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Ordnung und Chaos

von
Koautor:  Flordelis

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Wie wäre es Sonntag?

Im Bistro Flordelis, wo die Einrichtung mit ihren königlichen Rottönen unbestreitbar für ein hohes Maß an Eleganz sorgte, war weniger los als sonst, was Platan überraschte. Besonders an einem Freitag hätte er nachmittags mit einem munteren Schwarm aus Menschen gerechnet, die es nach ihrem Feierabend allesamt hierher zog, um das Wochenende ausgelassen, aber mit Stil, willkommen zu heißen. Offensichtlich hatte er sich in dem Punkt geirrt, denn man konnte die aktuellen Besucher, ihn eingeschlossen, an einer Hand abzählen.

Vielleicht gab es inzwischen andere Stoßzeiten, zu denen das Bistro gut besucht war. Möglich wäre es, da Platan schon länger nicht mehr hier gewesen war. Seine Arbeit als Pokémon-Professor von Kalos hatte ihn in den letzten Wochen mehr als sonst gefordert, weil er wieder einigen Kindern ein Pokémon anvertraut hatte, damit sie ihre Reise mit einem treuen Partner durch die Region starten konnten. Natürlich behielt er ihre Schritte dabei im Blick und traf sich zwischendurch mit ihnen. Nicht nur, um sich den Pokédex zeigen zu lassen, sondern um ihnen vor allem Ratschläge mit auf den Weg zu geben und sich von ihren bisherigen Erfahrungen erzählen zu lassen.

Neben seinem Hauptberuf war er außerdem auch noch als Gründer der Kubus Garde sehr beschäftigt. In den letzten Jahren konnte diese Organisation sich in Kalos einen Namen machen und demnach stetig wachsen. Inzwischen war sie überall verwurzelt und sei es nur durch die Mitglieder, die aus verschiedenen Städten der Region stammten. Sie besaßen auch ein eigenes Verwaltungsgebäude in Illumina City.

Das Ziel der Kubus Garde war es, sowohl die Natur als auch die Pokémon zu schützen. Daher war Platan selbst öfter in der Wildnis unterwegs, um gemeinsam mit den anderen ein wachsames Auge auf diese beiden Dinge zu haben. Sie halfen verletzten Pokémon, wiesen Umweltverschmutzer zurecht und stellten sich manchmal sogar gegen Firmen, sollten diese planen Lebensräume zu zerstören, nur um mehr Baufläche für sich zu gewinnen. Es gab also im Prinzip immer etwas zu tun.

Allerdings war es im Moment etwas ruhiger geworden und die Reise der Kinder verlief ohne nennenswerte Probleme. Also hatte Platan es sich erlaubt diese Gelegenheit zu nutzen und seinen alten Freund um ein Treffen zu bitten. Leider lag das letzte mit diesem schon viel zu lange zurück, zumindest für Platans Geschmack, und wohl auch für den von Flordelis. Jedenfalls schien er sich über den Vorschlag, sich zu treffen, gefreut zu haben, wenn auch gewohnt zurückhaltend.

Zwar konnten sie sich jederzeit über den Holo-Log unterhalten, doch auf Dauer war das einfach nicht genug. Ihm fehlte es, Flordelis' Stimme direkt zu hören, statt nur bei einem dieser zahlreichen Telefonate, und ihn persönlich vor sich zu haben. Deshalb war Platan wohl auch viel zu schnell nach seinem Feierabend ins Bistro geeilt, wo er seitdem auf die Ankunft von Flordelis wartete und solange eine Tasse Kaffee trank.

Falls sein Freund etwas länger arbeiten müsste, was durchaus öfter vorkam, dürfte er noch eine Weile auf sich warten lassen. Dennoch war Platan bereits gut gelaunt und unterhielt sich unterdessen entspannt mit dem Barkeeper, der von dieser Ablenkung jedoch nicht allzu erfreut zu sein schien, so kam es Platan vor. Und doch konnte er nicht anders, als ihm leidenschaftlich von der letzten Rettungsaktion in der Wildnis zu erzählen.

Zwischendurch warf der Barkeeper immer wieder einen prüfenden Blick Richtung Eingangstür und hörte Platan kaum zu, nickte aber ab und an aus Höflichkeit. Irgendwann wirkte der Mann dann auf einmal regelrecht erleichtert und entschuldigte sich rasch bei ihm, um in Richtung des Weinregals davon zu huschen. Verwundert sah Platan ihm hinterher. Hatte dem Barkeeper die Geschichte nicht mal ein bisschen gefallen?

„Platan“, ertönte eine tiefe Männerstimme neben ihm, „lenkst du wieder meine Angestellten ab?“

Sofort lenkte Platan den Blick zur Seite und seine grauen Augen leuchteten ein wenig auf, als er Flordelis neben sich stehen sah. Endlich, er war da. Genau wie erwartet klang dessen Stimme von Angesicht zu Angesicht noch angenehmer.

„Flordelis~“, entglitt es Platan beschwingt und er strahlte ihn geradezu an. „Verzeih mir. Ich musste mich selbst etwas ablenken, während ich ungeduldig auf deine Ankunft gewartet habe.“

Zügig stieg er vom Barhocker – wobei die Schlüssel von Clavion an seinem Gürtel anfingen zu klimpern – und breitete einladend die Arme aus.

Schmunzelnd sah Platan ihn an. „Wie wäre es mit einer Umarmung? Wir haben uns schließlich lange nicht gesehen.“

Flordelis runzelte seine Stirn. „In der Öffentlichkeit?“

Richtig, er musste unter Leuten stets genau darauf achten wie er sich verhielt, weshalb seine Mimik in der Regel eher ausdruckslos wirkte, meistens jedoch auch etwas zu ernst. Auch wenn momentan nicht viele Personen im Bistro anwesend waren, genügte vermutlich schon eine einzige Umarmung, um ein Gerücht zu starten. Dieses Risiko konnte Flordelis wohl nicht eingehen. Glücklicherweise freute Platan sich zu sehr darüber ihn zu sehen, weswegen er keine große Sache daraus machte und auch seine Stimmung konnte nicht so leicht getrübt werden.

Als er die Arme sinken ließ, zwinkerte er ihm nur verspielt zu. „Dein Verlust, mein Lieber~.“

Danach klopfte Platan kurz auf den Barhocker neben seinem und nahm selbst wieder Platz. Flordelis setzte sich ebenfalls und bedankte sich knapp, als der Barkeeper ihm ohne jegliche Aufforderung ein Glas Wein hinstellte. Im Anschluss ergriff der Mann wortwörtlich die Flucht, indem er in die Küche eilte und somit vermutlich einer weiteren Erzählung von Platan entgehen wollte. Dieser war aber nun ohnehin voll und ganz auf Flordelis konzentriert.

„Ich freue mich sehr, dass es mit dem Treffen heute geklappt hat“, betonte Platan aufrichtig. „Eigentlich hätte ich dich gerne schon viel früher gesehen, doch ich hatte einfach keine Zeit. Die nächsten Stunden gehöre ich nun aber ganz dir.“

„Du bist sehr beschäftigt, hm?“, stellte Flordelis fest, gefolgt von einer Frage: „Wie laufen deine Bemühungen?“

„Oh, alles läuft gut“, antwortete Platan zufrieden und nahm den letzten Schluck von seinem Kaffee. „Wir benötigen nur dringend einen Ort, wo wir verletzte Pokémon eine Weile unterbringen können. Die Pokémon-Pension auf der Rivière-Promenade kann das schon länger nicht mehr stemmen. Viele von uns pflegen die Pokémon bei sich zu Hause gesund, bis sie wieder fit genug sind.“

Oft endete es damit, dass die Pflegekinder hinterher einfach bei dem jeweiligen Mitglied blieben, was natürlich nicht schlecht war, doch irgendwann hätte jeder sein Limit erreicht und könnte keine weiteren Pokémon aufnehmen.

Platan schüttelte den Kopf und sah seinen Freund – in dessen Augen eindeutig Bewunderung aufflackerte, untermalt von einem Hauch Entschlossenheit – lächelnd an. „Genug von meiner Arbeit. Wie geht es dir? Du hast vermutlich nicht sehr viel mehr Freizeit als ich, oder?“

Genussvoll nahm Flordelis zunächst einen Schluck seines Weins, erst danach antwortete er ihm: „Ich stehe tatsächlich ein wenig unter Stress. Wenngleich ich mich mehr mit Zulieferern und Großhändlern auseinandersetzen muss, als mit Pokémon oder Umweltzerstörern.“

Zweifellos dürfte das auf seine ganz eigene Art anstrengend sein. Wie viele trockene Gespräche mit Zulieferern, Händlern oder Geschäftspartnern sowie Qualitätskontrollen mochten täglich Flordelis' Aufmerksamkeit fordern? Da konnte Platan froh darüber sein seine Arbeitszeit manchmal in der Natur verbringen zu können.

Er stützte sich mit dem Ellbogen auf der Theke ab und bettete das Gesicht in seiner Hand, während er Flordelis mitfühlend ansah. „Das klingt alles andere als romantisch, aber es muss natürlich auch erledigt werden.“

Leise seufzend schloss Platan die Augen. „Es ist schade, dass wir so unterschiedliche Wege eingeschlagen haben. Ich vermisse die Zeiten, in denen wir zusammen die Mega-Entwicklung erforscht haben.“

Im Großen und Ganzen hatte es nur Flordelis und ihn gegeben, während sie bahnbrechende Forschungen betrieben, für das Wohl jener Trainer, die Mega-Entwicklungen einsetzen könnten. Anders als sie beide, bedauerlicherweise.

Dank dieser gemeinsamen Forschungen hatten sie sich jeden Tag gesehen, nun war es schon ein guter Monat, wenn sie einmal in den vier Wochen Zeit füreinander fanden.

Schmunzelnd öffnete Platan wieder ein Auge. „Sollen wir zusammen durchbrennen und die ganze Arbeit einfach hinter uns lassen?“

Anscheinend sorgte diese Frage dafür, dass Flordelis sich ein wenig anspannte. Fand er diese Vorstellung etwa nicht verlockend? Nein, das war es nicht.

„Platan ...“ Flordelis schüttelte mit dem Kopf. „Ich weiß nicht, was du dir von diesen Scherzen versprichst.“

Platan blinzelte überrascht. „Scherze?“

Nachdenklich zog sein Freund die Augenbrauen ein wenig zusammen, wohl weil er sich nach dieser Reaktion nun selbst fragte, ob das Angebot tatsächlich ernst gemeint war.

Sicher, sie könnten nicht wirklich einfach so von hier verschwinden und alles zurücklassen. Dadurch würde nur zu viel Chaos entstehen. Trotzdem würde Platan sich nicht dagegen wehren, wenn Flordelis zugestimmt hätte. Vielleicht könnten sie auf diese Weise zumindest ein paar Tage nur zu zweit verbringen, bevor sie zurückkehren und wieder für Ordnung sorgen müssten. Jeder auf seine Weise.

Unsicher drehte Platan die leere Kaffeetasse ein wenig hin und her. „Entschuldige, ich wollte dich nicht bedrängen.“

Jedenfalls ging er davon aus, dass Flordelis seinen Vorschlag unter anderem deshalb als Scherz abtat.

„Du musst dich nicht entschuldigen“, entgegnete Flordelis beruhigend. „Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass du deine Arbeit einfach liegenlässt – nicht einmal für ein paar Tage.“

Nach diesen Worten schwieg Flordelis kurz.

„Aber vielleicht sollten wir uns wieder häufiger treffen“, schlug er dann vor.

Augenblicklich hellte sich Platans Gesicht auf. „Das wäre wundervoll~. Ich habe dir so viel zu erzählen, dafür reicht ein Treffen bei Weitem nicht aus. Außerdem berührt mich deine Stimme live auch viel mehr als-“

Ein Quietschen unterbrach ihn mitten im Satz. Kurz darauf erwachte Etwas in einer Seitentasche seines Laborkittels zum Leben. Es war ein Dedenne, ein Weibchen, das neugierig den Kopf nach draußen streckte.

„Ah~.“ Herzlich lächelnd sah Platan auf das Pokémon hinab. „Wieder wach? Hast du gut geschlafen?“

Dedenne antwortete darauf, indem sie ausgiebig gähnte und anschließend auf seine Schulter kletterte, wo sie ihre Wange an der von Platan rieb. Die elektrischen Funken kitzelten ihn, weshalb er leise lachen musste.

„Flordelis, darf ich dir Dedenne vorstellen?“ Behutsam tätschelte er ihren Kopf. „Wir haben uns bei meinem letzten Rettungseinsatz kennengelernt. Sie war sehr geschwächt, doch inzwischen geht es ihr wieder besser. Ist sie nicht zauberhaft?“

Das Kompliment brachte ihre Knopfaugen zum Glitzern. Flordelis betrachtete die Kleine einen Moment seltsam unschlüssig.

„Ja“, sagte Flordelis schließlich, ein wenig tonlos, „sie ist wirklich ... zauberhaft. Wird sie jetzt bei dir bleiben?“

„Noch eine Weile, aber ich würde sie gerne wieder zurück in ihren natürlichen Lebensraum bringen.“

Diese Antwort gefiel Dedenne nicht, denn sie pumpte Luft in ihre Wangen, wodurch es so aussah, als hätte sie jede Menge Futter in ihren Backentaschen gebunkert.

„Willst du nicht? In der Natur ist es viel schöner als in der Stadt“, erklärte Platan ruhig. Bevor Dedenne darauf aber reagieren konnte, streckte er eine Hand in Flordelis' Richtung aus. „Dedenne, das ist ein alter Freund von mir.“

Neugierig kletterte sie über seinen Arm auf seine Hand, um sich Flordelis aus der Nähe anzuschauen. Ihre Nase zuckte dabei mehrmals.

Platan lehnte sich ein wenig vor, bis er ihr leise zuflüstern konnte: „Flordelis ist der Nachfahre der Königsfamilie von Kalos.“

Sogleich nahm Dedenne ihren Schweif in die Pfoten und hielt sich ergriffen an diesem fest. Ehrfürchtig starrte sie seinen Freund mit großen, glänzenden Augen an.

Flordelis schmunzelte ein wenig. „Ich habe den Eindruck, dir bedeutet meine Abstammung mehr als mir, mein Freund.“

Vorsichtig setzte Platan Dedenne – die weiterhin in ihrer Schockstarre der Bewunderung feststeckte – wieder auf seiner Schulter ab und griff stattdessen nach einer Hand von Flordelis.

„Egal, was für eine Abstammung du hättest, ich würde mich immer geehrt fühlen, mit dir befreundet sein zu dürfen“, versicherte Platan eindringlich und schenkte Flordelis ein warmes Lächeln. „Daher würde es mir viel bedeuten, wenn wir uns wieder öfter treffen könnten. Gerne auch mal in einem privaten Umfeld. Vielleicht darf ich das mit der Umarmung dann nachholen.“

Er zwinkerte Flordelis zu. „Und das meine ich nicht als Scherz~.“

Etwas an Platans Worten besaß anscheinend eine gewisse Wirkung, was kaum zu erkennen war, aber sein Freund starrte ihn nun schweigend an und blinzelte dabei nicht mal mehr, seine Augenbrauen zuckten leicht. Zu gerne hätte Platan gewusst, was gerade in seinem Kopf vorging. War die Reaktion, die sich in Flordelis abzuspielen schien, positiv oder negativ? Wäre es zu aufdringlich, ihn offen danach zu fragen?

Sekunden später atmete Flordelis ein wenig durch, während er die Augen schloss. „Nun, dann sollten wir uns wirklich öfter treffen. Du ... könntest ja mal wieder zu mir kommen. Ich denke, ich habe ein paar neue Bücher, die dir gefallen würden.“

Zu Flordelis? Dort war Platan schon ein paar Jahre nicht mehr gewesen, falls er sich nicht irrte.

„Oh, die will ich mir auf jeden Fall ansehen~“, sagte er zu, auf Anhieb begeistert von diesem Vorschlag. „Ich komme dich liebend gerne besuchen. Wie wäre es Sonntag? Wenn ich die anderen bitte, für den Notfall hilfsbereite Trainer zu kontaktieren, die bei uns verzeichnet sind, kann auch ich einen freien Tag daraus machen.“

Widerwillig ließ Platan Flordelis' Hand wieder los, um ihn nicht zu sehr in Verlegenheit zu bringen. Immerhin befanden sie sich nach wie vor in der Öffentlichkeit und Flordelis zog sie auch sofort zurück, kaum dass es ihm möglich war. Vielleicht sollte Platan sich etwas mehr zurückhalten, denn offensichtlich behagte es Flordelis nicht, wenn er Körperkontakt suchte. Oder Scherze machte. Danach könnte er ihn direkt am Sonntag fragen, schließlich wären sie dann unter sich.

Aber was, wenn es seinen Freund wirklich störte? In dem Fall kam es ihm fast besser vor, einfach nichts zu sagen und so weiterzumachen wie bisher. Andererseits lud Flordelis ihn zu sich nach Hause ein, also musste Platan sich wohl keine Sorgen machen. Am besten entschied er das am Sonntag einfach spontan. Erst mal freute er sich einfach nur darüber, mehr Zeit mit Flordelis verbringen zu können. Also nickte Platan zufrieden für sich.

„Ein ganzer Tag nur für uns“, schwärmte er. Diese Aussicht ließ seine Augen erneut aufleuchten. „Das ist genau das, was ich brauche~.“

Flordelis öffnete seine Augen wieder – und zuckte kaum merklich zurück, als sich ihre Blicke trafen.

„Dann ist es abgemacht“, beschloss Flordelis ruhig. „Du kommst am Sonntag zu mir.“

„Fein, fein~.“ Platan legte eine Hand auf seine Brust. „Ich werden so früh wie möglich bei dir sein~.“

Offenbar hatte Dedenne den Nachfahren der Königsfamilie nun lange genug bewundernd angestarrt. Sie sprang plötzlich quietschend von Platans Schulter und warf erwartungsvoll einen Blick in seine Tasse, doch da sie schon leer war, gab sie schließlich einen enttäuschten Laut von sich.

„Kaffee solltest du ohnehin nicht trinken“, merkte Platan entschuldigend an. „Wenn du willst, bestelle ich eine Kleinigkeit für dich. Dieses Bistro hat für jeden etwas zu bieten~.“

Amüsiert legte er eine Hand an sein Kinn. „Vorausgesetzt der Barkeeper traut sich nochmal zu uns zurück. Ich scheine ihn wirklich mit meiner Erzählung verjagt zu haben.“

Bei seinem letzten Satz klang er betrübt, was ihn selbst überraschte.

„Ich glaube, nicht jeder in Illumina City kann mit deiner Vorliebe für Geschichten umgehen“, erklärte Flordelis. „Für manche ist es ... erschlagend.“

Nach diesen Worten zögerte er kurz, ehe er noch etwas ergänzte: „Nicht für mich. Aber andere scheinen damit nicht umgehen zu können.“

Nicht für mich.

Diese Worte erfüllten Platans Herz und ließen ihn verträumt Lächeln. Deswegen hatte er es so sehr vermisst, Zeit mit Flordelis zu verbringen. Nur in seiner Nähe spürte er diese Verbundenheit, die etwas ganz Besonderes war. Flordelis wusste sogar seine Geschichten zu schätzen, in die er stets viel Leidenschaft hinein legte. Anders als der Barkeeper, seine Assistenten oder viele andere Menschen.

Du bist einfach so viel besser als sie alle zusammen, Flordelis.

Das bewies Flordelis unbewusst sogleich, indem er kurz die Kellnerin anhielt, die sich um die Tische kümmerte, und sie darum bat, in der Küche darauf hinzuweisen, dass die Bar nicht unbesetzt bleiben sollte. Sie nickte darauf verstehend und ging direkt los, um seine Anweisung durchzugeben. Sicher hatte er das in erster Linie für Dedenne getan, damit sie wirklich eine Kleinigkeit zum Essen bekäme und nicht erst ewig warten müsste. Wie fürsorglich von ihm.

„Deren Verlust“, fügte Flordelis anschließend seinen letzten Worten noch hinzu. „Deine Geschichten sind immer eine Bereicherung.“

Es war tatsächlich deren Verlust. Am besten sollte Platan damit aufhören, anderen etwas zu erzählen, und sich stattdessen nur noch auf Flordelis konzentrieren. Diese Vorstellung war angenehm befreiend.

„Das bedeutet mir sehr viel.“ Platan lehnte sich ein wenig näher zu ihm. „Vielen Dank, mein Lieber.“

Um Flordelis – dessen Augen auf einmal einen faszinierenden Glanz besaßen, noch mehr als sonst – nicht erneut zu sehr zu bedrängen, setzte er sich direkt wieder aufrecht hin und sah ihn erwartungsvoll an. „Magst du eventuell die Geschichte darüber hören, wie ich Dedenne gerettet habe? Der Barkeeper hat bedauerlicherweise auf das Ende verzichtet.“

Genau genommen war Platan bei dieser Rettung nicht ganz alleine, einige andere Mitglieder der Kubus Garde waren dabei gewesen, doch er hatte die Leitung übernommen, also passte das schon.

Flordelis warf einen kurzen Blick auf Dedenne, dann nickte er Platan zu. „Ich dachte schon, du würdest mir diese Geschichte vorenthalten wollen.“

Mit diesen Worten vollführte eine einladende Handbewegung. „Erzähl mir alles über diese Tat.“

Dedenne bekam natürlich mit, dass die Rede von ihr war, weshalb sie sich den beiden aufgeregt zuwandte. Sie setzte sich gemütlich auf der Theke hin und hielt ihren Schweif fest, während sie gespannt darauf wartete, dass Platan anfing.

„Dedennes leben in der Nähe von Cromlexia und dem Miroir-Weg“, begann Platan enthusiastisch zu erzählen. „Und genau dort beginnt die Geschichte dieser Rettungsaktion.“

Wie immer war er beim Erzählen überaus leidenschaftlich, erst recht weil Flordelis derjenige war, der ihm aufmerksam zuhörte. Das motivierte ihn umso mehr. Er konnte es kaum erwarten ihm am Sonntag noch mehr Geschichten zu erzählen, am besten so viele wie möglich. Platan würde aber auch darauf achten, möglichst oft Flordelis zu Wort kommen zu lassen, um dessen Stimme in sich aufzunehmen, nach der er sich so sehr gesehnt hatte.

Und nun sehnte er bereits den Sonntag herbei.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Flordelis
2023-09-27T16:45:13+00:00 27.09.2023 18:45
Es kommt mir gar nicht so lange her vor, dass wir hiermit angefangen haben - jetzt sind wir schon damit fertig und du lädst die FF hoch. Q^Q
Ich hab dir ja schon gesagt, dass ich die Aufmachung sehr mag, also geh ich direkt zum Inhalt über~.

> Offensichtlich hatte er sich in dem Punkt geirrt, denn man konnte die aktuellen Besucher, ihn eingeschlossen, an einer Hand abzählen.
Ich kann mir halt vorstellen, dass die Leute lieber mittags oder abends ins Bistro kommen und nicht nachmittags. Gerade Flordelis' Bistro erscheint mir eher wie eine Einrichtung, in der du abends Zeit verbringst. ... Vielleicht aber auch nur, weil ich Rot so sehr mit Abend/Nacht verbinde.

Schön, dass wir hier eine ausführliche Erklärung für die Kubus Garde bekommen. Allein schon deswegen bot sich das als Prolog so sehr an.

> unterhielt sich unterdessen entspannt mit dem Barkeeper, der von dieser Ablenkung jedoch nicht allzu erfreut zu sein schien
Barkeeper: Dude, ich muss arbeiten. Aber ich kann dich auch nicht zurechtweisen, weil du der Kumpel vom Chef bist. (◔ д◔)

> Zwischendurch warf der Barkeeper immer wieder einen prüfenden Blick Richtung Eingangstür
Barkeeper: Boss, pls! (┳◇┳)

> wobei die Schlüssel von Clavion an seinem Gürtel anfingen zu klimpern
Ich muss ja sagen, ich mag die Einbindung von Clavion. Ich konnte mit dem Pokémon nie so recht was anfangen (mochte aber das Design), aber nach der Story war ich voll angetan von ihm. ♥

> Flordelis runzelte seine Stirn. „In der Öffentlichkeit?“
Das Lustige ist, jeder, der aufmerksam genug ist, kann daraus schließen, dass Platan und Flordelis sich privat durchaus umarmen. XD

> Wie viele trockene Gespräche mit Zulieferern, Händlern oder Geschäftspartnern sowie Qualitätskontrollen mochten täglich Flordelis' Aufmerksamkeit fordern?
Dann noch Journalisten, Unterweisung von Managern, Überprüfen von Vorgängen in der Firma, Arbeitsberichte, etc. etc.
Flordelis hat echt einen langweiligen Job.

> Außerdem berührt mich deine Stimme live auch viel mehr als-
Flordelis: ???? *verwirrt*

Dedenne! Q^Q ♥

> Wird sie jetzt bei dir bleiben?
Flordelis ist so eifersüchtig. :,D

> War die Reaktion, die sich in Flordelis abzuspielen schien, positiv oder negativ?
All the Verwirrung! \(≧▽≦)/

> offensichtlich behagte es Flordelis nicht, wenn er Körperkontakt suchte
Es behagt ihm eher zu sehr. (≧◡≦)

> „Kaffee solltest du ohnehin nicht trinken“
Ich muss immer an diesen Doujin denken, in dem Yveltal von Flordelis' Kaffee trinkt - und ihm das gar nicht zusagt. ⋋( ◕ ∧ ◕ )⋌

> Diese Worte erfüllten Platans Herz und ließen ihn verträumt Lächeln
Schande auf mein Haupt: "lächeln" müsste hier klein geschrieben werden.

> Anders als der Barkeeper, seine Assistenten oder viele andere Menschen.
Sina: Sie sind einfach so lang und manchmal gefüllt mit Details, die gar nicht zur Geschichte beitragen. Es ist schwer, sich darauf zu konzentrieren - besonders wenn wir eigentlich arbeiten müssten. >_>

Der Prolog gibt auf jeden Fall schon mal einen guten Überblick über die Kubus Garde und einen Einblick in Platans Gedanken- und Gefühlswelt, besonders was Flordelis angeht. I like this very much. ♥
Ich bin vor allem aber auch schon auf die ganzen zusätzlichen Szenen und Kapitel gespannt, die du einbauen willst. Und auf mehr Verwirrung von Flordelis, das wird so cool~. ♥
Keep it up!
Antwort von: Platan
28.09.2023 01:45
Vielen Danke für deinen Kommentar, meine Liebe! ♥ Du bist immer sooo fleißig! Q___Q♥
Ich bin auch so erstaunt, dass jetzt echt schon die FF kommt. Irgendwie noch voll unwirklich. O_O
Wir sind zu effizient. XD
Roy: TT___TT
Ich hoffe, ich keepe es up! >_<


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