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Crescent

Deep Red
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So schnell vergeht ein Monat in dem auch der blonde Chaot seinem Lieblingsfirmenchef erfolgreich aus dem Weg gehen konnte. Heute folgt etwas verspätet die Fortsetzung zu diesem Versteckspiel zusammen mit dem Lied 17歳 (17 Sai) aus dem wunderbaren Anime Iroduku: The World in Colors (Irozuku Sekai no Ashita kara).
Wie immer wünsche ich euch auch in Jonouchis Version viel Vergnügen beim Lesen und lasst mir gern ein paar Gedanken da. Komplett anzeigen

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17歳 (17 Jahre Alt)

Danach zogen einige Wochen ins Land, in denen sich Kaiba regelmäßig im Crescent einfand. Jonouchi versuchte wiederum, ihm bei jedem Besuch gekonnt aus dem Weg zu gehen, was ihm auch relativ gut gelang. Dennoch konnte er sich natürlich nicht ewig aus der Affäre schleichen bzw. sich vor ihm verstecken und so kam schließlich der Tag, an dem beide erstmals direkt aufeinandertrafen. 

 

"Verzeihung“, entschuldigte sich der Blonde, der soeben durch eine ungünstige Verkettung von Ereignissen von Kaiba aufgefangen wurde. Denn als er sich beim Abräumen der leeren Cocktailgläser in seiner Bewegung umgedreht hatte, hatte er nicht bemerkt, dass der Firmenchef aus dem Nichts heraus plötzlich hinter ihm stand und der Blonde ihm damit unausweichlich in die Arme laufen würde. Sofort zuckte er merklich zusammen, als er sich aus der unfreiwilligen Umarmung wand und sah, wer ihn da gerade in seinen Armen hielt. Bis eben war der CEO definitiv noch nicht zugegen gewesen. Offenbar eine veraltete Information, die sein Gedächtnis da wiedergab und ihn sogleich einen zarten Rotton ins Gesicht zauberte, der glücklicherweise von der Maske verdeckt wurde. Verlegen schaute er zu dem Älteren auf, während ihm allerlei Gedanken durch den Kopf schossen. 

 

Heute würde sich also zeigen, ob er ihn erfolgreich hinters Licht führen konnte oder ob seine Samstagabende hier ein jähes Ende finden würden. Doch Fortuna meinte es offenbar gut mit ihm, denn Kaiba schien ihn tatsächlich nicht zu erkennen, was wohl größtenteils der Maske zu verdanken war, die sein Gesicht zur Hälfte verdeckte. Kurz darauf stahl er sich mit einer kleinen Flunkerei aus der unverhofften Begegnung und flüchtete sich nach diesem ersten Schreck etwas ungelenk und stolpernd über die eigenen Füße ein paar Tische weiter, um eine neue Bestellung aufzunehmen. 

 

Die Anwesenheit des Anderen machte ihn zusehends nervös, jetzt wo sie final aufeinandertrafen. Hier waren sie nicht in der Schule und Kaiba (er)kannte ihn nicht. Es war, als wollte ihm das Schicksal eine zweite Chance geben und die wollte er auf jeden Fall für sich nutzen. Außerdem wirkte der Brünette am heutigen Abend irgendwie anders. Er duftete regelrecht wunderbar und sah noch dazu so unverschämt gut aus. Nicht, dass er das nicht immer täte, aber heute gefiel er ihm ganz besonders in seinem eleganten, dunklen Outfit. Und dann waren da natürlich noch diese einzigartig blauen Augen, die ihn sonst immer nur mit Nichtachtung und Eiseskälte straften. 

 

Es beschäftigte den Blonden schon ein wenig, für wen sich Kaiba wohl so chic gemacht hatte. Sicher gab es wieder ein Geschäftsessen mit einem wichtigen Kunden oder war es gar ein Date? Sein letzter Gedanke wollte ihm dabei so gar nicht gefallen. Aber auch bei Kaiba war es nicht auszuschließen, dass seine reservierte und unterkühlte Art eine potentielle Heiratskandidatin anlocken könnte, die ihm den Kopf verdrehen würde. Immerhin hatte es bei ihm ja auch irgendwie gefunkt, trotz der eisigen Kälte. Mit diesem Hirngespinst im Hinterkopf atmete Jonouchi noch einmal tief durch. Danach wandte er sich wieder dem Zurückgelassenen zu und geleitete ihn zu einem noch freien Platz ganz in der Nähe seines geliebten Pianos, denn scheinbar mochte der Firmenchef diese Art von Musik ebenfalls. Mit einer Entschuldigung auf den Lippen verabschiedete er sich für einen kurzen Moment und ging Richtung Theke. 

 

„Nanu, da sieht aber jemand glücklich aus“, grinste ihn Dante verschmitzt von der Seite an.

„Unsinn. Er ist ein Gast wie jeder andere auch. Ich bin nur froh, dass er mich nicht erkannt hat“, entgegnete der Blonde daraufhin.

„Ist das so? Dann hatte es wohl keine tiefere Bedeutung, als er sich vor ein paar Wochen nach dir erkundigt hatte.“ 

„Ist nicht dein Ernst!“, wurde der Blonde daraufhin neugierig.

„Er fragte nach ”dem Blonden, der letzte Woche hier gearbeitet hatte“, um es wortwörtlich wiederzugeben. Da fällt mir nur einer ein“, amüsierte sich der Barkeeper und die Augen von Jonouchi bekamen ein gewisses Leuchten. Kaiba interessierte sich also für ihn. Besser konnte es gar nicht laufen und die Freude in seinem Gesicht war kaum zu verbergen. Er schnappte sich ein Cocktail-Glas sowie die passenden Zutaten und tat, weswegen er an die Bar gekommen war: er mixte einen Gin Fizz. Zufrieden mit seinem Werk, platzierte er den Cocktail auf seinem Tablett und begab sich wieder zurück zu dem Brünetten, um ihm sein eigens für ihn gemachtes Getränk zu servieren.

 

Neugierig über das Urteil seines Gastes funkelte er ihn erwartungsvoll an. Was wäre, wenn es ihm nicht schmecken würde. Immerhin kam es nur selten vor, dass er für einen Gast ein Getränk zubereitete, da er ja lediglich als Kellner und nicht als Barkeeper angestellt war. In seinem Alter wäre das wohl auch definitiv nicht angebracht. Aber ganz auf ihn verzichten konnte bzw. wollte der gute Trader Vic eben auch nicht. Wie in Zeitlupe spielte sich die Szene vor ihm ab, als der Brünette nach dem Getränk griff und einen Schluck davon probierte. Daraufhin bedankte er sich für den unverhofft spendierten Cocktail mit einem vielsagenden Lächeln im Gesicht und Jonouchis Herz machte einen kurzen Satz. So unnahbar, wie der Firmenchef sich sonst immer gab, umso überraschender war dieses unglaubliche Lächeln, das er von ihm wahrlich noch nie gesehen hatte. Und es galt ausschließlich ihm. 

 

‚Katsuya, verdammt nochmal. Jetzt sammel dich wieder und sag gefälligst irgendwas darauf‘, musste er sich selbst ermahnen, um nicht sofort in ein dümmliches Grinsen zu verfallen.

„Es war mir eine Freude“, gab er schließlich mit einem herzerwärmenden Schmunzeln zurück. Doch schon direkt darauf wurde er von einem anderen Gast einige Tische weiter heran gerufen, um eine weitere Bestellung entgegenzunehmen. Beflügelt von diesem Hochgefühl, konnte er die stumme Freude kaum mehr aus dem Gesicht kriegen. 

 

Verstohlen schaute der Blonde immer mal wieder zu dem Brünetten hinüber, wobei sich ihre Blicke für einen flüchtigen Moment trafen. Seine dunklen, blauen Augen ruhten auf dem unscheinbar wirkenden Aushilfskellner und ein deutliches Kribbeln durchzog Jonouchis Körper, da er wohl tatsächlich das Interesse von Kaiba geweckt hatte. Er oder zumindest Zack hatte seine alleinige Aufmerksamkeit. Nicht wie sonst beim Zanken in der Schule oder wenn sie sich unverhofft irgendwo begegneten und in altbekannte Muster verfielen. Das hier war eine ganz andere Geschichte. Und die las sich wesentlich angenehmer als die bereits bekannte. Wenn es doch immer so sein könnte. Doch das war wohl nicht möglich, dessen war er sich durchaus bewusst, zumindest nicht als Katsuya Jonouchi. Denn hier gab es einzig und allein Zack.

 

Viel Zeit genossen sie zum Leidwesen des Blonden jedoch nicht zusammen. Eine Bestellung hier, ein Kundenwunsch dort, bis Kaiba ihn erneut heran winkte, um ebenfalls ein weiteres Getränk zu ordern. Prompt erfüllte er ihm natürlich den Wunsch, jedoch nicht ohne es mal wieder so richtig schön zu vergeigen. Auch wenn dabei an anderer Stelle etwas nachgeholfen wurde. Ein Gast hatte ihn unabsichtlich angerempelt, sodass das Chaos schließlich seinen Lauf nahm. Dem Blonden blieb dabei beinahe das Herz stehen, als er sein persönliches Desaster, dass er gerade wieder angerichtet hatte, bemerkte. Hatte er doch gerade den eigens für Kaiba zubereiteten Cocktail über ebendiesen gegossen. Aus den Haaren des CEO tropfte die klebrig süße Flüssigkeit zu allem Überfluss natürlich auf das elegante Hemd und die unverschämt gut sitzende Hose. Diese waren zwar schwarz und natürlich konnte man darauf keine dunklen Flecken erkennen, aber das machte es für den unfreiwilligen Übeltäter nicht besser. Zudem war das Getränk durch die Eiswürfel ziemlich kalt, sodass sich unter dem schwarzen Hemd die ein oder andere Kleinigkeit abzeichnete, die den Blonden direkt äußerst verlegen zu Boden schauen ließ.

 

„Das… tut mir unendlich leid. Das war wirklich keine Absicht“, begann er hektisch sich zu entschuldigen und versuchte im Eifer des Gefechts verzweifelt, die Spuren seines Malheurs weitestgehend zu beseitigen, während sein Blick erneut zu dieser einen, eben bemerkten Tatsache auf Kaibas Brust glitt. Doch der Moment währte nicht lange, denn der Brünette stand unvermittelt auf und begab sich, ohne ein Wort zu sagen, in den hinteren Bereich, in dem sich die Gästetoiletten befanden. Jonouchi blieb noch einen Moment wie erstarrt an dessen zugewiesenen Tisch stehen, bis er sich schließlich fing und resigniert zurück zur Theke ging. Eben noch der Freude auf eine eventuelle zweite Chance erlegen, platzte der Traum im Bruchteil einer Sekunde wie eine Seifenblase und brachte ihn wieder zurück an den Anfang.

 

„Was... ?“, begann Dante seinen Satz, als er den niedergeschlagenen Gesichtsausdruck beim Blonden bemerkte.

„Frag lieber nicht“, winkte dieser sogleich ab. „Schlimmer kann es wohl nicht mehr werden“, betitelte er seinen persönlichen Weltuntergang. Immerhin waren sie hier nicht Klassenkameraden, sondern Gast und Angestellter. Und da Kaiba kein Wort dazu gesagt hatte, wusste der Blonde nun auch nicht, wie schwerwiegend sein Vergehen war. Minutenlang zermarterte er sich den Kopf über Wenns und Abers, kam jedoch zu keiner Lösung.

„Ich würde sagen, er nimmt es dir nicht ganz so übel, wie du vielleicht denkst", bemerkte Dante beinahe beiläufig und deutete auf den Tisch, an dem der CEO bereits wieder Platz genommen hatte. Seiner Geste zufolge wollte er erneut denselben Drink bestellen und sah dabei provokativ zu Jonouchi hinüber, dessen Verwunderung deutlich erkennbar war. 

 

Also machte dieser sich daran, einen weiteren Cocktail zuzubereiten. Allerdings fühlten sich seine Beine so schwer wie Blei an, als er erneut auf den Brünetten zuging, vor dessen Tisch stehen blieb und kurz inne hielt, als dieser zu sprechen begann: „Der Cocktail ist zwar äußerst köstlich, dennoch würde ich ihn das nächste Mal in einem Glas bevorzugen.“

Überrascht blinzelte ihn der Blonde bei diesen Worten an und musste unverhofft schmunzeln. Das kam definitiv unerwartet, nachdem Kaiba ihn kurz zuvor einfach wortlos stehen gelassen hatte. Offenbar war sein Fauxpas einfach so verziehen, ohne dass er sich darüber hätte Gedanken machen müssen. Nicht, dass er sich über diese glückliche Wendung beschweren wollte. Auf gar keinen Fall! Auch die nachfolgende Frage des Älteren zeigte ihm seinen Irrglauben auf und bestätigte ihm das Interesse des Firmenchefs. 

 

„Sag, machst du das schon länger? Ich meine das Getränkemixen, nicht das Gästebegießen.“ Wieder musste der Blonde schmunzeln. Diese Art von Humor kannte er zwar von dem Firmenchef, allerdings war es diesmal nicht abwertend oder böswillig gemeint. Man könnte beinahe meinen, dass ein kleiner, verheißungsvoller Unterton mitschwang. Ging das etwa in die Richtung eines Flirts oder bildete er sich das in seinen Wunschträumen nur wieder ein? Die Freude darüber, dass er wieder eine Seite an dem Anderen entdeckt hatte, die er bislang noch nicht kannte, behielt er dabei für sich. 

Es war wahrlich kaum zu glauben. 

Ein Gespräch kam zustande. 

Ohne gemeine Worte.

Ohne Streit. 

 

Und ein Thema erregte dabei seine besondere Aufmerksamkeit. In den wenigen Sätzen, die sie beide miteinander wechselten, erwähnte der Brünette einen für Jonouchi ungewöhnlich klingenden Wunsch nach einem Klavierstück, das, wie er es sagte, außergewöhnlich war. Damit fühlte er sich beinahe direkt angesprochen. Klar, er war kein Meister seines Faches, aber er legte all seine Gefühle in sein Spiel und hoffte, dass diese darin mitschwangen. Schade nur, dass der Brünette ihn nicht hatte spielen hören können, denn das tat er nur, nachdem alle Gäste gegangen waren. Vielleicht würde es ihm ja sogar gefallen? Doch jetzt musste er sich wieder seiner Arbeit widmen, denn ein paar Tische weiter wurde er bereits von einem Gast heran gewunken. Er entschuldigte sich und ging weiter seiner Arbeit nach. 

 

Viel mehr Kontakt als die ein oder andere Bestellung kam zwischen den beiden an diesem Abend nicht mehr zustande, was Jonouchi etwas ärgerte, denn irgendwie stimmte die Chemie ausnahmsweise mal zwischen ihnen beiden. Natürlich war dem Blonden klar, dass es nur daran lag, dass Kaiba ihn nicht erkannt hatte. So konnte er ihm näher kommen, neue Seiten an ihm kennenlernen, Vorlieben entdecken. Auf der einen Seite erhellte es sein Herz. Die unschöne Kehrseite war jedoch die Tatsache, dass er das alles nicht Katsuya Jonouchi preisgab, sondern Zack. Warum es so war, wusste der Blonde nicht. Sonst ließ der kalte und unnahbare Firmenchef niemanden an sich heran, was wohl eine Art Selbstschutz für ihn war.

 

Etwas schwermütig brachte Jonouchi den Abend zu Ende und sah, wie letztendlich auch Kaiba die Bar als einer der Letzten verließ. Kurz atmete er erleichtert auf, denn zu einem Date war der Firmenchef definitiv heute Abend nicht hierher gekommen. Allerdings würde der Blonde gern einmal ein Stück für ihn spielen, wie der Brünette es sich gewünscht hatte. Doch die Chance dazu, hatte er wohl soeben verpasst. Nichtsdestotrotz freute er sich auf diesen wunderbaren Moment, an dem er sich wieder in seiner eigenen Welt frei bewegen konnte. Und heute Abend sollte es kein trauriges oder melancholisches Lied sein. 

 

Er entschied sich für ein belebtes Stück und begann, mit freundlichen Tönen den Klang des Pianos in der Bar widerhallen zu lassen. Die Melodie versetzte die wenigen Zuhörer an einen warmen Frühlingstag, an dem die Kirschbäume in wunderbarer Blüte standen. Voller Hingabe und auf der Suche nach dem einen Unbekannten schlug er mit geschlossenen Augen die Tasten an, tauchte alles um ihn herum in einen rosafarbenen Blütenregen, der vom Wind fortgetragen wurde und hoffentlich sein Ziel... nein, ihn erreichen würde. 

Vielleicht. 

Irgendwann auf seinem weiten Weg.

 

 

To Be Continued… 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Im nächsten Kapitel wird euch etwas aus Jonouchis Vergangenheit erwarten :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  mor
2022-09-14T13:57:36+00:00 14.09.2022 15:57
es überrascht mich das Kaiba wegen des verschüteten Drinks keine Szene gemacht hat ^^
Antwort von:  Tiaiel
14.09.2022 20:54
Vermutlich würde es auch Katsuya überraschen, wenn er nicht so megamäßig beschäftigt damit wäre, auf Tuchfühlung bei seinem Lieblingsfirmenchef zu gehen ^^
Herzlichen Dank für deinen Kommi, liebe mor, und auf dann beim nächsten Streich ^^/)


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