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Verzockt

von

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Schmerz

Zischend atmete Asami aus, als ein Eisbeutel auf sein zugeschwollenes Auge gepresst wurde. Es dauerte einen Moment bis er sein noch offenes Auge öffnete und Feilong wütend anfunkelte. Doch der Jüngere war davon vollkommen unbeeindruckt und setzte sich ihm entspannt gegenüber in den Sessel. Der Yakuza wusste noch nicht ganz was ihn geritten hatte den Chinesen mit ins Penthouse zu nehmen. Vielleicht war es das er noch lebte, vielleicht auch die winzige Hoffnung dass es Feilong möglich war Akihito aus dem Vertrag zu befreien. Aber vielleicht war es auch nur der Tritt gegen seinen Kopf gewesen, der ihm die Sinne vernebelt hatte. Was ihm jedoch ein wenig Sorgen bereitete war das er sich an den Tritt erinnern konnte, dieser hatte ihn seitlich am Kopf getroffen, wie er zu dem blauen Auge gekommen war allerdings nicht. Doch bei dem süffisantem Grinsen auf Feilongs Lippen hatte er auch keine Lust zu fragen.

„Ich fasse also mal zusammen. Gerade jetzt wo du es endlich mal geschafft hast harmonisch mit Akihito zusammenzuleben, niemand ihn entführt oder bedroht, da verzockst du ihn beim Pokern an einen ominösen Prinzen aus Abu Dhabi. Wir kennen weder seinen vollen Namen, noch wissen wir ob er sich wirklich an die zeitliche Begrenzung die in dem Vertrag festgelegt wurde halten wird. Außerdem sind die darin aufgeführten Punkte dermaßen weit gefasst das sie Akihito praktisch zu einem Leibeigenen machen. Dir ist schon klar, dass wenn dieser Prinz Ajahn wirklich mit der königlichen Familie Abu Dhabis verwand ist, dass wir kaum Chancen haben Akihito da wieder raus zu bekommen wenn er sich dagegen entscheiden sollte.“

„Wenn du das so sagst, klingt das ganze ziemlich negativ.“

Hastig wich Asami der Hand des Chinesen aus, die sich atemberaubend schnell auf ihn zubewegte. Zwar schaffte er es zu vermeiden erneut getroffen zu werden, doch verlor er dabei den Halt auf seinem Sessel und landete mit seinem vollen Gewicht auf dem Boden. Ein harter Tritt zielte auf die Rippen des Yakuzas, doch dieser schaffte es diesmal rechtzeitig auszuweichen und erhob sich wieder. Fluchend hielt sich Asami eine Hand an den Kopf mit dem er auf dem Boden aufgekommen war. Es dauerte einige Sekunden bis sich sein Blick wieder festigte und das Penthouse endlich aufhörte vor seinen Augen herumzuhüpfen. Ein Blick in die wissenden Augen Feilongs brachten den Älteren dazu sich schweigend einfach wieder hinzusetzen und nach seinen Zigaretten zu greifen. Am liebsten hätte er jetzt einen Whiskey gehabt, doch wusste er nicht ob er diesen in seinem Zustand vertrug. Anscheinend hatte Feilong ihm eine ganz ordentliche Gehirnerschütterung verpasst. Während er dem ausgestoßenem Qualm mit seinen Augen folgte fragte er. „Wenn du fertig damit bist handgreiflich zu werden, können wir damit anfangen eine Lösung zu finden.“

Fragend hob Feilong eine Augenbraue, während er seine Pfeife mit frischem Tabak füllte. „Eine Lösung? Auf einmal suchst du eine Lösung? Warst du nicht erst derjenige der diesen Vertrag unterschrieben hat?“

„Das war nicht unbedingt eine meiner besten Ideen,“ räumte der Ältere ein.

„Schön dass du das auch einsiehst, doch ich muss dir leider sagen das ich nicht über die besten Kontakte nach Abu Dhabi verfüge. Besonders dann nicht wenn wir tatsächlich gegen die königliche Familie vorgehen sollten.“

„Soll das etwa heißen das der große Feilong nicht in der Lage ist einen kleinen Fotografen nach Hause zu bringen?“ Asamis Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, während er sich nach vorne beugte um seine zu einem Stummel heruntergebrannte Zigarette auszudrücken. Er wusste das seine Reaktion kindisch war, doch er konnte nicht verhindern das er versuchte dem Jüngeren eine rein zu würgen, ihm seine eigene Machtlosigkeit zu zeigen.

Mit dem kalten Konter des Chinesen hatte er jedoch nicht gerechnet. „Genauso wenig wie der der große Asami.“

Seufzend legte der Yakuza sein Feuerzeug zur Seite und senkte den Kopf. „Dann kann ich bei dieser Antwort wohl davon ausgehen das du keinen Weg gefunden hast um Akihito zurückzuholen ohne dass es Konsequenzen hat.“

Zynisch lachte der Jüngere auf. „Als wenn du das nicht schon vorher gewusst hast, Ryuichi. Du hättest Akihito niemals gehen lassen, wenn du auch nur eine Lücke in diesem Pamphlet gefunden hättest.“

Zustimmend nickte der der Japaner. „Ich hatte eigentlich gehofft das du vielleicht über Beziehungen in diese Richtung verfügst, die mir nicht offen stehen.“

Feilong schüttelte nur leicht den Kopf. „Ich nicht, aber meines Wissens könnte Eury dir da vielleicht helfen.“

Beim Klang von Eurys Namen versteifte sich alles in Asami. Heftig schüttelte er den Kopf, was er sofort bereute, als sich ein stechender Schmerz hinter seiner Schläfe breitmachte. Niemals würde er den Russen um Hilfe bitten. Noch immer konnte er nicht verstehen was Akihito an dem eiskalten Mann fand. Feilong konnte der Yakuza ja noch verstehen, war dieser doch von einer ganz eigenen Anmut und Schönheit. Mit dem Baishe-Drachen hatte der Yakuza gelernt sich zu arrangieren, hatte Akihito schließlich sogar schon geteilt, während sie ihn gemeinsam genommen hatten. Doch Eury. Allein beim Gedanken an den eiskalten Russen überlief Asami ein Schauder. Akihito jedoch hatte es irgendwie geschafft eine Lücke in diesem Panzer aus Eis zu finden, wo alle andere nur Frostbeulen bekommen würden. Auch wenn es dem Yakuza nicht gefiel, wusste er doch das sich der Fotograf und der Mafioso noch immer regelmäßig trafen wenn Eury gerade in Tokio war. Dass sie dabei nur Tee tranken, glaubte der Ältere nicht wirklich. Doch ob die beiden miteinander schliefen wenn er gerade nicht hinsah oder nicht, das war gerade nicht das größte Problem. Wahrscheinlich würde er Akihito sogar mit Freuden für ein halbes Jahr in Sankt Petersburg lassen, wenn Eury nur dafür sorgen würde das Akihito aus Abu Dhabi wegkam. Doch dafür mussten sie erstmal einen Punkt finden an dem sie ansetzen konnten. Der logische Schluss also war das Asami Russland um Hilfe bat. Resigniert schloss der Yakuza die Augen.

„Drei Tage. Wenn ich bis dahin keinen Ausweg gefunden habe, rufe ich ihn an.“
 

Müde hob Akihito den Kopf und starrte auf die nun leere Bettseite neben sich. Er hatte nicht bemerkt wie der Andere den Raum verlassen hatte. Nachdenklich strich er über das kalte Laken und dachte dabei über Majid nach, der ihn noch in der Nacht überraschend aufgesucht hatte. Der Gleichaltrige sprach ein erstaunlich gutes Japanisch, so dass es kein Problem gewesen war sich auszutauschen, nachdem der Fotograf seine erste Panik überwunden hatte.

Dieser Moment war zwar nur kurz gewesen, doch dafür nur umso heftiger. Immerhin hatte in einem ihm fremden Land ein Unbekannter in seinem Bett gelegen. Das ihm dann auch noch der Mund zugehalten worden war, hatte dann sein Übriges dazu beigetragen.

Doch jetzt war Majid fort. Akihito hatte ihn gefragt ob es nicht gefährlich sei nachts durch die Räume zu schleichen, doch der Dunkelhaarige hatte nur den Kopf geschüttelt. „So lange wir nicht erwischt werden wie wir miteinander schlafen, haben wir recht viele Freiheiten. Sheik Ajahn lässt uns was das angeht sehr viel Freiraum.“

Mühsam kletterte der Blonde aus dem großen Bett und schlich in das Wohnzimmer, welches wie immer leer war. Doch anscheinend war schon jemand hier gewesen, denn ein Servierwagen stand abgedeckt im Raum und wartete darauf von Akihito geplündert zu werden. Dies ließ sich der Japaner natürlich nicht zweimal sagen und griff beherzt zu.

So gestärkt bewegte sich der Blonde zum ersten Mal auf die großen Fenster zu die auf eine große Terrasse raus gehen. Nachdenklich sah er auf den hellen Stein und den dahinter liegenden Pool. Nach einem letzten Blick in den Raum in dem er die letzten Tage verbracht hatte, öffnete Akihito schließlich die Tür und trat ins Freie. Im ersten Moment hatte er das Gefühl gegen eine Wand gelaufen zu sein. Erst jetzt bemerkte er das er sich bisher nur in klimatisierten Räumen aufgehalten hatte. Zwar mochte es noch immer Morgen sein, doch Akihito wettete das die Temperaturen bereits die dreißig Grad Marke überschritten hatten. Doch auch die Luftfeuchtigkeit war nicht ohne. Ohne weiter nachzudenken war der Japaner mit seinen nackten Füßen auf die von der Sonne erwärmten Platten zu treten. Mit einem erschrockenen Quietscher sprang er hastig einen Schritt zurück und kühlte sich seine verbrannten Füße auf den kühlen Fliesen seines Zimmers. Nach kurzem Suchen fand Akihito schließlich an der Tür ein paar Sandalen und trat ein weiteres Mal nach draußen. Diesmal hatte er auch ein Handtuch dabei und schaffte es so tatsächlich bis zu dem Pool den er gesehen hatte. Mit einem kleinen Lächeln ließ sich der Fotograf auf dem Handtuch nieder und ließ seine Füße in das Wasser hängen. Noch immer dachte er darüber nach was Majid ihm erzählt hatte.

Anscheinend lebten außer ihm noch sechs andere Männer unter denselben Bedingungen wie er hier. Natürlich mit dem Unterschied das bei ihnen kein Asami nach einem halben Jahr auftauchen würde um sie nach Hause mitzunehmen. Allerdings hatte der gleichaltrige ihm versichert dass es ihnen hier an nichts fehlen würde, so lange sie den Prinzen nicht verärgerten. Und diesen zufrieden zu stellen schien auch nicht besonders schwer zu sein. Dieser erwartete anscheinend nicht mehr von Akihito als das was er gestern Abend getan hatte. Er sah nur zu. Niemals berührte er einen von ihnen oder wurde auf andere Art zudringlich. Das war zwar etwas was Akihito nicht verstand, doch womit er ganz gut leben konnte. Mit den Füßen im Wasser strampelnd war der Blonde so abgelenkt das er gar nicht bemerkte wie sich ihm eine Gestalt von hinten näherte. Erst als es zu spät war und ein Schatten sich über ihm aufbaute sah er erschrocken auf. Nur um im nächsten Moment laut aufzuschreien als Majid ihn ohne Vorwarnung in den Pool warf. Ohne zu Zögernd folgte der Gleichaltrige ihm. Prustend tauchte Akihito wieder auf und rang kurz nach Luft, während Majid laut auflachte. Es dauerte nicht lange dann lachte auch der Japaner mit. Auch als weitere Schatten auftauchten und laut johlend in den Pool sprangen. Zwar verstand er nicht alle Sprachen die um ihn herum schwirrten, doch zum ersten Mal seit er in Abu Dhabi angekommen war fühlte sich Akihito wohl. Vielleicht würden die folgenden Monate ja doch nicht so schlimm werden wie er bisher angenommen hatte. Immerhin hatte er es ja auch geschafft Asami, Feilong und auch Eury zu überleben. Was sollte ihm in dieser Hinsicht also noch groß passieren können?
 

Lange starrte Feilong auf das Stück Papier, welches Akihito gefangen hielt. Doch so oft wie er es jetzt schon gelesen hatte, wusste er das es keine Passage enthielt die dafür sorgte das der Fotograf vor dem Ablauf der vereinbarten sechs Monate frei kam. Noch immer konnte der Chinese nicht glauben das Asami so etwas unterschrieben hatte. Zum ersten Mal stellte er sich die Frage was man dem Älteren geboten hatte damit dieser so unvorsichtig wurde. Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Lächelnd sah Feilong Tao dabei zu wie dieser den frisch aufgebrühten Tee hereinbrachte. Wie immer schien der Jüngere genau zu wissen was er gerade brauchte. Dankbar nahm er eine Tasse mit dem Jasmin-Tee entgegen und nahm einen kleinen Schluck. Neugierig sah Tao auf den großen Schreibtisch vor Feilong. Sein Blick blieb dabei an dem Papier hängen, welches der Ältere gerade in der Hand gehabt hatte. Doch so gern er auch wissen wollte warum Feilong so überstürzt nach Tokio aufgebrochen war und anscheinend auch beabsichtigte länger zu bleiben, er wagte es nicht die vertraulichen Papiere zu lesen. Der Chinese hatte ihm schon sehr früh klar gemacht dass es in seinem Leben viele Dinge gab, die nicht für seine Augen bestimmt waren. Deshalb nahm er es auch kommentarlos hin das Feilong gerade in Asamis Büro im Shion residierte und von dort aus seinen eigenen Geschäften nachging. Mit einem breiten Lächeln verfolgte Tao wie Feilong vorsichtig an dem heißen Tee nippte und ihm dann wohlwollend zunickte. Doch dann kam der Satz mit dem der Jüngere schon gerechnet hatte und auch wenn er wusste das etwas ziemlich wichtiges passiert sein musste tat es doch mehr weh als er gedacht hatte.

„Ich fürchte ich habe heute keine Zeit für dich Tao.“

Enttäuscht ließ Tao die Schultern sinken und starrte auf den Boden. Feilong hatte keine Zeit, dabei war es doch gerade der erste Sonntag im Monat. Ein Tag der normalerweise nur ihnen beiden gehörte. An dem der Ältere sich nur mit ihm beschäftigte und an dem sie etwas gemeinsam unternahmen. Tao wusste das auch Feilong diese Zeit in der er nur Feilong war gut tat. In diesen Momenten war der Ältere weder Liu Feilong noch der Baishe-Drache. Er war nur er selbst, vollkommen frei von aller Verantwortung und Verpflichtung.

Erschrocken hob der Jüngere den Kopf als er eine warme Hand in seinen Haaren spürte. Sanft lächelte Feilong ihn an. „Das ich jetzt keine Zeit habe, heißt nicht das wir das nicht nachholen werden oder dass du hier bleiben musst. Ich bin mir sicher das Tokio dir auch ohne mich sehr viel zu bieten hat.“

Sofort lächelte Tao wieder. Feilong würde ihren gemeinsamen Tag nachholen, derart getröstet sah er den Älteren an und fragte leicht schüchtern. „Wenn ihr erlaubt Feilong-sama würde ich gerne zum Yoyogi Park, heute trifft sich dort auf der Brücke Richtung Bahnhof die Cosplay Szene.“

Der Chinese der gerade einen weiteren Schluck von seinem Tee nehmen wollte, verschluckte sich an der heißen Flüssigkeit und hustete gequält. Seine Augen tränten als er auf den vollkommen Ahnungslosen Tao blickte. Er brauchte einen Moment bis er begriff was der Jüngere mit Cosplay gemeint hatte. War dies in Japan doch durchaus zweideutig. Immerhin gab es das Cosplay welches vollkommen unschuldig und damit für Taos Augen geeignet war oder eben jenes das erotische Rollenspiele beinhaltete. Selbstverständlich hatte der Jüngere ersteres gemeint. Feilong wusste das Tao in letzter Zeit verschiedene Mangas verschlungen hatte, doch er kam nicht mehr darauf welches der Jüngere am liebsten hatte.

Genau in diesem Moment sprach der Kleinere weiter. „Bestimmt sind auch welche da die, die Charakteren von Kuroshitsuji darstellen.“

Nachdenklich starrte Feilong in die wieder begeistert leuchtenden Augen des Kindes, wobei er selber zugeben musste das Tao langsam groß wurde. Lange konnte er von ihm nicht mehr als Kind reden. Wären sie in Hongkong hätte er keinerlei Bedenken gehabt dem Jüngeren seinen Wunsch zu erfüllen. Denn selbst wenn die wenigsten Tao kannten, so würde doch niemand es wagen seine Leute anzugreifen die sich in der Öffentlichkeit zeigten. Doch Tokio war nicht sein Machtbereich. Hier würde es diese absolute Sicherheit für den Jüngeren nicht geben.

Genau diesen Moment wählte Asami um sein eigenes Büro zu betreten. Entspannt lehnte sich der Ältere gegen seinen Schreibtisch hinter dem Feilong saß und wuschelte Tao durch seine dunklen Haare. Er grinste als der Junge sich kurz beschwerte und versuchte sie wieder glatt zu streichen. Dann bemerkte der Yakuza den konzentrierten Blick Feilongs der noch immer auf Tao lag.

„Um was geht es?“

„Tao möchte zum Yoyogi Park um sich die dortige Cosplay-Szene anzusehen.“

Im Gegensatz zum Chinesen verschluckt sich Asami nicht, sondern nickt nur vollkommen entspannt während er sich eine Zigarette anzündet. „Aber?“

„Aber wir sind nicht in Hongkong und ich weiß nicht ob ich ihn ohne meine Begleitung draußen herumlaufen lassen will. Ich kann ihn jedoch nicht begleiten, da ich anderweitig beschäftigt bin wie du weißt.“

„Ihr seid nicht in Hongkong sondern in Tokio. Glaubst du wirklich ich wäre nicht in der Lage für die Sicherheit Taos zu sorgen?“

Für einen Moment war es vollkommen still im Raum und Tao sah hoffnungsvoll von Feilong zu Asami, während sich die beiden Männer stumm ansahen. Er verstand nicht wirklich was gerade zwischen den beiden geschah, doch konnte er sehen wie die abwehrende Haltung Feilongs langsam schwand.

Schließlich gab der Chinese sich geschlagen und fragte. „Wie willst du für seine Sicherheit garantieren?“

Kühl zog der Yakuza an seiner Zigarette. „Er wird von meinen Männern begleitet und benutzt meinen Wagen. Außerdem stelle ich Kirishima zu seinem persönlichen Schutz ab.“

Einen Moment lang wurde es so still im Raum dass man es gehört hätte wenn eine Stecknadel zu Boden gefallen wäre. Dann räusperte sich Feilong. „Nicht das ich mich nicht geehrt fühlen würde das du Taos Sicherheit so hoch gewichtest, doch bist du dir sicher dass du Kirishima schicken willst? Besonders da sich Suoh gerade in Abu Dhabi aufhält.“

Der Ältere zuckte nur mit den Schultern, während er nach Feilongs Tasse griff und einen Schluck vom Tee nahm. „Ich verfüge über genug Männer und kann wohl davon ausgehen dass sie in der Lage sind mich für einen Tag zu beschützen, auch ohne Kirishima.“
 

Damit war es beschlossen und Tao konnte sein Glück kaum fassen als er nur eine halbe Stunde später in Asamis Wagen saß und von Kirishima eine Digitalkamera in die Hand gedrückt bekam. Er bemerkte kaum dass er von fast zehn Leibwächtern begleitet wurde, war er es durch Feilong gewöhnt das er immer von vielen Männern umgeben war.

Nach einer kurzen Fahrt hielten die drei Wagen an der Bordsteinkante und Tao stieg hinter Kirishima aus. Er bemerkte gar nicht wie die Menschen um sie herum instinktiv einen Schritt zurücktraten als sie die zahlreichen Leibwächter erblickten, welche sich jedoch auf eine Wink Kirishimas sofort in der Menge verteilten. Nur der Sekretär selbst blieb direkt neben dem aufgeregten Tao, der sich mit glänzenden Augen durch die meist aufwändig verkleidete Masse schob. Hin und wieder fragte der Jüngere höflich ob er ein Foto machen dürfte, wenn ihm eines der Kostüme besonders gut gefiel. Natürlich wurde ihm das in den meisten Fällen gern gewährt und es kam immer häufiger vor das Suoh die kleine Kamera hielt um Bilder von Tao mit den Cosplayern zu machen. Der junge Chinese bemerkte gar nicht wie schnell die Zeit verging während er immer neue und aufwändigere Kostüme entdeckte die ihn völlig in ihren Bann zogen. Und dann sah er etwas rotes in der Menge aufblitzen. Vor lauter Aufregung vergaß der Junge jede Zurückhaltung und zog Kirishima am Ärmel seines Jacketts hinter sich her. „Kirishima-san, sehen sie das vorne! Das muss Grell sein.“

Der Sekretär verstand zwar nicht wirklich wen Tao damit meinte, folgte dem Jüngeren jedoch gehorsam durch das Gedränge bis sie vor einer Person anhielten die vollkommen in Rot gekleidet war. Zweifelnd starrte Kirishima auf den schlanken Mann in seinem langen Mantel und der Kettensäge in seinen Händen. Er konnte nicht wirklich nachvollziehen was den Jüngeren gerade an diesem Cosplayer so begeisterte. Auch die aufgeregten Erklärungen verstand er nur zur Hälfte, während Tao mit Namen nur so um sich warf. Als eine schwarz gekleidete Person vortrat wurde der Jüngere endlich ruhiger und verneigte sich respektvoll vor dem Älteren. „Mikaerisu-sama, würden sie mir bitte erlauben ein Foto mit ihnen und Fantomuhaivu-sama zu machen?“

Der Cosplayer schien über das respektvolle Auftreten Taos amüsiert zu sein und lächelte den Jüngeren an. Die Augen leuchteten dabei rot auf und Kirishima erkannte das der Andere rote Kontaktlinsen tragen musste. Mit einem Seufzen hob der Sekretär die Kamera und richtete sie auf den begeistert lächelnden Tao der jetzt von mehreren merkwürdig gekleideten Personen umgeben war. Er hatte bereits mehrere Bilder gemacht, als er bemerkte wie sich die Stimmung um sie herum veränderte. Mit einmal schien das Hauptaugenmerk nicht mehr auf den aufwändig gestylten Cosplayern zu liegen. Im Gegenteil das Publikum wich sogar einige Schritte zurück. Im Gegensatz dazu breitete sich auf Taos Gesicht ein breites Lächeln aus und er rannte auf den langhaarigen Mann in einem Cheongsam zu. „Feilong-sama!“ Direkt vor dem Älteren hielt der Junge an und verneigte sich respektvoll, so wie er es immer tat, wenn sie in der Öffentlichkeit waren. Dabei vergaß er auch den Yakuza nicht, der direkt hinter dem Chinesen stand. „Asami-sama. Es ist so schön das sie doch noch Zeit gefunden haben hier her zu kommen.“ Aufgeregt deutete der Jüngere hinter sich und rasselte erneut die verschiedenen Cosplayer hinter sich herunter. Deutlich konnte man Tao seine Freude darüber ansehen, dass Feilong es doch noch geschafft hatte vorbei zu kommen. In diesem Moment wirkte Tao wie ein vollkommen normales Kind, wenn man mal davon absah das er sich ernsthaft über die Ankunft zweier Mafiosos freute die es schafften das allen anderen eine Gänsehaut über den Rücken lief. Gerade deutete er auf den vollkommen in Rot gekleideten Cosplayer, als Kirishima etwas auffiel. Der Mann hinter ihm war nicht der Cosplayer von gerade eben. Anstatt eine lächerlich große Säge in seinen Händen zu halten, trug dieser eine Waffe. Eine ziemlich echt aussehende. Für einen Sekundenbruchteil stand Kirishima völlig regungslos da und starrte auf die Waffe, bis er begriff das diese echt war. Einen lauten Warnruf ausstoßend hechtete der Leibwächter nach vorne, sprang direkt in die Schusslinie, während ein lauter Knall ertönte. Ohne zu Bremsen senkte der Sekretär seine Schulter ein wenig, rammte den Schützen frontal und riss ihn von den Füßen. Schmerz breitete sich auf seiner rechten Seite aus als er mit dem in Rot gekleideten zu Boden ging und diesen unter sich begrub. Der Andere war deutlich leichter als der massiv gebaute Kirishima und hatte keine Chance als dieser auf ihm zu liegen kam. Sofort waren sie von etlichen Männern umringt die sie von den Schaulustigen um sich herum abschirmten. Während einer von ihnen dem Sekretär wieder auf die Füße half, sondierte dieser sofort die Lage. Viele der Menschen die gerade noch um sie herum gewesen waren, waren bei dem Schuss geflohen um sich in Sicherheit zu bringen. Einige jedoch umringen sie noch immer und versuchten herauszufinden was gerade geschehen war. Andere schienen zu denken das dies gerade eine aufwendig inszenierte Szene hinter dem Tumult zu vermuten und reckten aufgeregt ihre Hälse. Nachdem Kirishima sich davon überzeugt hatte das der Schütze in Gewahrsam genommen worden war drehte er sich zu Asami herum um weitere Befehle entgegen zu nehmen. Er brauchte einen Moment um den Yakuza zu finden. Zu seiner großen Überraschung stand dieser nämlich nicht mehr hinter Feilong. Dieser stand ebenfalls nicht mehr sondern kniete neben einer Person auf dem Boden. Im ersten Moment war Kirishima verwirrt, weshalb der Chinese für einen Fremden kniete, doch dann begriff er das die so fremd aussehende Person auf dem Boden Asami war. Von seiner eben noch tadellos gekleideten Erscheinung war nichts mehr zu erkennen. Der Ältere war auf die Seite gedreht worden und sein Kopf ruhte im Schoß des Chinesen. Im ersten Moment wollte der Sekretär aufatmen, erkannte er doch nur eine relativ schwach blutende Wunde, doch dann sah er den Rücken Asamis.

Der Schütze musste mit Schrot geschossen haben. Kirishima konnte spüren wie seine Finger taub wurden, während er hastig in seine Tasche griff um den Notruf zu wählen. Er konnte nur hoffen das der Rettungswagen schnell eintreffen würde, denn Asami sah jetzt schon mehr tot als Lebendig aus. Immer weiter floss das Blut und damit das Leben aus der faustgroßen Wunde im Rücken des Yakuzas.



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