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Der hellste Stern am Himmel

Regulus lives-AU
von

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Staub und Blut

Warnungen: Angst, Walburgas A+ Parenting, Flashbacks wie diesem verdanken wir die Triggerwarnung, all hurt no comfort (das kommt später, versprochen)
 

Vorwort: Und ich fürchte, DAS ist der Grund, wieso ich mit James' POV angefangen habe. Ohne ihn ist das alles einfach nur endlos deprimierend. D:
 

Januar 1971, Grimmauldplatz 12
 

Schreie und Blut sind im Treppenhaus.

Glitzernde Staubpartikel flirren in der Luft, es riecht nach Kupfer und verbranntem Holz.
 

Sirius ist elf und Hogwarts ist noch ein halbes Jahr entfernt, sechs, endlose Monate, ein halbes Leben. Sirius ist elf und schon jetzt kann er es gar nicht abwarten hier wegzukommen.

Er steht oben und blickt hinunter in die große Halle, die Fingerknöchel treten weiß hervor, so fest umklammern seine Hände die Brüstung. „Kannst du sie nicht aufhalten?“

Es ist sein Bruder, der schreit. Es ist sein Bruder, der blutet.
 

Sein Vater sitzt tief in einem Sessel, so tief, als versuche er darin zu versinken, um nie wieder aufzustehen. Whiskey neben sich, und ein Glas, was sich immerzu nachfüllt, er hat die Zeitung vor sich ausgebreitet, als versucht er sich dahinter zu verstecken. Es dauert eine Weile, bis er antwortet, als ob alles erst durch einen langen, dunklen Tunnel muss, bis es ihn erreicht. „Okklumentik ist eine wichtige Fähigkeit.“
 

„Er ist neun Jahre alt.“
 

„Deine Mutter weiß, was sie tut.“
 

„Er ist NEUN!“
 

Die Antwort ist Schweigen.

Vaters Antwort ist immer Schweigen, schwarz und endlos, und zwischen seinem Schweigen, und Mutters Schreien weiß er nicht, was er schlimmer findet.
 

Sirius ist elf und er hasst es jetzt schon ein Black zu sein. Noch nicht so sehr, wie er es später hassen wird, aber schon jetzt reicht dieser Hass aus, um seine Finger von dem schweren, dunklen Holz zu lösen und ihn die Treppe hinunterstürmen lassen.

Zum Teufel mit Vater. Zum Teufel mit Mutter.

Ebenholzmöbel, Wandteppiche wirbeln an ihm vorbei, silberblau und grau, alles getränkt in jahrhundertealte Familientradition, in Staub und Blutstolz und Inzest. Er läuft daran vorbei und es kribbelt in seinen Fingern, ein intrinsisches Verlangen nach einem Zauberstab, den er noch nicht besitzt (Weißdorn, Drachenherzfaser, 14 Zoll - sechs Monate, noch sechs Monate), als ob sein Körper ihn schon darauf vorbereitet, dass er ihn eines Tages in der Hand halten wird.
 

Er stürmt in den Salon – schwarze Möbel, graue Tapete, dunkelblauer Teppich, sein Bruder auf dem Boden, in Embryostellung zusammengekrümmt, Mutter über ihm, den Zauberstab gezogen – und er denkt nicht, er fühlt nicht, seine Finger sind taub und sehnen sich nach einem Zauberstab, den er noch nicht besitzt. Er ist elf Jahre alt und seine Hand ist erfüllt von dem Phantomschmerz seines fehlenden Zauberstabs, und er packt eine alte, hässliche Vase und donnert sie auf den Boden.
 

Sie explodiert in tausend weiße, glitzernde Scherben.
 

Sein schwerer Atem hallt in der Stille, er ist selbst erschrocken über seinen Wutausbruch, aber seine Mutter zuckt nicht einmal mit der Wimper.
 

Sie steht über Regulus, ihr schwarzes Haar hat sich halb aus ihrem Knoten gelöst und fällt ihr ins Gesicht. Ihre Brust hebt und senkt sich und ihre Augen glitzern manisch. „Tu es“, sagt sie. „Tu es! Willst du, dass jeder deine schwachen, widerlichen Gedanken sehen kann? Was bist du? Ein Squib? Ein nutzloser, hässlicher Squib?“
 

Regulus schüttelt den Kopf.

Er kennt die Antwort auf diese Frage genauso gut wie Sirius. Es ist eine Fangfrage, kein Black war jemals ein Squib (und wenn ja, wurde der Name ausgelöscht vom Familienteppich, weggebrannt, als hätte es ihn nie gegeben).
 

„Dann verschließ endlich deine Gedanken“, zischt sie. „Tu es! Legilimens. Legilimens!
 

Regulus schlingt die Arme um den Kopf und er gibt ein Geräusch von sich, was alle Blacks kennen. Er schreit mit zusammengebissenen Zähnen. Es ist ein dumpfer, grässlicher Laut, wie ein langgezogenes Heulen.
 

„Mutter!“ schreit Sirius, aber seine Stimme ist zu hoch um eindrucksvoll zu sein, sie verhallt, wird erstickt in den dicken staubigen Wandteppichen.
 

Er ist elf, es sind noch drei Jahre bis zu seinem Stimmbruch und Hogwarts ist noch sechs endlose Monate entfernt, und das ist da vorletzte Mal in seinem ganzen Leben, dass er sie Mutter nennen wird.
 

Die nächste Vase wirft er nach ihr. Als ob er je eine Chance gehabt hätte, sie zu treffen. Ohne den Blick zu heben, macht sie eine beiläufige Handbewegung mit ihrem Zauberstab und schnippt sie mühelos zur Seite, wo sie an der Wand zerbirst. Aber es hat sie lange genug abgelenkt. Regulus hat aufgehört hat zu schreien.

Zitternd ringt er nach Luft.
 

„Ein Haustier, ein kuscheliges Haustier zum Liebhaben“, höhnt sie. Ihr Gesicht ist eine verzerrte Fratze. „Kannst du das glauben? Dein Bruder wünscht sich ein Haustier. Als wäre er ein Muggle! Ein gewöhnlicher Muggle!“ Eine Reihe an gezischten Beschimpfungen folgt von denen Blutsverräter, Versager, Squib, noch die harmlosesten sind.
 

Ihr Zauberstab brennt ein zischendes Loch in den Teppich, während sie auf und abläuft und zornig vor sich hinmurmelt.
 

Sirius geht zu seinem Bruder und streckt ihm eine Hand entgegen.

Regulus lässt die Arme sinken und sieht zu ihm auf. Seine Augen glänzen, aber er weint nicht (das würde er nicht wagen). Seine Lippe ist blutig gebissen. (Nicht zu schreien bezahlt man immer mit Blut.)

Er starrt erst Sirius an und dann Sirius‘ Hand, als wüsste er nicht, dass man irgendetwas anderes von einer Hand erwarten kann, außer dass sie schlägt und maßregelt und kneift und den Zauberstab schwingt wie eine Peitsche. Er starrt sie an, als weiß er nicht, was das bedeutet, was Sirius von ihm will.
 

„Komm schon“, sagt Sirius rau. Ungeduldig. Zornig. Auf sich, auf ihn, auf SIE.
 

Regulus Finger zittern, als er seine Hand umschließt. Seine Hand ist feucht und heiß, Angstschweiß umgibt ihn in dunklen Wellen.
 

Sirius zieht ihn auf die Beine, hält ihn fest, als er schwankt, und eine Sekunde lang stehen sie direkt voreinander. Die Brüder Black. Schwarzes Haar, schwarzes Herz. Weiße Gesichter. Graue, tote Augen.
 

Ein kuscheliges Haustier, denkt Sirius verächtlich. Natürlich ist es Verachtung, was er fühlt. Es kann nichts anderes sein. Zum Liebhaben. Verachtung gräbt sich durch seinen Magen und verbeißt sich in seiner Kehle. „Verschwinde“, sagt er.
 

Regulus starrt ihn an. Er bewegt die Lippen, formt tonlos: „Siri…“, aber er ist klug genug, das nicht laut zu sagen. Nicht in Gegenwart ihrer Mutter, die sich auf alles Weiche, Zarte, Kindliche stürzt wie eine Furie, und es ausmerzt.
 

Sirius zieht die Hand weg. „Geh auf dein Zimmer“, befiehlt er barsch und schubst ihn zur Tür.
 

Regulus gehorcht ohne Widerworte.
 

„Er ist erst neun“, sagt er, sobald die kleine, schmale Gestalt seines Bruders aus der Tür verschwunden ist. Seine leisen Schritte verhallen im Treppenhaus, mehr Geist als Mensch. „Es dauert noch ewig, bis er sowas lernen muss.“
 

„Denkst du, das bringen sie einem in Hogwarts bei?“ Sie lacht hämisch. „Wie naiv du bist. Nur die reinblütigen Familien…“
 

Er hat keine Lust auf eine erneute Diskussion über Hogwarts und darüber wie wertlos und schmutzig diese Institution geworden ist („schickt man die Kinder nicht doch besser nach Durmstrang? Da wird noch wert gelegt auf Blutreinheit und alte Werte“) – es sind noch sechs endlose Monate bis er dorthin kommt, aber der Name Hogwarts verkörpert für ihn bereits jetzt schon die einzige, größte Freiheit seines Lebens. Er wendet sich ab.
 

„Was denkst du, wo du jetzt hingehst?“ fragt sie leise.
 

„Auf mein Zimmer.“
 

„Oh nein.“ Schneller als er blinzeln kann, steht sie plötzlich vor ihm und sie lächelt. Es ist ein grausames Zähnefletschen. „Nicht bevor du diese Sauerei nicht beseitigt hast.“
 

„Ich bin kein Hauself!“
 

„Der arme, alte Kreacher kann doch nicht die ganze Arbeit in diesem Haus erledigen.“ Sie macht eine lässige Bewegung aus dem Handgelenk heraus und tausend weiße Porzellansplitter erheben sich in die Luft und schweben um ihn herum. Sie sinken wie Schneeflocken um ihn herum zu Boden. „Beseitige es.“
 

Trotzig hebt er das Kinn. „Gib mir deinen Stab und ich setz sie wieder zusammen“, sagt er herausfordernd.

Er hat keine Ahnung, ob er das kann. So etwas – schmutzige Dienstbotentätigkeiten - bekommt man nicht beigebracht im alten und ehrwürdigen Haus der Blacks.
 

Einen Wimpernschlag später steht sie direkt vor ihm und neigt den Kopf zu ihm hinunter. Noch ist sie größer als er.

„Oh nein“, flüstert sie, die Lippen dicht an seinem Ohr. „Kein Stab für dich. Du wirst sie alle einzeln einsammeln. Mit den Fingern. Wie ein Muggle.“
 

„Das kannst du knicken, ich werde nicht…“
 

Sie packt nach ihm. Spitze Fingernägel bohren sich in seinen Nacken und er keucht auf vor Schmerz. „Danach wirst du vielleicht ein bisschen mehr zu würdigen wissen, was es bedeutet ein Black zu sein“, zischt sie.
 

Am Ende gehorcht er, so wie er immer gehorcht, und er hasst sich selbst dafür. Und vielleicht hasst er Regulus auch ein bisschen.

Er kniet auf den staubigen Teppichen, und er sammelt und sammelt, tausend winzige Glassplitter zusammen, so lange bis seine Finger bluten.
 

Er ist elf Jahre alt, die Luft riecht nach Staub und Blut, und es sind noch sechs endlose Monate bis Hogwarts, es sind noch elf Monate, bis er endlich James Potter kennenlernt, der sein ganzes Leben auf den Kopf stellen wird, verändern und verbessern und es schöner machen wird, als er es jemals für möglich gehalten hat.

Er ist elf Jahre alt, und es sind noch sechs Monate und fünf Jahre, bis er endlich flieht und seinen kleinen Bruder alleine in der Hölle zurücklässt, endgültig und für immer.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich weiß, dass jeder ein eigenes Head Canon hat wie die Kindheit von Sirius und Regulus abgelaufen ist, einig sind wir uns vermutlich darin, dass sie nicht schön war... hin und wieder wird es also Flashbacks geben, damit klar wird, wieso Sirius und Regulus sich später verhalten, wie sie sich verhalten. Komplett anzeigen

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