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Another Side

Another World, another Wesker 1.5
von

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Kapitel 10: War es das wert?


 

Alex sah anders aus, als er erwartet hatte. Ihr blondes Haar war kurz geschnitten, ihre hellen Augen funkelten ein wenig im einfallenden Licht, nur ihr roter Lippenstift wirkte zu aufdringlich. Der weiße Anzug, den sie trug, ließ sie distanziert und kühl, fast übermenschlich, erscheinen. Wäre ihr aufreibendes Grinsen nicht gewesen, hätte er sie als hübsch bezeichnet. So erzeugte sie aber nur eine Gänsehaut auf seinen Armen.

Sie blätterte in einer Akte, die auf ihrem Schoß lag. »So, Alby, man hat dich also suspendiert, aber deine Dienstwaffe hast du behalten?«

»Woher weißt du von der Suspendierung?«

Sie schmunzelte. »Ach, dachtest du, man würde einen Mann ohne große Erfahrung oder Auszeichnungen direkt zum Captain einer Eliteeinheit ernennen?«

Eigentlich hätte er sich das bereits denken können, spätestens nachdem er Irons auf der Gehaltsliste entdeckt hatte. Enrico war wesentlich erfahrener als er und würde sich mit Sicherheit auch als besserer Captain beweisen, wenn er diese Gelegenheit gerade schon hatte.

Alex fuhr unbeirrt fort: »Nein, nein, Umbrella hat natürlich dafür gesorgt – um dich weiter im Auge zu behalten.«

»Der Angriff von diesem Monster damals … Er war kein Traum, oder?«

Alex sah ihn an, selbst das stolze Lächeln wirkte eher spöttisch. »Du erinnerst dich also daran. Ja, du wurdest damals von einem Versuchsobjekt gebissen, das irgendwie aus dem Labor entwischt ist. Ein unglücklicher Zufall – aber dadurch konnte man immerhin feststellen, dass du auch gegen Progenitor immun bist.«

»Progenitor?«

Alex hob eine Hand. »Du wirst doch ohnehin nicht auf deine Schwester schießen, nimm die Waffe runter und lass uns reden. Wir sind hier ganz allein und ich habe dich schon ewig nicht mehr gesehen. Freust du dich denn nicht?«

Seltsamerweise freute er sich tatsächlich, obwohl er misstrauisch war. Sie war bestimmt nicht hier, um mit ihm einen Kaffee zu trinken und dabei über ihr bisheriges Leben zu plaudern, schon allein, weil sie seines ja bereits kannte, wie die Akte auf ihrem Schoß bewies. Entgegen seiner Vernunft – und Enricos Tadel, den er sich gut vorstellen konnte – ließ er die Waffe sinken, behielt sie aber in der Hand, als er sich auf den Sessel setzte, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Okay, rede.«

Mit einem zufriedenen Lächeln erzählte sie ihm, dass Progenitor ein uralter Virusstamm sei – laut Theorien ein Treiber der Evolution –, den der Gründer von Umbrella, Dr. Oswell E. Spencer, nach dessen Entdeckung in den 60ern, ausgiebig erforscht hatte. »Er ist in der Lage, Lysis rückgängig zu machen und sogar tote Organismen wiederzubeleben.«

Albert musste in seinem Gedächtnis kramen, um sich zu erinnern, dass Lysis die Auflösung von Zellen nach Zerstörung ihrer Membran beschrieb. Wenn er das richtig verstand, bedeutete es also wirklich, dass der Virus die Regeneration beschleunigte. Und dass er die Basis für das T-Virus war, was sie ihm auch direkt bestätigte: »Die meisten Organismen sind diesem Virus nicht gewachsen, das bringt dann negative Effekte mit sich – wie eben dem Tod.«

Sie zuckte nonchalant mit den Schultern. »Umbrella forscht seit Jahren daran, den Virus zu stabilisieren, die Biowaffen, die sie dabei entwickeln, sind nur eine Möglichkeit Geld zu verdienen.«

An wen verkauften sie diese dann? Nein, das war egal, das hätte ihn bei der Arbeit interessiert, aber im Moment war er suspendiert und Albert interessierten andere Dinge mehr: »Was haben sie mit dir gemacht?«

Ihr Lächeln änderte sich um eine Nuance, sie wirkte gerührt, dass er sich noch immer Gedanken um sie machte. Sogar ihre Stimme wurde etwas sanfter: »Nachdem man mich adoptiert hat, wurde ich in eine Forschungseinrichtung gebracht. Dort hat man mir den Progenitor-Virus injiziert. Oh, du hättest die Gesichter sehen sollen, als gar nichts passiert ist!«

Lachend warf sie den Kopf zurück. »Und als sich zeigte, dass ich den Virus in meinen Körper integriert habe, wurde Spencer auf mich aufmerksam. Er nahm mich unter seine Fittiche, bildete mich aus – und er versprach mir, dich in Ruhe zu lassen, solange ich für ihn arbeite. Beobachtet haben sie dich aber trotzdem, als Vorsichtsmaßnahme und um mich zu kontrollieren.«

Dann war sie nur wegen ihm bei Umbrella? Er fühlte sich seltsam ergriffen deswegen, gleichzeitig freute er sich, dass er all die Jahre nicht umsonst an sie gedacht hatte. Aber etwas nagte da noch an ihm: »Was sollte das dann im R&D Center eigentlich?«

Ihre Zurückweisung, verbunden mit der Tatsache, dass sie ihn tatsächlich sterben lassen wollte, hatte ihn verletzt. Aber vielleicht gab es dafür eine Erklärung – und die präsentierte Alex ihm tatsächlich sofort, während sie abwinkte: »Das hast du ernst genommen? Ich habe den Countdown extra lang gesetzt, damit du rauskommst. Ich konnte nicht wissen, dass Everill« – sie sprach den Namen voller Abscheu aus – »versuchen würde, euch aufzuhalten.«

Sollte er ihr das glauben? Der Countdown hatte 15 Minuten betragen, das war wirklich viel Zeit gewesen, um aus einem derart kleinen Komplex zu entkommen. Ein kleiner Teil in ihm freute sich auch darüber, dass sie ihn nicht einfach töten wollte. Dieser winzige Teil hegte immer noch die Hoffnung, dass sie eine Familie sein könnten.

»Ich wusste, dass du es schaffen würdest«, sagte sie zufrieden, dann verzog sie ihr Gesicht. »Auch wenn mir lieber gewesen wäre, wenn du die anderen S.T.A.R.S. einfach zurückgelassen hättest.«

Störte es sie, dass er eine neue Familie hatte? Aber was erwartete sie, wenn er jahrelang nichts von ihr gehört hatte, im festen Glauben, dass sie nichts mehr von ihm wissen wollte oder gar tot sei?

»Jetzt ist ein wichtiges Gebäude für Umbrella weg«, bemerkte Albert. »Und die Regierung ermittelt gegen die Firma. War es das wert?«

»Absolut. Jeder Schlag gegen Umbrella ist ein guter Schlag.« Jedes einzelne ihrer Worte triefte vor Verachtung. »Sie haben mich vielleicht ausgebildet, aber ich bin darüber hinausgewachsen. Ich habe Pläne, von denen Spencer geträumt haben mag, aber wir werden sie umsetzen!«

Sie reckte das Kinn, ihre Augen funkelten triumphierend. Sein verwirrter Blick schien sie nur anzutreiben: »Du und ich, Alby, gehören zu jenen Menschen, die Progenitor unter Kontrolle halten können. Unsere Gene sind genau dafür ausgelegt, das bedeutet, wir sind der nächste Schritt in der Evolution!«

Plötzlich vibrierte ihre Stimme voller Wahn, die Gänsehaut kehrte zurück. Er schüttelte mit dem Kopf. »Was redest du da?«

»Verstehst du es denn nicht?« Sie sah ihn lächelnd an, in ihren Augen funkelten nicht nur Lichtreflektionen, sie leuchteten von innen heraus. »Wir sind dazu auserkoren, die Menschheit anzuführen!«

Ihm wurde eiskalt, als tausend Schauer über seinen Rücken fuhren. Das war genau das, was Wesker in der Welt der anderen Jill gewollt hatte. Sie ließ sich von seinem entgeisterten Gesichtsausdruck nicht einmal irritieren: »Wir beide können die Geschichte in eine neue Richtung führen und gleichzeitig die Welt retten!«

»Alex, hörst du dir selbst eigentlich zu? Was immer du da vorhast, es kann gar nicht funktionieren.«

Schon allein, weil es bestimmt genug Menschen gab, die sie aufhalten würden. In der Welt der anderen Jill hatte es ganze Organisationen gegeben, die sich nur damit beschäftigt hatten, Bio-Terroristen aufzuspüren und aufzuhalten. Auch hier würde das über kurz oder lang passieren, wenn erst einmal herauskam, was Alex vorhatte. Und er müsste das jemandem erzählen, er konnte sie nicht gewähren lassen, auch wenn sie seine Schwester war.

Alex blieb seltsam vergnügt. »Wenn du meinen Plan kennen würdest, wärst du bestimmt genauso überzeugt wie ich.«

Auf seinen Einwand, dass sie ihm den Plan doch einfach mitteilen könnte, hob sie mahnend einen Zeigefinger. »Uh-uh-uh! Wenn ich ihn dir jetzt erkläre, wirst du damit doch nur zu deinen kleinen Freunden rennen und denen alles erzählen.«

»Warum bist du dann hier?«, fragte er ratlos. »Was willst du von mir?«

»Zwei Dinge. Ich wollte dich einmal direkt sehen. Es ist über zwanzig Jahre her, seit wir im Waisenhaus getrennt wurden. Auch mich treibt die Sehnsucht um.«

Also lag ihr doch noch etwas an ihm? Vielleicht war er nicht der einzige von ihnen, der sich danach sehnte, dass sie wieder eine Familie sein könnten. Aber je mehr er von Alex' Wahn hörte und sah, desto geringer empfand er die Wahrscheinlichkeit, dass es so weit käme.

»Außerdem wollte ich dir einiges mitteilen«, fuhr Alex fort. »Ich arbeite mit Umbrella, um meinen eigenen Plan zu verwirklichen, wenn diese Firma dabei untergeht, ist das nur umso besser.«

Sie beugte sich vor, um ihm eindringlich anzusehen. »Ich will, dass du dich mir anschließt, dass wir zusammen die Menschheit voranbringen.«

»Das kann ich nicht tun«, erwiderte er sofort. »Es ist falsch, und zum Scheitern verurteilt.«

»Ich hatte befürchtet, dass du ablehnen würdest.« Seufzend hob sie die Schultern. »Aber ich kann wirklich sehr überzeugend sein, Alby. Ich werde also nicht einfach aufgeben.«

Dabei gab es nichts, was sie tun könnte, um ihn dazu zu bringen, so etwas Dummes zu tun. Viel eher würde er versuchen, sie davon zu überzeugen, es zu lassen. »Alex, du solltest die Gelegenheit nutzen, Umbrella hinter dir zu lassen. Enrico setzt sich bestimmt dafür ein, dass deine Strafe nicht zu hoch ausfällt, wenn überhaupt eine für dich folgen wird. Ich rede mit dem FBI, wir bekommen das alles geregelt!«

Sie lächelte, vielleicht rührte es sie auch, dass er sich solche Gedanken um sie machte – oder es bestärkte sie nur in ihrem Glauben, dass sie ihn überzeugen könnte. »Ich werde Umbrella hinter mir lassen, aber anders, als du es dir wünschst. Und du wirst mir helfen, da bin ich mir sicher.«

Sie nahm die Akte von ihrem Schoß und legte sie auf seinem Tisch ab. »Nur falls du wissen willst, was Umbrella so alles über dich in Erfahrung gebracht hat. Vielleicht ist das ja Argument genug, dass du einsiehst, wie recht ich habe.«

Nach einem letzten, fast bedauernden Blick erhob sie sich und ging in Richtung seiner Tür. Er sah weiterhin auf die Akte, die überraschend dick war. Ob darin ungeschwärzte Ergebnisse seiner Untersuchungen standen? Am liebsten hätte er sich direkt darauf gestürzt, doch solange Alex noch hier war, hielt er an sich. Selbst als er sie ansprach, sah er sie nicht an. »Was macht dich so sicher, dass ich nicht direkt zum FBI gehe und ihnen von diesem Gespräch erzähle?«

»Oh, gut, dass du mich erinnerst.« Plötzlich kam sie mit raschen Schritten auf ihn zu.

Er wandte den Blick in ihre Richtung, da rammte sie ihm bereits eine Nadel in den Hals, etwas drückte in seine Vene. Überrascht fuhr er hoch, seine Hand griff nach dem Fremdkörper, den er sofort herauszog und ungläubig betrachtete. Es war ein Injektor, er war leer. Verwirrt sah er zu Alex, die sich rückwärts von ihm entfernte. Sie lächelte nicht mehr, es kam ihm sogar vor, als bedauerte sie ihre Handlung.

»Was hast du getan?«, fragte er, seine aufgewühlten Emotionen ließen seine Stimme wegbrechen.

»Wir haben Redfield benutzt, um ein Mittel zu entwickeln, das seine Antikörper unterdrückt«, erklärte sie rasch, als wüsste sie, dass es notwendig war, es ihm schnell zu erklären. »Das ist das Ergebnis davon. Es wird ein paar Tage dauern, bis all deine Antikörper fort sind, aber schlussendlich wird Progenitor dich übernehmen. Es sei denn, du schließt dich mir an.«

Ihre Mundwinkel zuckten ein wenig. »Wenn du dem FBI von meinem Besuch erzählst, war es das für dich – und für alle, die du liebst

Dieser bittere Ton bei dem letzten Wort … sie trug es ihm wirklich nach, dass er jemand anderen gefunden hatte. »Ich hoffe, dass du dich richtig entscheidest.«

Damit fuhr sie herum und ging. Er wollte ihr folgen, sie aufhalten, doch seine Beine versagten ihm den Dienst, er sank in die Knie. »Alex!«

Sie war schon längst nicht mehr da, als er ihr hinterhersah – sein Blick war so verschwommen, dass ihm schwindelig wurde –, dennoch streckte er seine Hand nach ihr aus. »Alex, warte!«

Verließ sie ihn wieder? Und das in diesem Zustand? Jegliche Kraft schwand aus seinem Körper, er fiel ganz zu Boden. Seine Wohnungstür wurde geöffnet und geschlossen. Sie war fort, er nun ganz allein, mit diesem Zeug, das durch seine Adern floss und ihm seine größte Qualität zu rauben drohte. Aber ihm blieb nicht die Zeit, darüber wirklich nachzudenken oder es zu verarbeiten, denn die plötzlich eingetretene Schwäche versenkte sein Bewusstsein gnädigerweise erst einmal in der Dunkelheit.

Eine Sekunde später riss er die Augen wieder auf und schreckte hoch. Er lag nicht auf dem Boden seines Wohnzimmers, sondern saß an seinem Schreibtisch im S.T.A.R.S.–Büro. Einen Wimpernschlag lang glaubte er, dass er die Begegnung mit Alex – und vielleicht sogar noch mehr – nur geträumt hatte, ansonsten könnte er sich nicht erklären, warum er trotz seiner Suspendierung hier war. Doch dann fielen ihm Dinge auf, die ihm sagten, dass es nicht sein Büro war: Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher voller Zigarettenkippen, die Bilder an den Wänden zeigten neblige, ihm unbekannte Orte, eine der Glasscheiben war zerbrochen.

Er legte sich die Hände aufs Gesicht und atmete tief durch, ein überwältigender Geruch von Eisen strömte in seine Nase. Dann ertönte ein gellender Schrei aus der Haupthalle. Erst danach fiel ihm auf, wie still es eigentlich war, wenn man von diesem Geräusch absah.

Egal, er musste herausfinden, was los war! Also erhob er sich von seinem Platz und eilte durch das teilweise zerstörte Büro, was ihn sich fragen ließ, was hier geschehen war. Blutige Fußabdrücke waren auf dem Marmorboden des Ganges zu sehen, während er Richtung Haupthalle lief. Dort angekommen, sah er sich nach der Person um, die geschrien hatte. Mehr Blut besudelte den Boden, orange leuchtende Adern zogen sich an den Wänden und der Statue entlang. Als er eine davon berührte, erschauerte sein Körper. Kalte Bosheit vibrierte hindurch. Er musste sich davon abwenden und lehnte sich schwer atmend auf die Brüstung der Galerie. Was immer hier los war, es konnte nicht echt sein. Das RPD sah so nicht aus, diese Adern waren unmöglich.

Während er noch versuchte, sich wieder zu fangen, rannte Jill durch den Haupteingang. Sie warf immer wieder einen Blick über die Schulter, als wäre sie gerade auf der Flucht vor etwas oder jemandem. Albert wollte ihr zurufen, da stürmte etwas bereits auf sie zu und brachte Jill zu Fall. Erst auf den zweiten Blick erkannte er, dass es ein in schwarz gekleideter Mann war, der auf sie herabsah und dabei das Messer in seiner Hand fester packte, scheinbar um direkt zuzustechen und es zu beenden.

Adrenalin floss durch seinen Körper. Selbst wenn das hier nicht real war, er konnte nicht einfach nur zusehen, wie jemand auf sie einstach. »Hey!«

Der Kopf des Mannes ruckte nach oben. Die Augen hinter der Sonnenbrille glühten rötlich. Der andere verzog die Lippen zu einem finsteren Grinsen – dann rannte er mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf ihn zu.

Albert wich zurück, wirbelte herum und rannte davon, zurück in Richtung seines Büros. Doch er kam kaum bis in den Gang, da wurde er plötzlich gepackt und im nächsten Moment schon gegen eine Wand geschleudert. Er spürte keinen Schmerz, was noch einmal dafür sprach, dass er das alles nur träumte. Ihm blieb keine Zeit, sich aufzurichten, denn der Mann griff ihn bereits am Hals und hob ihn mühelos nach oben.

Albert schnappte nach Luft, er krallte sich in das Handgelenk des anderen, doch dieser zeigte sich unbeeindruckt, während er ihn musterte. Plötzlich grinste der andere. »Heh. Denkst du wirklich, du kannst mich besiegen?«

Die kalte, schnarrende Stimme gab ihm den letzten Hinweis, den er brauchte, um zu wissen, wer dieser Mann war. Nun konnte er vollkommen verstehen, warum die andere Jill ihn so gefürchtet hatte. Selbst ihn überkam eine lähmende Furcht, die ihn fast hoffen ließ, dass der andere, dass Wesker, ihn einfach tötete. Doch dieser schien seine Angst ausgiebig zu genießen.

Der Sauerstoffmangel – wie konnte das in einem Traum überhaupt eine Bedeutung haben? – ließ schwarze Flecken vor seinen Augen tanzen. Er glaubte schon, noch einmal das Bewusstsein zu verlieren, da stieß Wesker plötzlich einen schmerzerfüllten Laut aus. Albert fiel zu Boden, rappelte sich diesmal aber sofort wieder auf.

Jill stand hinter Wesker, mit einem blutigen Messer in der Hand. Sie nickte in Richtung des Büros. »Lauf, Albert!«

Ihre Stimme war so bestimmend, so voller Selbstvertrauen, dass er nicht zu widersprechen wagte. Er rannte los, hörte hinter sich nur noch Wesker fluchen, gefolgt von einem ekelhaften Knacken, dessen Ursprung er nicht kennen wollte.

Als er am Büro ankam, stellte er fest, dass die Tür zu war. Warum? Er war überzeugt, sie nicht hinter sich geschlossen zu haben.

»Albert!«, rief Wesker mit einem amüsierten Unterton in der Stimme, wie bei einem Jäger, der sich seiner Beute absolut sicher war. »Sich zu verstecken ist sinnlos!«

Er wollte sich nicht verstecken, sondern sich in Sicherheit bringen. Und er war überzeugt, dass das im Büro möglich wäre. Während sich Weskers Schritte näherten, rammte Albert die Tür mit seiner Schulter. Einmal, zweimal, doch sie gab einfach nicht nach.

Was würde passieren, wenn Wesker ihn hier erwischte und ihn tötete? Würde er dann überhaupt wieder in der Realität erwachen oder zu dem werden, was die andere Jill fürchtete?

Nein, er durfte das nicht herausfinden! Er musste hier raus!

Deswegen ging er rückwärts, bis er mit dem Rücken an der Wand stand, atmete noch einmal tief durch, dann rannte er wieder gegen die Tür, die endlich nachgab – und ihn geradewegs in sein Bad entließ.

Albert wirbelte herum, in der sicheren Erwartung, dass Wesker ihm folgte, aber niemand war hier. Seine Wohnung war bis auf ihn vollkommen verlassen. Schwer atmend lehnte er sich auf sein Waschbecken, Schweiß tropfte sein Gesicht hinab.

»Es war nur ein Traum«, murmelte er sich selbst beruhigend zu. »Nur ein Traum.«

Vielleicht war dann auch das Treffen mit Alex nicht real gewesen. Wie verrückt wäre das denn auch, dass sie einfach hier auf ihn wartete? Es war bestimmt seinem Wunsch geschuldet, sie noch einmal zu treffen, sein Unterbewusstsein hatte ihm nur den Gefallen getan, alles war gut.

Doch dann sah er in seinen Spiegel – und da war er überzeugt, dass Alex wirklich hier gewesen war, dass sie mit ihm geredet und ihm dieses seltsame Zeug injiziert hatte. Denn warum sonst wäre er so kreidebleich?
 



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