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Love Letter - still you

von

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19

September X7

Sieben Jahre nach dem Brief
 

“Verdammt, dieser Computer tut einfach nicht mehr!” Schon fast verzweifelt hackt Mizumi auf die Tastatur des Gerätes ein, das sie für ihre Arbeit benötigt und das in diesem Moment nichts mehr macht.

“Genau deswegen hast du den IT-Experten angerufen. Und er sollte jeden Augenblick kommen.”

“Zu einer denkbar schlechten Zeit. Ich habe gleich ein Kundengespräch.”

“Und dort gehst du jetzt auch hin. Ich wiederum kümmere mich um den IT-Experten.” Elsa greift nach ihrer Chefin und zieht diese sanft, aber entschieden von dem Computer weg. Mizumi scheint erst nicht gehen zu wollen, stimmt dann aber zu.

“In Ordnung. Ich schreibe noch schnell auf, was los ist. Den Zettel kannst du dem Computermann dann geben.”

“Das mache ich. Und jetzt los, weg mit dir.”

“Zum Glück habe ich dich, Elsa. Was würde ich nur ohne dich machen?”

Ein Lachen entkommt dieser.

“Merke dir das doch bitte für die nächste Gehaltsverhandlung.”

“Das werde ich.”

Mizumi zwinkert ihr noch einmal zu und verschwindet anschließend mit einem dicken Ordner unter dem Arm aus ihrem Büro. Elsa blickt ihr noch kurz hinterher, ehe sie mit einem Seufzen den Zettel begutachtet. Hoffentlich kann der IT-Experte mit solchen Aussagen wie: `Das Viereck ist schwummrig´ etwas anfangen.
 

~✒️~
 

“Ich hole ihn sofort ab. Vielen Dank fürs Bescheidgeben.”

Elsa legt den Telefonhörer wieder auf. Gerade eben hat sich die Rezeption des Hauses, in dem die Eventagentur untergebracht ist, gemeldet, dass der IT-Experte da ist. Sie wird ihn unten abholen und ihn anschließend hier hochbringen, in der Hoffnung, dass er Mizumis Computer reparieren kann. Schnell greift sie nach ihrem Ausweis und begibt sich aus der Eventagentur, um mit dem Aufzug ins Erdgeschoss zu fahren. Sie nickt der Frau an der Rezeption zu, die sie vor wenigen Minuten angerufen hat. Diese deutet auf einen Mann, der mit dem Rücken zu ihr steht. Über der Schulter eine Tasche, zu seinen Füßen steht noch eine größere.

Als Elsa ihn mustert, beginnt ihr Herz schneller zu schlagen. Die Statur, dazu die kurzen schwarzen Haare. Er erinnert sie an Mario. Für einen Moment hält sie inne. Warum bringen ihre Gedanken sie seit Jahren immer wieder zu ihm zurück? Das sollten sie nicht! Er ist mit ihrer Cousine zusammen, sie ist ebenfalls wieder in einer Beziehung. Sie beide, das sollte nicht sein. Damit muss sie endlich klarkommen.

Sie presst ihre Lippen zusammen und nimmt ihren Schritt wieder auf.

“Guten Tag”, richtet sie an den Mann, der sich im nächsten Moment zu ihr umdreht.

Der Blick aus hellbraunen Augen treffen auf dunkle. Beide bleiben wie angewurzelt stehen, starren sich nur mit geweiteten Augen an, unfähig, sich zu rühren.

“Elsa”, ist er es, der die Stille und Anspannung schließlich unterbricht.

“Mario”, erwidert sie. Ihr Herz schlägt noch schneller, als es zuvor schon getan hat. Hat es ihn etwa bereits erkannt, als sie ihn nur von hinten gesehen hat? Anders erklärt es sich doch nicht.

Wieder sehen sie sich nur an, bringen kein Wort hervor. Was sollen sie auch sagen? Wieder haben sie sich monatelang nicht gesehen und dann tun sie es nur einmal und alles ist wieder wie früher. Alte Gefühle werden hervorgeholt, die eigentlich nicht mehr da sein dürften. Doch sie sind es, werden vermutlich niemals verschwinden. Werden immer wieder zurückkommen.

Eine laute Stimme reißt sie beide aus der Situation.

“Ist alles in Ordnung?”

Elsa und Mario drehen ihre Köpfe herum. Die Frau von der Rezeption mustert sie verwundert. Schnell schüttelt Erstere ihren Kopf.

“Alles in Ordnung hier.” Sie wendet sich wieder an Mario. Mit einer Hand schiebt sich unsicher eine Haarsträhne hinter das Ohr. “Du bist von der IT hier?”

“Ja, genau. Ich habe einen Auftrag bekommen … Dass du hier arbeitest, war mir nicht bewusst. Zwar wusste ich, dass …” Er stoppt seinen Satz abrupt.

“Ähm, ja, doch. Schon eine Weile.”

“Macht es dir Spaß?”

Auf diese Frage huscht ein Lächeln über Elsas Gesicht.

“Das tut es, ja. Und du … bist auch zufrieden?”

“Ja, doch.”

Wieder herrscht Stille zwischen ihnen beiden und sie scheinen nicht zu wissen, was sie nun sagen sollen. Mario bückt sich und greift nach der Tasche auf dem Boden.

“Na gut, dann zeig mir doch mal den Computer, der Probleme macht.”

Elsa erstarrt erneut. Stimmt, das ist der Grund, dass er hier ist. Es hat nicht mit ihnen beiden und der Sache zwischen ihnen zu tun. Sache … Nein, sie darf nicht darüber nachdenken. Sie beide, das sollte nicht sein. Sie hatten ihre Chancen und nun ist es nicht mehr machbar. Abrupt dreht sie sich herum.

“Komm mit, ich zeige dir den Computer. Meine Chefin hat auch ein paar Notizen hinterlassen. Ich hoffe, du verstehst, was sie sagen will, denn ich bin damit hoffnungslos überfordert.”

“Das werden wir gleich sehen. Aber noch bin ich guter Dinge.”
 

~✒️~
 

“So, damit geht alles wieder und es dürfte keine Probleme mehr geben.” Mit einer schnellen Bewegung der Maus schließt Mario die Programme, die er genutzt hat. Er ist zufrieden. Alles tut wieder, wie es sollte.

“Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass du Mizumis Aussagen verstehst. Hier zum Beispiel. Der rotgrüne Bobbel, der nicht mehr reagiert.”

Elsa beugt sich nach vorn, über den Zettel, der vor Mario noch über der Tastatur auf dem Tisch liegt. Als dieser seinen Kopf dreht, bemerkt er, wie nahe sie beide sich plötzlich sind.

Ihr Geruch dringt tief in seine Nase. Fein, blumig. Etwas Erdbeere. Und es erinnert ihn an ihren Kuss damals. Sein Herz schlägt schneller und der Wunsch, sie erneut küssen zu wollen, breitet sich in ihm aus. Auch sie dreht in diesem Moment ihren Kopf zu ihm und erstarrt.

Sie ist ihm so nahe, kann genau in seine dunklen Augen sehen. Erkennt den goldenen Sprengel in der linken Regenbogenhaut. So stark wie ihr Herz schlägt, muss er es hören, oder?

Wie lange sie beide in dieser Haltung verharren, ist ihnen beiden nicht bewusst. Als hinter ihnen jedoch die Türe schwungvoll aufgerissen wird, zucken sie zusammen und Elsa macht einen Satz nach hinten, bringt so Abstand zwischen sie beide.

“Hallo, da bin ich. Na, funktioniert alles wieder?”, stürmt Mizumi in ihr Büro, den Blick auf ihren Computer gerichtet.

Während Mario ihrer Chefin alles erklärt, steht Elsa im Hintergrund, presst ihre Hände auf ihr Herz und versucht wieder zur Ruhe zu finden. Wie kann es sein, dass er dieses Gefühlschaos in ihr auslöst? Sie weiß doch, dass das zwischen ihnen beiden etwas ist, das nicht mehr sein kann. Zudem sind sie beide in festen Beziehungen. Und ihre Beziehung fühlt sich richtig an, ist es auch. Zumindest dachte sie das, ehe sie Mario begegnet ist. Und nur dadurch, dass sie sich sehen, wird alles wieder in diese Unsicherheit gezogen.

“Sehr schön. Wenn wieder etwas sein sollte, melden Sie sich bitte bei mir. Das ist meine Visitenkarte.”

“Das werde ich. Vielen Dank, Herr Hongo.”

“Gerne doch.”

“Dann bringe ich dich noch raus, Mario.” Elsa macht einen Schritt auf ihn zu.

“Oh, kennt ihr euch etwa?” Mizumi richtet ihren Kopf auf ihre Mitarbeiterin. Diese lächelt, wenn auch etwas gezwungen.

“Ja. Wir waren zusammen in der Schule.”

“Und ich bin mit ihrem Bruder befreundet.”

Mizumi zieht ihre Augenbrauen nach oben, ehe sie lacht.

“Oh Elsa, deine Welt ist wirklich klein. Dann wünsche ich noch einen schönen Nachmittag.”

“Danke, Ihnen ebenfalls.”

Gleich darauf laufen Elsa und Mario schweigend durch die Flure. Zweiterer überlegt krampfhaft, was er sagen soll, bis er schließlich das Wort ergreift. Er will nicht einfach gehen. Nicht, wenn er sie endlich wieder einmal sieht.

“Wie geht es dir?” Vielleicht nicht einfallsreich, aber ein Anfang.

“Gut. Und dir?”

“Auch.”

“Und Nami?”

“Ihr auch.”

“Das ist schön.”

Und wieder schweigen sie.

“Ich … habe zuletzt etwas bei meiner Mutter gesehen.”

“Und das wäre?” Neugierig dreht Elsa ihren Kopf zu ihrem Begleiter.

“Du kennst ja sicherlich solche Klatschpressezeitungen.”

Kurz huscht ein Schatten über Elsas Gesicht. Die Klatschpresse. Mit dieser hat sie in den vergangenen Monaten nicht immer gute Erfahrung gemacht.

“Ja, tue ich”, presst sie hervor.

“Das … Nun ja, ich habe dich in ein paar davon gesehen. Zusammen mit Viktor.”

Nun entkommt ihr ein leises Prusten.

“Du hast Klatschpresse gelesen?”

“Nun ja, du warst auf dem Cover. Und da musste ich reinlesen.”

“Das glaube ich dir gerne. Aber du hast gesagt, du hast in ein paar davon reingesehen. Also Mehrzahl.”

Marios Wangen nehmen einen roten Schimmer an.

“Sie hatte halt mehrere. Also habe ich reingeschaut. Ich meine … Immerhin kenne ich dich. … und Viktor.”

Elsa hält inne. Von ihrer ausgelassenen Stimmung ist plötzlich nichts mehr da.

“Mhm”, bringt sie nur hervor. Sie weiß, worauf er hinaus will. Viktor Uesugi ist die Nummer 1 der japanischen Nationalmannschaft. Noch dazu sieht er sehr gut aus. Sie ist die Letzte, die das jemals bestreiten würde. Er ist öfter in der Klatschpresse zu finden. Und seit einiger Zeit nun nicht mehr nur er.

“Also stimmt es … dass ihr beide ein Paar seid.”

Unbewusst sind sie stehen geblieben und während Marios Blick ernst auf Elsa liegt, weicht diese ihm aus. Mit einer Hand streicht sie eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie fühlt sich unwohl. Ja, sie ist mit Viktor in einer Beziehung. Sie ist gerne mit ihm zusammen und es fühlt sich richtig an. Und doch fühlt es sich wiederum nicht gut an, es vor Mario zuzugeben. Obwohl er mit ihrer Cousine zusammen ist. Obwohl zwischen ihnen beiden so gesehen nie etwas gelaufen ist – außer diesem einen Kuss. Und doch ist da diese Anziehungskraft, die sie nicht verleugnen kann.

“Ja”, antwortet sie daher nur. Was soll sie auch sonst sagen?

Erneut ist es still. Mario muss erst verarbeiten, dass sie die Frage bejaht hat. Eigentlich hat er es gewusst. Auch Gregor hat einmal so etwas erwähnt. Und doch trifft es ihn. Immerhin geht es um sie. Um Elsa. Die Frau, die nur doch ihre Anwesenheit, einen Blick oder auch ihre Stimme Gefühle in ihm aufwirbelt, die er eigentlich schon lange nicht mehr haben sollte. Eigentlich …

“Ich hätte damit nie gerechnet. Ich meine, ich kenne Viktor schon lange und sehe ihn als Freund an. Ich mag und respektiere ihn, wirklich. Aber … ich hätte ihn nicht an deiner Seite gesehen.” Er hält inne, ehe er schief grinst. “Entschuldige, es geht mich nichts an.”

“Das ist schon okay.” Elsas Stimme ist nur ein Flüstern. Dann räuspert sie sich, ehe sie mit festerer Stimme weiterspricht. “Ich hatte es auch nicht auf dem Schirm, das kannst du mir glauben. Ich habe ihn nie so angesehen. Eigentlich habe ich mir in dieser Hinsicht nie Gedanken gemacht. Über einen anderen Mann als …” Sie stoppt den Satz abrupt, presst ihre Lippen zusammen. Mario ist mit Nami zusammen! Ihrer Cousine! Es ist hinfällig, dass sie sich über etwas anderes Gedanken gemacht hat. “Aber er hat mich um ein Date gebeten. Und es lief gut.”

“Sehr gut anscheinend.” Auch Marios Stimme klingt gepresst.

“Ja.”

Erneute Stille.

“Es scheint dir gutzugehen.”

“Das tut es, ja.”

“Das … freut mich.” Mario lacht leise, leicht gekünstelt. “Es hört sich vielleicht nicht so an, als würde ich es ernst meinen, doch ich tue es. Wirklich.”

Elsas Blick auf ihn wirkt nachdenklich. Es scheint kurz, als wollte sie etwas sagen, öffnet den Mund und schließt ihn jedoch ohne ein Wort wieder.

“Danke dir”, bringt sie schließlich doch noch hervor.

Ihren Augen ist anzusehen, dass sie dieses Wort ernst meint, doch Mario ist sich sicher, dass sie eigentlich etwas anderes hatte sagen wollen. Doch was? Etwas, das sie beide betrifft? Vermutlich ist es nur Wunschdenken von ihm. Gerne würde er sie fragen, was sie eigentlich sagen wollte. Doch er tut es nicht. Weil er vor einiger Zeit eine Entscheidung getroffen hat. Eine falsche. Und damit muss er nun leben. Sie beide.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kyomi
2023-10-27T11:29:25+00:00 27.10.2023 13:29
Hallo Tasha 🥰

Oh, Mario und Elsa sehen sich wieder 🥰

Das letzte Mal war auf dem Geburtstag von Elsa's Vater, richtig?

Dazwischen haben sie sich aber nicht gesehen oder?

Und schwupps, die Gefühle sind direkt wieder da 🥰🥰🥰

Beide wirken total überrascht und auch irgendwie überfordert, als sie sich gegenüber stehen.

Aber man kann es wirklich verstehen.

Alles an Gefühlen bricht wieder hervor.

Liebe Grüße

Kyomi 🥰
Antwort von:  Tasha88
27.10.2023 14:25
Hallo. Kyomi,
Richtig. Sie sind sich seitdem wieder aus dem Weg gegangen.
Und dann sehen sie sich wieder und egal, was sonst ist, die Gefühle nehmen sie ein...
Das wird sich vermutlich nie ändern...

Liebe Grüße :)
Von:  Centranthusalba
2023-10-25T19:22:33+00:00 25.10.2023 21:22
Elsa, Elsa…☝🏻☝🏻☝🏻
… und Viktor wäre nicht Viktor, wenn er das nicht am selben Abend noch bemerken würde….🙈
Antwort von:  Tasha88
25.10.2023 21:25
Eben - VIktor halt :D der ist, wie er ist :D
ich hab bei ihm gerade wieder den Spruch von mario im Kopf - bescheidenheit ist nicht so deines, aber das hatten wir ja schon
ich sags dir VEM hat wirklich Spaß gemacht, noch mal zu lesen :D

Antwort von:  Tasha88
25.10.2023 21:25
und du "schimpfst" mit Elsa, weil ihr nicht gleich klar ist, was Viktor will?
Antwort von:  Centranthusalba
25.10.2023 21:26
Nein ich schimpfe mit ihr, weil sie sich von Mario viel zu sehr ablenken lässt….

Allerdings, das sehr späte „ja“ zur Beziehung mit Viktor sagt ja auch einiges aus…
Antwort von:  Tasha88
25.10.2023 21:29
viktor ist toll ... aber hier kann man nur einen haben.
...
zum glück gibt es da noch vem XD
Von:  Line_huzzi
2023-10-25T11:50:04+00:00 25.10.2023 13:50
Hallo Thasha sorry das ich nicht immer kimmentiere aber hab zur zeit etwas stress 😅

Also ich finde deine Storry echt spannend und will unbedingt wissen wie es weitergeht mit Mario und Elsa 😁

Ich kann es kaum erwarten bis zum nächste Kapitel !

Ich hoffe aber dass die beiden doch noch zusammenfinden 🙂
Das Timing der beiden ist aber auch nicht super 🙈
Bitte schreib schnell weiter lg Line 😁
Antwort von:  Tasha88
25.10.2023 14:52
Hallo Line,
ich freue mich über jedes einzelne Kommi *-*
ich freue mich, dass du mitliest und mitfieberst.
Das Timing ist wirklich schlecht >.<

Fertig ist die Geschichte tatsächlich schon - die hälfte haben wir geschafft ;)
Liebe grüße


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