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Monogatari

Eine Geschichte der Uchiha-Familie
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen zum ersten Kapitel!

Ich habe den Handlungslauf meiner Naruto-Hauptgeschichte mal neu angeschaut, sortiert und so zusammen gesetzt, dass ich das Ganze jetzt mal hochladen will.
Der gesamte Epos schwirrt seit bald 13 Jahren in meinem Leben herum und ich will endlich mal eine ganze, geordnete Geschichte daraus machen. Deshalb hab ich meine Fanfic-Galerie in puncto Naruto jetzt auch ordentlich aussortiert, damit es da nicht zu Verwirrung kommt ... :P

Ich hoffe, dass es ein paar Leserchen findet. Kommentare sind willkommen. Komplett anzeigen

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[Itachi] Tsukuyomi

1985
 

Ich erinnere mich nicht mehr an das genau Datum dieses einen Tages, aber sicher weiß meine Mutter das noch, denn sie hat damals, als ich klein war, über alles Buch geführt, was mich betraf.

Es war im Frühjahr 1985, ich glaube, so im April oder Mai. Mama, Papa und ich lebten damals schon nicht mehr im großen Hauptsitz des Uchiha-Clans, sondern in einem kleineren, zweigeschossigen Haus außerhalb davon, in dem Mama auch ihre Praxis hatte.

Meine Eltern hatten dieses Haus bezogen, während Mama schon schwanger mit mir war, denn sie wollte, dass ich mitten im Dorf aufwuchs, mit vielen verschiedenen Menschen um mich herum, und eben nicht im Hauptsitz, diesem eigenen Viertel unseres Clans hinter dem Fluss. Sie sorgte auch dafür, dass ich mit anderen Kindern zu tun hatte. Ich mochte dieses Haus mitten im Dorf, und auch die Kinder in unserer Nachbarschaft.

Mama ist Medizin-Kunoichi und spezialisiert als Augenärztin und Neurologin, vor allem auf die Behandlung des Sharingan, und sie war damals schon die beste Augenärztin und Neurochirurgin in ganz Konoha Gakure.
 

Ich wachte morgens auf und irgendwas war anders. Es dauerte ungewöhnlich lange, bis ich ganz wach war, ich hatte sehr intensiv geträumt und der Traum hing noch in mir fest. Ich hatte von meinem Papa geträumt, davon, wie er und die anderen Shinobi draußen im Krieg kämpften. Papa war stark, und ich wusste, wie stark, doch trotzdem hatte ich Angst um ihn, das ist ganz natürlich und normal.

Ich hob den Kopf und versuchte, mich langsam aufzusetzen, und mein Blick streifte eins der Bücher in dem Regal über meinem Bett. „Shinobi-Grundausbildung, Klasse 1“ stand auf dem Rücken. Mein Schulbuch, schon durchgearbeitet. Daneben ein anderes Buch: „Illusionen schaffen und auflösen, ein Genjutsu-Grundkurs“. Ich musste lächeln. Dieses Buch war ein Geschenk gewesen. Papas Cousin, den ich „Dara“ nannte und der mein Pate und wie ein Onkel für mich war, hatte es mir zu meinem vierten Geburtstag geschenkt.

Ich sah sein lächelndes Gesicht vor mir, seine Stärke ausstrahlende Gestalt in der roten Rüstung, und seine unglaublich dichten, rückenlangen, schwarzen Haare. Selbst, wenn er nur in einem Buchladen stand und mir ein kleines Geschenk machte, Dara war einfach immer der große, starke Shinobi, eine beeindruckende Erscheinung, er war sehr extravertiert und mochte die Aufmerksamkeit.

„Dieses Buch, mein Junge, wird dir auf dem Weg zu großartigen Fähigkeiten die beste Unterstützung bieten, die ein Buch nur geben kann“, hatte er gesagt. „In dir steckt unglaubliches Talent, und wir werden alles tun, damit du es voll entfalten kannst.“

Auch Dara war nicht hier. Er war in derselben Truppeneinheit wie Papa und die beiden kämpften derzeit im Wasser-Reich gegen Shinobi aus Suna Gakure. Ich vermisste Dara. Papa war oft streng, aber Dara als mein Patenonkel war wie ein guter Freund für mich.
 

Die Gedanken an Dara hatten den Albtraum aus meinem Kopf vertrieben, aber als ich aufstehen wollte, wurde mir schwindlig und ich sank wieder ins Kissen zurück. Was war denn das? Hatte ich mir etwa eine Erkältung eingefangen?

Ich lauschte, ob ich Mama hören konnte, und tatsächlich hörte ich Geräusche aus der Küche unten.
 

„Mama?“, rief ich laut.

Schritte auf der Treppe, dann schob sie die Tür auf. „Itachi? Alles in Ordnung bei dir?“

„Ich weiß nicht …“, antwortete ich. „Mir ist auf einmal so schwindlig.“

Mama sah mich besorgt an, kam auf mich zu und setzte sich an mein Bett. Sie strich meinen Pony beiseite, berührte meine Stirn, fühlte, ob ich Fieber hatte, und sagte dann: „Deine Temperatur ist tatsächlich etwas erhöht.“

„Gestern Abend gings mir gut“, sagte ich.

Mama sah mich an, schien einen Moment lang nachzudenken, dann legte sie eine Hand auf meinen Kopf und ließ blau leuchtendes Chakra aus ihrer Hand fließen.

„Mach die Augen zu, mein Kind“, sagte sie und lächelte.

Ich schloss die Augen, spürte Mamas Chakra im Kontakt mit meinem, und auf einmal … tat sich in mir ein Loch auf, aber kein tiefes, dunkles, sondern ein helles Licht, in das ich hineinzufallen fühlte.

Ich riss die Augen wieder auf und blickte in Mamas Gesicht, und so, wie sie mich anschaute, schien sie zu wissen, was mit mir los war.
 

„Itachi …“, sagte sie leise, und dann: „Dass es jetzt schon so weit ist …“

„Was ist los mit mir, Mama? Fehlt mir was?“, fragte ich ängstlich, dieses Licht eben war doch ganz schön unheimlich gewesen.

„Nein, dir fehlt nichts, keine Angst. Es ist nur … nun ja, es sieht so aus, als ob du etwas bekommen hast … Ich bin noch nicht sicher, ob es das wirklich ist. Dara kennt sich auch gut damit aus, er müsste hier sein …“

„Aber Dara ist im Krieg …“, sagte ich.

„Er kommt ja bald wieder, in ein, zwei Wochen hat er Urlaub. Dann schauen wir uns das zusammen an. Und bis dahin … wenn es das ist, was ich vermute, dann musst du keine Angst davor haben. Es ist nichts Böses.“

„Da war so ein helles Licht …“

Mama strich mir durchs Haar, beugte sich vor und drückte einen Kuss auf meine Stirn. Als ich ihre Augen wieder sah, hatte sie ihre Sharingan aktiviert.

„Es sind deine Augen, Itachi. Deine Fähigkeiten wachsen, und manchmal macht einem so etwas Angst. Aber wir sind alle da und wir helfen dir.“

„Kann ich dann … auch so was wie du, Mama? Kann ich dann Menschen heilen?“, fragte ich.

„Vielleicht, ja. Du könntest ein guter Medizin-Ninja werden, wenn du das möchtest …“ Mama lächelte, und ich wusste, sie wünschte sich das für mich. Wir waren uns so nahe, dass wir einander kaum etwas erklären mussten, und wir wussten beide, dass wir die Freude daran, anderen zu helfen, gemeinsam hatten.
 

Eine Woche später kamen Papa und Dara tatsächlich von der Front zurück. Papa war leicht verletzt und ging erst einmal ins Krankenhaus, aber Dara kam danach gleich zu uns nach Hause.

„Hallo, Ikue!“, rief er laut, und Mama antwortete: „Madara! Ihr seid wieder da?“

„Yoshio ist noch im Krankenhaus, aber mir geht’s gut.“ Er legte klappernd seine Rüstung ab, dann setzte er sich an den Küchentisch, nahm sich eine Dose Limonade und trank sie in zwei Zügen leer. „Und? Wie ist die Lage hier?“, fragte er dann.

Ich saß oben an der Treppe und sah, wie Mama sich zu Dara an den Tisch setzte. Sie sprach leise, aber ich konnte jedes Wort verstehen: „Madara, wir brauchen deine Hilfe. Es geht um Itachi … Er entwickelt gerade etwas … und ich glaube, er hat das Tsukuyomi geerbt …“

„Tsukuyomi?!“, wiederholte Madara laut. „Echt jetzt?“

„Dara!“, zischte Mama, „Nicht so laut!“

Ich stand auf, ging die Treppe hinunter.

„Ich möchte nicht, dass Oma Yoneko gleich davon erfährt“, sagte Mama. „Madara, du weißt ja, wie sie ist. Sie wird Itachi ins schwere Training nehmen, wenn sie erfährt, dass er schon so weit ist.“

„Ikue …“ Madara seufzte. „Dein Sohn ist eines der begabtesten Kinder in der Geschichte Konohas! Du kannst ihn nicht vom Training fern halten.“

Mama stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus, während sie sagte: „Itachi kommt in seinem Wesen so sehr nach mir. Er ist nicht für ein Leben als Ninja gemacht. Wenn er Mediziner werden könnte, ja, aber ich will nicht, dass Yoneko versucht, aus ihm einen Kämpfer zu machen. Ich hab Yonekos Training doch selbst mitgemacht, als ich klein war, und ich will nicht, dass Itachi dasselbe durchmachen muss!“

„Wenn ich dir verspreche, dass ich mit Yoneko rede?“, fragte Dara. „Auf mich hört sie … manchmal.“

Mama drehte sich wieder um, sah mich an, und sagte dann: „Itachi, ich möchte, dass du mit Madara auf den Übungsplatz gehst. Fragt am besten jemanden vom Hyuuga-Clan, ob ihr deren Platz benutzen dürft, dann kriegt Yoneko das nicht gleich so mit.“

„Ist gut, Mama“, sagte ich und nickte.
 

Auf dem Weg zum Übungsplatz der Hyuuga-Familie fragte Madara: „Wie fühlt sich das denn so an? Also, dieses Neue in deinem Kopf?“

„Wie ein Licht … ein Licht, das ich vielleicht formen könnte … wenn ich wüsste, wie …“, versuchte ich, die seltsamen neuen Dinge in mir zu beschreiben.

„Spürst du darin Raum, Zeit und Masse?“, wollte Dara wissen.

„Ja. Aber es ist irgendwie anders als sonst. Nicht so … fest, irgendwie …“

Dara blieb stehen, lächelte mich an, richtig strahlend. „Itachi, du bist großartig!“

„Ist das dieses … Tsukuyomi?“, fragte ich und meine Stimme zitterte ein wenig.

„So, wie du das beschreibst, ja, das ist Tsukuyomi.“

„Und was ist das?“

Dara blieb stehen, wir hatten den Platz erreicht. „Das Erste, was du lernen musst, ist, dieses Jutsu in dir zu festigen. Zu lernen, wie du damit umgehst, und dazu brauchst du die Sharingan noch nicht. Tsukuyomi ist ein sehr persönliches Jutsu, und du wirst wohl der Einzige sein, der es beherrscht. Vor dir gab es andere, der letzte war dein Urgroßvater Fukuya. Er hat uns einiges an Aufzeichnungen dazu hinterlassen, und das sind mehr oder weniger die einzigen Informationen darüber, die wir haben. Derzeit bist du der einzige lebende Mensch damit. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis du es wirklich anwenden kannst, denn noch sind deine Sharingan nicht erwacht, aber du wirst die Zeit bis dahin gut nutzen können, denn um es sicher anwenden zu können, musst du dieses Jutsu und seine Ausgestaltung in dir selbst vollkommen kennen. Und ich weiß genug darüber, um dir dabei zu helfen.“

Ein persönliches Jutsu. Ich wusste ungefähr, was das war, ich kannte mehrere Shinobi, die solche Jutsus beherrschten, die sie selbst entwickelt hatten. Aber ein persönliches Jutsu, das auf Vererbung beruhte, das war noch mal etwas anderes, und so, wie Madara es sagte, ahnte ich schon, dass dieses Tsukuyomi etwas ganz Besonderes war.
 

Dara öffnete eine große Schriftrolle mit einem starken Siegel, schloss mehrere Fingerzeichen und aktivierte seine Kaleidoskop-Sharingan, dann schlug er mit der flachen Hand auf die geöffnete Rolle. Daraufhin entstanden aus der schwarzen Tinte winzige, pechschwarze Flammen. Ich kannte diese Flammen nur aus dem Jutsu-Verzeichnis unseres Clans, dieses Jutsu hieß Amaterasu und galt als eines der stärksten und gefährlichsten Jutsus überhaupt. Dass Dara es so einfach beherrschte, zeigte einmal mehr, wie unglaublich stark er war.

„Das ist Amaterasu, mein eigenes Erbjutsu“, sagte Dara. „Der Unterschied zum Tsukuyomi besteht allerdings darin, dass dieses Jutsu von mehr als nur einer Person angewandt werden kann. Wer über das Kaleidoskop-Sharingan verfügt, kann Amaterasu beherrschen lernen, also irgendwann auch du. Im Unterschied dazu wirst du vielleicht dein Leben lang der einzige Anwender des Tsukuyomi sein.“
 

„Wie kann mir denn dann jemand beibringen, wie ich das Tsukuyomi richtig anwende?“, fragte ich.

„Genau genommen kann das niemand. Obwohl beispielsweise deine Mutter ebenfalls die Anlagen dazu hat, kann sie es nicht anwenden. Tsukuyomi kommt nicht in jeder Generation vor, es ist, wie du siehst, selbst im Uchiha-Clan äußerst selten. Doch Fukuyas Aufzeichnungen zufolge muss es dir auch niemand beibringen. Wenn du dir Amaterasu genau anschaust, siehst du, dass diese Flammen ein eigenes Leben in sich haben, sie sind wie die Vertrauten Geister. Und so ist Tsukuyomi eine eigene Welt in dir, die du nur kennen lernen musst. Es ist nicht einfach nur ein Jutsu, es wird mit der Zeit immer mehr mit dir verwachsen und greift auch in deine Persönlichkeit und dein Seelenleben ein, es wird irgendwann so sehr eins mit dir sein, dass du es dann völlig intuitiv anwenden kannst.“

Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte. Dieses Jutsu sollte in meine Persönlichkeit eingreifen? Wie sollte ich das verstehen, war das gut oder schlecht?

Madara bemerkte, dass ich Angst hatte, er hockte sich hin, sah mir ins Gesicht und legte mir seine Hand auf die Schulter. „Du musst keine Angst davor haben, Itachi. Dieses besondere Jutsu ist eine so wunderbare Gabe, und das Beste ist, dass du selbst bestimmen kannst, wie du es nutzen willst. Es ist sehr viel mehr als nur eine Kampftechnik, und je besser und genauer du es kennen lernst, umso mehr Möglichkeiten wirst du damit haben.“

„Ich würde gerne Medizin-Ninja werden, wie Mama“, sagte ich.

„Auch dabei wird Tsukuyomi dir helfen können.“ Madara stand wieder auf, löste Amaterasu auf und rollte die Schriftrolle wieder zusammen. Dann begann er, seine Rüstung abzulegen.

„Wie wär’s, trainieren wir noch ein bisschen?“, fragte er.

Ich nickte.
 

Und während Madara mit mir dann über zwei Stunden lang Tai- und Nin-Jutsu übte, dachte ich zwischendurch ein bisschen darüber nach, dass ich wirklich gern Medizin-Ninja werden wollte, wie meine Mama. Kämpfen, auf einer Mission oder im Krieg, das wollte ich eigentlich nicht.

Lieber stellte ich mir vor, wie ich gemeinsam mit Mama in ihrer Praxis verletzte Shinobi versorgte. Oder, und das war für mich eigentlich der wichtigste Grund, überhaupt stark zu werden: Hokage werden, und dann mit diesem Amt für Frieden sorgen.
 

„Dara?“, sprach ich meinen Patenonkel später auf dem Heimweg an, „… sag mal, glaubst du, ich könnte irgendwann … Hokage werden?“

Madara blieb stehen, wandte sich zu mir um, und ich sah diesen Ausdruck in seinen dunklen Augen, ein eigenartiges Leuchten, das so aussah, als freute er sich sehr, dass ich das fragte. So sah er oft aus, wenn jemand das Wort „Hokage“ aussprach.

„Möchtest du das gern?“, fragte er und hockte sich runter, sah mich an.

„Ja.“ Ich nickte.

Madara lächelte strahlend, es schien ihn wirklich sehr zu freuen, und dann sagte er: „Wenn du hart trainierst und deine Fähigkeiten weiter ausbaust, dann kannst du ganz sicher Hokage werden, Itachi. Aus unserer Familie war noch nie jemand Hokage. Ich … muss ja gestehen, ich wäre es selbst gern. Und vielleicht schaffe ich das sogar. Und wenn nicht ich, dann wirst irgendwann du der erste Hokage aus dem Uchiha-Clan sein, da bin ich ganz sicher.“

„Du magst den Hokage der Ersten Generation sehr, oder?“, fragte ich, denn ich wusste, dass Madara die Kopien aller Schriften und Dokumente von Hashirama Senjuu sammelte und den Gründer unseres Dorfes glühend verehrte.

Dara nickte strahlend. „Ich hab ihn noch kennen gelernt, als ich ganz klein war. Er war der großartigste Shinobi, den man sich nur vorstellen kann.“
 

Er sah mich einen Moment lang an, dann fragte er: „Itachi, kennst du denn schon den Unterschied zwischen einem Ninja und einem Shinobi?“

„Ein Ninja befolgt bedingungslos die Befehle seiner Vorgesetzten. Ein Shinobi dagegen steht für seine Werte und seine Heimat ein!“, zitierte ich den Unterschied nach den Büchern, die ich dazu kannte.

„Und was ist dir wichtiger?“, fragte Madara.

Ich wusste erst nicht, wie ich es sagen sollte. Ninja und Shinobi … irgendwie sollte ich beides sein. Papa vertrat in seiner Arbeit als Anführer der Dorfpolizei von Konoha eher die Werte eines Ninja und versuchte, mir diese beizubringen, aber ich selbst fühlte mich dem Begriff des Shinobi bedeutend näher.

„Ich glaube … ich möchte lieber ein Shinobi sein …“, sagte ich leise.

Madara lächelte wieder. „Deine Mama hat Recht, du kommst wirklich sehr nach ihr.“

„Ist das gut?“

„Das ist sehr gut. Du denkst mit Kopf und Herz zusammen, und das ist wichtig, um ein guter Shinobi zu sein. Natürlich ist dein Papa auch ein guter Shinobi. Aber es kann sein, dass er dich manchmal nicht versteht. Dann ist es gut, dass du deine Mama hast.“
 

Madara blieb drei Wochen im Dorf, ehe er und Papa wieder an die Front mussten. In dieser Zeit verbrachte ich viel Zeit mit ihm, er unterstützte mich beim Training und zeigte mir auch einige Bücher und Schriftrollen des Ersten Hokage. Ich hatte das Gefühl, dass es ihn sehr stolz machte, zu sehen, dass ich auch diesen Wunsch hatte, irgendwann Hokage zu werden.

Während dieser Zeit hatte ich immer wieder Momente, in denen diese Kraft in mir, aus der mein Tsukuyomi wachsen sollte, immer ein bisschen stärker wurde. Es fühlte sich nicht wirklich an wie ein Jutsu, sondern ganz anders, fast so wie eine kleine zweite Welt, die in meinem Innenleben wuchs und meinen Geist weiter und stärker machte.
 

Einmal, ich saß allein in meinem Zimmer und lernte für die Schule, da spürte ich es wieder. Mama war einkaufen gegangen und ich also allein im Haus, und so musste ich es in diesem Moment alleine aushalten. Es fühlte sich ein bisschen einsam an, weil ich wusste, dass ich der Einzige war mit diesem Jutsu, dieser neuen, seltsamen Welt in mir. Und so musste ich ein bisschen weinen, einfach so, weil es so stark war …

Als Mama wieder kam und mich in die Küche rief, hatte ich noch gerötete Augen und sie fragte mich ganz besorgt, ob mit mir alles okay war.

„Alles gut, Mama“, sagte ich und versuchte zu lächeln. „War nur das Tsukuyomi …“

Mama stellte ihren Korb auf den Tisch, dann kniete sie sich zu mir herunter und sah mich aufmerksam an. „Itachi … manchmal frage ich mich, ob das alles nicht zu viel für dich ist …“

Ich dachte daran, wie es mir manchmal ging, wenn ich von Dingen viel zu stark berührt war oder mir manchmal etwas zu viel wurde und ich weinen musste, und dass Papa und Oma Yoneko mich dann nicht verstanden und sagten, dass ich „viel zu sensibel“ sei.

Ich wusste, was dieses „sensibel“ bedeutete, Mama hatte es mir schon oft gesagt und erklärt, dass sie so war und ich auch, weil ich ihr ähnlich war und so weiter …

„Ich krieg das schon hin, Mama“, sagte ich und lächelte, versuchte, es so zu sagen, dass es wie bei Madara klang: „Ich will doch Hokage werden!“

Ich sah, wie Mamas Augen sich mit Tränen füllten, und auf einmal umarmte sie mich ganz fest.

„Mein kleiner Itachi …!“
 


 

Es war ungefähr ein halbes Jahr danach, dass Papa auf einmal ohne Madara von der Front heim kam. Er erzählte, dass sie nach der Schlacht von Ame Gakure vor zwei Wochen noch zusammen gewesen waren, und dann war Madara ohne ein Wort einfach weggegangen und nicht mehr wieder aufgetaucht. Papa hatte ihn noch weg gehen sehen und gedacht, er käme gleich zurück, doch seitdem hatte niemand mehr etwas von Dara gesehen oder gehört.

Hokage Sarutobi hatte sehr überrascht reagiert, und nun überlegten alle, ob man Madara als „Deserteur“ bezeichnen sollte oder nicht, wobei die meisten, die ihn kannten, sich absolut keinen Reim darauf machen konnten, wie ein so glühender, treuer Konoha-Shinobi wie Madara Uchiha auf die Idee gekommen sein könnte, zu desertieren. Genau so wenig konnte sich jemand vorstellen, dass er gefallen sein könnte, denn er war so immens stark, dass ihn eigentlich niemand unbemerkt hätte besiegen können.
 

Ich war inzwischen fünf Jahre alt geworden, und ich vermisste Madara sehr. Ich verstand genau so wenig wie alle anderen, warum er einfach verschwunden war. Zwar kannte ich ihn als jemanden mit einer gewissen impulsiven Ader und einer Art von Eigenwilligkeit, aber dass er Konoha Gakure einfach so verließ, konnte ich mir nicht vorstellen.

Das einzige, was ich mir vielleicht denken konnte, war, dass dort an der Front irgendwas passiert war, was ihm ähnlich wichtig gewesen sein könnte wie unser Dorf. Aber was konnte ihm so extrem wichtig gewesen sein? Ich wusste es nicht, aber diese Vorstellung, dass dort draußen in Ame Gakure irgendwas gewesen war, das für ihn Priorität gehabt hatte, war alles, was wir an Ideen über seinen Verbleib hatten.
 

Tatsächlich kam Hokage Hiruzen Sarutobi eines Tages auf dem Schulhof auf mich zu, sprach mich an und fragte, ob er mit mir über Madara sprechen könnte. Er ging mit mir zur Schaukel am Rand des Schulhofes und ich setzte mich darauf, während Sarutobi vor mir stand und mich fragte: „Itachi, ich weiß, dass Madara dich sehr gern hat und ihr beiden viel Zeit zusammen verbracht habt. Also frage ich mich, hat er jemals dir gegenüber irgendetwas erwähnt, was uns helfen könnte, herauszufinden, warum er gegangen ist und wohin?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein … ich hab keine Ahnung …“

„Denk bitte ganz genau nach. Wenn wir nicht herausfinden, was passiert ist, muss ich Madara als Deserteur eintragen lassen, und das würde ich nur äußerst ungern tun. Wir wissen beide, was für ein stolzer Konoha-Shinobi er ist … oder war … Selbst die Anbu haben keine Spur von ihm, er hat sein Amaterasu und all seine Waffen mitgenommen und ist seitdem wie vom Erdboden verschluckt.“

„Ich weiß es wirklich nicht …“, sagte ich leise und blickte auf meine Beine, die von der Schaukel nicht mal bis zum Boden reichten. „Er wollte doch Hokage werden …“
 

Sarutobi nahm einen Zug von seiner Pfeife und blies den Rauch ins dicht belaubte Geäst des Baumes, an dem die Schaukel hing. „Das ist wirklich schade. Dann habe ich wohl keine andere Wahl, dann muss ich ihn als Deserteur eintragen lassen. Auch, wenn es mir das Herz zerreißt, denn ich hätte ihn selbst gern als meinen Nachfolger gesehen …“

„Und wenn er … doch einfach in einem Kampf gefallen ist?“, fragte ich, denn die Vorstellung, dass ausgerechnet Madara, der ein solch glühender Verehrer des Ersten Hokage war, „desertiert“ sein sollte, war doch zu unglaublich. Und die Idee, dass irgendwas passiert war, was für ihn wichtiger gewesen sein könnte … wir wussten ja alle nicht, was ihn dazu bewegt haben konnte, zu gehen …

„Es ist zwar schwer vorstellbar, aber genauso möglich.“ Sarutobi zog wieder an seiner Pfeife. „Aber, da hast du Recht, Itachi, es wäre für Madaras Ehre wesentlich erträglicher. Nun gut … dann tragen wir ihn doch als Gefallenen ein. Sollte er irgendwann doch noch wieder auftauchen, wird er uns ja aufklären können darüber, was wirklich passiert ist.“

Der Hokage verabschiedete sich von mir und ich kehrte ins Schulgebäude zurück, wo die nächste Unterrichtsstunde schon begonnen hatte.



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