultern und fing den Unterricht, ohne den Eisklotz an. Ich hasste Mathe...vor allem, wenn ich immer noch heulte und blutete und der Lehrer all das geflissentlich ignorierte. Niemand durfte mich zur Krankenstation bringen. Wusste er den nicht, dass ich damit eine Infektion riskierte und er den Zorn des eisigen Großkotzes? Keine viertel Stunde später, waren meine Tränen endlich versiegt und schon kam ein vor Wut schnaubender Frostdrache wieder ins Klassenzimmer. Er sah mich an und knurrte. Dann schnappte er sich meine linke Hand und zog mich auf den Flur, alle Proteste ignorierend. Immer weiter zerrte er mich, bis wir an der Krankenstation angekommen waren. Er übergab mich der Schwester und bellte sie an, dass sie mich umgehend versorgen sollte, was sie, unter seinem kontrollierenden Blick auch umgehend tat. Als sie fertig war, schickte er sie in den Nebenraum, da er mit mir alleine sprechen wollte. Die Schwester warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und ließ uns unsere Privatsphäre. Dann nahm er meine linke Hand und legte mir meinen Ring hinein. Ich fing wieder an zu weinen und bedankte mich leise. Er schüttelte bekümmert seinen Kopf und nahm mein Gesicht in seine Hände. Dann küsste er mich. Sanft und zärtlich. Küsste mein Gesicht ab und dann umarmte er mich beschützend. Das tat gut.

 

Ich war so fertig und der Drache meinte, dass wir den restlichen Unterricht ausfallen lassen konnten und dann sogar Mokuba von der Schule holen könnten. Wir hatten ja immer länger Schule, als er. Ich nickte und wir holten nur schnell unsere Schulsachen. Der Lehrer protestierte wieder lautstark, aber Kaiba unterbrach ihn mit den Worten, dass er noch nie einen unfähigeren Lehrer, als ihn gesehen hätte und drohte ihm mit Entlassung, wenn er noch weiter seine Zeit verschwenden würde. Nach diesen kalten, drohenden Worten war der Lehrer still und ließ uns gehen. Er wusste, dass Kaiba viel Einfluss hatte. Für ihn wäre es ein leichtes, jeden Lehrer, den er wollte, feuern zu lassen, aufgrund der horrenden Summen, die er jährlich der Schule spendete, wie er mir, auf meinen verdutzten Blick hin, erklärte. Ich war froh, endlich die Schule hinter mir lassen zu können. Wir hatten ja nur noch morgen und dann war endlich Wochenende...Oh...der...der Brief. Pegasus. Ich musste es ihm sagen...aber wie?

 

Die Limousine hielt an Mokubas Schule und als er einstieg und uns beide sah, freute er sich, bis er in mein Gesicht und meine bandagierte Hand bemerkte. Er ließ sich erzählen was geschehen war und ich erhielt vom Eisklotz, dafür, dass ich ihm das mit der Drohung nicht vorher erzählt hatte, einen kalten Blick. Der mir aber nicht unangenehm war. Seltsam.

Als wir daheim waren, schlug Mokuba vor das wir uns mit Gesellschaftsspielen ablenken könnten. Während ich dankbar annahm, lehnte der Eisklotz ab. Er arbeitete noch ein bisschen an seinem Laptop, ehe er sich zu uns gesellte.
 

 
 

 

"Hahahahahahaha..........Muahahahahaha........SCHACHMATT!!!!!"
 

 
 

 

".......Joey......Du kannst mich gar nicht Schachmatt setzen.."
 

 
 

 

"Ach ja? Warum nicht, Mokuba?"
 

 
 

 

"......weil wir Monopoly spielen....sag ist wieder irgendwas passiert, was dich nervös macht? Du sagst immer die seltsamsten Dinge, wenn du vor etwas Angst hast und davon ablenken willst!"
 

 

Oh nein. Ich bin geliefert. Woher wusste er das? War das so offensichtlich? Wir saßen gerade im Wohnzimmer und spielten zusammen....wohl Monopoly und der Eisprinz saß in seinem Sessel und las ein Buch. Ich hoffte, dass es spannend und er so sehr darin vertieft war, dass er nicht mitbekommen hatte, was Mokuba gerade gesagt hatte. Jetzt musste ich mir was einfallen lassen. Ich wusste nicht wie der Großkotz reagieren würde, wenn er erfahren würde, was ich ihm seit ein paar Tagen verheimlichte. Ich wusste, das er wusste, dass irgendwas nicht stimmte. Doch bisher hatte er mich nie gezwungen darüber zu reden, wenn ich es nicht wirklich wollte.

 

"..........na ja....äähh......ähhmmm....nö??"

 

Mokuba starrte mich mit einem ernsten Gesichtsausdruck an und auch der Drache widmete mir nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit...Ich war wirklich geliefert. "Ah hahahaha, naja gut. Es gibt wirklich etwas, was mir Sorgen macht." gab ich notgedrungen zu. Das war jetzt die Gelegenheit ihm davon zu erzählen...ich hatte Angst.

 

Kaiba legte sein Buch beiseite und erhob sich erhaben aus seinem Sessel, den ich in Gedanken, den Thron des frostigen Drachenprinzen getauft hatte, und kam lauernd auf mich zu. Er musste spüren, dass es etwas sehr wichtiges sein musste, was ich verheimlicht hatte. Ja es war wichtig. Ich fing an zu schwitzen.

"Nun?" fragte er mich kalt und analysierte gleichzeitig mein gesamtes Verhalten von heute und den vergangenen Tagen, studierte meine Gesichtszüge und hob nur eine Augenbraue. Damit hatte er mich. Ich wurde wieder extrem nervös und fummelte an meinem Ehering herum, der nun übergangsweise an der linken Hand ruhte, bis die rechte verheilt war. Ich senkte meinen Kopf unterwürfig und murmelte einige Worte, die selbst ich nicht richtig verstanden hatte. Doch ich unterschätzte wieder einmal meinen Ehemann. Aus nur ein paar Grummellauten, hatte er alles wichtige herausgefiltert und starrte mich mit einem derart eisigen Blick an, dass ich, wenn er magische Kräfte gehabt hätte, mich gerade meterdick eingefroren hätte.

"WAS?" brüllte er mich an. Dann versuchte er sich etwas zurückzunehmen und seine nächsten Worte waren nur noch ein leises Zischen. "Und WANN hattest du vor mir DAS zu sagen?" Ich schluckte. Ich hatte es heute vor, denn morgen war Freitag und dann würde er von Pegasus damit überrascht werden. Deswegen war ich ja gerade so nervös. Kaiba verlangte den Brief zu sehen und ich fummelte ihn aus meiner Hosentasche. Er sah zuerst auf das Datum, um mich daraufhin mit Eisblitzen zu strafen. Ich fröstelte und senkte wieder den Kopf. "Diesen Brief hast du mindestens schon einen Tag. Wieso erzählst du mir erst jetzt davon?" Ich murmelte, dass ich ihn schon seit Montag hatte und das brachte ihn zum explodieren.

 

"Ist dir klar, was du damit angerichtet hast?" fragte er fauchend. Er nannte mich alles mögliche, schrie mich an und konnte sich kaum zügeln, mich nicht doch zu verprügeln. "Das schlimmste weißt du doch noch gar nicht." flüsterte ich ihm leise zu und er stoppte seine Schimpftriade. "Was meinst du damit?" Ich deutete auf den Brief. "Lies ihn."

Das tat er auch und wurde immer blasser. Ich hatte ihn noch nie derart wütend erlebt, dass ich solch extreme Angst vor ihm hatte. Jetzt war dieser Moment gekommen. Was würde er tun? "Mokuba. Raus hier. Ich muss mit meinem EHEMANN unter vier Augen sprechen und egal WAS du hörst...komm nicht hier rein." Mokuba zitterte und flehte seinen Bruder an, mir nicht weh zu tun. Mit einem Fingerzeig deutete er auf die Türe und Mokuba verschwand mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck.

Ich wich zurück und sah ihn genauso ängstlich an. Dann verließen mich auf einen Schlag meine Kräfte. Ich wusste, wann ich verloren hatte und nun musste ich wohl meine Strafe annehmen. Ich sank auf den Boden und fing an zu weinen. Ich rieb meine Augen, die anfingen zu jucken und hatte auf einmal meine Kontaktlinsen an den Fingern. Ich hatte sie ja schon seit Tagen ununterbrochen drin. Mein ganzer Hass auf mein Aussehen kam für einen kleinen Moment in mir hoch, verschwand zum Glück aber gleich wieder.

Er half mir auf und packte unsanft mein Kinn. Ich starrte mit meinen goldenen Augen in seine eisblauen. In seinen sah ich Wut und unglaublich große Enttäuschung. Er gab mir eine kräftige Ohrfeige und meine linke Gesichtshälfte fing an wie Feuer zu brennen. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich wollte nicht, dass er mich so ansah und auch nicht, dass er mich für so schwach und hilflos hielt, wie ich mich gerade fühlte. "Warum hast du mir von alldem was dich bedrückt nichts erzählt? Weißt du eigentlich, dass wir jetzt nur noch zwei Tage für die Vorbereitung zur Verfügung haben?" fragte er mich zornig.

Ich musste tief durchatmen und hoffte meine Stimme wäre nicht allzu weinerlich und zittrig, als ich ihm erklärte warum. "Sind meine Sorgen und Ängste den wichtig genug, dass du dich dafür interessieren würdest? Du hasst mich. Wir wurden gezwungen zu alldem hier. Ich habe keinen Grund...keinen Grund dir zu vertrauen und du auch mir nicht. Ich hatte einfach Angst, dir von dem Brief zu erzählen." schluchzte ich verzweifelt auf.

 

Er nahm meine Hände von meinem Gesicht und zwang mich dazu, ihn ansehen zu müssen. Ich weinte noch immer bitterlich, aber ich sah in seinem Gesicht keine einzige Regung. "Du denkst, ich würde dich hassen?" Ich sah ihn verwirrt an. Natürlich dachte ich das. Wieso auch nicht. Das hatten wir ja vorher auch getan. Aber er erklärte sich natürlich nicht. Nicht, warum er nur diesen einen Satz aufgegriffen hatte und auch nichts über meine Ängste. Stattdessen sah er mich überlegend an. Er streichelte sanft meine von ihm geschlagene Wange und meinte, dass wir das schon hinkriegen würden. Dann gingen wir halt auf diese Party und zogen diese Anzüge an.

Ich verstand ihn nicht. Zuerst war er wütend, dann emotionslos, dann sanft. Was sollte da noch kommen? Da fing sein Handy an zu klingeln. Er lotste mich auf die Couch und ging ran. Er hörte nur kurz zu, meinte wir würden kommen und legte wieder auf. "Das war Jason. Die Anzüge sind da. Komm wir fahren zu ihm." Seto suchte kurz Mokuba auf und erklärte ihm, dass wir zu meinem Dad müssten. Besorgt sah er zu mir und meiner noch geröteten Wange und den verweinten Augen. Ich lächelte schwach und er atmete auf. Anscheinend war keine weitere Strafe von ihm zu erwarten. Gut zu wissen. Der Eisschrank rief Roland zu sich und gab ihm die notwendigen Instruktionen. Dann fuhren wir zusammen zu meinem Dad. Kurz bevor wir ankamen, murmelte er eine leise Entschuldigung, dass er mich geschlagen hatte und nahm mich kurz in den Arm. Er versprach mir, dass er das nicht mehr tun würde. Ich wusste nicht, ob ich ihm glauben konnte.
 

 
 

 

Wir stiegen aus der Limousine und klingelten bei meinem Dad. Es summte und wir gingen durch die Türe. Es gab zwar in diesem Gebäudekomplex einen Aufzug, aber der war ständig kaputt, also stiegen wir die Treppen hinauf in den vierten Stock. Mein Dad erwartete uns schon. Seine Augen weiteten sich, als er mein Gesicht sah. "Was ist passiert?" fragte er erschrocken und als er die verbundene Hand sah, stürzte er zu mir und umarmte mich fest. "Kommt erstmal rein und dann erzählt was passiert ist." Wir folgten ihm in die Wohnung, die ziemlich unordentlich wirkte. Kleidung lag verstreut herum und das benutzte Geschirr sah aus, als ob es von letzter Woche wäre. Ich war doch am Montag erst hier gewesen und da war noch alles sauber. Mit der verbundenen Hand konnte ich nicht abwaschen, aber ich sammelte Dads Wäsche auf, die schon stank und rümpfte daraufhin die Nase. Ich bat Kaiba meinem Dad alles zu erzählen, während ich die schmutzige Wäsche in einem Korb sammelte und damit ins Bad ging, um sie zu waschen. Auch hier sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Benutzte Handtücher lagen verstreut, sowie schmutzige Unterwäsche. Die Tube der Zahnpasta war offen und der Inhalt teils im Waschbecken verschmiert. Der Spiegel hatte ebenfalls Zahnpasta Flecken und die Toilette sah aus, als hätten wir keine Toilettenbürste, um sauber zu machen. In der Dusche waren noch eingetrocknete Seifenreste ...Ich lud also erstmal die Kleidung in die Waschmaschine und schaltete sie an. Dann verschloss ich die Zahnpastatube und begann, mit einer Hand zu putzen. Es verging eine halbe Stunde, bis ich hier alles blitz blank hatte. Mit einer Hand war ich nicht so schnell.

 

Mein Ehemann sah nach mir und schimpfte verärgert, warum ich für meinen Dad die Putze spielte. War er nicht ein erwachsener Mann, der für sich selber sorgen konnte? Ich sah Kaiba daraufhin nur an, seufzte und ging aus dem Bad. Dann holte ich den Staubsauger und versuchte mit einer Hand zu saugen, was mehr schlecht, als recht funktionierte. Mein Dad nahm ihn mir ab und entschuldigte sich dafür, dass er es nicht gemacht hatte und saugte für mich weiter. Ich war schon wieder den Tränen nahe. Mein Dad konnte kaum für sich selbst sorgen und anscheinend vereinsamte er hier, ohne mich. Der arrogante Schnösel nahm meine linke Hand und zog mich auf die Couch, immer noch schimpfend. "Warum tust du das? Du bist verletzt." Ich sah ihn an und teilte ihm mit, das Dad einsam war und sich deswegen gehen ließ. Ich konnte ihn doch nicht im Stich lassen. Kaiba massierte sich daraufhin nur genervt seine Nasenwurzel. Dad saugte ziemlich schlampig und ich musste mich stark zusammen reißen, um ihm nicht den Staubsauger zu entwenden und es selbst zu machen. Dann war er "fertig" und setzte sich wieder zu uns. "Tut mir leid, Joey. Ich mache es ab jetzt besser, ja? Ich nickte nur und fragte ihn nach seiner Meinung über den Brief. Er presste die Lippen aufeinander und hatte einen sehr enttäuschten Gesichtsausdruck drauf. Er zuckte abweisend mit den Schultern und gab uns das Paket, in dem die Anzüge waren. Ich seufzte. Wenn Dad SO reagierte, konnte ich nichts aus ihm heraus bekommen. Wir waren uns echt ähnlich....Dann öffnete Kaiba das Paket und unsere Augen wurden immer größer.
 

 

 

"Das ist nicht sein Ernst!" Wir waren beide fassungslos. NIE würde ich DAS anziehen. Kaibas Anzug war mit Rüschen nur so übersät und war sonnengelb. An dem Ärmeln und dem Jackensaum waren Fransen dran und gingen nur bis zum Ellbogen. Das Hemd war schlicht und rosa. Die Hose hatte einen weiten Schlag und es zierten große, glitzernde Pailletten und Steinchen den Schrittbereich.....und er hatte noch den guten Anzug. Meiner war eigentlich nicht wirklich einer. Das was ich anziehen sollte, war wohl ein sogenannter Männerrock, aus weichem schwarzem Leder, mit ebenso glitzernden Steinchen und ein passendes Hemd, mit einem integriertem Mieder in Gold und lila. Der Rock war nur Knielang und das Mieder mit Hemd viel zu kurz. Ich müsste bauchfrei gehen. Ich wollte diese Schande sofort im Müll versenken, jedoch bremste mich mein Dad, mit der Aussage, dass wir diese vielleicht noch irgendwann brauchen könnten, was ihm von uns beiden einen "Bist du wahnsinnig-Blick" bescherte. Dad interessierte das nicht und räumte diese....er räumte sie weg.

 

Ich war am Ende. Ich konnte nicht fassen, dass wir so etwas in der Öffentlichkeit anziehen sollten. Die Presse würde ja auch dort sein und Pegasus hatte dieser versprochen ...VERSPROCHEN, dass wir dieses.....Modedisaster denen vorführen würden. Selbst wenn wir nun vor aller Welt, als schwules, verheiratetes Pärchen galten, wir hatten Stil! Das sagte ich auch laut und fragte Kaiba gereizt, ob er ein richtig tolles, Kaiba-mäßiges Outfit in seinem Schrank hätte, was Pegasus in Ohnmacht fallen lassen konnte. Eine hochgezogene Augenbraue später, hatte Kaiba sein Handy hervor gezogen und telefonierte nun in einer mir völlig unbekannten Sprache. Sie hörte sich edel und elegant an. Als er aufgelegt hatte, bat er mich und meinen Dad ihn zu begleiten. Dann fing er noch ein Gespräch an, ebenfalls in einer anderen Sprache, die sich irgendwie düster nach Mafia anhörte, aber trotzdem einen angenehmen Klang hatte. Als er aufgelegt hatte, fragte ich ihn danach. Er erklärte das erstere Sprache französisch und die zweite russisch war. Ich konnte nicht umhin ihn dafür zu bewundern, versuchte es aber nicht zu zeigen. "Und warum hast du diese Sprachen jetzt sprechen müssen? Was hast du vor....Se..Seto?" Ich war fast versucht, ihn anders zu nennen, aber ich konnte mich gerade noch bremsen. Keine Liebe. Das musste ich mir immer wieder in Erinnerung rufen.

Lange sah er mich an, bevor er mir antwortete. "Ich habe nur etwas in die Wege geleitet und um Pegasus in Ohnmacht fallen zu lassen, müssen wir uns erst solche "Kaiba - mäßigen Outfits", wie du so schön sagst, schneidern lassen. Jason und Mokuba bekommen auch eines und dann brauchen wir noch ein schönes Kleid."

"Ein Kleid?" riefen mein Dad und ich im Chor. Der Drache rollte nur mit den Augen und schwieg. Ich fragte mich, wer dieses Kleid nur anziehen sollte....hoffentlich nicht ich...Wir fuhren wieder in die Villa und holten Mokuba ab. Ich sah auf die Uhr und stellte fest, dass es gerade mal 14 Uhr war. Wieso war mein Dad eigentlich um diese Zeit zu Hause? Dann unterbrach mein Mann meine Gedanken und scheuchte mich in mein Zimmer. Ich sollte mir mein Gesicht waschen und mich umziehen. Ich hatte nach der Schule vergessen, meine Schuluniform gegen Alltagskleidung zu wechseln. Also ging ich erst ins Bad und wusch mich. Dann huschte ich in meinen Schrank und überlegte. Was sollte ich anziehen? Jetzt endlich verstand ich alle Frauen. Ich hatte so viele Klamotten, dass ich einfach nicht wusste, was ich anziehen sollte. Ich stand lange davor, kramte mal hier, mal da ein paar Sachen hervor und sah sie an. Das war zu viel für mich. Mir reichten doch wirklich nur ein paar Sachen. Da wusste man sich wenigstens immer zu entscheiden.

 

Dann stand der Eisdrache hinter mir, denn ich spürte einen kalten Blick auf meinem Rücken. "Mann, Kaiba. Das sind viel zu viele Klamotten. Ich weiß gar nicht, was ich anziehen soll...." sagte ich einfach, ohne mich umzudrehen. Ich hörte ein Schnauben und dann griff er an mir vorbei und zog eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes, kurzärmeliges Hemd heraus und reichte es mir. "Lass die drei obersten Knöpfe offen, dann sieht es lässiger aus." sagte er kühl und verschwand wieder. Ich zitterte. Ich hatte das Gefühl, dass er mir wieder näher kam. Das wollte ich eigentlich nicht und dann wollte ich es doch wieder. Vor mir selbst zugeben kam eigentlich nicht in Frage...aber ich vermisste die Leidenschaft zwischen uns. Auch wenn ich mich danach benutzt fühlte. In den Momenten, wenn ich mit ihm schlief, hatte ich das Gefühl geliebt zu werden. Ich fühlte mich vollkommen. Aber für ihn war das nur eine reine körperliche Sache, ohne nennenswerten, romantischen Gefühlen. Einfach mal so zum zwischendurch abspritzen.

 

Ich schüttelte den Kopf und verdrängte hartnäckig die Traurigkeit, die mich wieder befallen wollte. Schnell zog ich mir die Schuluniform aus und die wirklich bequemen und coolen Klamotten an. Dazu zog ich mir schwarze Turnschuhe an. Ich verließ den Schrank und hetzte nach unten, wo alle nur noch auf mich warteten. Wir gingen geschlossen zur Limousine und fuhren aus der Stadt heraus, in ein benachbartes Dorf. Es hatte vielleicht einige tausend Einwohner und wirkte sehr gemütlich. Ich erinnerte mich an meine Shoppingtour vor fast einer Woche und hoffte, dass es nicht auch derart anstrengend war. Wir hielten vor einem altmodisch wirkendem Laden und betraten diesen. Die Ladenglocke klingelte eine sanfte Melodie und der Eisprinz wurde sogleich überschwänglich, in sehr gebrochenem japanisch, begrüßt. Dann wechselte der ältere Herr, mit den weißen Haaren und stechend hellgrünen Augen in seine Muttersprache und ich erkannte an diesem eleganten Ausdruck, dass es französisch war. Dieser Herr konnte gar nicht mehr aufhören, Kaiba zu erzählen, wie sehr er ihn doch bewunderte. Da brauchte man keinen Übersetzer, denn er hatte eine sehr ausdrucksstarke Gestik und fuchtelte mit seinen Armen, wie wild in der Luft herum. Während wir warteten, dass der Herr auch uns begrüßte, sah ich mich um. Überall standen Schneiderpuppen mit bauschigen Kleidern in zarten Farben und welche mit extravaganten Anzügen herum, dazwischen alte, wohl antike Möbelstücke und man fühlte sich in die Vergangenheit versetzt. Es roch schwach nach Möbelpolitur bei einer alten, magisch wirkenden Kommode, die ich einfach mal anfassen musste.

 

"Oh mon dieu. Fassen Sie dieses Buffet ja nischt an." Schrie mich der Mann an. Ich fragte mich, wo hier ein Buffet stehen sollte und bekam sofort Hunger, was ich auch umgehend äußerte. Kaiba räusperte sich und stellte mich dem Herrn vor, der Monsieur Francois Moreau-Duboit hieß. Der Herr wurde blass und entschuldigte sich hektisch, ging auf die Knie und verbeugte sich so tief, dass er den Boden hätte küssen können. "Schon gut Mr. Dubott. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich habe meine Manieren ganz vergessen." Er sah mich mit einem stechendem Blick an, zwirbelte seinen weißen Schnurrbart und nuschelte ein "Mein Name ist Duboit, nischt Dubott." Ich verbeugte mich vor ihm und bat ihn mir zu erklären was das für ein edles Möbelstück sei, denn ich kam nicht umhin seinen ausgezeichneten Geschmack zu bewundern. Das brachte ihn zum strahlen und er erklärte mir das es ein Buffet, also eine Kommode, aus Kirsch- und Nuss Holz aus dem Jahre 1852 sei. Es hatte dem Kaiser Napoleon dem Dritten gehört und er sei besonders stolz darauf. Ich lächelte ihn an und beglückwünschte ihn zu diesem....Buffet. Er umarmte mich und klopfte mir ziemlich hart auf den Rücken. Er meinte, dass er das Kompliment nur zurück geben konnte. Monsieur Seto Kaiba hatte ebenfalls einen exquisiten Geschmack, bei der Wahl seines Ehemannes und lobte meine goldene Erscheinung. Ich wurde umgehend knallrot und fragte ihn, um ihn von mir abzulenken, ob er für die stylischen Mäntel, die in meines Mannes Schrank hingen, verantwortlich war. Ein hektisches Nicken erschütterte ihn und prompt fiel mir sein Toupet vor die Füße. Er hob es auf, setzte es falsch herum wieder auf und bat uns mit nach hinten zu kommen. Mein Dad musste sich mühevoll das Lachen verkneifen, als er sich mit Mokuba uns anschloss und mit nach hinten ging. Es verging eine Ewigkeit, ehe wir, also Dad und ich, abgemessen wurden. Kaibas und Mokubas Maße kannte er wohl schon. Nun kannte der Herr auch alle meine Körpermaße. Von der Größe meines kleinen Zehs bis hin zum Abstand von Ohrläppchen zu Ohrläppchen. Wozu DAS gut sein sollte wusste ich nicht. Da der Eisschrank aber nichts gesagt hatte, nahm ich an, dass es notwendig war. Es vergingen ein paar Stunden dabei, ehe die Ladenglocke wieder ihre beruhigende Melodie spielte, als jemand den Laden betrat. Kaiba grinste mich an. "Unser Gast ist eingetroffen."

 

 

Ich sah ihn verwirrt an und wollte gerade fragen, welchen Gast wir erwarteten, bis mich ein Mädchen, mit langen rotbraunen Haaren, umwarf und mich laut "Großer Bruder" nannte. Serenity.... Ich schluchzte laut auf, umarmte sie und vergrub mein Gesicht in ihrer Mähne. Dann stürzte unser Dad zu uns und umarmte uns alle fest, sodass wir keine Luft mehr bekamen. Mokuba kratzte sich an seiner Nase und freute sich und mein Mann, den ich vor lauter Haaren in meinem Gesicht kaum sah, wirkte abwesend. Als wir uns alle schluchzend voneinander lösten, begann Mr. Dabon wieder um uns zu wuseln und fragte, ob sie das Mädchen sei, für das er ein hinreißendes Kleid schneidern sollte. Sie wirkte verwirrt, nickte aber einfach mal und ließ sich abmessen. Ich betrachtete meinen Drachen, der mir schon zum zweiten Mal eine großartige Überraschung beschert hatte. Sein Gesicht war wieder ausdruckslos und kühl. Wann hatte ich ihm das letzte Mal für seine Fürsorge gedankt? Hatte ich das überhaupt schon mal? Vielleicht....wenn ich anfing...vielleicht änderte sich sein Verhalten dann und er wechselte nicht mehr ständig seine Launen. Ich ging auf ihn zu und er sah zu mir. Ich war voller Gefühle und mein Herz quoll über vor Glück, weil ich meine Schwester wiedersehen durfte. Also schlang ich meine Arme um seinen Nacken, sah ihm tief in die Augen und flüsterte ihn etwas zu. "Ich danke dir für diese wunderbare Überraschung, mein Geliebter Ehemann." Dann zog ich ihn zu mir runter, schloss meine Augen und küsste ihn zärtlich. Ich wollte mich von ihm gleich wieder lösen, aber dann fing er an den Kuss zu erwidern und hielt mich fest. Er öffnete seine Lippen einen Spalt weit und ich tat es ihm gleich. Unsere Zungen tanzten, rieben sich zart aneinander und mir wurden dabei die Knie weich. Zum Glück hielt er mich immer noch fest. Nach einiger Zeit lösten wir den Kuss wieder und ich öffnete meine Augen, um in seine zu sehen, die hell und unglaublich blau strahlten.

 

Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen und sah fasziniert zu, wie sich seine Augenfarbe von einem sehr hellen blau, in ein zartes himmelblau und dann zu eisblau wechselte. Er war wunderschön und ich wollte ihn am Liebsten noch mal küssen. Aber dann räusperte sich Mokuba, mit den Worten, dass wir das doch bitte auf später verschieben sollten, wenn wir alleine in unserem Schlafzimmer wären. Ich senkte beschämt meinen Kopf an Setos Brust und versuchte wieder klar denken zu können. Ich hörte meine kleine Schwester kichern und nahm sofort wieder Abstand von Seto. Sein Blick wurde wieder ausdruckslos und er widmete sich der Farbauswahl unserer Kleidung, die allesamt aufeinander abgestimmt werden sollten. Wir waren zwar geladen zu einer abendlichen Party, aber der Kleidung nach, die Pegasus uns geschickt hatte, mussten wir nicht in einfachen Anzügen dorthin gehen. Mr. Düdoi schlug vor, Anzug und Kaibas übliche Mäntel miteinander zu kombinieren. Elegant sollte es sein und doch typisch für einen Kaiba. Auch das Kleid für Serenity sollte auf uns Männer angepasst sein und er fragte meinen Mann ob es besser schulterfrei oder mit Trägern sein sollte. Damit war er aber etwas überfordert. Doch in meinem Kopf formte sich bereits eine Idee und ich schnappte mir daraufhin den Zeichenblock und einen Bleistift, des Ladenbesitzers, der lautstark protestierte. Doch dann sah er meinen konzentrierten Blick, der schon fast wahnsinnig wirkte, den er aber kennen musste und zeichnete ein "Kaibamäßiges" Kleid, welches mir passend für meine Schwester erschien. Die Augen der Anwesenden wurden immer größer. Anscheinend wusste hier keiner, außer mir selbst, dass ich gerne zeichnete.

 

Das Kleid hatte einen Stehkragen und war nur an einer Seite schulterfrei. Der Ausschnitt war herzförmig und lag eng an. An ihm waren zwei schwarze Schnallen die den Kragen mit dem Ausschnitt verbanden. Der rechte Arm hatte als Ärmel sehr feinmaschigen schwarzen Netzstoff. Das Oberteil bestand aus blauem Stoff und weißem Leder. Der Rock war mit dem Oberteil verbunden und wirkte teils wie ein Mantel. Hinten floss der Mantelrock bis zum Boden. Vorne sollte der Rock nur kurz sein. Ein Gürtel mit den Initialen der Kaiba Corporation sollte sie ebenfalls tragen. Eine schwarze, feinmaschige Netzstrumpfhose, die die Innenschenkel ausließen, wurden von Stiefeln aus weißem Leder abgerundet. Ich schlug vor, dass wir alle vor allem in weiß, mit ein bisschen schwarz und blau gehen sollten. Unsere Kleidung ähnlich im Stil und doch individuell. Außerdem fragte ich ob wir nicht Kaiba Technologie in unsere Kleidung einbauen lassen sollten, so als Highlights die blau leuchteten, a la Cyber Space. Mr. Dumpoin war von meiner Idee begeistert und so zeichnete ich noch die restlichen Outfits für Samstag. Alle angeglichen an dem Kleid. Als wir endlich wieder in die Limousine stiegen, war es bereits Abend und ich hatte nun richtig Hunger. Serenity freute sich schon auf meine Kochkünste, genau wie mein Dad und auch Mokuba redete über Essen, wie ein Wasserfall. Nur der Großkotz war schweigsam und sah mich die ganze Zeit mit einem undefinierbarem Blick an. Ich fragte ihn, was er hätte. Doch wieder strafte er mich mit Schweigen. Man war das nervig. Ich sah wütend woanders hin und hoffte, bald diesem Drachen entkommen zu können.

 

Endlich an der Villa angekommen, floh ich regelrecht vor ihm und machte mich auf, zu kochen. Ich beschloss lauter Kleinigkeiten anzurichten. So traf ich jeden Geschmack. Ich schaltete bei kochen regelrecht ab und genoss es für meine Familie ein Festessen zuzubereiten.

Wir lachten und redeten ohne Unterlass beim Essen. Dann fragte ich Serenity wie sie hier her kam, wie lange sie hier bliebe und was Mutter dazu sagte. Meine kleine Schwester wurde still und sah mich an, als ob es nicht offensichtlich wäre. "Ich wurde nach Schulschluss von einem Mann angesprochen, ob ich die Schwester von Joseph Kaiba wäre. Als ich ihm bestätigte das du mein großer Bruder bist, sagte er ich wäre übers Wochenende nach Domino, in die Kaiba Residenz eingeladen und er hätte eine Entschuldigung für den morgigen Schultag. Ich habe mich von ihm nach Hause bringen lassen, meine Sachen gepackt und Mama gesagt, dass ich mit einer Freundin lernen will und bei ihr übernachte und mit ihr am nächsten Tag zur Schule gehe. Dann am Wochenende wäre eine reine Mädchen Pyjama Party und ich würde erst am Sonntag Abend wieder nach Hause kommen. Ich bin mit Kaibas Privatjet hergekommen. Ja und jetzt bin ich hier."
 

 

Ich sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte Mutter einfach gesagt, sie würde bei einer Freundin übernachten? Aber das ging doch nicht. Sie war immerhin unsere Mutter. Und Serenity hatte sie einfach dreist belogen. Ich teilte ihr meine Bedenken umgehend mit und auch, dass sie unserer Mutter doch nicht einfach den Respekt verwehren sollte.

"Joey...denkst du wirklich, ich könnte meiner Mutter noch ein einziges Fünkchen Respekt zollen, so wie sie dich behandelt hat? Wir haben das Interview im Fernsehen zusammen angeschaut. Außerdem habe ich ihr Telefongespräch noch drei Zimmer weiter sehr gut mit anhören können. Joey...egal was Mutter sagt...sie lügt. Außerdem liebe ich deine Augen. Sie sind wundervoll und nur weil Mutter so gewöhnlich ist, muss sie ihre Eifersucht nicht ständig an dir auslassen. Immerhin kannst du am wenigsten dafür."

Ich sah sie weiterhin fassungslos an. Während Mokuba bestätigend nickte, bekam sie von Dad einen missbilligenden Blick, der aussagte, dass sie Recht hatte, aber trotzdem nicht so über ihre Mutter reden sollte und der Eisberg warf ihr einen wohlwollenden, zufriedenen Blick zu....Oh nein. Er war vielleicht doch hetero und wollte, nach der Scheidung, sich an meine kleine Schwester ranmachen...Das konnte er vergessen. Ich brauchte Sicherheit. Aber wie sollte ich ihn fragen? Einfach damit rausplatzen? So wie: He Kaiba, bist du schwul Alter, oder was?
 

 

Als wir fertig waren, räumten wir noch ab und machten alles sauber. Mokuba führte meine Schwester und Dad ins Wohnzimmer, wo die drei noch einen guten Film anschauen wollten.

Ich war so nervös und spielte wieder mit meinem Ehering. Ich war mit meinem Mann allein in der Küche. Noch beobachtete mich der Großkotz aufmerksam. Er sah mich immer noch mit diesem seltsamen Blick an, den er schon hatte, seit ich unsere Outfits gezeichnet hatte....Ups. Also deswegen sah er mich so an.

"Ja ich kann zeichnen. Und? Was soll daran so besonderes sein?" fragte ich ihn und hoffte, dass er mich auch wirklich deswegen so ansah. Sein Blick wurde frostiger. "Du scheinst ja wirklich keinerlei Vertrauen in mich zu haben." Ich schluckte. Nun gut ein bisschen schon. Keiner war zuverlässiger als er. Aber deswegen ihm gleich alles von mir erzählen? Damit konnte er mich auch mal erpressen, wenn ich nicht gehorchte. Aber das brauchte er nicht zu wissen.

 

"So würde ich das nicht sehen. Du hast Eigenschaften die recht verlässlich sind. Ich gebe zu, ich vertraue dir schon ein bisschen." Reichte ihm das? Hoffentlich. "Das ist alles?" Oder auch nicht. "Wieso sollte ich gerade DIR vertrauen? Du hattest bis jetzt, seit wir verheiratet sind, nichts anderes gemacht, als mich zu schikanieren und hast mich sogar geschlagen. Du hasst mich und vertraust mir doch auch nicht. Sonst würdest du mich nicht immer mit Nichtachtung und Schweigen strafen. Von dir bekommt man nie eine eindeutige Reaktion, wenn man sie mal braucht." Er hob eine Augenbraue. "Du fühlst dich also von mir vernachlässigt?" Das war doch die Höhe... Wieso sollte ich mich vernachlässigt fühlen? Wie kam er auf so eine absurde Schlussfolgerung? Wir hatten von Vertrauen gesprochen, nicht von Vernachlässigung. Außerdem...wieso hörte sich das bei ihm immer an, als ob er mein Herrchen wäre und ich der Hund? Das Herrchen geht mit dem armen Hundi kein Gassi mehr und spielt auch nicht mehr mit ihm....Wieso betitelte ich mich eigentlich selbst als Hund in meinen Gedanken? Ich sah ihm ins Gesicht und ich glaubte, er hatte denselben Gedanken, wie ich gerade. Ich lief rot an und warnte ihn, mir jetzt mit irgendwelchen Hundekommentaren zu kommen.

 

"Du forderst es aber auch immer heraus, Bello." Ich knurrte. "Aus. Böser Hund. Das reicht. Vielleicht solltest du heute Nacht draußen in deinem Zwinger schlafen." Ich sah ihn böse an. "Ich bin kein Hund und werde auch nie einer sein. Merk es dir endlich, Kaiba. Ich dachte du bist schlau."

Dann wand ich mich ab und ging aus der Küche. Was solls. War mir doch egal, ob er schwul war. Ich wollte nur noch meine Ruhe vor ihm. Auch wenn ich gerne Zeit mit meiner Schwester verbracht hätte, musste ich jetzt erst alleine sein und mich wieder fangen. War aber schwierig, wenn man von Mokuba erwischt wurde, wenn man sich davon stehlen wollte. Erbarmungslos zerrte er mich ins Wohnzimmer und auch der Eisberg setzte sich, mit finsterem Blick, dazu. Natürlich in seinen Thron...ich meine Sessel. Mit meinem Dad trank er ein Glas eines seiner besten Rotweine und Serenity und Moki tranken den alkoholfreien Schockonougatlikör. Ich verzichtete auf was zu trinken. Wie konnte ich jetzt genießen? Ich fing an zu grübeln und sah abwesend in eine Ecke. "Joey? Hey Joey?" Ich erschrak, als mein Dad mich so laut ansprach. "Was ist?" Nachdenklich wurde ich von allen Anwesenden gemustert. "Ich habe dich gefragt, ob du auch was von dem Rotwein möchtest?" Ich schüttelte den Kopf und meinte das ich müde wäre und mich gerne zurück ziehen würde. Doch meine Schwester hatte einen wissenden Blick a la Thea drauf und sie meinte, dass ich schon noch ein Glas mittrinken könnte. Das sagte sie, gepaart mit einem bettelndem Hundeblick. Ich knickte ein und nahm das Glas, was Dad mir reichte. Ich trank abwesend mein Glas Wein und meine Gedanken schweiften wieder ab. Wenn Pegasus morgen das Interview gab, wüsste meine Mutter, dass sie alle auch eingeladen sein würden. Mutter liebte alles Berühmte und Reiche und würde es sich sicherlich ansehen. Ich glaube, nur Serenity und ich wussten, dass Mutter eine Schwäche für Pegasus hatte. Oh wenn sie wüsste, dass er zur Familie gehörte... Wenn Serenity mitkam auf die Party... die Presse! Ich sprach Serenity leise darauf an und geschockt sagte sie mir, dass sie das nicht bedacht hätte. Also mussten wir frühestens nach dem Interview und spätestens nach der Party mit unserer Mutter rechnen. Ich zitterte und hoffte, dass sie von einem persönlichen Besuch absehen würde. Der Eisklotz sah mich schon wieder so seltsam an. Ich wich seinem Blick aus und versuchte die nun bohrenden Eissplitter zu ignorieren. Dann endlich war der Film zu Ende und Dad und Serenity durften in den beiden Gästezimmern schlafen, die wohl von den Ninjazimmermädchen bereits hergerichtet worden waren.
 

 

Der Eisschrank ging mit den anderen mit und ich blieb alleine im Wohnzimmer zurück. Ich ging auf den Fernseher zu und öffnete das geheime Fach, in der der Whisky versteckt war, nahm ihn und holte mir ein Glas. Ich schenkte mir ein bisschen davon ein und trank ihn mit einem Schluck leer. Das wiederholte ich noch drei mal und ich fühlte nun eine angenehme Schwere in mir. So würde ich gut und lange schlafen können. Ich holte mein Handy und schrieb meinen Freunden eine WhatsApp, dass ich es ihm gesagt hatte und nur ein bisschen geweint hatte. Während ich wieder an meinen Platz ging und mich setzte, schenkte ich mir nochmal ein. Den Whisky trank ich wieder mit einem Schluck aus und dann klingelte mein Handy. Ich nahm ab und hörte irgendwas mit "Mach die Kamera an." Ich sah auf mein Handy, drückte die entsprechende Taste und sah mich all meinen Freunden gegenüber. Ich starrte sie, das Glas in der Hand, geschockt an, während Thea mich missbilligend ansah.

 

"Trinkst du etwa?" Ich nickte und lächelte schwach. Ohne Umschweife erzählte ich ihnen wie Setos Reaktion auf mein Geständnis war. Das er mich nur ein paar Minuten beschimpft hatte. Das ich nur eine einzige kraftvolle Ohrfeige kassiert hatte und nicht wie erwartet, ein halbtot prügeln. Duke meinte ich sollte kurz warten. Sie waren wohl gerade alle bei ihm. Er holte nun ebenfalls was zu trinken. Er brachte ein paar Dosen Bier für Tristan, für Ryou eine Flasche Wodka, für sich selbst Jacky-Cola und für Thea eine Flasche Asti, einen Mädchensekt, der unglaublich süß schmeckte. Sie öffnete ihn, es ploppte laut und sie trank gleich einen großen Schluck, direkt aus der Flasche. Wir anderen taten es ihr gleich. Ich erzählte weiter. Das er sich für die Ohrfeige entschuldigt und versprochen hatte, es nicht mehr zu tun. Von den geschmacklosen Anzügen, die Pegasus mir geschickt hatte und das Dad sie behalten wollte. Dann noch davon, wie wir zu Herrn Daibon gefahren sind und Kaiba mich mit meiner Schwester überrascht hatte und sie das ganze Wochenende hier wäre, da sie unsere Mutter angelogen hatte. Dann noch vom Gespräch mit meinem Mann vor über zwei Stunden.

 

Ich trank die halbe Flasche leer, dann entschuldigte ich mich bei ihnen, dass mir jetzt ziemlich schwindlig sei und ich ins Bett gehen würde. Ich legte auf und versuchte auf die Beine zu kommen. Alles drehte sich, aber es war noch nicht allzu schlimm. Ich drehte mich um und sah mich meinem Eisprinzen gegenüber. Seinem verkniffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er von Anfang an mein Telefonat mitgehört.

"Was ist?" fragte ich ungehalten und eindeutig etwas lallend. "Hast du etwa die halbe Flasche meines besten Whiskys getrunken?" Ich nickte grinsend und wacklig schwankend ging ich zum Fernseher, um die Flasche aufzuräumen. Als ich mich wieder umdrehte, sah ich mich auf einmal seiner Brust gegenüber. Ich schaute nach oben in sein Gesicht und fing an zu frieren. "Du dachtest also ich würde dich halbtot prügeln?" Ich nickte erneut und meinte, dass ich in dem Moment richtig Angst vor ihm gehabt hätte. Aber das wäre eh egal. "Lass mich jetzt bloß in Ruhe. Ich brauche deine Aufmerksamkeit nicht. Weder jetzt, noch in Zukunft. Gute Nacht." Ich versuchte an ihm vorbei zu kommen, aber er griff sich mein Handgelenk und hielt mich zurück. Dann drehte er mich zu sich um, griff sich grob mein Kinn und sah mir wütend in die Augen. "Du tust so, als ob ich nichts anderes zu tun hätte, als dir Gewalt anzutun." Nun war ich auch wütend. "Aber nein. Nicht doch. Das einzige was du tust, ist mich ständig zum weinen zu bringen." spie ich ihm entgegen. Wir starrten uns an und wieder mal kam mir in den Sinn, wie sehr er mich hassen musste. Es war doch sinnlos. Nie würde aus diesem Hass, Liebe werden können. Ich versuchte ihn wegzudrücken und er ließ sich das, seltsamerweise auch gefallen. Ich drehte mich um und wollte nun gehen.

 

Doch der Alkohol ließ mich mutiger werden, denn ich zögerte und schluckte. "Bist du jetzt eigentlich schwul, oder nicht?" Ich drehte mich nochmal zu ihm um und er sah mich bloß ausdruckslos an. Dann kam er auf mich zu, beugte er sich zu mir und flüsterte mir verführerisch ins Ohr. "Komm heute Nacht zu mir, dann zeige ich es dir." Bei den Worten stellten sich meine Nackenhaare auf und ich erschauderte. Mir wurde heiß und schwindlig und ich spürte ein hungriges Verlangen nach ihm. Aber ich zwang mich dazu, hinaus zu gehen. Eine eindeutige Antwort auf meine Frage sah anders aus. Schnell war ich, im Zick Zack stolpernd, die Treppe nach oben gelaufen und in mein Zimmer. Ich sperrte ab, auch wenn ich wusste, das es nichts bringen würde. Oh ich wollte ihn so sehr. Aber ich durfte nicht nachgeben. Ich zog mich bis auf die Boxershorts aus und legte mich ins Bett. Aber...ich konnte nicht einschlafen.....

 

Immer wieder sah ich ihn vor mir, mit hellen blauen Augen und hörte seine verführerische, tiefe Stimme die mich erzittern ließ. Ich spürte wie meine Männlichkeit anfing, sich zu regen. Nein. Ich wollte nicht selbst Hand anlegen. Ich konnte auch nicht zu ihm in sein Bett hüpfen und mich durchnehmen lassen. Ich musste durchhalten. Wir hatten es das letzte Mal erst am Montag in aller Frühe miteinander getan. Also waren erst drei Tage seitdem vergangen. Und ich hatte noch genau 353 Tage vor mir, bis ich das eine Jahr geschafft hatte. Das hieß ich musste mich zusammen reißen. So schwer es mir auch viel.
 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Wer weiß, an welchem Datum Seto und Joey geheiratet haben?
Ich bin übrigens nach dem Kalender diesen Jahres gegangen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  flower_in_sunlight
2020-05-20T21:57:48+00:00 20.05.2020 23:57
Ich komme auf den 27./28.3. wenn ich die Eckdaten noch richtig im Kopf habe....

Langsam werde ich das Gefühl nicht los, dass Seto eigentlich auch mehr von Joey will, sich aber a) schämt, wenn sie sich näher gekommen sind b) ziemlich viel Angst davor hat, dass Joey ihn zurückweisen könnte...
Antwort von:  Alistor
21.05.2020 08:43
Huhu Danke für deinen Kommentar
Korrekt der 28.03
Wir werden sehen wie es sich noch entwickelt
Von:  Onlyknow3
2020-05-19T11:03:57+00:00 19.05.2020 13:03
Was für ein Kapitel, da fahren die Emotionen wirklich Achterbahn.
Dieses rauf und runter, macht nicht nur Joey zu schaffen, denn auch Seto kämpft damit.
Er kann eben wegen seiner Erziehung unter dem alten Kaiba nicht anders.
Außerdem müssen die beiden miteinander klar kommmen, damit Seto sein Firma nicht verliert.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  Alistor
19.05.2020 13:24
Das hast du schön erklärt
Vielen Dank für dein Feedback
Ich sollte vielleicht eine Sicht von Seto zu diesem Kapitel machen, was meinst du?
Von:  CharlieBlade1901
2020-05-18T22:05:22+00:00 19.05.2020 00:05
Also die beiden sind echt nicht zu verstehen. Erst Hass dann liebe. Aus liebe wird wieder Hass aus Hass wird wieder liebe dann die dumme schnalle die Joey das Leben schwer macht. Wie schwer ist es sich mal 24 Stunden zusammen zuraunen und nicht zu streiten. Ich habe schon wieder Bedürfnis nach Eiscreme.
Antwort von:  Alistor
19.05.2020 06:07
Das wird schon noch
Sind noch nicht mal 2 Wochen verheiratet die beiden
Das Problem bei den beiden ist immer wieder die Kommunikation und fehlendes Vertrauen
Antwort von:  flower_in_sunlight
20.05.2020 23:52
Ich habe mal die Bestellung für Joey erweitert. Jetzt bekommst du auch einen Jahresvorrat an Taschentüchern und Schokoladeneis. Kann nur hoffen, dass das Paket bei mir bald ankommt - ohne halte ich diese FF nämlich auch nicht mehr lange aus. ;-)
Antwort von:  CharlieBlade1901
22.05.2020 22:40
Wenn dann sind die Taschentücher für ihn ich brauche bei Depressionen, die ich bei den beiden ja bekomme eher Eiscreme. Es gibt Leute die bekommen bei den beiden Migräne ich bekomme Depressionen.
Antwort von:  flower_in_sunlight
22.05.2020 22:43
Okay, ich habe die Bestellung angepasst. Eis-Nachschub ist unterwegs.
Bitte keine Depression bekommen!
Antwort von:  Alistor
22.05.2020 22:54
Dann sollte ich beim nächsten Kapitel wohl vorher Eiscreme zur Verfügung stellen. Was wird noch benötigt? Schokolade? Kuscheltiere in Form von Hündchen und weißen Drachen? Sauerstoffmasken?
Antwort von:  CharlieBlade1901
23.05.2020 00:58
Eiscreme Vanille Cookie Geschmack
Mit Sahne versteht sich und je ein Stofftier vom Weißen Drachen und von Rotaugen Drache.


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