Zum Inhalt der Seite

Another Side

Another World, another Wesker 1.5
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 13: Das kann niemals funktionieren


 

Albert erinnerte sich, gnädigerweise, nicht daran, was er diesmal geträumt hatte, als er wieder wach wurde. Ihm fiel sofort auf, dass er nicht in seinem Schlafzimmer lag, denn die mit Stuck verzierte Decke war ihm vollkommen unbekannt. Genau wie das riesige Bett, auf dem er sich wiederfand. Erschöpft richtete er sich auf und rieb sich über die getroffene Schläfe. Dort war nichts zu spüren, es schmerzte nicht einmal mehr. Wenn die Antikörper abnahmen, erhöhte das vielleicht die Rate der Regeneration, das könnte auch erklären, warum seine Rippe inzwischen schmerzfrei war.

Wie lange hatte er geschlafen? Wo war er überhaupt?

Es gab keine Uhr in diesem Raum, der eindeutig ein Schlafzimmer war, wie das Bett, der Schrank und ein Spiegeltisch, alle aus dunklem Holz, bestätigten. Seine Armbanduhr war von dem Sturz in Mitleidenschaft gezogen worden, ein tiefer Riss zog sich über das Ziffernblatt, die Zeiger bewegten sich nicht mehr. Die Fenster starrten vor Dreck, also konnte er nur sehen, dass es hell war, vielleicht noch oder schon wieder. Er war sich aufgrund des Zustands der Scheiben ziemlich sicher, dass er sich in dieser Villa befand, zu der Alex ihn bestellt hatte. Aber bedeutete das, sie war auch hier?

Die Tür war nicht verschlossen, deswegen verließ er das Zimmer und trat auf den fensterlosen Gang hinaus. Die wenigen Lampen verbreiteten ein düsteres Licht, seine Schritte wurden von einem dicken Teppich gedämpft. Am liebsten hätte er seine Waffe gezogen, doch natürlich war sie ihm abgenommen worden, also musste er darauf verzichten, während er langsam den Gang hinablief.

Auf dem Weg zur Treppe entdeckte er eine Tür, die nur angelehnt war. Ein ekelhaft süßlicher Geruch kam aus dem Zimmer, erinnerte ihn an das Arklay-Anwesen und an so manch anderen Fall, den er bei den S.T.A.R.S. erledigt und ihn immer zu Leichen geführt hatte. Es war seiner morbiden Neugier zuzuschreiben, dass er die Tür aufdrückte und vorsichtig in dieses andere Schlafzimmer eintrat. Es sah wesentlich opulenter aus, mit einem großen Bett, das mit einem Vorhang versehen war. Das Summen zahlreicher Fliegen verriet ihm bereits, wo er die Leiche finden würde.

Er trat an das Bett und zog den Vorhang auf. Vor ihm lag der reglose Körper eines alten Mannes, die pergament-artige Haut und das Fehlen seiner Augen und seiner Zunge verrieten ihm, dass er schon einige Wochen tot war. Es war nicht die erste Leiche, die er je gesehen hatte, und vor allem war ihm diese Person vollkommen unbekannt, deswegen kümmerte ihn der Anblick nicht weiter. Es gab ihm nur zu denken, dass er im selben Haus wie dieser Tote war.

»Ah, hier bist du.«

Albert wirbelte herum. Diesmal war es nicht Wesker, sondern Alex, die in der Tür stand und ihn mit verschränkten Armen ansah. »Du hast also Spencer gefunden, wie ich sehe.«

Spencer, etwa der Gründer von Umbrella? Albert wusste nur, dass er sich schon vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Laut Alex' Worten hatte er sie erzogen, also war es eigentlich nur logisch, dass er hier in der Stadt war. Oder gewesen war.

»Hast du ihn umgebracht?«, fragte Albert.

Alex hob eine Augenbraue. »Natürlich nicht. Spencer war alt und schwer krank. Er hatte zwar große Pläne, aber die waren zu seinen Lebzeiten nicht mehr erreichbar.«

Seufzend ging sie einige Schritte, um einen besseren Blick auf die Leiche zu erhaschen, dabei schmunzelte sie eigentümlich. »Das hat sein Körper irgendwann nicht mehr mitgemacht. Zu schade für ihn, nicht?«

Pläne, genau. Alex hatte doch auch welche, die sie mit ihm teilen wollte. Als er sie darauf ansprach, neigte sie den Kopf ein wenig. »Lass uns erst einmal etwas essen gehen. Du musst am Verhungern sein, Alby.«

Er fühlte sich nicht hungrig, aber er befand sich in Alex' Gebiet und war auf ihre gute Laune angewiesen, also stimmte er zu und folgte ihr wieder hinaus. Sie schloss die Tür, dann ging sie mit ihm die Treppe hinab.

»Ich finde es übrigens schön, dass du mich wirklich aufgesucht hast«, sagte sie dabei. »Ich hatte schon Angst, dass du lieber ein Zombie wirst – oder dass dieser trottelige S.T.A.R.S.–Typ meine Adresse verliert.«

»Kevin ist nicht so«, erwiderte er. »Er hält sich an seine Versprechen.«

Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Was auch immer, am Ende hat es ja funktioniert.«

Im Erdgeschoss führte sie ihn in einen Speisesaal, der ihn unangenehm an jenen im Arklay-Anwesen erinnerte. Diesmal standen auf dem Tisch aber Teller mit dampfender Suppe, drei Stück, denn sie waren nicht allein.

»Alby, darf ich dir Nicholai vorstellen? Er hat bis vor kurzem bei der U.B.C.S. gearbeitet – und ist jetzt so etwas wie mein Bodyguard.«

Nicholai sah ihn grinsend an, seine Augen funkelten wie die eines Raubtiers, das gerade seine Beute entdeckte, mit der es spielen wollte. Das einzige, was ihn weniger bedrohlich machte, waren die blauen Flecken in seinem Gesicht, sowie die Verletzung an seiner Schläfe.

Alex reckte das Kinn. »Wie du siehst, hat Nicholai seine gerechte Strafe bekommen, dass er dich niedergeschlagen hat. Ich hatte ihm gesagt, er soll dich gebührend empfangen.«

»Ich fand das gebührend«, erwiderte Nicholai, mit einem ähnlichen Akzent wie Mikhail, nur weniger dick. »Normalerweise schieße ich auf Leute, die mit Waffen auf meinem Grundstück herumlaufen.«

»Es ist mein Grundstück«, erinnerte Alex ihn, wofür sie von Nicholai einen finsteren Blick erntete.

Albert sah zwischen den beiden hin und her, unsicher, wer von beidem ihm mehr Sorgen machen sollte. Selbst der Wesker in seinem Inneren beobachtete nur in dieser angespannten Atmosphäre.

Auf Alex' Geheiß setzte er sich neben sie, was dazu führte, dass er gegenüber von Nicholai Platz nehmen musste. Demonstrativ sah Albert deswegen nur seine Schwester an, die kein Problem damit zu haben schien, dieses Raubtier in Männergestalt am Tisch zu haben. Aber sie hatte ihn ja sogar als ihren Bodyguard auserkoren, also was erwartete er da?

Der Höflichkeit halber probierte Albert von der Suppe, aber sie schmeckte für ihn nach nichts. Deswegen legte er den Löffel bald wieder beiseite und warf einen Blick umher, dabei bemühte er sich, Nicholai zu ignorieren. Die laut tickende Standuhr verriet ihm endlich, dass es kurz vor zwölf war, also hatte er einen Tag geschlafen. Chris dürfte Enrico bereits Bescheid gegeben haben, es konnte also nicht mehr lange dauern, bis S.T.A.R.S. diesmal ihm zu Hilfe kam. Hoffentlich gab es nicht noch andere Leute als Nicholai hier, sonst könnte das eine zu große Gefahr für sie werden.

»Wie lange ist es her, dass wir so zusammensaßen?«, fragte Alex plötzlich.

Albert sah kurz zu Nicholai, der auch nicht aß und ihn dafür prüfend fixierte. »Zusammen mit ihm? Das ist noch nie passiert.«

Alex lachte amüsiert. »Du weißt genau, wie ich das meine.«

»Dann war das letzte Mal, als Mom und Dad noch gelebt haben. Also schon eine Ewigkeit.«

Im Waisenhaus hatten sie nie so miteinander gegessen, es hatte feste Sitzordnungen gegeben und getrennte Tische für Mädchen und Jungs; möglicherweise sollte das bestimmte Beziehungen festigen, aber er verstand die Denkweise der Mitarbeiter dort nicht.

»Es war der Abend, an dem sie gestorben sind«, bestätigte Alex ihm. »Alles war gut. Und ein paar Stunden später waren sie tot.«

Sie sagte das so neutral, als kümmere es sie gar nicht, doch ihr Blick ging dabei in die Ferne. Alex stand schon an der Tür, als Albert hatte herausfinden wollen, warum geschossen worden war. Er hatte sie nie gefragt, ob sie Details darüber wusste, schon allein, weil er ein Kind gewesen war. Aber nun konnte er nicht mehr anders: »Alex, weißt du, warum Dad das getan hat?«

»Er hatte keine andere Wahl, man hat ihn gezwungen.«

Albert erinnerte sich an keine andere Person, die an diesem Abend in der Wohnung war, deswegen musste er weiter nachhaken: »Wer hat ihn gezwungen?«

Doch statt einer Antwort legte Alex auch ihren Löffel weg, nur um ihn vorwurfsvoll anzusehen. »Alby, du hast kaum etwas gegessen. Hast du dich etwa schon aufgegeben?«

»Ich bin kein Suppenfan«, wehrte er ab, ein wenig verstimmt darüber, dass sie ihm nicht antworten wollte.

»Oh, das tut mir leid. Ich habe keinen Koch mehr, deswegen konnte ich nichts Aufwändiges machen. Hoffentlich verzeihst du mir das.«

Er sagte nichts darauf, aber sie erwartete das offenbar auch nicht, denn sie stand direkt auf. »Gut, dann zeige ich dir mal das Labor. Dort können wir darüber reden, was ich vorhabe.«

Albert schickte ein kurzes Dankesgebet an den Himmel und stand ebenfalls auf. Alex winkte in Nicholais Richtung, ohne ihn zu beachten. »Kümmer dich um das Geschirr.«

Hätte sie zu ihm gesehen, wäre ihr sicher auch der finstere Blick aufgefallen, den er ihr zuwarf, aber so verließ sie einfach das Esszimmer, Albert folgte ihr. Durch eine Tür kamen sie in den überdachten Steingang, der in den Wald hineinführte.

»Dieses Haus war Spencers Rückzugsort, wenn er sich in Raccoon City aufgehalten hat«, erzählte Alex, während sie den Gang entlangliefen. »Seit meiner Adoption war das sehr oft gewesen, aber die meiste Zeit hat er mich von irgendwelchen Kindermädchen und Lehrern erziehen lassen. Erst in den letzten Jahren, als das Reisen zu schwer für ihn wurde, ist er dauerhaft hier geblieben. Und dann eben auch hier gestorben.«

Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. Da er nicht viel Zeit mit ihr verbracht hatte, kümmerte es sie verständlicherweise nicht wirklich.

»Er hat ein ganzes Labor eingerichtet, damit ich ihm Ergebnisse liefere, selbst wenn ich nicht gerade irgendwo bei Umbrella herumstehe.« Ihre Stimme wurde ein wenig bitter.

»Du arbeitest wohl nicht gern bei Umbrella.«

Ein wenig spöttisch neigte sie den Kopf. »Oh, was hat mich nur verraten? Ich habe damals nur dort angefangen, damit du sicher bist. Mit den Jahren ist mein Groll nur gewachsen. Umbrella kann von mir aus zur Hölle fahren!«

Sie spie die Worte fast aus, was in ihm Schuldgefühle weckte, doch sie legte offenbar keinen Wert auf Entschuldigungen, denn sie fuhr einfach fort: »Ich habe so viele Nächte durchgemacht, obwohl ich schnell wusste, dass es nicht funktionieren kann. Ich kann keinen Virus erschaffen, der ihn zu einem Gott machen würde.«

Vor einer weiteren Tür hielt sie inne, um Albert anzusehen, ihre Augen leuchteten plötzlich aufgeregt. »Aber ich habe herausgefunden, dass wir beide geradezu perfekt dafür sind! Bei den Ndipaya wären wir die Könige geworden!«

Sein verwirrtes Gesicht ließ sie lächeln. Sie erklärte ihm, dass die Ndipaya ein afrikanischer Stamm waren, die den Progenitor-Virus hunderte von Jahren genutzt hatten, um ihren König auszuwählen.

»Wie ist Spencer dann an diesen Virus gekommen?«

Alex lächelte vielsagend, dann öffnete sie die Tür in den Vorraum eines Labors. Neben den vielen Computern standen hier auch mehrere Glasröhren, in denen eine ihm unbekannte Blume in einer dunklen Flüssigkeit aufbewahrt wurde.

»Das ist die Sonnentreppe«, verkündete Alex. »Aus ihr wird der Progenitor-Virus gewonnen, auf dessen Grundlage auch der T-Virus entwickelt wurde.«

Die Blume wirkte derart unscheinbar, dass es ihm schwerfiel, zu glauben, dass sie der Quell allen Übels war. Wenn sie ihm nicht gerade etwas anderes erzählt hätte, wäre er der festen Überzeugung gewesen, dass man diese Blume auf allen möglichen Feldern entdecken könnte, nicht einmal wertvoll oder hübsch genug, dass sie in einem Laden kaufbar waren.

Alex führte ihn in den nächsten Raum, der schon eher einem Labor entsprach. Die meisten der Geräte, die hier standen, kannte er nicht einmal, aber es sah aus, als hätte Spencer mindestens eine sechsstellige Summe in die Ausrüstung gesteckt. Aber zumindest auf den ersten Blick entdeckte er nichts, was ihm helfen könnte, dem Antikörper-Abbau entgegenzuwirken.

»Suchst du das hier?« Alex zog einen Injektor aus ihrer Tasche. »Ich werde dir das Gegenmittel geben, sobald du einwilligst, mir zu helfen.«

Die Lösung war so nah und gleichzeitig so fern, dass er fast frustriert geseufzt hätte. Der Wesker in seinem Inneren lachte dagegen hämisch.

»Was, wenn ich ablehne?«

Sie lächelte. »Ich bin mir sicher, dass du das nicht tun wirst. Oder willst du lieber ein Zombie werden, statt deiner Schwester zu helfen?«

Er wollte ihr wirklich helfen, aber anders als sie dachte. Um seinen guten Willen zu demonstrieren, würde er ihr aber erst einmal zuhören. Vielleicht könnte er sie mit logischen Argumenten davon überzeugen, das alles sein zu lassen; bestimmt hatte sie sich nie mit irgendwem darüber austauschen können, deswegen war ihr nie aufgezeigt worden, welche Mängel ihre Pläne aufwiesen. Er könnte das bestimmt, wenn sie ihn nur ließ.

Alex führte ihn zu einem Schrank und warf dessen Türen in einer schwungvollen Bewegung auf. Im Inneren standen mehr als ein Dutzend Gläser in denen sich – laut der darauf angebrachten Etiketten – der T-Virus ε befand. Wenn er Chris' Unterlagen richtig im Kopf hatte, war genau das auch der Stamm, der im Arklay-Labor ausgebrochen war und alle Forscher in Zombies verwandelt hatte. Albert starrte diese Sammlung an und schüttelte dabei mit dem Kopf. »Warum hast du das alles?«

»Ist das nicht offensichtlich?« Liebevoll sah sie all die Flaschen an. »Ich werde den Virus in der Stadt verbreiten. Ich habe den ε-Stamm noch einmal modifiziert, so dass die Infektion langsamer verläuft. Langsam genug, dass sie auch in andere Städte, vielleicht sogar andere Länder, getragen werden kann, bevor sie ausbricht. Niemand wird in der Lage sein, sie einzudämmen!«

Das klang tatsächlich wesentlich zielführender als das, was bei der anderen Jill geschehen sein musste und was zur Auslöschung von Raccoon City geführt hatte. Dort war die Infektion versehentlich ausgebrochen und es war zu einer raschen Zombiefizierung aller gekommen. Aber wenn man auf Zeit spielte …

»Nur etwa ein bis zehn Prozent der Erdbevölkerung, deren Gene genauso speziell sind wie unsere, wird das überleben. Sie werden die nächste Evolutionsstufe sein – und wir werden als Götter über sie herrschen, denn wir haben den Progenitor in uns!«

Sie sah ihn triumphierend an, als erwartete sie, dass er ihren Plan genauso genial fand wie sie. Deswegen war sie wohl enttäuscht, als er den Kopf schüttelte. »Das kann niemals funktionieren. Raccoon City ist nicht groß genug als Umschlagplatz, besonders wenn Infektionen nur über den Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen werden können.«

Die Enttäuschung wandelte sich rasch in Interesse. Alex verschränkte nachdenklich die Arme vor ihrer Brust. »Du meinst also, wenn ich wirklich den gewünschten Effekt erzielen will, muss ich einen wichtigeren Knotenpunkt als Ausgangsbasis wählen?«

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, ihr Ratschläge zu geben, wie sie die Welt am besten infizieren könnte, deswegen widersprach er sofort: »Nein, ich meine, dass es im Allgemeinen nicht funktionieren kann. Man weiß jetzt schon über dich Bescheid, und wenn irgendetwas über deine Pläne nach außen dringt, wird man dich bald als Bio-Terroristin suchen – und man wird Mittel und Wege finden, dich und diesen wahnwitzigen Plan aufzuhalten.«

»Der einzige, der mich verraten könnte, bist du«, erwiderte Alex. »Aber du wirst bald ein Zombie sein, wenn du mir nicht helfen willst, also mache ich mir da keine Sorgen.«

Wesker lachte noch einmal hämisch, vielleicht sogar ein bisschen stolz, weil sie immerhin auch seine Schwester war. Albert verzog ein wenig das Gesicht, als das Jucken nicht nur wieder einsetzte, sondern sich sogar auszuweiten begann.

»Du würdest mich also opfern?«, fragte er. »Nur um eine Göttin zu werden?«

Alex kam auf ihn zu und legte eine kühle Hand auf seine erhitzte Wange. »Alby, ich habe so viel in meinem Leben geopfert, aber du würdest niemals dazugehören.«

»Wenn ich nicht mitmache, infizierst du niemanden?«

So könnte er zumindest noch verhindern, dass Chris oder Jill oder irgendeiner der anderen ein ähnliches Schicksal erleiden müsste wie die Menschen in der Welt der anderen Jill. Er müsste nur seinen Körper zerstören, genau wie er es schon Wesker angedroht hatte.

Sie tätschelte ihn nachsichtig lächelnd. »Kleiner, dummer Alby. Natürlich würde ich den Plan auch dann durchführen – aber nur, um mich an der Welt zu rächen. Ich würde dir folgen, denn eines musst du wissen.«

Ihr Blick wurde so intensiv, dass er für einen Moment die Luft anhielt. »Meine Methoden mögen rau sein, denn das ist alles, was ich je gelernt habe, aber glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass du mein ganzes Leben bist, Alby.«

Er deutete ein Kopfschütteln an, doch sie fuhr fort: »Ich habe meine Seele verkauft, um dich zu beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt oder dass du mich verrätst.«

Mit einem Ruck löste er sich von ihr und trat einen Schritt zurück. »Denkst du, ich nehme das ernst?! Ich kann akzeptieren, dass du all die Jahre nicht mit mir geredet hast, es ging ja nicht anders – aber du hast mir dieses Mittel gespritzt, das mich in einen Zombie verwandeln wird, wenn ich nicht mit dir zusammenarbeite! Das ist Erpressung!«

Und dennoch, trotz all der Wut, wollte er einfach nur, dass sie ihm versicherte, ihre finsteren Pläne aufzugeben, ihm ein Gegenmittel spritzte und dann einfach nur seine Schwester war, auf die er so lange hatte verzichten müssen.

»Raue Methoden!«, rechtfertigte sie sich. »Wenn ich nichts getan hätte, wärst du nie zu mir gekommen, sondern hättest nur allen erzählt, dass ich bei dir war, damit sie mich jagen!«

»Das ist nicht wahr! Ich hätte dir zugehört, aber ich hätte dir genau dasselbe gesagt, was ich dir heute sage: Hör auf mit diesem Schwachsinn! Es ist noch nicht zu spät, dass du glimpflich aus dieser Sache rauskommst, dass wir wieder eine Familie sein können!«

Alex sah ihn misstrauisch an. »Wir? Eine Familie? Ich dachte, du hättest mich aufgegeben, weil du jetzt deine tollen S.T.A.R.S.–Freunde hast.«

Ihre Eifersucht brachte ihn fast zum Schmunzeln, aber er beherrschte sich, um sie nicht zu reizen. »In einem gewissen Sinne sind sie meine Familie geworden, aber das bedeutet doch nicht, dass ich dich je aufgeben würde. Du bist meine Schwester, für immer.«

Mit einem berührt wirkenden Blick legte sie sich eine Hand auf ihr Herz. »Meinst du das ernst? Wir könnten Geschwister sein, nach all diesen Jahren?«

»Natürlich! Aber nur, wenn du diesen Plan aufgibst. Es ist Umbrella, das dich jahrelang belogen und manipuliert hat, ihnen sollte dein Hass gelten, nicht der Rest der Welt. Und gemeinsam können wir Umbrella für alles büßen lassen.«

»Aber wir könnten Götter werden!«, wandte sie noch einmal ein, mit einer Beharrlichkeit, die ihn fast ein wenig an ein kleines Kind erinnerte.

Aber wen wunderte das? Nachdem sie den erweiterten Selbstmord ihres Vaters und ihrer Mutter beobachtet hatte, und nach all den Jahren in denen sie von Umbrella und vor allem Spencer eingesperrt worden war und nie die Gelegenheit bekommen hatte, ein normales Leben zu führen, musste sie noch eine kindische Ader an sich haben.

Albert hob deswegen beruhigend die Hände. »Glaub mir, es ist wesentlich angenehmer, ein Mensch zu sein. Götter sind furchtbar überbewertet. Und die Pläne dafür funktionieren ohnehin selten, hab ich gehört.«

Sie zog die Brauen zusammen und betrachtete ihn misstrauisch. Offenbar war sie sich nicht sicher, ob er ihr gerade die Wahrheit sagte oder sich nur einschmeicheln wollte. Auch das wunderte ihn nicht. Spencer war sicher nur nett zu ihr gewesen, damit sie tat, was er wollte. Und er wollte jetzt auch etwas von ihr, deswegen musste sie misstrauisch sein.

Lächelnd reichte er ihr die Hand. »Komm, Alex, lass uns wieder eine Familie sein.«

Sie musterte seine Hand, als hätte sie so etwas noch nie gesehen, während sie ihre, in der sie die Injektion hielt, ein wenig anhob, als wollte sie ihm diese anbieten. »Alby ...«

Bedeutete dies, dass sie nachgab? Oder dass sie zumindest bereit war, ihm das Gegenmittel auszuhändigen? Er wäre schon über eines von beidem froh, aber beides würde sein Glück sogar komplettieren.

Doch bevor sie ihm eine Entscheidung darlegen konnte, erklang ein schriller Alarm, das damit verbundene rote Licht tauchte das Labor in eine unheilvolle Atmosphäre. Albert sah sich irritiert um, während Alex ein Funkgerät aus ihrer Tasche zog. »Nicholai, was ist los?«

Ein Rauschen begleitete seine Antwort: »Mehrere Personen sind auf das Grundstück eingedrungen. Ich glaube, es sind diese S.T.A.R.S.–Typen.«

Auch wenn sie zu einem unpassenden Zeitpunkt kamen, freute Albert sich darüber; Chris hatte genau das getan, worum er gebeten worden war. Alex sah ihn dagegen an, als hätte er sie verraten. »Was hast du getan, Alby?«
 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück