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Scheiß drauf

von

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Skeptisch

Die frische Luft tat mehr als gut, ebenso die Zigarette die ich mir gleich nach Verlassen des Clubs angezündet hatte und schweigend an der Hauswand inhalierte.
 

Immer war es das Gleiche.
 

Kai provozierte, Chris sprang darauf an und Tobias war der, der am Ende das freundschaftliche Mobbing beenden musste.
 

Und ich hielt mich raus, hatte ohnehin nicht so wirklich Ahnung und machte auch nie wirklich richtig mit.
 

Hing zu sehr mit dem Kopf in den Wolken und sah vieles durch eine rosarote Brille.
 

Mit neunzehn Jahren normal und ich war auch nicht der Typ von einem Kerl, der ein Abenteuer nach dem anderen hatte und damit angab.
 

Eher war ich der romantische Junge von nebenan, der die große Liebe finden wollte und am besten irgendwann heiratete.
 

Wunschdenken.
 

Bisher kam sie nicht und Mister Right hatte sich mir noch nicht vorgestellt.
 

Schade, dabei sehnte ich mich schon nach jemandem, der mich so liebte, wie ich war, mir Sicherheit und Liebe gab und noch so vieles mehr.
 

Mit Kai war damals echt schön, aber er war mein bester Freund und ich wollte auf gar keinen Fall unsere Freundschaft zerstören, indem ich mich in ihn verliebte oder er sich in mich.
 

Er sah schon gut aus, aber seine Art war manchmal echt anstrengend und ich brauchte hin und wieder einige Tage Abstand.
 

Da war kein Platz für Gefühle und Bauch kribbeln verspürte ich keins.
 

Hatte ich nie und ebenso war dieser schnelle Herzschlag ausgeblieben, diese süße Nervosität und auch seine Küsse schmeckten nicht so, dass ich mehr davon wollte.
 

Sicher er war heiß, hatte nen geilen Body aber das war nicht alles, was eine Person mitbringen musste, um mein Herz zu erobern.
 

Humor sollte er haben, schöne Augen und ein süßes Lächeln.
 

Kai hatte zwar diese Eigenschaften alle, aber ich kannte ihn einfach schon zu lange, zu gut und ich wusste selber auch, dass ich in seinen Augen nur sein bester Freund war.
 

Wir hatten immerhin darüber schon geredet, es ausprobiert und festgestellt, dass es nicht funktionierte.
 

Kurz um, ich war ihm zu schüchtern, zu wichtig und ich gab ihm nicht das, was er brauchte, oft brauchte und das war nun mal ganz weit oben Sex.
 

Ich war eben nicht so, wollte mein erstes Mal mit jemandem, den ich genauso wie er mich liebte und eine schnelle Nummer gehörte dazu nicht.
 

Sex und Liebe konnte man zwar trennen, für mich aber gehörte es zusammen.
 

Fummeln war etwas ganz anderes, ebenso sich gegenseitig mit Lippen und Zunge zu verwöhnen, heiß zu machen oder einfach nur kuscheln und gemeinsam duschen.
 

Der letzte Schritt aber gehörte jener Person, die irgendwo da draußen auf mich wartete und nur noch von mir gefunden werden musste.
 

Gesucht hatte ich oft, mich sogar auf diversen Portalen angemeldet und doch war niemand dabei, der mich ernsthaft kennenlernen wollte.
 

Entweder wollte man nur Ficken oder man kam mit dem Argument, ich wäre zu unschuldig für schnelle Sachen.
 

Kam aber von den Wenigsten, genau genommen von nur zwei Typen und die waren deutlich älter als neunzehn Jahre.
 

Hundeblick zog scheinbar an, dazu meine dunkelbraunen Augen, mein Lächeln und diese wilden, dunklen Locken, die ich hin und wieder hatte, wenn meine Haare feucht wurden.
 

Frustrierend aber ich konnte mich glücklich schätzen Freunde, Kai zu haben und ebenso Tobi und Chris, die zum Glück nicht alles so ernst nahmen.
 

Seufzend schnippte ich den Stummel meiner fertig gerauchten Zigarette weg, wollte zurück in den Club, endlich feiern und einfach nicht weiter nachdenken.
 

Wie mir schien, lief drinnen derzeit ohnehin meine Musik, ich legte einen Zahn zu und doch war ich kein Arsch, wollte kurz meinen Freunden andeuten, dass ich zurück war und wie vermutet standen sie noch immer am Tresen.
 

Kai zog mich sofort zu und an sich, drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe er mir ein Glas reichte.
 

Bier und genau das brauchte ich neben dem Tanzen jetzt dringend, kippte den Inhalt auf Ex runter, bewegte mich bereits tanzend auf die Tanzfläche zu und schaltete ganz ab.
 

White Frost von Wynardtage war dafür perfekt, lud trotz der harten Beats zum Träumen ein.
 

Meine Augen schlossen sich, mein Körper bewegte sich nur langsam und doch riss mich mein vibrierendes Handy aus meinem Trance-artigen Zustand heraus.
 

Seltsam, ich hatte es doch auf Stumm geschaltet, damit mich nichts ablenkte und doch packte mich die Neugierig, ließ zu, dass ich es aus der Hosentasche zog und nachsah.
 

Eine Nachricht, dazu von jemandem, der mich scheinbar auf einer dieser Portale angeschrieben hatte und vom Bild her ganz nett aussah.
 

Auf den ersten Blick jedenfalls.
 

Braune Haare, dazu wild und genau wie ich, hatte er braune Augen.
 

Sein Lächeln sprach mich ebenfalls an, nur sein Name war komisch.
 

Zwar scheinbar ein richtiger, aber Domi?
 

Irgendwie ja witzig, dafür konnte dieser süße Kerl aber nichts, sondern eher seine Eltern, die ihm den Namen vor 25 Jahren gegeben hatten.
 

Er war damit älter, sein Gesamtbild sprach mich jedoch an und ich öffnete daher seine Nachricht und las diese inmitten der Menschen, die um mich herum noch immer tanzten.
 

Du hast voll die Rehaugen. Find das echt süß.
 

Er fand meine Augen toll und es schmeichelte mir irgendwie.
 

Kein blöder Spruch, kein „Bock auf ficken?“
 

Einfach jemand, der wie ich normal schien und jemanden kennenlernen wollte.
 

„Was machst’n da?“ Kai stand plötzlich hinter mir, nahm mir mein Handy aus der Hand und gab es mir kaum später wieder. „Domi, so, so. Nett, aber nicht so mein Typ.“
 

„Er scheint ganz nett zu sein und er sucht auch offensichtlich nicht die schnelle Nummer“, gab ich motzig von mir und murrte kurz, da Kai mich zu schnell und zu ruppig an sich zog. „Anfangs sind die alle nett und wollen sich interessiert geben. Der bestimmt auch, also pass da bitte auf.“
 

Innerlich rollte ich mit den Augen, aber vielleicht hatte Kai auch recht und er war nicht viel anders. „Es war nur eine Nachricht, ich hab nicht mal geantwortet.“
 

„Deine Entscheidung, aber wehe, der bricht dir das Herz, dann brech ich ihm die Knochen!“
 

„Jetzt beruhig dich mal, es war nur eine Nachricht und nichts weiter“, erwiderte ich meinem besten Freund, schüttelte über seinen Blick, der mehr als angefressen war, den Kopf und pickte ihn frech in die Seite.
 

Sofort zuckte er weg. „Lass das.“
 

Er war bockig, zog dabei seine Schnute und brachte mich damit immer zum Lachen.
 

Auch jetzt und ich kam nicht umhin, gepackt und festgehalten zu werden. „Ich mach mir nur Sorgen, versteh das doch bitte“, murmelte er, drückte mich noch dichter an seinen Oberkörper und strich mir über den Rücken. „Du bist mein bester Freund und keiner tut dir weh und wenn doch …“
 

„… Brichst du ihm alle Knochen!“, beendete ich seinen Satz und seufzte leise auf.
 

Seine Nähe tat gut, seine Sorgen aber fand ich unnötig.
 

Alt genug war ich und ich wollte mich ja auch nicht gleich mit diesem Domi treffen, erstmal nur schreiben und dann vielleicht kennenlernen.
 

Also alles gechillt und wenn ich Bedenken haben sollte, könnte ich Kai immer noch um Rat oder seine Hilfe bitten.
 

„Ich schreib ihm morgen mal zurück, jetzt ist es ohnehin schon zu spät und vermutlich schläft er eh schon.“
 

„Schön, aber halt mich auf dem Laufenden, ja?“, bat er mich, blickte mich dabei mit seinen blauen Augen an und ich konnte nicht anders, als zu nicken. „Vielleicht ist er ja auch ganz okay, aber das muss man erst noch herausfinden und ich helfe dir auch dabei.“
 

Kai wollte mir helfen nen Typen abzuchecken?
 

Das hätte ich mir auch denken können, er war immerhin seit meiner Kindheit mein bester Freund, war immer da und wir hatten schon so manchen Mist durch.
 

„Treffen wir uns morgen Abend bei mir?“
 

„Logisch und dann fühlen wir mal diesem Domi etwas genauer auf den Zahn.“
 

Lachend lagen wir uns in den Armen, Kai wuschelte mir unterstreichend durch die Haare und zog mich schließlich zu Chris und Tobias zurück an die Theke.



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