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Ausflug der (Chaos)Krähen

von

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Prolog

Der Bahnhof Sendai. Ein Ort, von dem aus Menschen von einem Ort zum anderen reisen können. Man kommt an oder fährt ab. So auch an diesem Tag. Einige Personen warten auf den Zug, der sie zu verschiedenen Orten bringen soll.

Auffällig ist aber vor allem eine größere Gruppe. Sie gehört eindeutig zusammen, auch wenn sie teilweise in kleineren Ansammlungen herumsteht. Am herausstechendsten sind jedoch drei der jungen Männer. Ein fast Glatzköpfiger und ein kleinerer, mit einer auffälligen, hellen Haarsträhne. Sie sind laut, schreien herum. Ein dritter, ebenfalls kleinerer Junge mit roten Haaren springt aufgeregt um die anderen beiden herum. Sie unterhalten den ganzen Bahnhof. Und während der Rest der Gruppe selbst diese drei einfach ignoriert, sehen alle anderen Reisenden, die ebenfalls auf den Zug warten, immer wieder zu den lauten Halbstarken. Mit neugierigen, teilweise aber auch verärgerten Blicken werden die Jungen immer wieder bedacht.

Und dann tönt ein lautes und strenges “Ruhe” über den Bahnhof. Und tatsächlich kehrt sofort Ruhe ein. Am kompletten Bahnhof. Keiner gibt mehr ein Wort von sich. Weder die lauten Jungen, noch der Rest der Gruppe. Aber auch die drei Mädchen, die dort stehen. Die Erwachsenen und auch die Berufstätigen, von denen ein Mann gerade eingeschüchtert sein Handy von seinem Ohr sinken lässt. Auch zwei ältere Frauen, ziehen ihren Kopf zwischen ihre Schultern.
 

Ryunosuke Tanaka und Yu Nishinoya drehen vorsichtig ihren Kopf über ihre Schultern und obwohl ihnen schon klar ist, was sie dort erwarten wird, zucken sie zusammen, kaum dass sie den älteren Jungen entdecken, der mit in die Seite gestemmten Händen regelrecht auf sie hinunter starrt. Seine Augen wirken, als würden sie in Flammen stehen und ihm ist anzusehen, dass er seine Zähne aufeinander presst um nicht laut zu schreien - was allerdings mit seiner Aussage, dass Ruhe herrschen soll, nicht zusammenpassen würde.

“Ent-entschuldige bitte, Daichi”, stottert Shoyo Hinata und macht ein paar Schritte nach hinten, die Hände vor den Mund halten. Nur ein schneller Griff von Tobio Kageyama schützt seinen Kumpel davor, auf die Bahngleise zu stürzen.

“Entschuldige, Daichi”, murmelt auch Tanaka.

“Wir sind schon ruhig”, fügt Nishinoya ebenso unterwürfig hinzu.

“Das hoffe ich”, erwidert Daichi Sawamura und wirft ihnen noch einmal einen düsteren Blick herum, ehe er sich herumdreht und kopfschüttelnd zu seinen besten Freunden tritt.

“Wäre besser für euch”, ruft Koshi Sugawara an ihm vorbei und entlockt dem neben ihm zum stehen Kommenden ein Stöhnen, während Asahi Azumane auf seiner anderen Seite seufzend den Kopf schüttelt.

“Hör auf sie immer zu ermutigen, Suga”, gibt Sawamura von sich.

“Tue ich doch gar nicht.”

Schon tragen Sawamura und Sugawara ein Blickduell aus, das Ersterer eindeutig gewinnt, da sein bester Freund ihm tatsächlich nicht lange stand halten kann.

“Ist dir bewusst, dass du nicht nur deine Chaos-Krähen eingeschüchtert hast, oder?”, stellt Yui Michimiya fest, die zusammen mit ihren Freundinnen und ehemaligen Mitgliedern des Karasuno Volleyballclubs der Mädchen ebenfalls mitkommt.

“Wie meint du das?” Sawamura sieht sich auf dem Bahnhof um und erst jetzt wird ihm klar, wie still es ist und auch die Blicke, die auf ihm liegen, werden ihm bewusst. Sofort weiten sich seine Augen. “Oh … das … ähm …”

“Tja, du hast halt ein sehr … präsentes Wesen”, erklärt Sugawara und schlägt ihm auf die Schulter, kann das breite Grinsen jedoch nicht unterdrücken.

“Ja danke auch”, knurrt Sawamura genervt.

Ein Kichern entkommt der neben Michimiya Stehenden, die Sawamura anschließend nur angrinst.

“Unrecht hat Suga schließlich nicht. Aber schön, dass du sie alle unter Kontrolle hast. Du bist einfach der Gruppenpapa, was?” Mao Aihara legt ihren Kopf leicht schräg und entlockt Chizuru Sasaki ein Kichern. Sie beide und Michimiya haben ebenso wie Sawamura, Sugawara und Azumane ihren Abschluss gemacht und als ehemalige Volleyballerinnen wurden sie von den Jungs zu deren Ausflug eingeladen.

“Gruppenpapa?” Schon verzieht Sawamura sein Gesicht, während seine Freunde lachen müssen.

“Genießen wir es einfach. So schnell werden wir in dieser Konstellation vermutlich nicht mehr zusammen kommen.” Kiyoko Shimizu, die neben Asahi Azumane steht, sieht den ehemaligen Kapitän des Karasuno Volleyballclubs durch ihre Brille hindurch an. Und diese Aussage ist es, die sie alle sieben still werden lässt.

“Nein, so denken wir jetzt gar nicht!”, bricht es aus Sugawara hervor und hebt beide Hände abwehrend vor sich hoch, fuchtelt wild mit ihnen hin und her. “Wir genießen diesen Ausflug und unsere Freundschaft, klar? Deswegen machen wir das doch! Wir wollten zusammen was unternehmen und das tun wir auch!”

“Richtig. Eine letzte gemeinsame Unternehmung”, stimmt Azumane ihm zu.

“Nein! Suga hat recht, so denken wir nicht! Wir werden uns sicherlich noch einmal treffen! Wir haben so viel zusammen erlebt, wir dürfen uns auf keinen Fall komplett aus den Augen verlieren!” Sawamura sieht seine Freunde so an, dass man denken könnte, dass er jeden Moment in Tränen ausbricht. Doch das ist im nächsten Augenblick schon wieder vorbei.
 

“Scheißyama! Was soll das bitte heißen?”

“Wie bitte? Du bist es doch, der so dumm ist und fast auf die Gleise springt, Hinata!”

“Wäre ich überhaupt nicht!”

“Ich habe dich gerade noch festgehalten!”

“Oh bitte, springt. Aber alle beide. Dann haben wir endlich Ruhe!” Die genervte Stimme ist auch ohne hinzuschauen Kei Tsukishima zuzuordnen.

“Kei, lass diese dummen Sprüche!”, richtet dessen Freundin augenrollend an ihn.

“Keiko …”

“Nein, reiß dich zusammen. Außerdem sind das deine Freunde!” Und schon sticht sie ihm ihren Zeigefinger in die Brust.

“Ähm …” Tsukishima scheint das nicht so zu sehen.

“Keine Diskussion! Freunde! Hörst du? Freunde!”

“Oh Gott, vielleicht springe auch ich. Wann kommt der nächste Zug?”

“Tsukishimaaaa!” Hinata sieht den Größten ihrer Gruppe zähneknirschend an. Warum kann er nicht endlich akzeptieren, dass sie schon längst Freunde sind?

“Lass ihn doch, Hinata. Dann haben wir wenigstens Ruhe.” Kageyama greift nach dem Kragen des Kleineren und zieht ihn ein wenig nach hinten. Dieser legt sich seinen Zeigefinger auf diese Aussage nachdenklich ans Kinn.

“Hmm, hast ja recht Kageyama.”

“Wie bitte? Niemand darf hier springen! Niemand! Oh mein Gott! Was macht man dann nur? Hilfe!” Hitoka Yachi, die nun alleinige Managerin des Volleyballclubs ist kreidebleich und hat ihre Hände rechts und links an ihre Wangen geschlagen.

“Hitoka, bitte, beruhige dich! Verdammt, Tsukki! Und auch ihr beide, das ist überhaupt nicht hilfreich.” Tadashi Yamaguchi beugt sich zu ihr und legt seine Hände auf ihre Schultern.

“Hitoka, die drei Vollidioten machen nur total verdammt dumme Witze!” Yachis beste Freundin drängt sich an ihrem eigenen Freund vorbei und tritt neben Yamaguchi.

“Wirklich?” Langsam lässt Yachi ihre Hände sinken.

“Keiko hat recht. Die sind gerade wirklich richtig dumm die drei!”, stimmt Yamaguchi sofort zu.

“Gott, Yamaguchi, hör auf dich so aufzuregen.” Tsukishima sieht auf seinen besten Freund hinunter, ehe er zum wiederholten Male seine Augen rollt und sich herum dreht, um den Rest seiner angeblichen Freunde zu ignorieren.
 

Sawamura und Sugawara wechseln drei Meter weiter einen Blick, ehe sie seufzend gegen den Himmel sehen.

“Okay, vielleicht hat es auch gute Seiten, dass wir mit der Schule fertig sind.”

“Da hast du recht, Daichi.”

Wieder seufzen beide doch noch ehe einer von ihnen etwas sagen kann, wird der Zug angesagt. Der ehemalige Kapitän tritt nach vorne und klatscht in die Hände, um sich die Aufmerksamkeit des Volleyballclubs und dessen Anhang zu sichern.

“Hey miteinander, kurz nochmal zur Abklärung! Wir fahren jetzt zusammen zum Bahnhof Shiroishi, die Fahrt dauert ungefähr 45 Minuten. Shimizu hat unser Gruppenticket, also schaut, dass ihr im Zug zusammen bleibt. Ansonsten, reißt euch bitte, wirklich bitte zusammen. Sonst setze ich die Unruhestifter höchstpersönlich aus! Bei ein paar von euch kann ich mir wirklich gut vorstellen, dass ihr den Heimweg nicht mehr findet, was sicher einigen von uns zugute kommen wird!”

Ein Kichern folgt auf seine Aussage.

“Oh, die Einzeller sind da sicher gut aufgehoben.”

“Tsukishimaaaa!”

“Kei, wirklich … Warum bist du so anstrengend?”

Ein paar hochgezogene Augenbrauen samt ein Blick von oben landen auf der neben dem Angesprochenen Stehenden.

“Soll ich dich auch aussetzen?”

“Ach. Würdest du das tatsächlich machen?”

“So eine Nervensäge wie du manchmal bist, Keiko?”

“Okay, okay.” Sugawara tritt nach vorne und hebt beide Hände vor sich. “Tsukki, Izumo, wir wissen alle, dass das eure Art ist, sich “ich liebe dich” zu sagen, aber macht das unter euch aus. Und wir setzen niemanden aus, versprochen.”

“Dich genauso”, murmelt Sawamura hinter ihm.

“Bitte? Was soll das denn heißen?” Sugawara sieht seinen besten Freund mit aufgerissenen Augen ungläubig an.

“Der Zug fährt gerade ein”, unterbricht Shimizu den ehemaligen Kapitän und dessen ebenso ehemaligen Vizen trocken. Kurz sehen die beiden sich noch an, entscheiden dann aber, dass es jetzt wichtigeres gibt.

“Denkt daran, zusammenbleiben!”, ruft Sawamura erneut in die Gruppe. Doch kaum dass die Türe des Zuges sich öffnet, rasen Tanaka und Nishinoya bereits voran. Shimizu seufzt, ehe sie Sawamura anblickt.

“Ich setze mich zu den beiden Chaoten.”

“Oh, vielleicht sollte ich auch …”

“Suga, setz dich zu den Chaoten da”, unterbricht Sawamura seinen besten Freund und deutete auf Hinata und Kageyama. Während zweiter gelangweilt auf den Zug starrt, hüpft ersterer auf und ab. Es ist nicht ganz klar, ob Kageyama gerade eben tatsächlich darüber nachdenkt, Hinata im Wald auszusetzen. Zuzutrauen wäre es ihm. Doch darüber denkt Sawamura selbst jetzt auch nicht weiter darüber nach. Er achtet darauf, dass sie wirklich alle einsteigen. Es wäre doch ärgerlich, wenn sie jemanden verlieren würden. Erst vor ein paar Tagen haben sie, die ehemaligen Drittklässler, ihr Zeugnis überreicht bekommen und damit offiziell die Oberschule abgeschlossen. Und heute machen sie noch einen letzten, gemeinsamen Ausflug. Einfach nochmal Zeit miteinander verbringen, hoffentlich auch genießen. Mit den Leuten, mit denen sie im letzten Schuljahr wirklich zusammengewachsen sind. Noch nie sind Sawamura, Sugawara und Azumane Teil eines solchen Teams gewesen. Es war wundervoll und sie wollen diese Zeit, ihre Freunde, nie vergessen. Heute ist es noch einmal an der Zeit, wundervolle Erinnerungen zu schaffen. Wobei die Frage ist, was die Chaoskrähen, wie sie ihren Haufen inzwischen nennen, anrichten werden. Und leider ist tatsächlich alles zu erwarten. Doch egal wie, Sawamura steigt als letzter ein und hinter ihm schließen sich die Türen des Zugs, es wird sicherlich ein unvergesslicher Tag!



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