Das Geheimnis
Gut gelaunt sah Gojo dabei zu, wie Yuji aus seinem Zimmer marschierte. Er mochte ihn. Sie teilten denselben Humor und kamen gut miteinander klar. Das eigentliche Problem bestand darin, dass Gojo mehr für den Schüler empfand. Nicht selten malte er sich aus, wie er Yuji auf seinen Schoß führte, um ihn-
„Gojo-Sensei“, jammerte Yuji, nachdem er den Lehrer entdeckt hatte. „Mir ist langweilig.“
„Hora, Hora. Kein Grund gleich den Kopf hängen zu lassen, Yuji-kun.“ Geschickt zog er die Mundwinkel nach oben. „Haha, schon viel besser.“
„Ich meine es ernst, Sensei! Unterminn etwas mit mir“, grummelte Yuji betrübt.
„Eeehh?“ Angestrengt dachte Gojo darüber nach. „Hmm, wie wäre es mit Tokyo?“
Im ersten Moment erhellte sich Yujis Miene, dann aber neigte er misstrauisch den Kopf.
„Ist das schon wieder ein Trick?“ wollte er wissen, ohne Gojo aus den Augen zu lassen. Er konnte ohnehin nur die Stoffbinde betrachten. „Wenn es um Flüche geht, komme ich nicht mit. Hab heute frei“, setzte er murrend fort.
„Als würde ich es wagen mein Lieblings Gefäß zu belügen“, trällerte Gojo und schloss den verdutzten Jungen lachend in seine Arme. „Lass uns ein leckeres Steak verdrücken, Yuji-kun.“
Prompt erwiderte Yuji die herzhafte Umarmung. „Au ja! Du bist der Beste, Gojo-Sensei!“
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Wirklich süß, dachte Gojo, als er sah wie Yuji über der Speisekarte hing. Seine Augen leuchteten förmlich vor Begeisterung. Allein deswegen hatte sich die Mühe schon gelohnt.
„Ich empfehle dir die Nummer 50“, äußerte Gojo, das Kinn auf eine Hand gestützt. „Ist sehr lecker. Damit wirst du den ganzen Tag grinsend durch die Gegend laufen.“
Ehrfürchtig stierte Yuji auf die Karte. War klar, dass der Kleine ihm das abkaufte. Deswegen machte es ja solchen Spaß.
„Wirklich?!“, fragte er sicherheitshalber nach.
„Wiiiirklich“, beharrte Gojo. „Ich spreche da aus eigener Erfahrung.“
„Woaaah. Dann nehme ich die Nummer 50!“, brüllte Yuji und sprang auf. „Ich wusste, dass man sich auf dich verlassen kann, Gojo-Sensei.“
„Haha. Nach all den Fingern wird es mal Zeit für eine anständige Mahlzeit. Schließlich sollst du ja groß und stark werden, habe ich Recht?“
Ungeniert griff Yuji nach seinen Händen. „Und ob! Nicht umsonst bist du der Stärkste, Gojo-Sensei.“
Zu gern hätte er Yuji in diesem Moment geküsst. Stattdessen aber genoss er die unbeschwerte Atmosphäre zwischen ihnen. Wer weiß wie lange sie solche Augenblicke noch erleben durften…
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„Puh, das war total gut“, schwärmte Yuji und hielt sich den vollen Bauch. „Und ich merke auch schon, wie meine Lippen zucken.“
„Da! Ich sehe bereits ein Grinsen!“, bestätigte Gojo. „Bei dir wirkt es besonders gut, Yuji-kun.“
Begeistert fasste sich Yuji an den Mund. „Echt jetzt?! Wow! Lass uns schnell ein Foto machen!“ Er eilte zu Gojo auf die Sitzbank, schmiegte sich eng an ihn heran und hielt das Smartphone vor ihre Nasen.
Gojo nutzte die Gelegenheit, um Yuji in seinen Arm zu schließen. Gemeinsam grinsten sie in die Kamera. Es war so schön den lebhaften Jungen um sich zu haben. Er konnte gar nicht genug davon kriegen.
„Sieh dir das an“, plapperte Gojo, nachdem sie das Foto gemacht hatten. „Dein Grinsen ist definitiv breiter als meins.“
Neugierig lehnte Yuji sich nach vorn. Obwohl sich ihre Köpfe dabei berührten, schien sich der Schüler nicht sonderlich daran zu stören. Gojo glaubte sogar zu erkennen, dass Yuji den Moment bewusst hinauszögerte.
„Dieses Mittagessen war wirklich der Hammer…“
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Gemeinsam schlenderten sie anschließend durch die Stadt, um noch die ein oder andere Kleinigkeit zu besorgen. Für Gojo war dieser Tag schon jetzt ein ganz besonderer. Trotz der Tatsache, dass Yuji nach dem Sammeln aller Finger getötet werden sollte, war dieser so fröhlich wie eh und je. Innerlich schmerzte es Gojo, das mit ansehen zu müssen. Doch nach außen ließ auch er sich nichts anmerken. Dieser Moment lag noch in weiter Ferne. Noch…
„Sensei? Gojo-Sensei!“, riss Yuji ihn aus den Gedanken. „Die Sonne geht gleich unter. Lass uns dort drüben auf die Aussichtsplattform gehen, ja?“
Hellauf begeistert streckte Gojo den Daumen nach oben. „Prima Idee, Yuji-kun.“
Sie liefen los, um einen guten Platz zu ergattern. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn vor ihnen erstreckte sich ein Schauspiel verschiedenster Farben. Warm und atemberaubend.
„Was für ein schöner Anblick…“, murmelte Gojo, als er die Augenbinde von seinem Gesicht streifte.
„Da stimme ich dir zu“, flüsterte Yuji, dessen Aufmerksamkeit nicht dem Horizont galt. „Deine Augen…“, stammelte er, als ihre Blicke sich trafen. „… sie sind wunderschön.“
Das war zu viel, selbst für ihn. Gojo konnte nicht anders.
Er beugte sich nach unten, nahm das Kinn zwischen die langen Finger und zog den Schüler mit sanfter Gewalt zu sich heran. Als sich kurz darauf ihre Lippen berührten, seufzte Yuji wohlwollend auf. Heißkalte Wellen schwappten durch Gojos Körper. Wie lange schon hatte er sich hiernach gesehnt.
Sie wagten einen weiteren Schritt, öffneten ihre Lippen und ließen die Zungen durch einen Spalt hindurch in die Mundhöhlen gleiten. Stöhnend krallte Yuji sich an seine Oberarme. Gojo schmunzelte und ließ seine große Hand sachte über den Rücken entlang nach unten fahren.
„Hngh… Sen…sei…“
Ihre Köpfe waren wie leergefegt. Sie verloren sämtlichen Bezug zur Realität. Hin und wieder schnappten sie nach Luft, nur um einen weiteren Kuss in die Wege zu leiten. Nach anfänglicher Scheu, wurden ihre Küsse im Verlauf wilder. Sie rauften sich die Haare, krallten sich darin fest und setzten die leidenschaftliche Szene eng umschlungen fort.
„Hentai!“, schrie plötzliche eine Dame, die mit ihrer Tasche nach Gojo schlug.
Geschickt verschwand er für einen Moment, tauchte anschließend wieder auf und schnappte Yuji an der Hand, um gemeinsam mit ihm zu verschwinden. Keine Sekunde später erreichten sie dank seiner Fähigkeit die Akademie.
„Wow. Die Frau hatte wirklich vor mich zu killen“, stellte Gojo fest, setzte die Augenbinde auf und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Furchteinflößender, als jeder Fluch der Sonderstufe“, fügte er witzelnd hinzu.
Sie lachten herzhaft darüber und nahmen sich in den Arm.
„Danke Sensei“, murmelte Yuji verträumt.
„Aaawww, wie niedlich Yuji-kun“, flötete Gojo. „Aber kein Wort zu den anderen, ja?“
„Niemals…“
Trotz des Verlangens sich erneut zu küssen zu wollen, ließen sie voneinander ab. Um sich nichts anmerken zu lassen, mussten sie weitermachen wie bisher. Gojo war zuversichtlich, dass ihnen das auch gelingen würde. Schmunzelnd sah er den Schüler an.
„Hora, Hora. Mach dir mal keine Sorgen, Yuji kun.“ Kurz spähte er durch eine Lücke der Augenbinde hindurch. „Ich werde einen Weg finden, um da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben.“
Worte, bei denen Yuji über das ganze Gesicht strahlte.
„Wirklich? Spitze! Du bist der Beste, Gojo-Sensei!“
