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Kizuna III

Ewigkeit
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben,


ich muss sagen, dass mir die ersten Kapitel reichlich schwer gefallen sind zu schreiben, weil ich doch zeitlich immer wieder hin und her schwanke und es mir auch nicht so leicht fällt, eine größere Zeitspanne zusammen zu fassen.
Ich hoffe euch wird das Kapitel dennoch etwas Freude bereiten ;)
Und ich schwöre es wird bald wieder spannend werden ;)

LG Salada Komplett anzeigen

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Akt I - Atmen

 

Die kühle Morgenluft streift meine warmen Wangen, sogleich ich leise die Hütte der weißhaarigen Priesterin verlassen.  

Fast den kompletten, gestrigen Tag habe ich mit Kopfschmerzen im Bett gelegen. Auch wenn der Hanyou nicht von meiner Seite gewichen war, habe ich mich auf ungewöhnliche Art schutzlos gefühlt. Meine kreisenden Gedanken und schmerzenden Glieder haben mir letzten Endes den Rest gegeben und mich in das Land der Träume geschickt.  

  

Erst als die Morgendämmerung einsetzt hatte, habe ich wieder die Augen geöffnet. Der Hanyou war nicht mehr da und Kaede noch im Land der Träume… 

  

Noch etwa träge führen mich meine Schritte entlang des Flusses Richtung Dorf.  

Da die Feldarbeiten bei solchen Wetterlagen nicht möglich sind ist es noch recht ruhig. Allein ab und an sieht man einzelne Schwaden von Kochstellen oder hört lachende, sowie schreiende Kinder.  

Je tiefer ich in das Dorf hineingehen, desto heller wird die Umgebung von der aufgehenden Sonne bestrahlt und lasst die Spuren der Verwüstung deutlich werden. Teilweise tiefe Krater säumen die Erde und beschädigte oder ganz zerstörte Häuser stören das ansonsten schöne und friedliche Bild.  

Die Frühaufsteher unter den Dorfbewohner kreuzen meine Wege, begrüßen mich freundlich und fragen nach meinem Befinden. Wenn ich daran denke, dass es meine Schuld sein könnte, dass das Dorf durch meine vorlaute Klappe beinahe zerstört worden wäre, muss ich meine niedergeschlagene Mine nach außen hin verbergen. Innerlich schwöre ich mir, dass so etwas nie wieder vorkommen darf. Ich will nicht, dass noch einmal wegen mir irgendwer leiden muss… 

  

Der Spaziergang an der frischen Luft tut gut. Die Kälte belebt meinen tauben Körper und schüttelt ihn wach, weckt ihn aus dem tiefen und schmerzenden Schlaf.  

Die Gedanken, die mich gestern noch die ganze Zeit befallen hatten sind für einen Moment vergessen. 

Am großen See auf der anderen Seite des Dorfes mache ich eine kurze Pause und lasse den Blick nochmals schweifen.  

Diese leise und rein wirkende Winterlandschaft hat etwas ungemein Beruhigendes an sich und ich nehme mir zum ersten Mal die Zeit die Augen zu schließen und einen tiefen Atemzug zu nehmen. 

  

Himmel, ich habe das Gefühl, als wenn meine Lunge doppelt so groß wäre.  

Nachdem ich solange dieser immensen Menge an Youki ausgesetzt und unter dieser Last fast zerbrochen war, ist es nun, als wäre ich stärker denn je. Es ist, als würde nur noch die Hälfte an Schwerkraft auf meinem Körper liegen. Meine Glieder sind vielleicht noch immer nicht ganz fit, aber bereits jetzt spüre ich, wie kräftig sie sich entwickelt haben. 

  

„Kagome-o nee-chan“, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und ich drehe mich zu dem Ursprung dieser unbefangenen Kinderstimmen um. 

Kleine Kinderfüße stapfen tollpatschig durch den Schnee. Während Ayumi als erste ihre Kleine Arme nach mir ausstreckt, landet Eri mit einem spitzen Aufschrei direkt hinter ihrer Schwester in der weißen Masse.  

„Eri“ Ich nehme die kleine Ayumi auf den Arm, während ich mit meiner anderen freie Hand nach dem braunhaarigen Mädchen im Schnee angle. Wow, entweder ich bin ziemlich schwach oder aber Ayumi hat ordentlich zugelegt. Ich nehme meine Hüfte zur Hilfe, während ich das gar nicht mal mehr so kleine Kind umfasse. Eri wischt sich schniefend den Schnee aus dem Gesicht und versucht krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Als ich in die Knie gehe und anfange ihr die weiße, kalte Masse von der Kleidung zu klopfen kommt sie zögernd auf mich zu und drückt ihr Gesicht in meine Kleidung.  

 

„Kagome-o nee-chan“  

 

„Ja“, streiche ich ihr beruhigend über den Kopf, während ich Ayumi eine Eskimokuss gebe. 

 

„Ich habe euch auch tierisch vermisst!“ Im Augenwinkel sehe ich Sango und Miroku, ihren beiden Rabauken folgen. Als ich ihre lächelnden Gesichter sehe laufen im gleichen Moment bereits die Tränen über meine Wangen. 

 

 „Lasst mich-”, ich schniefe. 

 

“Nur kurz euren Eltern „Hallo“ sagen, ja?“  

 

Ich richte mich auf, sogleich ich das kleine Mädchen von mir gleiten lasse und falle Sango direkt in die Arme. Trotz krampfhafter Bemühungen und innerem Mantra, welches sich ständig mit den Worten „nicht heulen“ wiederholt, verraten mich meine bebenden Schultern auf heimtückische Weise. Einen Augenblick später kann ich mein Schluchzen nicht länger unterdrücken.  

 

„Ihr wisst gar nicht-“, ich löse mich von Sango und schlinge die Arme um Miroku. 

„wie sehr ich euch vermisst habe.“  

 

Es ist als wäre ich in einem himmlischen Traum, sogleich ich die beiden sehen, anfasse und ihre individuellen Gerüche wahrnehmen konnte. Ich reibe mit meiner Handfläche über meine kalte Haut im Gesicht, versuche möglichst beiläufig die Beweise meiner tiefen Freude zu kaschieren.  

Bitte lass das real sein!  

Sango streicht sich ebenfalls verlegen über die Wangen. Seitdem die starke Dämonenjägerin Kinder hat, wirkt sie auf mich wesentlich emotionaler. Auf eine gewisse Art und Weise unterstreicht das ihre Schönheit. Auch wenn ich nicht genau weiß, wie ich auf diesen Gedanken komme, doch ihr strahlendes Gesicht mit dem Glitzer der verbleibenden Tränenspur lässt mich unwillkürlich lächeln.  

  

 

 

 

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Meine Ohren zucken kurz, als neben mir ein Haufen Schnee hinab auf den Boden rutscht und mit einem dumpfen Geräusch einsackt. Von meinem erhöhten Sitzplatz in den Baumkronen aus, kann ich das kleine Szenarium in Ruhe verfolgen. Die überschwängliche Begrüßung der Miko lässt mich kurz zufrieden lächeln, während sich gleichzeitig mein Herz, schwer wie ein Stein in meine Brust verkeilt. Auch wenn dieses Bild für jeden so unglaublich voll von Glück geprägt zu sein scheint, lässt es mich nun einmal mehr die tiefe Trauer Kagomes erkennen. Das Salz ihrer Tränen sticht mir selbst aus dieser Entfernung in der Nase und das Schluchzen schüttelt meinen Körper, als wenn Tessaiga unaufhörlich an meiner Seite vibrieren würde. Dieser emotionale Ausbruch ist Beweis genug, wie sehr die junge Frau unter der Trennung zu ihren Freunden gelitten haben muss.  

Ungehalten kaue ich mir auf der Unterlippe, als ich darüber nachdenke, dass ich sie die ganze Zeit ahnungslos in diesem Zustand habe verweilen lassen. Anstatt unentwegt nach einer Lösung wegen des verfluchten Bandes zu suchen, hätte ich dafür sorgen sollen, sie nicht  in ihrer Einsamkeit ersticken zu lassen. Sesshoumaru hat mir versprochen sie gut zu behandeln, dass es ihr an nichts fehlen wird. Somit wäre die Frage, ob wir sie besuchen dürften eigentlich geklärt… 

Ein Stechen an meinem Hals lässt mich schon fast reflexartig die Hand danach ausholen lassen. Ein leises Quicken folgt unweigerlich. 

 

„Miyouga“  

 

Auch wenn mich das Auftauchen des kleinen Flogeistes etwas verwundert, wenden sich meine Augen nicht von der jungen Zeitreisenden ab, welche liebevoll durch die Haare der Kinder wuschelt.  

 

„Inu Yasha-sama“ 

 

Ein Ächzen nahe meines Ohres lässt mich schließlich doch zur Seite blicken. Der Winzling lässt sich gerade auf meiner Schulter in den Schneidersitz sinken. 

 

„Was gibt es?“ 

 

Mit zusammengekniffenen Augenbrauen verschränkt der kleine Dämon seine vier Arme ineinander und starrt mit dunkler Mimik geradeaus.  

 

„Ihr könnt es doch auch spüren, oder?“ 

 

Oh ja. Aber ich habe die ganze Zeit gehofft, dass ich mich irre.  

 

„Was genau meinst du?“, stelle ich mich dumm und bete innerlich, dass meine Vermutung falsch ist.  

 

„Nun, es braut sich was zusammen. Diese Aura, diese bedrückende Atmosphäre… und dieser Geruch…“ 

 

„Ja“, gebe ich gedankenverloren von mir und fixiere wieder die Miko in der Ferne, während ich gleichzeitig die Schultern kreisen lasse, „ es riecht nach Blut und Zorn.“  

 

Aus dem Augenwinkel sehe ich den alten Greis zustimmend nicken. 

 

 

 

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„Du bist gerade erst wieder aufgewacht und hast schon den ganzen Tag Kaede bei der Arbeit unterstützt? Ist auch wirklich alles in Ordnung?“ 

  

Die Dämonenjägerin kniet sich neben ihren Mann ans Feuer nieder, die Kinder auf dem Schoß des Mönches behütet, während sie selbst Ihr Baby vom Rücken seilt und sachte anfängt, es im Arm hin und her zu wiegen.  

Es ist lange her, dass ich die, für Sango typische Mischung aus Sorge und Vorwurf, hören dürft und allein die Tatsache, dass ich sie wieder um mich wissen darf, zaubert mir ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht.  

  

„Sie wollte, egal, wie sehr wir sie zu einer Pause gedrängt haben, nicht aufhören.“, spricht bereits der Halbdämon neben mir und sieht mich kurz mit versteinerter Mimik an. Er ist immer noch eingeschnappt, weil ich mich partout nicht davon abhalten lassen wollte, der Dorfpriesterin beiseite zu stehen. 

  

„Ihr wisst gar nicht, wie gut es sich anfühlt, wieder gebraucht zu werden.“  

  

Das stimmt.  

Der Tag war so erfrischend neu, zwar insgeheim anstrengend, aber dennoch.  

Diese Eintönigkeit des Schlosses endlich entkommen zu sein, ist einfach nur befreiend. Allein der tief stechende Gedanke daran, wie alles dazu kam, ist der einzige Fleck in meinem Herzen, welcher sich nicht behelligen lassen konnte. 

  

„Trotzdem solltest du es nicht übertreiben.“ 

  

„Vor allem weil wir nicht wissen, wie sich die Trennung eures Bandes genau auf dich auswirkt.“, spricht die ältere Miko weiter und Sango und Miroku sehen skeptisch zwischen sich und dem Halbdämon hin und her. 

  

„Kizuna existiert nicht mehr? Wie kam es dazu?“  

  

Ich fasse für die beiden meine Geschichte so kurz es geht zusammen und versuche auch hier die Details außer Acht zu lassen. Doch die wissenden Blicke der Miko und auch die von Sango sind mehr als offensichtlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Dämonenjägerin sich unter vier Augen noch einmal genauer nach den Geschehnissen erkunden wird. 

Der Gedanke lässt mich ungehalten die Lippen zu einer dünnen Linie zusammenziehen.  

  

„Aber“, versuche ich das Thema von Kizuna abzulenken „ich bin wirklich froh, zu sehen, dass es euch allen soweit gut geht.“ 

  

Ich schaue nach meiner Kleidung, die zwar reichlich demoliert, aber wenigstens nicht weggeschmissen worden war. Im Inneren fasse ich nach der Gebetskette.  

  

„Gerade, als ich das hier erhalten habe, da dachte ich-“ 

Ich musste abbrechen, als der Kloß in meinem Hals mich zum Schlucken zwang. 

  

Verwundert sieht der Mönch auf meine ausgestreckte Hand und auch alle anderen lehnt sich interessiert nach vorne. Klimpernd lasse ich die Kette in seine Hand fallen und hatte nicht vermutet, dass der Hoshi noch erstaunter schauen kinnte, als eh schon. 

  

„Woher hast du die?“ 

  

„Ayaka hat sie mir gegeben.“ 

  

Der Gedanke an den Vampir lässt mich kurz beklommen schlucken. Ich hoffe ihm geht es gut. Nachdem er mir bei der Flucht geholfen hatte, müsste dies eigentlich sein Todesurteil sein.  

  

Als ich von dem, immer noch blutverschmutzen Perlen aufblicke, ist die Mimik des Mönchen nachdenklich und auch sehr skeptisch. 

  

„Miroku?“, fragt auch Sango nach, die das Schweigen des Mönchen ebenfalls, als ein schlechtes Zeichen deutet. 

  

„Dieser Ayaka… ist ein Dämon?!“ 

  

Ich nicke vorsichtig und bin überrascht, weil Inu Yasha anscheinend nicht alles erzählt zu haben scheint. 

  

„Er ist ein Vampir, ja.“ 

  

Der Mönch kaut sich unruhig auf der Unterlippe. 

  

„Wie sieht er aus?“ 

  

„Schwarze Haare, schwarze Kleidung und rote Augen.“ 

  

„Und eine… Sense?“ 

  

Oh.  

  

„Ja genau.“  

  

Mirokus Blick verdunkelt sich schlagartig und ich schlucke plötzlich mit nervösem Herzklopfen.  

 

Was ist denn jetzt los? 

  

„Dieser Youkai. Er war am Angriff auf das Dorf beteiligt.” 

  

Was? 

 

“Ich habe”, fährt der Mönch fort, als er mein ungläubiges Gesicht sieht, “ gesehen, wie er den anderen Youkai Anweisungen gegeben hat. Um ehrlich zu sein war er es, der mir die Kette abgenommen hatte.” 

 

Kami, w-was? 

 

“Aber... Er-”, ich schüttle verwirrt den Kopf, versuche aus seinem Gesagten schlau zu werden, doch findet mein zerstreutes Hirn keine Erklärung für all dies. Welchen Sinn macht das ganze bitte? Wieso sollte der Vampir erst das Dorf angreifen, um mir dann aus dem Palast zu helfen? 

“Ha”, unterbricht der Hanyou neben mir meine Überlegungen, “Ich habe dem scheiß Blutsauger von Anfang an nicht getraut. Bestätigt nur noch mehr, dass die Katze aus dem Osten hinter dem ganzen streckt. Schließlich ist diese Kalkleiste sein erster Hauptmann.”  

Ja, da hat er Recht, aber... 

Ich lecke mir angespannt über die trockenen Lippen, schwinge zwischen den Gefühlen verraten worden zu sein und der Trauer darüber hin und her. Ich fühle mich dumm, mein Leben anscheinen kurzzeitig auf naive Weise in die Hände meines Feindes gelegt zu haben. Ich würde niemals an Mirokus Worten zweifeln, war es somit unbestreitbar macht, dass Ayaka mich von vornerein hinters Licht geführt hatte.  

 

„Ist es verboten die Gefährtin des sonst so kühlen Lords des Westens kennenlernen zu wollen?“ 

 

„Kagome-sama.“ 

 

„Es stört euch hoffentlich nicht, wenn ich mich nur vergewissern wollte, ob der Hund euch noch nicht aufgefressen hat.“ 

 

„Ihr müsst euch sehr einsam fühlen.“ 

 

„Kagome-sama!“ 

 

„Ich werde sie hier rausbringen.“ 

 

Kami, wenn, dann war er ein sehr guter Schauspieler oder ich einfach eine verdammte Närrin. Dennoch bleibt die Frage offen, wieso er so weit gegangen war? Sowohl die Narbe über sein Auge, als auch die unweigerlich folgende Strafe seines Herren, für die Hilfe meiner Flucht, sind Umstände, die nicht in das Bild passen.  

 

„Inu Yasha“ 

 

Der Halbdämon wendet bei meinem mahnenden Ton den Kopf irritiert in meine Richtung.  

 

„Er hat mich aus dem Palast gebracht. Ohne ihn, da….“ 

 

 

…wäre ich jetzt schon tot. 

 

 

„…wäre ich jetzt nicht hier.“ 

 

Die Augen des Hanyous verziehen sich in Form stiller Machtlosigkeit und Miroku gibt eine überlegendes Brummen von sich.  

 

„Hmm. Es ändert nichts an der Tatsache, dass ich mir hundertprozentig sicher bin, dass dieser Vampir den Angriff auf das Dorf angeleitet hat. Doch wenn ich höre, dass er dich verschont hat, würde ich die Sache nochmal genau überdenke…. Es ist schon merkwürdig, wieso er dir meine Perlenkette überreicht hat. Was war seine Intension dahinter? Hatte das der Lord des Ostens von Anfang an geplant? Was für einen Nutzen hätte es für unseren Feind, dich zu beschützen? “ 

 

Der Mönch legt seien Hand an sein Kinn und schweift mit den Augen ab. 

Ich wende den Blick ab. Die Überlegungen des Priesters sind für mich nachvollziehbar, was jedoch nicht heißt, dass ich Antworten auf seine Fragen habe, auch wenn mir das Gefühl im Nacken sitzt, ich müsste dafür jetzt welche haben.  

Ich habe sie jedoch nicht.  

Alles was sich aus diesem Gespräch ergeben hat, war das beklemmende Gefühl von Ratlosigkeit, Rastlosigkeit, Trauer und Angst… 

 

 

 

 

 

  

Die Tage vergingen und mein Leben erhielt so langsam eine Routine, die ich lange vermisst hatte. Inu Yasha half während den harten Wintertagen die Menschen im Dorf mit Medizin und erste Hilfe Maßnahmen zu unterstützen.  

Naja.  

Hauptsächlich half er den Dorfbewohnern beim Aufbau und Rapieren ihrer Hütten. Der Angriff hatte deutliche Spuren hinterlassen und eine ganze Zeit lang sah es so aus, als ob das Dorf nicht mehr zu seiner alten Stärke und Schönheit zurück finden würde. Als die medizinischen Kräuter dann auch langsam zu neige gingen, zog ich mit dem Hanyou los zu Jinenji, um ihn um Hilfe zu bitten. Ich fühle noch heute die Melancholie, als ich auf Inu Yashas Rücken saß und wie in alten Zeiten mit ihm über die Wälder flog. Kami, dieser Ausflug hatte in mir mehr bewegt, als ich mir hätte vorstellen können. Inu Yasha hatte meine Anspannung gespürt und strich mir während der Reise beruhigen mit dem Daumen über meinen Oberschenkel. Eine Geste, die ich unter anderen Umständen wohl eher dem Mönchen zugetraut hätte. Doch ich wusste, dass er nichts dergleichen im Sinn hatte. Er hatte mich nur beruhigen wollen, nichts weiter. Nicht einmal ein Wort hat er dabei verloren und ich war überrascht gewesen, dass er anscheinend gelernt hatte, wann es besser war, zu sprechen und wann nicht.  

Oder hatte er einfach nur gelernt, was ich brauchte? 

Generell fiel während dieser kurzen Reise auf, dass der Hanyou sich ungewöhnlich stark bedeckt hielt. Ich merkte zwar seine aufmerksamen, prüfenden Blicke, sobald ich in seine Nähe kam und fühlte ab und an seine vorsichtigen Berührungen, doch ließ er mir genug Freiraum, für meine eigenen Gedanken und Träumereien. Eine Tatsache, die ich, wie ich jetzt feststelle, sehr zu schätzen pflege.... 

Denn… 

Ich schaffe es einfach nicht.  

Noch nicht.  

Immer wenn ich den Hanyou ansah, war es nicht er alleine, denn ich sah.  

Und Kami, ich schämte mich so. Hatte ich noch vor Jahren Inu Yasha dafür verurteilt, dass er nur Kikyou in mir sah, konnte ich jetzt mehr als jeder andere nachvollziehen, wie er sich gefühlt haben musst.  

Es war... schmerzhaft.  

Mein Innerstes ist immer noch an etwas gebunden, von dem ich weiß, dass es nicht mehr da sein konnte. Der ganze Schmerz und das ganze Leid waren Beweis und Opfer genug, sollten mir und meinen Körper damit eindeutig zu verstehen gegeben haben, dass es vorbei war.  

 

Endgültig.  

 

Doch tief in mir drinnen konnte ich das Gefühl nicht abstellen, welches immer wieder an die Oberfläche zu dringen versuchte. Mehrmals erwischte ich mich dabei, wie ich lauschte. Lauschte nach diesem Zwang, nach diesem Verlangen, nach dieser Stimme, die nicht meine war.  

Kizuna ist nicht mehr da und dennoch muss ich es jeden Tag prüfen, ob dies auch wirklich der Fall  ist.  

 

Ich musste einfach. 

 

Es ist wie ein Gebot, eine stille Notwenigkeit, um zu wissen, dass ich ok bin.  

Das ich wieder ich bin.  

Was auch immer das bedeuten mag.  

 

Ich komme nicht umhin, mein jetziges Dasein mit meinem vorherigen zu vergleichen.  

 

Kizuna hat mir viel genommen. 

 

Meine Freunde, meine Liebe, meine Freiheit.  

Als wenn mein Innerstes protestieren wollte, sehe ich eine Reihe an Erinnerungen, an Bildern von dem Daiyoukai, welche mir deutlich vor Augen führen, dass nicht alles so schlecht war. Kizuna hat mich eine Seite an dem, ach so kalten Dämonenlord sehen lassen, die mir ansonsten verborgen geblieben wäre. 

Eine Seite, die mir ungefähr klar gemacht hatte, wie es dazu kommen konnte, dass er Rin nicht hatte sterben lassen.  

Und dann gab es da noch all die Umstände eines Lords, der den Westen zu regieren hatte… 

Ich weiß, wie wenig ich da mit Kizuna für ihn reingepasst hatte. Und dennoch hatte er nicht einen Moment gezögert, nicht einen Moment Scharm, Eckel oder Ablehnung gezeigt, sogleich er sich dafür entschieden hatte, Kizuna zu akzeptieren. Nein, er hatte mich so behandelt, wie er wahrscheinlich jede Dämonenfürstin auch ohne das Band behandelt hätte. 

 

Ja, Kizuna hatte mir viel genommen. 

 

Doch genauso sehr hatte sie mir etwas gezeigt, welches ich nun nie und nimmer mehr aus meinen Herzen zu verbannen vermag… 

 

 

 

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Sie macht sich gut.  

 

Soweit sieht es zumindest danach aus.  

Auch wenn ich anfangs geglaubt hatte, dass die Miko sich direkt überarbeiten würde, sehe ich jetzt, wie gut ihr die Ablenkung tut. Sie lacht wieder wie früher, spielt mit den Kindern im Schnee und redet viel mit Sango und den anderen. Nur wenn das Menschenmädchen von Sesshoumaru in der Nähe ist, kann ich beobachten, wie sich Trauer in ihren Blick mischt. Und auch wenn sie glaubt, dass keiner ihr Beachtung schenkt, dass sie gerade alleine ihren Gedanken nachhängen kann, dann erschlaffen ihren Schultern, ihre Augen wandern hoch in den Himmel. 

Und dann ist sie wieder in Gedanken ganz weit fort. 

 

Ich bin immer noch unsicher. Die Geschichte, die sie erzählt hatte, die Art und Weise, wie sie Kizuna getrennt hatte, war komisch gewesen. Das Gespräch mit dem alten Baum schlug mir dabei ungewöhnlich stark auf den Magen.  

 

„Einige Berichte sprechen für die Wirkung, in einigen, wie die deines Vaters, dagegen.“  

 

Unsicher kauen meine spitzen Schneidezähne an meiner Unterlippe, während ich die Miko aus der Ferne dabei beobachte, wie sie von Hütte zu Hütte streift und sich nach dem Befinden der Dorfleute erkundigt.  

Wenn ich gutgläubig wäre, würde ich behaupten, dass es bei Kagome gewirkt hat. Sie ist zwar immer noch nicht hundertprozentig die Alte, doch braucht es wahrscheinlich Zeit sich von all den Erlebnissen, dem Druck und den Gefühlen zu erholen. Einfach wieder in sein altes Leben geschmissen zu werden ist nicht leicht. Sie selbst hatte mir erzählt, wie schwer es ihr gefallen war, sich plötzlich wieder mit ihrer Rolle 500 Jahre in der Zukunft zurecht zu finden. Es hat sie ein Jahr gekostet, die Trauer über unseren Verlust zu überwinden und aufzuhören, tagtäglich in den Brunnen zu springen. Ein weiteres Jahr brauchte es, um die Tatsache zu akzeptieren, Ihr Leben fortzuführen. Und ein weiteres, um zu sich zu finden und zu erkennen, was sie zu tun hat. Und als der Tag kam, an dem sich der Brunnen ein letztes Mal für sie öffnete, hatte Sie keinen Moment daran gezweifelt, was sie wollte...Das, was sie das letzte Jahr durchgemacht hatte, war nicht leicht. Die Augenblicke, in denen ich sie glücklich gesehen habe, waren rar gewesen. 

Somit hat sie es jetzt mehr, als jeder Andere verdient, das zu machen, was sie erfreut. Und wenn es heißt, dass ich für sie daran glaube, dass ich sie in dem Gedanken unterstütze, dass Kizuna tatsächlich fort ist, dann soll es so sein.  

Auch wenn meine Hundenase dabei anfängt zu jucken. Auch wenn ich Angst habe davor, enttäuscht zu werden, sollte sich herausstellen, dass es doch nicht der Fall war.  

Denn ich spüre schleichend die Hoffnung in mir wachsen. Eine Hoffnung, doch noch mit der Miko eine Zukunft zu haben, eine Zukunft, mehr als Freunde, in der ich sie als mein bezeichnen konnte, sie vor Gefahren beschütze, mit ihr... ja vielleicht sogar die aberwitzige Vorstellung verwirklichen kann, eine Familie zu gründen.  

 

Es ist eine gefährliche Hoffnung. Ich hatte schließlich bereits einmal die Erfahrung gemacht, wie schnell solche Wünsche platzen könnten.  

 

Kikyou … 

 

Ich spüre wie sich meine Hundeohren an meine Haare pressen und die Töne um mich abstumpfen.  

Das Leben an der Seite der Miko vor 50 Jahren hatte mein Leben von Grund auf geändert. Plötzlich gab es Gefühle in mir, die mehr in mir bewirkt hatten, als dass es Hass, Verachtung und Zorn hätten tun können. Sie war diejenige, mit der alles angefangen hat, die mir gezeigt hatte, dass es mehr Wesen gab, die mich lieben konnten, als es bis dahin nur meine Mutter getan hatte. Damit hatte ich angefangen, mich zu verändern. Und dann... 

Ich schnaube, springe von dem kahlen Baum, nur um zwei Bäume weiter mich wieder nieder zu lassen. Die Schwarzhaarige ist jetzt wieder in meinem Blickfeld. Die dunklen Gedanken kann ich mit dem Lächeln der Miko, als sie sich zu einem der Kinder hinabbeugt, vertreiben. Ja.... sie wäre sicher eine sehr gute Mutter.  

Und die Hoffnung kämpft gegen die Unsicherheit in meiner Brust, vor allem, als die Miko nur einen Moment später Rin gegensteht und sich ihre Augen trüben, wahrscheinlich unweigerlich meinen Halbbruder vor sich sehen.  

 

Ja. 

 

 

Sie macht sich gut.  

 

 

 

Doch für eine Zukunft mit mir reicht es noch lange nicht... 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KagomeKizu
2020-09-26T23:49:30+00:00 27.09.2020 01:49
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen!
Bin begeistert von der Story.
Aber interessieren würde es mich schon warum Sesshomaru Kagome noch nicht gesucht hat? Ob ihm was passiert ist?

Glg Kago
Von:  KiaraBeautiful
2020-08-31T12:39:00+00:00 31.08.2020 14:39
Ich bin mal wieder begeistert. Auch wenn ich nicht mehr so oft hier bin, freue ich mich doch immer das ich eine Nachricht bekommen habe das es weiter geht.

Und dann bin ich auch immer wieder begeistert von dem nächsten Kapitel. Warum sucht Sesshomaru sie nicht? Gerade dort sollte er sie doch am ehsten finden. Ich bin gespannt wie es weiter geht und vorallem was der Vampir noch für eine Rolle spielt.
Hoffentlich geht es bald weiter :D
Von:  SUCy
2020-08-29T18:34:13+00:00 29.08.2020 20:34
Es ist aber auch spannend. Ich frage mich auch was da passiert ist. Warum lebt sie noch? Warum sucht er sie nicht und dort wo sie derzeit ist, wäre wohl die Erste Station seines Auftauchens gewesen.
Und ich dachte mir schon das der Vampir nicht so ganz sauber ist. Viell war auch die Absicht, Sess durch die kurze Schwächung wegen der Trennung des Bandes anzugreifen? Viell hat Sess die Täuschung die Kagome erlegen ist auch rechtzeitig erkannt?
Ach so viele Fragen, ich hoffe das nächste Kapitel kommt ganz schnell!
Von:  oooRiverooo
2020-08-28T11:40:54+00:00 28.08.2020 13:40
Uiuiui

Aber mal ganz blöd gefragt, sucht sess da nicht zuerst? Also ich würde es tun 🤷🏻‍♀️

Der Vampir tja was ist wohl der Hintergedanke, der Lord ist verletzlich und so kann man ihn besser angreifen und die macht übernehmen wäre wohl die logische Variante. Mal sehen was kommt...

Es war wie immer ein fest es zu lesen und freue mich sehr auf das nächste kapitel

Liebste Grüße River


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