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Haikyu - DaiSuga

von

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Konfrontation (Daichi)

Heute haben wir ein spontanes Trainingsmatch gegen die Nekoma. Sie hatten ein Spiel in der Nähe und sind anschließend zu uns durch gefahren, als Coach Ukai sie angeschrieben hat. Ich habe ein flaues Gefühl im Magen. Seit jener Nacht vor einer Woche, habe ich nicht mehr mit Kuroo gesprochen. Jetzt wird er gleich vor mir stehen. Ich weiß nicht wirklich, wie ich ihm begegnen soll.

Lange Zeit nachzudenken, habe ich nicht. Wir stehen alle weit verteilt im Raum, da kommen schon die ersten rot gekleideten Spieler der Nekoma durch die Türe der Sporthalle. Sofort sehe ich Kuroo, der auf mich zuschreitet. Ich sehe ihn an, doch als er vor mir steht, senke ich den Blick.

„Hey, Hübscher. Na, wie geht es dir? Schön dich zu sehen.“, sagt er lächelnd.

Ich wende den Kopf ab. „Kuroo... Lass das bitte.“ Meine Stimme ist leise.

„Hm?“, macht er irritiert und legt den Kopf zur Seite. Ich ziehe leicht die Schultern hoch, halte den Kopf gesenkt. „Sag bloß...“, fängt er mit überraschter Stimmlage an. „Bereust du etwa was zwischen uns geschehen ist?“

Ich drehe den Kopf zur Seite. „Ja, das tue ich.“ Ich balle die Hände zu Fäusten.

Ein kurzes Schweigen baut sich auf, das er dann schließlich bricht. „Das tut mir leid.“ Ich sehe zu ihm auf, sein Blick ist bedrückt. „Ich... Ich hatte nie die Absicht, dich etwas bereuen zu lassen.“, sagt er mit fester Stimme. Dann zieht er die Augenbrauen zusammen und dreht sich weg, geht los in Richtung der anderen.

Perplex sehe ich ihm mit großen Augen nach. Er hatte traurig ausgesehen. Wieso? Ich dachte, für ihn war es nur Spaß. Ein One-Night-Stand. Warum...? Warum ist er so niedergeschlagen? Ich schlage die Hand vor den Mund. Oh nein. Ist es für ihn etwa nicht nur ein Ausrutscher gewesen?

„Daichi.“ Ich sehe erschrocken auf, als Suga plötzlich neben mir steht. Er blinzelt mich an. „Alles ok?“ Ich starre ihn einen Moment an. Als mich sein besorgter Blick trifft, komme ich wieder zu mir und nehme seine Hand.

„Suga, können wir kurz reden?“

Er sieh mich überrascht an, dann nickt er. „Klar.“

Wir gehen in die Ecke der Turnhalle, neben der Bühne. Hier kann uns niemand hören. Er sieht mich erwartungsvoll an. Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln.

„Was hast du denn?“, fragt er schließlich und ich balle die Hände zu Fäusten.

„Es ist Kuroo.“ „Hm?“ Er sieht mich verständnislos an. Ich schlucke, nehme meinen Mut zusammen. „Ich... Ich habe mit Kuroo geschlafen.“

Der Schock steht Suga ins Gesicht geschrieben. „Kuroo...“, haucht er. Ich nicke. Er dreht den Kopf, sieht in Kuroos Richtung und ich senke den Blick.

„Ich habe dir nicht gesagt, mit wem ich fremdgegangen bin, weil ich nicht wollte, dass das in einem Match gegen die Nekoma dann zwischen uns steht.“ Er sieht mich getroffen an. „Tut mir leid.“

„Nein, schon gut.“ Ich blinzele ihn an. „Aus genau diesem Grund habe ich nicht gefragt.“ Ich beiße mir auf die Lippe. „Ich wusste ja, dass es ein Captain sein musste und auch, dass du... dass wir ihm irgendwann wieder begegnen...“ Schweigend sehe ich zu ihm auf. „Warum sagst du es dann jetzt doch?“

Ein deutliches Bild von Kuroos verletztem Gesichtsausdruck bildet sich vor meinem geistigen Auge. „Weil ich... Ich glaube, für ihn... war es nicht nur Spaß.“, gebe ich widerwillig zu. Als ich aufsehe, blickt mich Suga mit großen Augen an.

„Du meinst, er will was von dir? Also... mehr?“, meint er plötzlich überrascht.

„Das hatte ich auch nicht geglaubt. Nur eben, als ich ihn abgewiesen habe, da... sah er so... traurig aus.“, sage ich bedrückt.

Plötzlich verändert sich Sugas Gesichtsausdruck. Er sieht mich so ernst an, dass es mir unangenehm ist. „Und wie ist das bei dir?“ Ich sehe ihn entgeistert an. Dann wird mir einiges klar und ich fühle mich schlagartig schlecht. Noch schlechter als zuvor.

„Ich...“, sage ich ehrlich. „Ich habe ihn benutzt, um meine Bedürfnisse zu befriedigen.“ Wow. Das klingt echt elend. Ich bin wirklich der letzte Dreck.

„So hätte ich es nicht gesagt.“ Ich sehe zu Suga auf, als er zu sprechen beginnt. „Kuroo war einfach da, als du jemanden gebraucht hast und war bereit dir zu geben, was nötig war. Ok.. Vielleicht mehr als nötig.“ Ich verziehe das Gesicht. Dennoch ist es irgendwie schön, wie Suga es ausdrückt. Aber... es lässt mich nicht in besserem Licht stehen. Denn ich habe ihn verletzt. Und nicht nur ihn. Auch den Menschen, denn ich von Herzen liebe.

„Scheiße...“, zische ich machtlos.

„Was willst du jetzt machen?“, fragt Suga nach einer kurzen Pause.

„Ich weiß es nicht...“ Ich kratze mich am Kopf. „Ich kann ja schlecht zu ihm gehen und mich entschuldigen...oder? Das alles ging ja schließlich von ihm aus...“ Ich sehe fragend auf und Suga zieht die Augenbrauen hoch.

„Soll ich mal mit ihm reden?“ Ich sehe ihn entgeistert an, doch sein Blick ist fest.

„Das kommt doch total merkwürdig rüber. Als würde ich mich nicht trauen.“ „Traust du dich denn?“ Ich senke den Kopf, sehe zu Boden. „Nein...“

Plötzlich geht Suga einfach los. Überrumpelt folge ich ihm, will ihn am Arm fassen, um ihn aufzuhalten, doch kurz bevor ich ihn berühre, halte ich inne. Will ich das etwa?

„Kuroo.“ Sugas Stimme ist unerschüttert. Ich bleibe einen Schritt hinter ihm stehen, beobachte die Szene angespannt. Kuroo dreht sich um und sieht Suga überrascht an. Als er mich sieht, blickt er kurz zur Seite. War das abschätzig gemeint oder bringe ich ihn in Verlegenheit?

„Ja.“, antwortet er knapp. „Können wir reden?“ „Klar.“

Suga sieht sich um. Bis auf Kenma sind alle weit genug entfernt, dass sie uns nicht hören können. Kenma sieht kurz zu Kuroo, dann entfernt er sich in gebückter Haltung.

Kuroo sieht Suga erwartungsvoll an, dieser hält ihn fest im Blick.

„Ich sage es gerade heraus, bin ehrlich zu dir, also sei du es bitte auch, wenn du antwortest.“

Ich habe ein flaues Gefühl im Magen, sehe zwischen den beiden hin und her. Kuroos Blick ist ebenfalls einnehmend und er sieht ernst zu Suga hinunter, schweigt. „Bist du in Daichi verliebt?“

Ich werde sofort rot, starre Kuroo an, dessen Augen sich überrascht geweitet haben.

„Was..? Ähm...“, stammelt er mit leicht geröteten Wangen. Dann legt er die Hand in den Nacken. „Ich... Ich mag ihn.“ Oh nein. Er sieht zur Seite. Suga nickt.

„Weißt du...“, setzt er an und Kuroo sieht verlegen zu ihm rüber. „Ich mag ihn auch.“ Er blinzelt überrascht. „Wir sind zusammen. Seit zwei Jahren.“

Kuroos Augen werden groß, Überraschung schlägt in Schock um. „Was?“ Er dreht sich gerade zu Suga und hebt beschwichtigend die Hände. „Ich... Ich hatte keine Ahnung.“

Ich senke den Kopf.

„Ich habe mir schon gedacht, dass er dir das nicht gesagt hat, als ihr...“ Suga schließt die Augen.

Ich schäme mich. Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, dass ich in festen Händen bin. Ich wollte ihn ja gar nicht abweisen... Meine Brust zieht sich zusammen.

„Du hast es ihm erzählt?“, wendet sich Kuroo nun mit leiser Stimme an mich. Ich beiße mir auf die Lippe, dann sehe ich bedrückt zu ihm auf und nicke. „Es tut mir leid. Hätte ich gewusst, dass ihr mehr als Teamkameraden seid, hätte ich es gar nicht bei Daichi versucht...“ Er seufzt.

„Das habe ich erwartet.“, antwortet Suga und Kuroo blinzelt ihn an. Er wirkt als wäre ihm die Situation unangenehm. Kann ich gut verstehen, mir geht es nicht anders.

„Es tut mir leid, Kuroo.“ Kuroo sieht mich überrascht an, als ich das Wort ergreife. Ich balle die Hände zu Fäusten. „Ich habe dich ausgenutzt...“, gebe ich reumütig zu.

„So würde ich es nicht sagen.“ Suga und ich sehen ihn beide gleich überrascht an. Er lächelt. „Für mich war es schön. Es war ein toller Abend und eine erfüllte Nacht.“ Ich schlucke, werfe einen Blick zu Suga, der Kuroo mit offenem Mund anstarrt. „Nichts, wofür du dich entschuldigen brauchst, Daichi.“ Er sieht mir lächelnd in die Augen und mein Herz schlägt schneller.

„Hey, stellt euch auf!“, brüllt Coach Ukai. „Wir sind hier zum Volleyballspielen, nicht zum Quatschen.“

Ich ziehe den Kopf ein und wende mich ab. Ich höre, wie Suga schnaubt und mir dann folgt.
 

Das Spiel ist abwechslungsreich. Ständig wechselt die Führung. Ich mache eine gute Annahme und gleich danach punktet mein Angriff.

„Du bist ja richtig gut in Form.“, sagt Kuroo durchs Netz. „Habe ich dich in Fahrt gebracht?“

Ich sehe ihn überrascht an und er grinst. Flirtet er mit mir? Ich schlucke und sehe einfach weg. Vielleicht ist es das beste, wenn ich ihn ignoriere. Ich sollte mich da nicht rein steigern.

Die nächsten drei Punkte holt die Nekoma. Können wir nicht endlich punkten? Es ist mir unangenehm, dass wir beide vorne am Netz stehen.

Der nächste Ball wird von Kuroo versenkt. Da ich zum Block hochgesprungen bin, stehen wir direkt vor einander. Er grinst mich nur an und ich drehe mich in die andere Richtung. Dann endlich schlägt unser Schnellangriff ein und das auch noch mehrfach hinter einander. Erleichtert gehe ich nach hinten und mache die Angabe. Ich schlage ein Ass.

„Yeah!“, jubeln mir die anderen zu.

„Na endlich zeigst du mal, was du kannst. Ich wusste, du hast es drauf.“ Ich sehe auf die andere Spielfeldseite. Das war Kuroos Stimme. „Der Wahnsinn.“, haucht er angetan und lächelt. Ich sehe weg. Plötzlich höre ich ein wütendes Grollen von links. Ich wende den Kopf und sehe, wie Suga von der Bank aufspringt und aufs Spielfeld stürmt. Er stößt einen hasserfüllten Kampfschrei aus und prescht mit geballten Fäusten auf Kuroo zu. Geschockt, bleibe ich stehen wie angewurzelt und verfolge ihn mit den Augen. Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen.

„Du...!“, knurrt er und packt den überrumpelten Kuroo am Kragen, holt mit der rechten Faust aus. Ich ziehe erschrocken Luft ein und lasse den Ball fallen.

Exakt in diesem Moment schiebt sich Tanaka zwischen die beiden und drückt sie auseinander. „Hey!“, hallt Tanakas Stimme durch die Halle. Suga presst sich sofort wieder in die Gegenrichtung.

Er hält Kuroo im Blick fixiert, wie ein Raubtier. Tanaka wendet sich hinter Suga, greift unter seinen Armen nach Vorne und zieht ihn an den Schultern zurück. Kuroo steht nur da, mit geschocktem Geschichtsausdruck und hat schützend eine Hand vor die Brust gezogen.

„Suga! Komm wieder runter!“, ruft Tanaka und ihre Schuhe quietschen auf dem Boden. Suga stemmt sich mit aller Kraft nach vorne und brüllt. Tanaka wird mitgerissen. „Asahi!“

Asahi schreckt auf und bückt sich unter dem Netz durch. Dann packt der Suga am Arm und schiebt ihn rückwärts. Suga windet sich in ihren Armen.

„Lasst mich los!“, ruft er wütend und drückt sich nach vorne. „Diesem Mistkerl werde ich das Grinsen aus dem Gesicht schlagen!“

Es ist schockierend, wie stark Suga ist. Er schafft es immer wieder Tanaka und Asahi zurück zu drängen.

Jetzt spüre ich meinen Körper wieder. Ich renne rüber zu ihnen und stelle mich vor Suga, mit dem Rücken zu Kuroo.

„Suga, hör auf!“, fordere ich doch er sieht an mir vorbei zu Kuroo und knurrt, wütend, dass er sich nicht befreien kann. „Komm schon.“ Ich lege meine Hände an seine Wangen. „Sieh mich an.“

Fast widerwillig bewegen sich seine Augen auf mich zu, bis sich unsere Blicke treffen. Er funkelt vor Zorn. „Hey.“, sage ich sanft. Sein Atem geht schnell. „Das bist doch nicht du.“ Er sieht mich irritiert an. „Einfach so blindlings draufschlagen... Das ist nicht der Mann, den ich liebe.“

Seine Augen weiten sich überrascht, dann senken sich seine Schultern. Asahi und Tanaka nehmen wieder eine aufrechte Haltung an, denn Suga drückt sich nicht mehr gegen sie. Ihre Hände ruhen auf seinen Schultern, dann entfernen sie sich ein paar Schritte von uns.

„Daichi...“, sagt er betroffen. Anscheinend ist er wieder zu sich gekommen, denn er begegnet mir mit dem warmen Blick, den ich so sehr an ihm mag. Ich lächle sanft und lasse meine Hände sinken. „Ich...“ Er sieht an mir vorbei zu Kuroo. Dann ziehen sich seine Augenbrauen zusammen und er sieht mich gequält an. „Allein der Gedanke...Dass er dich hatte...“ Ich zucke zusammen, erinnere sofort die verführerisch fremden Hände auf meiner Haut. „Das er dich berührt und geküsst hat...“ Er presst die Faust an seine Brust und ich sehe ihn ohnmächtig an. „Das bringt mich um den Verstand.... Es macht mich wahnsinnig...“ Ich senke den Blick, weiß nicht, was ich sagen soll. „Entschuldige, dass ich dir hier eine Szene mache...“ Ich schüttele den Kopf. Er hat alles Recht dazu.

„Was soll das hier?“ Ich wende den Kopf. Coach Ukai steht mit verschränkten Armen an der Seitenlinie und sieht uns scharf an. „Sugawara...“

„Tut mir leid.“ Ich drehe mich um und sehe Kuroo an, der den Kopf gesenkt hält. „Ich hätte das alles nicht sagen sollen.“ Er sieht auf. „Ich habe ihn mit Absicht provoziert.“ Er reibt sich die Nase. „Vielleicht hat mich das alles doch etwas mehr mitgenommen, als ich mir eingestehen wollte.“

Ich seufze innerlich. Für keinen von uns ist es so gelaufen, wie geplant.

„Ich verstehe zwar nicht, was hier vor sich geht, aber ist das jetzt geregelt?“, fragt Ukai etwas genervt und blickt zwischen uns hin und her.

„Ja, Coach. Entschuldigung.“, sagt Suga kleinlaut und dreht sich um.

„Du drehst nach dem Spiel zwei extra Runden um den Block. Das sollte dein hitziges Gemüt abkühlen.“, schnaubt Ukai und Suga nickt.

„Ich werde mit ihm laufen.“, sage ich und Suga dreht sich zu mir um. Ich nicke leicht.

„Wenn Suga läuft, laufe ich auch.“, meint Tanaka plötzlich.

„Ich gehe auch mit.“ Asahi nickt uns zu.

„Dann will ich auch.“ „Ja, ich mache mit.“ „Ich auch.“, erklingen die Stimmen unserer Teamkameraden. Coach Ukai beginnt zu lachen und auch ich lächle breit.

***

Ausgepowert betrete ich die Wohnung und lasse meine Trainingstasche zu Boden fallen. Das Spiel war anstrengend und danach noch um den Block zu joggen, hat mir fast den Rest gegeben. Suga betritt hinter mir die Wohnung und schließt die Türe ab.

„Uff...“, seufze ich und streife die Schuhe von meinen Füßen. „Ich freue mich auf eine Dusche.“

Gerade als ich die Stufe zum Eingangsbereich hochsteigen möchte, spüre ich wie Suga mein Handgelenk umfasst. Ich drehe mich zu ihm um, da zieht er mich zu sich und küsst mich. Überrascht ziehe ich Luft durch die Nase ein. Er wirft seine Arme um meinen Nacken, drückt sich an mich, fährt mit der Zunge auffordernd über meine Lippen. Mein Herz schlägt schneller. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er mich so bald wieder an sich ran lässt, war er es doch, der gesagt hatte, er brauche Zeit und Abstand, um nachzudenken. Doch die Vertrautheit, die ich empfinde wenn er mich küsst, berauscht mich derart, dass ich nicht darüber nachdenken möchte. Seine weichen Lippen, der Duft seiner Haut so dicht an meine gedrückt...Ich hätte nicht gedacht, dass sein Kuss immer noch so gut tut, nachdem... Aber es fühlt sich toll an, einfach richtig. Ich schließe die Augen, öffne meine Lippen und erwidere den Kuss. Er drückt mich nach hinten, ich stoße gegen die Stufe und muss mich an der Wand abstützen, um nicht hinzufallen. Gierig presst er mich an sich, fährt mir durchs Haar. Mir wird immer wärmer. Ich drücke meine Hände gegen seinen Rücken, halte ihn fest in den Armen. Sein Atem geht hörbar schneller, als sich unsere Zungen berühren. Ein heißer Schauer durchfährt mich. Er öffnet seinen Mund weiter, küsst mich intensiver. Ich kenne ihn so gut, ich weiß genau, wie das Enden wird. So küsst er mich, wenn er mit mir schlafen will.

Als diese Erkenntnis mich trifft, halte ich erschrocken die Luft an. Das kann doch nicht sein. Nicht nach so kurzer Zeit. Irgendwas stimmt nicht. Fordernd bewegt er die Lippen, als ich meinen Kuss einstelle. Er küsst mich wieder und wieder, doch ich gehe nicht auf ihn ein. Dann zieht er die Nase hoch und ich öffne reflexartig die Augen. Seine Augenbrauen sind traurig zusammengezogen, seine Wangen von Tränen überflutet. Erschrocken lehne ich mich zurück. Er schnappt nach Luft, krallt seine Finger in meine Jacke und senkt weinend den Kopf.

„Suga...“, kommt es perplex über meine Lippen. Was ist denn jetzt los? Warum weint er? Ich fasse ihn an den Schultern. „Was...Was ist denn?“, frage ich mit sanfter Stimme.

Er wicht sich hektisch ein paar Tränen aus dem Gesicht. „Daichi...“ Seine Stimme so erstickt und gebrochen zu hören, schnürt mir die Brust zu. Sicher bin ich der Grund für seine Tränen. „Ich habe Angst...“

„Was? Wovor hast du Angst?“ Sorge schwingt in meiner Stimme mit, als ich mich ein wenig runter beuge, um ihm in die Augen zu sehen.

„Ich habe Angst dich zu verlieren...“ Was? Ich blinzel ihn an. „Du entgleitest mir... ich kann es spüren...“, wimmert er und holt schwerfällig Luft.

„Wie kommst du darauf?“, entgegne ich und hebe sanft sein Kinn. Er sieht mir in die Augen.

„Du hast Gefühle für Kuroo...“

Ich schüttel den Kopf.

Er schnieft, hält meinem Blick trotz neuer Tränen stand. „Dann sieh mir in die Augen und sag, dass du nichts fühlst.“ Ich hole Luft. „Sag mir, dass du nichts fühlst, wenn er dich anlächelt.“

Ich halte inne. Allein die Erinnerung an sein Lächeln, lässt mein Herz schneller schlagen. Ich schlucke. Sugas Blick ist angespannt und erwartungsvoll. Ich muss etwas sagen, aber ich werde nicht lügen... oh, nein. Ich werde ihm weh tun. Egal was ich jetzt tue...

Ich öffne meinen Mund, doch es kommt kein Ton heraus. Jede Sekunde, die er auf meine Antwort wartet, sticht in mein Herz und ich weiß, es geht ihm genauso. Verdammt.

„Du kannst es nicht.“, sagt er schließlich und die Enttäuschung in seinem Gesicht trifft mich wie ein schlag in die Magengrube.

„So ist das nicht.“, beginne ich mich zu verteidigen. Er seufzt und lässt den Kopf hängen. „Ich fühle etwas, das ist wahr. Aber es ist anders.“ Suga vergießt bittere Tränen und ich spüre einen Kloß in meinem Hals. „Es ist...“ Ich sehe überlegend zur Decke, versuche Worte zu finden, die es beschreiben. „Es ist wie ein Reiz. Eine Reaktion. Wie ein Zucken, wenn man gekniffen wird.“

Er sieht zu mir auf, verletzt und überfordert.

„Das ist keine Liebe. Das ist nicht mal ein Verlangen. Es ist eine unwillkürliche Erinnerung. Mehr nicht...“ Ich seufze leise, habe große Angst, dass er das nicht versteht. Ich weiß, wie dünn das Eis ist, auf dem ich mich bewege und ich spüre, dass einer meiner Füße gerade eingebrochen ist.

„Ich kann das nicht.“ Seine Stimme klingt erschöpft.

Nein. Nein, nein, bitte nicht. Er schließt die Augen und dreht den Kopf weg. Nein, bitte... verlass mich nicht...

„Suga...“ Meine Stimme wackelt. Er sieht zu mir auf. Ich bewege die Lippen, doch kein Ton kommt heraus.

„Ist das die Wahrheit?“, sagt er unsicher. „Wenn er dich wieder küssen würde, dann...“

„Das würde ich nicht zulassen.“ Er sieht mich überrascht an. „Ich will das nicht.“ Ich nehme seine Hand und schließe sie in meine Hände, sehe ihn ernst an. „Suga, ich will nur dich. Ich will keinen anderen. Ich liebe dich.“ Sein Blick wechselt zwischen meinen Augen. „Ich weiß, es fällt dir schwer das zu glauben, aber es ist die Wahrheit.“ Ja, ich habe es auf die bittere Art lernen müssen. Doch als er gesagt hat, er will uns noch eine Chance geben, da habe ich tatsächlich Hoffnung geschöpft. Und ich werde nicht aufgeben. Nicht, bis er mir sagt, ich soll gehen.

„Lüg mich nicht an...“ Es klingt fast wie eine Bitte, als Suga meinen Kragen packt und den Blick senkt. Er lehnt sich nach vorne, bis seine Brust meine berührt. Ich kann spüren, wie hin und her er gerissen ist. Er will mich an sich ziehen und gleichzeitig von sich stoßen.

„Ich lüge dich nicht an. Das habe ich noch nie.“, sage ich leise, doch mit fester Stimme. Ohne mein Zutun legen sich meine Hände an seine Hüfte. Ihn so nah an meinem Körper zu fühlen, ist betörend.

Er ist so warm und strahlt eine wohlige Ruhe aus. Vertrautheit. Ich fühle mich... zu Hause bei ihm. Ich lege die Hand in seinen Nacken und er sieht zu mir auf. Seine nussbraunen Augen glänzen, die Wangen sind noch von den Tränen gerötet. Ich halte seinem Blick stand. Wir sehen uns lange an.

Dann presst er sich an mich und küsst mich zärtlich. Ich atme aus, nur um im selben Atemzug seinen berauschenden Duft einzuatmen. Ich schließe die Augen, halte ihn an mich gedrückt, während ich seinen Kuss erwidere.

„Geh duschen.“, sagt er leise als sich unsere Lippen verlassen. Ich nicke und er löst sich von mir. Nachdem er seine Tasche aufgehoben hat, geht er den Flur entlang und verschwindet in der Küche. Ich atme durch, gehe nachdenklich ins Bad. Eine kalte Dusche. Ja. Das wird mich ablenken.



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