Zum Inhalt der Seite

Monogatari

Eine Geschichte der Uchiha-Familie
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

[Madara] Schicksalstal

Juli bis September 1991
 

Zur Mitte des Jahres hin besuchte Madara noch einmal den alten Mönch aus dem Feuertempel. Er brauchte weitere Informationen über das Problem mit Orochimaru, und wollte zudem wissen, ob Konoha schon bemerkt hatte, dass sich der Fuchsgeist bald wieder zeigen würde. Natürlich waren das sensible Informationen, die ihm auch dieser Mönch nicht genau beantworten konnte, doch Madara war froh um jeden Ansatz von Wissen, er kannte Konoha immerhin gut und konnte sich dann den Rest zusammenreimen.
 

Der Mönch war tatsächlich in der Zwischenzeit wieder im Feuerreich gewesen und hatte interessante Dinge erfahren: An der nördlichen Grenze des Landes, in einem der kleineren Feudalländer, hatte es eine aggressive Übernahme gegeben und ein kleiner Ort namens „Oto Gakure“ war entstanden, das Dorf hinter dem Klang. Niemand wusste sicher, wer dahinter steckte, doch der Verdacht fiel stark auf Orochimaru.

Außerdem erfuhr Madara, dass es in Konoha ein Fest gegeben hatte, weil Ikue und Yoshio Uchiha einen zweiten Sohn bekommen hatten. Er war Sasuke genannt worden.

Madara fragte, ob es auch Informationen zum Fuchsgeist gab, doch diese Frage konnte der Mönch ihm nicht beantworten, darüber wusste er nichts.
 

Auf dem Heimweg vom Haus des Mönches wurde der Regen stärker, und anders als sonst nahm er auf dem Weg nach Akatsuki nicht wieder ab. Normalerweise regnete es dort deutlich weniger als im übrigen Regenland, deswegen hatte Madara ja dieses Land dort oben damals überhaupt gekauft. Doch an diesem Tag hörte der Regen nicht auf, begleitete ihn bis zum Haus. Drinnen traf er eine diesem Wetter entsprechend schlecht gelaunte Konan an.
 

„Es regnet seit drei Stunden!“, schimpfte sie. „Wieso? Wieso regnet das dermaßen?! Ich wollte trainieren gehen, und auf einmal fängt es an wie blöd zu pladdern! Ich hasse Regen!!“

„Ich weiß nicht, warum, Konanchen“, sagte Madara. „Wirklich nicht.“

Er ging rauf in sein Zimmer, legte dort die Informationen, die er bekommen hatte, in seinem Bücherregal ab und setzte ein Sicherheitssiegel darauf.
 

Dann sah er in einem anderen Buch nach, ob es irgendwelche Bedingungen gab, die den Regen beeinflussten und vielleicht der Grund waren, warum es hier plötzlich so stark regnete.

Und als Madara las, was dort stand, fiel er aus allen Wolken:

Dieser außergewöhnliche Regen bedeutete die Aktivität eines Bijuu! Denn der Regen kam ja vom Meer, zog über die weiten Wälder des Feuerreiches, regnete sich im Regenland ab und blieb an den Bergen zum Windreich hängen, weshalb das Regenland eben das Regenland war. Wenn sich im Feuerreich ein mächtiger Bijuu zeigte und bewegte und die Natur mit seiner Energie beeinflusste, verschob das den Rhythmus des Regens und dieser staute sich im Regenland, sodass auch regenärmere Orte wie diese Hochebene, auf der sich Akatsuki befand, plötzlich mehr Regen abbekamen.

Und die Stärke dieser Veränderung, die Energie, die der Regen in sich hatte, sprach dafür, dass es sich bei diesem Bijuu um keinen anderen als den Neunschwänzigen Fuchs handelte.
 

Madara schlug das Buch zu, lief die Treppe hinunter und aus der Haustür. Mit aktivierten Sharingan ging er in den Regen hinaus und versuchte, die Energien zu erkennen und zu lesen. Heute war Vollmond, das wusste er, und tatsächlich enthielt der Regen energetische Informationen, die den Verdacht, dass der Fuchsgeist damit zu tun hatte, bestätigten.

Als er wieder ins Haus trat, kam gerade Nagato die Treppe herunter. Er wirkte ruhig und fast schon entspannt, was sicher am Regen lag, während Konan, die gerade in der Küche das Geschirr spülte, sehr angespannt und ungehalten war.

Der Regen war das, woran sich die Geister der beiden am deutlichsten erkennbar trennten. Nagato wurde im Regen stärker und selbstbewusster, Konan dagegen wurde sehr unzufrieden und wütend.

„Ich geh raus“, sagte Nagato. „Zum Training.“

„Du hast doch ne Meise!“, schimpfte Konan. „Bei dem Wetter trainieren zu gehen …!“

„Was hab ich?“

„Eine Meise. Einen Vogel.“

„Ich weiß, was eine Meise ist.“

„Klar, du hast sie ja.“

„Regen macht mich stark“, sagte Nagato.

„Ich sag ja, Meise.“
 

„Ruhig, Kinder …“, versuchte Madara, die Situation zu beruhigen.

Aber Konan hatte sich längst in Rage gedacht und geredet, sie war wirklich sauer, auf den Regen und auch auf Nagato.

„Wieso hasst du den Regen, Konan?“, fragte Nagato.

Konan knallte den Spülschwamm auf die Arbeitsfläche, dass es spritzte, drehte sich um und antwortete: „Weil ich ihn nun mal hasse! Es ist dunkel und kalt und nass! Und Ame Gakure ist doof, die ganzen Leute da! Keiner von denen kommt auf die Idee, dass ihr Leben besser werden könnte, wenn sie weggehen und sich einen anderen Ort suchen würden, wo es warm und hell und schön ist!“

„Ame Gakure ist unsere Heimat“, sagte Nagato.

„Deine vielleicht, wenn du so auf mieses Wetter stehst! Aber meine sicher nicht!! Ich werd‘ im Leben keinen Fuß mehr nach Ame Gakure setzen, da kannst du dich drauf verlassen!!“ Mit diesen Worten rannte sie die Treppe rauf und in ihr Zimmer und schlug die Tür laut hinter sich zu.
 

Nagato blieb verwundert stehen.

„Warum ist sie so?“, fragte er, mehr zu sich selbst.

Madara setzte sich an die Feuerstelle, wollte die Kohlen anzünden fürs Abendessen und bedeutete Nagato, sich ebenfalls hinzusetzen.

„Sie hat andere Schlüsse aus der Situation gezogen als du, Nagato“, sagte er. „Für sie ist der Regen ein Inbegriff der Stagnation. Verstehst du? Sie hat andere Vorlieben und Ideen und Pläne.“

„Ich hab doch auch Pläne …“, sagte Nagato.

„Ja, aber deine Pläne sind nun mal einfach grundverschieden zu ihren. Konan ist eine Person, die raus in die Welt muss, die lernen will und möglichst viel Lebensfreude erleben möchte.“

„Ich kann das nun mal nicht …“, erwiderte Nagato. „Ich hab auch keine Ahnung, wie sie das macht.“

„Sie ist eine ganz durchweg eigene Person“, sagte Madara. „Vielleicht, weil sie keinerlei Erinnerungen an ihre Eltern hat, im Unterschied zu dir. Sie ist nicht traumatisiert davon, dass sie keine Familie hat.“
 

„Sie geht weg, oder?“, fragte Nagato, seine Stimme zitterte.

„Die Akademie in Kumo Gakure hat sie angenommen, ja“, antwortete Madara. „Und das ist gut so. Konan braucht andere Kinder um sich, Freundinnen und Sonnenlicht und vor allem diese Ausbildung. Sie hat so ein großes Bedürfnis nach Lernen und Freiheit. Aber sie wird ganz sicher zurück kommen.“
 

Nagato stand auf, nahm seine Waffentasche und ging aus dem Haus, er hatte ja im Regen trainieren wollen. Madara entschied, erst mal den Abwasch fertig zu machen und Essen zu kochen. Und als er mit dem Abwasch fertig war, kam Konan wieder.

„Tschuldigung …“, sagte sie leise. „Aber Regen macht mich einfach so wahnsinnig …“

„Ist gut“, antwortete Madara. „Ich habs Nagato erklärt.“

„Sag mal, Dara … Wie ist das Wetter in Kumo?“, fragte das kleine Mädchen dann.

„Es liegt ja in den Bergen, in einer felsigen Gegend, es sind viele Wolken da, und manchmal donnert es. Deswegen heißt es Kumo Gakure, und der Kage des Dorfes ist der Raikage, der Donnerschatten.“

„Aber es scheint auch die Sonne, oder?“

„Ja. Mehr als hier.“

Konans Gesicht hellte sich auf. „Das ist gut!“
 

Am nächsten Morgen war der Regen schwächer geworden. Immer noch da, aber nicht mehr so stark. Madara nutzte das, lief ins Tal zum Bauerndorf und besorgte einige Meter schwarzen, grauen und roten Stoff, sowie zwei Paar Schuhe und zwei runde, spitze Hüte aus Bambus, gemäß den Entwürfen für Regenkleidung, die Konan gezeichnet hatte.

Als er zurückkam, war Sasori gerade bei Konan, sie arbeiteten im Wohnzimmer unten an Konans Papiermarionette weiter. Sasori hatte alle möglichen Waffen und Anhängsel für Marionetten dabei und Konan kopierte diese mit Papier.
 

„Soll ich dir mal zeigen, wie man eine Marionette aus einer Schrift beschwört?“, fragte Sasori, als Madara gerade hereinkam.

„Brauchst du nicht.“ Konan grinste, nahm eine kleine Rolle zur Hand und öffnete diese. Das Zeichen für Weiß war groß darin zu lesen, es zischte und mit einer kleinen Dampfwolke verschwand die Papiermarionette in der Rolle.

„Woher kannst du das?“, fragte Sasori.

„Ich seh das doch bei dir immer“, antwortete Konan.

„Ja, stimmt …“, erwiderte Sasori.

„Konan lernt Dinge durchs Nachmachen“, mischte sich Madara ins Gespräch. „Sie sieht genau zu, was du machst, und macht es so oft nach, bis sie es kann.“

Konan grinste stolz. „Gut, ne?“

„Das wird dir in Kumo Gakure gute Dienste leisten“, sagte Madara. Dann stellte er seine Einkäufe vor Konan ab und sie entdeckte die Stoffe und alles andere, was sie zum Nähen der Regenkleider brauchte.

„Hast du das alles gekauft?“

„Ja. Ich dachte, wenn es schon mal regnet, dann brauchen wir Regensachen, und deine Entwürfe sehen echt gut aus.“
 

Nach dem Mittagessen verschwand Konan samt der Materialien zum Nähen sofort in ihrem Zimmer, hängte das „Nicht stören, ich arbeite“-Schild an die Tür und fing an zu arbeiten.

Das Einzige, was Madara und Sasori zwischendurch von ihr und der Arbeit sahen, war, als sie beide darum bat, ihr als Modelle für die Größen der Mäntel und Hosen zu dienen. Sasori war eher klein und Madara eher groß, und Konan nahm ihre Maße als Rahmen für eine kleine Tabelle. Schließlich war sie ja selbst noch klein und wollte, während sie wuchs, auch immer wieder in die Sachen hineinpassen.

Ansonsten arbeitete sie alleine, hochkonzentriert und unermüdlich. Nähen war für sie eine Arbeit, die sie am liebsten alleine machte, während Origami und die Marionetten etwas waren, was sie lieber in Gesellschaft tat.
 

Am Abend war der erste Mantel fertig. Sasori kam, um ihn anzuprobieren, und er passte ihm genau. Es war ein schwarzer, weiter Mantel mit rotem Innenfutter und einem hohen, weiten Kragen, so wie sie ihn in ihrem Heft gezeichnet hatte. Nur das rote Muster auf dem Mantel hatte sie verändert, der rote Vollmond hatte irgendwie nicht richtig gepasst und so hatte sie nur ein paar große rote Wolken auf den schwarzen Stoff appliziert.

„Passt zu deinen Haaren, Sasori“, stellte Konan zufrieden fest.
 

Für heute war sie also fertig, sie aßen gemeinsam zu Abend, und dann tauchte auch Nagato wieder auf. Er war komplett durchweicht vom Regen, wirkte jedoch völlig entspannt. Vermutlich genau deswegen.

Nach dem Essen versorgte er Konans Piercing und verschwand dann oben ins Bad. Konan wartete, bis er wieder herauskam, und ging dann selbst baden. Sie hörte, wie Madara und Sasori unten noch miteinander sprachen und vermutete, dass Sasori weitere Informationen zu Kakuzus Aktivitäten hatte und diese mit Madara teilte. Oder dass es wieder um Bijuu-Geister ging.
 

Der Zeitpunkt, nach Kumo Gakure zu gehen, rückte näher, und Konan verbrachte die Zeit bis dahin mit sehr viel Training und Lernen. Sie wollte zu Beginn gleich als gute Schülerin einsteigen, um so viel wie möglich aus dem Unterricht schnell zu verstehen, weil sie ja mit einem Buch aus Konoha lernte und Kumo Gakure wahrscheinlich andere Lehrpläne mit abweichender Reihenfolge hatte, die sie erst kennen lernen würde, wenn sie dort war.

Wenn sie trainierte, dann mit Madara zusammen, er nahm sie jetzt oft mit in das Tal in den Bergen, und manchmal kam auch Sasori mit.

Konan wusste jetzt schon, dass sie Mittel- bis Fernstreckenkämpferin war, Nahkampf war nicht ihr Ding. Obwohl sie körperlich fit war, schlagen und treten war nicht ihre Art, und so konzentrierten sich Madara und Sasori darauf, sie in dem, was sie besser konnte, so stark wie nur möglich zu machen.
 

Anfang August war es dann soweit: Madara buchte zwei Plätze im Reisewagen einer Händlergruppe, die von Suna Gakure nach Taki Gakure wollte. Von da aus wollten sie ein Schiff über die nördliche Meeresbucht ins Donner-Reich nehmen. Der reine Landweg vom Regenland nach Kumo Gakure war versperrt, da lag nun Oto Gakure dazwischen, und da hindurch zu reisen war viel zu gefährlich.
 

Konan packte ihre Sachen, jedenfalls das, was sie mitnehmen konnte. Die Nähmaschine und das weitere Nähzeug blieben in Akatsuki, die waren viel zu schwer, doch alle ihre Kleider und Bücher und was sie sonst noch für die Ausbildung brauchte, nahm sie mit.

Am Tag vor der Abreise kam Mari aus dem unteren Dorf noch mal vorbei, sie wollte Konan „Auf Wiedersehen“ sagen und die neue Adresse wissen, damit sie sich Briefe schreiben konnten.
 

Sasori packte ebenfalls Sachen zusammen. Er hatte ja schon angekündigt, dass er mal wieder in Suna Gakure vorbeischauen und sich irgendwelche Informationen beschaffen wollte, und Konans Abreise war für ihn natürlich der beste Zeitpunkt dafür. Er hatte jede Menge Pläne und außerdem gab es in Suna Gakure ein ganz bestimmtes Ziel für ihn. Ein Ziel, von dem er nicht mal Madara erzählt hatte.
 

Am nächsten Morgen war Konan schon früh wach. Sie wusste, heute war der Tag der Abreise, und fühlte eine kribbelige, schwirrende Aufregung. Sie stand auf und zog ihr neues Kleid an, das mit dem gewickelten Rock und dem blaugrünen Oberteil.

Dann lief sie ins Bad, machte sich fertig, drehte ihr Haar zu einer hübschen Kugel und setzte wie immer die Papierblüte darauf, die, die auch als Waffe dienen konnte. Gestern hatte Mari ihr ein kleines Döschen geschenkt, in dem sich Wimperntusche, Kajalstift und vier Farben Lidschatten befanden, und Konan probierte diese Sachen gleich aus. Das Ergebnis gefiel ihr.
 

Fertig geschminkt und schön gemacht, packte sie auch im Bad alles, was sie brauchte, zusammen, und lief dann runter in die Küche. Madara war schon auf und machte Frühstück.

„Schön siehst du aus, Konanchen“, sagte er, als er sah, dass sie sich geschminkt hatte.

Konan grinste. „Danke. Ist gut, ne?“
 

Während Konan schon auf ihren Koffern saß, ging Madara noch mal zu Kakuzu, um diesem ganz genaue Anweisungen zu geben, was in seiner Abwesenheit getan werden musste und durfte und was nicht. Und Madara hatte, um da auch sicher zu gehen, verschiedene Barrikaden und Fallen aufgestellt, die ihn informierten, sollte Kakuzu irgendwo zu falsch laufen.

Da Sasoris geplanter Ausflug nach Suna nicht lang dauern sollte, machte Madara ihn jetzt zu seinem Stellvertreter, der in seiner Abwesenheit, während er Konan nach Kumo begleitete, auf Akatsuki aufpassen und den Laden am Laufen halten sollte.
 

Nagato war den ganzen Tag über nicht zu sehen. Konan wollte ihm „Auf Wiedersehen“ sagen, doch er war weder auf seinem Zimmer, noch irgendwo anders im Dorf. Vermutlich war er dem Regen in die westlicheren Berge gefolgt, und Konan konnte sich auch denken, dass Nagato einem direkten Abschied aus dem Weg ging. Und dafür hatte sie in diesem Moment auch Verständnis.
 

Die Reise nach Kumo Gakure war lang, meistens ging man von einem Zeitraum von einer ganzen Woche aus. Ein durchtrainierter Jonin schaffte es vielleicht in vier oder fünf Tagen, aber Madara hatte auch keine Lust, zu hetzen. Und Konan war eben noch lange nicht so stark und fit, in einer derartigen Zeit so einen Weg zu schaffen.
 

Sie fanden die Reisegruppe, es waren Händler aus der Wüste, kein erkennbarer Shinobi dabei. Nur zwei Männer mit Schwertern, vielleicht feudale Samurai.

Madara hielt sich sehr zurück, zeigte nicht, was er war. Er wusste zwar nicht, inwiefern Händler aus dem Wind-Reich ihn würden erkennen können, doch vorsichtshalber zeigte er nichts von dem, was ihn als Shinobi und schon gar nicht als den, der er war, erkenntlich machen könnte.
 

Der Wagen war eine große Kutsche mit Dach, die Reisenden saßen einander gegenüber, und Konan kam ins Gespräch mit einem Jungen, der etwa so alt war wie sie. Er fragte sie, wo sie hin wollte, und sie sagte: „Ins Donner-Reich, zur Schule.“

„Was für eine Schule?“, fragte der Junge weiter.

„Ich will auf die Akademie, Kunoichi werden.“

„Und geht das hier nicht?“

„Nein. Aber die Akademie in Kumo Gakure hat mich angenommen, ich gehe also dort hin.“

Der Junge machte große Augen. „Und der da?“, fragte er und wies auf Madara.

„Das ist Dara, er ist so was wie mein Papa“, sagte Konan. „Er hat mir alles beigebracht, und jetzt soll ich den Rest auf einer Akademie lernen.“

„Was kannst du denn so?“, fragte der Junge.

„Alles mit Origami“, antwortete Konan. „Und von jemand anderem hab ich auch gelernt, wie man mit Marionetten spielt.“

„Solche wie in Suna?“

„Genau.“

Wieder riss der Junge die Augen auf, er war sichtlich beeindruckt.

„Aber jetzt entschuldige mich bitte“, sagte Konan und nahm ihr Buch wieder zur Hand. „Ich muss weiter lernen.“
 

Die Reise verlief gleichförmig, ohne große Unterbrechungen. Sie durchquerten das Land von Kusa Gakure in relativ kurzer Zeit, und erst an der Grenze zum Land von Taki gab es Komplikationen, weil wegen der Geschehnisse um Oto Gakure die Kontrollen verstärkt worden waren.

Einer der Grenzposten musterte Madara ein wenig zu lange, so als glaubte er, ihn zu erkennen, doch letztendlich ließ er alle passieren und erklärte nur, dass sie hier wegen Oto Gakure alle Reisenden kontrollierten.
 

Als sie auch das Land von Taki fast durchquert hatten, erreichte Madara zum ersten Mal ein Alarm aus Akatsuki. Sasori war anscheinend schon wieder aus Suna Gakure zurück und schrieb nun, dass der Regen wieder stärker geworden sei und Nagato sich drei Tage lang draußen im Regen herumgetrieben hatte. Und dass Nagatos Augen sich noch mal verändert hatten, es seien mehr Kreise geworden, mit neuen Punkten auf den Linien.

Madara schickte eine Antwort zurück, dass er die Nachricht erhalten hatte und wo er und Konan gerade waren.
 

Am Tag, als sie das Meer erreichten, trafen sie auf eine andere Gruppe, die aus dem Feuerreich nach Iwa Gakure wollte, und Konan traf zum ersten Mal Leute, deren Muttersprache nicht Dogo, sondern Nigo, die Ursprache des Senningo war. In Iwa Gakure wurde mehr Nigo gesprochen, was auch der Grund war, warum die Akademie dort nichts für Konan gewesen wäre. Senningo beherrschte sie, wenn auch nicht gut, aber Nigo verstand sie kaum.

Madara sprach zwar Nigo, aber mit einem so starken Akzent, dass sein Gegenüber sofort erkannte, dass er aus Konoha Gakure kam. Also hielt er sich ebenfalls zurück, damit er nicht enttarnt wurde.

Danach, während sie auf das Schiff warteten, fragte Konan: „Sag mal, Dara, wieso heißt Senningo eigentlich so? Und Nigo, woher kommt das?“

„Wir wissen nicht genau, warum wir diese Sprachen so haben. Nigo ist eine sehr alte Sprache, die auch weit über unsere Welt hinausgeht. Ebenso wie Dogo, das wird auch in sehr weit entfernten Welten gesprochen. Und Senningo ist nach einem Mann benannt, der vor vielen hundert Jahren gelebt hat und Nigo und Dogo miteinander verbunden hat. Er beherrschte sowohl eben diese Sprachen, als auch war er der Erste, der lernte und lehrte, wie man Chakra schmiedet. Deshalb nennen wir diese Version des Nigo eben ‚Senningo‘. ‚Go‘ bedeutet ‚Sprache‘ in Nigo.“

„Und was heißt ‚Ni‘?“

„Ni ist der Name des Landes, wo diese Sprache herkommt. So wie Do das Land ist, aus dem Dogo stammt. Nur Sennin ist der Name einer Person. Sein Vorname war Rikudo.“
 

Sie nahmen das Schiff ins Donner-Reich und kamen am nächsten Tag dort an. Ein Lehrer von der Kumo-Akademie wartete schon am Hafen, er begrüßte Konan und Madara und sagte, dass er das Mädchen bis in sein Dorf begleiten würde. Madara könne sich schon wieder auf den Heimweg machen.

„Also dann …“ Madara war jetzt doch ein wenig traurig. „Gib dein Bestes, Konanchen. Mach uns stolz, Sasori und Nagato und mich. Du kannst das.“

Konan hatte auch Tränen in den Augen. Sie hatte, obwohl es ja nur um ein Jahr auf dieser Akademie ging, das bestimmte Gefühl, Madara für eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen zu können. Und so umarmte sie ihn ganz fest, schnupperte noch einmal an seinem Haar, so wie sie es als Kleinkind getan hatte, und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Nicht traurig sein, Konanchen …“

„Bin ich nicht.“ Sie schniefte und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. Dann lächelte sie und streckte sich. „Ja, ich mach dich ganz stolz, Dara!“
 

Und so verabschiedete Madara seine Tochter und nahm das nächste Schiff zurück. Als er wieder in Taki ankam, kam ihm eine Idee:

Wo er jetzt schon mal unterwegs war, konnte er auch gleich etwas anderes erledigen, was er schon lange vor hatte. Er wollte ins Feuerreich, in das echte Tal der Senjuu, das, nach dessen Vorbild er seinen Trainingsort im Regenland geschaffen hatte. Dort wollte er den Anker der Jutsus setzen, die er im Kampf gegen Kurama benutzen wollte. Einen Speicher, in dem dann auch die Erinnerungen an ihn lagern konnten, falls er den Kampf gegen den Fuchsgeist verlor.

Das Tal der Senjuu, das der Erste Hokage in seinen eigenen Schriften selbst als „Tal des Schicksals von Laub und Feuer“ bezeichnet hatte, befand sich im Norden des Feuerreiches, nahe des Weges, der nun auch nach Oto Gakure führte.
 

Madara musste sich also gut tarnen, wenn er unerkannt dorthin gelangen wollte. Und so kaufte er in einem Laden am Wegesrand eine Maske, ein orangenes Teil aus Holz, mit einem einzigen Loch darin. Er band sein Haar so zusammen, dass man nicht mehr sah, wie lang es war, und setzte diese Maske auf. Und als einer der Grenzkontrolleure nach seinem Namen fragte, nannte er den erstbesten Namen, der ihm einfiel: „Tobi Darama.“

„Woher kommen Sie und wo wollen Sie hin?“

„Ich komme aus Iwa und will nach Kiri“, log er auf Nigo, und dieses Mal bekam er es ohne Akzent hin.

Und als ihm der Grenzer das nicht zu glauben schien, ließ Madara ihn mit einem kleinen Genjutsu einfach einschlafen.
 

Der Weg zum Tal der Senjuu war lang, und für Madara fühlte es sich seltsam an, wieder im Feuerreich zu sein, er wagte den ganzen Weg über nicht, die Maske abzusetzen. Zwar wusste er nicht, ob die Anbu noch nach ihm suchte, aber auch so war die Gefahr, dass ihn jemand sah und erkannte, recht hoch. Im Feuerreich wusste man nun mal gut, woran man ein Mitglied des Uchiha-Clans erkannte.

Einmal dachte er an Izuna, der vielleicht auch zwischendurch mal wieder im Feuerreich gewesen war und sich aber wahrscheinlich noch besser zu verstecken wusste als Madara selbst. Izuna war ein zurückhaltender, stiller Typ, der im Gegensatz zu Madara nie die Aufmerksamkeit der Menschen genossen oder auch nur gemocht hatte, und so fiel es ihm sicher mehr als leicht, unsichtbar im Untergrund zu leben.
 

Als Madara das Tal der Senjuu dann erreichte, überkam ihn tatsächlich Heimweh nach Konoha. Er hatte in den Jahren im Regenland schon auch Heimweh empfunden, aber seine Mission dort war ihm so wichtig, dass er es so weit wie möglich verdrängt hatte. Hier in diesem Tal, das den Geist von Konoha geradezu atmete, fühlte er auf einmal wieder, wie sehr er seine Heimat doch vermisste.
 

Zuerst sah er sich im Tal genau um, ob noch jemand hier war. Kurz hatte er den Gedanken, dass Tsunade sich hier vielleicht aufhalten könnte, doch er stellte bald fest, dass sie nicht hier gewesen war, er war allein. Allein mit sich und der riesigen Statue des Ersten Hokage neben dem Wasserfall. Also konnte er mit der Arbeit beginnen.
 

Und er hatte viel zu tun. Es ging auf Vollmond zu, und auf das Erscheinen des Fuchsgeistes, er hatte nicht viel Zeit und musste sofort anfangen.

Zuerst untersuchte Madara den Boden hier, sah sich mit aktivierten Sharingan genau an, wie das Chakra und der Fluss in diesem Tal unter der Erde zusammenwirkten. Und er fand tatsächlich Strukturen im Boden, die darauf hinwiesen, dass sich auch hier ein Energiedepot des Fuchsgeistes befand. Wenn er an etwas davon herankommen könnte, wäre das eine gute Vorbereitung für die Jutsus, die er gegen Kurama anwenden wollte.
 

Und so begann er, mit einfachen Erdversteck-Jutsus, nach diesem Energiedepot zu graben. Er brauchte nicht viel von dem lagernden Chakra, nur genug, damit es auf seine Jutsus reagierte und er erkennen konnte, welche Kräfte darin steckten. Und er fand mehr als die Menge, die er brauchte.
 

Während dieser Arbeit beschlich ihn wieder dieses Gefühl von Schicksal, passend zu diesem Ort. Er hatte das Gefühl, an der Quelle des Schicksals und des Feuerwillens zu graben, an einem geradezu heiligen Ort, der einen Kreis des Schicksals wieder verband und zu einer Vollkommenheit führte. Es gab angesichts dessen zwei Möglichkeiten: Entweder verlor er den Kampf gegen Kurama und dieses Schicksalsrad lief ohne ihn weiter, oder er veränderte alles, indem er den Neunschwänzigen Fuchsgeist, den Stärksten aller Bijuu, für sich und Akatsuki gewann, und das Schicksal von Konoha Gakure damit auch wieder in seine Art und dem Weg des Uchiha-Clans führte. Und vielleicht würden sich Akatsuki und Konoha sogar damit zusammenführen lassen und er wurde doch noch irgendwie selbst Hokage?
 

Irgendwo im Hintergrund seines Bewusstseins warnte ihn ein winziges Gefühl, dass er gerade etwas übersah und nicht mitbedachte. Doch selbst als er, nur der Vollständigkeit halber, sich diesen Punkt genauer ansehen wollte, erkannte er ihn nicht. Sollte er den Kampf gegen Kurama verlieren und umkommen, würde Konan in Kumo Gakure bleiben, Sasori würde Akatsuki übernehmen und Kakuzu und Kisame würden weiterziehen, sich etwas Neues suchen. Nagato würde wahrscheinlich im Regenland bleiben, vielleicht sogar nach Ame Gakure zurückgehen.

Aber Madara wollte nicht darüber nachdenken, diesen Kampf zu verlieren. Er war stark genug und hatte den wahren Namen des Fuchsgeistes als Ass im Ärmel, dazu Amaterasu und jede Menge äußerst starker Jutsus, darunter das Jutsu des Phantomdrachens, mit dem man einen Bijuu zähmen würde können.
 

Am nächsten Tag fand er beim Graben ein weiteres Energiedepot, und es bedeutete einen weiteren starken Durchbruch, da es tatsächlich Jubi-Chakra enthielt. Denn Jubi-Chakra bedeutete eine enorme Verstärkung des Phantomdrachen-Jutsus! Es bildete als universellstes Chakra der Welt einen neutralisierenden Gegensatz zur sehr spezifischen und eigenen Struktur jedes einzelnen Bijuu-Chakras und stellte eine Verbindung zum Mond her, dem Ursprungsort der Bijuu, sodass sie dadurch gezähmt werden konnten.
 

Nachdem er nun alle Faktoren für das Phantomdrachen-Jutsu zusammen hatte, begann die eigentliche harte Arbeit: Dieses Jutsu zu beherrschen und sicher anzuwenden. So etwas dauerte lange und er hatte nicht viel Zeit.

Und so versuchte er etwas ziemlich Ungewöhnliches, einen Trick, mit dem sich die Zeit verkürzen ließ: Er erschuf mehrere Schattendoppelgänger, die gleichzeitig an dem Jutsu arbeiteten, und deren neues Können sich bei ihrer Auflösung dann auf ihn übertrug. Diese Technik erforderte extrem viel Chakra, mehr als Madara selbst hatte, und er versuchte, etwas von dem Jubi-Chakra zu benutzen, indem er eine winzige Menge davon in sich aufnahm.

Er hatte keinerlei Wissen, ob das funktionierte, aber Madara war jemand, der Dinge einfach ausprobierte und durch Erfahrung lernte. Diese Wesensart, die er auch an Konan weitergegeben hatte, entstammte seinem Glauben an das Gute, das, was andere an ihm als „naiv“ bezeichneten.
 

Und hier und heute hatte er dabei großen Erfolg: Das Jubi-Chakra passte sich seinem eigenen Chakra so weit an, dass er es nutzen konnte, und so schuf er aus ihm einige dutzend Schattendoppelgänger, die alle zugleich mit dem Training begannen.

„Was für ein Glück!“, sprach er zu sich und sah dann auf zu der Statue des Ersten Hokage, der diesen besonderen Ort mit derselben „Naivität“ und diesem Idealismus heiligte, die Madara von Kindheit an aus dessen Schriften verinnerlicht hatte. „Das hab ich von dir gelernt, Erste Generation“, fügte er hinzu und verbeugte sich.
 

Mithilfe des Jubi-Chakras und der vielen Schattendoppelgänger kam Madara dann gut voran. Zuerst stimmte er sich und die Doppelgänger mit einigen starken Feuerversteck-Jutsus auf die Energie ein, testete, wie weit sich das Jubi-Chakra dem anpasste und stellte fest, dass es im Feuer-Element am besten funktionierte.

Er fand auch heraus, dass dieses Chakra, obwohl so universell, sich am liebsten wohl in Form eines Greifvogels zeigte, fast wie ein Phönix, die Verbindung zwischen Feuer und einem Vogel. Und das, obwohl es, im Gegensatz zur Suggestion seines Namens Jubi, keine eigenen Absichten wie andere Bijuu hatte. Es gehörte zwar zu ihnen, war aber doch ganz anders.

Madara fühlte sich ein wenig an die Wanderfalken erinnert, die er als Jugendlicher gehabt und trainiert hatte. Er gab dem Jubi-Chakra also diese Form, und hatte somit einen Unterstützer für den bevorstehenden Kampf. Dass dieses Chakra mit ihm kooperierte, bedeutete ja, dass es nicht unbedingt loyal gegenüber dem Fuchsgeist war.
 

Mit fünfzig Schattendoppelgängern, dem Jubi-Chakra in Form eines Falken, und Amaterasu und Gunbai als Waffen verbrachte Madara hier eine ganze Woche mit hartem Training. Am 20. September begann das Jutsu des Phantomdrachens dann, das im Boden unter dem Tal befindliche Kurama-Chakra zu beeinflussen und es ein wenig zu verwandeln, und da wusste Madara, er hatte es geschafft. Es gab nun ein neues Jutsu, mit dem sich ein Bijuu beeinflussen und in eine weniger gefährliche Form bringen ließ, und er, Madara Uchiha, beherrschte es.
 

Er feierte diesen Erfolg mit einer Zeremonie, für die er Laub eines Baumes hier mit Sake vermischte und sich oben an den Wasserfall setzte, gegenüber des Gesichts der großen Statue. Er sah seinem größten Idol ins Gesicht, trank den Sake und hatte dabei diese eine Idee:

Er wollte sich hier ebenfalls verewigen. Immerhin sah er sich als denjenigen, der die Ideale des Hokage der Ersten Generation für seine eigene Generation und die Zukunft weitertrug. Auch wenn er ein Uchiha und kein Senjuu war. Aber schließlich hatte Hashirama ja von sich aus dieses Band zwischen den Senjuu und den Uchiha hergestellt, und dabei die Uchiha zu Beschützern des Dorfes und seiner Ideale ernannt.

Und so errichtete Madara innerhalb der nächsten beiden Tage hier eine zweite Statue, genau wie in seinem Trainingstal im Regenland. Auch diese Arbeit feierte er danach mit derselben Zeremonie, und er versiegelte einen Teil von sich und Kopien seiner sämtlichen Erinnerungen in dieser Statue von sich als Sicherheit.

Am 25. September verließ er das Schicksalstal wieder und machte sich auf den Rückweg ins Regenland.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück