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Ob König oder Kaiser - egal!

von

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Nachdenklich lehnte Hijiri auf dem Tresen des Supermarkts. Seinen Ellenbogen stützte er auf die Platte und sein Kopf ruhte auf seiner Hand. Mit den Augen fixierte er einen Punkt des Gangs mit den Süßigkeiten. Es war das Preisschild einer Schachtel Pralinen. An sich konnte er es gar nicht genau erkennen, dafür war der Winkel zu schräg. Er konnte nur ahnen, was darauf stand. Die Marke und Bezeichnung sowie der Preis. Sie waren nicht teuer, nicht das, was er eigentlich gewohnt war. Aber es war die Schokolade der bürgerlichen. Etwas, was er wohl nie gänzlich verstehen würde. Für ihn kamen nur Pralinen höchster Qualität ins Haus. Am besten sie kämen direkt aus der Schweiz. Dort gab es die beste Schokolade – so seine Meinung. Derlei Luxus konnte sich hier nicht jeder erlauben.

Im selben Gang nahm er nun eine Bewegung wahr. Hijiris blinzelte, damit sich die Konturen der Gestalt schärften. Anzu ging vor eben jenen Pralinen in die Knie, um sie und das Regal allgemein aufzufüllen. Weiterhin war er nachdenklich und starrte sie regelrecht an. Dabei dachte er noch weiter und wusste, dass auch sie sich nie Pralinen aus der Schweiz kaufen würde. Vermutlich musste man sie ihr unter die Nase halten. Wobei – seine Geschenke hatte sie auch abgelehnt. Damals hatten sie sich jedoch noch nicht lange genug gekannt. Allein durch ihre Worte hatte sie ihn gleichermaßen genervt wie neugierig gemacht. Er wollte mehr über das Leben lernen, welches sie führte. Aber gerne würde er ihr auch Dinge aus seinem Leben zeigen. Anzu schien sich allerdings nicht sonderlich dafür begeistern zu können oder zu interessieren. Wäre es aber nicht auch einmal schön, wenn sie etwas taten, was eben nicht ihren Verhältnissen entsprach. So gern er sich auch von ihr das Essen oder die Möglichkeiten der Freizeitbeschäftigung auch zeigen lassen wollte. Aber würde sie denn an seinen Aktivitäten und dem Essen Freude haben? Vielleicht könnte Tsuchiya helfen. Der würde jedoch wieder auf ihn einreden, dass er mehr auf Anzu eingehen solle. Das würde ihn also nicht wirklich weiter bringen. Welche Möglichkeiten hatte er dann? Er sollte es vielleicht einfach selbst probieren.
 

„Hey Hijiri, alles ok?“ Der Angesprochene zuckte zusammen. Sein Blick schärfte sich erneut und hob sich, sodass er in das Gesicht der Rothaarigen sehen konnte. Sie kniete noch immer vor dem Regal, hatte aber ganz offensichtlich seinen Blick bemerkt. Ein wenig peinlich war ihm das nun schon. Abstreiten konnte er es allerdings nicht. „Ja, alles ok“, nickte er, richtete sich auf und strich sich mit einer eleganten Geste die Haare aus dem Gesicht, „ich habe nur wieder daran gedacht, welches Glück du hast, mich bei der Arbeit bewundern zu können“, ließ er sie wissen, während er die andere Hand in die Seite stemmte.

Sofort veränderte sich ihr bis dato besorgter Blick in das genaue Gegenteil. Ihr war anzusehen, wie sehr ihr dieses Gehabe missfiel. „Als ob ... Du hast mich angestarrt!“, brummte sie. „Hach ... davon träumst du wohl nachts“, lachte er weiter. „Ganz sicher nicht davon.“ „Oh es wäre eine Ehre, wenn du von mir träumen würdest. So etwas kann nicht jeder ...“ Da erhob sich Anzu und kam auf den Blonden zu, „du weißt doch gar nicht, wer von dir träumt“, sie streckte den Finger aus und stieß damit gegen seine Stirn. „Hey“, beschwerte sich Hijiri direkt und wischte die Hand beiseite, „natürlich kann von mir nur der träumen, dem ich es erlaube, dass er mein Antlitz sehen darf. So ein schönes Gesicht wie meines kann nicht in irgendeinem Traum eines einfallslosen Pinsels auftauchen.“ „Und wie willst du das kontrollieren?“, Anzu hob eine Augenbraue, ehe sie ihn erneut gegen die Stirn stupste. Da verstummte er und überlege, „das geht schon. Wenn man den Willen dazu hat“, lachte er. „Wow ...“, murrte sie nur noch und seufzte, „das kannst auch nur du sagen.“ Anzu stützte ihren Ellenbogen auf und legte nun ihrerseits das Kinn auf ihre Handfläche. „Wer könnte das auch sonst“, erneut strich er sich die Haare aus der Stirn und schenkte ihr sein schönstes Hijiri-Grinsen. Etwas erstaunt musterte sie ihn, dann schmunzelte auch sie. Wie konnte er auch eine andere Antwort von ihm erwarten?

„Ich weiß, es ist gerade niemand im Laden, trotzdem möchte ich euch bitten, hier nicht einfach nur herumzustehen“, der Ladenbesitzer trat zu ihnen Zweien. Beide sahen zu diesem und lösten sich von der Theke. „Alles klar, Chef“, Anzu wandte sich herum, um weiter die Regale aufzufüllen. „Natürlich“, erneut wischte sich Hijiri in einer eleganten Bewegung die Haare aus dem Gesicht. „Ach Koganei-kun, das passt schon“, lächelte ihr Vorgesetzter, „allein deine Anwesenheit erfüllt diesen Laden bereits mit einem unvergleichbaren Wert.“
 

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„Wie fühlt es dir an, wenn dir der Chef Honig um deinen Mund schmiert?“, fragte Anzu den etwas Kleineren. Sie stand gerade hinter der Trennwand im Personalraum, um ihr Arbeitsshirt gegen ihr eigenes auszutauschen. „Dir ist schon klar, dass du ebenfalls die Ehre hast ...?“, seine Stimme nach hinten ging leicht nach oben, als meinte er es wirklich als Frage. Ein Lachen erklang, „das wäre ja noch schöner.“ „Oder bist du neidisch, weil er dir nicht diese Aufmerksamkeit und Worte schenkt?“ Gerade zupfte sich Anzu noch das Oberteil zurecht, während sie bereits wieder vor die Wand trat. „Nein, ich brauche das nicht und kann auch ohne gut arbeiten“, erklärte sie und sah auf. Dabei bemerkte sie Hijiris Blick, der ihr verriet, dass er sie anstarren musste, seit sie hervorgekommen war. „Huh?“, ihr Kopf legte sich schief, als sie zusammenzuckte und eine Hand zur Faust ballte, „hast du gespannt?“, wurde sie lauter. Da zuckte auch der Blonde zurück. Für einen Bruchteil einer Sekunde hatte sie nicht nur das Gefühl, seine Augen wären geweitet, sie dachte auch, eine leichte Röte auf seinen Wangen gesehen zu haben. Allerdings war es mit dem nächsten Blinzeln vorbei und sie tat es als Einbildung ab. „Wovon träumst du nachts?“, entgegnete er. Ein Lachen kam von Anzu, „jedenfalls nicht davon. Aber du könntest ruhig etwas mehr Gefühl zeigen. Oder auch auf deine Mitmenschen eingehen. Das würde dich nicht umbringen.“ „Mh?“, Hijiri krempelte die Ärmel seines Hemdes zu den Ellenbogen und erhob sich schließlich von der Bank, „was hältst du von Abendessen?“ „Abendessen? Du und ich?“ „Ja, du hast doch sicher Hunger. Ich lade dich ein.“ „Wohin ein?“, fragte Anzu skeptisch. Natürlich hatte sie Hunger, bei dem Wort Essen hatte auch ihr Bauch leise geknurrt. Bevor er lauter wurde, hoffte sie, ihn ruhig zu stimmen, indem sie ihre Hand darauf legte. „Ich weiß nicht. Ich kenne ein gutes Sushi-Restaurant, wenn du möchtest.“ „Also ... ich bin ja nicht so ...“, wollte sie schon anfangen. „Würde es dich umbringen, auch mal etwas auszuprobieren, was ich vorschlage? Immerhin hab ich doch auch schon viel gemacht, was du wolltest“, sein Blick war entschlossen auf sie gerichtet. Anzu war glatt etwas verdutzt über diese plötzlichen Worte und die Art, wie er das vortrug. Ihr Mundwinkel zuckte, als sie schließlich nickte, „na gut, ich glaube, das ist fair.“ „Sehr schön“, lächelte Hijiri, „Tsuchiya wird uns fahren.“ „Natürlich“, verdrehte sie nun doch ihre Augen und erntete sofort einen bösen Blick, „ja, ist ja gut. Ich sage nichts und das läuft so wie du willst.“ Anzu hob beschwichtigend ihre Hände. Sie nahm sich vor, sich zusammenzureißen.
 

Daher traten sie schließlich gemeinsam aus dem Hinterausgang und liefen vor zur Straße. An dieser wartete Hijiris Fahrer bereits. „Soll ich Sie nach Hause fahren?“, fragte der Mann und schob seine Sonnenbrille zurecht. „Nein, in die Innenstadt. Wir würden gerne im Anami essen gehen“, erklärte der Highschool-Schüler. „Oh, sie werden uns begleiten, Miss Hoshino?“ Tsuchiyas Überraschung war trotz seiner Sonnenbrille zu erkennen. Anzu meinte, dass seine Augen geweitet waren. „Ja, heute darf mir Hijiri-kun die Welt der Könige und Kaiser zeigen“, lächelte sie. „Dir ist es doch egal, ob du einem König oder Kaiser gegenüberstehst“, wendete er ein, „du würdest dich mit jedem gleich unterhalten.“ Anzu nickte, „stimmt! Aber das haben wir schon festgestellt“, grinste sie. Ihr Gegenüber begann ebenfalls zu lächeln. „Dann steigen Sie beide bitte ein“, Tsuchiya öffnete die Türen des Autos. Von dieser sah Hijiri zu der Rothaarigen und reichte ihr seine Hand, „darf ich dir helfen?“ Erstaunt sah sie auf die Hand, schmunzelte dann jedoch, als sie sie ergriff und sich helfen ließ. Nachdem sie im Auto saß, kam Hijiri auf die andere Seite und nahm neben ihr Platz.

Tsuchiya lenkte das Auto sicher durch den Verkehr und schnellstmöglich durch die Straßen. Dabei sah er immer wieder über den Rückspiegel zu den zwei Jugendlichen. Er lächelte leicht dabei. Dabei erwiderte sein blonder Schützling diesen Blick und erwiderte das Lächeln. „Wo ist das Restaurant denn?“, fragte Anzu, „ich sollte Tsukasa schreiben, dass es später wird ...“ Beim Namen des anderen zuckte Hijiri zusammen. Er hatte ganz vergessen, dass dieser noch immer bei ihr wohnte. Ihre Eltern hatten es erlaubt und auch Tsukasas Familie hatte nichts dagegen. Irgendwie gefiel ihm das nicht sonderlich. Natürlich war Anzu nicht darauf aus, sich zu verlieben, das hatte er schon mehrfach von ihr gehört. Allerdings war er sich nicht sicher, ob er das wirklich glauben konnte. Man konnte doch nicht zusammenwohnen und dabei nur Freunde bleiben. „Ihr versteht euch wirklich gut, nicht?“, fragte er vorsichtig. Anzu stoppte beim Tippen und sah zu ihm auf, „ja, immerhin wohnt er bei mir. Also meine Mum und Dad haben es begrüßt und auch seine Mutter und Schwester haben nichts dagegen. So sind wir beide nicht alleine“, zuckte sie mir den Schultern, „und wir haben Spaß. Passen aufeinander auf und es ist immerhin nichts dabei ...“ „Stimmt, nichts dabei ...“, murmelte er. Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
 

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„Das ist wirklich gut“, staunte Anzu, nachdem sie das Maki-Sushi runtergeschluckt hatte. „Ich hab dir doch gesagt, dass es hier grandios ist“, erklärte Hijiri und aß ebenfalls das, was er zwischen den Stäbchen hielt. „Ja, aber das war ja untertrieben bis nicht vorhanden . Du hast gesagt, es sei gut, nicht, dass es so gut ist“, sofort schob sie sich zwei weitere Maki in den Mund und kaute genüsslich darauf rum – eine Hand an ihrer Wange. „Mmmhh~“ mehrfach blinzelte Hijiri und betrachtete sie, wie sie dieses Edelsushi hinunterschlang. Er war gleichermaßen empört wie belustigt. Was sich letztlich auch in einem Lachen seinerseits zeigte. Die Stäbchen legte er beiseite und hielt sich eine Hand vor den Mund, um dieses abzudämpfen. „Wapf?“, fragte Anzu und betrachtete den jungen Mann. „Nichts ... aber niemand außer dir kann diese edlen Köstlichkeiten so verschlingen wie du. Als hättest du es aus dem Regal im Supermarkt genommen ...“ Sie schluckte, „mh ... es ist lecker, aber ...“ „Da sieht man es, diesen Unterschied.“ „Ja, genau und der ist komplett bescheuert. Wieso soll ich mich hier anders benehmen als in einem Fast Food Laden? Nur weil es hier mehrere hundert Yen mehr kostet? Oder weil das Restaurant bis auf das letzte Staubkorn sauber geputzt ist? Letzteres erwarte ich! Aber wieso nicht?“ „Du machst keinen Unterschied, aber solange du ihn erkennst, reicht es mir“, lächelte Hijiri. Anzu hielt inne und erwiderte das, „du hast dich verändert. Du bist gar nicht mehr so arrogant wie bei unserem ersten Treffen“, grinste sie frech. „Wie bitte? Ich bin nicht arrogant“, er strich sich seine Haare aus der Stirn, „ich bin charmant und einzigartig. Sieh es endlich ein, auch du kannst mir nicht widerstehen.“ „Khehehe“, lachte Anzu und grinste weiterhin, „träum weiter.“ Sie tauschten einen weiteren langen Blick aus, ehe sie vergnügt weiteraßen.
 

„Es war wirklich köstlich“, gab sich Anzu schließlich geschlagen und legte die Stäbchen nieder. Nach dem großen Sushi-Teller, den sie sich beide geteilt hatten, hatten sie sich noch eine Auswahl an Süßspeisen bringen lassen. „Das freut mich“, murmelte Hijiri, der seine Kleidung richtete, „warte kurz, ich bin gleich zurück.“ „Mh?“, fragend sah ihm die Rothaarige hinterher und beobachtete, wie er vorn zum Tresen ging. Es war nicht zu übersehen, dass er gerade ihr Essen zahlte. Nachdenklich schlürfte sie noch ihre Limo, bis der Strohhalm sagte, dass das Glas leer war. Sie stoppte und stellte es ab, als er gerade zurückkam. „Wollen wir gehen? Es ist schon spät. Ich werde dich heimbringen“, Hijiri hielt ihre Jacke in seiner Hand und nachdem Anzu aufgestanden war, half er ihr hinein. „Du meinst, Tsuchiya wird mich bringen“, neckte sie wieder. Er verdrehte die Augen, geleitete sie dann nach draußen, um sie wieder zum Wagen zu bringen.
 

Die Fahrt verlief schweigend, bis der Wagen vor dem Haus der Hoshinos zum stehen kam. Ganz der Gentlemen stieg Hijiri aus, um ihr die Tür zu öffnen. „Danke, dass du mitgekommen bist.“ Mehrfach blinzelte Anzu auf diese ungewohnten Worte aus seinem Mund, „eigentlich bin es doch vielmehr ich, die sich bedanken muss. Du hast immerhin das Essen gezahlt.“ „Und du hast mir Gesellschaft geleistet. Freu dich lieber darüber“, erneut strich er sich die Haare aus der Stirn. Anzus Mundwinkel zuckte. „Es war sehr lecker, aber ich glaube, mir reicht auch das Sushi aus dem Supermarkt“, schmunzelte sie. Seufzend senkte Hijiri den Kopf, „na gut, aber wirklich“, er trat einen Schritt näher und ehe sich Anzu versah, drückte er ihr einen Kuss auf die Wange, „Dankeschön.“ Der Blonde löste sich und stieg ohne ein weiteres Wort oder abzuwarten ins Auto. Wenige Sekunden, nachdem die Autotür sich schloss, fuhr der Wagen los. „Äh ...“, ihre Hand war an ihre Wange gewandert, als sie ein Zucken aus dem Augenwinkel vernahm, „Junta“, Anzu zuckte zurück und starrte den Baseballspieler mit großen Augen an, „ist alles ok?“ Der Größere hielt sich die Brust, was sie nicht ganz verstand. Schnell war sie zu ihm geeilt, um ihn weiter untersuchen zu können.
 

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„Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr einen schönen Abend hattet?“, fragte Tsuchiya und sah in den Rückspiegel. Hijiri war leicht zur Seite gedreht und sah aus dem Fenster. Sein Blick ruhte auf Anzu, bis sie aus seinem Sichtfeld verschwand. „Ja, es war ein schöner Abend. Ich habe mich sehr gefreut.“



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