Mit Liebe hat das nichts zu tun...
"Könntest du bitte das Fenster wieder schließen? Es zieht."
Rascheln.
Das Fenster wurde welches bis eben noch auf Kippeln stand nun wieder zugemacht.
Verdammt!
"Was soll das?!"
Jetzt steht das Fenster speerrangelweit offen - und fegte sowohl die Decke die
bis eben noch sein einziger Schutz war zu Boden als auch seinen Monokel unters
Bett.
Genervt und müde dreht er sich zu ihr um.
Glücklicherweise konnte sie trotzdem sein Gesicht nicht erkennen - es war
bereits nach Mitternacht und die einzige Lichtquelle ging vom Laternenpfahl
draußen vor dem Anwesen aus.
Hier konnte er nur schemenhaft ihre Gestalt erkennen und umgekehrt war es wohl
genauso.
"Es musste mal gelüftet werden. Hier stinkt es nach schmutzigem Sex."
"..."
Vielleicht sollte er klarstellen, dass es hier mit Sicherheit nicht nach
sauberem Sex duften würde - wenn es sowas denn überhaupt geben würde.
Wieder vernahm er ein Rascheln.
Anscheinend fühlte sie sich in der Dunkelheit ziemlich wohl denn obwohl ihr Akt
bereits seit über eine Stunde vorbei war hielt sie es wohl nicht für nötig
sich zu bedecken.
Nackt wie sie war wühlte sie in ihrer Jeans welches auf der Couchlehne lag und
holte ihr Handy heraus.
Das kalte Licht welches beim Anschalten besagten Geräts leuchtete gab ihrem
Profil eine verletztliche und gleichzeitig unheimliche Ausstrahlung.
Sie verwirrte und irritierte ihn.
Wieso war sie noch hier?
Wieso war sie überhaupt hier?
Vielleicht sollte er sie das Fragen.
Aber dann denkt sie noch er würde nur nach einem Grund suchen sich mit ihr zu
unterhalten und das konnte er nicht - nicht mit ihr - nicht mehr mit ihr.
Früher war es einfach.
Er sah sie bei einigen seiner Coups - oder bei den Vorbereitungen eben
erwähnter Coups.
Ein paar Anmachsprüche verkleidet als dieser und jener - nur kleine nicht
erwähnenswerte Flirts.
Der fast - Kuss auf dem Luftschiff welches durch ein Missverständiss passiert
wäre.
Auf die Flirts ging sie sowohl damals als auch heute nicht ein.
Wobei sich die Situation nun ziemlich geändert hatte.
Sowohl sie als auch er würden sich wohl ziemlich idiotisch und veräppelt
vorkommen wenn er heute noch mit der selben Masche bei ihr ankommen würde.
Heute wurde es zur Routine.
Wieso er es überhaupt noch mit ihr - ausgerechnet mit ihr - trieb war ihm ein
Rätsel!
Dabei war er der Meister aller Rätsel!
Er könnte jede haben wenn er wollte - wieso also sie?
Es war ja nicht so als wenn sie ihm ihre unendliche Liebe gestanden hätte!
Gott, mit Liebe hatte das was sie hatten nun überhaupt nichts zu tun. Wenn er
ein solches... das... dieses Desaster! mit Liebe gleichstellen würde, würde es
ihm nicht wundern wenn besagte Liebe ihm einen Arschtritt verpassen würde.
"Was machst du heute noch so?"
Wieso fragte sie ihn das wenn es sie ja doch nicht interessiert? Glaubte sie
vielleicht auf diese Weise zu erfahren wer wirklich hinter KID steckt? Wollte
sie etwa Detektivin spielen?
"Das übliche..."
"Also in eine Schule gehen deren Namen du mir nicht verraten willst, mit einem
Mädchen die mir vermutlich ähnlich sieht die Zeit verbringen, dich vielleicht
bei der Gelegenheit bei ihr ranmachen und dann deinen nächsten Coup planen?"
"..."
Es war nicht nötig dies zu kommentieren oder?
Lächelnd drehte sie sich wieder um und blickte aus dem Fenster. Wann hatte sie
es wieder zugemacht?!
Obwohl es ihn nicht wirklich interessierte fragte er sie nur der
Höflichkeitshalber:
"Und was machst du heut´ noch so?"
"Wozu sollte ich es dir sagen? Es interessiert dich ja doch nicht - und wenn
doch würdest du es wohl selbst nach einer Weile irgendwie herausfinden."
Also! Da war er mal so nett und dann kam sie ihm so!
Das Ticken der Uhr verriet ihm, dass es inzwischen bereits nach ein Uhr morgens
war. Seine Augen schmerzten und er sollte eigentlich zu dieser Zeit schlafen um
morgen noch rechtzeitig aufzustehen bevor Aoko kam und ihn mit ihrem
Dauerklingeln aus dem Bett warf.
Im Grunde genommen war diese Situation nur entstanden weil - ehrlich - er wusste
es nicht mehr.
Oder vielleicht wusste er es, aber es war ihm unangenehm an die Hintergründe
seiner momentanen Sitation nachzudenken.
Das leise Tippen auf Tasten ließ ihn aufhorschen.
Anscheinend schickte sie soeben eine SmS.
Hatte sie mal auf die Uhr gesehen? Vielleicht machte sie es auch mit Absicht -
wenn es für die Person gedacht war die er soeben vermutete.
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Es war verrückt.
Er und Sie. Sie passten nicht - und irgendwie doch. Manchmal war dieser kleine
Gedanke, dass sie beide vermutlich eine wunderbare Beziehung hätten haben
können - aber dann fiel ihm wieder ein, dass sie schließlich nur seine
nächtliche Gestalt kannte.
Klar wenn sie sich in der Nacht vereinten war er mit nichts anderem als mit
seinem Monokel bekleidet aber - allein der Gedanke war zu abstrus um sie
weiterzuführen.
Sie liebte seinen selbsternannten Rivalen. Ob dieser sie noch lieben würde wenn
er erfuhr, dass sie fast jedes Mal wenn sie allein war seinen Erzfeind einige
himmlische Stunden bescherte?
Inzwischen hatte sie wohl die SmS verschickt denn sie seufzte einmal leise - er
hätte es beinah überhört - und schritt leichtfüßig zu ihm ans Bett.
Wenn sie jetzt mit ihm Kuscheln wollte müsste er sie wegschicken. Gut, bisher
ist dies noch nie passiert - hauptsächlich deshalb weil sie wohl irgendwie
nicht auf eine solche Nummer stand. Oder vielleicht nicht mit ihm?
"Nächste Woche bin ich nicht da. Wir gehen auf Klassenfahrt. Musst dir wohl
jemand anderes suchen."
"Glaub mir eine Woche kann ich auch mal auf Sex verzichten - so nötig habe ich
es auch wieder nicht."
So ein Mist!
"..."
Mit großen Augen sah sie ihn an, die Lippen einen kleinen Spalt geöffnet -
einen Kuss wird sie ihm bestimmt nicht verwehren oder?
Sanft legte er seine Lippen auf ihre und übte nach einigen Sekunden leichten
Druck auf sie aus. Sie ging darauf ein und schnellte ihre Zunge hervor...
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Eigentlich sollte sie denken dass sie nicht die einzige ist. Das ist sie
nämlich nicht - zumindest sollte sie es nicht sein. Aber irgendwie war sie es
nunmal. Aber das hieß nicht, dass sie es wissen muss. Es reichte vollkommen
wenn er schon darüber weiß. Nun konnte er nur hoffen dass sie seinen letzten
Satz nicht richtig verstanden hatte oder schnell wieder vergaß.
"Sag mal hast du morgen keine Schule?"
"Doch aber erst zur dritten."
"Du musst aber trotzdem gleich wieder gehen."
Ein Bein über seine Hüfte schwingend ließ sie sich breitbeinig auf ihn
nieder.
Noch eine Runde? Das war neu. Aber warum nicht? Sie ließ ihn heut´ wohl
sowieso nicht schlafen.
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Es war unsinnig, unwichtig und weiß Gott nichts besonderes. Sie war nichts
besonderes!
"Tschüss!"
"Mhm..."
Ein Abschiedkuss hätte ihr schon nicht geschadet!
Seufzend legt er sich wieder zurück während sie aus der Tür ging und diese
wieder hinter sich zuzog.
Ein Klopfen ließ ihn wieder aus seinem Dämmerzustand erwachen.
"Junger Herr, das junge Fräulein wartet bereits seit einiger Zeit auf sie und
sie scheint heute wieder sehr aufgebracht zu sein."
Wieviel Uhr haben wir denn?!
Na klasse! Nie wieder ließ er sich zu einer zweiten Runde überreden - moment!
Entsetzt starrte er Jii an welcher bereits dabei ist die Decke und das Kissen in
einen Korb zu befördern.
"Sie ist durch den Hintereingang gegangen, Sir!"
Gut, dass wenigstens sie daran gedacht hatte! Nicht auszudenken was für Augen
Aoko gemacht hätte wenn sie um diese Zeit Ran aus seiner Villa schreiten
gesehen hätte!
Sich endlich aus seinem Bett hievend um ins Bad zu schlurfen fällt ihm auf dem
Weg das Handy zu seinen Füßen auf.
Ist ihr wohl aus der Tasche gefallen...
Sieht so aus als wenn er doch nicht eine Woche auf ein Wiedersehen warten muss.
Wer weiß was für ach so wichtige Anrufe sie verpassen würde wenn sie es nicht
schnellstmöglich wieder zurück bekommt?
Das Handy legte er vorerst auf seinem Nachttisch und ging nun endlich ins Bad um
den Geruch nach Sex und einer Mischung ihres Parfüms loszuwerden.
Und aus irgendeinem Grund kann er das Grinsen welches sich auf seinem Gesicht breit
machen will nicht unterdrücken...