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REQUIEM - 7. Akt: Das Ende aller Dinge

von

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Abgesetzt

Minerva McGonnagal saß am Schreibtisch im Büro des Schulleiters. Das Albus sie vor seinem Tod zu seinem Nachfolger erklärt hatte war ein kluger Schachzug gewesen. So hatte er das Ministerium einfach übergangen. Jenes Ministerium, dass seit Wochen von diesem Ekel Pius Thicknesse geleitet wurde. In diesen paar Wochen hatte er es geschafft eine Diktatur zu etablieren, die Jagd auf alles machte, das nicht reinblütig war. Auroren, die hinter Scrimgeour standen, verschwanden spurlos und wurden durch seine eigenen Leute ersetzt.
 

Minerva wusste, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er auch Hogwarts angreifen würde. Sie hatte von Albus den Auftrag die Schüler zu schützen und den würde sie ohne Wenn und Aber ausführen. Als Direktorin hatte sie bisher erfolgreich verhindert, dass Todesser als Professoren berufen wurden oder man Auroren aus Yaxleys Abteilung hier einteilte. Doch sie spürte, dass ihre Zeit ablief. Der Orden war zersprengt und ihre Suche nach Severus Snape blieb trotz der Hilfe von Mister Cullen erfolglos. Obendrein war jemand in den Grimmauldplatz eingedrungen und Kreacher weigerte sich standhaft ihnen zu sagen wer. Also konnte Minerva nur Vermutungen anstellen. Es waren keine Todesser gewesen. Hätten die Todesser herausgefunden, wo sich der Orden versteckte, dann wären sie vermutlich bereits alle tot. Nein, Minerva tippte auf Severus. Wer hätte denn sonst die Tür aufbrechen sollen? Außerdem war Kreacher eingeschüchtert worden. Davon abgesehen war der Elf seit einigen Tagen seltsam freundlich zu ihnen allen. Vermutlich das größte Wunder, was sich ereignet hatte.
 

Die Tür ging auf und Horace Slughorn trat ein. Als er die Tür schloss sah er die Treppe hinunter als fürchte er verfolgt worden zu sein.
 

„Minerva“, sagte er und klang gehetzt. „Ich habe es gerade erfahren! Der Minister ist auf dem Weg hierher. Es heißt man wolle Sie absetzen.“
 

„Das wäre dann schon sein dritter Versuch.“, sagte Minerva seelenruhig. „Kommt er nun endlich persönlich vorbei? Wurde auch Zeit!“
 

„Was hält Sie noch hier?“, fragte Slughorn. „Es ist vorbei. Wir sollten die Reste vom Orden nehmen und das Land verlassen!“
 

„Und die Schule diesen Todessern überlassen? Nein, Horace, ganz bestimmt nicht!“, sagte Minerva streng. „Sie können ja gehen, wenn Ihnen nach Flucht zumute ist.“
 

„Ich sage das als Ihr Freund, Minerva; was nützen wir Harry Potter, wenn man uns einsperrt oder tötet? Wir müssen fliehen! Das Schicksal der Schule liegt nicht länger in unseren Händen!“
 

„Oh, da irren Sie sich aber gewaltig!“, entgegnete Minerva und erhob sich hinter ihrem Schreibtisch. „So lange Hogwarts existiert bleibe auch ich hier. Dumbledore würde auch nicht gehen!“
 

„Ihre Treue in allen Ehren, aber Dumbledore ist tot.“, sagte Slughorn.
 

„Hmpf!“, machte Minerva und ging zur Tür. „Kommen Sie! Ich bin mal gespannt, was Pius uns zu sagen hat.“
 

Slughorn folgte ihr mit Schweißperlen auf dem Kopf.
 

Als die beiden die Große Halle betraten fanden sie Pius Thicknesse und seine Todesser am Lehrertisch vor. Thicknesse saß mit überschlagenen Beinen im thronartigen Stuhl des Schulleiters.
 

„Das ist nicht Ihr Stuhl!“, sagte Minerva unterkühlt zu ihm.
 

„Ah, Professor McGonnagal, endlich treffen wir uns mal unter vier Augen.“, sagte Pius und dachte nicht im Traum daran den Stuhl zu räumen.
 

„Was tun Sie in meiner Schule?“, fragte Minerva.
 

„Das gleiche könnte ich Sie fragen, meine Liebe. Schließlich habe ich sie bereits vor vier Woche entlassen.“, sagte Pius.
 

„Ihre Eule muss sich verflogen haben.“, gab Minerva zurück.
 

„Was Sie nicht sagen?“
 

Pius erhob sich und schritt auf Minerva zu. Er hatte einen langen Gehstock in der Hand auf den er sich eher aus Jux denn als Notwendigkeit stützte. Er machte eine Handbewegung zu seinen Todessern und zwei von Ihnen packten Minerva an den Armen.
 

„Lassen Sie mich los! Das werden Sie bereuen!“, schimpfte sie.
 

„Aber, aber, seien Sie etwas kooperativer, denn sonst könnte es sein, dass ich meine Methoden verschärfen muss. Sie, Minerva ...“, sagte Pius und deutete mit seinem Stock auf sie. „... sind Albus Dumbledore immer noch treu ergeben. Es fragt sich nur warum? Wird der alte Mann Sie aus seinem Grab heraus retten, wenn ich beginne ein Exempel zu statuieren oder wird er schweigen? Grabesstille!“
 

„Sie sind ein kleiner, feiger …!“, begann Minerva.
 

„Sssccch!“, machte Pius und legte ihr den Finger auf den Mund. „Sagen Sie nichts, was Sie bereuen werden.“
 

„Sie können gleich was erleben!“, knurrte Minerva ihn an.
 

„Lassen Sie ihre Schüler antreten, Professor! Wir wollen ja schließlich, dass niemand etwas verpasst!“
 

Minerva hatte keinen Schimmer wovon Pius da sprach, aber sie würde einen Teufel tun! Sie spuckte ihn an. Pius wischte sich ihren Speichel aus dem Gesicht und zog die Augenbrauen mit einem gewissen Erstaunen nach oben.
 

„Das Sie es einem auch so schwer machen müssen. Leider mag ich widerborstige Weiber nur im Bett.“ Pius zog am Kopf seines Stockes und holte so den darin verborgenen Zauberstab hervor.
 

„Crucio!“, rief er und Minerva wurde vom Schmerz des Fluches mit einer Wucht getroffen, dass sie zu Boden ging.
 

„Ich weiß, dass Sie und diese Widerständler gemeinsame Sache machen.“, sagte Pius leise zu ihr. „Ich will gar nicht viel von Ihnen. Nur den Aufenthaltsort von Harry Potter und Severus Snape. Wenn Sie ihn mir nennen, dann können Sie meinetwegen Ihre lächerliche Schule behalten!“
 

Minerva begann hohl zu lachen.
 

„Was ist so witzig?“, fragte Pius gelangweilt.
 

„Wenn ich wüsste wo diese beiden sind, glauben Sie ernsthaft, ich wäre noch hier und würde mich mit einer Schlange wie Ihnen abgeben?“, sagte Minerva in einem gefährlichen Ton, der ganz untypisch für sie war.
 

„Wie Sie wollen!“, sagte Pius und steckte den Zauberstab weg. „Marcus, Thomson, Abberfield, Crawl, treiben Sie die Schüler zusammen. Erschießen Sie möglichst wenige von Ihnen, ja?“
 

Minerva wollte aufstehen, konnte es aber nicht. Der Cruciatus hatte ihre alten Knochen hart getroffen und sie konnte ihre Beine kaum bewegen, geschweige denn aufspringen und fortlaufen. Also wartete sie. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde bis die Todesser mit den Schülern zurück kamen und sie sich in der großen Halle an ihren Tischen aufstellten. Die Kinder waren verunsichert. Einige sahen Minerva ängstlich an.
 

„Schön. Schön.“, sagte Pius und klatschte in die Hände. „Einige von Euch kennen mich vielleicht aus der Zeitung. Leider zwingt mich eure Schulleiterin dazu diese Schule ein wenig auszudünnen!“
 

„Wagen Sie es nicht!“, rief Minerva.
 

„Heißt es nicht, in kleinen Klassen lernt es sich am Besten?“, sagte Pius.
 

„Sie sind ein Monster!“, entgegnete Minerva.
 

„Ach? Ein weiser Mann sagte einmal: der Tod eines Menschen ist eine Tragödie, der von Millionen nur reine Statistik.“
 

„Das ist von Stalin!“, sagte Minerva angewidert.
 

„Ja, und er hatte völlig recht, finden Sie nicht? Was interessieren mich all die Toten? Ich kenne ja keinen Einzigen von denen!“, sagte Pius.
 

Er wandte sich wieder an die Schüler, die ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und blanker Panik ansahen.
 

„Ich befehle jedem zweiten Schüler raus zu treten! Sofort!“, sagte Pius.
 

Die Schüler sahen sich gegenseitig an. Ängstliches Gemurmel brach aus. Die Todesser zogen ihre Zauberstäbe und stellten sich vor die Schüler.
 

„Tut was er sagt.“, rief Minerva. Sie wusste, dass ihr Widerstand in dieser Sache zu Ende war.
 

Jeder zweite Schüler trat nach vorn.
 

„Geht doch, wenn man will.“, sagte Pius. „Bringt sie weg und nehmt ihre Schulleiterin mit!“
 

Einer der Todesser zerrte Minerva auf die Beine und führte sie zusammen mit den anderen Schülern ab. Die Männer brachten sie nach Hogsmead, wo ein Zug bereit stand, der jedoch keine Wagons angekoppelt hatte, sondern Wagen mit großen Käfigen. Wie die Tiere schubsten die Todesser sie hinein.
 

„Endstation!“, sagte einer der Todesser und schloss die Tür des Käfigs ab.
 

Minerva sank zu Boden. Es war vorbei. So endete ihre Geschichte.
 

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Harry Potter erwachte schweißgebadet aus einem unruhigen Traum. Er wusste nicht mehr genau, was er geträumt hatte, nur dass es etwas mit Hogwarts war und er das dumpfe Gefühl von Gefahr nicht loswurde, dass ihn durch die Nacht begleitet hatte.
 

Er stieg aus dem Bett und lief unruhig hin und her. Früher hatten diese Träume direkt etwas bedeutet, doch seit seinem kurzzeitigen Tod hatte er keinerlei solcher Dinge mehr erlebt. Keine schmerzende Narbe, keine Visionen oder prophetischen Träume. Jetzt, wenn auch nur sehr vage und verschwommen, wieder damit konfrontiert zu sein machte ihn ganz wuschig. Auch weil er mit einem Mal fühlte wie sehr ihm Ron und Hermine fehlten.
 

Harry verließ sein Zimmer. Er wanderte durch die um diese Uhrzeit leere Flure.
 

„He! Kannst du nicht schlafen?“, fragte John, der in einer der leeren Hallen an einem alten Motorrad herumwerkelte.
 

„Das Selbe könnte ich dich fragen.“, sagte Harry.
 

„Ich bin ein Nachtmensch. Ich kann prinzipiell um diese Zeit nicht schlafen.“, antwortete John.
 

Harry ließ sich auf dem Boden neben John nieder und sah ihm zu wie er am Motor herumschraubte. Er selbst hatte ja von solchen Dingen überhaupt keine Ahnung.
 

„Was baust du da?“, fragte Harry.
 

„Ich verbessere den Floh-Generator.“
 

„Den was?“, fragte Harry.
 

„Das Motorrad läuft mit Flohpulver. Man kann damit durch das Flohnetzwerk an jeden beliebigen Ort springen.“, erklärte John.
 

„Du könntest doch apparieren.“, sagte Harry.
 

„Ja, aber mit einem Motorrad aus einem grünen Blitz zu springen ist viel cooler.“, entgegnete John.
 

„Du bist schon ein wenig verrückt, oder?“, fragte Harry.
 

„Das haben sie in Hogwarts auch immer gesagt. 'John', sagten sie immer 'bleiben Sie bitte bei den allgemein bekannten Methoden der Zauberei!' In dieser Schule wurde Innovation einfach nie wertgeschätzt! Wie soll man sich da denn entwickeln?“, sagte John und es klang bitter.
 

„Hast du das von Ihm? Also dein Vater?“, fragte Harry vorsichtig.
 

„Gut möglich. Severus gibt sich auch nie zufrieden, wenn jemand sagt, dass etwas nicht geht.“, sagte John.
 

„Warum nennst du ihn immer Severus?“, wollte Harry wissen.
 

„Weil er so heißt?“, sagte John. „Die Wahrheit ist wohl, dass ich und er lange Zeit nicht besonders gut miteinander auskamen.“
 

„Das Problem scheinen viele zu haben.“, bemerkte Harry.
 

„Nun, er ist nicht besonders umgänglich und als Lehrer einfach eine Katastrophe.“, antwortete John.
 

„Ich hätte angenommen zu seinem Sohn ist er nicht so.“
 

„Oh, ganz besonders zu mir war er immer so wie er nun mal war. Ich habe als Kind immer gedacht er hasst mich.“, erzählte John.
 

„Und tat er es?“, fragte Harry.
 

„Nein, er hatte nur Angst, dass jemand herausfindet wer ich war. Er hatte, glaube ich, vor nichts so viel Schiss wie das irgendjemand erfahren könnte, dass er eine Familie hat. Und er hatte ja recht. Deine Reaktion darauf war ja quasi Bilderbuchhaft.“, sagte John.
 

„Das war der Schock.“, verteidigte sich Harry. „Ich hätte halt nie geglaubt, dass dieser Mann ...“
 

„Eine Frau hat? Einen Sohn zeugt?“, fragte John. „Ja, das können sich nur die Wenigsten vorstellen, aber er hat auch selbst dafür gesorgt. Severus ist manchmal wie eine wandelnde, selbsterfüllende Prophezeiung, die sich immer nur im Kreis dreht. Deshalb müssen ich und Mom auch ständig auf ihn aufpassen. General hin oder her!“
 

„Mom?“, fragte Harry verdutzt. Dann dämmerte es ihm. „Jennifer ist deine Mom?“
 

„Ja, sieht man das nicht? Ich hab doch eindeutig mehr von ihr, oder?“, fragte John.
 

„Aber sie ist doch eine Muggel!“, sagte Harry verblüfft.
 

„Hast du was gegen Muggel?“, fragte John sehr ernst.
 

„Nein, es ist nur … Snape … also er … ich dachte immer er sei für die Reinblüter! Außerdem ist er ein Slytherin!“
 

„Ja, das denkt jeder von ihm. Er hat diesen Mythos ja auch in harter Arbeit aufgebaut. Ich kann dir eines über Severus sagen und das ist, dass alles was er nach außen zeigt immer nur das ist, was er auch zeigen möchte. So was lernt man vermutlich, wenn man der zweite Mann nach dem Dunklen Lord ist.“, sagte John und erhob sich. „Geh mal weg da!“
 

Harry stand auf und ging beiseite. John trat mehrmals auf den Anlasser. Eine kleine, grünliche Flamme schoss aus dem Auspuff als er das Standgas betätigte.
 

„Schnurrt wieder wie ein Kätzchen.“, sagte John und schaltete das Motorrad wieder aus.
 

Harry schüttelte in Gedanken den Kopf. Er hatte hier ja bereits einiges über Severus Snape erfahren, dass sein Bild von ihm komplett ins Wanken brachte.
 

„Ob du es glaubst oder nicht, du bedeutest ihm etwas, Harry. Das würde er offen nur niemals zugeben.“, sagte John.
 

„Er sagte ich sei sein Druckmittel!“, antwortete Harry.
 

„Natürlich sagt er das. Und zwar ständig. Das ist sein Job, Harry. Leute verwirren und Gefahren abwenden. Er hat die letzten zwanzig Jahre nichts anderes gemacht.“, entgegnete John. „Selbst für ihn dürfte es da schwer sein den Überblick zu behalten, wann er was wie meint. Ich hab mich daran gewöhnt.“
 

Harry wurde mit einem Schlag bewusst, dass er überhaupt nichts über diesen Mann wusste und dass er ihm jahrelang nur etwas vorgespielt hatte – wie allen anderen Schülern auch.
 

„Geh und rede mit ihm!“, sagte John plötzlich.
 

„Was?“, machte Harry.
 

„Ich seh' doch wie es in deinem Kopf rattert.“, antwortete John. „Er ist genauso ein Mensch wie du, auch wenn er ständig alle was anderes glauben lassen will.“
 

„Vielleicht.“, sagte Harry unsicher. „Danke, John.“
 

„Keine Ursache.“



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