Zum Inhalt der Seite

Als die Dunkelheit das Licht verschlang

Buch I: Hohepriester Chaths
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel IX

Ausar trat in den Palastgarten und näherte sich langsam Amsu. Der Kronprinz verweigerte im Moment jede Kooperation mit jedem. Verstehen konnte der Hohepriester es. Schließlich hatte Hanbal seinen Sohn ein Versprechen gegeben und war es nun einfach am ignorieren. Amsu sollte die Weihe erhalten, aber von einem Priester, den Hanbal ausgesucht hatte.

Der Pharao ließ da nicht mit sich reden. Nun sollte Amsu von den Priestern vorbereitet werden, doch dieser weigerte sich in einer Tour und ging sogar Hanbal aus den Weg, ja ignorierte diesen rigoros.

„Amsu?“, sprach er den jungen Prinzen leise an. Dieser schaute auf und musterte Ausar. Und während er noch am überlegen war, ob er Ausar ignorieren oder einfach weggehen sollte, warf er sich in die Arme des Hohepriesters und fing an zu weinen.

„Chaths, ich vermisse ihn. Was ist, wenn ihm was passiert ist?“, rief er beinahe verzweifelt aus.

Ausar schlang seine Arme tröstend um den Prinzen und seine Augen weiteten sich minimal vor Entsetzen. Sie alle hatten vergessen mit Amsu zu reden, ihn zu fragen, was passiert war, was er erlebt hatte und warum sie getrennt waren. Sie alle waren froh, Amsu lebend zu finden und ihn sicher nach Hause zu bringen, hatten es einfach so hingenommen, dass Chaths nicht dabei war – schließlich war er nur ein Straßenkind und nicht zuverlässig. Hanbal hatte sich nur bestätigt gefühlt.

„Was ist passiert, Amsu? Warum warst du alleine?“, wollte Ausar leise wissen und schalt sich innerlich einen Tor. Sie hatten vergessen, dass Amsu noch ein Kind war. Hatten nur an sich gedacht.

Amus schniefte leise und blickte dann zu Ausar auf.

„Wir wollten zum Tempel des Anubis, damit Chaths seine Weihe bekommt. Aber wir... ich habe mich verlaufen. Wir fanden eine Grabstätte anstatt des Tempels und drangen da ein und dann waren wir in der Grabkammer und Chaths hat die essbaren Grabbeilagen genommen und dann haben wir uns gestritten und dann tauchte Apophis auf und dann ist Chaths gegangen. Ich... Ich hab ihn verletzt und beleidigt und vertrieben! Dabei ist er doch blind!“, erzählte der junge Prinz und weinte wieder.

Ausar war blass geworden und das Herz setzte aus. Chaths... Sie hätten auch nach ihm suchen müssen! Er war blind und somit leicht Beute! Bei den Göttern! Wie konnte er nur! Chaths war ihm anvertraut worden! Ausar war so unendlich schlecht und nur mit Mühe konnte er sich wieder auf Amsu konzentrieren, der sich gerade soweit beruhigt hatte, dass er weiter erzählte.

„Apophis hat mit mir geredet und mich gefragt, ob ich Chaths noch immer als meinen Hohepriester haben will. Ich sagte ja und da meinte er, ich soll nach Hause gehen. Chaths würde die Weihe erhalten, wenn ich zu Hause ankomme“, erklärte er weiter.

„Verstehe...“, murmelte Ausar und dachte siedend heiß nach. Was sollte er jetzt tun?

„Amsu... ich sorge dafür, dass Chaths dein Hohepriester wird und dass du die Weihe wie versprochen zur Sonnenwende bekommst. ABER, dafür musst du nun mit den anderen Priestern zusammenarbeiten und dich unterrichten lassen. Sie werden dir alles beibringen, was du wissen musst. Einverstanden?“

Der junge Prinz blickte auf und schaute fest in Ausars Augen.

„Aber ich will Chaths!“

Ausar musste sich ein Seufzen verkneifen.

„Amsu. Chaths wird jetzt selber ausgebildet werden und kann dich da leider nicht unterweisen. Dein Vater wurde auch von den alten Priestern unterrichtet und eingewiesen, weil ich auch erst ausgebildet werden musste“, erklärte er ruhig und Amsu nickte.

„Einverstanden!“, sagte der Kronprinz fest und erhob sich. Er richtete sich die Roben und ging nun mit festem Schritt in den Tempel zu den Priestern und seinen Lehrern – als ob nie etwas gewesen wäre.

Ausar blickte dem jungen Prinz nach. Er glaubte nicht, dass Amsu Apophis begegnet war! Apophis hatte sich noch nie einem Menschen gezeigt und wenn doch, dann hatte dieser es nicht überlebt! Aber was er definitiv glaubte, dass Chaths noch da draußen war!
 

Hanbal wollte gerade in die Stallungen, als er aufgehalten wurde.

„Mein Pharao, auf ein Wort!“, bat Ausar fest und drängend. Sofort blieb Hanbal stehen und wandte sich seinem Hohepriester zu, der sich näherte.

„Worum geht es, Ausar?“, wollte er neugierig wissen.

„Ich bitte dich, dich an dein gegebenes Wort zu halten, und Amsu erst zur Sonnenwende zu weihen. Er versperrt sich im Moment komplett und braucht daher Zeit, bis er vollständig unterwiesen ist“, erklärte er ruhig.

Hanbal atmete unwillig durch.

„Ist es wegen diesen verdammten Köter?! Ausar! Er hat Amsu einfach allein gelassen und in Gefahr gebracht. Amsu sollte das endlich einsehen! Ich denke eine ordentliche Züchtigung mit der Rute würde helfen!“

Ausar blinzelte und war schockiert. Wollte Hanbal seinen Sohn wirklich prügeln lassen, bis dieser nachgab?! Doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle.

„Mein Pharao, tatsächlich hat Amsu Chaths im Stich gelassen und dieser ist noch irgendwo da draußen. Ich bitte um Leute, damit ich Chaths suchen gehen kann. Und wenn es nur dazu dient, seine Leiche zu finden, damit Amsu sich seiner Pflichten bewusst wird!“ versuchte der Hohepriester es äußerst diplomatisch.

Seit Hanbal beim Orakel war, schien er wie ausgewechselt. Er war herrischer und ungerechter. Ja beinahe despotisch!

Der Pharao verengte die Augen und dachte kurz nach. Dann nickte er.

„Amsu bekommt die Weihe zur Sonnenwende. Aber ich werde dir keine Leute mitgeben, Ausar. Such dir von mir aus ein zwei meiner besten Pferde aus, aber du bekommst keine Leute mit. Alleine bist du schneller unterwegs. Und wenn du Chaths noch lebend finden willst, dann musst du dich beeilen“, sagte er ruhig und man sah es dem Pharao an, dass dieser hoffte, dass Chaths tot war.

Ausar neigte kurz sein Haupt und wandte sich ab, um davon zu eilen.

Hanbal blickte seinem langjährigen und besten Freund nach. Er verfluchte diesen Chaths! Seit dieser Straßenjunge hier aufgetaucht war, ging alles drunter und drüber!

Nun wandte er sich auch ab und ging endlich in die Stallungen.
 

Ausar eilte durch den Tempel in seine privaten Gemächer und packte schnell einige Vorräte, Heilkräuter und Wasserschläuche ein. Dann warf er sich seine Reiserobe über und mit dem Sack eilte er schon wieder durch den Tempel.

„Und du glaubst, du findest ihn noch lebend?“, fragte jemand aus dem Schatten einer Säule, an der Ausar gerade vorbeigeeilt war. Abrupt blieb er stehen und drehte sich dem Schatten zu. Mit verengten Augen versuchte seinen Gegenüber zu erkennen und erstarrte. Ja, er wurde kreidebleich, als er die Gestalt erkennen konnte.

Zitternd wich er fast schon einen Schritt zurück.

„Anubis...“ hauchte er fassungslos und warf sich schließlich vor dem Gott in den Staub.

Anubis blickte auf den Menschen vor sich und verzog seine Lippen abfällig.

„Der kleine Chaths fügt sich nur sehr schwer in seine neue Rolle. Er verweigert jegliche Zusammenarbeit und ist bereits mehr als nur einmal mit Apophis aneinandergeraten. Im Moment liegt er in Ketten“, erklärte der Gott ruhig.

Sofort hob Ausar seinen Kopf und starrte Anubis an. Dann stand er auf den Beinen.

„Was habt ihr gemacht?! Er soll Hohepriester werden!“, empörte er sich.

„Hat Anubis dir erlaubt dich zu erheben, Hohepriester Ausar?“, erklang da eine tiefe Stimme gebieterisch. Ausar drehte sich zu dem Sprecher um und sank sofort in die Knie, sein Gesicht im Dreck.

Osiris trat nun näher an Ausar heran und blickte kurz zu Anubis. Dieser grüßte mit einem Nicken und verschwand wieder.

„Apophis trat an mich heran mit der Bitte, dich zu Chaths bringen, damit du ihm erklären kannst, warum er jemanden wie euch dienen und Hohepriester werden soll, wenn ihr es noch nicht mal für nötig haltet nach ihm zu suchen. Er sei euch ja egal und fühlt sich wie ein Werkzeug, um Amsu unter Kontrolle zu halten“, erklärte Osiris ruhig seinem Diener.

Ausar versteifte sich und blickte auf.

„Wie kann Apophis so etwas behaupten?!“, brauste er auf. Osiris lächelte fein und schüttelte den Kopf.

„Apophis behauptet gar nichts. Es sind Chaths Worte und Gedanken. Weder Apophis noch Anubis wollten das glauben, dass ihr nicht nach ihm gesucht habt. Glaube mir, es war ein Schock für sie, als Seth die Worte des jungen Hohepriesters bestätigte. Dass ihr nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet habt, nach ihm zu suchen!

Ausar, bitte erkläre mir, warum. Chaths ist dein Schüler, Schützling und ein Hohepriesteranwärter. Er hat sogar die Prüfung des Herzens bestanden und ist somit würdig Apophis Diener zu werden. Warum, Ausar?“, forderte der Gott Rechenschaft.

Ausar schluckte hart. Als er die Worte hörte und ließ sein Gesicht wieder in den Staub gleiten. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Für ihn war klar gewesen, dass Chaths einfach gegangen war und Amsu allein zurückgelassen hatte. Schließlich hatte er sich immer irgendwie gegen Regeln aufgelehnt und hatte keinen Hehl daraus gemacht, was er vom Pharao und den Göttern hielt.

Osiris musterte lange den Körper, der vor ihm im Staub lag. Er war regelrecht erschüttert, wie Ausar über den Jungen dachte.

„Erhebe dich, Ausar. Ich bringe dich zu Chaths. Und dann erklärst du ihm, warum er sich den ganzen Ritualen unterwerfen sollte“, befahl Osiris kühl und der Priester schluckte trocken und tat wie ihm geheißen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück