Zum Inhalt der Seite

The Decisions of Tomorrow

the first duty of love is to listen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Consequences

»Harry, das -«, begann Draco, als ihm jedoch etwas aufzufallen schien. Er biss sich auf die Lippe und Harrys Blick folgte dieser Geste.
 

»Willst du mich heute Abend auf die Party im Raum der Wünsche begleiten, Draco?«, fragte Harry mit sachter Stimme.

 

 
 

~~~*~~~

 

Kapitel 9: Consequences

 

 

»Du willst … was? Du bist verrückt, Potter.«, zögerte Draco, welcher Harry am Arm packte und Richtung Ausgang zog. Er spürte das Zerren an seinem Umhang, fühlte sich die Berührung plötzlich nicht mehr sanft, sondern schmerzhaft an. Anders als die Hand, welche er soeben noch an seiner Seite gespürt hatte. Die Berührung seines ehemaligen Rivalen hatte sich auf eine merkwürdige Art wirklich sanft angefühlt.

 

Doch Harry hatte trotz dieser merkwürdigen Situation noch etwas Anderes wahrgenommen. Draco hatte ihn beim Vornamen genannt.
 

Es brannte ihm auf der Zunge, ihn triumphal darauf hinzuweisen, doch er würde ihn nicht damit aufziehen. Es wäre wahrscheinlich die schlechteste Idee, ihn jetzt auf diese Unachtsamkeit und das Bröckeln seiner Maske aufmerksam zu machen.
 

»Was spricht denn dagegen? Es ist eine Nachkriegs-Party, du warst im Krieg dabei und bist jetzt mit uns hier.«, antwortete er ihm schließlich und zog in einem nahen Korridor den Tarnumhang von ihren Köpfen.
 

Draco fixierte ihn mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue und Harry konnte deutliche Zweifel in seinen Gesichtszügen erkennen.
 

»Merkst du noch was? Ja, ich war im Krieg dabei, aber auf der anderen Seite.«, zischte Draco flüsternd, als würde er befürchten, jemand belausche sie.
 

»Und mal ganz im Ernst, Potter. Als ob deine Muggelfreundin und ihr Liebhaber so scharf darauf sind mit mir den Abend zu verbringen.«, seufzte Draco und zuckte mit den Schultern. Er ließ seinen Blick sinken und sah leicht zur Seite. »Wie auch immer.«, flüsterte Draco leise.
 

»Erstens, nenn sie nicht so.« Harrys Blick verfinsterte sich leicht. »Zweitens, es ist nicht wichtig, Draco. Der Krieg ist vorbei und wir wollen nach Vorne schauen. Das ist es doch, worum es bei der Party geht, oder?« Harry lächelte und suchte seinen Blick.
 

Dennoch war es ihm durchaus bewusst, dass er es schön redete.

Draco hatte Recht. Er war auf dieser Feier höchstwahrscheinlich ein unerwünschter Gast.
 

Harry hingegen war zu müde für die Zweifel von Draco. Er fühlte sich euphorisch. Sie hatten endlich eine Möglichkeit gefunden, diesen Trank fertigzustellen. Zudem spürte er den dünnen Einband des ledernen Tagebuchs in seinem Umhang. Ron hatte schließlich die ganze Zeit davon geredet. Diese Feier war dazu da, um sie daran zu erinnern, dass es nach dem Krieg auch noch schöne Momente gab und ihre Jugend noch nicht vorbei war. Erinnerte er sich nur zu gut daran, wie müde Draco ebenfalls gewirkt hatte, als er ihn so aufgebracht in der Winkelgasse gesehen hatte. Er hatte ihn noch nicht darauf angesprochen, was er denn nun tun würde. Immerhin war sein einziges Heim gepfändet worden und er saß quasi auf der Straße. Draco würde etwas Ablenkung mit Sicherheit auch guttun.
 

Doch wie soll ich das Ron und Hermine erklären?, fragte sich Harry und strich sich eine schwarze Strähne aus der Stirn.
 

»Wie stellst du dir das vor, Potter?«, seufzte Draco resignierend. »Ich tauche da mit dir auf und sehe morgen die nächste Schlagzeile im Tagespropheten? St. Potter hilft armen Todesser bei der Rehabilitation! Oder - Wechselt Potter jetzt doch zur dunklen Seite...?« Draco schnaufte.
 

Harry besah sich sein Gegenüber. Dracos Haare wirkten zerzaust und sein Umhang war nur halb geschlossen, da sie hastig die Bibliothek verlassen hatten. Eine leichte Röte zierte seine blassen Wangen. Was war gerade eben passiert?
 

Ich hätte ihn fast ...

 

War er nun komplett wahnsinnig geworden? Die Trennung von Ginny schien ihm zu sehr zugesetzt zu haben, dass er sich dazu hatte hinreißen lassen. Das hier war Draco Malfoy vor ihm. Sein plötzlich nicht mehr so unausstehlicher selbst erklärter Feind und Rivale. Ein Mann.
 

Auf keinen Fall würde er sich noch einmal zu so etwas hinreißen lassen. Viel wahrscheinlicher war es, dass Harry sich einfach nach Nähe sehnte, das musste es sein. Immerhin umarmte er Hermine auch ständig oder griff nach ihrer Hand. Da war doch nichts dabei. Dracos Nähe jedoch hatte sich fast zu gut angefühlt. Verboten gut.
 

Hermine wüsste mit Sicherheit, was ich jetzt tun sollte …
 

Doch dann kamen Harry erneut ihre Worte in den Sinn. Draco hatte Angst. Ein plausibler Grund, nicht euphorisch auf die Einladung zu reagieren. Die Furcht vor der Reaktion seiner Freunde und ob diese ihn ausstoßen würden, musste in ihm existieren, auch wenn er sie wohl gerne unter seiner Maske verbergen wollte. Panik vor der Reaktion der Öffentlichkeit, was sie von ihrer Freundschaft sagen würden.
 

Doch wenn Draco diese Zweifel nicht verlor, würde es in seinem Leben nicht leicht für ihn werden. Harry würde ihm doch helfen können, oder?
 

»Du bist ein Feigling, Malfoy.« Er grinste leicht.
 

Dies war ihre Art der Kommunikation. Harry wusste nicht, ob Draco verstehen würde, wie diese Worte tatsächlich gemeint waren.
 

Dracos Blick verfinsterte sich und Harry sah, dass sein linkes Auge ein klein wenig zuckte. Amüsiert betrachtete er die Bewegung des Muskels und ging an Draco vorbei, versuchte, seinen Atem zu beruhigen.
 

Was tue ich eigentlich hier?
 

Draco würde sich unweigerlich damit anfreunden müssen, dass die anderen doch gar nicht so schlimm waren, wie er es immer gedacht hatte. Sonst würde es schwierig werden. Harry konnte die Freundschaft und Sympathie für Draco immerhin nicht ewig vor jedem verbergen. Immerhin hatte er in den wenigen Wochen bereits gemerkt, wie gut sie sich eigentlich verstanden. Zudem war er sich sicher, dass die anderen bestimmt auch mit ihm klar kämen, wenn sie Draco erst einmal richtig kennenlernen würden. Immerhin konnte selbst er sich mit ihm arrangieren, oder? Es war immerhin an der Zeit, die alten Streitereien zu begraben.
 

Ron wird das schon verstehen …
 

»Fein.«, zischte Draco. »Aber wenn eine Gruppe Irrer mir auflauert und morgen mein Kopf aufgespießt an einem Pfahl die Schlossmauer verschönert, weißt du dass es deine Schuld ist, Potter.«, schnaubte er und folgte ihm in Richtung des siebten Stocks.
 

Harry merkte, wie sich ein Grinsen in sein Gesicht schlich. Freute er sich einfach darauf ein paar Drinks zu trinken und für einen Abend die Konsequenzen zu vergessen. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, was sein Handeln bedeuten würde. Harry wollte lediglich einen entspannten Abend mit Draco verbringen, in der Hoffnung noch einmal hinter seine Maske zu blicken.
 

Als er schließlich die Tür öffnete, welche allmählich vor ihnen erschien, blickte er in einen halb-dunklen von Fackeln beleuchteten gemütlichen Raum. Eine große Holztheke zog sich durch die Mitte und einige bequem aussehende kleine Sitzgelegenheiten waren an den Wänden verteilt. Es sah gemütlich aus.
 

Ein magisches Lichterspiel, welches dem Rhythmus der Musik folgte, zog Fäden durch die Luft und glitt über die Köpfe der vielen bekannten Gesichter, bis es schließlich zwischen den Pärchen hindurch über die kleine Tanzfläche flog. Dort tanzte Neville, welcher schüchtern die Arme um Luna gelegt hatte. Das orangene Licht des Zaubers huschte an ihnen vorbei. Die meisten Mitglieder der DA waren hier. Er konnte Ginny erblicken, die sich in einem hübschen dunklen Abendkleid zur Musik hin und her wiegte. Ihre verträumten Augen waren auf ihren Tanzpartner gerichtet. Sie lächelte leicht.
 

Ich hätte genau dort stehen können, bemerkte Harry ernüchternd und suchte den dunklen Raum nach Ron und Hermine ab.
 

Ihre Anwesenheit war noch nicht bemerkt worden. Viele waren auf ihre eigenen Gespräche konzentriert, erzählten Geschichten über den Krieg und über Menschen, die ihren Mut bewiesen, jedoch ihr Leben verloren hatten. Er sah, wie eine Gruppe Mädchen in einer der Sitzecken sich tröstend in den Armen lagen.
 

Schließlich sah er Ron. Die große behaarte Hand des Wildhüters lag auf seiner Schulter. In seiner anderen Pranke hielt er einen Bierkrug, mit dem er fröhlich seinem besten Freund zuprostete. Auch Ron hatte mittlerweile gerötete Wangen und schien über etwas zu lachen, was Hagrid ihm erzählt hatte. Neben der Tanzfläche waren einige kleine Stehtische aufgestellt, auf denen sich selbst füllende Gläser zu mehreren Pyramiden zusammen gestapelt worden waren. Die treuen Augen seiner besten Freundin fixierten ihn. Jedoch nicht sehr lange. Ihr Blick glitt an ihm vorbei zu seiner Begleitung.
 

Draco hatte sich halb hinter ihn gestellt und schien sich im Raum umzusehen. Er sah zögernd aus, fast als wäre er sich plötzlich nicht mehr so sicher, warum er überhaupt hier war. Hermine erwiderte erneut Harrys suchenden Blick. Er zuckte leicht mit den Schultern. Wollte er ihr doch vermitteln, dass alles okay war.
 

Ihre angespannten Schultern entspannten sich. Sie zog aus dem wackelnden Turm drei Gläser heraus und ging mit schnellen und direkten Schritten auf sie zu. Harry bemerkte, wie sich Draco hinter ihm versteifte. »Potter, vielleicht ..:«, murmelte er, doch da hatte Hermine sie bereits erreicht.
 

»Harry.«, begrüßte sie ihn mit einem so freundlichen Lächeln, dass es schon zu aufgetragen wirkte. »Malfoy.« Sie nickte Draco zu, doch dieser bewegte nur seinen Kopf leicht, um zu antworten.
 

»Warum kommt ihr nicht mit mir hier rüber und wir stoßen auf diesen großartigen Abend an, Jungs?« Sie deutete auf eine Sitzecke in der Ecke des Raumes, welche etwas verdeckt lag.
 

Die Reaktion seiner Freundin kam ihm fast zu versöhnlich vor. War es vielleicht doch alles gar nicht so kompliziert und Harry hatte sich umsonst Sorgen gemacht? Sie setzten sich und Hermine überreichte ihnen jeweils ein Glas, nur um ihr eigenes in die Luft zu heben.

 

»Auf dass wir überlebt haben.« Sie schloss die Augen, nickte ihnen zu und leerte die klare Flüssigkeit.
 

Draco und Harry taten es ihr gleich. Ein bitterer Geschmack brannte in seiner Kehle als er eine wärmende, aber drängende Berührung an seinem Handgelenk spürte. Seine beste Freundin zog ihn ein wenig zu sich herunter, so dass Draco sie nicht verstehen konnte, der immer noch leicht das Gesicht verzogen hatte.
 

»Was macht er hier Harry? Weiß Ron das?«, flüsterte sie bestimmt und Besorgnis lag in ihrer Stimme. »Du musst ihn hier weg bringen. Das ist nicht gut, Harry. Was hast du dir dabei gedacht? Sie werden es nicht verstehen. Nicht so
 

Harrys Augen weiteten sich. Noch immer brannte der Alkohol in seiner Kehle. Wie meinte sie das? Er musste Draco wieder wegbringen? Aber wieso?
 

Ein Murmeln ging durch die Partygäste. Mittlerweile schienen sie bemerkt worden zu sein. Hatte er zu überstürzt gehandelt? Harry hatte gedacht, dass wenn eh alle schon etwas angetrunken waren, ein Gast mehr oder weniger doch bestimmt nicht auffallen würde. Jedoch hatte Harry nicht bedacht, dass es beinahe unmöglich war, seine Anwesenheit nicht zu bemerken, während die hellen Strähnen in den verschiedensten Goldtönen schimmerten.
 

Draco sah sich hektisch um. Die Situation schien ihm unangenehm und Harry bemerkte, wie er auf seinem Sitzplatz hin und her rutschte. Seine Finger waren immer noch um das kleine Glas geschlungen.
 

»Was macht er hier, Harry?«, vernahm er die Stimme Nevilles hinter ihnen. »Auf dieser Party?«
 

»Warum nicht? Er ist genauso ein Mensch wie wir auch.«, versuchte Harry genervt das Thema damit zu erledigen. Draco hatte immer noch kein Wort gesagt und Harry erschrak sich beinahe, als dieser sich schließlich zu Wort meldete.
 

»Ich werde deine Heldentaten schon nicht schlecht machen, Longbottom. Also mach dir keine Sorgen, dass ich dich vor deiner Freundin blamiere.«, schnaufte Draco und stand schließlich auf, um Anstalten zu machen zu verschwinden. Harry hielt ihn mit einem bestimmten Griff zurück und dieser sah ihn fragend an. Draco schien mit aller Mühe zu versuchen, seine Haltung zu bewahren.
 

»Was macht er hier, Harry?«, wiederholte Neville seine Frage und Luna trat neben ihn. Dicht gefolgt von seinem besten Freund, der ihn mit fragendem Gesichtsausdruck ansah. Rons Blick schweifte von seinem Gesicht zu Draco und schließlich zu Harrys Hand, die noch auf Dracos Unterarm lag. Hektisch zog er sie zurück.
 

»Wir wollen nur ein wenig was trinken.«, rechtfertigte er sich. »Draco hat genauso ein Recht hier zu sein, wie ihr auch. Wir sitzen in einem Boot, nur dass nicht jeder die gleichen Entscheidungen treffen musste. Also regt euch ab.«, sagte Harry und versuchte, seine ganze Autorität in diese Aussage zu legen.
 

»Draco?«, flüsterte Ron. Seine Stimme wurde lauter und brach. »Das ist er? Was war das heute Abend? Du hast uns versetzt – um was? Dich mit ihm zu treffen?«, zischte sein bester Freund die klagenden Worte.
 

»Ron, Nein – Ich ..«, versuchte Harry ihn zu besänftigen, doch er wusste nicht, was er sagen sollte.
 

»Harry. Das ist Malfoy. Er ist ein Todesser. Warum ist er hier, mit dir?« Ron deutete auf Harry und verschränkte die Arme vor der Brust. Wut lag in seinen Augen, genauso wie Unverständnis über das Handeln seines besten Freundes. »Er hat meinen Bruder auf dem Gewissen, er hat kein Recht hier zu sein, wie du es so schön betont hast.«
 

»Er hat ihn nicht umgebracht, Ron.«, fauchte Harry und seine Faust ballte sich.
 

»Und was jetzt, verteidigst du ihn? Ziehst ihn mir vor?«, hallten die lauten Schreie Rons durch den Raum. Sie hatten nun die komplette Aufmerksamkeit der Party auf sich.
 

Draco räusperte sich.
 

»So angenehm ich eure Gesellschaft auch empfunden habe, entschuldigt mich nun.«
 

Seine Maske saß perfekt. Er entfaltete seine Beine, welche er übereinandergeschlagen hatte und stand auf, blickte kurz in die Runde und verließ mit wehendem Umhang den Raum. Mit einem dumpfen Geräusch, welches kurz die Musik unterbrach, schloss die Tür hinter ihm.
 

Harry spürte ein dumpfes Gefühl in seinem Brustkorb. Es fühlte sich klamm an und Wut kam in ihm auf. Ärger und Enttäuschung darüber, dass es ihm nicht vergönnt war auch nur einen Abend Vorurteile zu vergessen.
 

»Ich zieh ihn dir vor?«, zischte Harry und sein Blick verfinsterte sich.
 

Hermines Hand schloss sich hilfesuchend um seine eigene, doch Harry schüttelte sie ab und schaute zu seinem besten Freund, welcher seinen provozierenden Blick erwiderte.
 

Harrys Blick schweifte über die Menge. Die Menschen, die er immer als seine Kameraden gesehen hatte. Alle erwarteten etwas vor ihm. Das vorbildliche Verhalten eines Helden. Bloß nicht aus der Norm fallen. Und nun standen sie da, verurteilten jemanden genauso, wie sie selbst verurteilt wurden.
 

»Vielleicht sollte ich das.« Harry stand auf.

 

»Harry .. nein ..«, flüsterte Hermine neben ihm und schüttelte den Kopf.
 

»Jungs, ich bitte euch. Lasst uns doch reden.« Sie griff an ihre beiden Arme und versuchte, sie zurückzuhalten.
 

»Nein, ich bin fertig.«, beschloss Harry und wandte sich ab. Er hatte beinahe die Tür erreicht, als er die nussbraunen Augen Ginnys sah, die ihm verwirrt entgegenblickten. Es lag eine Art der Sorge darin, die Harry nicht wirklich deuten konnte. Doch im Moment hatte er andere Probleme.

 

 

 
 

~~~*~~~
 

Die Kälte peitschte in sein Gesicht. Der Wind ließ den Schweiß an seiner Stirn kalt herunter laufen. Er war aus dem Schloss geeilt, beinahe gerannt. Das Gefühl der Atemlosigkeit hatte ihm seine restliche Kraft geraubt. Die Wut pochte noch in seinen Adern und sein Atem ging hektisch. Er fühlte das dumpfe Pochen und stieß die restliche Luft aus seinen Lungen, während er die kalte Abendluft der Ländereien von Hogwarts in seine Lunge strömen ließ. Rons wütender Blick manifestierte sich vor seinen Augen und Harry schüttelte den Kopf.
 

Wo war Draco hingegangen? Der Ausdruck in dem Gesicht des Slytherin, als er gegangen war, ließ jeglichen Hass erkennen, den dieser noch aufgespart hatte. Eine Arroganz, die keine Möglichkeit der Schwäche offenließ. Harry war es eiskalt den Rücken herunter gelaufen. Dabei hatte er gehofft, nun endlich doch hinter seine Maske blicken zu können.
 

Er verstand das Mysterium namens Draco Malfoy einfach nicht. In einer geübten Bewegung setzte er sich auf eine Bank im Hof und zog die Karte des Rumtreibers hervor. War das die richtige Entscheidung gewesen? Ron so vor den Kopf zu stoßen? Sicherlich hätte er es ihm auch schonender beibringen können … jedoch war Harry noch nie wirklich jemand gewesen, der dafür ein Talent hatte.
 

Sorge breitete sich in ihm aus. Noch immer hatte er ihn nicht gefunden. Harry hatte es wieder verbockt. Nun musste er wenigstens mit Draco reden. Niemals würde dieser es nun in Erwägung ziehen, ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten, und Harry konnte es ihm nicht mal übel nehmen.
 

Doch warum rannte er ihm hinterher? Ron hatte Recht, er zog Draco vor. Doch warum?
 

Grübelnd blickte er auf den Namen, welcher ruhend auf einer der Tribünen des Quidditchfeldes zu lesen war. Er seufzte und strich durch den Stoff seines Schals, zog ihn sich weiter ins Gesicht, um der nassen Kälte des leichten Regens zu entgehen, als er mit schnellen Schritten sich in Bewegung setzte.

 
 

 
 

~~~*~~~
 


 

Die gelben und roten Banner des letzten Quidditchspiels zierten immer noch die Reihen. Der Regen hatte sich in dem Stoff abgesetzt und sie hingen steif herunter, während sie vom Wind hin und her geschleudert wurden. Das dumpfe Klacken von Metall hallte in der Nacht wider, als die Halterungen der Banner immer wieder leicht gegen die Tribüne stießen.
 

Er hatte sich auf dem kompletten Weg hierher Gedanken gemacht, sich Fragen gestellt, auf die er partout keine Antwort wusste. Doch in einem war Harry sich sicher. Er musste mit Draco reden. Es war ihm wichtig, diesen Abend nicht so enden zu lassen. Dann sah er ihn.
 

Draco saß auf eine der Treppen und schaute mit ausdruckslosem Blick auf das Quidditchfeld. Er wirkte verträumt, als er seinen Kopf abrupt Harry zuwandte und ihn mit aufgerissenen Augen anstarrte.
 

»Das kann nicht dein Ernst sein, Potter.«, flüsterte Draco atemlos. »Warum bist du hier? Bist du wahnsinnig geworden?«
 

Draco stand auf und ging auf Harry zu, verschränkte die Arme, um ein wenig der Kälte zu entgehen. Harry wollte ihn fragen, warum er gegangen war, doch er wusste die Antwort längst. Es war genau das eingetreten, was er befürchtet hatte, und Harry hatte es nicht verhindern können.
 

»Es tut mir leid, das war nicht fair was sie gesagt haben.«, sagte Harry ruhig und suchte Dracos Blick.
 

»Geh zurück, Potter. Du solltest nicht hier sein. Du solltest dort sein. Bei Ihnen, bei deiner Freundin, die sich gerade einem anderen Kerl an den Hals wirft. Meine Gesellschaft ist Gift für dich. Sie passt weder zu deinem Heldenberuf noch zu deinen Freunden. Also bitte, tue dir selbst einen Gefallen und halte dich endlich von mir fern, Potter.« Dracos Worte wurden immer leiser, übertönte der Wind sie beinahe.
 

Er bemerkte, dass Draco zitterte, hatte er ja nicht wirklich geplant, am heutigen Abend hier zu landen und dementsprechend leicht war er gekleidet. Sein Blick fiel auf die weiße Haut an seiner Halsbeuge. Harry spürte die Wärme des Stoffes unter seinen Fingern und zog sich seinen Schal von den Schultern, legte ihn behutsam um Dracos dünnen Hals.
 

»Wollen wir fliegen?«, fragte Harry ruhig.
 

»Ich habe immer noch den Schlüssel für die Umkleidekabinen, wo die Kiste mit den Bällen aufbewahrt wird. Meinst du, ich kann dich immer noch schlagen, Malfoy
 

Harry konnte Dracos Gesichtsausdruck nicht deuten. Wirkte dieser auf der einen Seite sichtlich überrascht von diesem Angebot. Doch Harry wollte vergessen. Nichts hatte ihn je mehr vergessen lassen als das Gefühl, auf einem Besen zu fliegen.
 

»Was für eine Frage, Potter.«, schnaufte Draco.

 

 

 
 

~~~*~~~

 
 

Es war ein wahnsinniges Gefühl. Es fühlte sich an, als würde jeder Regentropfen Nadelstiche auf seiner Haut verursachen, die ihn einfach fühlen ließen. Er fühlte den Wind, der durch seine Haare strich.
 

Sie jagten durch die Nacht und auch wenn sie mit den Schulbesen flogen, nahmen sie dieses Duell ernst. Sie schenkten sich nichts. Keine Möglichkeit, den Anderen zurückzudrängen, blieb ungenutzt. Mit der Besessenheit zuerst den Sieg erringen zu können, rauschten sie durch die Kälte, bis Harry in etwa 10 Metern Höhe in der Luft langsam an Geschwindigkeit verlor und er seinen Blick suchend über das Feld streifen ließ.
 

Dieses Gefühl war der Wahnsinn. Wie lange war er nicht mehr geflogen? Er fühlte sich frei.
 

Ein goldenes Schimmern spiegelte sich an dem durchnässten Feld am Fuße der Tribüne zu Harrys linker Seite. Er neigte seinen Besen nach vorne und raste gen Boden.
 

Draco, der seine Bewegung bemerkte, schnellte ihm hinterher. Auf dem Boden des Feldes hatte sich der Regen gesammelt und Harry konnte in ihrem Spiegelbild sehen, dass Draco direkt hinter ihm war. Wirkte dieses Bild doch so vertraut, dass es ihn für einen kurzen Moment in alte Tage versetzte.
 

Der Slytherin zog seinen Besen herum und rammte ihn an seiner linken Schulter, brachte ihn leicht aus der Spur, doch Harry drückte den Stiel des Besens weiter nach unten, um noch mehr Geschwindigkeit aufzunehmen. Drängte sich erneut an Draco vorbei. Wenige Meter trennten sie vor dem Aufprall, doch Harry konnte ihn sehen, den goldenen Ball, welcher einen halben Meter über dem Boden hin und her huschte. Er konnte das Surren der kleinen Flügel hören, wie sie hastig gegen den Regen schlugen.
 

Warum zog er den Besen nicht hoch? Sie würden aufprallen. Er wurde schneller, doch Draco war direkt neben ihm. Er stieß seinen Atem aus und griff hektisch nach dem nassen Holz des Besens, rutschte beinahe mit seiner Hand ab als er, genau wie Draco, den Stiel im letzten Moment nach oben zog.
 

Er bemerkte etwas Goldenes in seinem Augenwinkel. Der Schnatz war in etwa 2 Meter vor ihnen. Er sah in die Augen seines Rivalen und konnte die Kampfeslust darin lesen. Harry streckte seine Hand aus, versuchte sie gegen den peitschenden Wind gerade zu halten.
 

Draco war ihm so nahe, dass sich ihre Arme berührten.
 

Wenige Zentimeter.
 

Mit der letzten Kraft, die sie hatten, sprangen sie nach vorne. Für einen kurzen Moment dachte Harry, er würde einfach fliegen. Einfach so, ohne Besen und Zauber.
 

Ein zerrender Schmerz glitt durch seine Schultern, als er auf dem Boden aufkam. Ihre Körper überschlugen sich, bis sie schließlich am Rande des Feldes mit ausgestreckten Gliedern zum liegen kamen.
 

Er keuchte. Richtete seine Brille und versuchte, seinen Blick zu schärfen. Er spürte die Leere in seiner Hand und wusste, dass Draco gewonnen hatte.
 

Doch das war egal.
 

Sie waren überwältigt. Eingenommen von diesem Gefühl. Adrenalin rauschte durch seine Venen und Harry fühlte sich, als wäre er in einem Rausch. Schwer atmend blickte er auf Draco, der mit einem breiten Lächeln den kleinen goldenen Ball krampfhaft mit seinen Fingern umklammerte.
 

»Es ist falsch, Potter.«, sagte Draco atemlos.
 

Seine Lippen waren halb geöffnet und die schwarze Farbe des Wollschals bildete einen wunderschönen Kontrast zu seiner hellen Haut. Fasziniert von diesem Anblick streckte Harry seine Fingerspitzen aus, berührte zaghaft den Stoff.
 

»Wie kann das falsch sein? Wenn sich das so anfühlt.«, flüsterte Harry. Sein Finger glitt langsam über Dracos Wange. Die sturmgrauen Augen fixierten ihn.
 

»Wir müssen überleben, Harry. Das tun, was Andere von uns erwarten. Unsere Bestimmung erfüllen. Das ist das Wichtigste. Wir müssen überleben. Leben, für jeden gottverdammten Moment.« Draco zögerte.
 

Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass er seinen Atem spüren konnte.
 

»gottverdammt…«, murmelte Harry wie in Trance.
 

»Wieso?«, hauchte er und strich mit der Kuppe seines Daumens sachte über die Wange.
 

»Weil das hier ein Fehler ist.«, sagte Draco und beugte sich nach vorne, um ihre Lippen miteinander zu vereinen.
 

 
 

~~~*~~~

 

Hallöchen ihr Lieben.

Na, wie viele von euch sind noch dabei?

Jetzt ist es endlich passiert …

Ganz liebe Grüße und weiterhin gute Unterhaltung.

Eure Refaye

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MarrowMoon
2024-01-29T22:22:57+00:00 29.01.2024 23:22
Das war ein Feuerwerk von Kapitel, wundervoll!
Antwort von:  Refaye
30.01.2024 02:51
Freut mich, dass es spannend für dich ist. Und vielen Dank für deine Kommentare! Es ist immer eine sehr große Motivation, Feedback von den Lesern zu erhalten. Nur so kann ich wissen, ob es euch gefällt!

Ich hoffe du hast auch weiterhin Spaß an der Geschichte. Ich wünsche dir weiterhin gute Unterhaltung!
Von:  cheron
2023-01-11T11:44:19+00:00 11.01.2023 12:44
Hallo liebe Refaye,

Vielen Dank für diese Geschichte.

Ich hab Sie heute erst entdeckt und förmlich verschlungen und bin daher schon ganz gespannt wie es weiter geht sowohl mit Harry und Draco, als auch mit Dracos Rehabilitation. Ein Weg der für Betroffene nie einfach ist.

Ich freue mich auf das nächste Kapitel.

Ich wünsche alles Gute :)

Antwort von:  Refaye
11.01.2023 17:44
Hallöchen cheron,

freut mich, dass du Gefallen an der Geschichte gefunden hast. Mir war es wichtig, die Situation und die Gefühlswelt der Charaktere nach Kriegsende zu thematisieren. Ich hoffe dir hat meine Interpretation bisher gefallen und du bleibst weiter dabei.

Ich wünsche dir weiterhin gute Unterhaltung

Refaye


Zurück