Zum Inhalt der Seite

—• The Scars I Missed •—

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben Bakudeko-Fan :)

Nachdem ich bei meiner letzten Geschichte so viel Spaß hatte, habe ich mich direkt weiter inspirieren lassen und eine eeeetwas längere Geschichte fertiggestellt.....(ja 17.000 Wörter für ein Kapitel habe ich sicher noch nie gehabt xD)
Aber da die Story Aus einem gewissen Grund nur 9 Kapitel haben wird, ging es nicht anders.

Es zieht sich am Anfang etwas, was ich aber auch so wollte....ich verspreche aber dass es sich auch lohnen wird....Liebe geht nicht von heute auf morgen vor allem wenn man Katsuki Bakugo heißt. Deswegen Thema hier: Slowburn!

ACHTUNG: Ich betone hier nochmal dass gewalttätige Szenen und Erzählungen in jeglicher Form (körperliche Gewalt, Beschimpfung, Nennung von sexuellen Handlungen und Misshandlungen ect.) Vorkommen werden. Don't like, don't read!

Ich saß jetzt genau 1 Jahr daran, weshalb ich die neusten Geschehnisse im Manga nicht berücksichtigt habe (ich spare mir jetzt Mal das spoilern).


Sooo genug geredet. Viel Spaß beim lesen!!! Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

—• Scar I •—

 

 

 
 

 

—• Scar I •— 

 

 

 

 

 

 

Orientierungslos schüttelte er die leichte Benommenheit von sich, als er sich stöhnend aufrichtete. Seine linke Flanke schmerzte abartig doll und ließen ihn nur mit verkrampften Kiefer die Kraft finden, sich wieder auf die Beine zu hieven. Sein Körper reagierte instinktiv, stand auf, war kampfbereit, noch ehe er selbst genau wusste, was fucking nochmal vor sich ging.  

 

Er scannte den Raum ab. 

 

Dann fanden seine fassungslos geweiteten Augen Deku.  

 

Er stand vor ihm, Atmung hektisch und ab gekrampft, wie nach einem scheiß verdammten Marathonlauf. Seine Haltung ihm zugewandt, gekrümmt und auf höchste sensibilisiert. Die Blitze seines Quirks schlugen warnend um ihn.   

 

Und dann- 

Verdammte- 

 

Er hatte die Augen vom Nerd noch nie so... finster gesehen.   

Er hatte ihn verdammte Scheiße überhaupt noch nie so gesehen. 

 

Deku stand ihm gegenüber, bereit zum Kampf, als wäre er ein verdammter Schurke! 

 

 

 

Was verdammt nochmal war hier gerade passiert, zur Hölle? 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 
 

 

Zwei Monate zuvor 

 

 

 

 

 

“Das, heute Morgen, neue veröffentliche Superheldenranking erhielt die höchste Aufmerksamkeit seit dem Aufstieg von Endeavor. Mit dabei sind, wie erwartet, einige vielversprechende Entwicklungen, die vor allem die neuen Heldenanwärter erfreuen dürfte. Zum einen wurde...” 

 

“Mach den Scheiß aus!”, brummte der Blonde, als er sich hinabbeugte, um nach seiner Hose zu angeln. Hinter ihm spürte er das Senken der Matratze. Kurz darauf klickte das Radio und die nervige Stimme der Sprecherin erstarb.  

 

“Man sollte meinen die Nr.14 sollte etwas glücklicher über seinen Aufstieg sein.” 

 

Er brummte wieder. Dieses Mal deutlich genervter.  

 

“Solang ich nicht die Nr. 1 bin gibt es einen Scheißdreck, worüber ich mich freuen könnte!” 

 

Schmale kleine Finger fuhren seinen noch nackten Rücken hoch, wanderten federleicht über seine noch viel zu verspannten Schultern, um ihn dann frech in die Wange zu kneifen. Er sprang vom Bett auf und blickt sie mit funkelnden Augen an. Sie lächelt nur spielerisch über seine aufbrausende Art und stützt ihre Wange in ihre Handfläche. Auf dem Bauch liegend blickt sie zu ihm hoch. Ihre üppigen Brüste lagen gequetscht auf dem Bett und luden zum Starren ein. Ihre Beine hingen angewinkelt in der Luft.  

Sie wirkte fast, wie ein kleines unschuldiges Schulmädchen.  

Abgesehen, von frechen, blauen Augen und der Tatsache, dass sie nur in Slip und BH vor ihm lag.  

 

“Ach komm schon... Der vierzehnte Platz ist doch auch sehr gut und du steigerst dich mit jedem Jahr. Wer sonst landet direkt fünf Jahren nach Schulabschluss unter den Top zwanzig?” 

 

Er brummte zum dritten Mal, schien schon fast diese Art der Sprache zu bevorzugen, zu gereizt, um ein anständiges Gespräch zu führen. Er fährt sich stöhnen durch die Haare und sammelt dann sein schwarzes T-Shirt vom Boden.  

 

Der Sidekick konnte bei der Frage der jungen Frau die Galle in seinem Hals aufsteigen spüren. Ihm fielen sofort zwei beschissen Personen ein, die mit seiner Leistung mithalten konnten.  

Nicht nur mithalten konnten, sondern, verdammt noch, mal besser waren. 

Er könnte explodieren, als er darüber nachdachte. 

 

Zum einen gab es die Halb&Halb-Fresse.  

Er war gerade drauf und dran in die fucking Fußstapfen seines Vaters zu treten. Dass Endeavor bereits seit sechs Jahren den obersten Platz der Rankingliste hielt, kam damit auch unweigerlich seinem Sohn zugute. Der Mischling arbeitete als sein Sidekick, bereits vorbestimmt die Agentur seines verdammten Vaters irgendwann zu übernehmen.  

Die Beiden klebten schon fast wie Kaugummi aneinander, vergessen war die Zeit, in welcher Shoto seine vater nicht ausstehen konnte. In Fernsehauftritten, Missionen oder auf Pressekonferenzen waren sie stehts zusammen, bildeten ein unüberwindbares und, für die Öffentlichkeit, bedeutender Schutzschild. Über so viel Scheinheiligkeit und Heuchelei, über so ein perfekt gekünsteltes Bild, könnte Katsuki kotzen.  

Keiner konnte ihm dieses Theater als real verkaufen. 

Keiner konnte ihm weiß machen, dass die beiden nun ein gutes, scheiß harmonisches Familienverhältnis miteinander führten. 

 

Das war doch alles nur Shit-Show. 

 

Und genau das war es, was den blonden Hitzkopf anpisste. Mit dieser lächerlichen Vorstellung sich einen Weg an die Spitze der Heldenliste zu kämpfen war ein verdammt beschissener Betrug.  

Dieser Arsch verdiente den elften Platz nicht!  

Der angeboren Rum und das Vitamin B durch die Nr. 1 machten ihn für Katsuki zu einem verdammten Verlierer. Und auch wenn die Zahlen und Statistiken deutlich für das Halb&Halb-Hackfleisch sprachen, so war sich Katsuki sicher, dass Shoto ohne seinen Vater nie dort stehen würde, wo er jetzt stand. Auch wenn er der beste in der Klasse war, auch wenn er fucking nochmal eine beschissen starken Quirk hatte, aber Katsuki würde eher seine beiden Hände abschneiden, als zu akzeptieren, dass er in der Bestenliste unter Shoto stand.  

 

 

 

Zum anderen gab es da noch... Deku.  

 

 

Scheiß fucking Deku.  

 

 

Der nur einen verdammten Rangplatz vor Katsuki lag. 

Platz Nr.13. 

 

Fuck. 

 

Er hatte es echt geschafft Katsuki zu überholen! 

 

Die jährliche Rankingliste kam immer im Februar raus, wobei der Januar schon in die neue Statistik einfloss. Einen Monat und die Nachrichten überschlugen sich mit dem fucking Sonnenschein der Heldenwelt. Der Nerd gilt als das Glückssymbol und Frohnatur im Kampf gegen die beschissene Schurkengesellschaft. Seine offenkundige Verehrung von All Might verlieh ihm oftmals den abartigen Titel “the small mighty man”. 

Ha! 

Lag wohl eher daran lag, dass seine fucking Körpergröße immer noch eher die eines Zwerg entsprach. 

 

Es war verdammt nochmal lächerlich. 

 

Der grünhaarige Wischmopp hatte eine öffentliche Aufmerksamkeit erregt, die selbst Endeavor in den Schatten stellte. Dadurch, dass der Streber von All Might selbst noch ab und an unterstützt wurde, zog er die Menschen gerade zu an. Seine widerliche freundliche Fratze war regelmäßig im Fernsehen zu sehen, sodass sich Katuski mehr als einmal am Tag genötigt sah, das Programm in der Flimmerkiste zu wechseln.  

 

 

Fuck. 

 

Und jetzt das. 

 

Es pisste ihn alles so an!    

 

 

Alle schienen einen Dreck darauf zu geben, dass der Blonde ganz alleine zu seinem bisherigen Erfolg gefunden hat.  

Dass er und nur er ganz alleine ein Anrecht auf den ersten Platz besaß.  

Weil er der verdammt Einzige war, der sich nicht spielerisch ins Rampenlicht warf, wie ein verblödeter Schauspieler aus irgendeiner fucking Soap. Er brauchte keinen berühmten Vater oder einen geschenkten Quirk, um sich in dieser Welt beweisen zu müssen. 

 

Verdammt er würde schon zeigen, was er draufhatte.  

 

Er schwor sich: Im nächsten Jahr stand sein Name ganz oben. 

 

 

“Hey”, holte ihn die sinnliche Stimme der langhaarigen Blonden zurück. “Jetzt komm mal wieder runter. Der fade Geschmack auf meiner Zunge, jedes Mal, wenn du dich aufregst, ist einfach nur scheußlich. Willst du meine ganzen Bemühungen zunichtemachen?” 

 

Sie stand so dicht hinter ihm, dass er den Stoff ihres BHs durch sein Shirt spüren konnte. Ihre schmalen Finger glitten vergleichsweise stark über seine harten Schultermuskeln.  

Doch es brachte nichts.  

Seine Laune hatte sich bereits soweit in den Keller begeben, dass jeder Versuche ihrerseits, ihn zu beruhigen, nur noch an seiner kalten Mauer abprallen würden.  

 

Somit schüttelt er Ihre Hände ab und nahm sich seine Jacke vom Stuhl.  

 

“Dann hättest du nicht mit dem Scheiße anfangen sollen. Wir haben eine verdammte Vereinbarung.” 

 

Er sah sie prüfend an, während sie schmollend ihren kleinen Mund verzog und irgendwas von wegen “Da will man einmal nett sein...” murmelte. Doch sie widersprach ihm nicht, was ihn zur Abwechslung am heutigen Tag mal etwas zufrieden stimmte. Sein Deal mit ihr war simple, doch wichtig zugleich: 

 

 

Sex für ihn, um etwas Dampf ab zu lassen. 

 

 

Sex für sie, weil sie auf seinen Körper stand und Spaß haben wollte.  

 

 

Kein Gefühlsscheiß, keine sonstigen Probleme.  

 

 

Er konnte sich nicht mehr genau an den Tag erinnern, an dem das zwischen Ihnen angefangen hatte. Es müsste ungefähr vor einem Jahr gewesen sein, weil er sich noch gut an den tag erinnern konnte. Das niederschmetternde Gefühl, als er von der Rankingliste gerade mal zwei Plätze weitergekommen war hatte ihn aufgefressen. Sie hatte ihn in einer Bar angesprochen. Er wollte dort seinen Kummer mit Bier ertränken. Nicht seine Art, aber in dem Moment gab er einen Scheiß darauf, was seine Art war. 

Sie konnte mit ihrem Quirk die einzelnen Emotionen der Menschen um sich herum schmecken. Ihre zerknirschte Mimik, als sie ihn angeblickt hatte und dann schlichtweg meinte: “Du wirkst auf mich, als könntest du deinem Frust mal etwas Platz machen, sonst explodierst du womöglich noch.”  

 

Er wollte eigentlich seine Ruhe, aber fuck... gleichzeitig war es ihm auch ziemlich egal, was um ihn herum passierte. 

Der überfallende Kommentar und sein anteiliger Alkoholgehalt im Blut taten sein Übriges. Er fragte sie, was sie anzubieten hatte und sie zuckte nur mit den Schultern und meine:  

 

“Ein guter Fick hat noch nie jemandem geschadet.”  

 

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er noch nicht einmal über Sex nachgedacht, hatte keinen Nerv gehabt sich damit auseinander zu setzen. Wegen seines immerwährenden Ziels des Superhelden war dieses Thema schlichtweg nicht in Fokus gewesen. 

Doch dort, so offen angeboten, ohne Anschein von Nachteilen oder Verpflichtungen schien es ihm einen Versuch wert zu ein. Er brauchte ihr nicht zu erzählen, dass es sein erstes Mal war. Katsuki war in allem gut, selbst wenn er es zum ersten Mal tat. Und sie war niemand, bei dem es sich lohnte in Nervosität auszubrechen. Sie war die “Tasty Bitch”, wie er sie so gerne ab und an nannte und von der er sich nur etwas Ablenkung erhoffte.  

 

Sein erstes Mal war somit weniger verklemmt, als vielmehr hemmungslos und befreiend. 

Als er verstand, was er zu tun hatte und mit welchen Berührungen er, sowohl ihr, als auch sich selbst Lust bereiten konnte, war alles ziemlich einfach. Er musste zugeben, dass es ein geileres Gefühl war, als es ich selbst zu besorgen.  

Hier hatte er jemanden, an dem er sich beweisen konnte, den er dominieren und beherrschen konnte. Hier hatte er vollkommen die Kontrolle.  

 

Etwas, was er über diese fucking Rangliste nicht hatte... 

 

 

Somit wurde es schnell zur Gewohnheit, dass er sie anrief, sobald er Zeit und das Bedürfnis nach ihr verspürte. Er hatte ihr kurz und knapp seine Bedingungen klar gemacht, hat ihr dafür offen und ehrlich gestanden, wer er war, damit sie genau wusste, was sie erwarten konnte. Es war einfacher, als gedacht. Er hatte seinen Spaß und sie auch. Und das bisher ohne Probleme.  

 

„Keine zweite Runde?“, fragte sie zurecht verwundet, weil seine Ausdauer dies eigentlich immer zuließ und sogar darauf bestand.      

 

„Keine Zeit.“ 

 

Erhob zum Abschied die Hand, ohne sich umzublicken und verließ routiniert ihre Wohnung.  

 
 

.  

 

 

 

 

„Hey Bengel, lässt du deinen Superheldenarsch hier auch endlich mal blicken?“ 

 

Seine Mutter hatte anscheinend guten Laune, denn Ihr frecher Kommentar erreicht ihn mitsamt ihrer grinsenden Fratze, sogleich der 23-Jährige durch die Wohnungstür trat. 

 

„Hah, was willst du, du alte Hexe?“ 

 

Doch als er seinen Rucksack, den er für die Übernachtung gepackt hatte abstellt, fällt ihm abgesehen von seinen Eltern eine dritte Person am Tisch ins Auge, die ihn ungewollt innehalten ließ.  

 

„Guten Abend, Kasuki-kun.“, begrüßte ihn die Mutter von Deku mit einem genauso erbärmlich beschämten Lächeln, wie es ihr Sohn immer so häufig tat.  

 

Er hob nur verwundert eine Augenbraue, ehe er seine Mutter mit aufforderndem Blick ansah. Niemand hatte Besuch erwähnt und dass sogar eine der Midoriyas am Tisch mit ihnen sitzen würde erhellte seine Laune nicht gerade. Nicht nach heute.  

 

„Ah, herzlichen Glückwunsch zu deinen 14.ten Platz im Heldenranking.“, fügte sie noch schnell bei, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Sein Vater stand auf und kam auf ihn zu.  

 

„Ja, mein Sohn, das ist wirklich klasse.“, stimmte er der Grünhaarigen zu und weitete seine Armen, als wolle er ihn umarmen.  

Scheiße und genau das war es, was er jetzt sein Leben lang zulassen musste.  

Er bleckte die Zähne und neigte den Kopf zu Seite, ließ seinem Vater die schrecklichen zwei Sekunden an Begrüßung. Der Blonde hatte tatsächlich in einem Wettstreit gegen seinen Vater verloren. Damals hatte er nicht glauben wollen, dass der Schweiß seines Alten eine stärkere Explosion erzeugen konnte, als seiner. Schnell musste er, zu seiner überausgroßen Überraschung feststellen, dass er falsch lag. Auch wenn sein Vater nicht gezielt Schweiß produzieren konnte, wie er und auch kein Glycerin Anteil vorhanden war, so war sein Säurehaltiger Schweiß nicht zu unterschätzen. Zum ersten Mal hatte er in diesem Moment ein kleinwenig Respekt vor seinem Vater entwickelt, ihm etwas Anerkennung gezollt, von der er glaubte hatte, diese nie für seinen verweichlichten Alten übrig gehabt zu haben. Und jetzt musste er ein Leben lang mit den Konsequenzen klarkommen.  

 

Fucking zwei Sekunden Umarmen zur Begrüßung waren der Preis gewesen.  

Und zu seinem großen Leid auch zur Verabschiedung.  

 

Ah, Ätzend.  

 

Grinsend löste sich sein Alter und winkte ihn ins Wohnzimmer.  

 

„Inko-san haben wir gerade noch beim Einkaufen getroffen und sie direkt zum Essen eingeladen. Ich hoffe es stört dich nicht.“ 

 

„Ich kann gehen.“, spricht die blass wirkende Frau sofort panisch aus, doch Katsukis Mutter winkt sogleich ab.  

 

„Nein, nein, Sojabohne. Das wird dem Burschen schon nichts ausmachen.“ 

 

Gott, wie er es hasste, wenn sie für ihn antwortete.  

 

 

„Hey“, beschwerte sich der Jüngste der Familie, doch seine Mutter beachtete ihn nicht weiter. Viel mehr verwickelte sie die ältere Frau zurück in das Gespräch, welches er mit seiner Ankunft anscheinend unterbrochen hatte.  

 

Gott, wie er es hasste, wenn man ihn ignorierte. 

 

 

„Hilf mir mit den Tellern, mein Sohn.“, rief ihm sein Vater aus der Küche zu und zähneknirschend folgte Katsuki seiner Anweisung.  

 
 

 
 

 

 

 

 
 

Das Essen verlief ruhiger als gedacht.  

Was er im ersten Moment als Störfaktor ansah, bewies sich wenige Minuten später als seine Rettung. Die alte Midoriya hielt die lästigen Fragen seiner Eltern teilweise in Schach, indem sie viel von sich und Ihrer Arbeit erzählte. Er konnte in Ruhe das Essen genießen und ein paar lobende Worte der Erwachsenen aufschnappen und sich ansonsten größtenteils raushalten. Er stand deswegen nur zu gerne freiwillig auf, um sich um das dreckige Geschirr zu kümmern. Die offene Küche ließ ihn jedoch nicht soweit kommen, als dass er komplett dem Gespräch entfliehen könnte.  

 

„Im Übrigen auch Herzlichen Glückwunsch an deinen Izuku. Der 13. Platz direkt vor Katsuki lässt meinen Bengel sicher nicht kalt.“ 

 

„Es ist das erste Jahr, wo Izuku vor Katsuki liegt. Die liefern sich ein ganz schönes Kopf-an-Kopf Rennen. Du bist sicher stolz auf deinen Jungen.“, sprach sie dann bewusst lauter und er bleckte die Zähne bei ihrer bewussten Provokation.  

 

Klack.  

 

Fuck. Jetzt hatte er den Teller zerbrochen. 

 

 

Es wurde kurz ruhig. Wo man jetzt eher ein „Dankeschön“ oder glückliche Zurufe erwartet hätte, blieb die Mutter des grünhaarigen Superhelden ungewöhnlich stark bedeckt.  

 

„Ja, das ist…. Ich freue mich für ihn. Für beide unserer Kinder“, versucht sie es dann doch irgendwie zum Ausdruck zu bringen, doch das verdammte Zittern in ihrer Stimme verrät ihre offensichtliche Schwierigkeit dabei.  

 

„Verdammt, Sojabohne, aber das sieht nicht gerade danach aus.“, sprich meine Mutter direkt ziemlich offen und nimmt schon wieder diesen schrecklichen Spitznamen in den Mund, den Sie für die Frau schon seit Jahren verwendet. Anstatt jedoch beleidigt zu sein hat die Grünhaarige immer etwas peinlich, aber auch erfreut reagiert, indem sich ihre Wangen rot färbten.  

 

Mit dem Rücken zu dem Esstisch konnte der Blonde nicht die Mimik der alten Frau erkennen, doch die Atmosphäre sprach für sich. Selbst sein Vater hielt ungewöhnlich lange still.  

 

„Nun“, hörte er die leise eingeschüchterte Stimme. 

 

„Es ist nicht so, als ob ich mich nicht für ihn freuen würde. Ich freue mich. Wirklich…. Wären da nur nicht diese Sachen.“ 

 

„Was genau meinst du?“ 

 

„Naja, seit einem halben Jahr besucht er mich immer weniger und wenn er dann mal die Zeit findet, dann hat er stehts dunkle Augenringe und wirkt restlos erschöpft.“ 

 

Katsuki hört, wie jemand sein Wasserglas abstellt, als er weiter und mit aller Ruhe die Teller abspült.  

 

„Ach, ich kann mir gut vorstellen, dass das ganz normal ist im Heldenbusiness. Nicht war Katsuki?“ 

 

Er konnte nicht widersprechen. In der Tat war er selbst mehr als stark in seiner Freizeit eingespannt. Teilweise sah er seine Freunde mehrere Wochen nicht und auch die Tasty Bitch hatte die letzte Zeit unter seinem vollen Terminkalender leiden müssen.  

 

„Fucking schwach von dem Nerd nicht mit dem Stress umgehen zu können. Keiner kann indem Job von genügen Schlaf und Erholung sprechen.“ 

 

„Da hörst du’s. Mach dir also nicht so viele Sorgen.“ 

 

Wieder eine Stille, die verriet, dass die Midoriya verdammt nochmal nicht aufhörte sich Sorgen zu machen.  

 

„Nun das dachte ich am Anfang ja auch. Und wäre es dabeigeblieben, hätte sicher auch ein freier Tag ausgereicht, um ihn zu Kräften kommen zu lassen. Aber letzten Monat…“, er hörte, wie ihre Stimme brach und den beschissenen Tränen immer näher rückten.  

 

„Letzten Monat kam er zum Katsudon essen nach Hause. Seine Beine haben die ganze Zeit so stark gezittert und sein Gesicht... Himmel, so eingefallen und blass. Und dann habe ich mich kurz umgedreht um Tee zu holen und als ich wieder kam, lag er da, mit dem Gesicht vorneweg in seiner Schale. Von der einen auf die andere Sekunde einfach eingeschlafen.” 

 

„Wow“, gab sein Vater überrascht von sich. „Das habe ich das letzte Mal bei Katsuki mit vier Jahren erlebt, als er mit dir und Deku aus dem Herowonderland zurückkam.“ 

 

Der junge Blonde brummte verstimmt bei der Erinnerung, die sein Alter in ihm geweckt hatte. Wenn er es nicht besser wissen würde, könnte er noch heute das Seeblatt seiner Misosuppe in seiner Nase spüren. 

 

„Ja ich war so erschrocken gewesen und alles was er sagte, als ich ihn wachtgerüttelt hatte, war dass er jetzt wieder los müsste. Dann ist er aufgestanden und ist gegangen. Ohne sein Katsudon zu Ende zu essen. Er hatte vielleicht gerade mal drei Bissen. Mitsuki-san, das ist bisher noch nie vorgekommen. Er liebt mein Katsudon! Er hätte nie eine Gelegenheit ausgelassen, es zu essen, geschweige denn es einfach so links liegen zu lassen.“ 

 

Katsuki sah kurz über seine Schulter, als er den ersten Teller abgetrocknet hatte. Die panische Stimme der Frau machte den Blonden ungewöhnlich zappelig und als er die besorgte Mimik der Grünhaarigen sah, schnalzte er nur ungehalten mit der Zunge. Sie war jemand, der mit ihrer Sorge immer übertrieb. Während er wahrscheinlich nur mit den Schultern gezuckt hätte, gingen bei ihr bereits die Alarmglocken los. Doch er musste brummend zustimmen, dass es schon äußerst kurios für den Nerd war, sein Leibspeiße zu ignorieren.  

 

„Hmmm“, überlegte die alte Hexe und sah dann kurz zu ihm und-  Fuck, nein! Er konnte sich ganz genau denken, was in ihrem kranken Hirn gerade vorging.  

 

„Katsuki, hast du etwas mitbekommen?“, fragte da bereits sein Vater, anstelle ihrer.  

Die Grünhaarige blickte nun etwas hoffnungsvoll zu ihm rüber. 

 

„Nein, wir sind in unterschiedlichen Agenturen. Ich habe den verdammten Nerd schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.“ 

Er hoffte das würde reichen, um die bescheuerten Ideen seine Mutter im Keim ersticken zu lassen. Als würde er sichergehen wollen, warf er ihr zusätzlich einen beißenden Blick zu, ehe er sich wieder dem Geschirr zuwandte.  

 

Kurz war es still und Katsuki hätte stöhnen können, weil er trotz des Schweigens das stumme schreienden Flehen im Raum gut hören konnte. Doch es sollte ihm egal sein. Deku ging ihn verdammt nochmal nichts an. Alles, was er von dem Streber im Blick haben wollte, war sein beschissener Rankingplatz. Seine Handflächen kribbelten gefährlich, als er daran dachte, dass dieser Zwerg nun einen Platz vor ihm im Ranking war und wie schlecht ihm dabei wurde, dass er noch elf beschissene Monate damit leben musste. 

 

Fuck.  

 

Er wollte es sich nicht eingestehen, aber der Nerd raubte ihm den letzten Nerv und zu hören, dass er sich kaputt arbeitete, sich; wie noch nie zuvor in etwas rein hang und dafür lebte, verabscheute und bewunderte der Blonden im gleichen Maßen.  

 

Es spornte ihn an, ebenfalls härter zu kämpfen. 

Sowohl auf zornige, als auch auf euphorische Weise.  

 

„Ich kann selbst nicht viel machen, außer ihn bitten, auf sich Acht zu geben. Aufgrund seines Jobs wohnt er nicht in der Nähe. Ich wünschte ich könnte ein Auge auf ihn haben.“ 

 

Miss “Überfürsorglich” seufzte unglücklich.  

 

Katsuki juckte es nicht. Was ihn allerdings schon sehr nervte, waren die Laseraugen seiner Mutter, die sich durch sein Rückenmark zu fressen schienen. Ihr stures Wesen hatte ihn noch nicht von der Kette gelassen und abermals konnte er feststellen, von woher er seine Sturheit bezog.  

 

Aber er ignorierte sie.  

Sie alle. 

Sie konnten ihn mal kreuzweise. 

 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

Es war bereits dunkel und Katsuki war gerade dabei das Wohnzimmerlicht zu löschen und sich aufs Ohr zu hauen, als sein Handy auf seiner Tischplatte viel zu laut vibrierte. Es erinnerte ihn daran, den fucking Nachtmodus einzuschalten. 

 

 

 

 

 

“Hey, Bro. Lebst du noch? 

 

 

 

"Was willst du, Shitty Hair?"

 

 

 

“Freundlich wie eh und je...hehe” 

“Wollte dir noch zu deinem Aufstieg gratulieren. Voll cool. Scheinst in Hiroshima ja gut zu tun zu haben.” 

 

 

 

 

 

Da konnte Katsuki nicht widersprechen. Die Agentur von Mirko hatte seine Erwartungen erfüllt. Sie selbst war zwar so gut wie nie da, weil der verdammte Bunny nichts von Teamwork hielt, was sie für Katsuki gerade so sympathisch machte, doch war die Kriminalitätsrate in seinem Bezirk im Vergleich zu anderen Orten sehr hoch. Hier konnte er zumindest was die Quantität seiner Schurkenerfassung anging, punkten. Doch die Fische schwammen für seinen Geschmack schon zu nahe an der Wasseroberfläche. Der Nervenkitzel war einfach nicht mehr so krass, wie am Anfang seiner Heldenzeit. Er hatte sich schnell an die simplen Verbrechen gewöhnt und zu seinem Leidwesen führten häufige Festnahmen auch zu viel mehr Schreibarbeit. 

 

Und er hasste den beschissenen Schreibkram. 

 

 

 

“Da kannst du deinen Arsch drauf verwetten. Scheiße viel Arbeit hier.” 

 

 

 

“Arbeite nicht zu viel, Kumpel. Und vergiss deine Freunde nicht. Hab dich seit ne Ewigkeit nicht gesehen. Wann bist du wieder in der Heimat?” 

 

 

 

“Keine Ahnung.” 

 

 

 

 

“Wir haben Klassentreffen nächste Woche. Kommst du?” 

 

 
 

“Was zur scheiße soll ich da?” 

 

 

 

“Ach komm schon. Fast alle haben zugesagt. Nur Aoyama ist in Frankreich bei seinen Eltern und Koda in den tiefen Bergen in Takayama.” 

 

 

 

“Verdammte scheiße, von wem sprichst du?” 

 

 

 

“Aoyama und Koda?” 

“... Komm schon... “ 

“Die Discokugel und der stumme Stein?” 

 

 

 

 

 

 

Ah. 

Hätte er verdammt nochmal gleich schreiben können. 

 

 

 

Katsuki kratze sich kurz im Nacken und überlegte einen Moment, als er fast schon dem Drang nachgeben wollte abzulehnen.  

 

Fast alle beschissenen Extras würden dort sein.  

Fucking Deku würde dort sein.  

 

Es wäre die Gelegenheit seine beschissene Mutter ruhig zu stellen, in dem er sich persönlich ein Bild von dem verdammten Nerd machen konnte. Diese hatte ihn mit ihren Anrufen gerade zu bombardiert.  

 

 

“Tss. Wozu hat meinen angehenden Superhelden in die Welt gesetzt, wenn dieser nicht einmal in der Lage ist die einfachsten Informationen zu beschaffen.”, hörte er noch gut ihre gequälte Stimme durchs Telefon. “Ich will nur wissen, ob an Inkos Sorgen etwas dran ist. Also mach dich nützlich, Balg!” 

 

 

Diese verdammte Hexe.  

 

Aber was soll’s. Es konnte ihm nicht schaden. Zudem, würde die Halb und Halb Fresse ebenfalls auftauchen. Den Schwachmaten müsste er noch im Blick behalten.  

 

 

 

“Komm schon, Kumpel. Du warst noch nie bei einem Treffen dabei. Einige haben dich seit dem Abschluss nicht mehr gesehen.” 

“Ich habe noch nicht mal mit dir ein Bier getrunken... jetzt wo wir alt genug sind.” 

“Komm schon...Bro...Bitte” 

 

 

“Was auch immer. Schick mir den verdammten Standort und Zeitpunkt.” 

 

 

 

“Ehrlich jetzt?” 

“Yeah!!” 

“Freue mich, Bro.” 

 

 

 

Er seufzte genervt, steckte das Handy zurück in die Hosentasche und konnte nicht glauben, was er sich da antat, nur um ein paar lappische Informationen über seine Rivalen zu sammeln.  

 

 

 

 

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

“Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du wirklich kommst.” 

 

“Hah? Scheiß Pikachu, was hast du gesagt?”, entgegnete er und knallte sein Bierglas auf den Tisch. Die gelbe Knallbirne mit dem Harry Potter Blitz hob sofort feige die Hände nach oben. 

 

“Wie ich sehe hast du nicht an deinem Temperament eingebüßt.” 

 

Shitty Hair neben ihn fing an sein Haifischgrinsen zu zeigen und strich sich dabei die Mähne aus dem Gesicht. Er hatte sie heute, nicht wie üblich, zu einer beschissenen Igelfrisur hoch gegelt.  Stattdessen hing sie ihm jetzt strähneweise im Gesicht. 

Tse.  

Immer noch Shitty Hair. 

 

Dieser sah ihn auffordernd an und deutete jetzt mit einem Kopfnicken um sich. 

 

“Ach komm schon, Bakubro. Sieht dich um. Mindestens jeder hier, sieht so aus, als habe er nicht mit dir gerechnet.” 

 

Katsuki ließ den Blick schweifen.  

 

Die kleine Bierkneippe, die er fucking nochmal per GPS suchen musste, weil sie so versteckt lag, bot gerade mal so viel Platz, dass gerade so alle in die alte Bruchbude passten. Die Stachelfrisur meinte, dass der Besitzer so nett war, uns als seine Gäste privat zu empfangen. Das Klassentreffen ganz im privaten fucking Ambiente. Jetzt, wo einige namenhafte Superhelden darunter waren, war das auch ganz gut so.  

 

Aus der Ecke in der er, Stachelfrisur, Pikachu und Pinky saßen hatte er einen ziemlich guten Überblick. Dabei stellte er fest, dass fünf Jahre wohl nicht ausreichen, als dass sich die Heinis in dieser Zeit wirklich verändert hatten. 

 

Allein die Gesichtszüge und die Körperformen hatten bei dem einen oder anderen erwachsener Züge angenommen.  

 

Die Traubenbirne fiel ihm kurz ins Blickfeld, unverändert, wie am ersten Schultag. 

 

“Oder auch nicht”, dachte er sich sogleich und wanderte angewidert mit den Augen weiter durch den Raum. Der komische Tentakelmann scheint plötzlich doppelt so groß geworden zu sein, wie er zum Ende der Schulzeit war und musste aufpassen, dass seine hässliche Birne nicht an die Decke stieß.  

Auch Tesafilm war um einiges gewachsen, was seine eh schon schlaksige Person noch dünner wirken ließ... passend zu seinem verdammten Quirk.  

 

Seine Augen wanderten weiter, fanden den großen breiten Hintern der Schwebetussi, ehe sie auf dessen Brüste landeten. Er hatte das Gefühl, als würde ihre Spezialität ihren Vorbau von der Schwerkraft verschonen, sodass Ihre Oberweite nun prall, straff und aufrecht von ihr abstand. Sie könnte damit Tasty Bitch glatt in den Schatten stellen. Auch der Pferdeschwanz an der Seite von dem Endeavor Bastard hatte sich körperlich nicht zum schlechteren entwickelt.  

Es war nicht so, als ob Katsuki wirklich wert auf das Äußere der Weiber lag. Er hatte sich lediglich die Fakten vor Augen geführt. Er wäre ganz sicher nicht so blöd, als dass er sich mit den Extras näher beschäftigen würde. Ihm reichte es bereits, dass Shitty Hair, fucking irgendwie, an seine Handynummer gekommen war und er ihn nun jetzt gefühlt alle zwei Tage am Sack hatte.  

 

Von dem Pferdeschwanz lenkte ihn sein Blick direkt weiter zur Nummer elf. Die widerliche, rote Seite ihm zugewandt redete er mit Pferdeschwanz, Kugelgesicht und der Brillenschlange. Von was er aus der Entfernung sagen konnte, hatte sich der Halb/Halb Mischling wohl am wenigstens verändert. Immer noch die gleiche teilnahmslose Fresse, gleiche beschissene Frisur. Nichts Auffälliges.  

 

Nummer eins auf seiner Nennwerten Konkurrenten-Liste hatte er somit schon Mal ausfindig machen können. 

 

Fehlte noch... 

 

“Hey”, murmelte Katsuki bereits, bevor der Gedanke in seinem Kopf überhaupt ein Ende finden konnte. “Hast du nicht gesagt, es würden alle kommen?” 

 

Es war bereits eine verdammte Stunde vergangen seit Beginn dieser Clownsshow und fucking Deku hatte er bisher noch nicht gesehen. Der Nerd war keiner, der unpünktlich war. Also gab es nur die Wahl zwischen: Entweder er war pünktlich, oder er kam gar nicht

 

“Ja, Bro, wieso? Wen genau-” 

Das Klingeln der Eingangstür ertönte.  

 

Was zur...? 

 

Katsukis Augen weiteten sich, als die Tür direkt vor seinem Ecktisch aufgestoßen würde und sich ein Grünhaariger Zwerg … fuck, von wegen Zwerg, der Typ war sicher genauso groß wie er selbst... hereinkam und damit die Worte vom Rotschopf auf taube Ohren stießen ließ.  

Der Nerd bemerkte ihn nicht, als er sich seinen dicken, schwarzen Parker auszog und sein schlichtes weißes Sweatshirt mit dunkelblauer Jeans zum Vorschein brachte. Er sah auch nicht zu Katsuki rüber, als er durch seine kürzer geschorene Wolle fuhr, geradewegs an seinem Tisch vorbei ging und seine verdammten Anhängsel an der Theke begrüßte. 

Währenddessen klebte Katsukis Blick nonstop auf dem verdammten Streber.  

Und kurz fragte er sich, ob er seinen fucking Augen noch trauen konnte.  

Denn der Kerl, der da gerade auf das scheiß Mondgesicht herunterschauen musste und verschwitzt grinste, war verdammt nochmal nicht der Deku, den er kannte.  

 

“Bakugou?” 

 

“Hah?”, schoss es sofort abblockend aus ihm heraus, als er erkannte, dass er aus seinem beschissenen Starren gerissen worden war. 

Dass er bei seinem beschissenen Starren erwischt worden war.  

 

 Doch bevor Kirishima wieder das Wort an ihn wenden konnte, rief Pinky dazwischen. 

 

“Ist das Midoriya? Himmel, ist der etwa schon wieder gewachsen und dann die Frisur...” 

 

 

Verdammte scheiße, seine Augen funktionierten wohl doch noch einwandfrei. 

 

Die Blicke am Tisch wanderten automatisch zu dem grünhaarigen Wischmopp... ja verdammt... Immer noch Wischmopp. Denn beim genaueren Hinsehen fiel auf, dass er lediglich die Seiten kürzer gemacht hatte. Es machte seine bisher kugelrunde Scheißbirne jetzt schmaler, ließ ihn damit noch etwas größer erscheinen.  

Sein Körper war immer noch athletisch, obwohl er gewachsen war. Er war nicht so muskulös, wie der Blonde, doch immer noch klar trainiert. Sein weißes Sweatshirt schmiegte sich eng an seinen Körper und bot mit dem leichten V-Ausschnitt einen Blick auf das definierte Schlüsselbein. Die Jeans saß locker und bildeten zusammen mit den roten Schuhe, natürlich  fucking roten Schuhe, ein Outfit, womit der Streber wenigstens zeigen konnte, dass er in der verdammten Lage war, sich anständig anzuziehen.  

 

Unweigerlich glitt Katsuki in Gedanken zu seinem eigentlichen Aussehen zurück.  

 

Hatte er sich in den letzten Jahren verändert? 

 

Die halben Portionen, mit denen er heute Abend gesprochen hatte, ließen lediglich ein “Gut siehst du aus!” oder “Immer noch so ein Muskelprotz!” von sich. Nichts, was darauf deutete, dass er sich sonderlich stark verändert hatte. Und er war bisher auf keinen dieser scheiß Kindertreffen in den letzten Jahren gewesen. Er war, wie er nebenbei festgestellt hatte, nur größer geworden und hatte an Muskelmasse zugelegt. Seine Haare hielt er etwas kürzer, doch änderte das nichts daran, dass sie immer noch widerspenstig abstanden.  

Sein Blick fokussierte sich nochmal auf Deku, der plötzlich nicht mehr wirkte, wie ein Deku, klein, schwach, erbärmlich und einfach nur nutzlos. 

 

Fuck. 

 

Katsuki war niemand, der groß seine Wirkung auf andere überdachte. Er gab eigentlich gut und gerne einen Scheiß darauf, was die Extras um ihn herum von ihm hielten. Er wusste, er hatte ein gewisses Gefühl für Mode und Styling, soviel, dass er sich darüber keine Gedanken machen musste. Die Blicke von den Weibern auf der Straße, und bei Gott, sogar von ein paar Kerlen, bestätigten ihm das tagtäglich.  

 

Und dennoch... 

 

Hätte er sich in den letzten Jahren verändern sollen? 

 

Katsuki kam unerwartet die Überlegung, dass Dekus Aussehen möglicherweise zu seinem jetzigen Rang mit beigesteuert hatte. Wenn Pinky ebenfalls wegen seinem fucking Look baff war, dann konnte er noch nicht sehr lange damit rumlaufen. Ungewollt vertieften sich seine Gedanken weiter, schätzten ab, ob die Nummer dreizehn bewusst oder unbewusst darauf hingesteuert hatte, damit in der Liste aufzusteigen. Der Gedanke stank ihm zum Himmel. Er hielt den Nerd nicht für so verzweifelt, aber es ärgerte den Blonden, dass er damit offensichtlich unabsichtlich Erfolg hatte.   

 

Und wer weiß... 

 

Vielleicht hatte sich nicht nur der behinderte Geschmack von Fashion an dem Idioten geändert. 

 

Möglicherweise kannte er den Grünhaarigen nach fünf beschissenen Jahren nicht mehr so gut und Deku hatte doch sehr wohl in dem verdammten Wissen gehandelt, mit seinem Aussehen zu punkten. 

 

Das ungute Gefühl in seiner Magengegend quoll in ihm hoch und es pisste ihn an, dass er- 

 

“Bakubro!” 

 

Der Blonde riss den Kopf zu der Stimme des Rothaarigen, der seinen zerstreuten Blick das zweite Mal aus der Trance holte.  

 

Das fucking zweite Mal. 

Wegen scheiß Drecks-Deku.  

 

Doch bevor er abermals wütend schnaufen konnte, zerrte Pinky wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Er könnte sich glatt daran gewöhnen, dass sie ihn damit unabsichtlich aus dem Schneider zog. 

 

“Aber hast du nicht gesagt, dass es Midoriya nicht so gut ging, Kiri? Für mich sieht er top fit aus!” 

 

Und spätestens jetzt könnte er dem Alien den Hintern knutschen, hatte sie gerade mehrere Sachen gleichzeitig für ihn in Rollen gebracht. Er wusste jetzt zumindest schonmal, dass Dekus schlechter Zustand nicht nur seiner überfürsorglichen Mutter aufgefallen war... 

 

“Ja, erst letzten, als wir zusammen an dem Fall in der Mall gearbeitet hatten, sah er aus, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde. Er war blass, sah müde aus... halt völlig im Arsch. Doch jetzt...”  

 

Der Blick von Shitty Hair ging prüfend zu dem Scheißer.  

 

“Er wirkt wie ausgewechselt.” Er zuckte ratlos mit den Schultern.  

 

“Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag gehabt...”, gab Pikachu von sich, trank dann etwas von seinem Bier. 

 

Kurz verweilten alle Blicke auf die verdammt fröhlich, gackernde Gruppe am Tresen, ehe Mina, wer verdammt nochmal auch sonst, anfing von Ihrem neusten “Handlanger” zu erzählen. Katsuki lehnte sich zurück und hörte nur mit halbem Ohr hin, während er, immer noch angesäuert an seinem Bier nippte... 

 

Es dauerte nicht lange und er musste seiner vollen Blase nachgeben und sich durch die Menge in den hinteren Teil der abgefuckten Bar kämpfen. Er ging dabei möglichst vielen Blicken, die ihn Gefahr laufen lassen könnten, ihn in ein beschissenes Gespräch zu verwickelt, aus dem Weg. Er hatte keinen Bock sich mit den anderen zu beschäftigen. Schon die Plagen, die er an dem Tisch sitzen hatten, raubten ihn den letzten Nerv. Er war so viele Menschen nicht mehr gewohnt. In Hiroshima wohnte er alleine, seine Agentur hatte nur eine Handvoll Mitarbeiter und seine Eltern sah er so gut wie gar nicht. Er war nie ein Geselliger gewesen. Und er hatte kein Problem damit, es andere auch spüren zu lassen.  

 

“Kac-chan!” 

 

Der Blonde stockte automatisch, als er bemerkter, dass die Kombination aus dunkler Stimme und seinem behinderten Spitznamen, welcher nur von einem kommen konnte, ihn verwirrte. Er blieb stehen, hatte eh keine andere Wahl, weil der Nerd geradewegs die Tür zur beschissenen Toilette versperrte. Die quietschgrünen Augen des Nerds begegneten ihm auf Augenhöhe, doch Katsuki bemerkte trotzdem, dass er wenige fucking Zentimeter größer war, als der Streber. 

 

Wenige fucking, Gott sei Dank, Zentimeter.  

 

Seine Augen hatten etwas an dem naiven Glanz verloren und wurden umrahmt von einem kräftigeren, definierten Kiefer. Den beschissenen Babyspeck hatte er abgeschmissen.  

Die Narbe, die sich von seinem rechten Auge über seine Schläfe in seinem Haaransatz verlor war ihm neu und gaben ihm ein reiferes Aussehen, welches er mit seiner Unschuldsmiene glatt wieder über den Haufen warf.  

 

“Wie geht es dir? Wir haben uns sicher seit dem Abschluss nicht mehr gesehen. Ah, herzlichen Glückwunsch zu deinem Rangplatz.” 

 

Katsukis starrender, irritierter Blick wandelte sich schnell zu dem typisch genervten, als der Nerd in seine unverwechselbare Art ins behinderte Quasseln verfiel.  

 

Zumindest das, konnte Katsuki mit Sicherheit sagen, hatte sich nicht geändert.  

 

Doch die kindliche Stimme von damals war fort, hatte einem dunkleren Ton Platz gemacht, der sich mit dem schnellen, unreifen und unschuldigen Geplapper des Nerds biss.  

 

Es passte nicht zu seinem, immer noch jugendlichen Verhalten, passte nicht zu den unsicheren Blicken und den zappeligen Gliedmaßen des Strebers, der damit seine Nervosität zum Ausdruck brachte.  

 

Er war alles andere, als erwachsen und erfahren. 

Im inneren immer noch der Nerd, den er kannte.  

 

Und wieso fucking nochmal beruhigte ihn die Tatsache, dass sich wenigstens das nicht geändert hatte? 

 

 

“Tse, was auch immer, Deku. Aus dem verdammten Weg.” 

 

 

Der Grünhaarige kratzte sich verlegen am Hinterkopf und trat zur Seite, murmelte ein “Immer noch der Selber”. Doch in dem engen Gang kam er nicht umhin, dennoch seinen breiten Oberkörper an den des Idioten entlang zu reiben, als er an ihm vorbeitreten wollte. Er spürte, wie der Nerd bei der Berührung zusammenzuckte und sich enger an die Wand hinter sich presste, sein Blick fest auf den Boden geheftet, die Wangen leicht gerötet. 

 

Was für ein Weichei. 

  

Aus dem Augenwinkel sah er noch die tiefen, dunklen Augenringe, die ihn kurz zurück in das Gespräch mit Shitty Hair warfen, doch er schenkte dem nicht weiter Beachtung. Jeder verdammte Superheld, der seinen Job nur annähernd ernst nahm, hatte mit der ein oder andere harten Zeit der Überarbeitung und Schlaflosigkeit zu kämpfen. Nichts neues und wenn man nicht damit klarkam, dann war man für den verdammten Job nicht gemacht.  

 

Katsuki schnalzte ungehalten mit der Zunge.  

Bis auf die beschissene Schwärze unter den hässlichen Glupschaugen sah der Nerd normal aus, wirkte wach und aufmerksam, fast schon nervtötend hyperaktiv und enthusiastisch. Nichts worüber sich irgendjemand Sorgen machen müsste. 

 

Scheiß aufmerksame Freunde. 

Scheiß überfürsorgliche Mutter.  

 

 

 
 

 
 

 

 

 

 
 

“Und? Wie war das Klassentreffen letzte Woche?” 

 

Er rollte genervt mit den Augen. 

 

“Er war da und sah quicklebendig aus. Keine fucking Anzeichen von wegen Überarbeitung.” 

 

Seine Mutter gab ihm eine Schale voll Reis, als er geendet hatte und gesellte sich zu den beiden Männern an den Tisch, deutlich zufrieden, dass er ihr direkt die Information liefern konnte, die sie verdammt nochmal interessierte. 

 

“Hmmm. Inko hatte ihn seit unserem letzten Gespräch nicht mehr gesehen. Vielleicht hat er sich wieder gefangen. Ach, diese Sojabohne macht sich ständig Sorgen.” 

 

Er verzog den Mund, als er den hässlichen Spitznamen für die alte Midoriya hörte. Es bestätigte ihm jedes Mal aufs Neue, dass er eindeutig besseren Geschmack hatte die Extras um ihn herum neu zu betiteln. 

 

“Aber komisch ist es schon... Ich meine, Izuku liebt Katsudon...Da hätte ich mir auch Sorgen gemacht.”  

 

Sein Vater presste die Lippen zu einer dünnen, beschissen kummervollen Linie zusammen. Der Blonde konnte nach all den Jahren immer noch nicht ganz kapieren, wie diese beiden Vollpfosten zusammengefunden hatten. Wenn er es sich ausmalen müsste, würde er glatt vermuten, seine Mutter war betrunken gewesen und hat sich direkt beim ersten Bums schwängern lassen.  

Wie sonst sollten Pech und Schwefel jetzt an einem Tisch sitzen können, ohne sich die Köpfe einzuschlagen?  

 

“Ach, was... Izuku ist stark geworden, seitdem er seinen Quirk entdeckt hat. Er nimmt seinen Job wahrscheinlich genauso erst wie unser Balg.” 

 

Seine Mutter grinste ihn an und er rollte mir den Augen, verkniff sich ein Kommentar. Die Beiden hatten keinen beschissenen Plan davon, dass der Nerd kein verdammter Spätzünder war und er wollte auch, dass das so blieb. Schließlich hatte er All Might sein fucking Wort darauf gegeben. Und was er versprach, dass- 

 

Das Klingeln des Telefons durchbrach die Stille und er ärgerte sich, dass er so tief in Gedanken versunken war, dass er von dem Geräusch zusammenzuckte.  

Seine Mutter stand auf und hob ab. Er war kein Lauscher, aber bliebe ihm nicht viel übrig, als das Gesagte mitzubekommen, wenn es ansonsten doch mucks Mäuschen still im Raum war. 

 

“Hey Inko, wir hatten gerade von dir gesprochen. Was gib’s?” 

 

Sie lauschte eine Zeit lang und sein Vater warf einen irritierten Blick über seine Schulter, als er kurz prüfte, ob sie überhaupt noch am Telefon war.  

 

“Was?... Ja klar. Gib mir zwei Minuten und ich bin bei dir.” 

 

Sie drehte sich endlich um. Ihre Augenbrauen waren skeptisch und verärgert zusammengezogen und richtet sich bestimmend auf ihren Sohn, sprachen schon die Warnung aus, als solle er genau dortbleiben, wo er war.  

 

 

Ah, fuck.  

Er ahnte böse. 

 

 

“Ja, ja. Nein, mach dir verdammt nochmal keine Sorgen. Bis gleich.” 

 

Sie legte auf und stöhnte, ehe ihre zu Schlitzen geformte Augen sich auf ihn richteten.  

 

“Hast du nicht gesagt, er sah quicklebendig aus?” 

 

 

Ah, scheiße. 

Natürlich ging es um den verdammten Nerd. 

 

 

“Was hat der Schwächling jetzt schon wieder?” 

 

Er hämmerte seine Stäbchen auf den Tisch.  

Ihm war der Appetit vergangen. 

 

“Er ist auf der Arbeit zusammengebrochen. So wie es aussieht, wegen Schlafmangel und Dehydration.” 

 

Sie hob fragend beide Augenbrauen.  

 

“Scheiße, sieh mich nicht so an. Er sah topfit aus, klar?” 

 

Er knurrte leise, als sowohl sein Vater, als auch seine Mutter ihn abwarten ansahen. 

Nein, verdammte Mist, er würde die verdammten Augenringe nicht erwähnen! 

 

 

Der Blonde warf genervt den Kopf zur Seite und entging den Blicken seiner bescheuerten Eltern. Seine Mutter stöhnte entkräftet. 

 

“Wie auch immer... Ich fahre Inko jetzt ins Krankenhaus. Dann kann ich mir direkt auch mal selber von dem kleinen Izuku ein Bild machen.”  

 

Sie schnappte sich ihre Tasche und verschwand durch die Tür. Katsuki wartet keine Sekunde damit mit seinem emotionalen Vater alleine am Tisch zu verbringen, stand auf und verschwand in sein altes Kinderzimmer. Hinter sich hörte er seine Alten ähnlich stöhne, wie es die Hexe vor wenigen Augenblicken getan hatte.  

 

 

Es dauerte vielleicht keine zwei Stunden, ehe er das Auto vor dem Haus vorfahren hörte. Seine Tasche hatte er schon lange gepackt, bereit nach seinem Wochenende wieder in seine eigene Wohnung zu flüchten. Sein Vater hatte ihn breitgeschlagen, zu warten, bis seine Mutter vom Krankenhaus zurückkehren würde. Er hatte nur widerwillig nachgegeben. 

Katsuki wollte endlich wieder alleine in seine Wohnung sein, vielleicht noch das Fitnessstudio besuchen und sich von dem beschissenen Wochenende in seinem Elternhaus fucking nochmal erholen. Er war es nicht mehr gewohnt, gefühlte 24h am Tag in Gesellschaft zu sein, hatte sich bereits an den ruhigen Luxus des Alleinlebens gewöhnt, welcher nun hauptsächlich seinen Alltag bestimmte. Er wusste genau, warum er jedes Mal mit sich rang, seine bescheuerten Alten am Wochenende zu besuchen. Selbst wenn er ablehnte, kannte Katsuki seine Mutter gut genug, dass er wusste, sie würde ihn jeden Tag nerven, bis er letzten Endes dann doch brüllend ins Handy zustimmte. 

 

Da seine Tür einen Spalt breit offenstand, hörte er, wie seine Mutter im Erdgeschoss durch die Tür kam.  

 

“Und?”, fragte sein Vater sofort mit scheußlich sorgenvoller Stimme, als würde der verdammte Streber im Sterben liegen.  

 

Seine Mutter sprach leise.  

 

Fucking nochmal, sie flüsterte. 

 

Seine Alarmglocken läuteten noch im selben Moment und während seiner Beine ihn automatisch zu seiner Tür trugen, fragte er, wann er das letzte Mal die alte Hexe leise hat reden hören.  

 

So gut wie nie.  

 

Scheiße, wenn er es nicht besser wüsste, hätte er schwören können, die Frau konnte nicht mal leise reden. Katsuki war sich zumindest hundertprozentig sicher, dass sie wegen ihm ihre Stimme nicht anhob. Irgendeinen Scheißdreck versuchte sie vor ihm zu verstecken. Irgendetwas bezüglich Deku sollte er nicht erfahren.  

 

Fucking was zur-? 

 

“...Ich weiß nicht...”, hörte er, als er sein Ohr an den Türrahmen lehnte. Dann wieder ein leises Getuschel, welches er ärgerlicherweise nicht verstand. 

 

“...Hat wieder angefangen...” 

 

“Gott, Mitsuki....das ist sicher nicht leicht für Inko.” 

 

“Ja..... er lehnt es ab...Stress...” 

 

Die Worte kamen abgehackt, zusammenhangslos. Er konnte sich nur ungefähr und ohne Sicherheit vorstellen, wovon sie sprach. Sie seufzte plötzlich erschöpft. 

 

“Was wäre mit einer Therapie?” 

 

Fucking nochmal, wenigstens sein Vater sprach lauter.  

 

“... fünfte... Sturer Bock... wie er.” 

 

“Und wenn er wieder bei Inko einzieht?” 

 

“... hatte gefragt...lächelt, wie eh und je...” 

 

Jetzt stöhnte auch sein Vater kraftlos.  

Dann war es kurz still. 

 

“Katsuki!” 

 

Er zuckte zusammen, fühlte sich schon fast ertappt und begriff erst im nächsten Moment, dass er lediglich gerufen wurden ist, weil die beiden anscheinend ihre Heimlichtuereien beendet hatten.  

Der Blonde griff nach der Tasche und kam die Stufen brummend runter. Falls seine Eltern immer noch von dem gerade Besprochenen besorgt waren, so zeigten ihre Gesichter jetzt nichts mehr davon.  

 

“Hey, Bengel, gut für dich, dass du dich nicht verpisst hast, während ich fort war.” 

 

Seine Mutter grinste ihn an, als wäre nichts. Es gefiel ihm nicht.  

 

“Und? Stirbt der Scheiß-Nerd jetzt endlich?” 

 

“Katsuki!”, protestierte sein Vater sogleich empört. 

 

“Nein, du scheiß Balg.” 

 

“Mitsuki!”, warf sein Vater noch eine Spur empörter rein. 

 

“Er sah aber übel aus. Verdammt blass und geschwächt. Wollte schon vorschlagen ihn ins Koma zu schicken, damit er vielleicht so den nötigen Schlaf bekommt, den er anscheinend bisher nicht bekommen hatte.”, sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust, immer noch grinsend.  

 

Es gefiel ihm nicht.  

 

„Das wars? Hätte es nicht gereicht seinen kranken Hintern nach Hause ins beschissene Bett zu verfrachten?“ 

 

Katsuki gab einen spottenden Laut von sich, überspielte seine Neugier, die hauptsächlich überhaupt entstanden war, weil seine verdammte Mutter mehr als offensichtlich etwas vor ihm verheimlichte und sie die verdammte Frechheit besaß ihm hier und jetzt ohne Scham ins Gesicht zu grinsen.  

 

„Die Leute in seinem Büro hielten es für das Beste. Dieser LeMillion wollte sicher gehen, dass er einmal von Kopf bis Fuß durchgecheckt wird. Ein verdammter Charmebolzen ist das, sag ich dir. So ein Sonnenschein kann glatt unserem Izuku Konkurrenz machen.“ 

 

Schwach. 

Nicht nur der beschissene Versuch, ihn mit irgendeinem fucking Arbeitskollegen von Deku abzuspeisen, nein, sie war auch noch so verdammt dreist und stemmte ihre Hände locker in ihre Hüften, als ob sie gerade übers verdammte Wetter reden würde. Sie verarschte ihn gerade von vorne bis hinten. 

 

Und es gefiel ihm fucking nochmal ganz und gar nicht. 

 

Er schulterte seine Tasche, nachdem er sie noch einmal genauer musterte, wartete, ob sie verdammt nochmal etwas zu ergänzen hatte, doch die Frau hielt stumm seinem Blick stand. Er musste an sich halten, in seinen Gesichtszügen seine fucking Wut nicht durchsickern zu lassen, als er sich abwendete und Richtung Tür marschierte.  

 

„Was auch immer, nicht mein verdammtes Problem.“  

 

Er wollte gerade schon den Türknopf drehen, da legte sich ein Schatten über seine Gestalt und er schaute über die Schulter zurück. 

 

„Hast du nicht was vergessen, mein Sohn?“ 

 

Sein verdammter Vater grinste, wie ein bescheuertes Honigkuchenpferd, als er die Arme spreizte.  

 

Ah. Fuck.  

 

Wie ein gefährliches Raubtier ließ er knurrend die beschissene Umarmung über sich ergehen und fragte sich wie jedes Mal dabei, was bitte sein Alter so toll an dem scheiß fand.  

Er zumindest würde es sein beknacktes Leben lang nicht nachvollziehen können…  

 

 

 

 

 
 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Katsuki wusste nicht, wie lange er schon auf das dicke weiße Papier in seiner Hand herabblickte. Er hatte den Inhalt ungefähr vier oder fünf Mal gelesen, doch es schien nicht, als ob die Nachricht bis in sein Haupthirn durchdringen wollte und dass, obwohl er mehrmals geprüft hatte, ob der Empfänger auch tatsächlich seinen Namen trug.  

 

Doch das dunkle Schwarz auf dem hellen Weiß zeigte in überdeutlicher, jedoch abartig gekräuselter Schrift seinen Namen mit passender Adresse. Seine Augen fuhren nochmals kritisch und abstoßend über die  Schlagzeile dieses ganzen Drecksstücks. 

 

 
 

Hochzeitseinladung 

 

Todoroki Shoto 

Yaoyorozu Momo 

 

 

 

Er könnte kotzen.  

Womit hat er diesen Wisch verdient? 

Er konnte sich nicht an einen anständigen Satz erinnern, den er mit den beiden die letzten Jahre oder gar in seiner Schulzeit gesprochen hatte. Nicht so, als ob es ihm jetzt Leid tat, weil er jetzt netterweise diese Einladung erhalten hatte und wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen haben sollte, sich nicht mit den beiden beschäftigt zu haben.  

 

Fuck, nein.  

 

Er fragte sich allen ernstes, warum ihm diese beiden Idioten überhaupt eingeladen haben, wenn er ganz offensichtlich nichts mit ihnen zu tun hatte und auch nichts mit ihnen zu tun haben wollte. Wenn er den bescheuerten Brief nicht erhalten hätte, hätte er noch nicht mal gewusst, dass Pferdeschwanz und die Halb&Halb-Fresse das verdammte Bett teilten. Er hatte beim Klassentreffen keine eindeutigen Anzeichen von irgendeiner Beziehung zwischen ihnen ausmachen können. 

 

Ok. 

 

Er hatte nicht gerade seine volle Aufmerksamkeit auf die Waschlappen gerichtet.  

Nicht einmal geredet hatten sie miteinander.  

Noch ein Grund sich allen Ernstes zu fragen: War das ein verdammter Witz? Wollte man ihn hier ganz offenkundig verarschen? Was sollte der Scheiß? 

 

Katsuki wusste es nicht, hatte auch gerade wenig Nerven sich mit dem Dreck zu beschäftigen. Seine Arbeit hatte heute einen Punkt erreicht, der ihn daran zweifeln ließ, ob er dort wo er jetzt war und das, was er jetzt tat, ihm in seinen beruflichen Werdegang weiterbrachte. Er hatte heute mehr am Schreibtisch gesessen, als das er auf Patrollie war. Eigentlich nichts ungewöhnliches, wäre es nicht bereits der fucking dritte Tag in Folge. 

 

Und es pisste ihn an.  

 

Vor allem nachdem er recherchiert hatte.  

 

Sein Bezirk war von der Überfallquote und den Einbrüchen gut aufgestellt. Doch waren es meist nur niedrigere Kriminalverbrechen mit Schurken die allesamt weit unter seiner Gürtellinie waren.  

 

Keine nennenswerten Gegner… 

Keine anspruchsvollen Kämpfe… 

Nicht ein bisschen Nervenkitzel… 

 

Oh und Katsuki pisste es an.  

 

Im Vergleich dazu hatte er sich Zentral Tokyo angesehen.  

Überfallsrate war niedrig, Einbruchszahlen ungefähr gleich, jedoch gab es eine entscheidenden, beschissenen Unterschied zu seinem Bezirk.  

 

Alle Schurken der Klasse A & S wurden hauptsächlich in den Bezirken Tokyos verhaftet. Zuerst hatte Katsuki darauf spekuliert, dass diese Rate einfach nur daraus entsprang, dass sich hauptsächlich die besten Pro-Heros in diesen Stadtteilen aufhielten und die angrenzenden Gebiete nur Nichtsnutze als Helden nachwiesen, die es einfach nicht auf die Kette brachten, die wirklich starken Mistkerle hinter Gitter zu bringen.  

 

Doch in den letzten Jahren konnte er diese Theorie nicht bestätigen.  

Ein Knurren entfuhr ihm, als er sich stöhnend über das angespannte Nasenbein rieb, welches ihn heute schon den ganzen Tag zu foltern schien. 

 

Er war ein Idiot gewesen, hatte sich von der Stärke und der unglaublichen Willenskraft des verdammten Hasen mitreißen lassen und dachte einen geeigneten Vorgesetzten gefunden zu haben, mit dem er einigermaßen zurechtkommen würde. Sie hat sich nicht breitschlagen lassen, ihn auf ihren Auslandsaufträgen mitzunehmen, jedoch war er so dumm gewesen, sich auch nur damit zu begnügen in ihrer Agentur Fuß zu fassen, dachte sogar, dass er dann wenigstens so handeln konnte, wie er es wollte.  

 

Doch jetzt, nach behinderten drei Tagen vor dem Computer mit Fingern die ihm weh taten, weil er auf einer fucking Tastatur herumtippen musste und nicht weil er Schurken vermöbelte, fraßen sich die Gedanken, alles, was er sich innerhalb der letzten fünf Jahre aufgebaut hatte, über den Haufen zu schmeißen, unwiderruflich in seinen Kopf.  

Er wog schon den ganzen Tag immer wieder die Chancen, Hindernisse und Konsequenzen ab.  

 

Zum einen musste er weise festlegen, wo er in Tokyo anfangen wollte. Denn, dass es Tokyo sein würde, hatte sich schnell entschieden. Die andern großen Ballungsgebiete in Japan hatte er per Statistik überprüft. Doch nichts reichte an die Hauptstadt heran. Auch hatte er kurzzeitig an eine ausländische Agentur gedacht, doch der Gedanke seine Heimat zu verlassen erfüllte ihn nur mit Ablehnung und Unlust. In Tokyo selbst war zu berücksichtigen, welche nennenswerten Orte es in den jeweiligen Abschnitten gab, die für Schurken von Interesse waren: Banken, Sehenswürdigkeiten, Sammelplätze und Verkehrshauptpunkte.  

 

Zum anderen würde er kein fucking Distrikt in Betracht ziehen, welches bereits von irgendeinem dieser Extras belagert wurde. Er musste also sicher gehen, genau zu wissen, auf wen er wo stoßen könnte. Das hatte weniger den Hintergrund, dass er so wenig wie möglich auf diese Idioten treffen wollte, als viel mehr, dass es seine Arbeit möglicherweise behindern würde. Sollte beispielweise die Halb&Halb-Fresse, dessen Brief er gerade achtlos auf seine Kommode geschmissen hatte, ihm in seine Arbeit fuschen, würde seine Rate an Festnahmen dadurch in den Keller sacken.  

 

Und auf den Mist konnte er getrost verzichten.  

 

Nicht so, als ob Katsuki das überhaupt zulassen würde, aber wenn er die Möglichkeit sah, sein Nervenkostüm zu schonen und diesen Schwachköpfen aus dem Weg zu gehen, würde er es schlichtweg vorziehen. 

 

 

Zum allen Überfluss musste er sich dann noch um eine bescheuerte Wohnung kümmern.  

Alles Umstände, die ihm bereits jetzt die Nerven kosteten, aber wenn er damit erreichen konnte, seinen Platz in der Rankingliste zu verbessern, würde er den verdammten Scheiß auf sich nehmen.  

Bei dem Gedanken an die Liste füllte sich sein Bauch wieder mit diese abartigen Beklemmung, die ihm schlagartig sämtlichen Appetit und Energie entzog. Er konnte den Ansatz von kaltem Schweiß im Nacken, gepaart mit heißer Wut in seinen Handflächen fühlen, wenn er über die Gefahr nachdachte, dass sein Handeln ihn möglicherweise zurückfallen lassen konnte.  

Das war eine Gefahr, die er nicht riskieren wollte, nicht riskieren durfte.  

 

Nicht, wenn der fucking Nerd bereits vor ihm stand. Er durfte den Abstand nicht noch wachsen lassen. 

 

Scheiße, nein.  

 

Dem Dreckskerl würde er es zeigen. 

 

 

Er sah von seiner Couch, auf der er saß rüber zu seiner schlichten, weißen Hochglanzkommode, wo unschuldig das Stück Papier lag und mit seiner bloßen Existenz darauf wartete, ihn in den Wahnsinn zu treiben.  

 

Die verdammte Hochzeit wäre in einem Monat.  

 

Wer lud bitte die Leute einen Monat vorher erst zur Hochzeit ein? 

 

 

 

Er angelte nach seinem Handy in seiner Hosentasche und tippte fast schon furios auf den viel zu hellen Bildschirm.

 

 

 

„Fucking Halb&Halb und Pferdeschwanz wollen heiraten?“ 

 

 

 

Es dauerte nicht lange, da sah er bereits, wie Shitty Hair online ging. 

 

 

 

„Hey Bakubro. Hast du die Einladung erhalten?“ 

 

 

"Was denkst du denn, du Hohlbirne? Wer, zur Scheiße, schickt erst einen Monat vorher die verfickten Einladungen?“
 

 

 

 

„Der Termin stand schon seid einem Jahr feste, nur waren die Beiden so sehr beschäftigt, dass sie erst jetzt die Einladungen fertig bekommen hatten.“ 

 

 

 

 

„Fuck, was?“ 

 
 

 

 

„Sorry Bro, hab verschwitzt es dir zu erzählen…“ 

 

 

 

 

„Scheiße, wieso laden mich die Extras überhaupt ein?“ 

 

 

 

Oh, sie haben an die ganze Klasse die Einladungen verschickt. Die beiden sind nicht gerade unbekannt bzw. arm. Deswegen haben sie auch nicht mit den Gästen gespart.“ 

 

„Um ehrlich zu sein, werden ziemlich viele Leute kommen.“ 

 

„Ziemlich viele einflussreiche Personen…“ 

 

„Ziemlich viele berühmte Herooooos…“ 

 

 

 

Fuck, Katsuki wusste genau, was die Stachelfrisur damit bezwecken wollte.  

Er hätte dem Pisser nie von dem Gedanken, sich mit anderen Profi-Helden auszutauschen, erzählen dürfen. Doch das Bier hatte seine fucking Zunge beim Klassentreffen etwas zu sehr gelockert. Jetzt hatte er die Quittung davon.   

 

 

Er konnte sich noch gut an das Gespräch mit Best Jeanist erinnern, welches er vor wenigen Wochen geführt hatte und welches ihn letzten Endes zu einem Standortwechsel angetrieben hatte: 

 

 

 

„Um ehrlich zu sein, hätte ich dich für schlauer gehalten und dich schon früher bei mir erwartet, Bakugou.“ 

 

„Hah?“ 

 

 

„Du bist hier, weil du weißt, dass du meine Hilfe brauchst.“ 

 

  

„Ich brauche fucking nochmal von niemandem Hilfe!“ 

 

 

„Dann kannst du ja wieder gehen.“ 

 

 

„Wow. Was für eine Begrüßung und das nachdem du so eine Show hingelegt hast. Ganz schön frech einfach so wieder aufzutauchen, nachdem du als vermisst gemeldet wurdest.“

 

 

„Es ging nicht anders. Um Hawks Ermittlungen nicht zu gefährdend musste ich einige Zeit lang… untertauchen.“  

 

 

„Und fucking keiner wusste Bescheid?“ 

 

 

„Wie du bereits weiß, nehme ich meine Heldenpflichten und die damit eingehenden persönlichen Nachteile sehr ernst. Ein Heldendarsein bedeutet nicht immer mit aller Gewalt seinen Weg zu gehen, sondern viel eher den richtigen, für die Allgemeinheit besten Weg zu wählen. Und wir sind schließlich dafür da die Schwachen und Hilfesuchenden unserer Gesellschaft zu beschützen, zu unterstützen und glücklich zu machen, ihnen ein ruhiges lebenswertes Leben zu sichern. Und wenn man bei der Rankingliste dabei ganz oben stehen möchte, dann reicht es für die Bevölkerung nicht nur ein guter, gerechter Held zu sein, sondern auch ein Ansehnlicher.“ 

 

„Verdammt nochmal, ich weiß das!“ 

 

 

„Und trotzdem hast du Schwierigkeiten damit.“ 

 

„Fuck, ich halte mich bei den Pressekonferenzen schon zurück und auch habe ich in den letzten Wochen keine Zivilsten dumm angemacht.  

Was zur Hölle soll ich denn noch tun?“

 

 

„Verzichte auf deinen Quirk.“ 

 

„Scheiße, was?“ 

 

„Jedes Mal, wenn du im Fernsehen erscheinst, dann mit einer aggressiven Körperhaltung und deinen explodierenden Handflächen. Dein Grinsen im Gesicht signalisiert den Leuten eher, dass du dich auf die Angriffe der Schurken freust und sie herausforderst, anstatt sie von den Bürgern fern zu halten. Alles an dir schreit „Schurke“ anstatt „Held“. Was meinst du, warum dich die Schurkenliga damals entführt hatte? Wenn du mich fragst, war das keine Überraschung.“ 

 

„Du verdammter… ich werde einen Scheißdreck tun und anfangen den Leuten in ihre Hintern zu kriechen. Alles was ich will ist kämpfen und…“ 

 

„Ja schon klar, die Nummer eins werden. Ich sage ja nur, dass du nicht so aussiehst, als ob du jemand darstellst der die Menschen vor den Schurken beschützt, sondern sie eher als Köder benutzen würdest, um deinen heiß ersehnten Kampf zu bekommen. Mag sein das du so fühlst und wenn du damit Erfolg hast, die Leute zu retten, ist das auch völlig in Ordnung. Alles was ich damit andeuten will ist, dass du es nicht so offensichtlich machen musst. Schmiere dir dein verdammtes Grinsen aus dem Gesicht, bleib ruhig und undurchschaubar und hab so etwas wie Empathie. Sei einfach…nicht so. 

 

„Hah?“  

 

“Schau dir zumindest ein Paar Fernsehe-Ausschnitte der aktuellen Superhelden an. Vielleicht fällt es dir leichter zu sehen, wie unterschiedlich und dennoch charismatisch man auf gewisse Situationen reagieren kann. Mag sein, dass du dir da etwas abschauen kannst.” 

 

„So ein Scheiß! Ich brauche mir von niemanden etwas abzuschauen. Reinste Zeitverschwendung!

 

 

 

 

 

 

Und damit hatte er das Büro des Ex-Pro-Heros verlassen. 

Er hätte nicht gedacht, dass die Worte von dem damaligen Profi Superhelden ihn doch so aus der Fassung bringen konnten. Hatte er damals bei seinem Praktikum geglaubt, er habe sich auf einen totalen Trottel eingelassen, so schien dieser jetzt die einzige Möglichkeit zu sein, wie er sein Potenzial als Superheld weiter ausschöpfen konnte. Das was er vorher so belächelt und niedergemacht hatte, war nun das Einzige, was ihm fehlte, die verdammte Leiter weiter aufsteigen zu können. Die Einsicht alleine hatte ihm eine Woche gekostet, zusammen mit seinem Stolz, den er hintenanstellen musste, um den Ex-Profi zu kontaktieren. 

 

Er gab zu: Er war… fucking nochmal verzweifelt.  

Fucking verzweifelt und wütend.  

 

Den Druck auf einer Liste zu stehen, die sich jedes Jahr ändert und deine Karriere bestimmt, war höher, als er sich vorgestellt hatte.  

Aber er war auch schon immer Jemand gewesen, der sich schnell in einem Wettkampf wieder fand, egal bei was. Er hatte Freude daran sich zu duellieren, sich seinen Gegnern zu stellen und ihnen zu zeigen, wo es lang ging. Vielleicht war diese Liste nicht unbedingt für alle die darauf standen für sie von Bedeutung. Aber für ihn war es der offensichtliche Weg zu seinem Ziel die Nummer eins zu werden. Hier würde Jeder sehen können, dass er der Beste war. 

 

Fucking nochmal der Beste von Allen. 

 

Er war ein Kämpfer zu Hölle. Und das würde bald jeder, und damit meinte er absolut jeder zu spüren bekommen. 

 

Seine Hand schnellte schon automatisch zu seinem Handy und wählte die letzte Nummer die in seinem Display stand.  

 

„Hey, safe mir deinen verdammten Hintern für heute Abend, klar?“ 

 

Er hörte Tasty Bitch noch leise schmunzeln, bevor er den roten Hörer drückte. 

 

Zähneknirschend stand er auf, holte sich den teuer glänzenden Wisch und ließ sich dann wieder schwer stöhnend auf sein Polster fallen. Seine Gedanken drifteten kurz zu dem möglich ablaufenden Szenario in einem Monat, während er über die genaue Adresse der Location flog…. Und dann nochmal drüber flog. 

 

Fucking, was? 

 

Yoyogi-Park?  

 

Er schüttelte fassungslos mit dem Kopf und fuhr sich dann leicht lachend durch die störrischen Haare.  

 

Diese Idioten hatten den Meji-Schein in Tokyo einfach mal gemietet.  

Als ob es sich hierbei um irgendeinen lappischen Partyraum handeln würde.  

Diese Dreckssäcke.  

Er konnte es nicht fassen, was man mit Macht und Geld heutzutage alles erreichen konnte. Tse, ihm sollte es Recht sein. Zumindest war die Anlage so groß, dass es nicht weiter auffiel, wenn er sich bedeckt am Rande hielt und dann still und heimlich aus dem Staub machte, sobald er die Schnauze von dem Theater voll hatte. Er würde soweit es ging seinen Vorteil aus der Sache ziehen und dann verschwinden.  

 

Ein Blinken auf seinem Couchtisch holte ihn aus seinen Gedanken.  

 

 

 

„Bro?“ 

 

 

 

„Kannst du einmal aufhören, zu nerven?“ 

 

„Was auch immer...Werde da sein.“ 

 

 

 

Er schloss den Chat und suchte, ohne es jetzt noch weiter aufzuschieben und aus reinem Impuls, nach einem geeigneten Hotel in der Nähe. Er hatte keine Lust wieder bei seinen Eltern unterzukommen. Das konnte er sich jetzt nicht nochmal geben. Er würde schon für die bescheuerte Hochzeit seinen letzten Nerv benötigen. Da bekam ihn niemand noch in sein Elternhaus, wo er mit widerlichen Umarmungen und einer fuchsigen Alten kämpfen musste.  

 

Nein, zur Hölle, danke. Darauf konnte er getrost verzichten.  

 

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

Katsuki würde heute jemanden umbringen.  

 

Soviel stand fucking nochmal fest. 

 

 

  

Grimmig fuhr sein Zeigefinger zwischen verschwitzte Haut und kratzigen Kragen seines weißen Hemdes. Seine dunkelrote Krawatte saß nicht allzu feste, doch war er diese steife Dreckskleidung einfach nicht gewohnt. Und dann noch dieses ungewöhnlich bescheuert warme Wetter. Für fucking April viel zu warm. Er hatte seine Jacke bereits abgelegt, sodass er nur noch die Weste mit Hemd trug, doch da er sich bewusst für einen Platz so weit weg, wie möglich von diesem widerlich Kitschigen Schauspiel ausgesucht hatte und damit keine Überdachung wählte, fühlte er sich jetzt, nach gefühlten 5 Stunden beschissen langweiliger Zeremonie, wie ein durchgegartes Hähnchen. 

 

Was die zwar unglaublich beschissen lange Trauung, mit allem Pipapo, gut an sich hatte, war dass er sich währenddessen nicht mit den Extras rumschlagen, lautes Gerede über sich ergehen lassen oder sich durch ein heilloses Durcheinander von allmöglichen Idioten kämpfen musste.   

Ganz anders war es danach… 

Die verdammte Sonne war noch nicht mal annähernd dabei sich zu verpissen und er hatte bereits jetzt schon keinen Bock mehr.  

 

Fuck.  

 

Doch gerade jetzt sollte er sich konzentrieren und seine Fühler ausfahren. Er konnte sich während der Trauung von seinem Standort aus einen guten Überblick verschaffen, konnte bereits einige bekannte und auch einige sehr vertraute Gesichter ausmachen . Fucking Shitty Hair hatte er innerhalb der ersten paar Sekunden erspähen können. Er saß relativ weit vorne, umgeben von den anderen Heinis aus seiner damaligen Klasse. Weiter dahinter mischten sich einige bekannte Pro-Heros dazwischen. Katsuki hatte sich innerlich eine Liste gemacht, mit wem es sich lohnen würde in Kontakt zu treten.  

Den Rest kannte er nicht und das war ihm auch ganz recht so. Wahrscheinlich irgendwelche erfolgreichen Großspatzhirne, die mehr aus Pflichtgefühl und für eine gute, vor allem geschäftliche Beziehung zu pflegen eingeladen wurden, als dass sie von emotionaler Bedeutung wären.  

Der Blonde verzog angewidert das Gesicht bei der Vorstellung, was das hier alles für eine große abgefuckte Show war. Allein bei zwei Personen konnte er bisher nichts von irgendwelchen gekünstelten Gefühlen herauslesen.  

Fucking Heiß&Kalt und Pferdeschwanz strahlten, als wenn ihnen Kami persönlich begegnet wäre. 

Die verstohlenen Blicke, die sich beide fast nonstop zuwarfen waren schon ekelerregend kitschig

Naja. 

Wenigstens lohnte sich der ganze Scheiß immerhin… 

 

Katsuki holte sich aus seinen Gedanken, als er durch die undurchdringbar wirkende Masse an Körpern blickte.  

 

Die Zeremonie war vorbei und während das fucking Brautpaar sich für die anschließende Feier umzog, wurden Bänke beiseite geräumt, Stehtische, pompöse Fackeln und eine Art Tanzfläche aufgebaut. Und dass schneller als Katsuki gucken konnte. Am Rande konnte Katsuki einen großen, dicken Mann beobachten, der einzelne Gegenstände berührte, welche einen Moment später verschwanden und wie aus dem Nichts dort auftauchten, wo sie hingehörten.  

 

Wie überaus praktisch.  

 

„Bakubro“ 

 

Himmel, scheiße, möge ihn jemand erschießen.  

 

Er drehte sich brummend zur Seite und erblickte den Rotschopf mit winkenden Arm durch die Menge auf sich zutraben. Kurz zuckten seine Beine, bei dem Gedanken ihn einfach zu ignorieren und sich in der Menge zu verpissen, doch dann müsste er an irgendeinem anderen beschissenen Punkt diesen Abends sich mit seinen selbsternannten besten Freund herumschlagen.  

 

Also blieb er stöhnend wo er war und wartete darauf, dass sich der Muskelprotz endlich einen Weg zu ihm durch kämpfte. Der Rothaarige ächzte und zog an seiner schwarzen Fliege, um mehr Luft in seine Lungen zu bekommen, als er bei Katsuki ankam. 

 

„Mensch, wo warst du denn, Kumpel? Ich habe dich bei der Zeremonie vermisst!“ 

 

„Tse, wieso sollte ich bei euch Losern sitzen wollen?“ 

 

Katsuki verschränkte die Arme vor der Brust. 

 

Doch bevor sein Gegenüber auch nur die Chance erhält zu antworten springt ihm bereits eine quirlige, verdammt pinke Figur in die Seite. Er verzieht das Gesicht, als er zu dem grinsenden Alien hinabblickt. Sie hatte eindeutig die geheime, jetzt jedoch mehr als offensichtliche Fähigkeit, ihren Freund zu unterbrechen.  

 

„Hey Feuerwerk. Lange nicht gesehen.“ Sie verschränkte ihre Hände hinter ihrem Rücken und presste damit ihre Brüste noch etwas enger in ihr rosafarbenes, knielanges Kleid.  

 

„Tse, wenn nennst du hier ein fucking Feuerwerk, hah?“ Er machte einen Schritt zu Seite um ihrer aufdringlichen Körpernähe zu entgehen.  

 

„Und was soll das überhaupt heißen: Lange nicht gesehen? Das verdammte Klassentreffen war erst vor einem beschissenen Monat.“ 

 

Er schnalzte mit der Zunge, als er ihren etwas zerknirschten Blick auffing.  

 

„Ja genau deswegen ja.“ 

 

„Bakugou!“ 

 

Oh zur Hölle nochmal… 

 

Die Tesafilmrolle schlängelte sich in seinem schlichten etwas angeranzten Anzug durch die Leute hindurch. Seine Haare hatte er hässlich schmierig nach hinten zu einen Zopf zusammengebunden.  

 

„Hätte nicht gedacht, dass du hier auftauchen würdest!“ 

 

Wieso begrüßen ihn alle verdammten Heinis immer auf diese Weise? 

 

„Was auch immer, ich habe keine Zeit für euch.“ 

 

Damit wollte er sich schon durch die Menge verpissen, hatte er nach den zwei weiteren Ankömmlingen nun echt keine Lust mehr hier weiter Wurzeln zu schlagen.  

 

„Oh, ich wollte gerade zu Mt. Lady. Ich habe mich seit der letzten Mission mit ihr gut angefreundet.“, grinste die Feuerfrisur und warf  ihm einen wissenden Blick zu. Er hob zusätzlich seine bescheuerten Augenbrauen, als wenn er ihn damit ködern wollte. 

 

Urg. Fuck.  

 

Stöhnend ließ Katsuki die Schultern sinken und Shitty Hair schmiss grinsend seinen verfluchten Arm um ihn, zog ihn bereits in die grässliche Menge an eng aneinanderreihenden Körpern.  

 

 
 

 

 

 

 

 

 

 

Katsuki würde heute Abend definitiv jemanden umbringen.  

 

Soviel stand immer noch fest.  

 

Nachdem er ein paar einigermaßen angenehme Unterhaltungen mit sowohl Ex, als auch aktuell aktiven Pro-Heros geführt hatte, ließ er sich gerade etwas erschöpft an der Bar nieder. Bisher hatte er sich  nur auf Wasser berufen, wollte mit klarem Verstand zu den einzelnen Superhelden sprechen. Unter den vielen Gesichtern waren einige vielversprechende dabei gewesen. Diamand Head zum einen konnte mit seinem Quirk jeden beliebigen Gegenstand so hart, wie ein Diamand werden lassen, darunter auch kurzzeitig sich selbst. Eine Erfolgsquote bei den einzelnen Festnahmen war damit über den Durchschnitt. Doch so schwer und hart auch seine Fähigkeit war, so träge und still war er als Person. Katsuki wusste noch nicht, ob er mit so jemanden gut klar kam. Er könnte sich höchstens gut vorstellen, dadurch in Ruhe gelassen zu werden, was seine Arbeit vereinfachen und fucking nochmal angenehmer machen würde. Zu seiner Enttäuschung hatte Diamand Head jedoch schnell und eindeutig durchblitzen lassen, dass er niemanden in seiner Agentur demnächst brauchen würde. Er hatte erst vor kurzem diesen beschissenen Eisenkerl, der Buddy von Shitty Hair eingestellt. 

 

Dann war da noch Firebluster. Er konnte aus seinen Fingerspitzen pistolenartige Geschosse abfeuern und nach seinem Willen steuern. Er war im Gegensatz zu Diamand Head jedoch schrecklich aufgedreht, sodass Katsuki es kaum zwei Minuten mit ihm aushalten konnte. Doch was der Blonde vorher Recherchieren konnte, hatte die Nummer acht eine ganz gute Erfolgsquote und war für ihn damit ein Gespräch wert.  

Natürlich hatte er sich auch kurz mit Endeavor unterhalten. Er war dem Blonden auf seine verquerte, Sohn fixierte Art dennoch irgendwie ganz angenehm. Nicht das der Dreiundzwanzig-jährige irgendein Interesse daran hegte, ihn um eine Stelle zu bitten. Er würde sich vorher lieber von irgendeinem behinderten Schurken erhängen lassen, als dass er freiwillig seinen Arsch mit dem nun frisch Verheirateten unter eine Agentur bringen würde.  

 

Die restlichen Gespräche waren eher enttäuschend. Katsuki hatte sich mehr erhofft, doch niemand gefiel ihm so sehr, als dass er sich mit ihm vorstellen konnte zu arbeiten. Scheiße, er würde sich ganz sicher nicht nur mit halb so viel zufrieden geben, was ihm zusteht, was er verdammt nochmal verdient hätte.  

 

„So? hast du dich genügend umgesehen?“ 

 

Er brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, wer es verdammt nochmal gewagt hatte sich genau neben ihn an der Bar niederzulassen, aber er tat es trotzdem ,weil ihn die Tatsache alleine verwunderte.  

Best Jeanist sah ihn mit einem Grinsen im Gesicht entgegen. Er hatte einen fucking Anzug an, der, wie er sofort feststellte, natürlich aus schwarzem Jeansstoff war, das jedoch in der Abenddämmerung nicht weiter auffiel. Es war das erste Mal, dass der Blonde, das volle Gesicht des Ex-Pro-Hero sah. Er hatte ein spitzzulaufendes Kinn und einen kleinen Mund. Auch die Nase war eher  feminin gehalten und der Blonde fragte sich, ob das wohl der Grund für sein sonst so hohen Kragen des Helden-outfit war.  

 

„Du siehst scheiße nochmal lächerlich aus.“ 

  

„Ah, an deiner Ausdrucksweise müssen wir wirklich nochmal arbeiten.“ 

  

Der Ältere nahm einen Schluck von seinem, für Katsuki undefinierbares Getränk.  

Er roch den hochprozentigen Alkohol von seinen Sitz aus.  

 

„Bist du fündig geworden?“ 

 

„Was zur Hölle meinst du damit?“ 

 

Best Jeanist stöhnte leise, eher er mit einem Kopfnicken nach hinten deutete zu der großen Menge an Menschen, die redeten, tanzten und tranken.  

 

„Es war nicht zu übersehen, wie angesträngt du dich mit den ganzen Superhelden unterhalten hast. Deine zerknirschte Mimik bei Firebluster war Gold wert.“ 

 

„Scheiße verdammte, spionierst du mir etwa nach oder ist das irgendein kranker Fetisch von dir?“ 

 

„Es freut mich zu sehen, dass du dir anscheinend meine Worte zu Herzen genommen hast.“ 

 

„Hah? Was willst du damit sagen?“ 

 

Ein wissendes Lächeln umkreiste den Mund des großen Langen, als er mit dem Glas in der Hand auf Katsuki deutete. 

 

„Du fängst langsam, aber sicher an umzudenken. Auch wenn du nicht direkt an deinem Charakter feilst, aber wenigstens bringst du Bewegung in deinen explosiven Hintern. Und? Welchen der anwesenden Superhelden ist es denn Wert mit seiner Hoheit arbeiten zu dürfen?“ 

 

Best Jeanist blickte über seine Schulter, als ob er in der Menge selbst die Antwort dazu finden würde.  

 

„Wenn ich dich mit deiner niedergeschlagenen Visage so betrachte, nehme ich mal stark an, dass dir niemand davon recht ist.“ 

 

Katsuki konnte das leise Knurren nach dieser nüchternen Aussage nicht unterdrücken und verriet sich damit noch im gleichen Moment. Das verdammte Grinsen, was der Blonde die letzten Minuten schon so häufig zu Gesicht bekommen hatte, ging ihm langsam aber sicher auf die Nerven.  

 

„Was interessiert es dich schon, Jeansfresse? Ich nehme halt nicht jeden! Schließlich will ich, verdammt nochmal der Beste werden und wenn ich-“ 

 

„Ja, ja, schon klar. Die Leier kenn ich schon zu genüge. Und damit das klar ist: So wirst du mich nicht noch einmal ansprechen!“, sprach der ältere jetzt mit verhärteter Stimme. 

 

Katsuki riss den Kopf zur Seite. 

 

„Hah?“ 

 

„An deiner Sprache solltest du eh arbeiten. Außer du willst von deinem zukünftigen Chef die Kündigung erhalten, bevor du überhaupt den Vertrag unterschrieben hast.“ 

 

Die Augen des jungen Blonden weiten sich in Unglauben. Er starrte ungewollt irritiert zu dem Dünnen, welcher sich seelenruhig zurücklehnte und abermals dieses beschissenes Grinsen von sich gab, womit er seiner Überlegenheit deutlich zur Schau stellte. Katsuki wünschte sich allmählich wirklich diesen bescheuerten Jeanskragen in seine Fresse zurück. Es brauchten nur ein paar Sekunden, damit der Dreiundzwanzig-jährige die eigentliche Aussage hinter den Worten des Tophelden verstand.  

 

„Du willst mich einstellen.“, schlussfolgerte er. 

 

„Sei morgen um 15 Uhr pünktlich in mein Büro.“  

 

Der Lange leerte sein Glas und stand auf.  

 

„Was zur… Du bist doch nicht mal mehr aktiv. Was bitte soll ich in deiner beschissenen Agentur anfangen?“ 

 

„Ich bin vielleicht nicht mehr aktiv, aber gehört mir 'Genius Office' nach wie vor.“ 

 

„Und du glaubst, dass ich…“ 

 

„Kac-chan!“ 

 

Katsuki wirbelte umher, sah nur wenig später, wie eine Person mit grünen Haaren auf sie zukam, ohne dass er noch eine Möglichkeit sah, dies zu verhindern. Überfordert registrierte der Blonde gleichzeitig, wie sich die Jeansfresse in seinem Augenwinkel entfernte. 

 

„Hey, bleib gefälligst hier.“ Er stand ungeschickt von seinem Hochstuhl auf und taumelte. Der Alkohol machte sich erst jetzt bemerkbar. 

 

„Bis morgen. Sei pünktlich.“ 

 

Damit verschwand der lange Blonde in der Menge und Katsuki konnte erkennen, dass er sich zielstrebig Richtung Ausgang begab.  

 

Fuck. Dieser…. 

 

„Kac-chan, hab ich euch unterbrochen? So-Sorry.“ 

 

Abermals wirbelte er herum und als er den leichten Schwindel dabei zurückhalten musste, beschloss er insgeheim, dass das heute sein letztes Glas sein sollte. Deku stand nun vor ihm. Er sah leicht zerknirscht und unsicher aus, in eine Hand hielt er ein fast leeres Glas Bier, die andere hatte er dazu verwendet sein Jacket locker über seiner Schulter zu halten. Sein weißes Hemd war leicht geöffnet. Die Krawatte baumelte aus seiner Hosentasche. Als er sich den Stuhl zurecht zog und sich neben ihn niederließ, gab Katsuki ein ungehaltenes Schnalzen von sich.  

 

“Was willst du, Deku?” 

 

“Eigentlich brauche ich nur eine Pause von Mina und Ochako. Die beiden können einfach stundenlang tanzen.” 

 

Er grinste und zupfte an seinem Hemd, um sich abzukühlen. Dann wanderten seine aufmerksamen, scheißgrünen Augen zurück zu ihm.  

 

“Ist dir der Trubel auch zu viel geworden?” 

 

“Zu viele verdammte Leute”, grummelte er und nahm noch einen Schluck von seinem Getränk, in dem stillen Gedanken so schnell, wie möglich von dieser Clownssitzung zu verschwinden.  

 

“Ja. Ich war nicht überrascht, als ich hörte, dass über 500 Gäste auf der Liste standen. Todoroki und Yaoyorozu sind je auf ihre Art sehr reich und berühmt. Hast du schon All Might gesehen? Ich habe mich mit ihm vorhin unterhalten. Mensch, ich habe ihn gefühlt eine Ewigkeit nicht gesehen. Momentan ist in der Agentur die Hölle...” 

 

“Deku!” 

 

Katsuki hasste diese, ins Gemurmel abweichenden Gespräche des Nerds. Zudem nervte es ihn teilweise immer noch, dass die Stimme des Grünhaarigen nicht mehr von dieser kindlichen Naivität gefüllt war, sondern jetzt diese beschissen normale Klangtiefe eines Erwachsenen erreicht hatte.  

 

Es sollte ihn eigentlich weniger nerven.  

Tat es aber verdammt nochmal nicht.  

Das pisste ihn umso mehr an. 

 

“Ah, entschuldige.” 

 

“Immer noch der gleiche Nerd, tse.” 

 

“Immer noch der gleiche Miesepeter, hm.” 

 

Was? 

  

Der Blonde späte zur Seite, seine Mimik verdunkelt und Zähne gefletscht. Für mehr hatte er jedoch nicht die Energie. Die bescheuerten Extras hatten ihm den Abend über schon genug Kraft gekostet.  

Deku grinste jetzt noch breiter, ehe er zu der Verwunderung des Hitzkopfes in ein lautes Lachen fiel.  

 

“Ach, Kac-chan, ich habe dich vermisst.” 

 

Deku wischte sich die Tränen aus dem Augenwinkel. Katsuki betrachtete das Schauspiel vor ihm skeptisch. Was zur Hölle war mit diesem Nerd nur los? Dieser Feigling hatte bisher nie gewagt ihm auf irgendeine Weise Kontra zu geben und ihn dann noch lauthals auszulachen.  

 

Was zur verdammten- 

 

“Hey, wir haben noch nicht zusammen angestoßen, Kac-chan!” 

 

Dekus Fresser erhellte sich bei der Idee, wie der größte Sonnenschein. Er winkte dem Barkeeper zu und bestellte zwei Kurze, noch bevor der Blonde widersprechen konnte. Im nächsten Moment stand das Gesöff auch schon vor ihm, Deku bereit und zappelig, als wenn er ein beschissenes Geschenk auspacken würde.  

 

Ah.  

Scheiße. 

Was solls.  

Nach dem Mist würde er seine Sachen packen und nach Hause gehen.  

 

Mürrisch schnappte er sich das kleine, zerbrechliche Glässchen und stieß mit dem Wischmopp an. Dabei fiel sein Blick unwillkürlich auf die vernarbte Hand seines Rivalen. Er könnte sich irren, aber er glaubte, es sind einige dieser hässlichen Schnitte dazugekommen.  

Nachdem sie beide das widerlich starke Zeug hinuntergekippt hatten, wandte der Nerd ohne lange Pause wieder das Wort an ihn. 

 

“Wie geht es dir in Hiroshima? Ich habe deine Mutter letztens gesehen. Wir haben uns etwas unterhalten und ich glaube Sie vermisst dich, auch wenn sie es nicht zugeben will.” 

 

Er kichert wieder kurz. 

 

“Ihr zwei seid euch so ähnlich.” 

 

“Deku.”, sprach der Blonde betont warnend. Seine Geduld näherte sich allmählich seiner beschissenen Grenze.  

 

“Ja, Kac-chan?” 

 

Deku wirkte ahnungslos. 

Katsuki spürte die Skepsis in sich wachsen. Der Nerd konnte nicht so blöd sein und nicht begreifen, dass er verdammt nochmal von seinem Gelaber verschont werden wollte.  

 

“Was zur Hölle stimmt nicht mit dir, Streber?” 

 

Deku zuckte zusammen, als hätte ihm Pikachu persönlich eine verpasst, ehe er ein verschwitztes Lachen von sich gab, sich am Nacken kratzte und unschuldig dreinschaute.  

 

“Was meinst du, Kac-chan? Ich feiere die Hochzeit meines Freundes und-” 

 

“Hör auf mich zu verarschen, Deku.” 

 

Irgendetwas Beschissenes ging hier vor. Spätestens mit dem kurzen Zögern hatte der Nerd sich bei dem Blonden verraten.  

 

 

Seit wann kam der Nerd eigentlich mit so viel beschissener Zuversicht auf den Blonden zu? 

 

Fuck.  

 

“Kac-chan.” 

 

Deku ließ sich mit beleidigter Mimik auf den Tresen sinken, sein Kinn auf den Unterarm gelehnt.  

 

“Komm schon. Ich dachte nach so vielen Jahren können wir uns wenigstens die paar Male, die wir uns sehen, normal unterhalten.” 

 

Störrisch und schnaufend richtete er sich soweit auf, um den restlichen Inhalt seines Glases mit einem Zug in seinen Rachen zu kippen. Als Katsuki darauf den suchenden Blick bemerkte, mit dem der Nerd den Barkeeper ausfindig machen wollte, reagierte der Blonde instinktiv. 

 

“Oh, fuck, ganz sicher nicht, Nerd!” 

 

Er pfiff den Barkeeper zu sich und bestellte stattdessen zwei Wasser. Er sah bereits die gefährliche Röte auf den Wangen des Leichtgewichts und den verschwommenen Blick, mit dem er geradezu irritiert angeglotzt wurde.  Erst da kam Katsuki der Gedanken, dass er den Nerd noch nie mit Alkohol erlebt hatte. Vielleicht kamen daher der plötzliche Mut und die abartig gute Laune, mit der er von ihm gerade zu gefoltert wurde.  

 

“Midoriya, Bakugou!” 

 

Katsuki blickte zur Seite, weil ihm die Stimme nicht vertraut vorkam, als dass er einschätzen könnte, um wen es sich handelte. Kurz darauf erblickte er Mondgesicht, Pinky und die Unsichbarkeitstussi.  

 

“Oh nein.”, hörte er den Nerd leise flüstern, der seinem Blick in die Menge gefolgt war.  

 

Ha.  

Scheiße, war das etwa das erste Mal, dass sie bei den gleichen Gedanken teilten? 

 

“Deku, komm tanzen.” 

  

Die Braunhaarige in ihrem weißen engen Kleid schmiss sich an den Nerd, der direkt, wie eine bescheuerte Jungfer unruhig zu winden bergan. Beschämt entzog er sich ihren anhänglichen Armen.  

 

“Haha, ich würde lieber an der Bar bleiben. Ich-” 

 

“Dann trinken wir was!”, rief Pinky aus, grinste den Blonden an und lehnte sich mit ihrer dicken Oberweite direkt auf den Tresen. Ein verdammter Windstoß und ihr kurzes Kleid würde ihren scheiß Hintern präsentieren.  

 

Wie das wohl der Stachelfrisur gefallen- 

 

Eine Hand schnellte hervor und ergriff den Saum des weißen Kleides. Pinky zuckte sofort nach hinten, holte reflexartig aus und traf Shitty Hair mitten ins Gesicht.  

 

„Pass auf mit dem Kleid.“, sprach er völlig unbeeindruckt von ihrem Schlag, weil sein verdammter Quirk ihn schützte. Sie stattdessen schüttelte jetzt ihre Hand und fluchte laut.  

So hatte er die Spezialität des Rothaarigen noch nie gesehen. Er grinste bei dem Anblick von der zerknautschten Mimik des Alien. 

 

Scheiße praktisch, wenn man ihn fragte.  

 

Im nächsten Moment quetschte sich Kugelgesicht an ihm vorbei und drückte ihm unaufgefordert ein Pinchen in die Hand. Sie drehte sich schneller um, als dass er hätte ablehnen können.  

 

Fuck.  

 

Knurrend wartete er, schwor sich im Stillen das Zeug herunter zu kippen und zu verschwinden, bevor es die Extras schaffen konnten, ihre Köpfe wieder aus dem Nacken zu holen.  

Zu allem Überfluss sah er, wie Deku ebenfalls mittrinken musste. Der Wicht lächelte unschuldig und prostete ihm zu, wusste genau, dass er nicht agieren würde, wo doch die zwei Tussis, Shitty Hair mit Pikachu und Tesafilm zwischen ihnen standen.  

 

Tse. Sollte er sich doch tot saufen.  

Es war nicht sein Problem.  

 

Sie stießen auf das verdammte Brautpaar an und er rutschte schon vom Barstuhl, als er von seinem beschissenen Kumpel festgehalten wurde, die Hand versteinert, der Griff eisern. Wissend sah der Rothaarige ihn an, grinste und flüsterte ein leises „Hier geblieben!“ 

 

Ahhhh. Scheiße.  

 

Hatte er gerade noch im Stillen den Quirk des anderen bewundert, fand er ihn jetzt umso ätzender.  

Scheiß Steinmann. 

 

Der Blonde ließ sich wiederwillig in die Gespräche der anderen ziehen, hörte jedoch meist eher nur zu und dachte sich hier und da seinen Teil dabei. Es fiel ihm auf, wie unterschiedlich sich einige in Ihrer Heldenkariere entwickelt haben. Die Schwebetussi arbeitet in der Rettungseinheit der Katastrophenfälle und hilft mit ihrer Spezialität bei Bergungsarbeiten sowohl bei Heldenaktivitäten, als auch Naturkatastrophen. Pinky war ebenfalls in dieser Abteilung. Der Idiot neben ihn hatte sich bei Fat Gum eingenistet und Pikachu und Tapefresse hatte es außerhalb Tokyos verschleppt, waren als ' Springer ' bei den Agenturen, die gerade Hilfe benötigten.  

 

Und Deku… 

 

Katsuki wusste bereits, dass der Grünhaarige in der alten Agentur von Night Eye angefangen hatte Er wollte sie wieder zu dem machen, was sie vor dem Tod des ehemaligen Sidekicks von All Might gewesen war.  

 

Wie fucking heldenhaft von ihm. 

 

Katsuki kam die Galle hoch. Mit einem Zug leerte er noch sein Wasserglas und beschloss, dass es ihm jetzt reichte. Die Musik und die Leute um ihn herum waren laut und fuckten seine verdammten Kopf allmählich ab. Sein Blick ging zu Shitty Hair, der bereits wieder seine Hand nach ihm ausstreckte. 

 

„Verpiss dich, Stachelbirne. Mir reicht es. Ich verschwinde.“ 

 

„Tse, ja schon gut. Tue mir nur ein gefallen und nimm Midoriya mit.“ 

 

Sein Blick fiel besorgt auf den schwankenden Scheißer am Ende des Tresens. Der Streber sah aus, als ob er gleich im Stehen einschlafen würde. Grässlich erbärmlich.  

 

„Scheiße, nein, ich spiel ganz sicher nicht den Babysitter.“ Der Blonde zog sich sein Jacket über und drehte sich Richtung Schreintor.  

 

„Komm schon Bro… Sagtest du nicht, du bist im Tyatt Hotel? Midoriyas Apartment liegt in der Nähe.“ 

 

Noch bevor der Blonde abermals protestieren konnte drehte sich sein Gegenüber zum Nerd.  

 

„Hey Midoriya. Zeit fürs Bett, Bakugou bringt dich nach Hause.“ 

 

Irritierte blicke fallen auf ihn und er knirschte mit den Zähnen bei so viel Aufmerksamkeit von den Extras. Ablehnend wandte er sich ab.  

 

„Fuck, ich habe nein gesagt. Selbst Schuld, wenn der Nerd sich die Birne zu kippt!“ 

 

Damit zog er los, musste sich nicht mehr allzu sehr durch die Masse kämpfen, da sich bereits viele nach Hause verpisst hatten.  

Dreck, er könnte jetzt auch schon im Bett liegen… 

 

„Kac-chan.“ 

 

Oh, fuck, nein zu Hölle nochmal. 

 

„Hast du verdammt nochmal, nicht gehört was ich gesagt habe, Deku?“ 

 

„Kirishima-kun, meinte, du würdest dich schon um mich kümmern.“ 

 

„Hah?“ Er blickt nach hinten, konnte erkennen, wie schwer es dem Narbengesicht fiel mit ihm Schritt zu halten. Wenn er Glück hatte, würde er ihn einfach hinter der nächsten Kurve abhängen können.  

 

„Scheiße, Nerd, kannst du deinen Heldenarsch nicht alleine nach Hause bringen?“ 

 

Deku hickste hinter ihm und gab ihm damit wohl seine Antwort.  

Er verdrehte stöhnend die Augen, als er innerlich die Szenarien ablief, um abzuwägen was er tun sollte. Er konnte die Stachelfrisur bereits am Telefon toben hören, wenn der Nerd auf irgendeine beschissene Weise nicht nach Hause gekommen sein sollte. Mitten in der Nacht nonstopp das Handy vibrieren zu hören, darauf konnte er gut und gerne scheißen. Gerade nach diesem Abend wollte er mehr als alles andere seine Ruhe haben. Und wenn er den Nerd nicht nach Hause brachte, bestand die Gefahr, dass der Streber möglicherweise noch auf die Idee kam, ihm bis ins Hotelzimmer zu verfolgen.  

Seine Handflächen glühten bei dem Gedanken auf, ließen den Kampfesgeist mit ihm hervorscheinen. Wie gut standen wohl die Chancen, dass er den Nerd einfach KO schlug, ihn in das nächste Gebüsch verfrachtete und seinen Hintern morgen früh dort wieder hervorzog? 

Oder vielleicht direkt umbringen? 

 

Er sah über seine Schulter, sah die halb geschlossenen Augen, die Lider, die immer wieder drohten sich soweit zu senken, als dass der beschissene Nerd blind umherlief.  

 

Fuck.  

Sein Zustand ist das reinste Trauerspiel.  

Da ist umbringen alles andere, als eine Errungenschaft… 

 

„Verdammter Mist, du fucking Nerd, beweg deinen Arsch mal etwas schneller. Ich will noch heute in mein Bett.“ 

 

„Sch-Schläfst du ei Onkel un Tante?“ 

 

Fuck. Lallte der Spinner etwa? 

 

„Scheiße nein, ich hab mir ein Hotelzimmer genommen. Keinen Bock auf die Alten zuhause.“ 

 

„Nhh, aber … Vermissen dich.“ 

Seine Stimme war jetzt mehr von Müdigkeit eingenommen.  

 

„Mir doch kack egal. Ich will meine Ruhe. Also hör auf zu quatschen und mach hinne, Deku.“ 

 

Katsuki drehte sich wieder nach vorne und musste sich kurz selber fangen, als seine Beine schwankten. Fucking Alkohol, wieso hatte er sich auch noch zwei weitere Kurze andrehen lassen? 

 

Es dauerte länger als ihm lieb war, als sie beide endlich die große Parkanlage hinter sich gelassen haben und die erste Straße überquerten. Vor ihm war bereits das Hotel, in welchem er gerade noch so ein Zimmer bekommen hatte. Doch sein Name half ihm in solchen Situationen immer weiter. Ein weiterer beschissen guter Punkt ein Superheld zu sein.  

 

„Nerd, wo ist dein verdammtes Apartment?“ 

 

Er drehte sich um, wartete ungeduldig mit den Händen in den Hosentaschen, bis der grünhaarige Wischmopp bei ihm ankam. 

 

„Hmm?“ 

 

„Dein fucking Apartment, Streber… Wo ist es?“ 

 

Er sah ihn etwas verdutzt an, fuhr dann mit seiner Hand durch seine wirre Mähne und sah sich dabei um. Katsuki war immer noch leicht verplext von diesem komischen Anblick. Es machte ihm klar, wie viel Zeit schon vergangen war, dass er sich plötzlich in der Situation vorfand, den Nerd angetrunken in sein eigenes Apartment zu bringen. Und trotzdem hatte er gleichzeitig das Gefühl, es hätte sich zwischen den beiden nichts geändert. Der Nerd war immer noch ein erbärmlicher Loser, angewiesen auf jede Hilfe, die er kriegen konnte. Der Blonde konnte es nicht glauben, wie es dem Idioten dabei noch möglich war, in der Rangliste kontinuierlich nach oben zu klettern.  

Seine Augen wanderten nochmals über die Gestalt vor ihm. Er wirkte fucking nochmal erwachsener, die kindlichen Züge aus dem Gesicht gewischt. Die Narbe, dessen Ursprung er nicht kannte trug den größten Teil dazu bei. Es ließ ihn schon fast verdammte Yakuza Züge annehmen, wäre da nicht seine grässliche Unschuldsmiene, mit welcher er den Blonden gerade anschaute.  

 

„Eh… ich glaube twei… nein d-drei Straßen weiter.“ 

 

Er kratzte sich an seinen kürzer rasierten, unteren Hinterkopf.  

Katsuki stöhnte.  

 

„Scheiße Nerd, ich laufe sicher nicht mit dir ziellos umher. Bist du wirklich so dämlich, oder tust du nur so?“ 

 

Er machte kehrt, ohne auf eine Antwort zu warten und schritt gemächlich über den gepflasterten Weg, etwas besänftig, durch die Stille, die ihm auf der Feier nicht vergönnt war. Das Pochen in seinem Kopf ließ bei der kühlen Nachtluft nach. Er hörte die ungleichmäßigen Schritte hinter sich, die ab und zu in ein Schleifen und Poltern abdrifteten und Katsuki fragte sich zum tausendsten Mal seit seinem Aufbruch, womit er das verdient hatte. Klar, er hatte sich selbst zu Einsicht gezwungen seine Mitkonkurrenten im Auge zu behalten, doch hatte er garantiert nie vorgehabt dem Streber so dich auf der Pelle zu hängen.  

 

Fuck.  

 

 

Er hätte diese ganze Hochzeitsscheiße absagen sollen. Nicht nur, dass er unzählige, ätzende Gespräche führen musste, nein hinterher stellte sich auch noch heraus, dass es völlig für die Katz war.  

 

Best Jeanist erschien ihn vor seinem inneren Auge und der Blonde verzog ungehalten den Mund zu einer dünnen Linie. Was sich der Ex-Pro-Hero dabei gedacht hatte, ihn derart zu überfallen, überhaupt, fucking nochmal, anzunehmen, Katsuki würde in seiner Agentur anzufangen, wusste er nicht.  

 

Fuck.  

  

In seinem Kopf ging er schnell eine Liste durch.  

 

Warum er fucking nochmal absagen sollte:

•Er müsste sich die scheiß Stylingtipps und jeden anderen Scheiß von diesem Schwachmatten gefallen lassen 

•Er wäre damit auch höchstwahrscheinlich  ganz sicher in seiner Handlungsfreiheit extrem eingeschränkt. 

•Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er ab und an mit den Extras zusammenarbeiten müsste 

•Er müsste sich eine Wohnung in Zentral Tokyo suchen, bedeutet er wäre damit wieder näher bei seinen Alten und den Extras und käme nicht mit billigen Aussagen davon, sich in seine Wohnung zu verkriechen.  

•Fucking nochmal er hatte keinen Bock auf all diese Punkte! 

 

 

 

 

Scheiße. 

Ok. 

 

 

 

Was sprach dafür?: 

•Er hatte bereits Erfahrungen mit dem Ex-Pro-Hero und konnte scheiße nochmal sagen, dass er es irgendwie schaffen würde mit dem Idioten zu arbeiten.  

•Wenn er es richtig anstellte, würde die Jeansfresse sich als nützlich für seine Heldenkariere erweisen. 

•Er könnte seine Rivalen besser beobachten im Blick behalten.  

•Die Lage der Agentur ist ideal, was die Kriminalitätsrate anging. Zudem könnte er mit seinem aktuellen Rangplatz aus seinem scheiß Apartment raus und sich direkt eine geile Wohnung in Zentraltokyo leisten.   

•Die Chancen standen beschissen gut, dass er dort richtig durchstarten konnte.  

Es war die allerbeste Wahl Es war sicher nicht die allerbeste Wahl, aber aktuell die Vielversprechendste. 

 

Er ließ die Schultern ergeben sinken, holte sein Handy hervor, um seinen Wecker für morgen richtig einzustellen. Es war dabei angenehm ruhig um ihn herum. Das Pochen in seinen Ohren ließ nach, die Autos fuhren nur vereinzelt die Nebenstraße entlang. Er selbst hatte vergessen, dass selbst innerhalb Tokyos es solche ruhigen Zeiten gab. Ein Punkt mehr den er auf seiner Liste- 

 

Moment.  

 

Er blieb abrupt stehen, drehte sich auf den Absatz um und fand niemanden hinter sich. 

Fucking Deku war weg.  

Dieser kleine- 

 

Ein Geräusch holte ihn aus seiner innerlichen Schimpftriade, welches nicht mit dem Bild vor ihm zusammenpasste. Er ging suchend den Weg wieder zurück, bis er an einer Gasse anhielt, aus welcher er den Ursprung des Lärms ausmachen konnte.  

 

„Scheiße Deku, dein Ernst?“ 

 

Fassungslos blickte er auf die sich krümmende Gestalt, welche lauthals ihren Mageninhalt hinter einem großen Müllcontainer entleerte. Der Grünhaarige war mit dem Gesicht zu ihm abgewandt, aber Katsuki war sich sicher, dass er kreidebleich sein musste. Sein Hals hatte bereits gefährlich nahe die Farbe seines Hemds erreicht. Der Oberkörper bebte unter Schüben, während er würgte, seine verkrampfte Hand haltesuchend an dem Müllschlucker.  

Er wartete, bis der Streber dieses elende Schauspiel hinter sich gebracht hatte. Angeekelt verschränkte er die Arme vor der Brust, nachdem er sich dafür entschieden hatte, ihm nicht wie eine beschissene Tunte den Rücken zu tätscheln. Soweit kam es noch… 

Stattdessen nahm er die Gelegenheit wahr, dieses Bild für schlechte Zeiten in seine Erinnerung abzuspeichern. Der ach so tolle Nachfolger von All Might in der letzten Drecksgasse am kotzen… Fuck, ja, sollte er einmal nen miesen Tag haben, würde er genau daran zurückdenken.  

 

„Bist du verdammt nochmal fertig? Echt jetzt, Deku... Du bist so erbärmlich.“ 

 

Die Beine der aktuellen Nummer dreizehn zitterten gefährlich und als hätte er es geahnt, ließ sich der Nerd einen Moment später am Container runterrutschen. Stöhnend ließ er seinen Kopf in den Nacken gleiten und wischte sich mit seinem weißen Hemd über den, mit Kotze verschmierten Mund.  

 

 

Oh, zur Hölle nochmal, hatte der Nerd kein Ekelgefühl oder was? 

 

Zu seinem endgültigen Entsetzten lachte der Streber einen Moment später leise. 

 

„Was‘n Mist…“ 

 

Er sah ihn nicht an, als er mit der Hand in Katsukis Richtung wedelte.  

 

„Geh nasch Haus, Kac-chan.“ 

 

„Hah?“  

 

„Lass mich…“, er schloss die Augen und stöhnte einmal schwer. „… Hier liegen. Ich komm scho klar.“ 

 

Oh große Klasse. Jetzt kam die Schiene… 

 

„Fuck, Deku, willst du wirklich da im Dreck liegen bleiben? Soll mir ja egal sein…“ 

 

„Hm-hm... müde.“ 

 

Die Atemzüge zogen sich gefährlich in die Länge.  

 

„Komm schon, steh auf, Nerd. Du kannst, fucking nochmal, zuhause schlafen.“ 

 

Er wartete, betete einen Moment dafür, dass der verdammte Idiot auf ihn hören würde, doch er rührte sich nicht. Man konnte meinen der Kerl war schon im Land der Träume.  

 

Dreck. 

 

Knurrend trat er auf Deku zu, packte ihn am Oberarm und hievte ihn mit einem Ruck nach oben. Er brauchte mehr Kraft, als er geglaubt hatte. Der Nerd war scheiße nochmal schwerer, als seine kümmerliche Gestalt gerade den Anschein machte… 

 

Deku reagierte nicht und Katsuki musste angepisst feststellen, dass ihm nichts anderes übrigblieb, als den vernarbten Arm des Nerds über seine Schulter zu schmeißen. Eine widersprüchliche Mischung aus Schweiß und frischem Frühlingstag kam ihm entgegen, machte ihm klar, dass es einer von den absolut seltenen Momenten war, in welchen er dem Nerd so abnormal nahekam, hatte er bisher doch keine Vorstellung davon, wie der Streber roch.  

Nicht das es ihn fucking nochmal interessierte. 

Es fiel ihm lediglich auf… 

 

„Komm schon, Deku. Wenn du glaubst ich trage dich, wie ne beschissene Prinzessin nach Hause, dann hast du dich verdammt nochmal geschnitten, klar?“ 

 

„Hmm.“  

 

Benommen machte Deku einen Schritt nach dem Nächsten. Als er dabei stöhnte, schnappte Katsuki den Geruch von Erbrochenen auf.  

 

Abartig. Wie konnte man nur so erbärmlich sein? 

 

Fuck. Noch so eine behinderte Aktion und er würde den Idioten gleich abmurksen. 

Ganz sicher.  

 

„Wage es dich, mich voll zu kotzen und ich lass dich hier und auf der Stelle liegen. Hast du gehört, Drecks-Deku?“ 

 

„Katsudon.“ 

 

„Hah?“ 

 

„Ich will Katsudon essen.“ 

 

Er deutete mit einem seiner Finger auf die andere Straßenseite auf ein geschlossenes, kleines Restaurant.  

 

 

War er fucking nochmal noch ganz bei Trost? 

 

 

„Spinnst du? Du hast gerade ne ganze beschissene Gasse vollgekotzt. Außerdem hat der Schuppen zu, du Idiot.“ 

 

„Hunger“, jammerte der Streber und ließ niedergeschlagen den Arm wieder sinken, ergab sich Katsukis Führung.  

 

„Du verdammtes Baby.“ 

 

Der Nerd kicherte daraufhin und der Blonde sah ungläubig nach unten, bekam jedoch nur den grünen Wischmopp zu Gesicht. Der Streber ließ sich verdammt nochmal echt schwer auf ihm hängen und es pisste Katsuki an, dass er gezwungen war, seinen freien Arm um den Oberkörper des Nerds zu schlingen, um ihn überhaupt oben zu halten. Er zuckte bei dem groben Griff. Im nächsten Moment waren die Schritte zielsicherer und er begann sich etwas aufrechter, weniger stützend fortzubewegen.  

 

Na, fucking Gott sei dank… 

 

„-da.“ 

 

„Rede deutlicher, Nerd.“ 

 

„Sind da.“  

 

Wieder hob er seinen Finger und deutete auf das beschissen hohe Gebäude. Das- 

 

„Willst du mich verarschen? Wohnt hier nicht All Might?“ 

 

„Hm….wohnte.“ 

 

„Hah?“ 

 

„Hab seine Wohnung über-“ Er hickste kurz auf. “Übernommen.” 

 

„Und wo hat sich der Alte hin verkrochen?“ 

 

„hmmm.“ 

 

„Hey Deku nicht einschlafen. Scheiße nochmal, was ist mit der Tür?“ 

 

Deku blinzelte, drehte sich zu einem kleinen Kasten und gab eine Zahlenkombination ein. 

 

“Echt jetzt? Dein fucking Geburtstag?” 

 

“Hm-hm” 

 

“Jeder Vollidiot könnte so in deine Wohnung einbrechen, du Spatzenhirn.”  

 

Nachdem er mit dem Trunkenbold den langen weißen Foyer hinter sich gelassen und im Fahrstuhl angekommen war, gab er dort nochmals seinen dämlichen Code ein. 

 

“Zur Scheiße, ändere diese behinderte Zahlenkombination, sobald du wieder klar in der Birne bist, hörst du?” 

 

“Hm in was?” 

 

“Zur Hölle in irgendetwas anderes!” 

 

Der Blonde grunzte kurz verständnislos.  

 

“Alles ist besser, als das!” 

 

Deku blieb kurz still, ehe er leicht zu ihm aufsah. Die Narbe an seinem Auge ließen ihnen zusammen mit seinen gesenkten Lidern unglaublich schwach und entkräftet wirken.  

 

“Dann... Kac-chan...hm.” 

 

“Scheiße, wie häufig soll ich noch sagen, dass du anständig sprechen sollst?” 

 

“Dann nehm ich Kac-chans Geburtstag.” 

 

Hah? 

 

Wie kam er bitte auf diesen Mist? 

 

Ein Ping unterbrach den Blonden, bevor er seiner Wut Platz machen konnte. Er beschloss das Thema so stehen zu lassen. Priorität hatte es den Nerd jetzt so schnell, wie möglich in sein dämliches Bett zu schicken und dann hier zu verschwinden.  

 

Ohne Flur, öffneten sich die Türen direkt in dem großen Wohnbereich.  

 

Was zur Hölle…?  

 

Ein dickes rundes Sofa mit Tisch steht in der Mitte und bot den perfekten Blick auf den scheiß großen Fernseher. Dahinter waren Bodenlange Fenster, die auf einen Balkon führten, die mit verdammt vielen Pflanzen vollgestellt war und im Vergleich zu der sonst so hochglanzgepflegten Wohnung schon fast unordentlich und usselig wirkten. Als er sich suchend umblickte, auf irgendeinen Hinweis darauf wo sich das beschissene Schlafzimmer von dem Idioten befand, sah er die offene Küche links von ihm. Jeder Blinde konnte sofort erkennen, dass es sich hierbei um eine Sonderanfertigung handelte. Allein schon die große Kochinsel, die auch als Trennung zum Essbereich daneben bildete, war mit allerlei Schnickschnack ausgestattet. Kurz verweilte sein Blick noch darauf, war scheiße nochmal abgefuckt davon, dass der Nerd so ein Teil in seinem Apartment stehen hatte, obwohl er sich zu einhundert Prozent sicher war, dass der Grünhaarige die meiste Zeit wahrscheinlich von Fastfood lebte. Er hatte schon damals im Wohnheim kein Händchen fürs Kochen.  

 

Tse.  

Und dann besaß er dieses fucking Prachtstück... 

Was für eine Verschwendung... 

 

 

“Deku, Schlafzimmer?” 

 

Er hievte ihn nochmals etwas mehr auf seine Schulter, die sich allmählich bemerkbar machte.  

Der Nerd hatte sich unmerklich wieder mehr auf ihn gestützt. Der hängende Kopf verriet, wie gefährlich nahe der Idiot war an Ort und Stelle einzuschlafen.  

 

“Deku!” 

 

“Hmm?” 

 

“Dein fucking Schlafzimmer. Wo ist es?” 

 

“Hm l-links.” 

 

“Da ist deine verdammte Küche, du Hohlbirne.” 

 

Er machte sich bereits nach rechts auf, bereute es den Nerd überhaupt gefragt zu haben. Den langen Gang neben der Couch hat er jedoch in dem schwachen Mondlicht erst jetzt gesehen. 

 

“Oh.” 

 

Der Grünhaarige kicherte, versprühte dabei wieder den Geruch von Kotze und Alkohol.  

 

Oh schöne Kacke. Er musste gleich selber kotzen. 

 

“Welche Tür, Deku?” 

 

Er zeigte auf die linke und Katsuki betete, dass er dieses Mal nicht im Badezimmer schlafen wollte. Wenn er es recht überdachte, würde er den Nerd direkt in die Badewanne schmeißen... Da müsste er eh als erstes hin, wenn er am nächsten Tag aufwachen würde.  

Doch zu seiner Erleichterung sah er das scheißgroße Bett einen Moment später, als er die Tür mit dem Fuß aufstieß.  

 

Stöhnend schmiss er den Nerd darauf. Alles was der Idiot von sich gab war ein schweres Krächzen, sogleich sein Rücken wie auf beschissenen Wolken in die Matratze einsackte. Auf dem Beistelltisch entdeckte Katsuki eine Wasserflasche, die er ohne Zögern nahm und dem Nerd an den Kopf schmiss. Nebenbei machte er die Nachttischlampe an. Deku beschwerte sich mit einem ‘Autsch’, rührte sich jedoch nicht weiter.  

 

“Trink, Nerd.” 

 

Er stöhnte wieder. Richtete sich dann endlich leicht auf und nahm die Flasche zu sich. Er verschüttete dabei mehr, als dass er trank... 

Fucking erbärmlich 

 

“Hmm...Danke, Kac-chan.” 

 

“Was auch immer, zieh wenigstens dein Hemd aus, oder willst du deine Kotze im Bett verteilen.” 

 

Scheiße, warum kümmerte es ihm überhaupt? 

Er sollte zusehen, dass er Land gewann.  

 

Deku jammerte leise, ehe er begann, sich mit geschlossenen Augen das Hemd auf zu knöpfen. Nachdem er den beschissenen, zweiten Knopf nicht fand, gab er schwer seufzend auf.  

 

“Fuck, Deku jetzt reiß dich verdammt nochmal zusammen!” 

 

Der Blonde verlor allmählich die Geduld, trat auf den Grünhaarigen zu und trat ihn gegen’s Schienbein. Wieder ein ‘Autsch’ dann hob der Idiot beide Arme nach oben, eine eindeutige Geste, doch Katsuki entwich trotzdem ein ‘Was zur...?’ 

 

“Hilf mir, Kac-chan!” 

 

„Bist du ein verdammtes Kleinkind? Zieh dich gefälligst selbst aus!”  

 

“Kac-chan, bitte!” 

 

Er sah ihn an, die Backen schmollend aufgeblasen, die Augenbrauen störrisch zusammengezogen.  

Allein sein flimmernder Blick, der immer noch davon sprach, dass der Nerd fucking nochmal besoffen war, war alles, was ihn davon abhielt, dieses nervige Kleinkind eins reinzuhauen.  

Doch er konnte nicht verhindern, wie das Kribbeln in seinen Handflächen überhandnahm, sodass er sie anhob, damit die Funken keine verdammten Löcher in seine teure Anzugshose schlugen.  

 

“Drecks-Deku, spinnst du total?” 

 

Deku gab seine beschissen kindliche Tour unbeeindruckt auf und ließ die Hände über seine Augen nieder. Sein zerknautschtes Hemd zog sich über seinen Bauch nach oben, zeigten ihm, dass der Nerd in all den Jahren nicht an seinem körperlichen Training nachgelassen hatte. Wenigstens etwas, was der scheiß Streber auf die Reihe bekam... 

 

Als Deku keine weiteren Anstalten machte, sich zu rühren, riss sein Geduldsfaden. 

 

“Scheiße, du willst, dass ich dich ausziehe, du verdammter Wischmopp?” 

 

Er packte den Kragen bewusst grob, schüttelte den Idioten, während er ohne Rücksicht auf Verluste das Hemd von seinem Körper pellte.  

 

“Gut ich werde dich ausziehen und dann gibst du Ruhe, klar?” 

 

Er schmiss das Hemd angeekelt über seine Schulter nach hinten. Deku stöhnte bei seiner gefühlslosen Vorgehensweise, ließ es jedoch widerstandslos über sich ergehen.  

Schlaff sackte sein nun freigelegter Oberkörper wieder zurück, sah dabei aus, wie eine verdammte Leiche. Sein Arm stahl fast augenblicklich Katsukis gesamte Aufmerksamkeit. Schon damals in Schulzeiten war ihm aufgefallen, wie demoliert er aussah, wie vernarbt. Frankensteins Monster war ein Scheißdreck dagegen. Doch jetzt aus der Nähe hatte Katsuki das beschissene Gefühl, es würde Stunden dauern, würde er versuchen die ganzen Narben und Schnitte zu zählen. Wenn er es nicht besser wusste, würde er fast glauben, eine verdammte Krankheit wucherte durch den Körper des Grünschnabels. Vom stark ramponierten Unterarm wanderten die Risse und Schrammen hinauf bis zu seiner Schulter, um sich dann nur noch vereinzelt über seinen Oberkörper zu ziehen.  

 

Scheiße! 

 

Was trieb der Idiot nur? 

 

Hatte der Nerd kein Selbsterhaltungstrieb?  

 

Er ertappte sich dabei, wie lange er den Oberkörper vor ihm bereits angestarrt hatte, rügte sich innerlich wütend darüber und schob die nagenden Gedanken daran schnell beiseite.  

 

Er musste hier weg, verdammt.  

 

Ohne länger irgendeinen Gedanken zu verschwenden packte er die Hose des Nerd an seinen Wagen und zog daran. Er konnte hören, wie etwas riss, aber es war ihm letzten Endes scheiß egal, weil seine Aktion die Wirkung hatte, die er wollte. Das Kleidungsstück lag einen Moment später neben dem angekotzten Hemd.  

Er hatte sich wirklich in den Kopf gesetzt auf den Absatz kehrt zu machen und keine weitere Sekunde mehr länger hier zu sein. Doch seine fucking Aufmerksamkeit wurde abermals von etwas angezogen, was er im ersten Moment gar nicht definieren konnte. Irritiert hielten seine Füße in der Bewegung inne, ehe sie ihn nochmals näher an den Nerd trugen. Seine Augen scannten abermals , Gott verdammte Scheiße, den Körper des Strebers ab, suchten das, was nicht passte, dass was ihn störte. Dann landete sein Blick auf seiner... fucking All Might Boxershorts!? 

 

Heilige Kacke, wird der Nerd nie erwachsen werden? 

 

Tse. 

 

Doch das war es nicht, was ihn so dermaßen irritierte. Seine Augen fokussierten eine Region knapp oberhalb des Bundes.  

 

Als er sich vorbeugte erkannte er, dass es sich schon wieder um beschissene Narben handelte.  

 

Scheiße, welche Körperstelle war denn bitte nicht entstellt an dem Drecks-Streber? 

 

Er biss die Zähne ungehalten aufeinander, als er jede einzelne Linie genaustens musterte. Er erkannte augenblicklich, worin sie sich von den anderen Narben unterschieden.  

Die hellen Linien verliefen nicht willkürlich, sondern blitzten mehr als perfekt parallel und senkrecht unter dem Stoff hervor. Unter der gleichmäßigen ruhigen Atmung von Deku schimmerten die deutlich älter wirkenden Zeichnungen abgestumpft und matt, kaum noch wirklich wahr zu nehmen und bisher hatte er sie wahrscheinlich auch überhaupt nicht wahrnehmen können, da der Bund der Boxershorts durch seinen vorherigen Wutausbruch ziemlich tief heruntergerutscht war. Die Narben begannen auf Höhe seines Beckenknochens. Vier auf der linken Körperhälfte und nochmal vier auf der rechten und.. Scheiße da war doch noch etwas... 

 

Er lehnte sich weiter vor, wollte wissen, was diese komisch angeordneten und damit fucking nochmal nicht versehentlich gesetzten Verletzungen zu bedeuten hatten, was es verdammt nochmal damit auf sich hatte.  

 

Seine Hand berührten die deutlich hervorgehobenen Linien, ohne dass er es verhindern konnte, fuhren über die vernarbte Haut hinab, bemerkten dabei, wie abnormal kalt sie sich anfühlte. Er dachte nicht weiter darüber nach, nahm stattdessen sein Ziel ins Auge und packte den Bund, um ihn ein Stück tiefer zu ziehen.  

Während dessen hörte er sich selbst ein ungläubiges “Deku, was zur Hölle...” murmeln.  

Ein Augenblick später lag die Vernarbung vor ihm frei und er- 

 

Seine Schulter prallte ungehalten gegen die harte Wand, gefolgt von seinem Schädel. Er hörte das bedrohliche Brechen von Putz hinter sich, ehe sein Körper in Schockstarre auf den Boden aufknallte. Die Luft entwich dabei seinen Lungen, ohne sein aktives Zutun. Dreck und Schutt rieselten auf ihn nieder, wie kleiner Sprühregen. 

 

Scheiße, was...? 

 

Orientierungslos schüttelte er die leichte Benommenheit von sich, als er sich stöhnend aufrichtete. Seine linke Flanke schmerzte abartig doll und ließen ihn nur mit verkrampften Kiefer die Kraft finden, sich wieder auf die Beine zu hieven. Sein Körper reagierte instinktiv, stand auf, war kampfbereit, noch ehe er selbst genau wusste, was fucking nochmal vor sich ging.  

 

Er scannte den Raum ab. 

 

Dann fanden seine fassungslos geweiteten Augen Deku.  

 

Er stand vor ihm, Atmung hektisch und ab gekrampft, wie nach einem scheiß verdammten Marathonlauf. Seine Haltung ihm zugewandt, gekrümmt und auf höchste sensibilisiert. Die Blitze seines Quirks schlugen warnend um ihn.   

 

Und dann- 

Verdammte- 

 

Er hatte die Augen vom Nerd noch nie so... finster gesehen.   

Er hatte ihn verdammte Scheiße überhaupt noch nie so gesehen. 

 

Deku stand ihm gegenüber, bereit zum Kampf, als wäre er ein verdammter Schurke! 

 

Was verdammt nochmal war hier gerade passiert, zur Hölle? 

 

 

Instinktiv verweilte er selbst in seiner Kampfhaltung, während sein Hirn alle möglichen Gründe für das Verhalten seiner Kindsnervensäge durchforstete. Er stellte schnell fest, dass sich nichts bzw. niemand im Raum befand, was in irgendeiner Form diese verkackte Situation beeinflusst hätte. 

 

Kein Schurke weit und breit.  

 

Was also zur Scheiße ging gerade bei dem Nerd ab?  

 

“Fuck. Deku, bist du-”, er schluckte angespannt.  “Tickst du noch ganz sauber?” 

 

Als hätte seine Stimme verdammte Superkräfte, blinzelte der Streber kurz darauf, fucking irritiert. 

 

“Kac-chan?” 

 

Dekus Stimme klang schwach und unsicher in der Stille seines behinderten Schlafzimmers. Seine Haltung realisierend, entspannte er seine verkrampften Muskeln und gab seine Angriffshaltung auf.  

Der Grünhaarige blickte sich verwirrt um, als wenn er verdammt nochmal nicht wusste, wie oder warum oder wieso, scheiße, was wusste er schon, der Nerd in seinem Zimmer stand. 

 

Wollte er ihn komplett verarschen? 

 

Katsuki schnaubte ungehalten und trat wütend einen Schritt auf den Nerd zu.  

 

“Was sollte der Scheiß, Deku?” 

 

Aufgebracht hielt er sich seine schmerzende Flanke, konnte nur vermuten, dass der Idiot ihn dort mit dem Fuß getroffen hatte.  

 

Selbst im Nachhinein konnte Katsuki mit Sicherheit sagen, dass er niemals hätte darauf reagieren können.  

 

Fuck.  

 

Wer hätte auch wissen sollen, dass der Streber plötzlich auf ihn losgehen würde? 

 

“Kac-chan es... Ich...”, sprach Deku fucking stotternd, unterbrach sich selber und ballte seine Hände zu Fäusten. In dem schwachen Lichtschein nahmen seine Züge eine Mischung aus Frust, Scham und Ärger ein.  

 

Als er nach einer gefühlten Minute des Schweigens immer noch nichts sagte, nur wie ein bekloppter den Boden anstarrte, stieß Katsuki abfällig die Luft aus seinen Lungen.  

 

“Scheiße, was auch immer Nerd. Keine Ahnung was in deinem kranken Kopf vor sich geht. Soll mir auch fucking nochmal egal sein. Ich verpiss mich.” 

 

Damit drehte er sich um und würdigte dem Streber keinen weiteren Blick. 

 

Einen Moment länger in dem Raum mit dem Spinner und Katsuki hätte die Bude in die Luft gesprengt. 

 

 

Einen Moment länger und Katsuki hätte ihn umgebracht! 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und? Habe ich alle gut getroffen?:) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Biolillie
2021-03-02T20:46:56+00:00 02.03.2021 21:46
Wow, echt ziemlich guter Start. Ich hab nur aufgrund der Länge ewig gebraucht, bis ich alles gelesen hatte. Ich liebe es wie du Katsuki darstellst und die Welt in seinen Worten beschreibst. Einfach herrlich! :)
Antwort von:  Salada
08.03.2021 14:05
Freut mich und ja leider sind die Kapitel recht lang geworden, aber ich wollte die Story mit 9 Kapiteln beenden (du wirt noch sehen, warum;) ) Hoffe es gefällt dennoch :)
Antwort von:  Biolillie
11.03.2021 06:17
So schlimm finde ich das nicht. Liegt ja auch an mir, dass ich so lang gebraucht habe. XD Mehr zum Lesen ist ja erstmal nicht schlecht. ;)

Ich bin gespannt, warum es genau 9 sein müssen o.O
Von:  Lexischlumpf183
2021-01-13T19:17:34+00:00 13.01.2021 20:17
Uhr, interessanter Anfang, bin sehr gespannt wie das weitergeht 👍
Von:  gelberblitz
2021-01-12T15:36:10+00:00 12.01.2021 16:36
Hab gelesen dass du ein neues Projekt hast, direkt mal auf die favo Liste gepackt. Ganz klar.
Getroffen hast du alle außerordentlich gut. Dass einzige wo ich nicht hinter gestiegen bin, sind dekus Narben. Ich tendiere zu selbstverletzung. Das wird schlimm
Antwort von:  Salada
12.01.2021 17:07
Hey und danke für deine Treue ;)

Ja wer weiß was noch dahinter steckt ;) lass dich überraschen ;)


Zurück