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Be my One and Only - 私の唯一無二になりなさい

**KageHina**
von

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Akt II: Part IV – past and truth I

 

„Ja~“

 

Es waren Worte, die Tobios Herz höherschlagen ließen. Seinen Puls zum Rasen und seine Lenden zum Brennen brachte.

 

„Bitte mehr davon~“

 

Das meeresblaue Augenpaar sah dabei zu, wie sich sein Gegenüber vor ihm wandte. Dieser immer wieder diese lustverzehrten und erotischen Töne von sich gab, während er sich vor ihm rekelte. Sein Blut regelrecht zum Kochen brachte. Wie seine Hände den kleinen schmalen Körper hinabfuhren, sich an dessen Hüften festklammerten, während er erbarmungslos in ihn stieß. Wie seine Augen in tigeraugeähnliche Iriden blickte. Wie dieses bräunliche Augenpaar ihn mehr und mehr verführte. Wie sein Gegenüber seine Hüften kreisen ließ und sich hierbei immer wieder hob und senkte. Ihn immer wieder entgleiten und erneut eindringen ließ. Auf dominierende Art und Weise den Ton angab. Ihre Lippen kamen sich immer näher, waren nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt, sein Höhepunkt ebenso. Bevor Tobio und sein Gegenüber sich jedoch endgültig fallen lassen konnten, erklang auch schon ein nervtötendes Geräusch.

 

„TUT! TUT! TUT! Einen wunderschönen guten Morgen wünscht Ihnen das Frühstücksteam der Präfektur Miyagi~“

 

Mit einem Mal riss Tobio seine Augen auf und saß innerhalb von wenigen Sekunden aufrecht im Bett. Sein Atem ging hektisch und sein Herz raste. Sein ganzer Körper zitterte und Schweißtropfen liefen seine Schläfe hinunter. Sonnenstrahlen blitzten ihm entgegen, weshalb er murrend seinen Unterarm vor sein Gesicht halten musste. Es war bereits früher Morgen. Anschließend richtete der Schwarzhaarige langsam seinen Blick auf seinen Nachtischschrank, worauf gerade sein Wecker den Frühstückssender abspielte, der jeden Morgen um Punkt 5 den kommenden Tag begrüßte. Eine Weile saß Tobio einfach nur da und blickte schließlich verschlafen die Wand vor sich an. Es dauerte eine Weile, bis er richtig wach war. Währenddessen fanden seine schläfrigen Gedanken langsam zueinander und mit einem Mal war er im Hier und Jetzt. Auch sein bis eben noch realistischer Traum kam ihm augenblicklich ins Gedächtnis. Sofort weitete der Schwarzhaarige geschockt seine Augen.

 

„Fuck!“, kam es leise über seine Lippen, ehe seine Hände auch schon in das schwarze Haar fanden und sich an diesen festklammerten. Verdammt! Was war das gerade? Hatte er gerade etwa wirklich?

 

„Scheiße!!“, innerhalb von Sekunden landete der Wecker auch schon an der gegenüberliegenden Wand. Erschrocken fuhr Tobio in sich zusammen und begutachtete sein Werk.

 

Verdammt, das war nicht mal sein Wecker! Diesen hatte er von Keishin bekommen!

 

„Das darf doch nicht wahr sein…“, murrte Tobio leise zu sich selbst und raufte sich die Haare.

 

Nicht nur, dass er gerade ein Eigentum seines Bewährungshelfers zu Schrott verarbeitet hatte – nein, nun hatte er auch schon erotische Träume. Dann ausgerechnet auch noch mit Shoyo! Seit wann suchten ihn denn solche Gedanken heim?! Unter diesen Umständen konnte er doch nicht mehr vor den Orangehaarigen treten! Er würde sich in Grund und Boden schämen! Peinlich gerührt hob Tobio daraufhin vorsichtig die Bettdecke nach oben und sah auch schon die nächste heranrollende Katastrophe. Er hatte eine Latte.

 

„Wollt ihr mich denn alle verarschen?!“, kam es fipsig von dem Schwarzhaarigen, der sich daraufhin wieder zurück in die Matratze fallen ließ.

 

So konnte auch ein turbulenter Morgen starten.

 

 

 

 

Wenige Stunden später saß Tobio gähnend im Unterricht und versuchte seinen Kopf aufrecht zu halten. Er war hundemüde. Es fehlte nicht mehr viel und sein Kopf knallte auf den Schreibtisch. Den nächtlichen Traum versuchte er hierbei so gut es ging ins Hinterstübchen seiner Gedanken zu verbannen. Er und Shoyo! Er kam immer noch nicht auf diesen (Alp)Traum klar. Genervt schlug der Schwarzhaarige eine Seite seines Englischbuchs weiter, während der Lehrer vor ihnen etwas an die Tafel schrieb. Sich auf den Unterricht zu konzentrieren, stellte sich als wahre Herausforderung heraus. Als die Glocke schließlich die Mittagspause einläutete, konnte Tobio nicht schnell genug wegkommen. Er räumte seine Tasche zusammen und rannte auch schon los. Draußen angekommen atmete er tief ein und aus. Die frische Luft war mehr als notwendig. Sie reinigte seine Lungen und möglicherweise auch gleich seinen Kopf. Was war bloß mit ihm los?

 

„Hey Kageyama“

 

Plötzlich schreckte der Angesprochene zusammen und blickte hinter sich. Sofort atmete er erleichtert aus.

 

„Meine Güte, Suga – erschreck mich doch nicht so…“

 

Der Silberhaarige grinste den Größeren daraufhin an und reichte ihm einen dicken fetten Ordner, der Tobios Arme nach unten zog, als er diesen annahm. Das Teil war verdammt schwer.

 

„Wir hatten doch gestern darüber gesprochen, dass ich dir meine Aufzeichnungen von letztem Jahr gebe. Wenn du diese aufgearbeitet hast, solltest du mit dem jetzigen Schulstoff besser klarkommen.“, erklärte Sugawara und hob hierbei triumphierend den Arm.

 

Tobio atmete ergebend aus. Stimmt. Er hatte ja gestern noch mit seinem Klassenkameraden darüber gesprochen gehabt. Hätte er fast komplett wieder vergessen. Sein Gehirn schien tatsächlich nur noch aus einem Sieb zu bestehen, wo alle Informationen einfach nur durchrieselten.

 

„Super, vielen Dank. Ich gebe dir alle Unterlagen wohlbehalten wieder zurück“, dankend verneigte sich Tobio vor seinem Klassenkameraden, der daraufhin grinsend den Daumen nach oben zeigte.

 

„Mach dir keinen Stress, das geht in Ordnung.“

 

Während die beiden miteinander weitersprachen, kamen ihnen drei Personen entgegen, woraufhin sie in ihrem Gespräch innehielten. Es handelten sich hierbei um Shoyo, gefolgt von Kenma und Hoshiumi.

 

„Oh hallo ihr drei“, grüßend hob Sugawara die Hand. Tobio fuhr erschrocken in sich zusammen und sah hinter sich. Als er sich mit diesem einzigartigen Augenpaar konfrontiert sah, fuhr ein eiskalter Schauer in seine Glieder. Jetzt ausgerechnet ihm zu begegnen, behagte dem Schwarzhaarigen ganz und gar nicht.

 

„Moin, Suga“, entgegnete Hinata und lächelte sein Gegenüber freundlich an.

 

Tobio konnte einfach nur starren. Seine Iriden fixierten den Kleineren genau. Musterten ihn von oben bis unten und nochmal rauf. Shoyo besaß zwar einen schmächtigen Körper, aber dennoch war er gutaussehend. Das stand außer Frage. Hatte dieser schon immer so ein Lächeln? Waren das etwa kleine Sommersprossen auf dem Nasenrücken? OMG das musste definitiv aufhören! Mit einem Mal klatschte sich Tobio beide Handflächen rechts und links gegen seine Wangen. Erschrocken fuhren die Parteien zusammen und sahen den Schwarzhaarigen entgeistert an.

 

„Alles in Ordnung, Kageyama?“, besorgt legte Sugawara seine Hand auf Tobios Schulter, der sich daraufhin räuspernd mit der Faust gegen seinen Burstkorb schlug.

 

„Sicher… bin nur nicht ganz da heute…“ aus dem Blickwinkel konnte Tobio sehen, wie Shoyo ihn überrascht ansah.

 

//Womit habe ich das nur verdient??///

 

Warum machte er auch eine so große Sache draus? Es war nur ein Traum! Es war nur ein erotischer Traum, den jeder Teenager irgendwann mal hatte. Andere träumten von Stars wie Britney Spears oder Jennifer Lawrence. Was war schon dabei? Tobio versuchte in diesem Moment alles um sich die Situation schönzureden. Er konnte nichts dafür. Er war schließlich auch nur ein menschliches Individuum mit gewissen Bedürfnissen. Bei ihm waren es halt keine Frauen, sondern Männer. Dass es zudem das erste Mal seit über drei Jahren geschah, versuchte er ebenfalls zu verdrängen. Es war nun mal passiert und Ende.

 

Schließlich wand sich der Schwarzhaarige wieder seinen Mitschülern zu. Zeitgleich fiel ihm auch wieder ein, was er eigentlich fragen wollte. Seine Iriden wanderten erneut zu Shoyo, der ihm gegenüberstand. Sollte er ihn fragen oder nicht? Hatte er überhaupt am Wochenende Zeit? Soviel ihm bisher bekannt war, war Shoyo ein sehr vielbeschäftigter junger Mann. Nervosität stieg in dem Älteren auf. Bevor Tobio allerdings weiter in seinem Gedankenchaos Ordnung reinbringen konnte, spürte er, wie ihn jemand am Arm antippte.

 

„Tobio, können wir kurz reden?“, Shoyo sah zu dem Größeren auf.

 

„Hä?“, nun verstand der junge Mann gar nichts mehr.

 

„Sicher…“, antwortete der Schwarzhaarige daraufhin und folgte dem Kleineren, der sich etwas von den Anderen entfernte. Irritiert schritt Tobio hinter dem Orangehaarigen her. Währenddessen ließ er erneut seine saphirblauen Augen den Körper des Kleineren auf und abwandern. Eins konnte der Größere nicht leugnen – Shoyo war attraktiv. Das stand außer Frage. Als seine Iriden schließlich an Hinatas Hintern hängen blieben, schüttelte Tobio sofort den Kopf.

 

//Tobio, reiß dich zusammen!!// schoss es ihm daraufhin durch seine Gedanken.

 

„Hör mal…“, kam es zeitgleich von Shoyo, der währenddessen stehen geblieben war und sich dem Schwarzhaarigen zugewandt hatte.

 

„Dass was gestern geschehen war… tut mir leid. Ich war nicht ich selbst…“, vollendete der Orangehaarige seinen Satz und sah zu dem Größeren auf, der zwischenzeitlich wieder gedanklich anwesend war.

 

„Hä? Von was redest du?“, fragend zog Tobio seine Augenbrauen zusammen, woraufhin Shoyo sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

 

„Naja, dass ich so kurz angebunden war. Du musst wissen, Unwetter behagen mir gar nicht und ich gerate dann auch leicht in Panik.“

 

„Ahso… mach dir da mal keinen Kopf. Jeder hat doch vor etwas Angst. Dafür musst du dich wirklich nicht schämen, Shoyo.“, entgegnete Tobio und sah wieder zurück zu den Anderen.

 

„Wenn wir gerade mal dabei sind…“, daraufhin sah der Größere wieder zu Shoyo hinunter, der ihn aufmerksam ansah.

 

„Ja?“, kam es von dem Orangehaarigen, ehe er sich kurz seiner Brille widmete. Er zog sie aus und kramte aus seiner Hosentasche ein Putztuch hervor, mit dem er die Gläser säuberte. Tobio beobachtete den Jüngeren dabei. Seine Iriden wanderten hoch zu seinem Gesicht. Es war das erste Mal, dass er Shoyo ohne Brille sah. Ohne sah er sogar noch niedlicher aus. Kopfschüttelnd räusperte sich der Schwarzhaarige und fuhr weiter fort.

 

„Der alte Ukai fährt dieses Wochenende nach Tokio und ich werde ihn hierbei begleiten. Er meinte, ich dürfe jemanden mitnehmen und da habe ich gleich an dich gedacht.“

 

„An mich?“, überrascht sah Hinata zu dem Größeren auf, während er seine Brille wieder aufsetzte.

 

„Nun ja, ich dachte nur...“, ja, was dachte sich Tobio dabei. Wie sollte er darauf auch antworten? Wieso hatte er ausgerechnet an Shoyo denken müssen? Warum hatte er nicht Sugawara gefragt? Kurz ging der Größere in sich. Schließlich musste er an die gestrige Situation mit Bokuto denken. Die Art und Weise wie er Hinata zurechtgewiesen und belehrt hatte. Es war mehr als offensichtlich, dass Shoyo zu wenig Zeit für sich selbst aufbrachte. Entweder saß er in der Schule, lernte oder jobbte in einem noblen Restaurant, wovon der Orangehaarige mal erzählt hatte. Dann musste er sich auch noch um seine Schwester kümmern. Wo war da mal Zeit für ihn selbst? Tobio musste nachdenken und eine Antwort parat haben, die keine Gegenfragen duldete.

 

„Es soll ein kurzer Tripp werden, die Rede ist aktuell nur von einem Tagesausflug. Ich dachte nur, ich hole dich mal aus diesem Alltagstrott raus. Du bist ein sehr vielbeschäftigter Mann und der braucht schließlich auch mal eine Pause.“

 

//Puh… gerettet//

 

„Was? Nun ja, also“, stotterte Shoyo vor sich hin und kratzte sich erneut verlegen am Hinterkopf. Zeitgleich nahm sein Nasenrücken eine rötliche Farbe an, die sich schließlich leicht über seine Wangen zog.

 

„Er kommt mit!“

 

„Hä??“, sofort schreckte Hinata auf, sah erschrocken hinter sich und sah sich mit grünen laubfroschähnlichen Iriden konfrontiert, die keine Widerworte duldeten.

 

„Hoshi, was?“

 

„Nichts da, Shoyo!“, aufmunternd legte Hoshiumi daraufhin beide Hände auf Hinatas Schultern ab.

 

„Hey, du hast eben noch erzählt, dass du dieses Wochenende mal frei hast und nicht arbeiten gehen musst. Auf deine Schwester können Kenma und ich aufpassen, oder Kenma?“, hierbei sah der Weißhaarige neben sich. Der Angesprochene stand neben ihm und war gerade mit seinem Gameboy beschäftigt, den er heute ausnahmsweise mal mit dabei hatte, da sie eben eine Freistunde hatten. Seufzend rollte Hoshiumi seine Augen und zwickte dem Blonden hierbei in die Seite, sodass dieser aufschreckte.

 

„Bitte, was?“, kam es entgeistert von Kenma, der sich daraufhin wieder in der Realität befand.

 

„Wir passen auf Natsu auf! Shoyo geht in Tokio mal ordentlich shoppen!“

 

„Wenn du das sagst… es geschehen ja noch Zeichen und Wunder…“, kam es schließlich murrend von Kenma, der sich schließlich wieder seinem Gameboy widmete.

 

„Na siehst du, alles geregelt“, grinste Hoshiumi und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Shoyo, der entgeistert vor ihm stand.

 

„Hey! Du wirst dich amüsieren und wehe, wenn nicht!“, kam es knurrend von dem Weißhaarigen, woraufhin Shoyo leicht zusammenzuckte.

 

Hoshiumi und er waren zwar gleichgroß, aber dennoch hatte der kleine Giftzwerg schon so manchem Größeren das Fürchten gelehrt. Der Weißhaarige konnte richtig ausrasten, wenn man ihm auf die Nerven ging. Am schlimmsten war es, wenn jemand zu viel redete und nicht auf den Punkt kam. Da war Hoshiumi die Ungeduld in Person. Ergebend seufzend ließ Hinata seine Schultern hängen und sah zu Tobio auf, der immer noch auf eine Antwort wartete.

 

„Ist gebongt. Ich komme mit.“, antwortete der Orangehaarige und zog sein Handy aus der Tasche. Zeitgleich griff er noch nach einem Stück Papier und schrieb etwas darauf, ehe er es dem Größeren reichte.

 

„Hier meine Handynummer“

 

„Okay, alles klar… ich melde mich dann im Laufe des Nachmittags wegen weiteren Informationen. Ich muss nun auch los. Bis später“, antwortete Tobio und setzte hierbei sogar ein kleines Lächeln auf.

 

Danach schritt er an dem Orangehaarigen und an den anderen vorbei und peilte den Schulhofausgang an. Ausgerechnet heute hatte er noch eine Sitzung mit seinem Bewährungshelfer. Diese fanden zweimal im Monat statt und Tobio bereitete sich bereits mental auf eine weitere Standpauke vor. Wenn der Brüllaffe etwas konnte – dann war es meckern und das fing schon an, wenn er auch nur eine Minute zu spät kam. Demnach musste Tobio überpünktlich sein! Währenddessen ließ er den bisherigen Tag Revue passieren. Auf irgendeine seltsame Art und Weise war der Schwarzhaarige sogar froh, dass Shoyo zugesagt hatte. Zudem er nun auch noch zufällig die Handynummer von ihm erhalten hatte. So ganz beschissen lief sein bisheriger Tag nun doch nicht.

 

Währenddessen sahen die Anderen dem Älteren nach. Sugawara atmete seufzend aus und trat neben Shoyo. Ihm fiel auf, dass der Kleinere etwas neben der Spur war.

 

„Ich muss echt sagen, Kageyama ist ein toller Kerl“, sprach der Silberhaarige und ließ seine Hände in seine Hosentaschen wandern.

 

„Ja, das ist er…“, entgegnete Shoyo und schulterte zeitgleich seine Tasche.

 

„Hör mal, du hast doch mal erwähnt, dass du nicht weißt, wie du dich jemals bei ihm erkenntlich zeigen kannst…“, flüsterte Sugawara und trat näher an Shoyo heran.

 

„Hm?“, neugierig sah der Orangehaarige auf.

 

„Ich denke mal, dass du ihm mit der Zusage eine kleine Freude bereitet hast.“

 

„Denkst du wirklich?“, Shoyos Augen wanderten wieder in die Richtung, in der Tobio soeben verschwunden war. Stimmt, eben hatte Kageyama sogar gelächelt – so etwas kam wirklich selten bei dem Älteren vor und es hatte ihm persönlich sogar gefallen. Die Augen des Kleineren glänzten bei dem Gedanken und ließen ein zärtliches Lächeln über seine Lippen wandern. Sugawara fuhr währenddessen mit seiner Rede weiter fort.

 

„Weißt du, Shoyo… Kageyama hat aktuell sehr viele Probleme in der Schule. Er kommt mit dem Stoff nicht richtig mit. Ich habe zwar versucht ihm zu helfen, aber anscheinend kommt er mit meiner Erklärungsweise nicht so gut klar. Er versucht es zwar zu verbergen und fragt mich immer wieder, ob ich ihm etwas erkläre, aber ich merke einfach, dass er sich hierbei keinen Gefallen tut“, sprach Sugawara und lächelte den Kleineren schließlich herzlich an.

 

„Was? Davon hat er bisher nie etwas erzählt…“, seufzend sah Shoyo schließlich auf seine Hände herab, die er daraufhin zu Fäusten ballte.

 

„Shoyo, du bist einer der besten Schüler hier auf der Schule. Du kannst besser erklären als ich. Nutz die Zeit, während ihr unterwegs seid und sprich ihn mal auf das Thema an…“, schließlich ertönte auch schon die Schulglocke, woraufhin sich Sugawara lächelnd von dem Kleineren verabschiedete.

 

„Ich finde, dass er in dir einen besseren Nachhilfelehrer haben wird“, rief der Silberhaarige und winkte zum Abschied.

 

Shoyo erwiderte die Geste und sah dem Größeren nach, der schließlich im Schulinnern verschwand. Kurz blieb der Orangehaarige an Ort und Stelle stehen. Er konnte immer noch nicht realisieren, dass er Tobio soeben für Tokio zugesagt hatte. Er und Tokio. Er war noch nie dort gewesen. Wie es wohl dort war? Ein zartes Lächeln huschte daraufhin auf Shoyos Lippen. Vielleicht wird das auch die passende Gelegenheit sein, um mehr über Tobio herauszufinden. Denn der Schwarzhaarige weckte immer mehr und mehr sein Interesse. Shoyo wollte mehr über den mürrischen Kageyama in Erfahrung bringen. Denn immer wieder schossen dem Kleineren folgende Fragen durch den Kopf.

 

Wer ist Tobio Kageyama und warum war er kriminell geworden?

Was war der Grund, weshalb er sein Leben aus den Augen verloren hatte?

 

Was Hinata zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht wusste – genau jene Fragen sollten an diesem besagten Tag ihre Antwort finden.

 

 

 

 

 

Es regnete. Immer wieder schlugen die Regentropfen gegen die Fensterscheiben des Zugs, indem sich Shoyo, Kageyama und Ukai Senior befanden. Eigentlich war geplant, dass sie mit dem Auto nach Tokio fahren, aber leider hatte der Wagen einen Tag zuvor den Geist aufgegeben und ein Werkstatttermin konnte erst für die neue kommende Woche vereinbart werden. Demnach mussten sie auf Plan B umsteigen. Zum Glück waren noch genug Tickets für Tokio vorhanden. Ukai Senior hatte sich zuvor in einer Bäckerei ein Sandwich und die Sonntagszeitung gekauft, die er, während er sein Frühstück verspeiste, las. Shoyo hingegen sah aufgeregt aus dem Fenster. Immer wieder folgte er den Regentropfen, die sich ihre Wege über die Scheibe bahnten. Teilweise fuhr er diese sogar mit seinen Fingern nach.

 

Auch, wenn es wie aus Eimern kübelte, so wurde für Tokio ein besseres Wetter gemeldet. Zwar gewölkt und kalt, aber es sollte weitestgehend trocken bleiben. Demnach war der aktuelle Wetterzustand nur vorübergehend. Seine tigeraugeähnlichen Iriden wanderten weiter. Allerdings zog sein Gegenüber mehr seine Aufmerksamkeit auf ihn. Tobio saß ihm genau gegenüber. Die Beine übereinandergeschlagen, die Kapuze seines Hoodies tief ins Gesicht gezogen und sein Kopf am Fenster angelehnt. Seine blauen Augen starrten ins nichts. Er wirkte wie weggetreten – nicht anwesend. Shoyo legte leicht seinen Kopf schief. Irgendwie hatte er sich Kageyamas Laune anders vorgestellt. Sollte er sich nicht eigentlich freuen? Gedankenversunken sah Shoyo schließlich wieder aus dem Fenster. Vielleicht war Kageyama auch nur ein Morgenmuffel, der einfach noch seine Ruhe brauchte. Der Orangehaarige konnte sich gar nicht mehr daran entsinnen, wann er das letzte Mal eine längere Strecke mit dem Zug gefahren war. Es musste schon Jahre her sein.

 

Es dauerte genau zwei Stunden, bis sie den Bahnhof von Tokio erreichten. Als sie am Bahngleis ausstiegen, blitzte ihnen die Sonne entgegen, die sich zwischenzeitlich aus der Wolkenschicht befreit hatte. Ukai hatte zuvor noch mit den beiden jungen Männern einen Treffpunkt ausgemacht, wo sie sich am späten Nachmittag trafen und zurückfahren würden. Am Bahnhofausgang trennten sich dann schließlich ihre Wege. Tobio peilte die nächste Bushaltestelle an, woraufhin Shoyo ihm folgte. Es war viel los in der Großstadt. Obwohl Sonntag war, kamen ihnen viele Menschen entgegen, denen sie auswichen. Tobio schlängelte sich durch die Menge, während Shoyo Mühe hatte mitzuhalten. In solchen Situationen bereute es der Orangehaarige, dass er so kurze Beine besaß. Er konnte kaum Schritt halten. Auf ihrem Weg liefen sie an einem großen Plakat vorbei, woraufhin der Schwarzhaarige erschrocken innehielt. Beinahe wäre Hinata in den Größeren reingelaufen.

 

„Tobio?“, kam es fragend von dem Kleineren, ehe er Kageyamas Blick folgte und sich nun ebenfalls der Plakatwand zuwand. Es handelte sich um ein Werbeplakat. Immerhin standen in wenigen Wochen die Bürgermeisterwahlen an. Darauf abgebildet war ein großer grauhaariger Mann. Kurze Haare. Strenger Blick. Kalte stechend blaue Augen. Augen, die dem Orangehaarigen mehr als bekannt vorkamen.

 

„Hat dieses Arschloch es doch tatsächlich geschafft sich bei der Bevölkerung einzuschleimen! Ich fasse es nicht!“, zischte Tobio angefressen und biss sich hierbei auf die Unterlippe.

 

Dass dieser widerliche Kerl es tatsächlich bis nach oben geschafft hatte, war ihm schleierhaft. Tobios Blick verfinsterte sich. Wut kochte in ihm hoch. Er hatte schon am frühen Morgen bereits eine üble Vorahnung, aber dass er ausgerechnet jetzt schon mit IHM konfrontiert wurde! Kageyama spürte, wie sein Mageninneres sich ankündigte, das drohte nach oben zu gelangen. Es war wie ein Schlag in die Magengrube.

 

Entsetzt hielt Shoyo inne und sah zu Tobio auf, der knurrend seine Hände zu Fäusten ballte.

 

„Kennst du diesen Politiker etwa?“, kam es leise von dem Orangehaarigen, ehe er sich wieder dem Plakat widmete.

 

„Mein Erzeuger…“, Tobios Stimme war tief und dunkel. Anders, als Shoyo sie in Erinnerung hatte. Erstarrt gefror der Orangehaarige an Ort und Stelle fest. Tobio stammt aus einer Politikerfamilie?

 

„Moment… das heißt, dass du aus einer adeligen und hochangesehenen Familie kommst…“, hauchte Hinata leise und trat entsetzt einen Schritt zurück.

 

„Aber wieso?“, weiter kam Shoyo nicht, ehe Kageyama mit voller Wucht seine Faust gegen das Plakat schlug und seinen Kopf senkte.

 

Die schwarzen Strähnen hingen dem Größeren tief ins Gesicht. Erst als Tobio seinen Kopf etwas anhob und in Shoyos Richtung blickte, konnte der Orangehaarige es sehen. Trauer. Wut. Schmerz. Die blauen Iriden wirkten leer und kalt. Dieser Anblick gefiel dem Kleineren ganz und gar nicht. Kageyama benahm sich seit ihrem Aufbruch am frühen Morgen schon so seltsam und so langsam begann der Orangehaarige zu verstehen warum. Was auch immer zwischen Kageyama und seiner Familie vorgefallen war – es muss ihn bis ins Tiefste erschüttert haben. Shoyo schluckte daraufhin. Warum waren sie dann überhaupt hier, wenn Tobio anscheinend mit dieser Stadt keine guten Erinnerungen in Verbindung brachte?

 

„Warum sind wir überhaupt hier, Tobio?“, kam es leise über Shoyos Lippen.

 

Der Angesprochene schwieg eine Weile. Sah ins Leere, rührte sich keinen Millimeter. Für Hinata fühlte es sich an, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Diese Stille behagte ihm nicht. So kannte er seinen sonst so ruhigen Schulkameraden nicht. Warum antwortete Kageyama nicht? Sofort machte sich Panik in Hinata breit. Hatte er gerade etwa voreilig gehandelt? Warum konnte er nicht einfach seinen Mund halten? Diese Frage war doch aktuell mehr als unangebracht!

 

Tobio atmete währenddessen tief ein und aus, ehe er seine Faust zurückzog und in seiner Hoodie-Bauchtasche verschwinden ließ.

 

„Seit ich dir das erste Mal begegnet bin, habe ich das Gefühl, dass ich dir vertrauen kann…“, flüsterte Tobio und sah schließlich auf den Boden.

 

Er sah sein Spiegelbild in der Pfütze, die sich vor ihm auf dem Bürgersteig befand. Dann sah der Schwarzhaarige erneut auf und blickte wieder in das tigeraugeähnliche Augenpaar, das ihn von Anfang an in den Bann gezogen hatte.

 

„Ich möchte, dass du die Wahrheit über mich erfährst, Shoyo…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuna_musume_satan
2024-01-10T00:04:36+00:00 10.01.2024 01:04
Omg wieder ein extrem spannder Cliffhanger und zwei wunderbare Kapitel ich hoffe das wir auf die nächsten nicht mehr allzu lange warten müssen
Antwort von:  Mina_Tara
31.01.2024 22:00
Huhu, danke für dein Kommi :) ich weiß ich hab die FF hier schleifen lassen und das tut mir auch leid.
Inzwischen habe ich einige Kapitel vorgeschrieben und kann somit aktuell wieder monatlich veröffentlichen.



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