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Nicholas Rush und Mandy - Wahrheit oder Lüge

Eine unerwartete Wendung
von

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2. Kapitel

Mehrere Wochen sind inzwischen vergangen. Inzwischen war die Situation auf dem Schiff immer bedrohlicher geworden, seitdem die «Destiny» immer wieder von der Drohnenarmee angegriffen wurde. Bisher hatte es die «Destiny» immer geschafft, erfolgreich zu entkommen. Die Begegnung mit den Nachfahren der in der Zeitschleife 2000 Jahre in der Vergangenheit gestrandete Besatzung der «Destiny» hatte alle zutiefst berührt, da bis auf Dr. Rush, der auf dem Schiff geblieben war, alle mit dem ihrem Lebensweg in der alternativen Zeitlinie konfrontiert wurden. Dr. Dale Volker war nicht lange nach der Ankunft auf dem neuen Planeten an Nierenversagen gestorben und Tamara Johanson musste feststellen, dass sie an einer unheilbaren Erbkrankheit litt. Leider konnte das Archiv von Tenera nicht komplett gerettet werden, aber man konnte sich mit einigen Vorräten ausstatten und die kleine Gruppe an Nachfahren auf einen sicheren Planeten bringen. Von den Nachfahren hatten sie erfahren, dass sie später eine Behandlung von Tamara’s Erkrankung ALS gefunden hatten und sich die Nachfahren auf mehreren Planeten in dieser Galaxie innerhalb der 2000 Jahre angesiedelt hatten.

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Eli sieht sich die Aufzeichnungen von Tenera zum wiederholten Male an, als Rush ihn unterbricht: «Was ist mit den Kalkulationen?»

Eli reicht ihm ein Blatt Papier, welches auf beiden Seiten vollgeschrieben ist. «Unten in der linken Ecke», und wendet sich wieder den Aufzeichnungen zu und gibt nur eine missfallende Äusserung von sich, der man entnehmen kann, dass er nicht davon überzeugt ist.

Dr. Rush dreht das Blatt mehrfach. «Hoffen wir, dass Mr. Brody’s Papierherstellungsprojekt irgendwann Erfolg hat.»

«Wie oft haben sie sich das schon angesehen?»

Erneut wendet Eli sich um, nachdem er die Aufzeichnung unterbrochen hat. «Es gibt hier kein Fernsehen…»

«Wissen sie, Eli, wenn sie nichts Besseres zu tun haben, es gäbe wirklich wichtigere Dinge…»

«Das Material wird Bestandteil meiner Dokumentation», unterbricht Eli Rush. «Ich halte es für wichtig.»

«Und aus welchem Grund?», Rush verschränkt die Arme vor der Brust.

«Es sind unsere Nachfahren…»

«Meine nicht, ich war nicht dort.»

«O.k., aber sie sind wie wir… Menschen. Ich wünschte nur, sie wären nicht alle gegangen. Es hat mir irgendwie gefallen, neue Gesichter hier und dort zu sehen.»

«Ach ja? Wenn sie sich wirklich in der ganzen Galaxie verbreitet haben, dann besteht ja durchaus die Chance, ihnen wiederzubegegnen.»

«Mh…», brummt Eli wenig überzeugt.

«Abgesehen davon ist das hier kein Passagierschiff.» Rush wendet sich ab und geht.

Eli schüttelt leicht den Kopf, bemerkt er doch, wie verbittert Rush wirkt. Seit seinem Abenteuer in der Simulation von Dr. Amanda Perry, die er fast nicht überlebt hätte, wurde er immer missmutiger, obwohl er doch Amanda Perry, genauso wie Eli Ginn in seiner Pyramide hatte. Was war da noch vorgefallen? Rush hatte es nie erzählt. Hatte er Amanda jemals aus seiner Pyramide geholt? Eli bezweifelte es. Was hatte sie ihm angetan?

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Zufrieden beobachtet Dr. Rush, wie glücklich Eli wirkt. Doch er selbst ist einsam und betäubt sich mit Arbeit. Das hat ihm bisher immer geholfen. Doch das funktioniert seit einiger Zeit nicht mehr. Bis zu diesem Tag konnte er sich nicht überwinden, die Pyramide mit Amanda’s Bewusstsein zu aktivieren. Irgendetwas in ihm hielt ihn davon ab. Sie hatte sein Vertrauen missbraucht. Die wenigen Augenblicke mit Khandro Lal dagegen waren ehrlich und ohne jede Berechnung. Sie war einfach da gewesen, als er sie am Meisten brauchte. Und er hatte sich nicht einmal bedanken können.

In den letzten Wochen hatte er immer öfter an Khandro denken müssen. Manchmal wandte er sich um, weil er das Gefühl hatte, sie legt ihm die Hand auf die Schulter. Aber sie war nie da. Er konnte ihre grossen blauen Augen und ihr liebevolles Lächeln nicht vergessen. Es erinnerte ihn irgendwie an seine verstorbene Frau Gloria, in deren Gestalt sie sich ihm auch auf der Brücke gezeigt hatte. Er konnte jetzt verstehen, warum sie sich dazu entschlossen hatte. Der Schmerz über Amanda war abgeflaut, dafür die Enttäuschung gewachsen. Ja, es war im wahrsten Sinn des Wortes eine Ent-Täuschung. Er hatte sich in Amanda getäuscht und inzwischen erkannt, wer sie wirklich war, ein Kind, das nur sich selbst liebte.

Gedankenverloren steht er am Fenster des Observationsdecks, welches den Blick auf das vordere Schiff gewährt und an dem der Hyperraum vorbeizieht.

«Khandro», flüstert Rush. Ihm wird immer bewusster, wie sehr er sie vermisst. Er hatte keine Ahnung, was er tun könnte, um sie wiederzusehen. «Khandro…»

Wie damals in der Simulation fühlt er eine zarte Frauenhand auf seiner Schulter. Rush fährt herum. Sie steht tatsächlich vor ihm. Ohne ein Wort zu sagen zieht er sie einfach in seine Arme und hält sie minutenlang fest. Und auf einmal fühlt er sich nicht mehr einsam, sondern angekommen. «Geh nie wieder…»

«Ich war nie weg…»

«Komisch, dass ich dich fühlen kann, obwohl wir in keiner Simulation sind.»

Sie lächelt. «Ich kann meiner Energie eine gewisse Dichte verleihen. Du weisst, ich bin kein Hologramm.»

«Warum bist du so schnell verschwunden? Ich konnte mich nicht einmal bedanken…»

«Es tut mir leid, ich musste dich mit Amanda’s Pyramide allein lassen…»

«Ich hab sie nicht aktiviert…»

Rush lässt sie los und sie lehnt sich zur Seite an das Geländer und senkt die Augen. «Ich weiss, Nicholas. Bitte versteh mich, du musstest dir erst über dich selbst klar werden.»

Er lehnt sich neben sie und blickt nach oben. Sie hatte Recht. Es hatte ihn etwas brüskiert, als sie in der Simulation gefordert hatte, dass er sie umarmen und küssen soll. Er hatte sich nur aus Verzweiflung darauf eingelassen, weil es seine einzige Chance war, die Simulation unbeschadet zu verlassen. Kurz vorher hatte er Amanda angefleht, sich zu schützen, damit Eli sie nicht löschen konnte. Niemals hätte er in diesem Moment jemand anderen emotional an sich herangelassen. «…und herausfinden, ob ich in dir eine begehrenswerte Frau oder ein aufgestiegenes Wesen sehe…», ergänzt er ihren Satz.

Khandro nickt, «ja…so ungefähr…»

«Mandy hat für mich als ihren Lehrer geschwärmt. Durch die Kommunikationssteine hatte sie auf einmal einen gesunden Körper und später, nachdem ich ihr Bewusstsein retten konnte, war es ihre Chance, einige Träume zu verwirklichen und Dinge zu erleben, die vorher für sie unmöglich waren. Durch ihre Behinderung ist sie nie wirklich erwachsen geworden. Es war für sie eher wie ein Spiel.» Rush dreht sich zu Khandro und greift nach ihrer Hand. «Ich habe dich vermisst, die Gespräche mit dir… dadurch bist du längst zu meiner Gefährtin geworden. Und… ich kann den Kuss aus der Simulation nicht vergessen. Du hast mir dort einen Weg zum Aufstieg gezeigt. Es ist ein sehr intimer Weg, der zwei Wesen sehr eng verbindet. Das ist mir mit der Zeit klar geworden. Ich nehme an, du wusstest das…»

Wieder nickt Khandro und senkt den Kopf. «Deshalb habe ich auch bis zum letzten Moment gewartet einzugreifen. Aber eine tiefe und ehrliche Liebe zwischen dir und Mandy hätte sich nicht verändert.» Sie macht eine kleine Pause. «Ich konnte nicht eher kommen, Nicholas, ich hätte es nicht ertragen…»

«Du hast mich gerettet, obwohl du wusstest, dass du leiden würdest?»

«Ich hätte mehr gelitten, wenn ich es nicht getan hätte…»

«Aber es gab schon so viele gefährliche Situationen…»

«Du weisst, wir dürfen uns nicht einmischen… Ich habe mich sehr einsam gefühlt und nachdem du im Stuhl auf der Suche nach dem Mastercode die letzten Wochen mit deiner Frau noch einmal erleben musstest, war das für mich ein Geschenk mit dir zu kommunizieren. Auch für uns sind diese Entfernungen nicht zu überwinden.»

«Warum gerade ich?»

«Nennen wir es eine Seelenverbindung… Und du bist der Einzige, der zu vernünftigen und rationalen Entscheidungen fähig ist und das Schiff verstehen kann. Damit hast du dir meine Achtung und Sympathie erworben…und Liebe wächst langsam.» ______________________________________________________________

In seinem Quartier hockt sich Khandro Lal im Schneidersitz auf das breite Bett neben Rush, der sie, selbst auf der Seite liegend, betrachtet. Sie trägt dasselbe Kleid wie beim letzten Mal.

«Komm», er streckt seine Arme nach ihr aus. Sie folgt seiner Aufforderung und legt sich in seinen Arm. Minutenlang liegen sie schweigend beieinander. Dann öffnet er zärtlich ihre taillenlangen rotbraunen Haare.

«Ich will dich…» Er beugt sich über sie und küsst sie zärtlich.

Sie erwidert seinen Kuss und streicht ihm über die Wange.

«Nicholas, wenn ich mich auf einen Menschen mit mehr als Freundschaft einlasse, muss ich wieder absteigen. Normalerweise stossen einen die anderen herunter und man wacht ohne Erinnerung wieder auf. Hier müsste ich den Aufstiegsprozess selbst umkehren. Ich würde wahrscheinlich für lange Zeit vergessen wer ich bin… Danach wäre ich nur noch ein Mensch. Es könnte lange dauern, bis ich mich an die Zeit vor und nach dem Aufstieg erinnern könnte.»

«So wie es Dr. Jackson erging…»

«Du kennst seine Geschichte…»

Er nickt. «Dr. Jackson ist auch wieder er selbst geworden.»

«Die anderen von SG 1 haben ihm geholfen. Und ich wäre völlig auf dich angewiesen…»

«Nichts wünsche ich mir mehr…denn du wärst bei mir, in Fleisch und Blut.»

«Bist du sicher?»

«Ganz sicher!»

«Wenn ich mich in eine Energiekugel verwandle, musst du mich festhalten sonst lande ich noch auf irgendeinem Planeten in der Nähe, und du wirst mich kaum wiederfinden.»

Er nickt.

«Nicholas, ich liebe dich…»

«Ich liebe dich auch…»

Sie steckt sich auf dem Rücken aus und streift ihre langen Haare nach oben über das Kissen. Ihr Körper bäumt sich auf und verwandelt sich in einen gleissenden Lichtball, der sich über dem Bett erhebt und der ihre Schemen noch zeigt. Er kann gerade noch ihre herabhängenden Haare packen, so dass der Lichtball nicht durch die Decke aufsteigen kann. Schliesslich schafft er es auch noch ihre Hand zu ergreifen und stemmt sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Kraft, die sie nach oben zieht. Sie kann sich nicht komplett in einen Lichtball verwandeln und fällt nach wenigen Augenblicken nackt und ohnmächtig auf das Bett zurück.

Vorsichtig zieht er eine Decke über sie, nimmt sie fest in die Arme und streicht ihr über das Haar. «Khandro…» Er hatte nicht damit gerechnet, dass alles so schnell gehen würde.

Sie öffnet die Augen. Das erste, was sie erblickt, sind Rush’s besorgte braune Augen in seinem markanten Gesicht, als er sich über sie beugt. Seine fast schulterlangen Haare kitzeln sie im Gesicht.

«Wo bin ich?»

Er lächelt. «Zurück im Leben.» Seine Gesichtszüge werden ganz weich.

Ihre grossen blauen Augen werden noch grösser. «… Nicholas…»

«Du hast dich nicht komplett verwandelt.» Erleichtert zieht er sie noch fester in die Arme, um sich zu vergewissern, dass sie jetzt als echte Frau in Fleisch und Blut in seinem Arm liegt. «Danke, dass du für mich abgestiegen bist.»

«…sind wir auf der «Destiny»?»

«Ja.»

«…ich erinnere mich…Nicholas…» Sie lächelt spitzbübisch und umfasst seinen Nacken, zieht ihn über sich und küsst ihn. «Wo hatten wir aufgehört?» _______________________________________________________________________

Dr. Rush rennt durch die Gänge des Raumschiffes zur Krankenstation.

«TJ, ich brauche ihre Hilfe», keucht er ausser Atem.

«Geht es ihnen nicht gut, Dr. Rush?»

«Nein, nein, alles in Ordnung. – Ich brauche Frauenkleidung, etwa in ihrer Grösse.»

«Frauenkleidung?»

Er grinst. «Ja, ich erkläre es ihnen später. Haben wir noch welche?»

TJ steht auf. «Kommen sie. Wir haben noch etwas von den beim Überfall getöteten Leuten der Lucianer Allianz.»

In einem Nachbarraum öffnet sie einen Schrank und holt einen Stapel Bekleidung heraus. «Was brauchen sie davon?»

«Ein komplettes Outfit…nachdem ein aufgestiegenes Wesen wieder herabgestiegen ist, ist es nackt.»

«Ein aufgestiegenes Wesen? Haben wir eines auf dem Schiff?»

Es gibt ein paar Hosen, T-Shirt’s, Jacken und Schuhe. Er betrachtet die Grössen und fischt etwas heraus. «Das müsste gehen…» Er blickt TJ an und grinst. «Ja, sie ist wieder abgestiegen…»

TJ reicht ihm noch zwei Unterhemden und Unterhosen.

« Danke, TJ», und schon rennt er wieder weg.

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Khandro zieht sich die Sachen an, die Rush von TJ besorgen konnte. Ihr Kleid ist verschwunden, da es nur eine Energiesimulation war. Nur die beiden Ringe befinden sich noch an ihren Händen und die glitzernden Steine an ihren Ohren und ihrer Nase. Die Schuhe sind zwar etwas gross, aber der Rest passt einigermassen. Sie versucht ihre langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Es sieht noch etwas ungelenk aus. Noch tut sie sich etwas schwer, wieder mit ihrem materiellen Körper zurecht zu kommen. Sie seufzt. «Meine Haarnadeln sind auch weg. Ich kann sie nicht zusammenstecken…»

Rush blickt sie an. «Du meinst die beiden Teile, die ich dir aus den Haaren gezogen hatte?»

«Ja…»

«Wir finden was Ähnliches.»

Rush nimmt sein Funkgerät. «Colonel Young, Rush hier, hätten sie einen Moment Zeit?»

«Ja, Dr. Rush, wo sind sie?»

«Wenn es ihnen nichts ausmacht, kommen sie bitte in mein Quartier.»

Kurz darauf öffnet sich die Tür und Young poltert herein. «Was haben sie jetzt schon wieder angerichtet?» Er bleibt stehen und blickt fassungslos auf die fremde Frau, die auf Rush’s Bett sitzt. Sie trägt eine der für die Lucianer Allianz typische schwarze Lederkombination und hat die langen Haare über die linke Schulter gelegt.

Mit einer etwas verlegenen Geste stellt Rush vor: «Das ist Khandro Lal, eine ehemals aufgestiegene Antikerin, die uns hier auf dem Schiff geholfen hat. Sie war es, die die «Destiny» immer anhalten liess, wie wir es brauchten. Es war nicht allein das Schiff.»

Khandro steht langsam auf und reicht Young ihre Hand entgegen. «Es freut mich, Colonel.»

Instinktiv ergreift er ihre Hand. «Sie tragen die Kleidung der Lucianer Allianz.» Er mustert sie. Sie ist gerade so gross wie Rush. Die langen Haare reichen ihr bis zur Taille. Man konnte sie wirklich als hübsch bezeichnen.

«Die Sachen habe ich von TJ», unterbricht ihn Rush.

«Und sie waren die ganze Zeit hier?»

Sie nickt. «Ich bin zusammen mit Ihnen von Ikarus durch das Tor gekommen.»

Rush legt ihr besitzergreifend den Arm um die Taille. «Ich verdanke ihr mein Leben, als ich über den Interfacestuhl im Speicher des Schiffes gefangen war. Sie hat mich rausgeholt, nicht Eli.» Er macht eine kurze Pause, «Und weil wir uns verliebt haben, ist sie wieder in unsere Dimension herabsteigen. Nun wird sie hierbleiben…» Zufrieden grinst Rush, «…bei mir, als meine Frau…»

Young starrt beide immer noch fassungslos an und braucht einen Moment, um sich zu sammeln. «Sie meinen es ernst, Rush…»

«Todernst.»

«Gut», Young nickt. Er sieht in Rush’s Augen das gewisse Funkeln, was ihm sagt, dass er sich ihm dieses Mal nicht in den Weg stellen sollte. Rush’s Loyalität war im Moment das Wichtigste. Und seine Antikerin könnte für alle noch nützlich sein. «Willkommen an Bord, Miss Khandro Lal… Blödsinn, sie waren ja immer da…», er wendet sich zum Gehen. Abrupt dreht er sich noch einmal um. «Sind noch weitere aufgestiegene Antiker hier auf dem Schiff?»

Khandro schüttelt den Kopf. «Nein, ich war die Einzige, die gerade auf Ikarus war.»

«Dann waren sie hier ganz allein?»

«Ja, und das war nicht einfach…»

«Das kann ich mir vorstellen.» Young nickt verstehend.

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Die «Destiny» ist wieder aus dem Hyperraum gefallen. Volker und Brody scannen die Umgebung, als Rush gefolgt von Khandro die Brücke betritt. Noch hat Rush sie den anderen nicht vorstellen können.

«Was ist das?»

«Ein Gasriese… Aus irgendeinem Grund umfliegt die «Destiny» diesen fetten Gasriesen, um in einer Linie mit einem Stern zu sein. Aber wieso?» Brody dreht sich mit seinem Stuhl zu Rush.

«Dafür gibt es sicher einen Grund. Das passiert ja schliesslich nicht zum ersten Mal.» Sein Kiefer klappt herunter, als er die fremde Frau hinter Rush erblickt.

«Ja, aber es dauert ewig», wirft Dale Volker ein, der sich noch immer dem Monitor widmet.

«Haben sie einen wichtigen Termin? Das ist Khandro Lal, meine Frau. Sie ist eine Antikerin und folgte uns als aufgestiegenes Wesen von Ikarus.»

«Nein, aber die Energiereserven stehen bei 40 Prozent» entgegnet Brody, der sich wieder gefangen hat. «Willkommen, Miss.»

«So, wie bei meinem Grossvater… der hat nämlich seinen Buick immer nur zur Hälfte aufgetankt. Die «Destiny» macht im Grunde dasselbe», Volker wendet sich um und starrt Khandro an, «ist doch irgendwie lustig.» Er versucht, den irgendwie komischen Moment zu überspielen. Schliesslich wussten sie alle, wie sehr der Verlust von Dr. Perry Rush mitgenommen hatte. Was war da wirklich mit Dr. Perry passiert, als Rush im Stuhl sass? Jetzt nannte er diese Frau seine Frau…

«Ich könnte mich totlachen.» Rush scheint das nicht zu finden. «Das Leben seiner Mitmenschen hing also davon ab, ob er es zur nächsten Tankstelle schafft. Das ist zum Brüllen komisch.»

Young kommt zur Tür hereingeeilt. «Sind wir schon da?» Kurz nickt er Khandro Lal zu.

«30 Sekunden bis zum Kontakt.»

Young nimmt in einem der Kommandostühle Platz und aktiviert den Bordlautsprecher. «Hier ist Young, wir werden gleich ein Luftbremsmanöver ausführen. Es könnte Turbulenzen geben. Halten sie sich bereit.» Er sieht sich um. «Guten Morgen. Khandro Lal gehört jetzt zu uns. Sie wird uns mit ihrem Antiker Wissen weiter unterstützen. Bitte geben sie ihr noch Zeit zum Eingewöhnen.» Die anderen erwidern seinen Gruss und konzentrieren sich professionell wieder auf die Flugbahn des Schiffes durch den äusseren Bereich des Gasriesen.

Nachdem das Schiff den Gasriesen passiert hat, wird der Blick auf die Sonne frei gegeben. Brody meldet: «Da sind Unmengen von Drohnen und ein Kommandoschiff!»

«Was wollen die denn hier?», fährt Young auf. Alle starren wie gebannt nach vorn durch das Fenster.

Die Drohnen nehmen Kurs auf die «Destiny».

«Wo kommen die schon wieder her?»

«Wir konnten sie nicht früher sehen, weil wir hinter dem Planeten waren.»

«In wenigen Minuten müsste es möglich sein, in den Hyperraum zu springen», meldet Volker.

«Wie schnell werden sie uns erreichen?», fragt Colonel Everett Young.

«In wenigen Minuten.»

«Ausweichmanöver, Leftenent», weist Young Matthew Scott an, der auch gerade seinen Pilotensitz eingenommen hat.

«Yes, Sir… Der Drohnenschwarm und das Kommandoschiff haben zwischen uns und dem Stern Stellung bezogen. Wenn sie nicht auf sie losfliegen wollen…»

«Das ist schlecht…»

Eli kommt hereingestürzt. «Wieviele sind es denn?»

«Keine Ahnung», antwortet Brody, «ich habe bei hundert aufgehört zu zählen.»

«Können wir sie blockieren?»

«In 30 Sekunden sind sie da…»

Eli tippt auf seinem Kontrollpanel. «Ich kann sie nicht in 30 Sekunden blockieren.»

«Macht nichts. Und wenn wir einfach durchfliegen. Sie werden uns nicht in den Stern folgen», schlägt Young vor.

«Das schaffen wir niemals», widerspricht Rush.

«Tun sie es nicht, Colonel», warnt auch Khandro Lal.

«Wir müssen auftanken», beharrt Young.

«Die «Destiny» kann sich einen anderen Stern suchen. Es bringt nichts, zu kämpfen, wenn es nicht unbedingt sein muss.» Rush missbilligt Young’s Idee.

«10 Sekunden bis zum Kontakt», meldet Volker.

«Leftenent gehen sie in den Hyperraum!», gibt Young schliesslich nach.

«Erst in 15 Sekunden.»

«Ist ihnen das noch nicht nah genug?»

«Sie feuern!»

Rush und Khandro halten sich an einem der Steuerpulte fest, als die Treffer das Schiff erschüttern. «Noch 5 Sekunden!»

«Leftenent, halten sie sich bereit!»

«Yes, Sir! – Countdown ist 3 – 2 – 1»

Die «Destiny» springt in den Hyperraum.

«Hier ist Young – Wir konnten die Drohnen abhängen», verkündet er über den Bordfunk. «O.k., was war das jetzt schon wieder?»

«Sie haben wohl auf uns gewartet», vermutet Volker.

«Vielleicht war es nur ein Zufall», hofft Dr. Rush.

«Wir haben also einfach Pech gehabt?» Young mag sich mit der Erklärung nicht zufriedengeben.

«Irgendwo müssen sie ja sein.»

«Ja, aber der Weltraum ist doch ausgesprochen gross», wirft Eli ein.

«Soviel wir wissen, können sie uns nur finden, wenn wir das Stargate aktivieren. Also bitte, wir wollen doch nicht überreagieren» Rush wendet sich zum Gehen und verlässt mit Khandro an der Hand die Kommandobrücke.

«Ich fände es besser, Sir, nicht zu unterreagieren», meint Eli.

Alle starren betreten vor sich hin. Und auch Eli verlässt die Brücke.

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Dr. Rush arbeitet vor einem grossen Glasbildschirm, als Eli ihn erreicht. «Sie glauben doch nicht etwa an einen Zufall?»

«Och, nennen sie es Wunschdenken, wenn sie wollen.»

«Ihnen ist doch klar, dass wir, wenn das Ganze kein Zufall gewesen ist…»

«…ein sehr grosses Problem haben», ergänzt Rush.

«Nein… nein, nein, nein, wir sind total erledigt! Das könnte dann unser Ende bedeuten… Wo ist Khandro?»

«Hab ich doch gerade gesagt», Rush sieht ihn von der Seite an. «Khandro? Sie ist noch schwach und schläft in unserem Quartier, schliesslich ist sie erst seit wenigen Stunden abgestiegen.»

«Wieso ist sie abgestiegen?» Eli’s Augen werden immer grösser.

«Weil wir uns lieben», Rush arbeitet weiter. «Sie hat mich aus der Simulation befreit und ohne sie hätte ich Ginn nicht in die Pyramide laden können.» Er blickt Eli kurz an. «Ich kann sie nicht mehr verlieren…»

Eli nickt. Das war es also gewesen. Dr. Perry hatte Rush in der Simulation gefangen gehalten und Khandro hatte ihn da rausgeholt und sich dann wieder zurückgezogen. Kein Wunder, dass er die ganze Zeit so mürrisch war. Und irgendwie hatte er es geschafft, dass sie doch noch zu ihm abgestiegen ist. «Und wieso müssen wir dann einen anderen Stern suchen? Die «Destiny» wird doch den nächsten roten Zwerg auf unserem Kurs anfliegen.»

«Und genau deshalb sollten wir auf keinen Fall dorthin fliegen.»

«Sie glauben, die haben auf uns gewartet.»

«Wir wissen, dass sie uns nicht verfolgen können. Aber möglicherweise können sie unseren Kurs voraussagen. Wenn also die «Destiny» nicht dieses zeitaufwendige Manöver durchgeführt hätte…»

Eli tritt näher. «Dann hätten wir 3 Stunden lang kämpfen müssen bis der nächste Sprung möglich gewesen wäre.»

«Oder wir hätten zu früh springen müssen.»

«Aber das hätte unser Hyperraumantrieb nicht mitgemacht! – Ha, wir hatten echt Glück!»

«Das kann man wohl sagen. Aber wir dürfen uns nicht noch einmal auf unser Glück verlassen. Ausserdem müssen wir dringend Auftanken. Naja, verlassen wir diesen Kurs…» Rush ändert die Einstellungen.

«Ich muss noch mal zu Dr. Brody…»

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Als die «Destiny» das nächste Mal aus dem Hyperraum fällt, haben sich schon alle auf der Brücke versammelt. Young hält sich in seinem Chefsessel bereit. «Irgendwelche Drohnen?»

«Warum haben wir den Hyperraum in so grosser Entfernung verlassen?», fragt Camille, die neben Eli ans Geländer gelehnt steht.

«Um zu verhindern, dass wir vorzeitig in den Hyperraum zurückspringen müssen. Die Drohnen sollen uns nicht finden, solange die Zeit läuft.»

«Ach, ich verstehe immer noch nicht, was sie von uns wollen», seufzt Camille.

«Das hat nichts mit uns zu tun. Sie sind so programmiert worden, dass sie jede Technologie ausser der eigenen zerstören. Offenbar», sinniert Eli, «ist dabei nicht vorgesehen, irgendwann aufzugeben.»

Matthew Scott meldet: «In wenigen Sekunden erreichen wir Hyperraumfähigkeit, Sir.»

«So weit, so gut», bemerkt Eli zufrieden.

Camile Wray geht die Stufen hinab zu den Steuersesseln. «Wenn hier wenigstens mehr Stühle wären.»

Young steht auf. «Hier bitte, setzen sie sich.»

«Nein, nein, nein, nein», wehrt sie ab. «Das ist doch ihr…»

«Bin ich etwa Captain Kirk?» Young deutet auf den Sessel. «Ich muss mir sowieso mal die Füsse vertreten.» Er tritt beiseite und Camille setzt sich. «Danke.»

«Aber nichts anfassen», warnt Rush, der um den Kommandosessel herumläuft.

«Es sind jetzt 3 Stunden. Wir können jetzt jederzeit springen», verkündet Scott.

«Das ist gut», freut sich Camille.

«Das ist echt super!», hofft Eli. «Ich meine, ich will es ja nicht beschreien, aber ich glaube, wir könnten es tatsächlich…»

«Sir», meldet Vanessa James, «es befinden sich schon wieder Drohnen in Reichweite.» Erschrocken und besorgt dreht sie sich zu Young um.

«Mist!», brummt Eli.

«Halten sie auf uns zu?»

«Ja, Sir, mehrere Drohnen und mehrere Vektoren. – Ausserdem hat sich ein Kommandoschiff zwischen uns und dem Stern positioniert.»

«Sie blockieren uns», warnt Greer.

«Wie weit sind sie noch von uns entfernt?»

Rush meldet sich zu Wort: «Das spielt keine Rolle. Wir kommen da nicht durch. Uns geht sowieso die Energie aus.»

«Leftenent, bringen sie uns hier weg», weist Young an.

«Ja, Sir.»

Das Schiff springt wieder in den Hyperraum.

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Colonel Young steht vor dem grossen Fenster des Observationsdeckes. Mit wichtiger Miene blickt er auf Rush und Khandro, die vor ihm stehen, mit Eli und TJ auf beiden Seiten. Der innere Kreis der Mannschaft und des Militärs haben sich auch eingefunden.

«Liebe Hochzeitsgesellschaft, wir haben uns heute hier versammelt, um diesen Mann und diese Frau im Ehestand zu vereinen», beginnt Colonel Young mit salbungsvoller Stimme. «Die Ehe ist die Vereinigung von Mann und Frau in Herz, Körper und Verstand in guten wie in schlechten Zeiten. Indem sie die Ehe schliessen geben sich Nicholas und Khandro das Versprechen, ihren Träumen nachzugehen, ihre Wünsche zu erfüllen und die Fehler des jeweils anderen zu akzeptieren. Wir sind heute hier als Zeugen dieser Eheschliessung, die ein Zeichen der Liebe ist, und auch eine gegenseitige Verpflichtung, die dieser Mann und diese Frau zu Beginn ihres gemeinsamen Lebens eingehen. Wenn irgendjemand einen Grund nennen kann, weshalb sie nicht vereint werden können, dann soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen.» Er sieht sich im Raum um und fährt fort:

«Wollen sie, Dr. Nicholas Rush, die hier anwesende Khandro Lal zu ihrer Frau nehmen? Wollen sie sie lieben, trösten und ehren und für sie sorgen in Gesundheit und Krankheit, in guten wie in schlechten Tagen, in Trauer und im Glück bis dass der Tod Euch scheidet?»

Lächelnd sieht Rush Khandro an. «Ja, ich will!»

«Wollen sie, Khandro Lal, den hier anwesenden Dr. Nicholas Rush zu ihrem Mann nehmen? Wollen sie ihn lieben, trösten und ehren und für ihn sorgen in Gesundheit und Krankheit, in guten wie in schlechten Tagen, in Trauer und im Glück bis dass der Tod Euch scheidet?»

«Ja, ich will!»

Rush streift sich einen seiner beiden Ringe ab und steckt ihn Khandro an den Zeigefinger der linken Hand während Khandro ihm einen ihrer Ringe an den kleinen Finger steckt.

«Hiermit erkläre ich Euch kraft meiner Funktion als Kapitän der «Destiny» zu Mann und Frau. Sie dürfen die Braut küssen.»

Zärtlich umfasst Rush Khandro’s Nacken und küsst sie zärtlich auf den Mund, während alle anderen Beifall klatschen.

«Ich habe noch etwas für dich…» Rush zieht zwei grosse Haarnadeln aus seiner Tasche. «Dr. Brody hat mir geholfen, sie aus Kupfer zu machen.»

Khandro strahlt. «Nicholas, dass du dir gemerkt hast, wie sie aussahen…»

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Die wissenschaftliche und militärische Führung hat sich zur Beratung mit dem Vertreter der Erde, Colonel David Telford eingefunden.

«Sergeant Greer hat Recht», verkündet Young. «Die Drohnen können uns nicht verfolgen. Stattdessen blockieren sie die Sterne, in denen die «Destiny» sich aufladen könnte.»

Telford war gerade über die Kommunikationssteine eingetroffen. «Sie können doch nicht an jedem Stern, der auf ihrem Kurs liegt warten.»

«Egal», Eli zuckt mit den Schultern, «sie müssen nur rechtzeitig beim nächsten sein.»

«Was meinen sie damit?»

«Unsere Reserven sind so gering, dass wir nur noch eine Chance haben.» Rush baut sich mit verschränkten Armen auf.

«Die Systeme schalten sich ab. In der Krankenstation haben wir keine Energie mehr», berichtet TJ.

«Aber glücklicherweise hat Eli eine Idee. Sie ist absoluter Irrsinn, aber sie ist unsere einzige Chance.» Rush gibt Eli das Wort.

«Sie übertreiben», wehrt Eli ab und steht auf. «O.k., die Drohnen haben also unseren Schwachpunkt erkannt. Die «Destiny» muss ihre Reserven auffüllen und dafür nutzt sie nur ganz bestimmte Arten von Sternen.»

«Hauptsequenz Spektralklasse K oder M, rote Zwerge.»

«Dann laden wir uns eben an einem anderen Stern auf», schlägt Cloe Armstrong vor. «Was ist daran so verrückt?»

«Wir können zum Aufladen nur einen Stern wählen, in den die «Destiny» auf gar keinen Fall fliegen würde.» Eli reibt sich nervös die Hände.

«Sie meinen doch nicht etwa…», Greer wagt es nicht auszusprechen, «einen Todesstern.»

Eli druckst herum. «Fast, einen blauen Superriesen.»

Alle sind einen Moment geschockt, bis sich Volker zuerst meldet. «Soll das ein Witz sein?»

Eli zuckt mit den Schultern. «Wie gesagt, es ist verrückt.»

«Ich würde sagen, es ist mehr als verrückt. Haben sie eine Ahnung, wieviel Hitze ein Stern der Klasse 0 ausstrahlt? Ich verspreche ihnen, dass wir diese Aktion nicht überleben werden.»

«Das habe ich auch nie behauptet.»

«Wieso haben sie dann überhaupt diesen Vorschlag gemacht?»

«Die Schilde werden halten!»

«Das ist ja echt super, Eli, aber die Temperaturen, um die es geht, überschreiten bei Weitem die Möglichkeiten der Lebenserhaltungssysteme», wehrt Volker ab. «Einige Sektionen werden mehr als 200 Grad abkriegen.»

«Die «Destiny» kann diesen Stern problemlos durchfliegen», mischt Khandro sich ein, «das einzige Problem ist die Temperatur. Das grössere Problem ist, dass sich die Energiespeicher nur noch zu 40% aufladen lassen. Sie sind ein Vorgängermodell von dem, was sie Zero-Point-Modul nennen.»

Jetzt mischt sich Dr. Rush ein. «Aus diesem Grund wird der grösste Teil der Crew auf einen Planeten in Reichweite aussteigen. Ein kleines Team bleibt hier, um das Schiff manuell durchzusteuern.»

«Lässt sich das Schiff nicht entsprechend programmieren, so dass sie alle gehen können?», fragt Telford.

«Nein, denn selbst wenn die «Destiny» das Programm akzeptiert, was ich bezweifle, werden sich die Kernsysteme aufgrund der Temperatur selbst abschalten», antwortet Eli. «Jemand muss an Bord bleiben.»

«Mhh, und wer trifft diese Entscheidung?», möchte Camile wissen.

«Wir holen mit Hilfe der Kommunikationssteine die qualifiziertesten Leute an Bord», überlegt Telford, der begonnen hat, die Hände in den Hosentaschen, durch den Raum zu wandern.

«Die qualifiziertesten Leute sind bereits hier», widerspricht Dr. Rush. «Das sind nämlich Eli und ich.»

«Sie melden sich freiwillig?», fragt Telford.

«Es ist schliesslich unser Leben, das auf dem Spiel steht», bestätigt Rush. «Sie sind ja nicht einmal wirklich hier. Sie könnten uns aber alle Informationen über die Zero-Point-Module zur Verfügung stellen.»

«Sollen wir vielleicht noch welche schicken?», brummt Telford.

«Dann aber bitte mit passendem Einsteckplatz.»

«Ich werde versuchen, die möglichen Informationen zu besorgen, so dass sie die Unterlagen im Heimatplanetenkommando studieren können.»

«Aber was ist mit den Temperaturen?», möchte TJ wissen.

«Die Anzüge halten das aus», ist Young sich sicher.

«Es wird natürlich nicht angenehm sein», bestätigt Rush.

«Moment mal», wirft Cloe ein. «Gibt es überhaupt einen Planeten, der diesen Stern, von dem sie da sprechen, umkreist?»

«Nein, vermutlich nicht. Jedenfalls keinen bewohnbaren.»

«Aber wahrscheinlich gibt es in einem der angrenzenden Sternensysteme ein oder zwei Tore», vermutet Eli.

«Durch ein aktives Tor werden uns die Drohnen wieder aufspüren können», ist TJ sich sicher.

«Früher oder später», bestätigt Rush.

«Wenn wir Glück haben», meint Young, «Sind wir dann schon wieder auf dem Schiff.»

«Das können wir nur hoffen», meint Rush.

«Und wenn uns die Drohnen trotz alledem erwarten?», will Telford wissen.

«Für so verrückt wird uns doch keiner halten», ist Eli sich sicher.

«Ich nehme alles zurück», meint Volker, «Es ist ein grossartiger Plan.»

«O.k.», bestätigt Telford, «ich versuche diese Idee dem Heimatplanetenkommando zu verkaufen, aber…»

«Wir bitten sie nicht um Erlaubnis», unterbricht ihn Young, «wir informieren sie. Unsere Energiereserven sind fast aufgebraucht. Wir können nicht warten. Wir werden es tun.»

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Ein grosser Teil der Mannschaft arbeitet im Garten unter der grossen Glaskuppel und erntet die Tomaten von den Sträuchern.

«Wenn wir sie hängen lassen, haben wir nachher dampfende, getrocknete Tomaten.»

«Hier wird alles dampfen und die Pflanzen werden total verbrannt sein», klagt Cloe.

«Ich frag mich nur, warum das nicht bei jedem Auftanken passiert», will Scott wissen.

«Die elektromagnetische Strahlung eines Sternes der Klasse 0 ist zu intensiv», antwortet Dr. Lisa Park. «Die Schilde können nicht das ganze Schiff vollständig abschirmen.»

Scott blickt nach oben zu der gläsernen Kuppel. «Das Observationsdeck ist vermutlich auch kein guter Ort.»

«Dort wird es heiss, wie in einem Ofen sein. Aber Brody versucht, unser früheres Hydroponik Abteil zu kühlen, damit wir dort ein paar Pflanzen für den Neuanfang haben.»

«Ein Neuanfang», Cloe’s Stimme zittert, «wo wir gerade dabei waren, uns selbst ernähren zu können.»

«Wenn wir nur ein bisschen mehr Zeit hätten», seufzt Dr. Park. Zügig pflückt sie weiter.

«Die «Destiny» verlässt den Hyperraum in ungefähr 20 Minuten», erklärt Scott. «Wir gehen ungefähr 10 Minuten später von Bord. Sammeln sie so viel wie möglich und drücken sie die Daumen.»

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«Hier ist Young, die ganze Besatzung zur Evakuierung in den Torraum! Nehmen sie nur leichtes Gepäck. Sie werden nicht lange weg sein.»

Alle wuseln durch die Räume und bereiten sich vor.

Auf der Brücke arbeiten Dale Volker und Vanessa James als es zu einer Stromschwankung kommt. Er fragt: «Haben sie das getan?»

«Nein.»

Das Licht auf der Brücke geht aus und die Aussenblenden vor den Fenstern schliessen sich.

Vanessa springt auf. «Kommen sie!»

Beide verlassen zügig die Brücke, deren Schott sich sofort nach ihrem Verlassen schliesst und verriegelt.

«Colonel, die Brücke hat sich gerade verriegelt», meldet Vanessa über das Funkgerät.

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«Verstanden, gehen sie zum Torraum.» Young und die anderen Militärs decken sich in der Waffenkammer gerade noch mit leichter Bewaffnung ein.

«Hoffentlich brauchen wir keine Munition», sagt Greer, «sie wird langsam knapp.»

«Da muss Brody eben neue produzieren», meint Young.

TJ mahnt: «Es ist so weit, Sir.»

Zügigen Schrittes steuern sie den Torraum an, als ihnen Dr. Park begegnet, sie sie anscheinend gesucht hat. «Es gibt einen dritten Anzug. Wir sollten ihn nutzen.»

«Aber Rush hat gesagt, er und Eli ...», wehrt Young ab.

«In der Kuppel befinden sich neue Hybriden, die wir für immer verlieren könnten. Es handelt sich dabei auch um ganz seltene Arzneipflanzen», fleht Dr. Park.

«Die ganze Sektion wird in Flammen aufgehen.»

«Sie müssen das Schiff verlassen, Colonel, solange wir noch die Energie haben, um rauszuwählen. Unterdessen rette ich so viele Hybriden, wie nur möglich. Und dann helfe ich Rush und Eli.»

Young stimmt zu. «O.k.»

«Rush ist gar nicht so toll, wie er glaubt. Ausserdem bin ich die Expertin für die Anzüge…»

«Ich habe o.k. gesagt. Viel Glück.» Young wendet sich ab und setzt seinen Weg fort.

«O.k.»

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Young erreicht den Torraum. «Sind alle hier?»

«Alle ausser Rush.»

«Er könnte uns wenigstens verabschieden.»

«Und Dr. Park…», meldet Scott.

«Was?», fragt Dale Volker beunruhigt.

«Sie wollte den dritten Anzug benutzen», antwortet Young.

«Er hat nicht mal versucht, es ihr auszureden», ergänzt Greer. «Sie weiss, was sie tut.»

«Wir verlassen den Hyperraum in 3 --- 2 --- 1», und das Schiff fällt aus dem Hyperraum.

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Dr. Rush arbeitet im inneren Kontrollraum. Er greift zum Funkgerät. «Hier ist Rush, wir steuern direkt auf einen Stern der Klasse 0 zu, etwa 24fache Sonnenmasse, keine Drohnen in Sicht.»

«Gut, wie lange bleiben wir dort?», will Young wissen.

«Ich kann keine genauen Angaben machen, aber sicherheitshalber wenigstens 7 Stunden.»

«Verstanden – halten sie sich bereit.» Young wendet sich zu Eli. «Sind Tore in Reichweite?»

Eli steht an der Steuerkonsole neben dem Tor. Er zuckt mit den Schultern. «Leider nur eins.»

«In Ordnung – anwählen.»

Eli wählt und schickt ein fliegendes Auge hindurch. Auf den übertragenen Bildern erkennt man so etwas wie einen alten Lagerraum mit teils zusammengebrochenen Regalen. Kisten liegen ungeordnet herum. Eine Wand fehlt und gibt den Blick auf einen Hof mit anderen Gebäuden frei, die sehr verfallen wirken.

«Oh, wir haben offenbar Pittsburgh angewählt», konstatiert Eli.

«Atmosphäre und Temperatur sind gut», meldet Dr. Brody.

Young sieht sich die Bilder auf Eli’s Monitor an. «Sieht aus, wie von Menschen gebaut.»

«Die Bewohner von Novos haben ja immer wieder neue Kolonien gegründet, und zwar Jahrhunderte lang. Das ist sehr lang. In dieser Zeit konnten sie mindestens ein Duzend Planeten besiedeln.»

«Die scheinen mir nicht so fortschrittlich.»

«Sie haben sich unterschiedlich entwickelt, je nachdem, welche Bedingungen sie vorgefunden haben. Auf jeden Fall ist das eine ihrer Kolonien.»

«Es ist wohl eher eine gewesen», vermutet Dr. Brody. «Sie sieht ziemlich verlassen aus. Keinerlei Anzeichen von Leben.»

«Das werden wir sehen, wenn wir dort sind. – Leftenent, es geht los», ordnet Young an.

«O.k., Leute… gehen wir!» Scott führt den Zug der Menschen durch das Tor.

Young wendet sich noch einmal zu Eli. «Ob das nun verrückt ist oder nicht, aber es ist ein ziemlich guter Plan.» Er reicht Eli die Hand.

«Danke.»

Young wendet sich dem Tor zu. Khandro steht noch ziemlich verloren da. «Kommen sie, Mrs. Rush.» Er legt ihr die Hand um die Schulter.

Sie nickt. «Ich würde lieber bleiben, aber hier kann ich nicht helfen.»

«Ich muss jetzt den Anzug anziehen und Lisa in der Kuppel helfen», beeilt sich Eli zu sagen.

«Wir sehen uns dann in 7 Stunden.»

«Ungefähr…Wir wählen sie an, wenn es wieder kühl genug ist.»

Young verschwindet mit Khandro durch den Ereignishorizont und das Tor schaltet ab.

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Eli hilft Dr. Lisa Park beim Ausgraben der kleinen Pflanzen. «Ist das eine gute Idee?»

«Ja, ich will einfach so viel wie möglich mitnehmen. Dieser Garten ist im Grunde unsere grösste Leistung.»

Eli grinst. «Abgesehen von der Destille.»

Sie lächelt, «Abgesehen davon, dass wir noch leben», und arbeitet weiter. «Ich komme oft hierher, um einfach in Ruhe über alles nachzudenken… Kennen sie das Gefühl, wenn man sich auf den Boden legt und in die Sterne schaut?»

Eli schaut nach oben, aber man sieht nur gleissenden Sonnenschein.

«Mein Vater und ich haben das oft getan, als ich noch ein Kind war. Er hat mir alle Konstellationen gezeigt.»

Eli wendet sich wieder den Pflanzen zu. «Diese Sterne ändern sich ständig.»

«Eli, was tun sie gerade?», fragt Rush über das Funkgerät.

Eli stellt den Sender am Raumanzug ein: «Ich helfe Dr. Park.»

«Dann wird es Zeit, damit aufzuhören, Rush Ende.»

Eli steht auf und seufzt, packt aber den Beutel mit den Pflanzen und seinen Helm, um zu gehen. «Lassen sie mich bitte nicht zu lange mit ihm allein.»

Sie lacht. «Ich nehme noch ein paar mit und komme gleich nach.»

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Die «Destiny» nähert sich dem blauen Stern immer mehr, als Eli im Raumanzug in den abgesicherten Kommandoraum stapft. Dr. Rush steht an einer Bedienkonsole und beobachtet den Anflug.

Wieso tragen sie keinen Anzug?»

«Weil es noch eine Weile dauert bis wir den Stern erreichen. Ausserdem können wir ohne besser arbeiten. Ist Khandro auf dem Planeten?»

«Ja, Young hat sie mitgenommen. Ich komme mir jetzt ziemlich albern vor…»

Rush nickt. «Ja.» Er reicht Eli seinen Block. «Können sie diese Werte noch mal überprüfen?»

Eli geht zu einer weiteren Konsole. «Und dann?»

«Das müssen sie mir sagen. Es ist doch ihr Plan.»

«Das weiss ich. Ich hab doch einfach nur gefragt.»

«Und ich auch.»

«Ich hab zuerst gefragt.»

«Eli, wir beide müssen sehr genau wissen, was wir hier tun. Hier ist kein Spielraum für Improvisation», mahnt Rush. «Wenn wir einen Fehler machen, haben wir ein riesiges Problem.»

«Dann werden wir tot sein.»

«Genau das halte ich für problematisch, also was sollen wir tun?»

«Ich verstehe ihre Frage nicht so ganz.»

«Kapieren sie das denn nicht? Wir sind alle verloren.»

«Wieso? Wir haben doch gesagt, dass wir das Schiff manuell durch den Stern steuern?»

«Wir müssen uns einigen: Wer von uns ist der Pilot und wer ist der Co-Pilot?»

«Ich hatte angenommen, dass…»

«Es steht natürlich ausser Frage, dass wir beide die Sache nur gemeinsam durchziehen können, aber einer von uns sollte die Kurskorrekturen eingeben können und ich versuche nur festzulegen, wer das übernehmen sollte.»

Langsam begreift Eli. «O.k., dann mache ich das.»

Rush nickt. «Gut. – War doch nicht so schwer, oder?»

Beide wenden sich ihren Konsolen zu.

«Und jetzt überprüfen sie bitte diese Werte», fordert Rush.

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Dr. Lisa Park ist immer noch dabei, Pflanzen auszugraben und zu verstauen, als in der Kuppel der Alarm los geht. Sie blickt nach oben. Der Stern ist schon riesengross. Sie nimmt ihren Beutel und den Helm und macht sich auf den Weg zur Tür. Sie hatte die Zeit etwas verpasst. Als sie die Tür erreicht, schliesst diese sich gerade und verriegelt das Schott., welches sich auch nicht mehr öffnen lässt.

Sie setzt die Beutel und den Helm ab, um das Funkgerät des Anzuges zu aktivieren.

«Rush, hier ist Park.»

«Ja, sprechen sie.»

«Die «Destiny» hat das Abteil abgeriegelt. Sie müssen es von aussen öffnen.»

«Bin schon dran», erwidert Eli und verlässt seinen Platz, um von einer anderen Konsole das Schott zu öffnen. «Es funktioniert nicht.»

Rush blickt auf und überlegt.

«Hey, Leute», ruft Dr. Park durch den Sprechfunk.

«Die «Destiny» hat diesen Bezirk vom Rest des Schiffes abgeriegelt und aus irgendeinem Grund akzeptiert sie den Übergehungsbefehl nicht», antwortet Dr. Rush.

«Wir arbeiten dran», ergänzt Eli. «Ziehen sie sich schon mal den Rest ihres Anzuges an, wir sind gleich da und es könnte bald ziemlich heiss werden.»

«O.k.», antwortet Liza Park.

«Wir verschwenden unsere Zeit», brummt Rush.

«Aber es war eine gute Idee.»

«Es kann schon sein, aber die Umsetzung hat zu lange gedauert. Das macht es ziemlich schwierig.»

Eli haut verärgert etwas stärker auf die Tasten und verzieht das Gesicht.

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Langsam taucht die «Destiny» in die Corona des Sternes.

In der Kuppel wird es gleissend hell. Dr. Park hat den Raumanzug jetzt vollständig an und steht noch immer vor der verriegelten Tür. «Hey…, sie haben mich doch nicht vergessen, oder?»

«Wir arbeiten noch dran», versucht Eli sie zu beruhigen. Seine Nervosität ist nicht zu überhören.

«Die «Destiny» wollte jetzt schon zum zweiten Mal unseren Anflug abbrechen. Zum Glück konnte ich das übergehen.» Rush arbeitet jetzt im Raumanzug, aber noch ohne Helm weiter.

«Wieso gestattet sie uns dann nicht, diese dämliche Tür zu öffnen?», will Eli wissen.

«Das verstehe ich auch nicht.»

Eli haut auf die Konsole und läuft in Richtung Tür. «Das reicht, ich gehe jetzt runter und versuche die Tür aufzubrechen.»

«Dr. Park, hier ist Rush, können sie mich hören?»

«Ja, ich bin noch hier.»

«Hören sie mir jetzt ganz genau zu: Eli verbraucht mehr Zeit und Energie mit ihrer Lage, als wir uns leisten können.»

«Vielen Dank, Eli», ruft Lisa Park.

«Sie haben mich nicht richtig verstanden. Es ist nur so, dass Eli aufhören muss, sich um sie zu sorgen. Er hat nämlich eine wichtigere Aufgabe. Er muss dieses Schiff steuern.»

Eli geht zu seiner Konsole zurück, um sich einzumischen. «Sie sind jetzt wichtig. Hören sie nicht auf ihn.»

«Sie haben ihren Raumanzug. Der müsste als Schutz ausreichen, selbst in der Kuppel. Das wissen sie besser als ich.»

«Sie wollen, dass ich hierbleibe?» Ihr wird angst und bange. «Was ist mit den Pflanzen, die ich gerettet habe?»

«Dr. Park, vergessen sie diese Pflanzen und hören sie mir jetzt sehr gut zu. In der Mitte des Abteils befindet sich ein Sammelbecken. Solange sie vollständig unter Wasser bleiben während wir durch den Stern fliegen, müsste ihnen das Wasser ausreichend Schutz bieten.»

«Glauben sie, dass das funktioniert?», ihre Stimme bebt.

«Das verspreche ich ihnen sogar.» Rush nickt bestätigend, obwohl sie es nicht sehen kann. «Es tut mir leid, aber wir haben keine Alternative, Rush Ende.»

Eli sieht Rush entgeistert an. «Sie sind ein Mistkerl.» Doch dann wendet er sich wieder der Steuerung des Schiffes zu.

Auch Rush’s Miene ist besorgt. «Sie wird es schaffen», spricht er sich selbst Mut zu.

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Die «Destiny» fliegt immer weiter in den Stern. Rush und Eli arbeiten jetzt im kompletten Raumanzug. Inzwischen hat auch in ihrer Kommadozentrale der Alarm begonnen und macht schrecklichen Lärm.

Beide arbeiten so konzentriert wie möglich.

«Können sie das vielleicht abschalten?», fordert Eli.

Kurz darauf gelingt es Rush.

«Ah, danke.»

«Die Navigationssysteme sind runtergefahren», meldet Rush. «Wir können jetzt nur noch manuell steuern.»

«Verstanden. Doch der Flug sieht gut aus…»

Das Schiff fängt an zu rütteln.

«Die durchschnittliche Innentemperatur hat jetzt 65 Grad Celsius überschritten und steigt weiter an.»

«Wenn die «Destiny» das Abteil abgeriegelt hat und die Umgehung nicht akzeptierte, weil sie weiss, dass wir den Druck beim Durchfliegen des Sternes nicht widerstehen kann?» Er blickt zu Rush. «Daran haben sie auch schon gedacht…»

«Ja», gibt Rush zu. «Ja, ich habe es in Betracht gezogen.»

«Sie haben gesagt, ihr wird nichts passieren.»

«Und das glaube ich immer noch. Aber nur wenn sie endlich ihren Job machen, anstatt sich um Dinge zu kümmern, die sie nicht ändern können.

Weitere Erschütterungen rütteln an der «Destiny».

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In der Zwischenzeit musste die evakuierte Crew auf dem Planeten feststellen, dass die dortige Bevölkerung von den Kampfdrohnen ausgelöscht worden sein musste. Die Stadt war zerstört worden. Zwei Suchtrupps konnten noch einiges an Material sammeln. Allerdings hatten die Drohnen die Anwahl des Tores bemerkt und so wurden sie entdeckt. Die Lage wurde immer prekärer, noch dazu, da ein Zivilist in Panik das Tor wählen liess, um einen weiteren Planeten anzusteuern, was Vanessa James zum Glück unterbinden konnte. Den Menschen war es inzwischen gelungen, drei Kampfdrohnen abzuschiessen.

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Dr. Lisa Park hatte inzwischen im Wassersammelbecken in der Mitte des Kuppelraumes leidlich Schutz gefunden.

«O.k., wir sind jetzt im Stern.»

«Die Schilde halten», stellt Rush erleichtert fest. «Kollektoren!»

»Dieser Kurs ist zu steil!»

«Die Abweichung ist minimal. Sie machen das gut.»

Das Schiff rüttelt und ächzt.

«Die magnetischen Fluktuationen sind grösser als gedacht. Ich weiss nicht, ob ich mithalten kann.»

«Sie schaffen das!»

«Da bin ich mir nicht sicher», seufzt Eli.

«Ich weiss, dass sie es können!»

«Es gibt zu viele Variablen.»

«Eli! Sie sind der Einzige, der das kann!» Rush kommt an Eli’s Seite, dessen Finger über die Tastatur flitzen.

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Im Kuppelraum geht inzwischen alles in Flammen auf und das Wasser im Becken beginnt zu brodeln. Dr. Park schliesst die Augen, aber der Anzug hält.

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Rush meldet: «Die Reserven sind vollständig aufgefüllt. Kollektoren einziehen.»

«Wir treten in die Photosphäre ein… Subraumantrieb volle Kraft voraus.»

«Wir haben es geschafft!»

Langsam verlässt die «Destiny» den Stern als die Kuppel endgültig bricht und alles nach oben reisst. Auch Lisa Park wird in die Höhe gerissen, kann sich aber mit den Füssen an den Rohren des Beckens festhalten. Sie schreit und reisst ihre Augen auf, die in das gleissende Licht sehen.

«Wir haben es geschafft!», freut sich Eli. «Wir sind durchgekommen.» Er kann es selbst noch nicht fassen.

«Mittlere Innentemperatur 154 Grad Celsius.»

«Och, ist das alles», seufzt Eli freudestrahlend.

«Wir kühlen am Besten zuerst den Torraum runter, falls sie jetzt schon zurückkommen.»

«Was?»

«Die Hydroponik Kuppel ist gebrochen», stellt Rush beim Systemcheck fest.

Eli rennt los.

«Eli….»

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Inzwischen konnten die beiden Suchtrupps die Lagerhalle mit dem Tor wieder erfolgreich erreichen. Dort fanden sie alte Zeitungen, in denen berichtet wurde, dass die Bewohner das Tor in diesen alten Teil der Stadt gebracht hatten, wo es wenig Technologie gab, um möglichst viele Menschen evakuieren zu können. Mehrere Autos mit Freiwilligen waren aus der Stadt gefahren, um die Drohnen abzulenken.

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Eli rennt im schweren Raumanzug die Gänge entlang, schliesst die Türen aber immer wieder sorgfältig.

«Lisa, melden sie sich!» Er hat das Schot zur Kuppel erreicht. «Lisa, hier ist Eli, melden sie sich! Können sie mich hören?»

«Ich bin an der Tür», ruft sie durch die Sprechanlage. «Das Abteil ist beschädigt.»

«Rush, haben sie das gehört?»

Rush hat bereits den Helm abgenommen. «Ja, ja, wir sind durch den Stern durch. Vielleicht kann ich es umgehen.» Er tippt hastig auf den Kontrollpanel. «Sind sie gesichert?»

Eli hängt sich an einem festen Griff fest. «Bereit!»

Dann öffnet Rush die Tür. Lisa kann dem Zog nach aussen kaum gegenhalten, aber Eli kann sie im letzten Moment packen und hineinziehen, bevor er die Tür wieder verschliesst und verriegelt.

Sie keucht und wimmert.

«Ich hab sie», tröstet Eli. «Alles o.k.?»

«Nein», wimmert sie. «Ich kann nichts sehen…»

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Inzwischen befand sich die gesamte evakuierte Besatzung der «Destiny» wieder in der Lagerhalle beim Tor. Draussen wird es immer lauter.

«Das hört sich jetzt irgendwie anders an.» Greer schleicht zu einem der Fenster. «Und genau das gefällt mir nicht.»

Young ordnet an: «Wählen sie das Tor an!» Vanessa kommt seiner Aufforderung nach.

«Nein, es ist 10 Minuten zu früh», widerspricht Camile Wray.

«Wählen sie trotzdem!»

Alle machen sich bereit, während Young noch einmal zu dem Fenster geht.

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Im Torraum der «Destiny» bereitet Dr. Rush schon die Ankunft vor. Er hat es im Gefühl, dass die Besatzung zeitiger zurückkommen würde. Er steht im Raumanzug ohne Helm an der Konsole. Das lange Haar hängt ihm wirr und schweissnass ins Gesicht und lässt sich mit den Handschuhen des Anzuges nur schwer beiseite streichen. Da aktiviert sich das Tor.

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Als auf dem Planeten das Tor angewählt wird erscheint über der Stadt ein Kommandoschiff. Sie beeilen sich, dass Tor zu passieren.

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Young, Scott und Greer durchschreiten als letzte das Tor.

«Uh, ganz schön heiss hier drin.»

Dr. Rush kommt ihnen entgegen. «Sie sind 10 Minuten zu früh.» «Wir hatten leider keine Wahl… Ich habe ihre Frau wieder mitgebracht.» Young schiebt Khandro zu Rush, der ihr zärtlich über das hochgesteckte Haar streicht. Er nimmt sie kurz in die Arme und küsst sie. So liebevoll hat Young Dr. Rush noch nicht gesehen. Dann wendet sich Rush an TJ:

«Leftenent Johanson, in der Krankenstation wartet eine Patientin auf sie.»

«Was ist passiert?»

«Blitz-Star, hoffentlich nur vorrübergehend», teilt Rush seine Diagnose mit.

«Und sonst?», fragt Young. Zu dritt entfernen sich etwas von den anderen.

«Eli hat uns da durchgebracht. Ich habe seine Berechnungen immer wieder geprüft und nach Fehlern gesucht, aber da waren keine.» Ungläubig schüttelt er leicht den Kopf. «Einfach genial. So was habe ich noch nie gesehen.

Young verzieht sein Gesicht zu einem Lächeln.

«Aber sagen sie ihm nicht, dass ich das gesagt habe.»

«Er muss es vielleicht wieder tun…»

«Die Drohnen werden darauf kein zweites Mal reinfallen…», Rush schüttelt den Kopf. «Ausserdem ist diese Art Stern selten…»

«Da sind wir also wieder am Ausgangspunkt.»

«Nicht so ganz. Zumindest haben wir jetzt einen vollen Tank.» Rush wendet sich in seinem schweren Raumanzug ab, Khandro an der Hand und verlässt den Torraum.

Und die «Destiny» springt wieder in den Hyperraum.

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Erschöpft, aber frisch geduscht betritt Rush sein Quartier, wo ihn Khandro erwartet.

Sie schlingt ihre Arme um ihn. «Ich habe Angst um dich gehabt, Nicholas. Es war gefährlich.»

«Ich weiss, aber es ist gut gegangen.» Zärtlich nimmt er ihr Gesicht in seine Hände und küsst sie.

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Auf dem Schiff ist wieder Ruhe eingekehrt. Einige Tage sind vergangen.

TJ wickelt den Verband um Dr. Parks Kopf ab. «Wie fühlen sie sich?»

«Oh, gut, ich habe schon lange nicht mehr so viel Ruhe gehabt.»

Sergeant Greer steht neben beiden. Er macht sich grosse Sorgen um Lisa.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so auf das Analysieren von Daten freuen könnte.»

«Gut», dann wollen wir mal sehen…» TJ nimmt die letzten Abdeckungen von den Augen.

«Ich habe ab und zu Lichtblitze gesehen… Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?»

Young gesellt sich dazu.

«O.k., öffnen sie ihre Augen», fordert TJ sie auf.

Langsam öffnet sie ihre Augen.

«Lisa?»

«Es ist alles dunkel. Ich kann nichts sehen…», ihre Stimme bricht ab.

TJ leuchtet ihr mit einer kleinen Lampe in die Augen. «Überhaupt nichts?»

Lisa schüttelt den Kopf. «Nein…» Sie schluchzt auf und TJ nimmt sie in die Arme.

Young verlässt die Krankenstation.

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«Colonel, haben sie kurz Zeit?» Camile Wray kommt Young entgegen.

«Muss es sofort sein?»

«Sie sehen schrecklich aus…»

«Danke.»

«Sie reiben sich völlig auf, o.k.? Ruhen sie sich aus!»

«Genau das hatte ich gerade vor…»

«Colonel Young», ertönt der Ruf über das Funkgerät. «Hier ist Rush, bitte melden.»

«Ignorieren sie es. Wenn sie erschöpft sind, hat keiner etwas davon», mahnt Camile.

«Colonel Young…»

Er schaltet das Gerät an. «Hier ist Young…»

«Bitte kommen sie in den Interfacekontrollraum. Wir möchten ihnen etwas zeigen.»

Camile folgt Young. Eli erwartet sie schon an der Tür. «Wir haben es geschafft!»

«Was haben sie geschafft?», fragt Camile.

«Ich habe keine Ahnung», entgegnet Young.

Eli klärt sie auf. «Wir können jetzt endlich die Kommandoschiffe aufspüren, die die Drohnen steuern.»

«Und wie?»

«Wir haben die Subraumsignale isoliert, die sie für die Kommunikation untereinander nutzen», antwortet Dr. Rush.

«Dann haben wir die Daten in die Langstreckensensoren der «Destiny» eingegeben. Und es funktioniert», ergänzt Eli.

Camile blickt von Eli zu Rush und wieder zu Eli. «Also wissen wir, wo sie sind? Dann können wir ihnen aus dem Weg gehen und nur noch sichere Planeten ansteuern?»

«Jedenfalls hatten wir uns das so gedacht.»

«Das möchte ich sehen.» Young geht zu Eli, der einen Hologrammbildschirm aufruft, auf dem eine Sternenkonstellation zu sehen ist, durch die man hindurchfliegt.

«Das ist der Kurs, den uns die Vorhutschiffe vorgegeben haben.» Markierte Zeichen leuchten auf. «Das sind die nächsten Tore…», rote Zeichen leuchten auf, «und das sind die Kommandoschiffe.»

« Du meine Güte », stöhnt Camile.

« Innerhalb der Sensoren Reichweite haben wir alles überprüft», ergänzt Dr. Rush, «und es ist immer dasselbe. Es sieht so aus, als ob sie an jedem Tor innerhalb dieser Galaxie auf uns warten.»

«Wir sind erledigt», konstatiert Eli.

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Young und Dr. Rush haben mit den Kommunikationssteinen das Hauptquartier aufgesucht. Sie werden abgeholt. «Colonel Young?»

Beide stehen auf. «Nein, ich bin Rush, das ist Young.»

«Colonel Telford erwartet sie.»

Telford lehnt sich in den Sessel an seinem Schreibtisch. «Und die Daten der Sensoren sind richtig?»

«Natürlich sind sie das», entgegnet Dr. Rush, der im Sessel Platz genommen hat, während Colonel Young noch steht.

«Und sie warten an jedem einzelnen Tor?»

Young steckt seine Hände in die Hosentaschen. «Und sie wissen, wie die «Destiny» funktioniert, bei welchen Sternen wir aufladen und welche Tore wir zum Auffüllen der Vorräte benutzen. Sie sind überall dort, wo wir auch sein wollen.»

«Dann verlassen sie den Kurs und benutzen die Shuttles anstelle der Tore», schlägt Telford vor.

«Das geht aber nicht», widerspricht Dr. Rush. «Es gibt über 300 Milliarden Sterne in dieser Galaxie. Nur ein kleiner Prozentsatz davon hat Planeten. Und ein noch kleinerer Prozentsatz ist überhaupt bewohnbar. Die Vorhutschiffe haben ganze Arbeit geleistet. Sie haben die Nadeln im Heuhaufen gefunden. Wenn wir den Kurs verlassen, könnte es Jahre dauern, bis wir zum nächsten bewohnbaren Planeten gelangen. Das ist keine Option.»

Telford steht auf und streicht sich durch die Haare. «Wie ist ihre Versorgungslage?»

«Wir haben Nahrungsmittel und Wasser für ungefähr einen Monat», entgegnet Young.

Telford stützt die Hände in die Hüften. «Was ist mit der Energie?»

«Wir verdursten bevor das ein Problem wird», meint Rush.

«Hier sind die Unterlagen über die Zero-Point-Module, die sie wollten.» Telford schiebt Rush eine Mappe mit Papieren zu.

«Wir könnten dringend eine Nachschublinie von zu Hause gebrauchen», fordert Young.

«Aber der einzige Planet, von dem es möglich wäre, die «Destiny» zu erreichen, verweigert seine Unterstützung. Woolsey versucht es auf diplomatischem Wege, aber er hat noch nichts erreicht. Wie auch immer eine Lösung aussehen könnte, sie müssen sie alleine finden.»

Betreten nicken Young und Rush.

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«Hey», Cloe betritt die Krankenstation, in der TJ bei der Arbeit ist. «Ich sammele Inventurberichte. Es könnte wohl eine Weile dauern, bis wir das Tor wieder benutzen können.»

«Das habe ich gehört», Triumph klingt aus TJ’s Stimme. «Wenigstens sind wir hier unten noch ganz gut ausgestattet.» Sie gibt Cloe das kleine Tablett mit den Aufstellungen.

«Matt hat mir von Lisa erzählt. Glauben sie, dass ihr Zustand so bleibt?»

«Keine Ahnung…ich meine, es hätte schon etwas besser werden müssen.»

«Das ist nicht ihre Schuld. Ihnen fehlen Medikamente und die richtige Ausrüstung.»

«Selbst, wenn ich sie hätte, würde das nichts ändern. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit. Ihre Netzhaut ist durch ultraviolette Strahlung zerstört worden… Und wenn sie nicht von selbst heilt… Ich weiss, dass klingt jetzt unfair, aber man muss mit dem leben, was das Schicksal für einen vorgesehen hat.» TJ beginnt in ihren Instrumenten zu räumen.

«Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie damit nicht nur Liza meinen…»

TJ hebt den Kopf.

«Es gibt noch Hoffnung», versucht Cloe sie zu trösten, «für Lisa und für sie.»

TJ verschränkt ihre Arme über der Brust und wendet sich Cloe zu. »ALS, das ist ein Todesurteil, Cloe. Das wissen sie… Und es wird alles andere als schön sein. Es beginnt fast unmerklich mit Muskelschwäche und Krämpfen», sie schluckt, «dazu kommen Probleme beim Laufen, Reden, Essen und so weiter… Und irgendwann setzt die komplette Lähmung ein. Nur der Verstand ist davon nicht betroffen. Ich werde eine Gefangene in meinem eigenen Körper sein.» Sie blickt Cloe fest in de Augen. «Wie gesagt, man muss mit seinem Schicksal leben.»

«Das muss man nicht», Khandro betritt den Raum. «Für ALS muss man nur ein Gen umprogrammieren. Es ist nur ein falsches Protein…»

TJ schrickt herum. «Was sagen sie da?»

«Man muss nur ein Gen umprogrammieren…»

«In der Gentherapie sind wir noch nicht so weit…und in der Datenbank der «Destiny» habe ich darüber auch nichts gefunden.»

«Das ist nicht schlimm. Ich erinnere mich wage, wie wir das gemacht haben. Geben sie mir noch etwas Zeit, Tamara, meine Erinnerungen kehren Stück für Stück zurück. Den Alltag kann ich schon gut meistern, Lesen geht auch wieder. Nicholas war zum Glück schnell genug, dass ich nicht mein gesamtes Gedächtnis verloren habe.»

Cloe kann nicht an sich halten. Sie hatte schon die ganze Zeit so viele Fragen an die geheimnisvolle Neue, die Dr. Rush ziemlich eifersüchtig bewachte und die auch Colonel Young abschirmte. «Wie so verliert man sein Gedächtnis nach dem Aufstieg?»

Khandro lächelt. «Man verliert das Gedächtnis nicht beim Aufstieg, sondern wenn man als aufgestiegenes Wesen wieder absteigt. Normalerweise wüsste ich jetzt noch nicht einmal, wer ich bin.»

«Aber sie wissen es doch und noch viel mehr?»

«Ja», gibt sie zu, «ich glaube, es ist nur nicht passiert, weil ich mich verdichtet hatte und Nicholas nicht zugelassen hat, dass ich mich vollständig in Energie verwandelt habe, als ich wieder abgestiegen bin. Trotzdem ist noch nicht alles wieder da.» Sie wendet sich an TJ. «Ich wollte mich für die Sachen bedanken.»

TJ lacht. «Es war wirklich komisch, als Dr. Rush Frauenkleidung haben wollte.»

«Das kann ich mir vorstellen… Tamara wären sie so lieb und nehmen mir etwas Blut ab?»

«Ja, natürlich, setzen sie sich.» Geschickt füllt TJ ein Röhrchen. «Was soll ich untersuchen?»

«Darf ich?» Khandro nimmt TJ das Röhrchen ab und geht zum Analysegerät, steckt das Röhrchen hinein und tippt auf der Tastatur. «Vor meinem Aufstieg war ich Ärztin.»

«Ist alles in Ordnung?», will TJ wissen. Sie kann es nicht fassen, dass sie jetzt sogar eine Antiker-Ärztin an Bord haben. Würde sie jetzt überflüssig werden? Auf der anderen Seite hatte sie sich so häufig überfordert gefühlt, weil sie keinen richtigen Arzt an Bord hatten.

Auf dem Monitor erscheint das Ergebnis der Analyse in Antiker Sprache. Dieser Wert ist TJ unbekannt. Khandro löscht die Anzeige und dreht sich auf dem Drehstuhl zu ihr um. Sie lächelt. «Ja, alles in Ordnung… Tamara, sie leisten hier gute Arbeit. Ich will sie nicht verdrängen. Ich werde genug zu tun haben, beim Übersetzen der Sprache überall auf dem Schiff zu helfen. Ich danke ihnen.» Fröhlich verlässt sie die Krankenstation.

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Dr. Rush, Eli, Dr. Brody und Dale Volker beraten sich im Interface Kontrollraum.

«Es gibt also keine Hilfe von zu Hause?», fragt Dale Volker.

«Nein», entgegnet Dr. Rush.

«Dann bleiben uns nicht mehr viele Möglichkeiten…»

«Wir können nicht weglaufen und uns verstecken. Wir müssen kämpfen», fasst Dr. Rush zusammen.

«Aber da draussen sind ziemlich viele…», warnt Eli.

«Wir müssen es nicht mit allen aufnehmen. Wir müssen lediglich versuchen, unsere Vorräte wieder aufzufüllen», fasst Rush zusammen.

«Das ist immerhin heftig, wenn wir bedenken, dass wir bisher nur ein Kommandoschiff ausschalten konnten, und das nur mit Hilfe.»

«Immerhin wissen sie noch nicht, dass wir sie jetzt verfolgen können… O.k., wir wählen ein Ziel, verlassen den Hyperraum und eröffnen das Feuer, bevor sie überhaupt reagieren können», schlägt Rush vor, der sich mit verschränkten Armen aufgebaut hat.

«Wenn sie aber doch in der Lage sind zu reagieren?» Eli ist übervorsichtig.

«Wenn wir das Kommandoschiff nicht auf Anhieb zerstören, so können wir doch grossen Schaden verursachen.»

«Gesetzt den Fall, das klappt ein oder zweimal, dann werden wir doch nicht unbeschädigt aus der Sache herauskommen», ist Dale Volker sich sicher.

Rush setzt sich auf den Kommandantensessel. «Wir müssen eben einen Weg finden, diese Schäden zu minimieren.»

«Ah, ich nehme an, sie haben schon eine Idee, wie wir das hinkriegen?»

«Auch wenn sie mir es nicht glauben, ich habe eine», bestätigt Rush.

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Colonel Young sitzt am Tisch, während die Wissenschaftler um den Tisch herumstehen und Rush sich auf eine Stuhllehne gehockt hat. «Sie wollen also die Schilde verstärken?»

«Nein, nicht direkt.»

Eli wirft ein: «Ich würde eher sagen, wir tunen sie.»

Dr. Brody ergänzt: «In der Schlacht umkreisen die Schilde ständig verschiedene Frequenzen, in der Hoffnung, sich dem Energielevel der angreifenden Geschosse anpassen zu können. Bei genauer Übereinstimmung kann der Angriff absorbiert werden. Im Idealfall nehmen wir dabei kaum Schaden.»

«Ein Ratespiel, wie bei Papier – Schere – Stein», fügt Volker hinzu.

Eli verzieht das Gesicht und Rush sagt: «Nur, dass es bei den Drohnen nichts zu raten gibt.»

«Und das Dank der brillanten Idee eines Einzelnen, eine Drohne an Bord zu holen», fügt Eli hinzu.

«Die Energiesignatur ihrer Waffen hat einen begrenzten Spielraum. Wir können sie relativ genau erfassen.» Rush und Eli wechseln einander ab.

«Wir müssen nur das Zufallsmuster, dem die Schilde der «Destiny» normalerweise folgen, übergehen.»

«Papier siegt über Stein, das ist immer so», ergänzt Volker.

Young hat seine Lesebrille halb auf der Nase. «Wenn die «Destiny» nur die richtige Übereinstimmung finden muss, wieso zirkuliert sie dann überhaupt?»

«Wenn sie nur nach einem spezifischen Muster agiert, kann sie sich nicht mehr gegen andere Formen des Angriffes schützen», erklärt Dr. Brody.

«… so, als würden sie die Schere zeigen, wir haben aber mit Stein gerechnet. Ich will die Analogie ja nicht zu weit treiben.»

«Wenn sie sich irren, wäre es aber so, als hätten wir gar keine Schilde», wirft Young ein.

Rush kontert: «Wir irren uns aber nicht.»

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Alle machen sich bereit zum Kampf. Auf der Brücke befinden sich Young, Greer und Scott. Eli und Rush haben ihre Plätze im Interface Kontrollraum bezogen. Jetzt ist auch Khandro Rush bei ihnen.

Greer meldet: «Hauptgeschütz bereit zum Beschuss.»

Young nimmt auf dem Kommandantensessel Platz. «Rush, wie sieht es aus?»

«Die «Destiny» akzeptiert unsere Übergehung. Die Schilde sind auf Maximum. Die Funktion ist auf die Zielreichweite begrenzt», antwortet Rush aus dem Interface Kontrollraum.

«Wer hat den Hyperraumsprung berechnet?», will Scott wissen.

»Cloe», antwortet Volker. «Das ist ungefähr so, als wollte man mit einer Kugel aus 1000 Meter Entfernung eine Münze treffen, aber… sie ist ziemlich gut.»

Die «Destiny» fällt genau vor dem Kommandoschiff aus dem Hyperraum und der Alarm geht los.

«Was ist das?», will Young wissen.

«Kollisionsalarm», schreit Volker, «wir schlagen gleich auf.»

«Festhalten!», brüllt Scott.

Krachend schrammt die «Destiny» an dem Kommandoschiff vorbei, von dem sofort Drohnen aufsteigen.

«Guuuut, ich nehme alles zurück», freut sich Volker. «Ich nehme alles zurück.»

«Wir werden gerade angegriffen», meldet Greer.

Eli freut sich: «Es funktioniert! Ihre Geschosse haben fast keine Wirkung.»

«Fokussieren sie das Kommandoschiff!», weist Rush an. «Ignorieren sie die Drohnen!»

«Ich kann aber nicht feuern!», Greer wendet sich erschrocken nach Scott um.

«Ich arbeite dran…»

Die ersten Salven des Geschützes treffen das feindliche Schiff.

«Das Kommandoschiff ist beschädigt, funktioniert aber noch», meldet Volker.

«Wir umkreisen sie», beschliesst Scott.

Da krachen Explosionen in die «Destiny».

«Was ist das?»

«Die Schilde sind um 10% gefallen.»

Weitere Explosionen erschüttern das Schiff.

«Wieso werden ihre Geschosse nicht mehr abgewehrt?», brüllt Eli.

Rush überprüft seinen Monitor. «Das ist kein Geschützfeuer…» Er muss sich an seinem Kontrollpanel festhalten.

Khandro rennt zum Interface- Kontroll- Stuhl. «Nicholas, lass mich in den Stuhl!»

«Nein, das ist zu gefährlich!»

«Nicht für mich! Gib den Stuhl frei!» Kaum sitzt sie, klicken die Schläfenelektroden um ihren Kopf und die Manschetten an den Armlehnen um ihre Handgelenke. Sie schliesst ihre Augen und der Stuhl leuchtet auf.

«Das sind die Drohnen!», ruft Scott. «Sie fliegen direkt in uns rein, eine Kamikaze-Aktion!»

Volker warnt: «Die Schilde stehen nur noch bei 50%.»

«Mehrere Sektionen sind ohne Energie», meldet Brody.

«Ich hab 3 Geschützstellungen verloren. Ich kann sie nicht aufhalten.» Greer klingt verzweifelt.

«Es sind sowieso zu viele. Feuern sie nur noch auf das Kommandoschiff!» weist Young an.

«Ich brauche etwas mehr Zeit!»

«Die haben wir aber nicht! Die Schilde versagen.»

Auf einmal kommen alle Geschütze wieder online und beginnen zu feuern. Die Geschützsalve zerlegt das feindliche Schiff.

«Volltreffer!», meldet Volker. «Das Kommandoschiff ist zerstört worden.»

«Das war ich nicht!», ruft Scott.

«Offenbar sind die Drohnen jetzt inaktiv.»

«Rush hier, Khandro ist im Stuhl! Sie hat das Kommandoschiff abgeschossen.»

Young lächelt. Es war eine gute Entscheidung, Rush’s Khandro zu akzeptieren. «Aussenteam zu den Shuttles… und beeilen sie sich!» Er sieht sich um. «Wir wollen nicht länger als nötig hierbleiben. Young, aus.»

Scott springt auf und rennt davon. Er ist der Pilot eines der Shuttles.

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«Wir können das nicht jedes Mal so machen, wenn wir Vorräte brauchen!»

«Nein», stimmt Rush ihm zu. «Wir brauchen einen anderen Plan.»

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Eli betritt die Brücke. «Das zweite Shuttle hat angedockt. Sie haben etwas Essbares gefunden, aber die Auswahl war ziemlich mager.»

«Bringen sie uns hier weg.» Young sinkt nur tiefer in den Kommandantenstuhl während Eli sich auf die Schalttafeln am Pilotenplatz stürzt. Wenige Augenblicke später springt das Schiff in den Hyperraum.

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Eli rennt Young hinterher. «Colonel, haben sie kurz Zeit?»

«Ich weiss, dass hört sich verrückt an, aber ich habe tatsächlich vor, ein wenig zu schlafen.» Er öffnet die Tür seines Quartiers und tritt ein. «Wenn sie nicht eine geniale Idee haben, die alle Probleme löst…»

«Die hab ich in der Tat…, aber, sie wird ihnen nicht gefallen.»

«Das ist doch ohnehin klar, mir kann man es doch niemals Recht machen. Also… Lassen sie hören.» Er zieht seine Jacke aus.

«O.k., ein anderer Tag, eine andere Galaxie.»

Young geht um den Tisch herum und hebt fragend die Hände. «Was soll das bedeuten?»

«Diese hier ist nur eine von tausend Galaxien auf unserem Kurs. Und wir mussten leider feststellen, dass man uns hier nicht gerade freundlich gesinnt ist.»

«Und?»

«Also… überspringen wir sie. Ein kontinuierlicher Hyperraumsprung über die ganze Länge dieser Galaxie hinweg und auch noch über die Lücke zwischen dieser und der nächsten bis zum ersten Tor auf der anderen Seite.»

«Wie lange würde das dauern?»

«Das ist der Teil, der ihnen nicht gefallen wird. Wir haben erst ein Drittel des Weges durch diese Galaxie zurückgelegt. Ausserdem ist die Lücke zur nächsten viel grösser als beim letzten Mal. Abgesehen davon, haben wir Dank der Prügel, die wir gerade bezogen haben, Energieprobleme. Dabei ist der Hyperraumantrieb beschädigt worden und wir haben keine Zeit ihn zu reparieren. Das heisst, wir fliegen mit reduzierter Geschwindigkeit. Und das wiederum könnte sogar…» Er verzieht sein Gesicht.

«Eli! Wie lange?»

«Drei Jahre, mehr oder weniger.»

Young lässt seinen Kopf auf die Brust fallen und lacht trocken. «Whow, drei Jahre…»

Eli nickt. «Wir haben kaum genug für einen Monat. Und wie sollen wir währenddessen an Wasser und Nahrung kommen?»

«Gar nicht…», Eli grinst. «Das ist der geniale Teil ganz nebenbei.»

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Eli führt Young in die Gänge mit den Stasis-Kapseln. «Sobald man in der Stasis-Kapsel eingeschlossen ist, schaltet sich der Stoffwechsel ab. Man braucht weder Nahrung noch Wasser. Im Prinzip verschläft man die ganze Sache.»

Dr. Rush arbeitet an einem der Steuerterminals.

«Wir haben noch viele andere Korridore gefunden», erzählt Eli weiter, während Young sich eine der Kapseln ansieht. «Die Kapseln müssten für alle reichen… Und Dank der Recherchen, die Brody und ich durchgeführt haben, wissen wir, wie sie funktionieren.»

«Drei Jahre…», fragt Young.

«Mehr oder weniger…»

«Das haben sie schon mal gesagt.»

«Eine Sache hat Eli noch nicht erwähnt», mischt sich Dr. Rush ein. «Für einen Sprung wie diesen sind sämtliche Energiereserven, über die wir verfügen, notwendig. Wenn seine Berechnungen falsch sind…»

«Sind sie nicht», platzt Eli dazwischen.

«… und wir zu kurz springen und sei es auch nur ein Zehntel eines Prozents…»

«Werden wir nicht», Eli schüttelt den Kopf.

«Dann werden wir den Rest des Weges driften, und statt 3 Jahren wird es tausend dauern.»

Young blickt scharf auf Rush.

«… oder Millionen…»

«Ich nehme an, dazu wollten sie noch kommen…», wendet Young sich an Eli.

«Hören sie, ich hab alles durchgerechnet. Es könnte funktionieren. Aber wir müssten es bald tun. Wir verlieren in allen Systemen Energie und wir können keine weitere Aufladung riskieren.»

«Da könnte zu viel schief gehen», widerspricht Rush. «Wir müssen eine andere Lösung finden.

«Was sagt unsere Antikerin dazu?»

«Khandro war nicht auf Technik spezialisiert. Sie war Ärztin.»

«Wie konnte sie dann so mit dem Geschütz umgehen?»

«Sie kann sich mit dem neuralen Interface-Stuhl verbinden und steuert das Schiff dann intuitiv.»

«O.k., wie lange brauchen sie, um die übrigen Kapseln vorzubereiten?»

Eli druckst herum. «Ähhm… einen Tag vielleicht.»

«An die Arbeit.»

Eli flitzt um die Ecke.

«Colonel…»

Young geht an Rush vorbei. «Sie haben 24 Stunden für einen besseren Vorschlag.»

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Young wandert in Camil Wray’s Quartier herum und bespricht sich mit ihr. Sie sinniert: «Drei Jahre…»

«Ja, allerdings nur im besten Fall.»

«Ach, bei dem Gedanken so langen in einem dieser Dinger eingeschlossen zu sein, wird mir ganz anders. «

«Mir gefällt diese Aussicht auch nicht besonders, aber… ich fürchte, wir haben keine andere Möglichkeit.»

«Wenn wir uns dazu entschliessen, dann würde ich gern allen einen Besuch auf der Erde ermöglichen… um sich zu verabschieden…»

Young nickt. «O.k., kümmern sie sich darum, aber es muss ziemlich schnell gehen. Wir müssen beinahe alles abschalten damit es funktioniert… und wenn wir zu lange warten, dann haben wir nicht mehr genug Energie.»

Er verlässt Camil’s Quartier.

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Rush schreibt in dem Gang, in dem er immer rechnet, an den Wänden. Er streicht Rechnungen durch, kontrolliert seine Aufzeichnungen auf seinem kleinen Notizblock, den er schliesslich zerrupft. Khandro lehnt etwas entfernt an der Wand.

«Wie läuft es?», will Cloe wissen, die langsam den Gang entlangkommt.

Rush stöhnt. «Gar nicht…»

«Auch wenn es nichts bringt, habe ich Eli’s Berechnungen überprüft. Der Spielraum für Fehler ist minimal. Es könnte durchaus funktionieren.» Sie nickt.

«Ja, wenn wir Glück haben…» Er wandert auf und ab. «Die «Destiny» fliegt nicht ohne Grund diesen Kurs. Wir sind nur einmal davon abgewichen und das hat überhaupt erst diese Probleme verursacht.»

«Aber wir verlassen doch nicht den Kurs, jedenfalls nicht ganz. Wir überspringen nur einen Abschnitt.»

«Und genau das beunruhigt mich. Dieses Schiff wurde losgeschickt, um ein Rätsel zu lösen, und zwar nicht, indem es an irgendeinem Ziel ankommt, wo alle Fragen auf einmal beantwortet werden. Sondern indem es Erkenntnisse gewinnt, Stück für Stück. Wenn wir diese Galaxie überspringen entgeht uns möglicherweise auch ein wichtiges Teil dieses Puzzles. Und dann wird all das, was wir hier durchgemacht haben, umsonst gewesen sein…» Er wendet sich ab und wieder den Wänden zu. «Wir können sie bestimmt besiegen. Ich brauche nur mehr Zeit.»

«Die haben wir leider nicht. Sie haben ja Recht. Wenn wir diese Kapseln verwenden, gehen wir ein Risiko ein. Wir könnten etwas verpassen oder zu lange schlafen und auf diese Weise die Menschen, die uns etwas bedeuten, nie wiedersehen. Vielleicht wachen wir auch nie wieder auf. Aber die «Destiny» wird weiterfliegen. Wenn wir bleiben und keinen Weg finden, die Drohnen zu besiegen, werden wir alle getötet und dieses Schiff wird zerstört. Dann ist wirklich alles umsonst gewesen.»

Beeindruckt weiss Rush nichts mehr zu sagen, als Cloe wieder geht. Khandro schlingt von hinten ihre Arme um ihn. «Nicholas, du brauchst eine Pause und etwas Schlaf.» Er umfasst ihre Hände und lehnt seinen Kopf nach hinten an ihren. «Dafür habe ich keine Zeit.»

«Doch, dann kannst du wieder besser denken. Setzt dich nicht so unter Druck.»

«Es darf nichts schiefgehen. Unser Kind braucht eine Zukunft.»

«Es wird nichts schief gehen, Nicholas.»

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«Colonel, hier ist Brody, wir können jetzt die erste Gruppe in die Stasis-Kapseln setzen.»

Kurz darauf finden sich die ersten Menschen ein. Brody und ein paar weitere Wissenschaftler kümmern sich um die Kapseln. Auch TJ ist erschienen.

«Treten sie jetzt in die Kapseln», fordert Dr. Brody die Leute auf.

«Keine Sorge, ich werde alles genau überwachen», versichert TJ.

Varro ist auch unter der ersten Gruppe. TJ ist vor allem hier, um sich von ihm zu verabschieden. «Wir sehen uns bald», versichert er ihr. Sie lächelt. «Ja.» Dann tritt er rückwärts in die Kapsel, die Tür schliesst sich. Er schliesst seine Augen und befindet sich wenige Augenblicke später in der Stasis.

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Dr. Brody bereitet die nächsten Kapseln vor. «Volker», ruft er seinen Kollegen.

«Ja.»

«Sind sie auf der Brücke?»

«Ja.»

«Sie müssen für mich hier eine Diagnostik durchlaufen lassen.

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Völlig übermüdet erreicht Young sein Quartier, zieht die Jacke aus und setzt sich auf sein Bett, als es schon wieder klopft.

«Kommen sie rein», ruft er.

Die Tür öffnet sich und Volker tritt ein.

«Was ist?», schnieft er.

Langsam tritt Volker ein. «Wir haben sämtliche Korridore mit Stasis-Kapseln eingeschaltet und es ist bisher auch alles gut gelaufen. Aber…»

«Was ist denn los?»

»Es geht um die letzte Sektion. Sie muss beschädigt worden sein, vielleicht schon bevor wir hier an Bord gekommen sind.»

«Und?»

«Diese letzten Kapseln lassen sich leider nicht online bringen.»

Young blickt rückwärts zu ihm hoch.

«Es wird also nicht für alle reichen.»

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Young hat sich mit den Wissenschaftlern auf der Brücke versammelt. Dr. Brody fasst zusammen. «Insgesamt fehlen uns jetzt also 8 Kapseln.»

«Wo liegt das Problem», will Young wissen.

«Das Schiff ist einfach sehr alt, das ist das Problem», sagt Rush.

«Na gut, versuchen wir es noch mal. Kann man sie reparieren?»

«Nicht mit dem Material, das wir an Bord haben», antwortet Brody.

«Da zu benötigen wir dringend Paladiumhydrid», sagt Volker. «Das ist ein Bestandteil der Hochtemperatur-Supra-Leiter, ohne die das Kapselsystem nicht funktioniert.»

«Wo kommt dieses Zeug vor?»

«In Erzen, die mit anderen Metallen legiert sind. Und die findet man vor allem in Systemen mit starker Meteoritenaktivität.»

«Wir haben zwar einen möglichen Kandidaten, aber er ist gesperrt. Der Grund: Durch die Meteoriten ist der Planet gefährlich, wenn nicht sogar giftig. Und dann findet sich noch ein Kommandoschiff in dem System.»

«Sie wissen nichts über die menschliche Physiologie oder bewohnbare Planeten», erklärt Rush. «Sie wissen nur, dass da ein Tor ist.»

«Wenn sie wollen, können wir die Sperre umgehen», schlägt Brody vor.

«Werden wir noch einen Kampf überstehen?», will Young wissen und sieht Rush an.

«Das Schiff würde auf jeden Fall zu viel Energie verbrauchen und dann nie den Sprung in die nächste Galaxie schaffen. Dann wäre eine Exkursion auf diesen Planeten umsonst gewesen.»

«Was wollen sie damit sagen? Dass wir acht Leute draussen lassen? Wir sagen ihnen: Viel Glück, mal sehen, wie lange Wasser und Nahrung ausreichen.»

«Nicht einmal das können wir tun», unterbricht ihn Brody. «Die Energie, die notwendig ist, für acht Leute das Lebenserhaltungssystem aufrecht zu erhalten, würde uns fehlen.»

«Wer auch immer draussen bleibt», sagt Volker, und Young ergänzt: «der müsste sich umbringen, ja.»

Rush seufzt. «Sie haben keine Wahl, Colonel. Wenn Eli’s Plan funktionieren soll, müssen sie acht Leute auswählen.» Er blickt zu Boden.

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Greer und Lisa sitzen sich gegenüber auf dem Bett. Er nimmt ihre Hände. «Es wird alles immer schlimmer.»

«Und was hat Colonel Young entschieden?»

«Noch gar nichts, aber…»

«Denk bitte nicht darüber nach.»

«Was?»

«…freiwillig einer dieser acht Leute zu sein. Ich kenne dich, Ron.»

«Vielleicht würde ich das sogar tun, aber…ich würde nicht sieben andere bitten, es genauso zu tun. Und Colonel Young sieht das wohl genauso. Schliesslich sind wir alle zusammen hierhergekommen. Und wenn es sein muss, gehen wir alle zusammen unter.»

«Soweit muss es nicht kommen», wehrt Lisa ab. «Bring mich zu Colonel Young.» Sie hüpft vom Bett, braucht aber Greer’s Unterstützung, da sie nichts mehr sieht.

«Wieso? Was hast du vor?»

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Eli zeigt auf einem Plan des Schiffes. »Wir müssen uns in diese Sektion des Schiffes zurückziehen und die Korridore versiegeln. Dann wird die Lebenserhaltung in diesen Bereichen abgeschaltet, so dass wir die Energie umleiten…»

«Wir sind da.» Greer führt Lisa Park vorsichtig die Stufen auf der Kommandobrücke hinab.

«Sergeant», reagiert Young.

«Dr. Park möchte ihnen gerne etwas sagen.»

Sie fasst das Geländer an. «Wir versuchen es mit einem Köder. Wir setzen in unmittelbarer Nähe des Planeten ein unbemanntes Shuttle aus. Dann sorgen wir dafür, dass es einen kräftigen Subraumstoss aussendet, um eine Toranwahl zu simulieren.»

Volker stimmt zu: «Das wird viel Energie verbrauchen und vielleicht ein paar Systeme beschädigen. Aber vermutlich überlebt das Shuttle diesen Plan sowieso nicht.»

«Richtig. Das Kommandoschiff wird dorthin fliegen, die Drohnen mitnehmen und vermutlich das Shuttle angreifen. Aber inzwischen können wir die Ablenkung dazu nutzen, das Paladiumhydrid zu holen.»

«Wir können die Schilde des Shuttles neu kalibrieren, wie bei der «Destiny» und einen ferngesteuerten Ausweichkurs fliegen, die das Kamikaze-Unternehmen dieser Drohnen erschwert.»

«Wenn wir es so oder so opfern müssen», schlägt Eli vor, «können wir den Antrieb auch so manipulieren, dass es direkt in das Kommandoschiff rast. Dann können die mal sehen, wie das ist.»

«Das andere Shuttle würde uns ja bleiben», stimmt Brody zu.

Khandro meldet sich zu Wort. «Lasst mich in den Stuhl und das Shuttle fliegen.»

«O.k., ich finde, das hört sich ziemlich gut an.» Young ist einverstanden. «Also los.» Er greift Lisa’s Hand auf dem Geländer. «Hey, sie haben gute Arbeit geleistet.» Sie lächelt dankbar und Greer ergreift ihre Hand, die sie nur zu gern drückt.

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Die «Destiny» fällt aus dem Hyperraum. Auf dem Bildschirm vor Volker tauchen die Scan’s des Planeten und des Kommandoschiffes auf.

«O.k., wir sind in Position.»

Khandro sitzt im aktiven Stuhl. Inzwischen hat Rush keine Angst mehr um sie. Ihre Physiologie ist an den Stuhl angepasst. Sie ist die Einzige an Bord, die sein volles Potential nutzen kann.

«Rush, hier ist Young, starten sie das Shuttle.»

Aussen lösen sich die Halterungen des Shuttles. «Die Subraumverbindung steht. Wir können jetzt die Messdaten des Shuttles empfangen.» Rush hat alles vorbereitet.

«Verstanden… Bringen sie uns so weit weg, wie möglich», weist Young auf der Brücke an.

Leise entfernt sich die «Destiny» aus dem System.

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Im Torraum macht sich das Team bereit. Eli’s schwebender Schlitten ist der wichtigste Teil der Ausrüstung. Scott, Greer und ein Geologe tragen die Raumanzüge.

«Ich kann zwar die Steine identifizieren, aber wir können die Konzentration nicht testen», sagt der Geologe. «Wir sollten daher so viele wie möglich mitnehmen.»

«Wenn es funktioniert sollten wir genügend Zeit haben, den fliegenden Schlitten voll zu packen», verkündet Scott.

«Und wenn das nicht der Fall ist?» Der Geologe bleibt skeptisch.

Scott und Greer verkneifen sich eine Antwort.

«O.k., es kann los gehen», auch Eli ist bereit.

«Das Signal wird jetzt gesendet», verkündet Rush.

«Hoffentlich schlucken sie den Köder», sorgt sich Eli, der genauso, wie Rush, und Volker auf der Brücke, den Scan beobachten, bis dieser meldet: «Oh, das war’s, das Kommandoschiff ist vom Schirm verschwunden. Sie müssen im Hyperraum sein.»

«Sie sind unterwegs», meint Brody.

«Aussenteam, hier ist Young, Anwahl beginnen.»

Die drei Männer bekommen Hilfe beim Schliessen der Raumanzüge. Sie entsichern ihre Waffen und machen sich bereit. Ein fliegendes Auge übernimmt die Vorhut, aber die Drei folgen sofort mit dem fliegenden Schlitten. Aus dem Torraum meldet eine Frauenstimme: «Hier ist der Torraum. Die Verbindung steht. Das Aussenteam ist unterwegs.»

«Entfernen sie die Sicherheitsprotokolle des Shuttles», weist Rush Eli an, « wir müssen die Überlastung auf die Sekunde genau festlegen.»

Young läuft nervös hinter Volker auf der Brücke herum. «Wie sieht es aus?»

«Auf dem Schirm ist nichts zu sehen… Warten sie, das Kommandoschiff ist neben dem Shuttle aufgetaucht.»

Vanessa meldet: «Sie starten die Drohnen.» Und Young weist an: «Khandro, sie sind dran.»

Rush überwacht konzentriert seine Steuerkonsole, um im Notfall jederzeit eingreifen zu können.

Das Shuttle ist vom Schild geschützt und weicht den angreifenden Drohnen geschickt aus.

«Barnes», will Young wissen, «Wie ist die Lage beim Aussenteam?»

«Sie haben in der Nähe des Tores mehrere Krater gefunden und entnehmen gerade mehrere Proben.

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Das Shuttle bahnt sich seinen Weg durch die Drohnen. Fasst wäre es zu einem Crash gekommen, aber das Shuttle weicht geschickt aus.

Eli schreit: «Oh…aufpassen!»

«Alles o.k.», entgegnet Rush. Er beobachtet den Monitor, um einzugreifen, falls Khandro Probleme bekommen würde. «Überlastung initiieren…»

«Sind sie sicher?» Wenn es noch nicht nahe genug dran ist?»

«Tun sie, was ich sage!»

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Vanessa meldet von der Brücke: «Sie starten weitere Drohnen. Das Shuttle hat nicht mehr viel Zeit.»

Young nickt nur.

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Alle arbeiten höchst konzentriert. Eli tippt auf seiner Konsole. «Überlastung in 10 Sekunden.»

Das Shuttle nimmt geraden Kurs auf das Kommandoschiff.

«… 6 … 5 … 4 … 3 … 2 … 1 …»

Gerade in diesem Moment prallt das Shuttle auf das Kommandoschiff und beide verglühen in einem riesigen Feuerball.

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«Das war’s», meldet Volker, «aber ich bin mir sicher, dass noch mehr unterwegs sind.»

«Wir werden aber nicht warten bis sie hier sind.» Young lehnt sich im Kommandosessel zurück.

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Kurz darauf ist das Aussenteam mit einem wohlgefüllten fliegenden Schlitten zurück. Sofort werden ihnen die Helme abgenommen. Dr. Brody und Young eilen in den Torraum, wo sich Brody sofort auf die Erze stürzt, um sie in Augenschein zu nehmen.

«Gute Arbeit, meine Herren», lobt Young bei der reichen Ausbeute.

«Ist es das, was sie brauchen?», will Scott wissen.

«Sieht gut aus», freut sich Dr. Brody. «Los, bringen wir das Zeug nach draussen.»

Die «Destiny» kann wieder in den Hyperraum springen.»

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Scott sitzt grübelnd da. Camile kommt. «Sind sie bereit?»

Er richtet sich auf. «Ich… ich weiss nicht, was ich sagen soll. Er weiss nicht mal, dass ich sein Vater bin. Ich bin nur so ein Typ, der hin und wieder auftaucht und fragt, wie es ihm geht.»

Camile setzt sich zu ihm auf das Bett. «Und, wie geht es ihm denn?»

«Seine Mutter, sie ist sicher ein guter Mensch. Ich halte sie nur nicht für eine gute Mutter. Die Leute vom Heimatplanetenkommando haben gesagt, dass ich ihnen nur Bescheid geben muss, dann sorgen sie dafür, dass er in einem richtigen Zuhause aufwächst.»

Camile sieht ihn ernst an. «Naja, ich würde keine übereilte Entscheidung treffen.»

«Und was ist mit ihnen? Was werden sie Sharon sagen?»

Sie druckst herum. «Oh, ich war gerade dort… und, ich ähh… habe sie nicht gesehen. Sie ist auf einer Konferenz in Brüssel. Es war zu wenig Zeit.»

«Tut mir leid.»

«Wissen sie, da geht man Milliarden Lichtjahre zurück, durchquert ein ganzes Universum und dann ist man dennoch durch ein paar tausend Kilometer getrennt. Wie dem auch sei… Ich konnte wenigstens mit ihr telefonieren.» Sie versucht, sich selbst Mut zuzusprechen.

«Was haben sie gesagt?»

«Ich… ich habe gesagt, dass es mir leidtut. Und dass es nicht mehr fair ihr gegenüber wäre. Dass sie mich vergessen soll.» Sie senkt ihren Kopf.

«Und was hat sie gesagt?»

»Nicht sehr viel… Sie… hat einfach nur geweint.»

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Bevor die vorletzte Gruppe in Stasis versetzt werden, waren auch Scott und Lisa noch einmal mit den Kommunikationssteinen auf der Erde. Lisa konnte noch einmal die Schönheit der Natur sehen. Scott entschied sich, die kleine Familie nicht zu stören.

Jetzt sind nur noch Young, Rush, Khandro, TJ, Eli, Camile, Greer, Scott und Cloe übrig, die sich zu einem letzten, gemeinsamen Essen treffen.

«Aufessen, Leute», Young schöpft sich noch einmal eine grosse Kelle von einer Art Kartoffelmus auf seinen Teller. «Abgesehen von den Konserven wird das alles sowieso nur schlecht.»

«Ich bin zum ersten Mal satt», bemerkt Camile. «Ich krieg keinen Bissen mehr runter.»

« Mhhh», scherzt Greer, «ich glaub, ich kann noch ein bisschen mehr vertragen.» Kräftig langt er zu, was besonders Camile und TJ ein Lachen abnötigt.

«O.k., Colonel», meldet sich Scott, «wie wäre es mit einem Tost?»

«Meinen sie?»

«Ja.»

«Na gut. Warum auch nicht?» Young blickt sich um. «Also… Wir haben ziemlich viel zusammen durchgemacht, das steht fest. Es fällt nicht schwer, die Dinge aufzuzählen, die wir verloren haben, aber ich würde heute lieber daran erinnern, was uns geblieben ist, und vielleicht auch, was wir gewonnen haben. Wir sind jetzt eine Art Familie, ob es uns gefällt, oder nicht. Söhne, Töchter, Schwestern, und da ist auch noch der etwas verrückte Onkel mit seiner Antikerin», er sieht Rush an, «der trotz allem immer alles für uns tut, was in seinen Kräften steht.» Alle schmunzeln. «Ihr seid die klügsten, mutigsten und mitfühlendsten Leute, mit denen ich je die Ehre hatte, meinen Dienst zu tun.» Er hebt seine Tasse an. «Auf die Familie…»

«Auf die Familie…» «Auf die Familie…» Auf die Familie…» Alle prosten sich zu und stossen mit einander an.

Nach dem Essen begeben sich alle zu den Stasis-Kapseln. Rush hat seinen Platz an der Bedienkonsole eingenommen.

Scott verabschiedet sich von Cloe, küsst sie. «Träum schön.»

Greer betritt seine Kapsel. «Alles o.k.?», fragt Young. «Ja, Sir», nickt Greer.

Dann geht er weiter zu Camile, die sich in der Kapsel sichtlich unwohl fühlt. «Mh… ja, jetzt bekommen sie also endlich etwas Schlaf», verabschiedet sie sich von Young. «Drei Jahre», grinst er. «Das sollte reichen.»

Er geht weiter. «Leftenent…» «Sicher?», fragt TJ. «Ja, es wird alles gut gehen.» Sie betritt ihre Kapsel.

Dann ist Khandro dran. Rush nimmt sie noch einmal in die Arme und küsst sie zärtlich, bevor er sie in die Kapsel schiebt. Beide brauchten nichts zu sagen.

Young nickt Rush zu, der den Stasis-Prozess startet. Die Türen schliessen sich und die Kapsel werden aktiviert. Jetzt sind nur noch Colonel Young, Dr. Rush und Eli übrig.

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Young hat die Kommunikationssteine noch einmal benutzt, um sich vom Heimatplanetenkommando zu verabschieden.

«Rush und Eli beenden gerade die letzten Programmierungen. Sie werden damit fertig sein, wenn ich zurückkomme.»

Telford steht ihm gegenüber. «Wollen sie Emily nicht besuchen?»

«Das ist vorbei. Wieso alte Wunden aufreissen?»

«Vielleicht bringt es ja nichts, aber…», Telford kommt um den Tisch.

Young unterbricht ihn. «David, wissen sie… meine Ehe ist schon vor sehr langer Zeit zerbrochen. Und ich kann dafür nur mir selbst die Schuld geben.»

«Was auch immer geschieht, wir werden sie nicht aufgeben», versichert Telford. «Wir werden zwar ein paar graue Haare mehr haben, aber wir werden hier sein.»

Young nickt. Dann reichen sich die beiden Männer die Hände. «Viel Glück, Everett.»

«Danke, David.»

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«Wieso haben wir das nicht erkannt?» fragt Eli.

«Das war nicht vorauszusehen.»

«Aber wir haben eine Diagnostik gemacht!»

«Es gab keine Fehlermeldungen, weil die Sektion zu diesem Zeitpunkt noch nicht voll aktiviert war», erklärt Rush.

«Was ist denn los?», fragt Young, der gerade wieder zurückgekehrt ist.

«Wir haben acht Kapseln repariert, aber eine davon war stärker beschädigt, als gedacht. Wir konnten sie zwar online bringen, aber während der letzten Überprüfung ist sie ausgefallen. Wir haben also eine zu wenig.»

Rush und Eli arbeiten an der achten Kapsel. «O.k., versuchen sie es jetzt.»

«Es bringt nichts», entgegnet Eli.

«Gut, dann gehen sie in den Interface Kontrollraum und durchsuchen sie die Datenbank.»

«Es gibt über 1700 Seiten, die sich mit diesem System befassen.»

«Dann fangen sie am besten gleich an», empfiehlt Dr. Rush.

Grummelnd macht sich Eli auf den Weg.

Als er weg ist, tritt Rush zu Young.

«Colonel, wir müssen reden…»

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Young folgt Eli in den Interface Kontrollraum. «Eli…»

Eli hebt die Hände. «Colonel, bevor sie fragen…Die Antwort ist nein, ich habe noch keine Zauberlösung gefunden. Das kann noch eine Weile dauern.»

Young lehnt sich an die Wand. «Rush hat gesagt, wenn zwei von uns heute noch in die Kapseln steigen, dann kann derjenige, der draussen bleibt, die Lebenserhaltung noch zwei Wochen lang aufrechterhalten, bevor sie anfängt, die Energiereserve für den Strom anzutasten.»

«Das könnte hinkommen», entgegnet Eli.

«Und er hat angeboten, derjenige zu sein.»

Eli blickt herum. «Das soll wohl ein Witz sein! Wirklich?»

Young nickt. «Ja, er sagt, er könnte am ehesten herausfinden, was mit der Kapsel nicht stimmt und sie reparieren.»

«Da wäre ich mir nicht so sicher…»

«Und ich glaube nicht, dass ich das zulassen werde. Ich glaube eher, dass ich draussen bleibe.»

«Sie wollen die Kapsel reparieren?»

«Ich werde die Kapsel bestimmt nicht reparieren, Eli.»

«Dann ist das ein Selbstmordkommando…»

«Ich kann ihm nicht trauen. Ich weiss nicht, ob er das richtige tut, wenn es drauf ankommt.»

«Zugegeben, er ist nicht perfekt, das ist wahr, aber ich glaube nicht…»

«Was ist, wenn er keine Lösung findet? Was ist, wenn er nach zwei Wochen die Nerven verliert und die Lebenserhaltung nicht abschaltet, auch wenn nur für ein paar Tage. Was passiert dann?»

Eli zuckt mit den Schultern. «Dann kommen wir viel zu früh raus und driften.»

«Und wachen erst in tausend Jahren auf…»

«Wenn wir überhaupt aufwachen…»

«Richtig.»

«Aber wir haben keine Wahl.» Young lässt Eli stehen und läuft davon.

«Doch, die haben wir.»

Young kommt wieder zurück.

«Ich werd’s tun.»

«Eli…», Young wehrt ab.

«Wenn sie draussen bleiben, dann bedeutet das für sie den Tod. Wenn ich es tue, habe ich wenigstens eine Chance, vielleicht sogar eine bessere Chance als Rush. Und er hat Khandro in den Kapseln. Sie ist schwanger. Ich hab mich die ganze Zeit damit zufrieden gegeben, im Hintergrund zu bleiben. Die Rolle des eifrigen Protegés zu spielen und seine Befehle zu befolgen. Doch…», er lacht. «Jetzt habe ich den Mut, es zu sagen. Ich bin klüger als er. Und wir drei wissen das.»

«Ja, allerdings kann ich das nicht von ihnen verlangen.»

«Aber sie können es mir auch nicht abschlagen. Tut mir leid», er verzieht seinen Mundwinkel.

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Eli hört in seiner Unterkunft Musik über seine Kopfhörer, als Rush an die Tür klopft und eintritt.

«Hey…» Eli nimmt die Kopfhörer aus den Ohren.

«Er hat mir von ihrem Gespräch erzählt.»

«Oh, richtig… Wie peinlich…» Eli setzt sich auf.

«Nein, eigentlich nicht. Ich habe gewusst, dass er mir nicht vertrauen würde.»

Eli zieht die Brauen hoch. «Wirklich?»

«Vielleicht ist es ihnen entgangen, aber es gibt da so eine Vorgeschichte.»

«Haben sie sich nur deshalb angeboten, weil sie wussten, er würde es nicht akzeptieren?»

Rush zieht die Unterlippe hoch und schüttelt leicht den Kopf. «Was spielt das für eine Rolle?»

Eli sieht ihm fest in die Augen.

«Nein.» Er setzt sich auf einen Stuhl. «Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sie sich stattdessen anbieten würden.»

«Sie wollten also, dass Young es tut?»

«Ich will doch nicht, dass jemand stirbt, Eli. Die ganze Aktion ist nicht mal meine Idee…»

«Aber ihnen ist auch keine bessere eingefallen.»

«Auf jeden Fall nicht in der Kürze der Zeit, nein», gibt Rush zu. «Und das unterstreicht nur meinen Standpunkt: Wir brauchen sie auf der anderen Seite.»

«Oh, ich werde da sein.»

«Vielleicht hab ich es einfach nicht oft genug gesagt, Eli. Sie haben… sie verfügen über ausserordentliches Potential. Sie dürfen es nicht wegwerfen.»

«Das tu ich doch nicht.»

Dr. Rush sieht ihm fest in die Augen bis Eli es nicht mehr aushalten kann.

«Wie dem auch sei, was bringt es einem, so ein Potential zu haben, wenn man es im Notfall nicht einsetzt.»

Rush nickt und steht auf. «Ich habe sie als videospielenden Junkie kennengelernt. Seitdem haben sie sich ganz schön entwickelt.»

«Danke. Sie waren ziemlich konsequent.»

Rush lächelt und sieht Eli dabei an, der auch lächeln muss. Dann geht Rush.

_________________________________________________________

Eli aktiviert die beiden Stasis-Kapseln. Young und Rush erwarten ihn bereits.

«Colonel – Mr. Wallis», Rush nickt beiden zu und betritt die Kapsel. Er stellt sich mit verschränkten Händen hin und schliesst die Augen. Die Tür schliesst sich, und der Prozess startet.

Young tritt auf Eli zu. «Und, sind sie sich immer noch sicher?»

«Ich bin mir noch nie im Leben so sicher gewesen.» Er lächelt und reicht Young die Hand, der nimmt ihn aber wie einen Freund in die Arme.

«Sie sind ein guter Mann, Eli. Jetzt bringen sie das aber zu Ende. Und wir sehen uns auf der anderen Seite.»

«O.k.»

«O.k.»

Young betritt seine Kapsel, die Eli aktiviert. Der Stasis-Prozess wird eingeleitet.

Nun ist Eli allein auf der «Destiny». Langsam verlässt er den Trakt mit den Stasis-Kapseln, versetzt überall die Systeme in den Ruhezustand. Auf dem Observationsdeck geniesst er den traumhaften Anblick des fliegenden Schiffes im Hyperraum. Seine Hand schliesst sich um die kleine Pyramide in seiner Hosentasche.



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