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Halloween in Atlantis

von
Koautoren: Futuhiro  DieLadi

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Carson [DieLadi]

Er fand es immer noch schrecklich.
 

Mutter mochte ja sagen, was sie wollte.

Ja, die Becketts waren Schotten durch und durch.

Ja, sie stammten ab von McBeckett Clan aus dem schottischen Hochland.

Und ja, Carson war durchaus der Meinung, dass man seine Vorfahren, ihr Andenken und ihre Kultur ehren sollte.

Aber dennoch.
 

Er fand es schrecklich, einen Kilt zu tragen.
 

Nun, Kilts als solche waren durchaus eine ehrenwerte Sache.

Ihre lange und interessante Geschichte – angefangen vom ursprünglichen „am féileadh mór“, dem um den Körper gewickelten und mit einem Gürtel gehaltenen Plaid, über den modernen, in der romantischen Ära des 18. Jahrhunderts erfundenen Kilt, wie man ihn heute kennt, bis hin zu der Tatsache, dass entgegen des weitverbreiteten Glaubens sich geschichtlich gesehen die Tartans, also gemeinhin als „Schottenkaro“ bekannten Muster, nicht einem speziellen Clan zuordnen ließen, sondern eher die wirtschaftliche Stellung des Trägers repräsentierten.
 

Das alles änderte nichts an der Tatsache, dass er selbst ganz persönlich es schrecklich fand, einen Kilt zu tragen.
 

Der Grund dafür war schlichtweg, dass Carson seine Beine, aber besonders seine Knie, ausgesprochen hässlich fand.

Seine Knie waren knubbelig und knorrig und, na ja, eben kein schöner Anblick.

Zwar sagte Mutter, erstens sei das Unsinn.

Und zweitens, bei einem gut gekleideten Mann würde ohnehin niemand auf die hässlichen Knie blicken (womit sie ihre erste Aussage ja quasi negierte …)

Dennoch.

Er mochte es nun mal nicht, sich auf diese Weise zu exponieren. Basta.
 

Warum also stand er also nun an diesem Samstag (und es war Samstag, ganz sicher, auch wenn Rodney vorhin mit ziemlicher Vehemenz etwas anderes behauptet hatte), in seiner Krankenstation und trug einem Kilt in voller Ausstattung:

Strümpfe mit farbigen Flashes, und den passenden Schuhen.

Den Sporran, die Kilt-Nadel und den Sgian Dubh im rechten Socken. Dazu jedoch, anstelle von Weste und Jacke, seinen Arztkittel ...
 

Was, zu Teufel … ?
 

Wie hatte seine Mutter ihn dazu überreden können?

Aber Moment mal.

Seine Mutter war doch schon vor Jahren verstorben. Sie konnte also nicht …

Was war hier los?
 

Carson holte tief Luft und versuchte, eine von Teylas Meditationstechniken anzuwenden, um irgendwie wieder Herr der Lage zu werden.

Er spürte, wie sein Ärger über sich selbst und Mutter verflog.

Ein letzter tiefer Atemzug und er beschloss sich umzuziehen.
 

Als er jedoch an sich hinunterblickte, erkannte er, dass er keinesfalls einen Kilt trug, sondern ganz normale, weiße, saubere Diensthosen, wie sie das medizinische Personal der Stadt im allgemeinen zur Arbeit anzog.
 

Okay. Also was immer das gerade gewesen war. Wahrscheinlich war er einfach nur in Gedanken gewesen. Oder ein paar Sekunden eingeschlafen … das wäre nun auch kein Wunder, denn er war übernächtigt, wie beinahe jeder hier. Und heute, an diesem Halloweentag, waren zusätzlich zum üblichen Kram auch noch jede Menge dummer Verletzungen zu verarzten gewesen.

Menschen, die sich beim Kürbisschnitzen in den Finger geschnitten hatten. Oder beim Aufhängen von Herbstlaubgirlanden von Leitern gefallen waren. Und so weiter und so fort.
 

Man sollte doch meinem, dass die Leute hier, Wissenschaftler, Techniker, die klügsten Köpfe der Erde in der Lage wären, bei derlei Tätigkeiten ein Mindestmaß an Sicherheit zu beachten. Das wäre ja wohl immerhin vernünftig.

Aber nein, Leute, die es gewohnt waren, in ihren Labors mit hochgefährlichen Substanzen zu hantieren, mit Strahlung, mit ganzen Galaxien durcheilende Einstein- Rosen- Technologie, mit Universen - überschreitenden Energiebrücken … diese Leute hielten das Benutzen eines kleinen scharfen Küchenmessers oder einer einfach zu arretierenden Kletterhilfe offenbar für derart banal, das sie auf Sicherheitsvorkehrungen pfiffen.

Und siehe da ... Schnittwunden, blauen Flecken, verstauchte Gelenke waren die Folge.

Und ein erhöhtes Arbeitsmaß für Carson und seine Mitarbeiter.
 

Er gab ein tiefes Seufzen von sich und beschloss, sich erst einmal einen Tee zu machen.

Er stand auf und spürte, wie der Saum des Kiltes über seine Knie strich und der Doch in seinem Strumpf ein wenig drückte. Den würde er justieren müssen ...

Moment mal.
 

Wieso denn nun schon wieder ein Kilt?

Hatte er nicht eben festgestellt, dass er gar keinen trug?

Er sah an sich hinunter.

Okay, da waren die weißen Krankenhaushosen.

Alles gut, also.
 

Er schüttelte den Kopf.
 

Die Tür zur Krankenstation öffnete sich und einer der Techniker vom Gateraum trat ein.

„Oh, Guten Morgen“, sagte Carson und bemerkte, dass der Mann humpelte.

„Wie kann ich helfen, Mr. … äh, … Hampton? Richtig?“

Der junge Mann nickte.

„Ich bin von einer Leiter gefallen ...“

Carson verdrehte innerlich die Augen. Dann riss er sich zusammen. Hier hatte jeder ein Anrecht auf seine Hilfe und seine ungeteilte Wertschätzung, egal, wie dumm er sich angestellt hatte, um sich Verletzungen zuzuziehen.

„... und hab mir dabei das Knie verdreht. Jetzt tut es weh und ist ein wenig angeschwollen. Und Sie sind da ja Spezialist, nicht war? Für dicke Knie ...“

Hampton lächelte süffisant.
 

„Wie bitte!?“, fuhr Carson auf. Also wirklich, das ging doch zu weit.

Hampton sah ihn erstaunt an.

„Was haben Sie gerade gesagt?!“, knurrte Carson verärgert.

Der junge Mann zog etwas erschrocken den Kopf ein.

„Ich … ich habe gesagt, Sie sind doch der Spezialist, wenn es um Verletzungen aller Art geht ... nicht wahr?“

Carsons Puls verlangsamte sich wieder.

Offenbar hatte er, immer noch ganz in Gedanken, den Mann falsch verstanden.

„Ja“, sagte er. „Selbstverständlich. Entschuldigen Sie. Es war ein langer Tag.“

Hampton kicherte.

„Kann ich mir vorstellen.“
 

Nun, das Knie des jungen Mannes war schnell verarztet. Abschwellende Salbe und ein Stützverband, sowie die strenge Anweisung, sich zu schonen, und vor allem Leitern und ähnliches in der nächsten Zeit zu meiden.

Hampton nickte brav und versprach, sich die Anweisungen des Arztes zu halten.
 

Als Carson ihn zur Tür begleitete, war er erleichtert. Alles schien wieder in normalem Bahnen zu laufen.

Er hatte seine fachliche Professionalität zurück, immerhin, was das betraf, bewegte er sich auf sicherem Grund.

Er konnte von sich selber sagen, ein guter Arzt zu sein. Ehrlicherweise, einer der besten.

Und das machte ihn zufrieden und froh.
 

So begann er, die Krankenstation, die nun wieder verweist lag ein wenig aufzuräumen. Ach ja, ein bisschen Ruhe tat ihm gut, sie würde sicher nicht lange anhalten. An so einem Abend würden sicher noch mehr dumme Dinge passieren, und wenn er Pech hatte, kluge Wissenschaftler hin und strenge Militärs her, würde es auch zu Alkoholvergiftungen kommen. Nun ja.
 

Jetzt jedoch hatte er einen Moment Ruhe, und er beschloss, sie zu genießen.

Sich nun also den Tee zu machen, den er sich vorhin schon selbst versprochen hatte.

Er ging also zu der kleinen Teeküche und dachte dabei, dass bei aller Ablehnung das Gefühl, wie ihm der Saum des Kiltes um die Knie strich, doch eigentlich recht angenehm war …

Er erstarrte mitten in der Bewegung.
 

Kilt?

Hatte er nicht eben festgestellt, dass er gar keinen trug?

Vorsichtig ließ er die Hände zu seiner Taille gleiten und spürte dort … die fein gearbeitete Struktur des Sporran.

Den fein gewirkten, hochwertigen Wollstoff des Kiltes.
 

Das war doch einfach nicht möglich!
 

Carson hatte genug.

War auch immer hier los war, er hatte genug.
 

Er drehte sich auf der Ferse um und blickte zur Eingangstür der Krankenstation.

'Versprerren', wies er die Tür an.

'Und erst wieder öffnen, wenn ich es befehle'.

Zum Teufel mit den Bewohnern von Atlantis und ihren dummen kleinen Wehwehchen.

Es gab genug Erste - Hilfe - Kästen auf Atlantis. Sollten sie sich doch selber behelfen.

Er würde heute hier bleiben, hinter verschlossenen Türen und abwarten, bis das, was auch immer in seinem Kopf vorging und komische Dinge mit ihm anstellte, vorbei war.
 

Er würde sich nun endlich seinen Tee ...

Ach, zum Teufel auch mit dem Tee.

Er würde sich die gute Flasche schottischen Whiskys öffnen, die er in seinem Schreibtisch verbarg für ähnliche „Notfälle“, und würde sich betrinken, dann wüsste er wenigstens, woher seine Hirngespinste kämen.

Und der Rest von Atlantis könnte ihn mal gerne haben.

Ja.

Genau.

Auch Mutter.
 

Und er tat wie gedacht, und schon kurze Zeit später war er zufrieden und mit einem deutlichen Whiskyschwips auf einer der Krankenliegen eingeschlafen.
 

* * *
 

Todd schüttelte den Kopf.

Wie die Menschen sich anstellten, wenn es um ihre Kleidung ging ... seltsame Wesen waren das.
 

Bei den Wraith gab es das nicht. Es war klar vorgeschrieben, war auf Grund seiner Stellung in ihrer Gesellschaft berechtigt oder verpflichtet war, was zu tragen.

Das war einfach, da gab es kein Vertun.
 

Nu ja, Menschen waren komisch in vielfacher Hinsicht.

Er grinste amüsiert.
 

Dieses Halloween machte ihm wirklich Spaß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (0)

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Von:  Chai-Cherry-Tea
2021-11-01T21:02:09+00:00 01.11.2021 22:02
DieLadi Ich finde mit Carson gelingt so ein feiner Humor, echt klasse geschrieben ^3^


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