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♠ The Painscreek Killings ♠

Zwei Journalisten und eine Wahrheit
von

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♠ Übelkeit ♠

 

 

                                                                             ♠ Übelkeit ♠

 

 

Wenn auch zögernd eilte sie ihm nach und beobachtete ihn dabei, wie er sich auf dem Flur in jede Richtung umsah. Danach ging er in den rechten Gang neben der Treppe und trat sogleich vor die besagte Tür, aus der Nami etwas vernommen hatte. Einen kurzen Augenblick hielt er völlig ruhig und aufmerksam ein Ohr an die Tür und lauschte.

 

Sie sah ihm von der Treppe aus zu, jederzeit bereit sofort loszustürmen. Es dröhnte laut in ihren Ohren, als beide in die Stille lauschten. Ihre Atemzüge klangen in ihren Ohren so unheimlich laut, ihr Körper fühlte sich an wie Pudding und sie hielt sich zittrig am Treppengeländer. Laws Rücken war ihr zugewandt und er wirkte trotz seiner Anspannung, die sie eben zuvor an ihm erkennen konnte, völlig fokussiert und kühn.

 

Als eine Weile lang nichts hinter der Tür zu vernehmen war, machte sich in Nami ein anderes bedrückendes Gefühl breit. Angst, dass sie in den Augen dieses Mannes nun als ein Feigling dastehen könnte. Angst, jeden Augenblick seinen spöttischen und missbilligenden Augen zu begegnen, die ihn am Verstand dieser Frau zweifeln ließen. Oder generell sie für durchgeknallt zu halten, die nicht mal Nerven hatte, in einem verlassenen Haus nach Informationen suchen zu können. Für Unfähig.

 

Nami bebte. Der Gedanke an Flucht kroch ihr einladend in den Sinn. Genau, einfach weg. Weg von diesem Mann. Weg von diesem Haus. Zurück in ihr Büro, nein besser: in ihre Wohnung.

 

Die dunklen Gedanken benebelten sie, luden sie ein. Waren verführerisch. Aber feige. Falsch. Verantwortungslos. Gedankenlos.

 

Just in diesem Moment wurde sie (zu ihrem Wohl) je aus ihren Gedanken gerissen, als sie genau aus der Tür etwas schleifen hörte. Dann schien sich wohl ein Regal, oder so was in der Art, hinter der Tür gelöst zu haben und etwas fiel erneut mit viel Krach auf den harten Boden.

Ihr fiel es schwer zu Atmen. Unendliche Kälte machte sich in ihr breit und sie krümmte sich erneut aus Angst.

 

Law schien allerdings die Ruhe meisterhaft zu bewahren und stellte sich nun breiter vor die Tür. Dies bestätigte ihr, dass er das eben auch (unschwer) vernommen hatte. Nicht im Klaren, ob sie darüber nun glücklich oder verängstigt sein sollte.

Der besagte Mann baute sich schließlich vor der Tür auf und zog dann geräuschlos am Griff. Es war verschlossen, wie Nami es bestätigt hatte. Kurz verweilte Law in dieser Pose, lauschte noch einmal, bis er aber urplötzlich mit roher Kraft gegen den Türgriff trat. Ohne Vorwarnung ließ er Nami zum hundertsten Mal heute zusammenfahren.

 

Mit nur einem einzigen Tritt schaffte es Law, Klinke samt Schloss zu beschädigen und so vom Holz zu lockern. Nami schluckte schwer und bereitete sich auf einen weiteren Tritt seitens Law vor, der diesmal sogar ausholte. Die Scharnieren quietschten bedrohlich und klagend auf, die Wand bebte und die Tür sprang beinahe aus diesem. Bevor Law einen weiteren und wohl letzten Tritt gegen die Tür vorbereiten konnte, um die Tür völlig aufzubrechen, hörten beide, wie sich etwas dahinter regte.

 

Damit ließ sich Law nicht beirren, sondern sogar seine Tat beschleunigen und er trat die Tür mit brutaler Kraft auf. Kaum war sie offen, flitze Law wie ein Tier kampfbereit hinein. Um in den Raum blicken zu gönnen, entfernte sich die Orangehaarige von der Treppe und lugte vorsichtig durch die demolierte Tür in das Raum innere. Laws Rücken versperrte ihr die Sicht, als er sich aber nach links tiefer in den Raum wagte und sich mit Argusaugen umsah, konnte sie geradewegs zu einem weit geöffnetem Fenster blicken.

 

Ihr Magen drehte sich um. Übelkeit machte sich bemerkbar und die Kälte ließ sie jämmerlich schaudern. Im Augenwinkel sah sie, dass sich Law aus dem Fenster beugte und sich hastig umsah. Allerdings zwang Nami ihren Blick fort von ihm und schlang die Arme um ihren bebenden Körper, der sich gegen ihren Willen krümmte. Ihre Hände fühlten sich taub an und ihre Haare berührten schon lange nicht mehr ihre Kopfhaut. So weit standen sie ihr schon zur Berge. Zu viele Gedanken kreisten vor ihren Augen auf, doch es gelang ihr nicht, die Beherrschung zu fassen. Bis sie sich an der Wand im Flur stützen musste.

 

   »Nami-ya! He, reiß dich zusammen!«

 

Wie lange sie so verweilte und nach Atmen rang, wusste sie nicht. Genau sowenig wusste sie, für wie lange schon Law vor ihr stand und sie an den Schultern packte. Leicht übte er Druck aus und ruckelte überraschend zärtlich an diesen. Wäre sie achtsam und Herr über ihren Körper gewesen, hätte sie auch die beruhigenden Kreise an ihren Schultern gespürt, die er mit den Dauben rieb.

 

Als sie zur Besinnung kam und sich langsam beruhigte, schob sie Law etwas von sich. Sie brauchte Platz. Auch wenn er sie beruhigt hatte, blieb die Anspannung und die Angst in ihren Muskeln bestehen. Law zog sich von ihr zurück, wirkte immer noch ruhig und nüchtern. Seine Ruhe beruhigte sie, aber gleichzeitig fragte sie sich, wie er so gefasst bleiben konnte.

 

   »Hier ist jemand!«, entwich es ihr etwas zu hoch und atemlos. Die panische Note konnte sie leider nicht verbergen.

 

Der Mann vor ihr antwortete nicht. Seine Augen schienen sie zu beobachten. Zu durchsuchen.

 

   »Ich habe mir den Raum angeschaut. Das Geräusch kam von einem Regal, dessen Nägel sich gelöst haben und von der Wand stürzte.«

 

Nami blieb ruhig. Sah dem Mann in die intensiven Augen. Nein.

 

   »Law, das Fenster! Jemand hat diesen Raum durch das Fenster verlassen!«

 

 

   » . . . «

 

 

   »Nami-ya. Hörst du dir überhaupt zu? Es war ein Regal. Mehr nicht. Und wenn doch, wie soll dieser Jemand das bis zum zweiten Stock geschafft haben?«

 

Es war keine Frage. Seine Augen glühten und perplex stellte sie hinter diesen Belustigung fest. Kalte, rohe Belustigung. Und als auch noch seine Mundwinkel verräterisch aufzuckten, wusste Nami plötzlich, dass er sie nicht ernst nahm. Nein, dass er ihre Reaktion schrecklich amüsant fand. Seine feixenden Augen, die sie durchbohrten, waren geweitet vor schelmischer Freude an ihrem jämmerlichen Anblick.

 

Die Übelkeit von eben holte sie wieder ein. Diesmal war sie hässlich und hielt wie eine Ewigkeit an. Spürte sie da schon die Galle in ihrem Hals?

Ihr kam die ganze Situation wie ein Witz vor. Versuchte er sie zu verarschen? Oder fühlte er sich von ihr verarscht? War er derjenige, der die zusammenhänge nicht verstehen konnte, oder sie?

 

Nein. Er spielte mit ihr.

 

Oder?

 

War sie wirklich so feige?

 

So schreckhaft?

 

So . . . so schwach?

 

So verblendet, dass sie die Dinge falsch deutete?

 

Unkonzentriert?

 

Voreingenommen?

 

Ungläubig blickte sie zu ihm rauf. Dann aber erzürnt und gleich darauf wutentbrannt.

 

   »Du . . . du Mistkerl«, raunte sie in tiefer Verachtung. Er war widerlich. Wut und Ekel verstärkten sich, als seine Mundwinkel sich komplett erhoben und er sie mit kalter Selbstgefälligkeit an funkelte.

 

   »Vielleicht, Nami-ya. Zumindest immerhin noch klar im Kopf.«

 

Ein entsetztes Keuchen entwich ihren bleichen Lippen. Das sprengte jeden Rahmen. Hätte Law davor nicht so einen großen Abstand von ihr genommen, hätte er ihre Hand mit großer Wahrscheinlichkeit zu spüren bekommen. Nami fühlte sich zutiefst gedemütigt und erniedrigt. Die Wut in ihr war kalt. Diesmal waren es ihre Augen, die ihn mit eisiger Zorn und Verachtung durchlöcherten. Für einen kurzen Augenblick dachte sie, dass er ihr glaubte. Dass er sie ernst nahm. Sie hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass er solch ein Arschloch war. Ein Widerling, der sich nicht mal die Mühe machte, sie mit Taktgefühl zu behandeln. Nein, er machte sie runter und fand großen Gefallen daran.

 

Auch wenn ihr Unterbewusstsein sie aufhalten wollte, um den Raum mit eignen Augen erkunden zu können, bewegten sich ihre Beine von selbst. Weg von diesem Abschaum. Weg von diesen goldenen Augen. Einfach hinaus in die frische Luft. Als sie die Treppen herunter lief, hörte sie noch, wie er belustigt grunzte.

 

 

 

 

 

Keine Minute später fand sich die bleiche Frau in dem Innenhof wieder, den sie aus der Terrasse erblickt hatte. Schnurstracks ging sie weiter, bis sie sich neben einer Mauer befand und sich an einen überwucherten Baum lehnte, der seit Jahren keine Pflege bekommen hatte. Von hier aus konnte Law sie aus keinen der Fenster sehen, so tief hingen die Äste samt Blätter hinunter.

 

Nami schlang die Arme erneut um sich und atmete tief ein und aus. Sie musste sich fokussieren. Die Gedanken und den Ablauf in ihrem Kopf nochmal studieren.

 

Hatte sie Geräusche aus dem Zimmer gehört? Eindeutig ja. Law tat es auch.

 

Wobei . . . jetzt wo sie darüber nachdachte . . .

Er wirkte angespannt und als er die Geräusche selbst vernommen hatte, ging er so weit, dass er die Tür eiligst aufbrach.

Er sah sich um, das würde jeder in seiner Situation tun, wie allerdings auch jeder davon ausgehen würde, dass sich eine Person im Zimmer befand, die aus dem Fenster geflüchtet sein könnte. Law bestritt es. Hielt es nicht mal für erdenklich. Damit stellte er sie als paranoid dar.

 

Nami wusste es besser. In all den Jahren ihrer Recherche als Journalistin, wurde sie oft von solchen Dingen konfrontiert. Einbrecher schafften es sehr wohl und sehr oft in den zweiten Stock. Mit gegebenen Maßen sogar noch weiter höher.

 

Ein kehliges Seufzen entwich ihr und sie nahm die immer noch baumelnde Kamera vom Hals. Die Wut klang ab und ihre schwülen Gedanken lichteten sich sachte. Der Wind kitzelte ihre Haut und ihre Haare und Nami sog die Luft willkommen ein. Es wirkte wie kühler Balsam und bald wurde ihr Verstand klar. Die Angst und Panik von eben verließ allmählich ihre Knochen.

 

Nami wischte gedankenverloren mit ihren Fingern durch die Kanten der Kamera. Oh, wie gerne wünschte sie sich einen ihrer Freunde bei sich.

Ruffy, der sie mutig und sorglos begleitet und sie mit seinen breiten Grinsen aufgeheitert hätte. Ihr war bewusst, dass sie in seiner Nähe immer sicher und geborgen war.

Zorro, der . . . sich wohl möglich nicht nur ihm ganzen Anwesen, sondern im ganzen Dorf verlaufen hätte. Aber bei solchen Situationen an ihrer Seite wäre. Und sie hätte an seiner Seite keine angst mehr.

Lysop, der mit ihr zusammen Panik geschoben aber rational und mit gesundem Menschenverstand darüber spekuliert hätte, um auf eine logische Erklärung zu kommen.

Sanji, der niemals ihre Seite verlassen und ihr die benötigte Geborgenheit bereitwillig und selbstlos gegeben hätte, allerdings mit nervigen Annäherungen.

Robin, sie wäre unerschütterlich an ihrer Seite und würde sich nicht von derartigen Dingen weder verschrecken noch unterkriegen lassen. Tapfer und ehrgeizig würde sie alles mit einem scharfen Verstand und ihrer genauen Logik begründen und lösen.

 

Erneut seufzte sie, diesmal wehmütig. Ja, Robin wäre besser für diesen Fall geeignet gewesen. Nicht sie. Nun war sie allerdings hier. Ohne ihre Freunde. Mit diesem Law. Einem Mistkerl.

 

Der Gedanke an ihre Freunde brachte ihr wieder den Ehrgeiz und den Grund, warum sie erst hier war, in den Sinn. Sie musste stark bleiben. Unerschütterlich wie ihre Kameraden sein. Sich fokussieren und Law die Stirn bieten. Sollte der Penner denken, was er von ihr wollte. Sie würde nicht aufgeben. Sie war schließlich Nami. Selbstbewusst und stark.

 

Wenn er entschieden hatte, sie zu manipulieren, so würde sie das selbe Spiel mit ihm

spielen.

 

Ihre Gedanken fokussierten sich. Ihre Haltung war nun viel selbstbewusster. Nami musste zurück in das Zimmer. Der Verdacht, dass er sie absichtlich mit demütigenden Worten heraus scheuchen wollte, um sich freien Zugang zu gewähren, schlich sich ketzerisch in ihre Gedanke. Oh, dieser Law. Nicht mit ihr. Das würde sie nicht zulassen. Der Griff um ihre Kamera verstärkte sich und sie stieß sich energisch vom Baumstamm weg, als allerdings direkt in ihrer Nähe ein Gittertor ihre Aufmerksamkeit erweckte. Das Tor war keine drei Meter von ihr entfernt und neugierig sah sie durch die schwarzen Gitter in eine beschattete Straße.

 

Die Straße wurde mit hellen Steinen ummauert, genau wie das Anwesen selbst. Als Nami sich näherte, stellte sie fest, dass es doch keine Straße, sondern eher ein Pfad war, der sich weiter erstreckte und am Ende sich in beide Richtungen aufteile. Genau bei der Abzweigung ragte ein dunkler Baum auf, doch der Baustamm war ungewöhnlich dunkel. Fast tiefschwarz.

 

Der Wind schien aus dieser Richtung gegen Namis Gesicht zu kitzeln und unweigerlich schauderte sie. Gleich danach griff sie an dem Tor und stellte mit leichtem bedauern fest, dass dieser verschlossen war. Doch sie zuckte mit den Schultern und zog den rostigen Schlüssel aus ihrer Hosentasche, die sie oben im Trainingsraum aus dem Spind gefischt hatte. Der Schlüssel passte nicht und Nami zog diesen wieder etwas murrend zurück in ihre Stoffhose. Zumindest konnte niemand sagen, dass sie es nicht versucht hätte.

 

Dann blickte sie ein letztes Mal zwischen die Gittern in den Pfad und stellte atemlos fest, dass jede Spur von dem merkwürdig schwarzem Baumstamm fehlte.

 

Unweigerlich wurde ihr in diesem Moment klar wie Kristall, dass sie seit dem Vorfall in dem Zimmer und dem offenem Fenster nicht mehr allein waren. Diese Tatsache brannte sich tief in ihr Bewusstsein ein und und schoss Alarmsignale durch ihre Nerven. Law schien dieser Aussagen nicht zu glauben, vielleicht wollte er es auch nicht. Aber für Nami sprachen alle Indizien dafür. Ob er ihr eben glaubte oder nicht, darauf schiss sie im Moment. Genauso wie sie auf Law selbst schiss.

 

Ein kurzer Lichtblitz erhellte den dunklen Pfad hinter dem Gittertor, bevor sich Nami bewusst wurde, dass sie instinktiv ein Bild von eben diesem geschossen hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 



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