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Soft Spot

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Mood-Song für dieses Kapitel:
Schwierig. Ich selbst hab diverse russische Songs gehört... Aber angesichts des Themas sind es wohl
Afternoon - Hit Back
und Kryptonite - 3 Doors Down Komplett anzeigen

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Was soll ich sagen, dieser Junge ist Zauber pur!

Pflichtschuldig stand Boris auf der Treppe aus Schieferplatten und trat von einem Bein aufs andere. Es war früher Nachmittag, die inoffizielle, nachbarschaftlich vereinbarte Mittagsruhe war gerade vorbei. Über ihm wetzten Schwalben im Tiefflug aufgescheucht hin- und her; rechts von ihm hatten sie unter der Regenrinne ein Nest gebaut. Es war jetzt knapp eine Woche her, dass er seiner Nachbarin Frau von Landsberg seine Dienste als Gärtner versprochen hatte. Er klingelte. Es dauerte eine Weile und gerade, als er ein zweites Mal klingelte, öffnete die alte Dame die Tür.

„Entschuldigung, ich bin da für die Gartenarbeit. Passt es Ihnen?“

„Aber natürlich, kommen Sie rein. Ich zeige ihnen, wo alles steht.“

Sie ließ ihn eintreten und er folgte ihr durch einen kurzen Hausflur direkt in eine mit dunklem Eichenholz vertäfelte Küche. Die Oberflächen erinnerten ihn an die Küche seines Großvaters, sie waren genauso moosgrün, wie es in den 70ern schick gewesen war.

Im anliegenden Wohnzimmer musste er blinzeln, weil es sehr dunkel war.

„Ja, ich habe die Vorhänge zugezogen. Nachmittags steht auf meiner Terrasse immer die Sonne, dann wird es in der Stube zu heiß“, erklärte Irma von Landsberg und öffnete eine weitere Tür, die zu einem weiteren Flur zu einer Garagentür führte.

„Hier müssten Sie alles finden, wenn mein Sohn nicht irgendetwas mitgenommen hat.“

Sie drehte sich um und zeigte auf die einzelnen Gerätschaften und auf eine weitere Tür, die von der Garage, in der kein Auto stand, wieder in den Garten führte. Boris erkannte allerdings eine Zweiradmaschine unter einer Abdeckplane.

„Von Ihrem Sohn?“, fragte er neugierig und Frau von Landsberg folgte seinem Fingerzeig.

„Ach, das alte Ding. Nein, das Schätzchen ist meins, aber es steht schon sehr lange.“

Sie lachte und Boris nickte.

„Verzeihen Sie, sagen Sie mir noch einmal Ihren Namen? Er war so lang… mit K?“

„Ja. Kusznetsov. Aber… sagen Sie ruhig Boris. Wir sind doch Nachbarn.“

Er zwinkerte ihr zu und im selben Moment fluchte er innerlich darüber. Er konnte doch nicht mit seiner betagten Nachbarin flirten! Yuriy hätte ihn ausgelacht! Er hätte ihm erst gehörig die Leviten gelesen, auf wie viele Arten das falsch war – und dann hätte es ihn nie vergessen lassen.

Aber sie lachte und öffnete ihm die Hintertür, damit er den Rasenmäher hindurchschieben konnte.

„Wenn Sie etwas brauchen, Boris, dann geben Sie mir Bescheid.“

Er nickte und versicherte ihr, schon zurecht zu kommen.

Zunächst verschaffte er sich einen Überblick über den Garten. Dieser war sehr weitläufig, und es waren etwa 100m² Grünfläche. Auch war der Rasen schon sehr hochgewachsen, er war mindestens ein paar Wochen vernachlässigt worden. Kurzerhand stiefelte er zurück in die Garage, sah sich kurz um und nahm zwei Gartenabfallsäcke mit. Die würde er sicher brauchen. Und er müsste wenigstens einmal zum Gartenabfallplatz, wenn er sich die Sache recht besah. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm allerdings, dass er sich dann doch sputen musste, da dieser in knapp anderthalb Stunden zumachte. Behände füllte er etwas Benzin aus dem 5-Liter-Kanister in den Tank und stellte die Messerhöhe auf die vorletzte Stufe. Nach einem prüfenden Blick zog er den Seilzugstarter. Leider röchelte der Motor die ersten drei Male nur traurig. Boris brummte und fummelte ein wenig an ein paar Schrauben herum, stellte den Geschwindigkeitsregler auf Stufe Schildkröte und drückte den Schieber des Motors etwas energischer in die Einraststellung. Er startete einen weiteren Versuch mit dem Seilzugstarter – und oh Wunder – der Motor schnurrte auf wie eine Flugzeugturbine. Gleichzeitig setzte sich die Maschine in Bewegung, da sie über einen eingebauten Vorwärtsgang verfügte, der das Schieben erleichtern sollte. Boris war nicht auf den Kopf gefallen, aber wann hatte er das letzte Mal Gartenarbeit machen müssen? Mit Blick auf die Uhr umfasste er den Griff entschlossen, schob den Geschwindigkeitsregler Richtung Stufe Hase – diese Tiere waren tatsächlich auf der Querlanze eingraviert, damit die Geschwindigkeitsstufen ohne Worte kinderleicht verständlich waren – und schon düste er los.

Er schaffte etwa die Hälfte der Grünfläche und hatte bereits beide Abfallsäcke bis zur Oberkante befüllt. Also beschloss er, diese bereits wegzubringen.

„Frau von Landsberg?!“, rief er von der Terrasse in die Stube hinein. Mit seinen dreckigen Schuhen würde er sich hüten, das Haus zu betreten. Galina hatte ihm Manieren beigebracht.

„Ich bringe den Gartenabfall weg, bin aber sofort wieder da!“

„Nein, was ein Service! Danach machen Sie mir aber eine Pause, ja? Sonst kriegen Sie noch einen Hitzschlag!“

In der Tat war es heute unnatürlich warm im Vergleich zum Rest der Woche. Aber der Juni stand auch kurz vor der Tür. Boris bejahte ihren Vorschlag artig und machte sich mit einer Schubkarre und den beiden Säcken darin auf den Weg. Das war ein weiterer Vorteil ihres Spießerviertels, wie er es immer benannte: Solche Orte wie Gartenabfallsammelplätze waren fußläufig zu erreichen. Und es dauerte auch nicht lange, seinen Müll loszuwerden. Er wischte sich über die verschwitzte Stirn. Ziemlich viele Menschen hatten heute die gleiche Idee wie er. Er grüßte einen entfernt bekannten Nachbarn von der anderen Straßenseite und machte sich auf den Rückweg, indem er die Schubkarre hinter sich herzog.

Im Garten wieder angekommen, wollte er sich sofort wieder an die Arbeit machen, aber Frau von Landsberg hielt ihn auf und nötigte ihn, sich kurz auf einen der weißen Gartenstühle aus Plastik zu setzen, um kurz zu verschnaufen.

„Frau von Landsberg, das ist wirklich nicht nötig…“, versuchte er abzuwehren, aber sie goss ihm sprudelndes Wasser in ein Glas und schnitt ihm das Wort ab.

„Sie müssen am Verdursten sein. Und: Irma.“

Brav bedankte er sich und nahm sich das Wasser. Da schob sie ihm einen Teller mit einem Stück Rhabarberkuchen herüber. ER hatte sogar Puderzucker und einen Klecks Sahne auf den Streuseln.

„Frau von Landsberg…“

„Irma!“

„Frau Irma-“

„Na dran.“

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Irgendwas hatte die alte Frau an sich, dass er nicht Nein sagen konnte.

„Sie verwöhnen mich. Dabei hab ich noch nicht mal meine Schuld eingelöst.“

„Kuchen geht immer. Außerdem hat Rhabarber viel Vitamin C, also ist es gesund und gibt Kraft. Essen Sie!“

„Sie reden wie meine Mutter… Die hat mich und meinen Bruder auch zum Kuchenessen morgen eingeladen. Ich werde noch zunehmen…“

Fast spöttisch wanderte eine Augenbraue von Irma von Landsberg in die Höhe, während sie Boris zusah, wie er seinen Kuchen aß.

„Das werden Sie sicher heute noch allein in meinem Garten abtrainieren, denke ich.“

„Da könnten Sie Recht haben.“

Boris trank einen großen Schluck Wasser, nachdem er seinen Kuchen verspeist hatte. Das hatte doch gut getan, er hatte heute kein Mittag gehabt. Er bedankte sich für die Mahlzeit und nahm seine Arbeit wieder auf.

Obwohl der Rasenmäher vor seinem Ausflug gut geschnurrt hatte, stotterte der Motor jetzt. Boris beeilte sich und schob das Gerät schneller über das Gras. Doch als er den ersten Auffangkorb entleert hatte, wollte der Motor gar nicht mehr anspringen. Ratlos starrte Boris ein paar Minuten auf die Maschine, dann zückte er sein Handy, um Google zu befragen. Nachdem er sich informiert hatte, kehrte er zurück zur Terrasse und rief erneut nach seiner Nachbarin, um ihr von dem Problem zu berichten.

„Ich müsste mir das ansehen, das sollte nicht so schwer sein, aber ich bin halt auch kein Experte. Wenn Sie das nicht wollen, kann ich Ihren Rasenmäher auch zur Reparatur bringen. Ich würds Ihnen dann auch bezahlen, weil… wegen der Umstände, die Sie meinetwegen hatten.“

Die Augen der älteren Dame funkelten verschmitzt auf: „Nun, es waren keine unangenehmen Umstände…“

Sie zwinkerte ihm schalkhaft zu und Boris bekam heiße Ohren. Er war aber auch selbst schuld…

„Trauen Sie sich denn zu, es selbst zu tun?“

„Nun ja… Es scheint nicht so schwer zu sein. Meinem Opa bin ich früher auch zur Hand gegangen… Allerdings ist das schon eine Zeit her…“

Er rieb sich nachdenklich den Nacken.

„Ich würde es gern ausprobieren, wenn ich darf, weil mich das interessiert…“

„Dann tun Sie das. Ich sehe schon, dass Sie gerne mit den Händen arbeiten. Aber seien Sie vorsichtig und verletzen Sie sich nicht.“

Irma von Landsberg begleitete ihn in die Garage und zeigte auf die Werkbank.

„Sie müssten hier alles finden, was Sie brauchen. Ich kann Ihnen beim Zusammenstellen helfen.“

Gemeinsam öffneten sie Schubladen, sahen in alten Malereimern nach und Boris konnte sie gerade noch davon abhalten, den schweren, blauen Werkzeugkoffer aus der hinterletzten Ecke hervorzuziehen.

„Ich stelle Ihnen etwas zu Trinken nach draußen, bedienen Sie sich.“

„Danke.“

Mit einer Drahtbürste und dem Werkzeugkoffer bewaffnet, kniete Boris sich neben den Rasenmäher. Er hatte zum Glück auch einen Steckschlüssel gefunden, um die Zündkerze, die vielleicht das Problem war, zu entfernen. Er wollte sie mit der Drahtbürste reinigen, in der Hoffnung, dass der Rasenmäher danach wieder ansprang.

 

Währenddessen hatte es geklingelt und Frau von Landsberg bekam weiteren Besuch.

„Hiromi! Wie schön, dich zu sehen!“

„Ich sag dir, das war ein Tag! Hallo Oma!“

Die beiden Frauen umarmten sich herzlich und zielstrebig ging die junge Frau in die Küche, um einen Tee aufzusetzen.

„Kommst du direkt von der Arbeit, Liebes?“

„Ja. Ernsthaft, ich hasse arbeiten. Mandanten sind so dumm!“

Irma von Landsberg kannte das schon. Wann immer ihre Enkelin in der Nähe war, kam sie vorbei, um nach ihr zu sehen und dann erzählte sie ihr von dem turbulenten Treiben in der Kanzlei, in der sie arbeitete. In den meisten Fällen musste sie einfach nur Schimpftiraden über ihre Kollegen, meistens aber über Klienten loslassen. Und wer schon mal mit Menschen arbeiten musste, konnte das nachvollziehen.

Während Hiromi redete, suchte sie die Teetassen heraus. Ihre Großmutter ergänzte das Tablett um Kuchengedeck.

„Ich meine, da fasst du dir wirklich an den Kopf, was die meinen! ‚Oh, die haben nen Mahn-und Vollstreckungsbescheid gegen mich erwirkt, das muss ich doch nicht zahlen oder?‘

Sie schnaubte verächtlich und goss das kochende Wasser auf die Teebeutel in der Kanne.

„Nö, kein Problem, die paar hundert Euro erlassen wir dir natürlich, weil du so nett fragst, schreiend und mit Beleidigungen.“

Sie verdrehte die Augen und trug das Tablett selbstverständlich nach draußen auf die Terrasse. Irma tat ihr ein Stück Kuchen auf und goss Tee in ihre Tassen.

„Ich meinte dann zu dem Mandanten, ich würde mir das ganz sauber überlegen, wir können daraus direkt vollstrecken. Ob ich denn blöd wäre. Nein, danke fürs Gespräch, einen schönen Abend noch.“

Sie steckte  sich eine große Gabel Kuchen in den Mund und redete munter drauf los, ohne vorher zu Ende gekaut zu haben.

„Der rief dann wieder an, hatte meine Refa am Ohr. Dr. Gerlach – der nicht sein Anwalt ist! – hätte ihm gesagt, er müsse das nicht zahlen. Und meine Refa ist alles andere als dumm, und hat ihn direkt zu mir durchgestellt. Ich hab ihm dann ganz ruhig erklärt, dass er nicht meinen muss, dass er uns verarschen kann; er könne kulanterweise weiter Raten zahlen, oder ich hetze ihm den Gerichtsvollzieher auf den Hals, seine Wahl.“

Sie zuckte mit den Schultern stopfte sich zwei weitere Bissen in den Mund. Diesmal schluckte sie erst hinunter, bevor sie weitersprach.

„Darauf wollte er seinen Anwalt sprechen, ich erklärte wiederum, dass ich in seinem Namen tätig bin und weil mir der Fall übertragen wurde, er an mir nicht vorbeikommen wird. Da wurde er beleidigend. Ich habe aufgelegt.“

Hiromi lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und genoss den Tee in der Sonne.

„Und dann?“, fragte Irma interessiert.

„Zwanzig Minuten später stand er vor der Tür. Da steht er vermutlich immer noch. Und da kann er stehen, bis er schwarz wird. Ist mir scheißegal.“

Irma schüttelte den Kopf.

„Hättest du da nicht die Polizei rufen können? Wegen Belagerung oder Belästigung?“

„Ich fühlte mich nicht belästigt. Eher belustigt.“

„Du hast immer mit so leidigen Personen zu tun… War das einer, der euch verlassen hat, und ihr als Kanzlei noch Ansprüche?“

„Nein, der hat monatelang brav Raten gezahlt. Dann hatte er wohl keine Lust mehr, und nachdem mehrere Mahnungen im Sande verliefen, haben wir Mahnbescheid beantragt. Keine Reaktion, also haben wir den Vollstreckungsbescheid beantragt, da hat er dann wieder gezahlt. Jetzt ist er der Meinung, er habe schon überzahlt und ist fertig. Stehen aber noch die Kosten für die Maßnahme an, die er ja sich selbst eingebrockt hat.“

Sie seufzte.

„Manchmal hasse ich Menschen…“

„Hiromi, sei doch nicht so bitter!“, lachte Irma. „Es wäre nur halb so lustig ohne die ganzen Idioten.“

„Wenn die wenigsten nur sich selbst auf die Nerven gehen würden und nicht mir…“

In dem Moment röhrte der Rasenmäher laut auf, begleitet von einem Jubelschrei, und puffte dreimal wie Pistolenschüsse. Hiromi riss ihren Kopf entsetzt herum und sprang erschrocken halb aus ihrem Stuhl auf.

„Wer ist in deinem Garten?!“

Sie konnte nicht viel erkennen, weil von ihrem jetzigen Standpunkt hohe Rhododendronbüsche die Sicht versperrten.

„Das ist mein Nachbar. Er hilft mir mit dem Garten.“

Just in dem Moment kam Boris mit dem wieder funktionstüchtigen Rasenmäher um die Ecke gefahren. Er hatte sich sein T-Shirt ausgezogen, weil ihm zu warm geworden war. Sein helles Tanktop war von Ölspritzern übersäht.

„Er läuft wieder!“, schrie er über das Motorengeräusch hinweg und rief dann eine kurze Begrüßung in Richtung Hiromi, bevor er sich dem restlichen Rasen widmete.

Hiromi sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen. Sie blinzelte mehrmals.

„Wie bist du denn an den gekommen?!“

„Ehrlich gesagt war das eine sehr lustige Geschichte. Er lag einfach eines Morgens nackt in meinem Garten. Und Wiedergutmachung für sein widerrechtliches Betreten habe ich mit ihm ausgehandelt, dass er das tut, was dein Vater mir schon seit Wochen versprochen hat.“

„Aber-! Oma! Du kannst doch nicht irgendwelche wildfremden – und vor allem nackte! – Leute aufsammeln!“

Hiromi starrte ihre Großmutter fassungslos an.

„Also, zu deiner Information hat er sich selbst aufgesammelt und mir löblicherweise sogar die Decke gewaschen, die ich ihm geliehen hatte. Außerdem sind wir Nachbarn. Der Junge ist in Ordnung.“

Völlig gelassen und unbeeindruckt von der sprachlosen, aber wilden Gestik ihrer Enkelin trank Irma ihren Tee aus.

„Du kennst ihn doch gar nicht!“

„Nun, hätte dein Vater sein Versprechen gehalten, hätte ich Boris‘ Hilfe nicht gebraucht. Und jetzt erzähl mir nicht, dass du das gemacht hättest. Ich weiß doch, wie es um deine Zeit steht.“

Hiromi spürte den Stich in ihrer Brust. Auch wenn Irma es ihre wirklich nicht übelnahm – sie hätte sich Zeit nehmen können, aber es kam immer irgendwas dazwischen; meistens Arbeit.

„Wie geht es deinem Vater eigentlich?“, wechselte Irma das Thema.

„Er hat gestern Mittag nach seinen Meetings Mama getroffen und beide wollten morgen dann Sobo[1] und Sofu[2] treffen. Ich hab gestern noch mit ihnen telefoniert.“

Irma nickte. Ihr Sohn war schon immer ein Lebemann gewesen und berufsbedingt viel gereist. Und auf einen dieser Geschäftsreisen hatte er seine Frau kennen gelernt. Ausgerechnet in Japan. Das war so weit weg…

Ihre Unterhaltung wurde jäh unterbrochen, als Boris wieder auftauchte.

„Frau Irma, ich bin fertig. Leider hat der Gartenabfallplatz schon zu, aber ich kann am Mittwoch versuchen, den Rasenschnitt für Sie loszuwerden.“

Sein Blick glitt zu Hiromi.

„Vielen Dank, das wäre mir eine große Hilfe. … Das ist meine Enkelin.“

„Hi…“

„Tachibana Hiromi. Ich hoffe sehr, Sie glauben nicht, meine Oma sei eine hilflose alte Frau, die Sie übers Ohr hauen können!“, entgegnete sie feindselig und musterte Boris abschätzig. Ihr Blick blieb an seiner tätowierten Schulter hängen.

„Wow, okay. Es handelt sich hier um einen simplen, nachbarschaftlichen Gefallen.“

Er schüttelte den Kopf und wandte sich wieder an seine freundlichere Nachbarin.

„Ich habe die Zündkerze gereinigt, jetzt müsste alles wieder rundlaufen.“

Er verabschiedete sich, räumte – unter den Argusaugen von Hiromi – alle Arbeitsgeräte wieder an ihre angestammten Plätze und verließ mit einem letzten Dank für den Kuchen das Grundstück.

„Du hättest nicht so schroff zu ihm sein müssen!“, meinte Irma tadelnd an ihre Enkelin gewandt.

„Oma! Du wirst mir noch dankbar sein! Du bist prädestiniert für den Enkeltrick!“

Irma wirkte beleidigt. Sie stemmte die Hände in die Hüften.

„Wenn du zu allen Männern so frech bist, kriegst du nie einen ab.“

Hiromi rollte mit den Augen. Sie wusste, ihre Oma meinte es nicht so; sie wusste aber auch, dass ihre Oma sich einen Lebenspartner für ihre Enkeltochter wünschte.

„Das ist auch nicht Ziel in meinem Leben. Und jetzt komm mit, ich richtige dir Skype ein, dann kannst du heute Abend noch mit Papa einen Videoanruf starten.

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
[1] 祖母 [sobo] – Großmutter (meine)

[2] 祖父 [sofu] – Großvater (mein)

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  esperluette
2021-05-16T14:40:56+00:00 16.05.2021 16:40
Good boi Boris, er kann, wenn er möchte!

Irma ist sweet und das Aufeinandertreffen mit Hiromi vielversprechend? Aber ihr Argwohn! Wohin wird der führen?!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
16.05.2021 20:40
"Who's a good boi?" :D
Ich bin ein Fan deiner Fragen. XD
Danke für deinen Kommentar!
Von:  LittleLionHead
2020-05-08T08:33:52+00:00 08.05.2020 10:33
Oma Irma ist super. Hiromi als knallharte Jura-Lady ist super. Boris als Multifunktions-Tool ist super. ❤️
Was sich da anbahnt (also noch nicht offensichtlich, aber ich bin sicher dass da noch was kommt) gefällt mir sehr! Und dein Versprechen hältst du auch: RASENMÄHERPORN, yesssss! :)
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
08.05.2020 14:21
Ich freu mich so über deinen Kommentar! Er beschreibt Hiromi sehr schön, so sollte sie auch ankommen!
Aber auch Boris als Multifunktionstool... das muss ich definitiv irgendwo mit einfließen lassen XD
Und ich freue mich sehr, dass meine explizite Beschreibung des Rasenmähers meinem Versprechen von Rasenmäherporn gerecht wird - haha! :D
Von:  Mitternachtsblick
2020-05-08T07:46:14+00:00 08.05.2020 09:46
Oida ich musste SO lachen bei der Szene, als Boris halbnackt und freudestrahlend um die Ecke geschossen kommt und Hiromi ihn das erste Mal sieht - ich hab sie richtig vor mir gesehen, schreckerstarrt, die Kuchengabel auf halbem Weg zum Mund und kugelrunde Augen, während Oma Irma die Ruhe weg hat. XD Generell war das wieder ein sehr süßes Kapitel und Hiromi als Anwältin kann ich mir echt gut vorstellen, das passt zu ihr. Übrigens hab ich auch diese subtilen Vorwürfe von Irma gefeiert von wegen, dass Hiromi und ihr Vater schon seit Wochen den Garten erledigen wollten und noch immer nicht dazugekommen sind - einfach klassischer Omamove. XD Und ich bin sehr stolz auf Boris, er war sehr höflich und zuvorkommend wie sich das gehört, ich hoffe seine Mama ist stolz auf ihn. ❤️ Bitte meeeeeehr!
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
08.05.2020 14:24
Ein sehr schönes Bild! :D Ich find es immer spannend, zu lesen, was sich Leser so vorstellen :D
Und ja, es sollte nur leichtes Sticheln sein... es kommt halt mal was dazwischen, besonders, wenn man ständig auf Reisen ist - und Hiromi ist zwar gern und oft bei ihrer Oma... aber fürs Rasenmähen hat sie nicht so gern Bock XD
NA, wenn das beim Kucheneessen mit Mama aufkommt, ist sie sicher stolz :D
ich bin sehr froh, auf echte Gärtner- und Omareferenzen zurückgreifen zu können, damit es möglichst authentisch wird :D
Von:  FreeWolf
2020-05-07T06:21:00+00:00 07.05.2020 08:21
HIROMI UND BORIS <3
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
07.05.2020 09:01
Ist das dein Guess aus unserer letzten Unterhaltung, den du für dich behalten wolltest? 😂
Antwort von:  FreeWolf
07.05.2020 14:27
Erstmal ist es ein Ausruf der Begeisterung :D Und ja, ich hoffe doch sehr auf BoHi <3
Antwort von:  WeißeWölfinLarka
07.05.2020 14:43
Der Begeisterungsruf ist angekommen :)
Mhmm, BoHi.... oder HiBo??? ;) ;) ;) ;)
Antwort von:  FreeWolf
07.05.2020 17:17
....BEIDES! Im Zweifelsfalle immer Beides. :D


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