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dnkb-Drabbles

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Roys erster Impuls war es, den Fernseher auszuschalten, als plötzlich die vertraute Stimme darin zu hören war. Er hatte eh nicht auf das Programm geachtet und das letzte, was er jetzt sehen wollte, war ein Interview mit Delion.

Mit der Fernbedienung in der Hand verharrte er und brachte es nicht fertig, den entsprechenden Knopf zu drücken.

Na schön. Dann würde er sich eben anhören, was der Idiot zu erzählen hatte. Von seinem neuen Leben. Da drüben in Kanto.

Er hatte wohl keinen weiter entfernten Ort finden können.

Roy ließ das übliche Blabla über sich ergehen, das übliche Gelaber darüber, dass Delion, nachdem seine Zeit als Champ in Galar zu Ende gegangen war, auf der Suche nach neuen Herausforderungen war.

Ts.

Roy kannte alle diese Sätze, hatte sie von Delion selbst gehört, als er ihnen von seinem Entschluss, Galar zu verlassen, berichtet hatte.

Aber dann veränderte sich die Miene des Delions im Fernsehen mit einem Mal, wirkte fast ein wenig niedergeschlagen, auch wenn er es so gut es ging zu verstecken versuchte. Und dann sagte er:

„In Galar hat mich am Ende einfach nichts mehr gehalten.“

Roy starrte fassungslos auf den Bildschirm.

Dann endete das Interview und es begann ein anderer Bericht, aber Roy nahm nicht mehr wahr, worum es ging, und schaltete den Fernseher nun endlich ab.

Er wusste nicht, wann er das letzte Mal dermaßen wütend gewesen war. Von Delion zu hören, dass er auf der Suche nach neuen Abenteuern war, das war die eine Sache.

Aber zu hören, dass es nichts, dass es niemanden in Galar gab …

Er spürte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen, aber er verbot sich, zu heulen, nicht aus Wut und schon gar nicht aus Trauer über so einen Idioten.

Er griff nach seinem Smart-Rotom, warf es zur Seite, nahm es wieder in die Hand und scrollte sich durch seine Kontakte.

Er hatte bereits sieben Mal versucht, Delions Nummer zu löschen, und es letztendlich doch nie fertiggebracht.

Irgendwo in seinem Inneren wusste er, dass es eine ganz dumme Idee war, ihn jetzt, so aufgewühlt wie er war, anzurufen, aber er schob die Vernunft zur Seite und drückte auf Wählen.

 „Hier ist die Mailbox der Rufnummer –“

Bis eben hatte er nicht gedacht, dass seine Wut sich noch steigern konnte, nun wusste er es besser. Und auch wenn es ganz bestimmt keine gute Idee war, Delion eine wütende Nachricht auf die Mailbox zu sprechen, hatte er genau das jetzt vor.

Das Signal ertönte und Roy schluckte die Tränen hinunter.

„Du Scheißkerl! Du mieser Dreckskerl! Ich hab gerade dein verdammtes Interview im Fernsehen gesehen, und du – in Galar hat dich also nichts mehr gehalten? Und was ist mit mir, du Idiot?! Bin ich also niemand für dich? War ich die ganze Zeit niemand, nur der blöde, nervige Rivale, den du endlich abservieren konntest, als du den Titel verloren hast?! Für mich warst du nicht nur ein Rivale, für mich warst du“, der Mensch, den er über alles auf dieser Welt liebte, der ihm so unendlich fehlte, den aber nichts mehr hier in Galar gehalten hatte, „für mich warst du ein Freund.“ Aber er hatte ihm nie gesagt, was er wirklich für ihn empfand. Und anscheinend war das ja auch ganz gut so gewesen. „Aber wenn das für dich alles nichts war, dann, dann …“ Er suchte nach Worten, hoffte inständig, dass Delion nicht hören würde, dass ihm nun doch die ersten Tränen über die Wangen liefen, „dann kannst du mir meinetwegen gestohlen bleiben! Schönes Leben noch!“ Dann legte er auf und begann zu schluchzen.

 

„Für mich warst du nicht nur ein Rivale, für mich warst du … für mich warst du ein Freund.“ Delion schluckte schwer. Er hatte es nicht fertiggebracht, den Anruf entgegenzunehmen, als er gesehen hatte, von wem er kam. Also saß er hier, neben seinem Smart-Rotom, und hörte Roy dabei zu, wie er ihn beschimpfte. „Aber wenn das für dich alles nichts war, dann, dann … dann kannst du mir meinetwegen gestohlen bleiben. Schönes Leben noch!“

Er stützte den Kopf gegen seine Hände und schloss die Augen.

„Es tut mir so leid, Roy.“ Er sprach die Entschuldigung aus, obwohl niemand da war, der sie hören konnte. „Aber wenn ich geblieben wäre, hätten meine Gefühle für dich mich irgendwann aufgefressen. Und ich hätte dir niemals sagen können, dass ich dich liebe … das hättest du nicht hören wollen.“

Aber dass Roy ihn jetzt hasste, weil er dachte, dass ihre Freundschaft ihm nichts bedeutet hatte, das machte das Ganze noch schlimmer.



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