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Champ Snapshots

One-Shot-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitpunkt: 8 Jahre nachdem Raelene Champ geworden war, ist mit Delion schon eine Weile zusammen
Sicht: Raelene
Inhalt: Während Raelene und Delion durch einige Reiseführer stöbern, entdecken sie etwas, das Glurak interessieren dürfte. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Inhalt: Eine alternative Timeline, in der es Raelene im Finale des Champ-Cups nicht gelungen war Delion zu besiegen. Er blieb auch die nächsten sieben Jahre der ungeschlagene Champ.
Raelene flieht nach ihrer erneuten Niederlage im Champ-Cup aus dem Stadion. Delion findet sie schließlich und ermutigt sie dazu, offen mit ihm zu reden.
Zeitpunkt: Kurz nach dem achten Versuch von Raelene, im Champ-Cup zu gewinnen.
Sicht: Raelene
Genre: Ein klitzekleines bisschen Drama und Romantik! ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitpunkt: 8 Jahre nachdem Raelene Champ geworden war, ist mit Delion schon eine Weile zusammen
Sicht: Raelene
Inhalt: Raelene scheint von Delion bewusstlos aufgefunden worden zu sein. Was wohl passiert ist? Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitpunkt: 8 Jahre nachdem Raelene Champ geworden war, sie und Delion sind noch nicht lange zusammen, basiert auf Kapitel 16 von "Champ Stories - Band 1: Endynalos": http://desu.de/ffk_1309555
Sicht: Raelene, Delion
Inhalt: Eine eigentlich harmlose Situation bringt Raelene regelrecht um den Verstand. Delion steht unter der Dusche und ihr Gehirn will einfach nicht damit aufhören, sich das vorzustellen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitpunkt: 3 Jahre nachdem Raelene Champ geworden war, sie und Delion sind noch nicht zusammen (obviously, sie ist erst 13 Jahre alt hier)
Sicht: Raelene
Inhalt: Eine etwas unglückliche Unterhaltung mit Roy führt dazu, dass Raelene sich verändern will. Dieser One-Shot stellt den Auslöser dafür dar, wegen dem sie letztendlich dann in diese problematische Rebellenphase gerutscht ist.
Triggerwarnung: Mobbing Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Inhalt: Eine alternative Timeline, in der es Raelene im Finale des Champ-Cups nicht gelungen war Delion zu besiegen. Er blieb auch die nächsten acht Jahre der ungeschlagene Champ.
Delion verkündet auf einem Grillfest, dass Sania und er nun ein Paar sind. Natürlich ist Raelene, die schon länger heimlich in ihn verliebt ist, deswegen am Boden zerstört. Hop ist der einzige, dem ihr Leid auffällt, weshalb er sie für ein Gespräch unter vier Augen ins Labor von Brassbury entführt.
Zeitpunkt: Lange nach dem achten Versuch von Raelene, im Champ-Cup zu gewinnen. Die nächste Arena-Challenge steht bald an.
Sicht: Raelene Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Zeitpunkt: 4 Jahre nachdem Raelene Champ geworden war, sie und Delion sind noch nicht zusammen (obviously, sie ist erst 14 Jahre alt hier)
Sicht: Raelene
Inhalt: Ein Jahr lang hatte Raelene in einer rebellischen Phase festgesteckt und ihrem Umfeld den letzten Nerv geraubt, ganz besonders dem Liga-Präsidenten Delion. Deshalb will sie sich mit einem selbstgebackenen Kuchen bei ihm entschuldigen und Besserung schwören. Leichter gesagt als getan ...
Hinweis: Spielt ein Jahr nach Shot 5 - Ich muss es beweisen Komplett anzeigen

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Shot 1: Diese Attraktion trägt deinen Namen!

Es war einer dieser absolut perfekten Tage. Nicht, dass Raelene zusammen mit Delion jemals welche von der schlechten Sorte erleben würde. Auch wenn es mal weniger gut lief oder einfach besonders stressig war, fühlte sie sich, dank seiner Liebe zu ihr, stets glücklich und zufrieden. Manchmal gab es aber Zeiten, in denen alles noch viel mehr strahlte als sonst.

Dabei taten sie gerade gar nichts Außergewöhnliches. Delion hatte einen freien Tag, also waren sie zum Camping in die Kronen-Schneelande geflogen. Inzwischen war das schon fast eine Art festes Ritual geworden. Dort trainierten und spielten sie dann gemeinsam mit ihren Pokémon oder versuchten eines von den zahlreichen Geheimnissen zu lösen, die diesen Ort so faszinierend machten.

Genau auf diese Weise unbeschwert und spontan etwas mit Delion und den Pokémon unternehmen zu können, machten einen Tag für Raelene perfekt. Fehlte nur noch eine Prise Abenteuer obendrauf … darauf müsste sie aber auch nicht mehr allzu lange warten.

Im Moment hatten sie eine kleine Ruhephase und lagen auf einer kuscheligen Decke unter dem blühenden Dyna-Baum. Eine warme Brise wehte durch das farbenprächtige Blätterdach und die Sonne stand hoch am Himmel. Einige ihrer Pokémon machten ein Mittagsschläfchen, andere spielten immer noch ausgelassen miteinander.

Kopf an Kopf lagen Raelene und Delion nebeneinander und blätterten durch einen der vielen verschiedenen Reiseführer. Keiner von ihnen hatte jemals eine andere Region besucht, weil sie oft viel zu beschäftigt dafür gewesen waren. Nun wollten sie das aber endlich nachholen und ganz neue Abenteuer erleben, zusammen. Eigentlich war die Wahl schon längst auf Alola gefallen, doch es konnte nicht schaden schon mal nach den nächsten interessanten Orten Ausschau zu halten.

„Oooh!“, platzte es plötzlich gleichzeitig aus ihnen heraus.

Aufgeregt riss Raelene den Reiseführer an sich, den zuvor Delion festgehalten hatte, und richtete sich auf. Anschließend suchte sie mit den Augen die Umgebung ab und hob einen Arm in die Luft, kaum dass sie ihr Ziel erspähte.

„Hey, Glurak!“, rief Raelene, während sie ihm wild zuwinkte. „Du wirst es nicht glauben! Wusstest du, dass es in Einall etwas ganz Tolles gibt?!“

Glurak hatte sich einige Meter entfernt auf die Wiese gelegt und gönnte sich ein ausgiebiges Sonnenbad. Als er gerufen wurde, öffnete er anfangs nur langsam ein Auge und stieß ein leises Brummen aus.

Erwartungsvoll sah Raelene ihn an. „Willst du denn gar nicht wissen, was es ist?!“

„Es ist echt großartig, Partner!“, betonte Delion, um sie zu unterstützen.

Träge hob Glurak den Kopf und gähnte zuerst ausgiebig, woraufhin er sich ein wenig schüttelte. Dann erwiderte er ihren Blick fragend, was Raelene dazu antrieb aufzuspringen und zu ihm zu eilen, mit dem Reiseführer in ihren Händen. Bei ihm angekommen, drückte sie diesen jedoch fest an ihre Brust und beugte sich lächelnd zu ihm vor.

„In Einall gibt es eine beliebte Attraktion, die deinen Namen trägt.“

Nun schien Gluraks Interesse tatsächlich entflammt zu sein, denn er richtete sich etwas auf und stupste mit der Schnauze sacht gegen ihre Hände. Schmunzelnd schüttelte Raelene den Kopf.

„Wenn du es sehen willst, musst du mich erst fangen~.“

Schon während sie das sagte, stürmte sie davon und sprang dabei geschickt über Zamazenta hinweg, der ebenfalls im Gras lag und friedlich schlief. Laute, flatternde Geräusche verrieten Raelene, dass Glurak sich wirklich auf dieses Spiel einließ und ihr folgte. Nur wenige Sekunde später schnappte er mit den Klauen von hinten schon nach ihrem Oberteil und hob sie in die Luft. Nicht weit, nur ein kleines Stück, da er wusste, dass sie leichte Höhenangst hatte.

Lachend strampelte Raelene hilflos mit den Füßen. „Du Cheater! Fliegen gilt beim Fangen nicht!“

Das Grummeln von Glurak klang amüsiert und er zog einige Kreise, wobei er die Kurven so eng nahm, dass es sich wie eine Achterbahnfahrt anfühlte. Trotz dem fröhlichen Gekreische von Raelene wachte Zamazenta nicht auf, auch die anderen Pokémon ließen sich in ihren Aktivitäten nicht stören. Immerhin kannten sie solche Szenen schon.

„Selbst schuld, wenn du ihn herausforderst!“, meinte Delion grinsend.

„Ich wollte nur seine verspielte Seite herauskitzeln!“

„Na, das hast du ja geschafft~.“

Du hast mitgemacht!“

Inzwischen war er ebenfalls aufgestanden und einige Schritte in ihre Richtung gekommen. Er sah scheinbar keinerlei Grund, in dieses Spielchen einzugreifen. Erst als Glurak ihm Raelene regelrecht in die Arme fallen ließ, reagierte Delion sofort und fing sie mühelos auf. Kurz darauf landete Glurak direkt neben ihm und stupste erneut gegen Raelenes Hände, diesmal wesentlich fordernder.

„Komm schon. Du kannst ihn nicht erst neugierig machen und dann in der Luft hängen lassen.“

„Okay, okay! Er hat ja gewonnen.“ Sie schnappte nach Luft, weil sie so viel gelacht hatte, und warf Delion einen gespielt empörten Blick zu. „Dein Partner ist trotzdem ein Schummler.“

„Er weiß eben, wann er sein Recht einzufordern hat~“, erwiderte Delion unschuldig, gefolgt von einem Zwinkern.

Lächelnd gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er sie wieder absetzte. Ohne Glurak weiter auf die Folter zu spannen, zeigte Raelene ihm dann auch sofort, was sie im Reiseführer entdeckt hatten.

„Hier! In Einall gibt es eine Glurak-Brücke. Ist das nicht cool?“

Delion nickte zustimmend. „Total! Das habe ich bis eben auch nicht gewusst.“

Mit großen Augen betrachtete Glurak den Artikel und vor allem die Fotos, die dazu abgebildet waren. Normalerweise war er stets sehr erwachsen und zurückhaltender, doch in dieser Sekunde erwachte die kindliche Seite in ihm wieder zum Leben. Schnaubend stupste er nun Delion mit der Schnauze gegen die Schulter und gab ein begeistertes Brüllen von sich. Delion lachte und tätschelte Gluraks Hals.

„Schon verstanden. Wir reisen auf jeden Fall mal hin und schauen uns das live an!“

„Unbedingt!“, befürwortete Raelene. „Und Fotos machen wir dann natürlich auch~.“

Glurak schoss vor Freude aus seinem Rachen eine Flamme in die Luft und wirkte beinahe etwas stolz, weil er nun wusste, dass sogar eine Brücke nach ihm benannt worden war. Gut, zwar nicht direkt nach ihm persönlich, aber darum ging es nicht. Es war einfach schön, wenn ihre Pokémon sich über etwas freuten. Darum warfen Raelene und Delion sich auch nur schweigend einen Blick zu und lächelten.

Shot 2: Raelenes größte Angst

Raelene versteckte sich hinter dem Altar am See, tief im Schlummerwald. Sie saß auf dem Boden, hatte die Beine angewinkelt und umschloss diese fest mit ihren Armen. Es war … katastrophal. Die ganze Zeit wollten ihr die Tränen kommen, doch sie unterdrückte dieses Gefühl mit aller Macht. Nicht etwa, weil sie so stark war, sondern weil sie sich davor fürchtete, der Trauer freien Lauf zu lassen.

In den letzten Stunden war das Wetter schlagartig umgeschlagen, von Sonnenschein mit hellblauem Himmel zu düsteren Wolken und Regenguss. Beinahe als würde sich die Welt an Raelenes Stimmung anpassen wollen. Ein paar einzelne Tropfen fanden irgendwie ihren Weg durch die dichten Baumkronen und verschmolzen beim Aufprall mit dem kristallklaren Wasser des Sees, wodurch sich winzige Wellenspiele bildeten. Insgesamt kam im Wald sonst kaum etwas von dem Regen an.

Sogar das prasselnde Geräusch schien durch die Blätter der Bäume gedämpft zu werden. Wahrlich ein heiliger Ort, der keinerlei Störung in der friedlichen Ruhe zuließ. Hier fühlte Raelene sich geborgen und sicher.

Deshalb war sie auch hierher geflohen, nachdem sie, zum elften Mal in Folge, gegen Delion verloren hatte. Drei Mal in einem Schaukampf, die anderen acht Niederlagen hatte sie im Finale des Champ-Cups gegen ihn erlitten. Zuletzt vor wenigen Stunden. Vor den Augen der Zuschauer, während alles live im Fernsehen und online übertragen worden war, hatte sie es dann plötzlich nicht mehr ausgehalten. Gerade, als Delion auf sie zugekommen war, vermutlich um sich für den großartigen Kampf zu bedanken, war sie einfach weggerannt.

Raus aus dem Stadion.

Zielstrebig zum nächstbesten Krarmor-Taxi.

Nun hockte Raelene hier, noch in ihrer verschwitzten Uniform für Challenger, wie ein Idiot. Statt Delion endlich zu besiegen, war es ihr stattdessen nur gelungen, sich in Roys Kreislauf der Erfolglosigkeit einzureihen. Bestimmt machte er sich schon lustig über sie und dachte, dass sie Niederlagen nicht so gelassen hinnehmen konnte wie er. Garantiert waren auch die anderen Arenaleiter enttäuscht darüber, dass sie ihre Schwäche derart in der Öffentlichkeit preisgegeben hatte. Mit Sicherheit war vor allem Delion verletzt, ratlos und gab sich selbst die Schuld dafür.

„Dabei bin ich das Problem“, murmelte Raelene überfordert. „Ich und dieses blöde Gefühl.“

Hinter ihr war ein leises Rascheln zu hören, aber sie schenkte dem keinerlei Beachtung. So ruhig dieser Wald auch war, es lebten trotzdem Pokémon an diesem Ort. Daher war es nur natürlich, dass hin und wieder einige Geräusche die Stille durchbrachen. Seufzend löste Raelene die Arme von ihren Beinen und rieb sich mit den Händen über die Augen. Wie sollte sie das mit ihrer Flucht nur erklären, falls sie den Schlummerwald jemals wieder verließ?

„Diesmal hab ich es echt verbockt ...“

„Rae?“

Diese Stimme.

Diese Stimme!

Erschrocken drehte Raelene sich zur Seite, wobei sie sich mit einer Hand auf dem Boden abstützte, und lugte mit dem Kopf hinter dem Altar hervor. Ihr stockte der Atem, kaum dass sie mit den Augen den wahren Grund für das Rascheln von eben erfasste: Delion.

Auch er trug noch seine Champ-Uniform, nur der Umhang fehlte. Er war klatschnass und sein Gesicht voller Sorge, während er ihren Blick erwiderte. Noch trennten sie einige Meter voneinander, was viel zu wenig war. In ihr machte sich Panik breit. Sollte es nur ein Zufall sein, dass er ausgerechnet hierher gekommen war, um sich über ihren unprofessionellen Abgang zu ärgern, war das ziemlich unangenehm.

Hastig stand Raelene auf und ging einen Schritt nach vorwärts, auf den See zu, blieb jedoch sofort wieder stehen. Sie schluckte schwer. Nach vorne gab es keinen Ausweg, es sei denn, sie würde schwimmen. Eigentlich wollte sie diesen heiligen Ort aber nicht auf so eine Weise entehren. Also saß sie in der Falle. Das musste eine Strafe von irgendwelchen höheren Mächten der Liga sein.

„Nicht nochmal weglaufen!“, bat Delion unruhig. „Oder hasst du mich inzwischen so sehr, dass du es in meiner Nähe nicht mehr aushältst?“

Seine Worte trafen sie, mitten ins Herz. Als sie sich ihm zuwandte, bemerkte sie, dass Sorge nicht die einzige Gefühlsregung war, die man seinem Gesicht entnehmen konnte. Er war auch verletzt. Genau wie sie befürchtet hatte. Das war mehr als katastrophal. Es war das allerschlimmste Szenario, wie aus einem ihrer Alpträume.

„N-nein“, antwortete sie nervös, mit dem Kopf schüttelnd. „Ich hasse dich nicht. Wirklich ...“

Ein wenig erleichtert atmete Delion auf und hob beschwichtigend die Hände. „Können wir dann reden? Bitte?“

Reden? Jetzt? Ja, sie konnte Delion durchaus verstehen. Was er gerade wollte, waren Antworten. Nur war Raelene nicht sicher, ob sie sich schon dazu bereit fühlte. So könnte es passieren, dass ihr auch die restliche Kontrolle über ihre Gefühle entglitt. Aber sie wollte Delion auch nicht so sehen. Irgendwie wirkte er ähnlich verloren wie sie. Sie senkte den Kopf.

„Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin“, begann Raelene schließlich. „Ich wollte dich oder die Liga nicht schlecht dastehen lassen. Irgendwie bringe ich das-“

„Um das Ansehen der Liga oder von mir geht es mir gar nicht.“

Sie wich weiter seinem Blick aus und rieb sich über die Arme. „Nicht?“

„Nein.“

„Worum dann?“

„Denkst du, ich mache mir keine Sorgen, wenn du völlig aufgelöst nach einer Niederlage aus dem Stadion flüchtest? Eigentlich bist du kein schlechter Verlierer. Absolut nicht. Ich kenne dich inzwischen gut genug. Aber etwas an deiner heutigen Niederlage hat dich schwer getroffen.“

„I-ich hab da nur“, rang Raelene nach Worten, „so ein blödes Problem, aber darum muss ich mich selbst kümmern.“

„Das wird etwas kompliziert, wenn ich Teil dieses Problems zu sein scheine“, wandte Delion ein, überaus geduldig. „Wollen wir das also nicht gemeinsam lösen?“

Umsichtig blieb er dort stehen, wo er war, und bedrängte sie somit nicht. Statt seinen Sieg zu feiern oder über sie zu lästern, hatte Delion sie gesucht und reichte ihr nun auf wirklich liebevolle Weise die Hand, um ihr zu helfen, obwohl ihr Verhalten ihn verletzt hatte. Es füllte ihre Brust so sehr mit Wärme, dass es ihr unmöglich war, ihn vor den Kopf zu stoßen. Delion war eben der einzig wahre Champ. Der Beste, den Galar haben könnte.

„Du bist kein Problem“, versicherte Raelene ihm. „Ich bin selbst das Problem.“

Vorsichtig hakte Delion nach: „Schaffst du es, mir das genauer zu erklären?“

Unentschlossen hob sie den Kopf wieder. „Ich … ich weiß nicht. Wenn ich es erkläre, wird danach vielleicht alles nur noch schlimmer.“

„Also hast du Angst?“, vermutete er. „Wovor denn?“

„...“

Raelene wusste, dass sie den Schritt nach vorne wagen musste. Würde sie nun einen Rückzieher machen, könnte das ihre Freundschaft nachhaltig schädigen und ihre Ängste sogar wahr werden lassen. Dies war einer dieser Momente, in denen sie mutig sein musste. Wie ein richtiger Champ!

Kräftig schlug sie sich mit den Handflächen gegen die Wangen, so wie Delion es vor einem Kampf immer tat. Es half Raelene, sich etwas zu beruhigen und nicht weiter mit den Gedanken abzudriften.

Anschließend setzte sie sich wieder auf den Boden, was Delion alles irritiert beobachtete. Erst, als sie ihm mit einer zaghaften Geste zu verstehen gab, sich neben sie zu setzen, konzentrierte auch er sich und nickte. Kurz darauf befand er sich dann direkt neben ihr. Obwohl er dort draußen, im Regen, gewesen war, spürte sie, wie viel Hitze er verströmte. Für Raelene fühlte es sich beinahe wie eine Umarmung an.

Nachdem sie eine Zeit lang schweigend auf den See gestarrt hatten, beschloss sie, mit einer Frage anzufangen: „Machen dir die Kämpfe mit mir noch Spaß?“

„Natürlich!“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. „Jeder Kampf macht mir Spaß, aber die Kämpfe mit Roy und dir sind jedes Mal etwas ganz Besonderes~.“

Unsicher schielte sie zur Seite und sah, wie er begeistert lächelte. Mit so einer Antwort hatte sie schon gerechnet, weshalb sich die Zweifel weiterhin durch ihr Innerstes fraßen.

„Mir macht es auch immer noch sehr viel Spaß“, stimmte sie zu. „Du hattest also recht, ob ich gewinne oder verliere ist mir letztendlich nicht so wichtig. Solange wir beide alles geben, erfüllt es mich, mit dir im Stadion zu stehen.“

Verständlicherweise verstand er nicht, warum sie dann weggelaufen war. Der Blick, mit dem er sie abwartend ansah, hatte etwas von kindlicher Neugier an sich. Dennoch überwog gegenwärtig seine reifere, ernste Seite. Nickend gab er ihr zu verstehen, dass er zuhören würde und sie erzählen sollte, was ihr auf der Seele lag.

„Ich fürchte mich davor, dass du dich irgendwann langweilen könntest und ich dich nicht mehr herausfordern darf. Dass wir sogar schon Schaukämpfe hatten, verdanke ich auch eher der Tatsache, dass die Leute meine Hartnäckigkeit und unsere Rivalität feiern, obwohl ich nicht mal eine Arenaleiterin bin.“

Von der Liga war ihr innerhalb der letzten Jahre mehrmals angeboten worden, sich einen Platz in einer Arena ihrer Wahl zu erkämpfen. Für sie sprachen aber stets einige Dinge dagegen. Das war ein Thema, mit dem sie sich oft genug befasst hatte und in dieser Sekunde ging es um eine andere Sache. Etwas wesentlich Wichtigeres …

„Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, als ich Liberlo kampfunfähig am Boden liegen sah“, erklärte sie weiter. „Und dass ich jetzt wieder ein Jahr lang warten muss, bis ich dich … wiedersehen kann.“

„Hm?“ Delion blinzelte überrascht. „Wir sehen uns doch aber auch außerhalb einer Arena-Challenge. Du bist schließlich schon längst nicht mehr nur Hops Kindheitsfreundin, sondern gehörst auch zu meinem engen Freundeskreis.“

Bedrückt wandte Raelene den Blick ab und biss die Zähne zusammen. Genau da lag das Problem. Schon seit etwa drei Jahren wollte sie nicht nur eine gute Freundin sein. Ihr Herz sehnte sich nach viel mehr. Genau das teilte sie Delion auch mit, ohne weiter darüber nachzudenken. Daraufhin gab er einen undefinierbaren Laut von sich.

Raelene starrte stur auf den See und verfiel plötzlich in einen Redeschwall: „Unsere Kämpfe im Champ-Cup sind so … intensiv. Das ist für mich der einzige Moment, in dem ich mich mit dir verbunden fühle. Nur in diesen paar Minuten gibt es außer uns beiden und unseren Pokémon nichts und niemanden. Für mich bedeuten diese Kämpfe alles. Als Champ hast du ständig viel um die Ohren, nicht mal deine Familie bekommt dich so richtig zu Gesicht. Und wenn wir uns mal bei einem Grillfest treffen, bin ich nur das kleine Mädchen von damals. Hops Sandkastenfreundin. Die Kleine, die du hast aufwachsen sehen und für dich möglicherweise wie eine Art Schwester ist.“

Nun konnte sie die Tränen doch nicht mehr zurückhalten. Schnell griff sie nach der Kappe, die sie als Teil der Challenger-Uniform trug, und hielt sie sich schützend vor ihr Gesicht. Eine Eigenart, die sie sich von Delion abgeschaut hatte. Manchmal, wenn in Interviews unangenehme Fragen gestellt wurden, tat er das, bis ihm eine Antwort eingefallen war, die er mit einem Lachen vortragen konnte. Jede Geste, jedes Wort und seine Augen zogen Raelene magisch in den Bann. Immer.

„Deshalb kann ich dir nie, niemals, sagen, was ich fühle“, fuhr sie schluchzend fort. „Mir bleibt also nur dieser eine Kampf mit dir, im Champ-Cup, auf den ich wieder ein Jahr warten muss. Meine größte Angst ist es, das zu verlieren. Dir überhaupt nicht mehr nahe sein zu können. Normalerweise hab ich das bisher im Griff gehabt, aber diesmal hat mich diese Angst total übermannt.“

Ihre Stimme versagte, obwohl sie ihn noch inständig darum bitten wollte, sich nun nicht von ihr zu distanzieren. In seinen Augen mussten diese Gefühle, die sie für ihn empfand, störend sein. Erst recht wenn er sie wirklich nur als gute Freundin oder gar Schwester betrachtete. Darum hatte sie nichts sagen wollen, aber keine andere Wahl mehr gehabt. Durch ihre Flucht war sie in eine Falle gelaufen und konnte nur noch hoffen.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der wieder niemand etwas sagte. Vielleicht wartete Delion ab, bis sie nicht mehr weinte, bevor er sie zurückweisen würde. Am liebsten würde sie die Kappe nicht mehr von ihrem Gesicht lösen. Wie viel Zeit blieb ihr noch, Delions Wärme aufzunehmen und sich einzuprägen? Allein bei dem Gedanken wollten ihr sofort erneut die Tränen kommen.

Auf einmal berührte etwas ihre Hand, mit der sie die Kappe hochhielt, weshalb sie zusammenzuckte. Behutsam brachte Delion sie dazu, ihm ihr Gesicht zu zeigen, indem er ihr den Schild abnahm. Sofort fühlte Raelene sich schutzlos und wischte sich mit den Händen die Tränen weg, so gut es ihr möglich war.

„Sag mir, was du fühlst.“

Delions Worte ließen sie innehalten. Etwas an seiner Stimme war unerwartet … einladend. Sanft. Das wirbelte ihre Gefühle erst recht durcheinander. Als sie einen Blick zu ihm wagte, glaubte sie sogar, einen Rotschimmer auf seinem Gesicht zu erkennen. Seine Mimik wirkte ernst, in seinen Augen dagegen flackerte ein Funken Hoffnung auf. Überrascht war nun Raelene diejenige, die ihn nur blinzelnd ansah, was ihn etwas in Verlegenheit brachte.

„Weißt du ...“ Räuspernd hielt er sich Raelenes Kappe nun selbst zum Teil vor das Gesicht und wandte den Blick ab. „Ich habe keine Erfahrung in solchen Dingen. Deshalb möchte ich sichergehen, dass ich hier nicht nur gerade etwas furchtbar falsch verstehe und in meinem Übereifer etwas Peinliches tue. Also, falls du wirklich das fühlst, von dem ich denke, dass du es fühlst, wäre es echt hilfreich, wenn du es offen aussprechen würdest. Dann könnte sich dein Problem schnell lösen lassen.“

„Lösen lassen?“, wiederholte Raelene vorsichtig.

Hoffentlich war es nicht in Wahrheit sie, die etwas an der Situation falsch auffasste. Hatte seine Stimme sogar ein wenig gezittert vor Aufregung? Nein, unmöglich. Oder? Noch mit glasigen Augen sah sie Delion sehnsüchtig an. Könnte ihr Herz sich genau jetzt ein Wettrennen mit Liberlo liefern, würde es haushoch gewinnen, so schnell schlug es.

Sein Blick wanderte zurück zu Raelene. Langsam senkte Delion die Kappe und offenbarte ein warmes Lächeln. Mit der freien Hand wischte er sacht die letzten Tränen von ihren Wangen, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Der liebevolle Ton in seiner Stimme, als er sie nochmal darum bat, es ihm zu sagen, verlieh ihr einen Schwung neuer Energie.

„Ich ...“, flüsterte Raelene. „Ich bin so, so hoffnungslos verliebt in dich.“

Nur einen Atemzug später zog Delion sie näher an sich heran und seine Lippen berührten die von Raelene. Zärtlich strich er mit dem Daumen auch die restlichen Spuren der Tränen fort. Raelene schloss die Augen und erwiderte diesen unerwarteten und doch lang ersehnten Kuss. Genau wie in ihren Träumen. Einzig Delions Körperwärme, von der sie nun regelrecht in einen Kokon eingehüllt würde, verriet ihr, dass dieser Moment real war.

Zuletzt sorgten auch seine Worte nach dem Kuss dafür, die letzten Zweifel zu verbannen: „Ich bin auch hoffnungslos in dich verliebt, Rae. So, so sehr~.“

Shot 3: Deine Gesundheit ist wichtig

Raelene gab einen verschlafenen Laut von sich, während sie sich träge im Bett auf den Rücken drehte. Erst als sie Delions Stimme hörte, die ihren Namen sagte, wurde sie allmählich wacher und blinzelte mehrmals. Gähnend murmelte sie ein „Guten Morgen“ vor sich hin, während sie sich die Augen rieb.

Abend“, korrigierte Delion sie. „Guten Abend.“

„Wie?“

„Es ist erst Abend.“

„Warum?“

Sie hörte, wie er leise lachte. „Weil die Sonne gerade erst untergeht.“

Irritiert blickte Raelene zur Seite. Neben ihr saß Delion auf dem Bett, aber er trug noch seine Arbeitskleidung, den roten Frack für den Kampfturm. Es wirkte beinahe so, als sei er eben erst nach Hause gekommen. Dann betrachtete er sie auch noch mit sorgenvoller Mine.

„Was ist passiert?“, fragte Raelene ratlos.

„Das sollte ich eigentlich dich fragen, aber ich kann es mir schon denken.“ Seufzend schüttelte er den Kopf. „Sag mir erst mal, wie es dir geht. Tut dir etwas weh?“

Vorsichtig richtete Raelene sich auf und bemerkte dabei, dass ihr ein bisschen schwindelig war. Und sie hatte leichte Kopfschmerzen. Abgesehen davon fühlte sie sich aber wie immer.

Erleichtert atmete Delion auf. „Gut, nochmal Glück gehabt.“

Seine Sorge wandelte sich schlagartig. Nun war es dieser strenge Blick, den Delion als Liga-Präsident inzwischen perfektioniert hatte und nur dann einsetzte, wenn die Lage bereits ziemlich ernst war. Damals, in ihrer rebellischen Phase, war sie ungewollt öfter in den Genuss dieses Gesichtsausdrucks gekommen. Sogar in der Gegenwart sorgte es noch dafür, dass sie am liebsten in ein Loch verschwunden wäre.

Tatsächlich rutschte sie wieder etwas tiefer auf das Bett. „Ähm … hab ich was angestellt?“

„Ja“, sagte Delion, schonungslos und mit tiefer Stimme. „Du hast etwas Dummes gemacht.“

„Und … was?“

Im Moment waren ihre Erinnerungen noch seltsam vernebelt. Sie konnte auf Anhieb nicht sagen, was genau sie zuletzt getan hatte. Es musste etwas gewesen sein, weshalb Delion nun sauer auf sie war. Dabei hatte Raelene ihm niemals wieder einen Grund dafür geben wollen.

„Du lagst bewusstlos im Trainingsraum“, erklärte Delion. „Umringt von deinen Pokémon, die sich Sorgen um dich gemacht haben. Ich weiß also nicht, wie lange du schon dort lagst, aber so weit hätte es gar nicht erst kommen dürfen.“

„Oooh!“ Plötzlich fiel Raelene wieder ein, was geschehen war. „Der Boxsack!“

Delion nickte. „Der neue Boxsack wird dich umgehauen haben, obwohl ich dich darum gebeten habe, ihn erst zu benutzen, wenn ich wieder da bin. So etwas habe ich nämlich schon kommen sehen.“

„Oh ...“

Nun bekam sie, zu recht, ein schlechtes Gewissen. Im Prinzip hatte sie eine Art Versprechen gebrochen, weil sie so ungeduldig gewesen war. Delion hatte ihn am Morgen nur widerwillig schon angebracht, da der Boxsack früher als erwartet geliefert worden war.

Manchmal kam es vor, dass Raelene ihre freien Tage alleine in seiner, nein, ihrer gemeinsamen Wohnung verbrachte und ihre Zeit im Trainingsraum nutzte. Also passten sie hin und wieder die Ausstattung an, schon um für Abwechslung zu sorgen. Auf den Boxsack hatten Raelene und Liberlo sich ganz besonders gefreut.

„Tut mir leid ...“ Sie warf Delion einen reumütigen Blick zu. „Ich dachte, so schwierig kann das ja nicht sein.“

Er hob seine Hand und kniff ihr in die Wange. „So sehr ich deinen Abenteuergeist und die Begeisterung dafür, neue Dinge auszuprobieren, teile, ich wünschte wirklich, du wärst vorsichtiger.“

„Ich weiß ...“

„Dann sag mir, warum.“

„Weil“, hauchte sie verlegen, „du mich liebst.“

„Und?“

„Darum ist dir meine Gesundheit sehr wichtig.“

„Richtig.“ Statt sie weiter zu kneifen, strich Delion ihr mit beiden Händen behutsam über die Wangen. „Nicht nur für mich, auch für unsere Pokémon, unsere Familien und natürlich Freunde. Und unsere Kinder.“

Sofort schoss Raelene die Hitze ins Gesicht. „Ich bin schwanger?!“

Auch in Delions Gesicht war ein leichter Rotschimmer zu sehen, doch seine Verlegenheit wurde von dem lauten Lachen überspielt, mit dem er auf ihre Aussage reagierte.

„Irgendwann mal, ganz sicher~“, meinte er. „Deshalb musst du besser auf dich aufpassen. Du bist mein allergrößter Schatz.“

„O-okay.“

Obwohl sie bereits seit einer Weile zusammen waren, gelang es ihm immer noch spielend, sie derart nervös zu machen. Ihr Herz arbeitete mal wieder auf Hochtouren. Am besten erwähnte sie nicht, dass sie weiterhin glaubte, bei einem Boxsack hätte nicht wirklich etwas Schlimmes passieren können. Viel lieber nahm sie seine Sorge um sie gerade dankend an. Es war einfach zu süß.

Delion gab ihr einen Kuss und lächelte sie liebevoll an. „Mit dir wird es jedenfalls nicht langweilig.“

„Nicht wahr?“ Raelene schmunzelte. „Nezz meinte mal zu mir, dass mir das Chaos folgt oder so ähnlich. Deshalb soll ich ihn ja um nichts bitten.“

Bestimmt würde Nezz dennoch unter den Ersten sein, sobald sie doch mal Hilfe benötigte. Der Bruder von Mary hatte eben ein zu gutes Herz.

„Zum Glück sind wir im Herzen wahre Champs“, betonte Delion, mit einem Zwinkern. „Wir kommen mit Chaos gut zurecht.“

Raelene ballte entschlossen die Hände zu Fäusten. „Jederzeit!“

„Sollen wir uns dann mal zusammen dem Chaos namens Boxsack stellen?“

„Klar, mit dir als Coach haut der mich sicher nicht nochmal so leicht um~.“

„Nur, wenn du meinen Anweisungen folgst.“ Prüfend sah Delion sie an. „Schaffst du das?“

„Ja!“

„Schwöre!“

„Ich schwöre!“

„Schwöre fester!“, motivierte er sie lautstark.

„Schwöre, schwöre, schwöre, schwöre!“

„Dann los~!“

Verspielt zerwühlte Delion mit den Händen ihre Haare, worauf Raelene ihn mit einem Tackle angriff. Nur wenige Augenblicke später jagten sie sich gegenseitig durch die Wohnung, einige ihrer Pokémon machten bei diesem Spiel sogar amüsiert mit. Es machte Raelene wirklich unbeschreiblich viel Spaß, so mit Delion herumzutollen und Zeit mit ihm zu verbringen. Alle waren außerdem froh, zu sehen, dass Raelene diesen kleinen Unfall offenbar gut weggesteckt hatte.

Obendrein wusste sie nun sogar ganz sicher, dass Delion eine eigene Familie mit ihr gründen wollte.

Mit mehr als nur einem Kind.

Irgendwann.

Dieses Wissen machte sie unendlich glücklich – und das hatte sie dem harten Gegenangriff eines Boxsacks zu verdanken.

Shot 4: Jetzt sind wir quitt

Raelene ging es richtig gut. Nach all den Jahren voller Sehnsucht, konnte sie nun endlich in Delions Nähe sein. Sie hatten sich ihre Liebe gestanden und wollten gar nicht mehr ohne den jeweils anderen sein. Deshalb übernachtete sie inzwischen sogar bei ihm, in seiner eigenen Wohnung in Score City. Allerdings entwickelten sich dadurch andere Probleme, mit denen sie noch nicht so richtig umzugehen wusste.

Das war alles vollkommen neu für sie.

„Oh Mann ...“, murmelte sie angespannt. „Das ist doch Folter.“

Seit Delion den Raum verlassen hatte, saß Raelene alleine auf dem Sofa im Wohnzimmer, während im Hintergrund die Pokémon miteinander spielten oder sich unterhielten. Ihr Blick klebte förmlich am Fernseher, obwohl dieser ausgeschaltet war. Auf irgendwelche Sendungen oder gar Filme hätte sie sich im Moment ohnehin nicht konzentrieren können. Vielmehr bemühte sie sich, ihre Gedanken nicht in eine gefährliche Zone abschweifen zu lassen.

Delion wollte duschen gehen.

Womöglich lief sogar schon das Wasser.

In dieser Sekunde.

Das machte sie wahnsinnig.

Kräftig klatschte sie mit den Handflächen gegen ihre Wangen und ermahnte in Gedanken ihr Gehirn, weil es sich die ganze Zeit böse Dinge ausmalen wollte. Diese Situation lud dummerweise aber regelrecht dazu ein. Denn wenn Delion gerade unter der Dusche stand, hatte er dabei sicher nicht viel an. Eher gesagt gar nichts.

Verlegen vergrub Raelene das Gesicht in ihren Händen. „Verdammt! Ich will nicht so eine sein!“

Bestimmt würde das Delion ganz und gar nicht gefallen. Immerhin war er so rein und unschuldig, beinahe noch kindlich, trotz seines Alters. Genau wie Raelene. Trotzdem fragte sie sich, ob sein Oberkörper in der Realität genauso gut aussah wie auf einigen wenigen Fotos, die sie mal in der Presse von ihm gesehen hatte. Oder auf Sammelkarten.

Sie fühlte, wie ihr Gesicht mehr und mehr Wärme ausstrahlte. Mittlerweile dürfte sie schon so rot wie eine Tamotbeere sein, was es nur umso peinlicher machte. Warum konnte sie nicht einfach an etwas anderes denken? Pokémon-Kämpfe, zum Beispiel. Genau! Sich vorzustellen, wie sie endlich mal wieder gegen Delion antrat, war wesentlich vernünftiger und genauso toll.

Nicht, dass es nicht toll wäre, sich vorzustellen, wie Delion unter Dusche stand. Ohne Kleidung.

Vielleicht ein bisschen.

Also doch lieber ein Pokémon-Kampf.

Ein Kampf, am Strand der Rüstungsinsel. Im Sommer. Die Sonne strahlt so heftig, dass Liberlo und Glurak echt voller Energie sind!

Vor Spannung und Aufregung gerieten dann sogar Raelene und Delion ins Schwitzen, weshalb er schwungvoll sein Oberteil aus-

„Stopp!“, rief sie panisch. „Nein, nein, nein!“

Als sie sich auf die Seite werfen wollte, fiel sie dabei ungeschickt vom Sofa und knallte auf den Boden. Zum Glück war die Fallhöhe nicht der Rede wert, aber dennoch …

„Au.“

Manchmal fragte sie sich, wie sie jemals Champ werden konnte. Seufzend blieb sie auf dem Bauch liegen, was nicht lange unbemerkt blieb. Metallische Geräusche verrieten ihr, dass Durengard sofort nach ihr sah, und auch Wolly stupste ihre geliebte Trainerin vorsichtig mit der Nase an. Pichu kletterte auf Raelenes Rücken, während Azurill ihre Stirn ableckte – warum auch immer.

„Alles gut, nichts passiert“, beruhigte sie die Pokémon, wobei sie sich doch lieber aufrichtete. „Ich kann nur nicht richtig sitzen.“

Raelene lachte nervös. Durengards prüfender Blick machte das Ganze nicht besser.

Obendrein schien ihr Gesicht wirklich sichtbar zu glühen, denn plötzlich versuchte Azurill sie mit der Attacke Blubber ein wenig abzukühlen. Diese nette Geste brachte sie nun tatsächlich auf andere Gedanken. Amüsiert schüttelte Raelene einige der Blasen ab, wovon die meisten zerplatzten und sie mit etwas Wasser beträufelten. Anschließend hob sie Azurill hoch und knuddelte sie behutsam durch. Die kleine, blaue Maus war so winzig und zierlich!

„Awww, Danke! Das ist echt lieb von dir, aber ich habe kein Fieber.“

Azurill quietschte fröhlich und schmiegte sich an sie. Anscheinend war Durengard nun auch davon überzeugt, dass es Raelene gut ging, und schwebte wieder davon. Wolly folgte ihm treu, mit einem Funkeln der Bewunderung in den Augen. Pichu war weiter an ihr hochgeklettert und saß nun auf ihrer Schulter, von wo aus er stolz Azurill zuwinkte.

Raelene lächelte. Wie schön unbeschwert die Babys waren. Davon bekam sie immer selbst richtig gute Laune. Und doch wollte ihr Gehirn sie ärgern …

Wenn ich vielleicht nur mal ganz kurz durch die Tür spicke?

Sofort schüttelte sie den Kopf, was Pichu ein wenig ins Schwanken brachte. Konnte man ihre Gedanken schon als gierig bezeichnen? Unartig? Verdorben? In ihr bahnte sich Panik an. So ein Mensch wollte Raelene nicht sein. Am Ende verjagte sie sich Delion noch damit. Zumal sie quasi erst frisch zusammen waren. Ihre aufrichtige, reine Liebe zu ihm musste über allem stehen!

„Ganz recht, ich liebe Delion!“ Entschlossen stand sie auf, Pichu hielt sich an ihren Haaren fest. „Darum werde ich trainieren, ein besserer Mensch zu werden!“

„Aber du bist doch schon ein großartiger Mensch~“, betonte jemand, wie aus dem Nichts.

Erschrocken hielt Raelene die Luft an. Delion. Das war seine Stimme. Aus der Ecke des Raumes, wo auch die Tür zum Badezimmer lag. Bedeutete das, er war schon fertig? Richtig, das musste es sein. Er war offenbar ziemlich schnell. Wie ein wahrer Champ. Kein Problem, dann hatten diese Gedanken wenigstens ein Ende. Zumindest bis zum nächsten Mal.

Erleichtert drehte Raelene sich um und lächelte. „Wenn hier jemand großartig ist, dann ja wohl-“

Ihre Stimme versagte. Delion stand nur mit seiner Hose bekleidet da, ohne Oberteil. Einfach so. Mit einem unschuldigen Lächeln, das die gesamte Lebensfreude der Welt in sich trug. Wie immer. Und mit Muskeln.

Wow, diese Muskeln.

Diese … diese Männlichkeit.

Wurde ihr gerade etwas schwindelig? Das musste an der Hitze liegen. Nun fühlte Raelene sich nämlich wie ein glühendes Stück Kohle in einem lodernden Feuer, über dem tausende Tamotbeeren gekocht wurden. Als sie wieder anfing zu atmen, holte sie so hastig nach Luft, dass Delion sie besorgt ansah.

„Alles in Ordnung?“

„J-ja, sicher“, stammelte Raelene erst, redete dann aber schnell und ohne nachzudenken weiter. „Ist nur heiß, äh, also ich, weil … findest du es nicht warm hier drinnen? Manchmal bekomme ich solche Hitzewallungen. Komisch, oder? Dabei sollte ich Hitze gewohnt sein. Liberlo verströmt ja auch ständig eine Menge Hitze, so als Feuer-Pokémon. Du weißt schon. Kennst du doch auch. Wie ist das bei dir? Kommst du schnell ins Schwitzen, wenn du mit Glurak trainierst? Das musst du mir unbedingt erzählen, das interessiert mich. Vielleicht hast du Tipps für mich, so gegen das heiß sein, nein, ich meine, wenn es warm ist. Also, gibt an sich nichts gegen heiß sein, nur zu warm darf es nicht sein. Verstehst du?“

Delion blinzelte langsam, vor allem irritiert. Eine Weile starrte er sie nachdenklich an, ehe er zögerlich nickte.

„Dir ist also zu warm?“, fasste er zusammen.

Hastig nickte sie als Antwort.

„Kein Problem, mach dir ruhig die Klimaanlage an.“ Lächelnd deutete er Richtung Schlafzimmer. „Ich hab nur was vergessen, bin also noch nicht fertig. Deine Anwesenheit lässt mich alles andere eben vergessen~.“

„Das … ist schön.“

„Ich beeile mich.“

Zügig huschte Delion ins Schlafzimmer. Nur wenige Sekunden später kam er mit frischer Wechselkleidung zurück und zwinkerte Raelene kurz zu, bevor er erneut ins Badezimmer verschwand. Raelene hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt und starrte ziellos vor sich hin. Schließlich hörte sie, wie das Wasser in der Dusche angestellt wurde. Noch immer stand sie nur da, sehr zur Verwunderung der Baby-Pokémon, von denen sie verwirrt angesprochen wurde.

Statt zu antworten, kreisten ihre Gedanken sich nur um eine einzige, äußerst wichtige Frage: Hatte Delion bemerkt, dass sie nur auf seinen Oberkörper gestarrt hatte?

„I-ich ...“, begann Raelene, mit einer dramatischen Tonlage. „Ich muss echt dringend trainieren, wenn ich das auf Dauer überstehen will.“

Immerhin war das seine Wohnung, natürlich gönnte er sich dort einige Freiheiten. Also sollte sie damit rechnen, dass so etwas öfter vorkommen dürfte. In gewisser Weise freute es sie sogar, dass er vor ihr nun derart locker und entspannt sein konnte. Warum musste Delion, neben seinem unbeschreiblich liebenswerten Charakter, nur auch noch so umwerfend gut aussehen?

Ob sie seine Muskeln irgendwann mal anfassen durfte?

Verdammt, nicht schon wieder! Themenwechsel!

Von einer Sekunde zur anderen endete die Starre und sie setzte sich in Bewegung. Zielstrebig rannte Raelene durch den Raum, sprang dabei über den schlafenden Zamazenta hinweg, worin sie mehr als geübt war, und ging nach draußen, auf die Terrasse. Dort gönnte sich Glurak gerade ein Sonnenbad. Intelleon dagegen ließ sich auf dem Wasser des Pools treiben. Beide hoben träge den Kopf, als Raelene mit den Babys plötzlich auf der Matte stand.

„Achtung! Jetzt ist Spielzeit!“, kündigte sie motiviert an. „Alle müssen mitmachen! Lasst uns etwas Spaß haben~.“

 
 

***

 

Während Raelene sich mit einigen Spielen abzulenken versuchte, war Delion ebenfalls darum bemüht, seine Verlegenheit wegzuspülen. Als er nach draußen gegangen war, hatte er gar nicht bedacht, wie das auf Raelene wirken könnte. Anscheinend hatte er sie ungewollt mit seinem Anblick ziemlich überrumpelt … hoffentlich auf eine gute Art.

Nächstes Mal sollte er dennoch vorher nachdenken, bevor er sie beide nochmal in so eine peinliche Situation brachte. Andererseits …

Einmal hatte Raelene ihn ebenfalls überrumpelt. An diesem einen Tag, als sie draußen schwimmen gewesen war und dann, ohne jegliche Vorwarnung, nur mit einem Badeanzug bekleidet vor ihm gestanden hatte. Streng genommen sogar im Bikini, wenn man die Uniform aus Kates Arena so bezeichnen konnte. In gewisser Weise waren sie somit nun also quitt, oder? Gleichstand.

„Hey, das ist kein Wettkampf!“ Mit beiden Handflächen klatschte er kräftig gegen seine Wangen. „Ich will sie nicht aus Versehen verjagen, also nicht übertreiben.“

Er würde Raelene glücklich machen, ohne irgendwelche Tricks. Trotzdem musste er zugeben, dass sie vorhin richtig niedlich gewesen war. Wieder eine neue Seite, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Noch dazu eine, die sicher nicht viele zu sehen bekamen. Dieser Gedanke stimmte ihn zufrieden. Schon jetzt war er gespannt darauf, welche Seiten an Raelene er in Zukunft noch entdecken würde.

Seine Wechselkleidung vergaß er so bald aber bestimmt nicht nochmal.

Shot 5: Ich muss es beweisen

Raelene atmete tief durch. „Puh, das war echt spannend! Fast hätte er mich gehabt.“

Vor knapp einer Stunde hatte sie im Stadion von Claw City ihren Schaukampf, jeder durfte nur drei Pokémon benutzen, mit Roy beendet – und den Sieg davongetragen, irgendwie. Diesmal war es wieder einer dieser Momente gewesen, in denen sie hinterher selbst überrascht davon war, das Blatt nochmal gewendet zu haben.

Liberlos Angriffe hatten Roys Pokémon kaum erreicht. Sie kannte diese heftigen Sandstürme zwar, mit denen ihr Gegner sie auch diesmal gnadenlos in die Ecke gedrängt hatte, doch irgendwie war es in diesem Kampf noch härter gewesen als sonst. Ein Wunder, dass nicht das gesamte Stadion weggeweht worden war.

„Roy macht echt keine halben Sachen“, murmelte sie, während sie erneut versuchte die Spuren des Sturms von ihrer Kleidung zu klopfen. „Der Sand ist diesmal echt überall! Und es wird nicht weniger. Im Hotel ist erst mal eine heiße Dusche fällig.“

Liberlo, der mit federnden Schritten neben ihr herlief und ein äußerst zufriedenes Gesicht machte, stieß ein zustimmendes Pfeifen aus. Sah sie etwa wirklich so durchgesandet aus? Nun, auf jeden Fall war dieser Kampf wieder ein riesiger Spaß gewesen. Darum grinste sie die ganze Zeit breit, obwohl sie inzwischen von der Erschöpfung einholt wurde.

„Eine kleine Dusche könnte dir auch nicht schaden~.“

Sofort schüttelte Liberlo sich kräftig, wobei einige Sandkörner aus seinem Fell geschleudert und durch die Luft gewirbelt wurden. Schmunzelnd legte Raelene ihrem Partner eine Hand auf die Schulter, um ihn direkt zu beruhigen.

„Keine Panik, war doch nur Spaß“, versicherte sie. „Du bekommst stattdessen eine große Schlemmerplatte. Die anderen aber auch. Ihr wart heute alle wieder super!“

Ohne ihre Pokémon wäre Raelene nicht hier, immer noch als Champ. Schon seit drei Jahren. Verrückt, wie schnell die Zeit verflogen war. Seitdem hatte sie bereits viele aufregende Kämpfe bestreiten können, bei denen sie jedes Mal auf eine andere Weise an ihre Grenzen getrieben wurde. Gleichzeitig machte sie genau das auch stärker und stärker. Zudem schienen die Zuschauer und Fans stets ihre Freude daran zu haben, ihren Weg als Champ der Galar Region zu verfolgen.

Müde, aber entschlossen, ballte sie die Hände zu Fäusten. „Wir dürfen trotzdem nicht nachlässig werden! Immerhin sind die Fußstapfen nach wie vor verdammt groß, in die wir getreten sind.“

Liberlo nickte, ebenfalls voller Entschlossenheit. Ohne sich abzusprechen, rannten die beiden anschließend los, den leeren Gang entlang. Obwohl sie viel Kraft verbraucht hatten, konnten sie nicht anders, als auch diesen letzten Funken Aufschwung zu genießen.

Da sie sich im Mitarbeiterbereich befanden, war alles wie leergefegt. Niemand stand ihnen im Weg. Alle waren noch damit beschäftigt, im Stadion für Ordnung zu sorgen und die Zuschauer zu betreuen. Auch um die Technik musste sich noch gekümmert und der Sand entfernt werden – ein harter Job, wenn sie so darüber nachdachte.

POFF!

Als Raelene und Liberlo um eine Ecke bogen, stießen sie plötzlich gegen ein Hindernis. Statt es umzureißen, warf es sie aber wieder nach hinten, so standhaft war es. Beide gaben einen kurzen Schmerzenslaut von sich und hielten sich die Nase. War da auf einmal eine Säule mitten im Weg oder was hatte sie so unerschütterlich ausgebremst?

„Oh, na toll“, brummte eine vertraute Männerstimme. „Was treibt ihr denn bitte hier?“

Blinzeln hob Raelene den Kopf und erblickte Roy, der seltsam finster auf sie hinab blickte. Wie üblich hielt er sein Smart-Rotom in einer Hand, während er die andere in eine Jackentasche vergrub. Sein Gesicht lag in Schatten verborgen, weil er sich die Kapuze aufgezogen hatte. Es war das erste Mal, dass Raelene das erlebte, weshalb sie in der ersten Sekunde sichtlich irritiert war. Einzig seine stechend blauen Augen hoben sich von den Schatten ab, beinahe als würden sie glühen.

Irgendwie bekam sie ein ungutes Gefühl. Sicher, während des Kampfgeschehens machte Roy ihr mit seiner Art etwas Angst, doch sie wusste, dass er ein anständiger und guter Kerl war. Darum empfand sie diese Anspannung, die er in diesem Moment in ihr auslöste, als ungewohnt. Vielmehr falsch. Etwas stimmte nicht.

„Äh, wir“, begann sie, nuschelnd, „sind auf dem Weg zum Hintereingang.“

Roy schnaubte zurückhaltend. „Wieso das? Keine Lust auf Fangejubel und Autogramme im Eingangsbereich? Du verpasst gerade garantiert ein paar geniale Schnappschüsse mit deinen Anhängern.“

„Also, ehrlich gesagt, kann ich mich daran einfach nicht so richtig gewöhnen ...“

Raelene glaubte, sich dafür entschuldigen zu müssen, ließ es jedoch bleiben. Für Roy war der Kontakt mit seinen Fans mit das Beste an seiner Position, deshalb war er nicht unbedingt der geeignete Gesprächspartner für dieses Problem. Tatsächlich seufzte er verständnislos und zog die Kapuze noch tiefer in sein Gesicht.

„Wow. Delion hatte damit nie Probleme.“

Ein kalter Schauer erfasste sie. „Wie?“

„Ich meine ja nur. Macht keinen guten Eindruck, wenn der Champ sich heimlich über den Hintereingang heraus schleicht, während einige treue Fans da draußen sicher auf ein Treffen hoffen.“

„Es ist nicht so, als wäre das der einzige Grund“, warf Raelene hastig ein. „Ich bin auch total erledigt und dachte deshalb, ich gehe besser direkt nach Hause. Du hast heute echt noch härter gekämpft als sonst. Du hättest mich fast besiegt.“

Eigentlich wollte sie ihm nur mitteilen, wie sehr sie seine Fähigkeiten als Pokémon-Trainer anerkannte und realisierte, wie knapp es für sie gewesen war. Leider kamen diese Worte aber bei Roy ganz anders an, denn sein Blick verschoss regelrecht Eiszapfen. Die Atmosphäre wurde schlagartig von einem frostigen Schleier eingehüllt, aus dem es kein Entkommen gab.

Fast“, wiederholte Roy, mit knirschenden Zähnen. „Dann dürftest du gegen Delion eigentlich absolut keine Chance haben. Mysteriös, dass du ihn damals überhaupt schlagen konntest.“

Raelenes Innereien schienen sich zu verknoten. Ihr gefiel die Richtung nicht, in die sich das Gespräch entwickelte. Roy zerrte damit eine tief sitzende Angst in ihr zum Vorschein. Egal, wie sehr sie sich als Champ auch anstrengte und bemühte, in ihrem Inneren fragte eine leise Stimme sich selbst, ob sie zu recht diesen Titel trug. Besonders, wenn sie das Gefühl hatte, Delions Vermächtnis nicht würdig genug fortzuführen – dabei hatte er ihr in einer Textnachricht versichert, dass es nicht so schlimm wäre, wenn sie mal unbemerkt den Schauplatz verlassen wollte.

Nervös zupfte Raelene am Zipfel ihrer Uniform und ließ den Blick sinken. Auch Liberlo behagte die Stimmung nicht. Er hatte längst hinter ihr Schutz gesucht, als würde ihn sonst eine Lawine zu Boden reißen. Am liebsten hätte Raelene sich auch einen Schild gesucht. Aber sie musste sich zusammenreißen. Sie war der Champ. Vielleicht interpretierte sie Roys Aussagen bloß vollkommen falsch, eben weil sie oft noch so unsicher war.

Genau, das musste es sein.

„W-wie meinst du das?“, hakte Raelene nach, viel zu kleinlaut.

„Das wüsstest du, wenn du dich selbst mal etwas mehr um Social Media bemühen würdest.“ In einer fließenden Bewegung warf er sein Smart-Rotom in die Luft, das anschließend zögerlich um ihn herum flog, und schob die nun freie Hand in die andere Jackentasche. „Der Großteil der Leute verlangt schon lange nach einem Rematch von dir und Delion. Viele glauben, du hättest damals unter fairen Bedingungen sicher nicht gewinnen können.“

Unbewusst hielt Raelene die Luft an und starrte ihn mit großen Augen an. Anscheinend musste sie einen ziemlich erbärmlichen Eindruck machen, denn Roy wandte sich auf einmal ab und murmelte sich selbst eine strenge Verwarnung zu. Zügig schritt er davon und winkte ihr über seine Schulter hinweg zu.

„Vergiss es einfach!“, betonte er. „Du hast mich echt auf dem falschen Fuß erwischt, Kleine.“

Durch seine großen Schritte war Roy bald schon nicht mehr in Sichtweite, was Liberlo spürbar erleichterte. Raelene dagegen stand noch eine ganze Weile wie eine Salzsäule da und starrte in die Ferne.

Roy war am Ende zwar vor diesem Gespräch geflohen, doch er hatte alte Ängste wachgerüttelt, denen sie sich nun hilflos ausgeliefert sah. Was sollte sie nun tun? Durchatmen. Nicht durchdrehen. Ein Champ sollte sich nicht so aus der Fassung bringen lassen.

Ja, sie war der Champ.

Der Champ.

Oder?

 
 

***

 

Dank Liberlo hatte Raelene es schließlich irgendwann geschafft, sich wieder zu bewegen. Nun schlief er seelenruhig auf dem Bett in ihrem Hotelzimmer – als hätte es dieses Treffen mit Roy nicht gegeben. Wie versprochen hatte sie ihren Pokémon eine gigantische Schlemmerplatte bestellt, voller Leckereien aus Galar und anderen Regionen. Für die gute Stimmung war sie darum bemüht gewesen, sich nichts von ihren Sorgen anmerken zu lassen.

Unter der Dusche hatte sie deshalb im Vorfeld versucht, ihre Angst einfach wegzuspülen. Raelene ging es aber nicht mehr aus dem Kopf. Sie fühlte sich wie ein winziges Raffel, das von einem Noctuh ins Visier genommen wurde. Mit jedem Atemzug könnte sich aus dem Nichts ein Paar tödlicher Krallen in ihr Fleisch bohren, wenn sie weiterhin zu unachtsam bliebe. Jedenfalls glaubte sie, kaum noch Luft zu bekommen.

Mittlerweile war es Nacht. Zwar hatte sie im Schaukampf nur drei von ihren Pokémon einsetzen dürfen, doch sie war natürlich mit einem vollständigen Team unterwegs – Zamazenta war bei Hop und Zacian geblieben. Nicht nur Liberlo schlief, auch ihre anderen Pokémon lagen im Zimmer verteilt herum. Wie sich Feelinara an Wolly schmiegte und Dedenne in ihrer Wolle versank, war zu süß. Diese friedliche Stimmung hätte Raelene eigentlich beruhigen sollen.

Kopfschüttelnd saß sie am nun leeren Esstisch, der im Zimmer stand, einige Meter vom Bett entfernt. „So geht das nicht. Ich muss etwas tun.“

Sollte sie ihre Freunde anrufen? Iva, Hop, Gloria, Victor oder Mary. Vielleicht einen der anderen Arenaleiter? Sania, Delions Kindheitsfreundin? Ihre Mutter? Etwas in ihr befürchtete, keiner von ihnen könnte ihr wirklich weiterhelfen. Vielleicht wollte Raelene aber nur nicht riskieren, dass die Meinung der anderen sich mit den Worten von Roy deckten. Das könnte sie nicht ertragen.

Nur ihre Pokémon wären bestimmt auf ihrer Seite – hoffentlich.

Frustriert vergrub sie das Gesicht in den Händen. Eigentlich hatte sie geglaubt, dieses Problem schon vor längerer Zeit hinter sich gelassen zu haben. Das war wohl ein Irrtum gewesen. Nicht nur ihr eigenes Herz war getrübt von Zweifeln, sondern sogar Roy betrachtete sie als unwürdig. Schlimmstenfalls sogar als Betrügerin.

Raelene löste die Hände von ihrem Gesicht und starrte auf ihr Handy, das vor ihr auf dem Tisch lag. Eine Nachttischlampe spendete ein wenig Licht, wodurch sich ihr eigenes Gesicht auf dem schwarzen Bildschirm widerspiegelte. Gegenwärtig sah sie nicht wie ein Champ aus. Eher wie … eine Fremde, deren Anblick sie traurig machte.

Ohne weiter darüber nachzudenken, hob Raelene ihr Handy hoch und kniff die Augen zusammen, als das grelle Licht des Geräts sie blendete. Schnell gewöhnte sie sich daran und versuchte herauszufinden, welche Social Media es gab und wie man sie bediente. Dafür benötigte sie eine ganze Weile. Mit solchen Dingen beschäftigte sie sich normalerweise nämlich nicht. Meistens nutzte sie ihre Zeit einfach lieber anders, sofern sie nicht gerade in Selbstmitleid versank.

Nachdem sie sich etwas mit dieser ihr neuen, technischen Welt beschäftigt hatte, scrollte sie bald darauf durch zahlreiche Blogs, Kommentare und verschiedene Websites, in denen sich Fans über die Champions von Galar austauschten. Es dauerte nicht lange, bis sie begriff, was Roy meinte. Die Meinungen und Ansichten der Leute waren überaus … deutlich. Und teilweise schonungslos.

In einem von zahlreichen Foren las sie sich durch die dortige Unterhaltung über den neuen Champ, Raelene:

Wie das olle Miltank dauernd alle möglichen Gesten von Delion nachahmt! -_- Voll peinlich und unnötig ...“

Ey, beleidige doch nicht die armen Miltanks. *lol* Kuhmuh-Milch Beste! >:3“

Diese Alte nervt echt! Wie oft die schon nur ganz knapp gewonnen hat. Ist euch das mal aufgefallen?“

Und ob! Da kann doch etwas nicht stimmen.“

Die stopft ihre Pokémon sicher mit haufenweise Proteinen und so Zeug voll! Deshalb gewinnt die immer.“

Oh nein, die armen Pokémon! Zu viel von solchen Sachen zu geben ist doch nicht gesund … :(“

Vielleicht wollte die Liga einfach nur auf Krampf mal ein Weib als Champ haben und alles ist bis ins kleinste Detail geplant gewesen.“

Nee, das glaub ich nicht.“

Ich auch nicht. Delion war damals doch erst so zwei oder drei Tage vor dem Finale aus dem Krankenhaus raus, oder? Er war nicht in Höchstform. Das war einfach nur unfair.“

Ich sag ja, ein abgekartetes Spiel der Liga.“

Können wir da nicht etwas tun? D:“

Jaaa, bitte! >_< Ich will meinen Delion als Champ zurück! Er ist der einzig wahre König!“

Haha, übertreib mal nicht gleich.“

Sollen wir eine Petition starten? =D“

Ach, wir müssen nur beweisen, wie schlecht sie ihre Pokémon behandelt. Dann fliegt die sofort, bis nach Kanto.“

Meh. Ich will die unbedingt loswerden.“

Schlechtester Champ in der Geschichte von Galar.“

Du meinst größter Fake in der Geschichte der Menschheit.“

Würde mich nicht mal wundern, wenn die gelbe Kontaktlinsen trägt. Nur, um wie Delion auszusehen. =/“

Die ist halt kein Original. Sondern ein … DITTO!!!“

Alter, total! xDDD“

Genial.“

Ditto-Champ. Das passt.“

Mach einen Hashtag draus! Das wird unsere Rebellion gegen diesen Fake!“

... Also, ich mag Dittos eigentlich.“

Wenn sie das dann liest, erkennt die auch mal, dass wir uns nicht verarschen lassen.“

Genau, die kriegen wir schon klein. Irgendwann gibt die auf.“

Raelene hatte genug. Vorsichtig ließ sie das Handy wieder auf den Tisch gleiten – ihre Pokémon sollten nicht durch irgendwelchen unbedachten Lärm geweckt werden. Schon während des Lesens waren ihre Augen immer glasiger geworden. Ein Teil von ihr wollte sie vor dem Zusammenbruch retten und daran erinnern, dass sie diese gemeinen Behauptungen nicht an sich heranlassen durfte. Vergeblich.

Etwas in ihr war schon zersprungen und bohrte sich in ihre Brust. Einige Dinge waren dreiste, gemeine Lügen. Keine Frage. Dennoch hatten diese Leute mit ein paar Details recht. Hätte Delion sich damals mehr Zeit zur Genesung gelassen und anschließend noch etwas trainieren können, dann wäre der Sieg im Finale eindeutig an ihn gegangen. Das wusste sie insgeheim schon die ganze Zeit. Roy hatte das nur erneut ans Licht geholt.

Mühevoll unterdrückte sie das Schluchzen und wischte sich die Tränen weg. Ein leises Schnarchen aus dem Hintergrund verriet, dass ihre Pokémon noch schliefen. Gut. Sie durften Raelene nicht so sehen. Egal, was man über sie als Champ sagte, ihr Team hatte sich diesen Ruhm verdient. Alle gaben sich Mühe und wollten der Welt beweisen, was in ihnen steckte. Das wollte sie ihnen nicht kaputt machen. Raelene durfte nicht so schwach sein.

Wenn ich nur ein Ditto-Champ bin, dachte sie verletzt, dann muss ich ihnen das Gegenteil beweisen. Ich muss mich … ändern.

Das kleine Flackern der Hoffnung, das sie noch in sich trug, nutzte sie dazu, sich zum Aufstehen zu zwingen. Leise schlich sie in den offenen Küchenbereich – dieses Zimmer wurde ihr von der Liga bezahlt, es musste sehr teuer sein – und suchte dort in den Schubladen herum, bis sie eine Schere fand. Mit dieser verschwand sie ins Badezimmer, wo sie sich zunächst etwas kaltes Wasser ins Gesicht klatschte.

Anschließend schob sie ihr langes, blaues Haar über die Schulter nach vorne und setzte mit der Schere an. Für eine Veränderung war zuerst ein neues Aussehen nötig. Das müsste ein guter Anfang sein, zumindest in ihren Augen. Den Rest könnte sie auch schaffen. Ganz bestimmt.

Kurz darauf erfüllte unregelmäßig ein schnippendes Geräusch das Bad. Mehr und mehr Haare bedeckten die Fliesen. Raelene hielt sich nicht zurück. Mit jedem Schnitt fiel es ihr leichter, sich von ihrem alten Ich zu trennen.

Während sie so dastand, fragte sie sich, was Delion selbst wohl denken mochte. Wie betrachtete er das Ganze? War sie für ihn auch nur ein Fake? Der Gedanke daran verstärkte den Schmerz in der Brust wieder. Delion war immerzu ihr Vorbild gewesen. Auch jetzt noch. Falls er sie ebenfalls nicht als würdig betrachtete, was dann?

„Ich muss es beweisen“, flüsterte Raelene, mit zitternder Stimme. „Ich werde allen beweisen, dass ich würdig bin.“

Unterdessen vibrierte ihr Handy, das sie auf dem Tisch zurückgelassen hatte, leicht. Eine neue Textnachricht. Von Roy:

Hey.

Sorry, wegen vorhin. Ich war idiotisch und kindisch. Manchmal hat man das schon mal …

Im Ernst, vergiss, was ich gesagt habe. Das ist ein Sumpf, den du nicht erleben willst. Lass uns ein Eis essen gehen und wieder Spaß haben. Ist doch schließlich sowas wie dein Motto, oder? Das mit dem Spaß?

Okay, schreib mir einfach, wann du Zeit hast.

Bis dann!

Oh, und: Du warst heute auch verdammt gut. Kleine Kampfmaschine! >:3

Shot 6: Dafür brauche ich Abstand zu Delion

An diesem Tag war der Himmel komplett verhangen mit grauen Wolken, der Regen blieb bislang jedoch aus. Trotz der Gefahr, das Wetter könnte jederzeit eine kostenlose Dusche bereithalten, fand das Grillfest wie geplant statt. Alle hatten sich so sehr darauf gefreut, auch weil Delion etwas Wichtiges verkünden wollte. Also war die Risikobereitschaft bei jedem spontan entflammt. Notfalls könnten sie sich einfach ins Haus zurückziehen.

Wie gewohnt trafen sie sich für das Grillfest wieder alle bei Delions und Hops Haus, wo im Garten entsprechend umgebaut worden war. Einige große Sonnenschirme sollten vor Niesel schützen, abgesehen davon war es wie immer. Dieselbe vertraute Heimat, dieselben Leute, derselbe Grill und dieselbe fröhliche Stimmung … eine Kleinigkeit war dennoch anders.

Delion und Sania saßen die ganze Zeit zusammen, warfen sich liebevolle Blicke zu und lächelten sich glücklich an. Noch bevor es schließlich zu der großen Ankündigung kommen konnte, hatte Raelene bereits gewusst, was Sache war. Jeder konnte es sehen, sofern man nicht blind war. Und Delion bestätigte ihnen das mitten beim Grillfest ungeniert, indem er erzählte, dass er nun mit Sania zusammen war.

In diesem Moment war etwas in Raelene zerbrochen. Die Splitter in ihrem Inneren schmerzten.

Trotzdem beglückwünschte sie die beiden, so wie jeder andere es tat. Scherzhaft fragte sein Großvater Delion, wann als nächstes die Enkel eintrafen. Laut ihm wäre er ohnehin schon ziemlich spät dran damit, weshalb er sich sputen sollte. Natürlich lachten die Anwesenden herzlich darüber, nur Raelene nicht. Außer einem Lächeln brachte sie nicht mehr zustande.

Neugierig überhäuften die anderen das neue Paar mit Fragen. Einige davon sorgten sichtlich für Verlegenheit, doch es war niedlich zu beobachten, wie Delion und Sania sich gegenseitig mit harmlosen Neckereien davon abzulenken versuchten. Je länger Raelene sie schweigend beobachtete, desto mehr verfestigte sich dieses Bild. Sie waren wirklich niedlich zusammen. Beide waren so gelöst und gut drauf.

Delion und Sania waren ein schönes Paar.

Kein Wunder, sie kannten sich schon seit ihrer Kindheit, hatten gemeinsam die Arena-Challenge in Angriff genommen und besaßen somit viele gemeinsame Erinnerungen. Weitaus mehr, als es bei Delion und Raelene der Fall war. Im Grunde gab es nur wenig, das sie miteinander verband. Das einzige Highlight zwischen ihnen war in den letzten Jahren der finale Pokémon-Kampf im Champ-Cup gewesen – der stets mit Raelenes Niederlage endete.

Plötzlich legte jemand seine Hand auf ihre Schulter, weshalb sie zusammenzuckte. Irritiert blinzelte sie einige Male, als wäre sie soeben aus einer Trance erwacht, ehe sie den Blick hob. Hop stand neben ihr, der lächelnd Richtung Brassbury deutete. „Hey, kommst du mit? Ich hab was im Labor vergessen, hab aber keine Lust alleine zu gehen.“

Etwas an seinen Worten war seltsam, aber Raelene konnte nicht genau bestimmen was. Eigentlich war das Labor nicht weit weg, mit einem schnellen Sprint wäre Hop in wenigen Minuten da. Selbst in einem gemütlichen Tempo bräuchte er nicht lange. Oder befürchtete er, es könnte unterwegs zu einem so heftigen Sturm kommen, dass er eine Weile an seinem Arbeitsplatz festsäße? Wollte er der Langeweile vorbeugen, indem er sich vorab etwas Gesellschaft sicherte?

„Denk nicht so viel, das bekommt dir nicht.“ Hop tippte schmunzelnd gegen ihre Stirn. „Komm einfach mit~.“

„Oh … na gut“, stimmte Raelene zu.

Rasch erklärten sie den anderen, wohin sie gingen, damit niemand sich Sorgen machen würde. Delion betonte, dass sie schnell zurückkommen sollten, weil es ohne sie sonst so einsam wäre. Spielerisch stieß Sania ihn mit dem Ellbogen in die Seite und erklärte, dass Hop Raelene sicher nur stolz seine bisherigen Errungenschaften als Professor in Ausbildung zeigen wollte. Wenn Raelene das so sah, glaubte sie nicht daran, bei Delion könnte ernsthaft Einsamkeit aufkommen, nur weil Hop und sie kurz woanders hin wollten.

Kurz darauf liefen sie tatsächlich Richtung Labor, ohne sich dabei zu unterhalten. Von sich aus begann Hop kein Gespräch und Raelene war gerade nicht wirklich danach, eines zu erzwingen. Zumal sie allgemein keine Lust hatte zu reden, nicht mehr. Daher ging sie mit gesenktem Kopf neben Hop her und fragte sich selbst, warum sie das mit Delion und Sania nie kommen gesehen hatte. Dabei war es recht offensichtlich gewesen, so gut wie die zwei sich verstanden.

Ihr entglitt ein leises Seufzen, woraufhin Hop das Schweigen brach. „Was denn, seit wann bist du so leicht zu ermüden? Wir sind doch schon da~.“

In der Tat, sie standen vor dem Labor. Lächelnd schloss Hop die Tür auf und ließ ihr den Vortritt. Aufgrund des bewölkten Himmels wirkte es drinnen etwas düster, also schaltete er auch das Licht an, kaum dass er ebenfalls einen Fuß ins Innere gesetzt hatte. Ziellos ließ Raelene den Blick schweifen und blieb beim Eingang stehen, da sie davon ausging, dass sie direkt wieder zum Grillfest zurückkehrten, sobald Hop fand was er haben wollte.

Zu ihrer Überraschung griff er aber nach ihrer Hand und zog sie mit sich, in den Küchenbereich des Labors, wo er sie behutsam dazu brachte sich an den Tisch zu setzen. Ratlos folgte Raelene ihm nun mit ihrem Blick, bis er ebenfalls auf einem der Stühle Platz nahm, direkt gegenüber. Anschließend nahm er seine Brille ab, die er erst seit Kurzem trug, und legte sie zur Seite.

„Sorry, für diese Entführung.“ Auf einmal wirkte er ziemlich ernst. „Aber ich dachte, dass ich dich da rausholen muss, so gequält wie du ausgesehen hast.“

Erschrocken drückte Raelene sich mit dem Rücken gegen die Lehne des Stuhls. „Was?“

„Keine Panik, außer mir hat es sonst niemand gemerkt. Dafür waren alle zu sehr auf Delion und Sania fixiert.“

Allein ihre Namen zu hören, sorgte dafür, dass Raelene auf ihrem Platz ein Stück tiefer rutschte. Warum tat das nur so weh? Wegen so etwas sollte sie sich nicht derart schlecht fühlen. Schon weil Delion und Sania glücklich ausgehen hatten. Eigentlich wäre es besser, sich einfach nur für die beiden zu freuen. So wie jeder andere.

„Du bist in meinen Bruder verliebt, hab ich recht?“, fragte Hop offen, wobei er sie aufmerksam ansah.

Leicht panisch erwiderte Raelene seinen Blick und schüttelte den Kopf. Nicht, weil sie seine Frage verneinen wollte, sondern vielmehr als stumme Bitte, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Falls Hop schon vorher den Verdacht gehabt hatte, dass Raelene mehr für Delion fühlte, als nur Freundschaft, musste seine Vermutung spätestens heute Bestätigung gefunden haben. Normalerweise gab Raelene sich Mühe, ihre Gefühle zu unterdrücken, doch nach der Bekanntgabe war sie dazu nicht mehr richtig fähig gewesen.

„Ich kann mir denken, dass du darüber nicht reden willst.“ Hop lehnte sich nach vorne, sichtlich besorgt. „Aber-“

„Aber was?“, unterbrach Raelene ihn, mit heiserer Stimme. Lächelnd schüttelte sie abermals den Kopf. „Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst. In dem Fall ist reden nur leider … keine Option.“

„Stillschweigend vor sich hin leiden dagegen schon?“, wandte Hop ein.

Raelene stieß einen erschöpften Laut aus. „Ja, ist es.“

Egal, wie viel sie darüber reden würden, es könnte nicht dafür sorgen, dass sie sich besser fühlte. Anscheinend sah Hop das anders, denn er starrte sie weiterhin entschlossen an. Also würde er das Thema nicht einfach auf sich beruhen lassen. Demnach blieb Raelene keine andere Wahl, sie müsste reden. Sonst käme Hop noch auf die furchtbare Idee Delion persönlich einzuweihen und eine Lösung finden zu wollen – hierfür gab es allerdings keine.

„Ich … liebe deinen Bruder schon ein paar Jahre“, begann Raelene zögerlich. „Da konnte ich es ihm aber nicht sagen, schließlich war ich noch minderjährig und ich wollte nicht, dass er es am Ende genau darauf schiebt. Dass er glaubt, es wäre nur eine Phase. Also habe ich gewartet.“

Nickend hörte Hop ihr geduldig zu, immer noch fest in dem Glauben, es könnte ihr helfen, wenn sie darüber redeten. Nach Worten ringend gestikulierte Raelene mit den Händen und konnte sich nicht sofort überwinden weiterzusprechen. Es fiel ihr schwer. Schwerer als alles, was sie bisher in ihrem Leben getan hatte.

„Bis ich achtzehn geworden bin“, fuhr sie irgendwann fort. „Ich wollte Delion sagen, was ich für ihn empfinde und bin zu ihm gegangen.“

Erstaunt weiteten sich Hops Augen. „Wirklich? Davon hat er mir gar nichts erzählt.“

„Weil ich nie dazu kam, es ihm gegenüber laut auszusprechen.“ Raelenes Mimik nahm eine traurige Note an, erst recht durch das schwache Lächeln, das sie krampfhaft durchsetzte. „Wir haben uns eine Weile nett unterhalten, die Stimmung war gut. Nur verlief sie in eine ganz andere Richtung, als er meinte, ich wäre für ihn nicht nur eine sehr geschätzte Rivalin, sondern auch wie eine Schwester.“

Hop presste Luft zwischen seinen geschlossenen Lippen hervor und fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht. Sicher machte er Delion keine Vorwürfe deswegen, genauso wenig wie Raelene. Auch ihm schien trotzdem klar zu sein, wie hart es war, so etwas von der Person gesagt zu bekommen, die man liebte.

Gespielt gelassen zuckte Raelene mit den Schultern. „In dem Moment war mir klar, dass ich niemals auch nur den Hauch einer Chance hatte. Und jetzt hab ich das sowieso nicht mehr. Ich hab Sania echt gern, sie ist eine tolle Frau. Perfekt für Delion.“

Deshalb würde Raelene ihre Gefühle auch in Zukunft für sich behalten und bat Hop darum, ebenso zu schweigen. Sie täten niemandem einen Gefallen damit, es Delion oder Sania zu sagen. Wozu auch? Das würde nur ihre Freundschaft zueinander nachhaltig schädigen. Und das wollte Raelene nicht.

Wenigstens erkannte Hop das auch und stimmte zerknirscht zu. „Was wirst du dann tun?“

„Ehrlich gesagt, habe ich schon vor dem Grillfest heute darüber nachgedacht wegzugehen“, gestand Raelene. „Nach Einall.“

„Wieso ausgerechnet nach Einall?“

„Weil da vielleicht irgendwo mein Vater ist.“

Verständlicherweise war Hop von dieser Information überrascht. Bislang hatte es nie einen Grund dafür gegeben, mit ihren Freunden darüber zu sprechen. Zumal sie sich selbst Ewigkeiten keinerlei Gedanken mehr um ihren Vater gemacht hatte. Erst seit sie sich als Delions Schwester bezeichnen konnte, war in ihr dieses Verlangen wieder erwacht. Denn sie wollte unbedingt etwas von ihm wissen.

„Moment, und was ist mit der Arena-Challenge?“, bemerkte Hop, der leicht nervös wurde. „Nimmst du dieses Jahr nicht daran teil?“

Raelene senkte bedrückt den Kopf. „Ich habe vor, gar nicht mehr daran teilzunehmen.“

„Delion wird sich wundern, warum du auf einmal nicht mehr mitmachst.“

„Ja, aber nur am Anfang. Irgendwann wird er sich denken, dass ich eine andere Bestimmung gefunden habe.“ Überfordert rieb Raelene sich die Augen und schlang die Arme um sich. „Ich kann deinem Bruder einfach nicht mehr so nahe kommen.“

Immerhin war sie nur wieder und wieder bei der Arena-Challenge dabei gewesen, weil sie diesen intensiven, finalen Kampf mit Delion so sehr liebte. Bislang war das ihre einzige Möglichkeit gewesen, sich mit ihm richtig verbunden zu fühlen. Darum hatten ihr auch die Niederlagen nicht viel ausgemacht. Nun musste sie das aber einstellen. Sania zuliebe.

„Einige Hater sind eh der Meinung, ich sei egoistisch, weil ich anderen nicht mal die Chance gebe, so weit zu kommen“, murmelte sie. „Also ziehe ich mich lieber jetzt zurück.“

„Mir gefällt das alles nicht.“ Angespannt verschränkte Hop die Arme. „Es klingt so endgültig. Hast du etwa vor, in Einall zu bleiben?“

Raelenes Schweigen war Antwort genug. Natürlich konnte sie Hop verstehen, denn für ihn kam das genauso plötzlich wie Delions und Sanias Verkündung, dass sie ein Paar seien. Letzteres war für ihn zwar eher etwas Positives, seine Kindheitsfreundin wollte er dafür jedoch nicht verlieren. Nicht ohne sie davon zu überzeugen, zu überstürzt zu handeln.

„Was ich jetzt sage, wird ziemlich unsensibel klingen“, warnte Hop, gefolgt von einer Entschuldigung für seine folgenden, recht taktlosen Worte. „Denkst du nicht, dass du mit der Zeit jemand anderen finden wirst? Musst du direkt die Region verlassen, nur weil du … ich meine, Delion ist toll, aber es gibt auch andere Männer. Du wirst dich irgendwann neu verlieben.“

Tatsächlich waren diese Worte schmerzhaft, weshalb Hop sich erneut entschuldigte. Er meinte es nur gut, Raelene konnte ihm gar nicht böse sein. Schließlich hatte er sie aus Sorge hierher verschleppt. Viele andere würden ihm sogar zustimmen, denn sie war jung. Junge Leute hatten noch ihr ganzes Leben vor sich, so hieß es immer. Und vielleicht war es wirklich dumm, sich wegen seiner ersten unerwiderten Liebe derart beeinflussen zu lassen. Nur …

In der Sekunde, als Delion sie unbewusst zurückgewiesen hatte, war es ihr so vorgekommen, als wäre gleichzeitig ihre gesamte Existenz umgeschrieben worden. Ihr war klar, wie verrückt das klang. Übertrieben sogar. Dennoch … hatte sie Champ werden wollen, wegen Delion. Schon von klein auf war da immer nur Delion als Motivation gewesen.

Nach ihrer ersten Niederlage im Champ-Cup hatte sie verschiedene Dinge ausprobiert, die sie stattdessen tun könnte, doch nichts war halbwegs erfüllend. Dieses Gefühl der Vollkommenheit spürte sie nur, sobald Delion da war. Es gab nichts, was sie persönlich ausmachte – die Liebe zu Pokémon war im Grunde keine individuelle Eigenschaft, denn nahezu jeder Mensch fand seine Leidenschaft in ihnen. Nun, nachdem sie Delion zusammen mit Sania gesehen hatte, fühlte sie sich schlicht leer.

Hop wirkte enttäuscht, wahrscheinlich in erster Linie von sich selbst. „... Reden hat wohl wirklich nicht geholfen.“

„Sorry.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, diesmal war es aufrichtig. „Ganz unrecht hast du aber nicht. Ich gehe nach Einall, um etwas zu suchen. Sozusagen mein Schicksal. Was ich tun will. Was mich erfüllt, ähnlich wie du damals, als du im Schlummerwald nach deiner Bestimmung gesucht hast … dafür brauche ich Abstand zu Delion.“

„Verstehe ...“

Ein leises Prasseln war zu hören. Es hatte angefangen zu regnen.

Niemand von ihnen sagte etwas, für mehrere Minuten. Nachdenklich lauschten sie dem Klang des Regens, der die Atmosphäre noch erdrückender machte. Anscheinend hatte Raelene zwischendurch zu weinen angefangen, was ihr erst bewusst wurde, als Hop aufstand und in der Küche nach einem Tuch suchte, das er ihr geben konnte. Dankbar nahm sie es an und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Hop?“, nuschelte Raelene, in das Tuch hinein.

Tröstend strich er ihr über den Rücken. „Ja?“

„Du solltest es Gloria sagen.“

Ein leises Lachen folgte. „Ja … mach ich.“

Seiner Neugier folgend, hakte Hop im Anschluss nach, warum genau Raelene ihren Vater finden wollte. Um ihn zufriedenzustellen, gab sie ihm eine standardmäßige Antwort darauf und behauptete, einfach nur wissen zu wollen, wie der andere Teil ihrer Wurzeln aussah. Für ihn war das Erklärung genug, so dass er es dabei beließ.

In Wahrheit wollte Raelene etwas ganz anderes von ihrem Vater Erfahrung bringen. Etwas, wovon Hop sie womöglich abhalten wollen würde, sollte er davon erfahren. Es ging um eine bestimmte Aussage, mit der ihr Vater sie als Kleinkind einst in einem Anfall von Wut verunsichert hatte, kurz bevor er verschwunden war:

Du bist ein Nichts. Erwarte also nicht, dass dich irgendjemand jemals lieben wird.“

Shot 7: Ich will mich bei dir entschuldigen

Egal, wie oft Raelene die Schachtel, die sie bei sich trug, öffnete, und hineinsah, an dem Inhalt veränderte sich nichts: Ein selbstgebackener Kuchen, der wirklich furchtbar ungenießbar aussah.

Wenn man es wusste, erinnerte er vom Aussehen her entfernt an ein Glumanda mit Gesichtsdeformation. Ohne dieses Wissen sah der sogenannte Kuchen aber nur aus wie ein hellroter Klumpen, gefüllt mir Beeren, den man zu lange im Ofen gelassen hatte. Tatsächlich war er leicht angebrannt. Zwar hatte Mary ihr versichert, dass es nicht allzu schlimm sei und er durchaus noch essbar wäre, doch Raelene zweifelte irgendwie daran.

Dabei hatte sie sich beim Backen so viel Mühe gegeben und alles genau nach Rezept gemacht. Vielleicht wäre es besser gewesen Marys Hilfe früher anzunehmen, dafür war es jedoch zu spät. Allerdings könnte sie sich noch dazu entschließen dieses missratene Werk nicht abzuliefern und einfach wieder zu gehen. Schließlich wusste die Person, für die dieser Kuchen bestimmt war, nichts davon.

In diesem Moment stand sie im Kampfturm vor Delions Bürotür, schon seit mehreren Minuten. Eigentlich sollte dieser Kuchen nämlich ein Geschenk für ihn sein, weil sie sich bei ihm entschuldigen wollte. Für all den Ärger, den er ihretwegen in den letzten Monaten durchmachen musste.

Delion wird denken, dass ich ihn vergiften will, wenn ich ihm das gebe …

Seufzend öffnete sie erneut den Deckel der Schachtel und betrachtete den Kuchen unzufrieden. Langsam sollte sie sich entscheiden, was sie tun wollte. Besser wurde die Lage sowieso nicht, indem sie sich die Beine in den Bauch stand. Darauf zu hoffen, der Kuchen könnte auf wundersame Weise eine Entwicklung durchmachen, wie ein Pokémon, und zu einem wunderschönen Kunstwerk in der Geschichte des Backens werden, war lächerlich.

Raelene schloss die Schachtel und starrte angespannt auf die verschlossene Tür vor sich. Begeistert wäre Delion so oder so nicht, sie zu sehen. Kuchen hin oder her. Dafür hatte sie ihm zu viele Probleme gemacht. Inzwischen war sie sich dessen bewusst. Sie hatte verstanden, dass es falsch war, sich krampfhaft ändern zu wollen. Dadurch war sie nur zu einer Nervensäge mutiert, die jeden in den Wahnsinn trieb.

Wie sollte sie Delion glaubhaft erklären, sich bessern zu wollen? Falls sie es jetzt nicht versuchte, würde sie diesen Schritt vermutlich auch in Zukunft nicht wagen, denn es erschien ihr so unmöglich. Demnach blieb ihr nur sich dieser Herausforderung zu stellen. Außerdem wünschte sie sich wieder eine bessere Beziehung zu Delion. Nicht nur, weil er als Liga-Präsident ihr Chef war. Sie wollte ihn vor allem wieder als Freund zurückgewinnen, den sie schon so lange kannte. Dank dem sie vor etwa vier Jahren Hopplo kennenlernen und an der Arena-Challenge teilnehmen durfte.

„Okay“, sprach sie sich selbst Mut zu. „Ich schaffe das. Champ Time!“

Entschlossen hob Raelene eine Hand, gewillt zu klopfen, verharrte jedoch tatenlos in dieser Position. Einige Sekunden später wandte sie sich ab und fluchte über sich selbst. Warum war das so schwer? Irgendwie musste sie einen Weg finden, sich dieses Vorhaben zu erleichtern. Einfach vor der Tür abstellen käme nicht in Frage, da sie ihm ins Gesicht schauen wollte, wenn sie sich entschuldigte. Das wäre das mindeste, sonst kaufte er ihr den Willen zur Besserung erst recht nicht ab.

„Ah, ich hab's~.“

Raelene balancierte die Schachtel vorsichtig auf einer Hand, um mit der anderen einen ihrer Pokébälle hervorzuholen. Kurz darauf stand Wolly vor ihr und blökte laut.

„Pssst!“, ermahnte Raelene sie dazu still zu sein. „Kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Ich habe eine Überraschung für Delion. Magst du vorgehen und ihn zuerst begrüßen? Das freut ihn bestimmt.“

Wollys waren so niedlich und unschuldig, da konnte Delion gar nicht anders als schwach zu werden. Garantiert! Somit wäre er etwas milder gestimmt und Raelene könnte ihm ohne Furcht unter die Augen treten. Fröhlich gab Wolly diesem Plan ihren Zuspruch, was sie zuversichtlich stimmte. Sie fühlte sich schon viel sicherer, als sie sich abermals der Tür zuwandte und diesmal ohne zu zögern klopfte.

Erst einige Sekunden später ertönte dumpf Delions Stimme von der anderen Seite: „Herein!“

„Dein Auftritt~.“

Raelene öffnete die Tür weit genug, damit Wolly hindurch schlüpfen und das Büro betreten konnte, während Raelene weiter draußen wartete. Nervös blieb sie außer Sicht und lauschte. Ihr Wolly gab mehrere glückliche Laute von sich und schien dabei herumzuhüpfen, sofern Raelene die Geräusche richtig deutete.

Wie erhoffte reagierte Delion positiv, seine Stimme klang sanft. „Hey~. Was machst du denn hier? Haben wir einen Termin?“

„Woll!“

„Na, komm her~.“

Wahrscheinlich hüpfte Wolly nun zu Delions Schreibtisch, wo er ihr liebevoll den Kopf tätscheln würde. Zumindest stellte Raelene sich das vor. Als es kurz verdächtig still wurde, bekam sie aber doch ein schlechtes Gefühl.

„Also“, rief Delion auf einmal laut, mit etwas Nachdruck, „wo ist denn deine Trainerin, hm?!“

Am liebsten wäre Raelene auf der Stelle in ein Loch versunken. Er wusste, dass sie da war! Nicht irgendjemand, sondern speziell sie. Der Champ. Sein Tonfall verriet ihr das. Also erkannte er sogar schon ihr Wolly auf den ersten Blick? Davon war Raelene mehr als beeindruckt. Dummerweise bedeutete das aber, ihr Plan ging nur zur Hälfte auf.

Champ“, betonte er, bereits mit einem genervten Unterton. „Jetzt komm schon rein.“

„Woll?“

„Ich hasse dich, Rebellen-Ich“, flüsterte Raelene.

Leichte Kopfschmerzen bahnten sich an. Mit denen hatte sie schon seit einigen Tagen zu kämpfen. Sie fuhr sich mit einer Hand durch die kurzen Haare, die sie mittlerweile nicht mehr ertragen konnte, und holte tief Luft. Danach drückte sie mit der Schulter die Tür richtig auf und klammerte sich an der Schachtel fest, wie an einem Rettungsring.

Zögernd betrat auch Raelene das Büro. Wolly hockte scheinbar neben Delion an seinem Stuhl, hinter dem Schreibtisch, weshalb sie die Kleine nicht sehen konnte. Lächelnd lehnte er sich zu ihrem Pokémon vor und sprach leise mit ihr. Worüber Delion mit Wolly redete konnte Raelene leider nicht verstehen, doch sie machte sich keine Sorgen deswegen. Gegenüber Pokémon verhielt Delion sich immer herzlich und fürsorglich.

Erst als er sich wieder aufrichtete und Raelene ansah, verhärteten sich seine Gesichtszüge schlagartig. „Guten Tag, Champ. Kann ich dir helfen?“

Natürlich zeigte Delion sich distanziert, ganz wie erwartet. Dass sie nicht mehr wie eine Punkerin gekleidet war und nach Ewigkeiten mal wieder zu einem sportlichen Outfit gegriffen hatte, half scheinbar nicht dabei, sein Misstrauen wenigstens ein klitzekleines bisschen abzuschwächen. Wäre auch zu schön gewesen. Mit Sicherheit vermutete er sogar eine Art Falle hinter ihrer optischen Rückkehr zum Ursprung.

Wenigstens hatte Raelene nichts mehr angestellt, wegen dem er sie zurechtweisen müsste. Ein strenger Delion, der dabei war, die Schwelle der Wut zu überschreiten, konnte nämlich wahrlich furchteinflößend sein. Auf diese Erfahrung wollte Raelene zukünftig lieber verzichten. Sie würde sich darum bemühen, ihm keinen Grund mehr zu liefern, ihr eine Predigt halten zu müssen.

Da Delion auf Raelene fixiert war, huschte Wolly hinter dem Schreibtisch hervor und erkundete neugierig das Büro, als wäre sie noch nie zuvor hier gewesen. Unbeholfen hielt Raelene die Schachtel etwas hoch, fand jedoch keine passenden Worte für einen Anfang. Derweil griff Delion nach einem Kugelschreiber und tippte mit der Spitze ungeduldig gegen die Oberfläche des Tisches – verschiedene Stapel aus Dokumenten lagen unsortiert auf diesem herum.

„Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“

„D-doch“, stotterte Raelene. „I-ich … weiß nur nicht, was ich sagen soll.“

Delion schloss kurz die Augen, atmete kaum merklich durch und machte eine einladende Handbewegung. „Wie wäre es damit, mir zu sagen, weswegen du mich aufsuchst?“

Raelene nickte verkrampft. „Ja, das ist … eine gute Idee.“

Da sie den Mund öffnete, aber für mehrere Sekunden wieder nichts sagte, herrschte eine Weile Stille im Raum – wenn man von Wolly absah, deren gute Laune nie etwas trüben konnte. Offenbar machte Raelene einen mitleiderregenden Eindruck, denn Delions Gesichtszüge wurden weicher und er lehnte sich vor, um mit dem Kugelschreiber auf einen der Stühle vor seinem Schreibtisch zu deuten.

„Setz dich erst mal. Dann holst du tief Luft und sagst mir, was los ist.“

Dankbar nahm Raelene das Angebot an und stellte zunächst vorsichtig die Schachtel auf dem Schreibtisch ab, ehe sie Platz nahm. So viel Einfühlungsvermögen hatte Delion ihr gegenüber schon lange nicht mehr gezeigt. Vielleicht konnte sie die Beziehung zu ihm wirklich noch kitten. Also atmete sie einige Male tief und gleichmäßig durch, bis sie das Gefühl hatte, endlich normal mit ihm sprechen zu können.

„Ich will mich bei dir entschuldigen“, sagte sie aufrichtig.

Sofort zog Delion die Augenbrauen zusammen. „Hast du schon wieder etwas angestellt?“

„Nein ...“ Als Raelene den Kopf schüttelte, spürte sie erneut einen stechenden Schmerz. „Diesmal nicht.“

„Wofür genau willst du dich dann entschuldigen?“

„Für alles.“

Reichlich skeptisch lehnte Delion sich zurück. Sein Blick war fest auf sie fixiert, beinahe als befürchtete er einen Angriff, sollte er nur eine Sekunde unachtsam sein. Dieses Verhalten konnte Raelene ihm nicht übel nehmen. Ihre letzten Gespräche miteinander waren laut und unschön gewesen. Garantiert hätte Delion sie gerne mehrmals gefeuert, sofern ihm das möglich wäre – nur hätte er das anschließend der Öffentlichkeit erklären müssen.

„Ich war in diesem Jahr unausstehlich.“ Am liebsten hätte Raelene beschämt den Blick abgewendet, doch sie wollte ihm in die Augen schauen und beweisen, dass sie es ernst meinte. „Und ich habe nicht nur dir, sondern auch vielen anderen von der Liga Schwierigkeiten bereitet. Trotzdem habt ihr euch alle immer um mich bemüht, egal wie schwer ich euch das Leben gemacht habe. Mein Verhalten war egoistisch und kindisch. Das tut mir wirklich leid ...“

Delion blinzelte überrascht und benötigte diesmal selbst einen Augenblick, bis er seine Sprache wiederfand. „Aaalso ... ich fasse es positiv auf, dass du dich entschuldigst. Aber wie kommt es auf einmal dazu?“

Verständlich, dass ihn das interessierte. Für ihn kam dieser Sinneswandel aus dem Nichts, genau wie damals, als ihre rebellische Phase angebrochen war. Eine Erklärung konnte Raelene ihm daher nicht verwehren, nur wusste sie nicht so genau, wie sie darauf antworten sollte. Nicht, ohne ihn mit all ihren tief sitzenden Sorgen zu belasten.

„Zum einen hatte ich viele Gespräche mit Iva, Gloria und Mary.“ Ungewollt fing ihre Stimme an zu zittern. „Zum anderen habe ich genug Zeit zum Nachdenken gehabt und festgestellt, dass ich mich inzwischen nicht mal mehr selbst leiden kann. Ich will so einfach nicht mehr sein.“

Nun brach sie doch den Blickkontakt ab und beobachtete ihr Wolly, wie sie gerade von einer Wand zur anderen rollte. „Ich bin nicht perfekt und das werde ich nie sein. Aber solange mich meine Pokémon, meine Mutter, meine Freunde und meine Fans so gern haben, wie ich bin, ist das schon in Ordnung. Dann ist es auch nicht schlimm, nur ein Ditto-Champ zu sein.“

„Bei dir klingt es so, als wäre das ein schlechter Spitzname“, kommentierte Delion erstaunt.

Als Raelene den Blick zurück zu ihm lenkte, stellte sie fest, dass seine Mimik insgesamt deutlich entspannter aussah. Auch seine Körperhaltung wirkte um einiges lockerer und nicht mehr professionell unterkühlt. Dadurch fühlte Raelene sich selbst wohler in seiner Gegenwart, dennoch war sie von seiner Aussage verwirrt.

„Na ja, es klingt nicht gerade positiv ...“

„Sagt wer?“ Offenbar erwartete Delion darauf keine Antwort, denn er fuhr direkt fort. „Dittos sind nicht nur niedlich, ihnen stehen auch alle Wege offen, weil sie sich jedem Pokémon anpassen können. Durch diese Fähigkeit schrecken sie nicht mal vor starken Gegnern zurück. Wer sich selbst nicht richtig einschätzen kann, wird gegen ein Ditto den Kürzeren ziehen. Sie sind wahre Meister darin, schnell durchzublicken und Techniken wirksam einzusetzen.“

Er nickte Raelene aufbauend zu. „Ist doch also ein toller Spitzname, den deine Fans dir gegeben haben.“

„Meine Fans?“, wiederholte sie.

„Während deines letzten Schaukampfes haben sie dich mit diesem Ausruf angefeuert und haufenweise Fahnen und so gebastelt, auf denen stand, dass sie an dich glauben. Ist dir das nicht aufgefallen?“

Ehrlich gesagt hatte Raelene angenommen, ihre Hater wären so weit gegangen, sie sogar live im Stadion fertigmachen zu wollen. Also hatte sie lieber nicht genau auf die Zuschauer geachtet und sich nur stur auf den Kampf gegen Mel konzentriert. Nun erschien es ihr im Nachhinein lächerlich. Wieso sollte man Geld für jemanden ausgeben, den man gar nicht unterstützen wollte? Falls doch einige Leute anwesend gewesen waren, die Raelene nicht mochten, hatten sie sicher eher Mel zugejubelt, statt ihre Energie für sie zu verschwenden oder gar irgendwelche Fahnen zu basteln.

Diese Erkenntnis rührte und erleichterte Raelene so sehr, dass sie lächeln musste. „Nicht wirklich.“

„Achte nächstes Mal darauf“, riet Delion ihr. Einer seiner Mundwinkel zuckte leicht nach oben, doch er besann sich schnell und tippte mit dem Kugelschreiber gegen die Schachtel auf dem Schreibtisch. „Und was hat es damit auf sich?“

„Ach, das ...“

Den Kuchen hatte sie fast verdrängt. Das Gespräch lief so gut, doch dieses Ding könnte alles mit einem Schlag zunichte machen. Zu ihrem Leidwesen fiel ihr spontan keine Ausrede dafür ein, was sie sonst in einer Schachtel mit sich herumschleppen könnte. Widerwillig schob Raelene sie also in Delions Richtung.

„Ich hab einen Kuchen gebacken, als Entschuldigung“, murmelte sie leise. „Er ist aber nicht gut geworden. Curry zu kochen liegt mir mehr ...“

Eine gewisse Neugier erwachte in Delion, weshalb er die Schachtel noch näher zu sich zog und sie sofort öffnete. Wie befürchtet verfinsterte sich sein Gesicht und er hob eine Augenbraue.

„Ähm … ich bin schon mal froh, dass es kein Voltobal oder Lektrobal ist“, gestand er.

Hatte Delion etwa ernsthaft mit einer Bombe gerechnet?

Schlimmer konnte es nicht werden.

„Bist du dir sicher, dass du dich hiermit entschuldigen und mich nicht vergiften willst?“

Es konnte doch schlimmer werden …

Augenblicklich fuhr Raelene von ihrem Platz hoch und riss die Schachtel hastig wieder an sich. „Tut mir leid! V-vergiss den Kuchen! Ich sagte ja, er ist nicht gut geworden. Wenn du willst, lade ich dich einfach zum Essen ein. Es gibt sicher großartige Restaurants in der Stadt. Wir könnten uns auch etwas liefern lassen.“

„Hey!“, wandte Delion laut ein und stand ebenfalls auf, was sie zusammenzucken ließ. „Ganz ruhig, ich hab nur Spaß gemacht. War nicht mein bester Witz. Roy kann das besser.“

Behutsam brachte er Raelene dazu, die Schachtel loszulassen, so dass er sie an sich nehmen konnte. Er legte den Kugelschreiber zur Seite und ging um den Schreibtisch herum zu ihr. Sofort kehrte die Anspannung zurück. Beinahe ängstlich sah sie zu Delion auf, der so viel größer war als sie. Beruhigend lächelte er ihr zu – etwas, wovon sie schon nicht mehr zu träumen gewagt hätte, es jemals wieder zu sehen.

„Versprich mir, dass du ab jetzt keinen Unsinn mehr anstellst“, sagte er, wohltuend freundlich. „Dann verzeihe ich dir alles, was dieses Jahr vorgefallen ist. Abgemacht?“

Einladend streckte Delion ihr die Hand entgegen. Erleichterung erfasste Raelene. Er war dazu bereit, ihr zu verzeihen! Schnell schlug sie ein, mit beiden Händen, bevor er es sich anders überlegen konnte, und atmete auf. Ihre Dankbarkeit für diese zweite Chance spiegelte sich in ihren glasigen Augen wider, mit denen sie ihn ansah.

„Ich verspreche es!“, entgegnete Raelene entschlossen. „Du wirst sehen, ich werde mich bessern und ein großartiger Champ werden!“

„Es wäre schon großartig genug, wenn ich weniger Schadensbeseitigung betreiben muss.“

Räuspernd versuchte Delion seine Frustration und Überarbeitung bei diesem Thema zu überspielen, was in Raelene den Drang weckte sich nochmal zu entschuldigen. Wahrscheinlich half sie seinen strapazierten Nerven aber mehr, wenn sie ihre Worte in die Tat umsetzte und seine Arbeit somit einfacher machte. Sie konnte es kaum erwarten ihr neues Leben richtig in Angriff zu nehmen.

Plötzlich rollte Wolly gegen Delions Beine und blökte ihn erwartungsvoll an. Zu erkennen, was sie wollte, war nicht schwer. Hungrige Wollys machten ein ziemlich eindeutiges Gesicht. Außerdem hatte Hop schon von klein auf auch eines besessen, also konnte Delion eine Menge Erfahrung mit diesen Schaf-Pokémon sammeln.

Mit dem Daumen deutete er zu der Schachtel. „Sollen wir dann mal essen?“

„Du willst den echt probieren?“

„Klar, wäre doch sonst schade drum. Wir sollten nur in den Pausenraum gehen, denn hier habe ich keine Teller oder Besteck parat.“

„Woll!“

Sein Mut imponierte Raelene.

Seltsam zufrieden nahm Delion die Schachtel und gab ihr, so wie Wolly, zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Unterwegs erklärte er anschließend, dass er sich mal hatte sagen lassen, selbst wenn etwas nicht genießbar aussah, schmeckte es in der Regel trotzdem gut, solange es mit Liebe gebacken oder gekocht worden war. Natürlich fragte Raelene sich, wem er diesen Rat zu verdanken hatte, verzichtete jedoch darauf nachzuhaken. Ihr genügte es, dass er ihren missratenen Kuchen überhaupt probieren wollte.

„Sag mal“, warf Delion zwischendurch ein, „der Kuchen … was soll das darstellen?“

Autsch.

„Ein … Glumanda.“

„Oh.“ Mühevoll unterdrückte er ein Lachen. „Du hast dir echt Gedanken gemacht, was?“

„... Ich hoffe, dass ich dir nie wieder einen Kuchen backen muss.“

Lächelnd nickte er ihr zu. „Der Wille ist da, wie man an dem Kuchen sieht. Du schaffst das schon.“

Solange es Raelene gelungen war, einen Funken Glauben an sie in Delion zu entfachen, hatte sich die Mühe auf jeden Fall gelohnt. Bislang glaubte sie, dass ihr Weg ab jetzt endlich dorthin führen würde, wo sie hin wollte. Alles war gut, sie könnte es wirklich schaffen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Zum Einstieg ins Jahr 2022, etwas Kurzes mit Fluff~. ♥
Auf dass ich es schaffe, mal wieder mehr zu schreiben. Frohes neues Jahr an alle! =) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Tragischerweise hat Raelene Roy einfach nur zu einem dummen Zeitpunkt erwischt - in dem er seinen Frust über eine weitere Niederlage nicht mehr ganz so gut unter Kontrolle hatte (er braucht dringend ein Ventil).

Tragischerweise führt das dazu, dass Raelene in den nächsten Wochen die Erfahrung machen muss, dass einige Leute einen immer hassen werden, egal, wie sehr man sich bemüht - weshalb sie irgendwann dann anfängt extrem trotzig zu werden. Oh, du heitere Pubertät~!

Tragischerweise ist Delion dann derjenige, der, neben den beiden, dann auch noch ein Jahr lang deswegen - extrem - mitleiden muss.

Und, well, das wollte ich mal festhalten. Obwohl eigentlich kein Floink weiß, was genau es mit "Raelenes Rebellenphase" auf sich hat - außer  Flordelis und mir. xD
Hier wird auch mal deutlich, wie viel Druck Raelene sich die ganze Zeit selbst gemacht hat, besonders am Anfang. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Entstanden ist dieser OS aus einem Gedankenspiel. Was bleibt eigentlich noch von einem OC, wenn er seine Bestimmung in dem Fandom, für das er geschrieben wurde, nicht erfüllen kann? Das Ergebnis war ... nicht so schön. =(
Gut geschriebene Charaktere sollten trotzdem ihren Weg finden, keine Frage - und normalerweise habe ich mit sowas überhaupt keine Probleme. Bei Raelene war es aber einfach recht deprimierend. In Einall wird sie nämlich noch mehr schlechte Erfahrungen machen und sich hinterher erst recht verloren fühlen.
Ich wünsche ihr, dass sie es trotzdem irgendwie schafft, etwas zu finden, bei dem sie aufblühen kann. Auch ohne Delion.
Die letzte Aussage von Raelenes Vater ist gleichzeitig auch die Stimme von OC-Hatern ... :,D

... Jedenfalls musste ich mir diesen OS dann von der Seele schreiben, damit mich das Ganze nicht mehr blockiert. ;< Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Flordelis
2022-10-03T09:44:16+00:00 03.10.2022 11:44
Oooooooh ja, das war der Shot. Ich erinnere mich, dass ich ihn damals gelesen habe. ♥

> Delion wollte duschen gehen.
Ja, manchmal soll das vorkommen. :,D

> Vor Spannung und Aufregung gerieten dann sogar Raelene und Delion ins Schwitzen, weshalb er schwungvoll sein Oberteil aus-
So rein ist Raelene dann wohl doch nicht mehr. :,D
Aber wie kann das auch sein, wenn man erst mal mit Delion zusammen ist? Ich meine ... look at him! :,D

> während Azurill ihre Stirn ableckte – warum auch immer
Wahrscheinlich denkt Azurill, sie hätte sich ihre Stirn verletzt. ;<

Ha ha, Raes Redeschwal ist so süß. ♥
Kein Wunder, dass Delion so verliebt in sie ist.

Es ist ja gut, dass Delion sich seine Wechselkleidung noch schnell vorher geholt hat. Stell dir vor, er wäre nur mit einem Handtuch bekleidet, mit nassen Haaren, aus dem Bad gekommen. ♥

So süß, dass auch Delion Angst hat, er könnte sie vertreiben. ♥

Ein wirklich nicer und schöner Shot. Ich mag ihn sehr~. X3
Von:  Flordelis
2022-10-03T09:31:19+00:00 03.10.2022 11:31
Wenn ich gerade dabei bin, kommentiere ich auch endlich die anderen Shots, die bislang so unbeachtet von mir blieben. Me is sorry. ♥

Ha ha, als ich das erste Mal las, dass Delion von "unseren Kindern" sprach, war ich eerst so "Wutt, die haben hier schon Kinder?!". Aber dann war Raelene ja auch selbst verwirrt. :,D

> Sofort schoss Raelene die Hitze ins Gesicht. „Ich bin schwanger?!“
So süß, dass sie echt denkt, er wüsste darüber besser Bescheid als sie. XD
Ist aber auch irgendwie typisch. Ich liebe die beiden. ♥

> Bestimmt würde Nezz dennoch unter den Ersten sein, sobald sie doch mal Hilfe benötigte.
Er würde die ganze Zeit jammern, weil er keinen Bock darauf hätte, aber er wäre an vorderster Front, um zu helfen. Denn er ist Nezz und der ist nett. =D
Victor: Hast du dir das gerade ausgedacht?
Alo: Ja! =D
Victor: *facepalm*

Der Shot war so süß. ♥
Ich liebe die beiden halt echt~. Sie sind soooo fluffig. Gut gemacht, Schatz. X3
Von:  Flordelis
2022-10-03T09:22:48+00:00 03.10.2022 11:22
Da komm ich online und es ist ein neuer Snapshot da! Q^Q
Ich hab zwar noch nicht mal den letzten kommentiert, aber ich widme mich jetzt diesem, weil ich es kann, jaha~. ♥

Roy war bei dem Treffen echt voll creepy. Kann mir vorstellen, dass er manchmal so aussieht und rüberkommt, wenn er gerade eine echt miese Phase hat. Und gerade nach einer Niederlage ... ja. =/

> Sie fühlte sich wie ein winziges Raffel, das von einem Noctuh ins Visier genommen wurde.
Ich mag diesen ganzen Vergleich total. Nicht nur, weil er irgendwie voll elegant ist und perfekt in die Welt passt, er zeigt einfach auch ideal, wie Raelene sich gerade fühlt. Das gibt halt echt eine bedrohliche Atmosphäre wieder.
Armer kleiner Schatz. :<

Die Social Media Kommentare sind krass fies. Aber hätte sie mit Delion darüber gesprochen, hätte er ihr bestimmt auch Nachrichten über sich gezeigt, während er noch Champ war. Und die waren bestimmt nicht sonderlich netter, sie kamen nur von anderen Leuten.
Delion: Die viel länger genervt waren, weil ich so lange Champ war. Im Ernst, einer hat dazu aufgerufen, Glurak zu klauen, damit ich nicht mehr so unbesiegbar bin. =_=
Alo: Einer, wie kannst du nur?! D:
Soma: Lass das! =_=

Tragisch, dass Roy ganz am Ende dann noch diese Nachricht schrieb. Ich glaub aber, in der Phase hätte er sie vielleicht trotzdem nicht wieder einfangen können. =/
Arme Raelene. :<
Iva: *Raelene umarm* ♥
Von:  Flordelis
2022-01-09T19:14:14+00:00 09.01.2022 20:14
Oh, das ist eine große Überraschung~. ♥
Aber mich freut es~.

> Raelene versteckte sich hinter dem Alter am See
Nein. ;<

> Im Wald selbst kam also kaum etwas von dem Regen an.
Durch das "also" wirkt es, als sei es eine logische Schlussfolgerung aus dem vorigen Satz. Ich kann mir denken, worauf du hinauswolltest, aber durch den ganzen Nebensatz mit dem Wellenspiel, wirkt es in diesem Satz eher danach, als sei das Wellenspiel dafür verantwortlich, dass kaum was vom Regen durchkommt. ;3

> sich in Roys Kreislauf der Erfolglosigkeit einzureihen
Roy freut sich vielleicht, wenn er nicht mehr allein darin ist. :,D

> obwohl er selbst verletzt wegen ihrem Verhalten war.
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. :,D
"wegen ihres Verhaltens" wäre ... richtiger? :,D

So, jetzt hab ich genug kritisiert.
Diese kleine Geschichte war wirklich süß. Ein bisschen traurig, dann rührend und einfach schön. ♥
Ich mag es, wenn die beiden zusammenfinden oder zusammen sind oder sie einfach nur abhängen. Sie sind so toll zusammen. Q^Q
Das hast du wirklich supernice gemacht! ♥

btw. wieder eine Timeline, in der Raelene zuerst ihre Liebe gestand. :,D
Von:  Flordelis
2021-12-31T23:42:10+00:00 01.01.2022 00:42
Awwww, das erste, was ich im neuen Jahr lese, ist ein fluffiger neuer One-Shot von dir. ♥

Ich lieb das Pairing ja sehr (hab es ja begründet, he he) und finde es schön, immer wieder etwas von den beiden zu lesen, auch wenn es nur so ein Ausschnitt ihrer gemeinsamen Freizeit ist. ♥
Besonders nice, wie Delion und Raelene sich schon Reiseziele für gemeinsame Urlaube und Abenteuertrips raussuchen, obwohl sie noch nicht mal in Alola waren und Kukui getroffen haben. X3 (Bestest Pokémon-Friends for a lifetime incoming!)

Ich find's voll toll, dass es so eine Glurak-Brücke in Einall gibt. Q^Q
Und es ist schön, wie Raelene Glurak dazu gebracht hat, ihm das Geheimnis zu zeigen. Bei ihr blühen sogar Delions Pokémon richtig auf~. (Hier darf Durengard nicht unerwähnt bleiben. ♥)

Der OS ist auf jeden Fall voll schön geworden, ich freue mich auch auf weitere von dir. ♥


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