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Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings

Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen
von

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Macht kommt von machen - Juni 1976 (4/9)

Am Tag darauf standen die schriftlichen Prüfungen in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Verwandlung an. Eigentlich machte Remus sich keine Gedanken, aber dennoch fühlte er sich besser, wenn er zur Sicherheit beide Schulbücher mit sich herumtrug, bis es so weit war.

„Es würd‘ mich nicht wundern, wenn er auf den Dingern schläft“, sagte Sirius kopfschüttelnd zu James und nickte zu Remus‘ kleinem Bücherstapel am Frühstückstisch hinüber.

„Der Arme“, sagte James mit gespieltem Mitleid. „Nicht, dass er sich noch den Nacken verrenkt.“ Er streckte die Hände aus und packte Remus‘ Schultern, kniff hinein, als wollte er sie dilettantisch massieren.

„Schon gut, vielen Dank auch“, gab Remus zurück.

„Och je, jetzt ist er auch noch muffig. Tu was, Tatze“, heulte James und versteckte sich hinter seinem bereits wieder blank geputzten Goldteller. Remus spiegelte sich darin und er wandte den Blick ab.

„Wird Zeit, dass wir anfangen können“, gähnte Sirius. „Mir wird schon langweilig, wenn ich nur daran denke, irgendwas aufzuzählen, und je länger wir warten, desto eher schlafe ich ein.“

„Du kommst wohl nicht so viel zum Schlafen aktuell, was?“, fragte James und ein spitzer Ton mischte sich in den Schalk.

In diesem Moment kam Professor McGonagall und verscheuchte die letzten Schüler aus der Großen Halle, damit sie für die Prüfung umgestaltete werden konnte. Die vier standen auf (Peter mit einem Gesicht, als hätte er Verstopfung) und traten in die Eingangshalle, wo sich auch schon die anderen Fünft- und Siebtklässler eingefunden hatten.

„Seht mal“, murmelte Remus seinen Freunden zu und deutete mit den Augen auf die Ecke neben der Marmortreppe. Eingefasst zwischen zwei Rüstungen stand Severus Snape an der Wand gelehnt, seine Hakennase über ein Pergament gebeugt.

„Alinac fehlt“, murmelte Sirius, nachdem er sich kurz umgesehen hatte.

Gerade wollte er noch etwas sagen, als ein Mädchen neben ihm auftauchte. Remus hatte sie schon mal gesehen, eine Ravenclaw aus ihrem Jahrgang namens Deidre Carter. Sie atmete tief ein, schaute Sirius an, drückte ihm einen Fetzen Pergament in die Hand und lächelte zittrig. Er grinste zurück und zwinkerte. Plötzlich strahlte sie wie ein Feuersalamander. Dann verschwand sie, geradezu schwebend, in eine hintere Ecke der Eingangshalle und tuschelte sofort mit zwei Freundinnen, die ihnen analysierende Blicke zuwarfen.

„Wie machst du das immer?“, fragte James stirnrunzelnd und zerstrubbelte sich das Haar. Er warf einen suchenden Blick durch die Eingangshalle.

„Ich mach gar nichts“, gab Sirius zurück und steckte den Zettel in die Umhangtasche, ohne ihn überhaupt anzusehen. Remus nickte stumm in sich hinein.

Drei Stunden später war alles vorbei.

„Hat dir Frage zehn gefallen, Moony?“, fragte Sirius, als sie in die Eingangshalle traten.

„Erste Sahne“, sagte Remus vergnügt. „«Nennen Sie fünf typische Merkmale eines Werwolfs.» Klasse Frage.“

„Meinst du, du hast alle Merkmale zusammengekriegt?“, fragte James in spöttisch besorgtem Ton.

„Ich denke schon“, gab Remus zurück, während sie sich zu der dichten Schar um das Schlossportal gesellten, die begierig hinausdrängte auf das sonnenbeschienene Gelände. Leiser fügte er an: „Erstens: Er sitzt auf meinem Stuhl. Zweitens: Er trägt meine Klamotten. Drittens: Sein Name ist Remus Lupin.“

Peter war der Einzige, der nicht lachte.

„Ich hab‘ die Schnauzenform, die Pupillen und die buschige Rute“, sagte er beklommen, „aber sonst ist mir nichts eingefallen –“

„Wie kann man nur so doof sein, Wurmschwanz!“, sagte James ungeduldig. „Da rennst du einmal im Monat mit einem Werwolf rum –“

„Schrei doch nicht so!“

Sie schlenderten zum See hinunter, der einladend glitzerte. Dennoch zog Remus Verwandlung – Die Zwischenstufen hervor. So sehr er sich auch bemühte, dieses Gefühl, das es nie vorbereitet genug war, ließ sich einfach nicht abstellen.

„Also, ich fand, diese Fragen waren im Grunde ein Witz“, hörte er Sirius sagen. „Würd‘ mich überraschen, wenn ich nicht mindestens ein Ohnegleichen dafür kriege.“ Remus schüttelte belustigt den Kopf.

„Mich auch“, sagte James. Im nächsten Moment sah Remus, wie er mit einem goldenen Schnatz spielte.

„Wo hast du den her?“

„Geklaut“, sagte James lässig. Peter schaute gebannt zu, wie er den Ball immer wieder los- und beinahe entkommen ließ, bevor er ihn wieder einfing. Sirius legte sich ins Gras, noch immer gähnend und Remus registrierte zufrieden, dass er Carters Zettel noch nicht wieder herausgeholt hatte.

„Steck ihn doch endlich mal weg“, sagte Sirius schließlich zu James, der immer ausladendere Gesten machte, in der Hoffnung, Lily Evans, die mit ihren Freundinnen am Wasser saß, zu beeindrucken. „Oder Wurmschwanz macht sich vor Aufregung noch nass.“

„Wenn's dich stört.“ James steckte den Schnatz weg, zog dabei aber ein mauliges Gesicht.

„Mir ist langweilig“, maulte jetzt auch Sirius. „Wenn doch nur Vollmond wäre...“

„Schön wär’s“, murrte Remus, ohne sein Buch wegzulegen oder auch nur aufzusehen. „Wir haben heute noch Verwandlung und wenn dir langweilig ist, kannst du mich ja abfragen. Hier…“ Remus steckte den Arm mit der richtigen Seite aus, ohne die leiseste Hoffnung, dass Sirius darauf einging.

Wie erwartet, schnaubte er nur: „Ich muss mir diesen Kram nicht ansehen, ich kann das alles.“

Remus war drauf und dran, zu antworten, dass er das wusste, doch dann sagte James in einem merkwürdigen Ton: „Das wird dich aufmuntern, Tatze. Schau mal, wer da ist...“

Alarmiert folgte Remus seinem Blick und auch die anderen beiden starrten in die Richtung.

„Bestens…“, murmelte Sirius mit einem überlegenen Grinsen. „Schniefelus.“

Nicht schon wieder, dachte Remus, doch nach dem, was er im Wald gesehen hatte, nach allem, was er über Snape gelernt hatte, nach der Erkenntnis, dass er sein Geheimnis an Regulus Black ausgeplaudert hatte, war er nicht erpicht, in irgendeiner Weise dazwischen zu gehen. Remus‘ Augenbrauen zogen sich etwas zusammen, doch anstatt sich die Szene anzusehen, blickte er stur zurück ins Buch. Es gab keinerlei Grund mehr, Snape zu schützen.

Sirius und James waren auf den Beinen.

„Alles klar, Schniefelus?“, rief James laut und es dauerte keine halbe Sekunde, da fügte er an: „Expelliarmus!

Remus hörten den Aufschlag eines Zauberstabs im Gras und Sirius‘ bellendes Lachen. Peter keuchte leise neben ihm.

Impedimenta!“, schallte Sirius‘ Stimme über das Gras, dann war da das Geräusch eines Körpers, der wuchtig am Boden aufschlug. Remus starrte auf das kleine «t» in einem Wort, das er nicht begriff.

Ringsumher hatten sich Schüler umgewandt und schauten zu. Manche waren aufgestanden und rückten langsam näher. Einige sahen argwöhnisch, andere belustigt aus.

Snape keuchte. Neben Remus erhob sich jetzt auch Peter und schlich um ihn herum, um freien Blick auf das Spektakel zu haben.

„Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?“, fragte James gespielt interessiert.

„Ich hab‘ ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament“, feixte Sirius. „Werden richtige Fettflecken drauf sein, man wird kein Wort lesen können!“

Lachen. Lachen auch von anderen als Sirius, James und Peter.

„Ihr - wartet nur“, knurrte Snape atemlos. „Wartet nur!“

„Worauf denn?“ Sirius‘ Stimme war kalt, wie Remus es nur von seinem Gespräch mit Regulus kannte. „Was willst du machen, Schniefelus, deine Nase an uns abwischen?“

Snape fluchte leise vor sich hin. Doch er hatte keinen Zauberstab.

„Wasch dir den Mund! Ratzeputz!“ Auf James‘ Zauber hin erklang ein scheußliches Gurgeln und Würgen, das sich mit dem Blubbern von Seifenblasen mischte. Remus‘ Magen verkrampfte sich. Links neben dem kleinen «t» war ein «s».

„Lasst ihn IN RUHE!“, donnerte eine Stimme über die Wiese. Remus zuckte zusammen und er hob den Kopf.

„Alles klar, Evans?“, fragte James mit freundlichem, erwachsenem Ton, doch es war ganz eindeutig, das überhaupt gar nichts klar war: Lily stand da wie eine Monument, mitten im Gras, und rauchte geradezu vor Wut. Es fehlte nur noch, dass ihre Haare wie elektrisiert in die Luft stiegen. Remus konnte es ihr nicht verübeln, wusste sie doch all die Dinge nicht, die er wusste.

„Lasst ihn in Ruhe! Was hat er euch getan?“

Das war genau die richtige Frage, aber ehe Remus ihr ein Zeichen geben konnte, sagte James zögernd: „Nun… Es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst, was ich meine.“

Remus sah die Umstehenden lachen. Ihm war nie richtig aufgefallen, wie unbeliebt Snape war, zu sehr konzentrierte er sich immer nur auf sich.

„Du glaubst, du wärst lustig. Aber du bist nichts weiter als ein arroganter, lumpiger Quälgeist, Potter. Lass ihn in Ruhe!“

Kurz dachte Remus, dass damit die Sache gegessen sein würde, doch James schien den Verstand verloren zu haben: „Wenn du mit mir ausgehst, Evans? Komm schon... geh mit mir aus und ich richte nie wieder den Stab auf den ollen Schniefelus.“

„Mit dir würd‘ ich nicht ausgehen, selbst wenn ich nur die Wahl hätte zwischen dir und dem Riesenkraken«, antwortete Lily vernichtend.

„Na so ein Pech, Krone“, kommentierte Sirius und Remus hörte den Schalk aus seiner Stimme heraus.

„Oh.“

Im nächsten Moment blendete Remus ein helles Licht. Er kniff die Augen zusammen und als er sie wieder öffnete, war das Gras rund um James mit dunkelroten Tropfen bedeckt. Aus einer Wunde, die sich quer über sein Gesicht zog, schoss Blut. James drehte sich mit beflecktem Umhang und versteinerter Miene um, er ließ sich jedoch nicht anmerken, wie sehr die Wunde schmerzen musste. Mit dem Zucken seines Zauberstabs riss es Snape kopfüber in die Luft. Snapes Umhang klappte nach unten und entblößte seine Unterwäsche. Remus sah beschämt weg. Viele in der kleinen Schar der Umstehenden johlten, genauso wie James, Sirius und Peter.

„Lass ihn runter!“, forderte Lily, selbst ein Grinsen unterdrückend, und machte einen Schritt auf den blutenden James zu.

„Klar doch.“

Snape brach auf dem Boden zu einem ehrlosen Haufen Stoff zusammen.

Ehe er sich verteidigen konnte, bellte Sirius „Petrificus Totalus!“ und Snape kippte es, bewegungsunfähig wie ein Brett, erneut von den Füßen.

„LASST IHN IN RUHE!“ Lilys Stimme überschlug sich. Remus fühlte sich ohnmächtig, doch nicht so Lily Evans: Sie zog ihren Zauberstab und funkelte James an.

„Ah, Evans, zwing mich nicht, dich zu verhexen“, warnte der sie bedauernd.

„Dann nimm den Fluch von ihm weg!“

James befreite Snape mit einem Grabesseufzer: „Na bitte. Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus –“

Snape rappelte sich auf und spuckte die Worte aus: „Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblüterinnen wie der!“

James, Sirius und Remus zuckten zusammen. Ein Raunen ging durch die umstehenden Schüler, die sich unbehaglich ansahen. Eine kurze Stille entstand, dann brach Lily sie:

„Schön.“ Ihre Pupillen tanzten. „In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus, würde ich mir mal die Unterhose waschen!“

Remus wünschte sich, es würde einfach aufhören, die ganze Szene würde sich in Rauch auflösen, doch dies war echt. Sie waren wirklich hier. Das war keine Fernseh-Show, die im richtigen Moment abblendete.

„Entschuldige dich bei Evans!“, brüllte James und richtete den Zauberstab drohend auf Snape.

„Ich will nicht, dass du ihn zwingst sich zu entschuldigen! Du bist genau so schlimm wie er!“ Sie fixierte ihn mit einem kalten Blick, der Zug um den Mund so hart wie Stein.

„Was?! Ich würde dich NIE eine - Du-weißt-schon-was nennen!“

„Zerwuschelst dein Haar, weil du glaubst, es wirkt cool, wenn es aussieht, als ob du gerade vom Besen gestiegen wärst, gibst mit diesem blöden Schnatz an, gehst durch die Korridore und verhext jeden, der dich nervt, nur weil du‘s eben kannst - mich wundert‘s, dass dein Besen mit so einem Hornochsen wie dir drauf überhaupt abheben kann. Du machst mich KRANK!“

Sie hielt es nicht mehr aus, drehte sich mit wirbelndem Umhang um und stolzierte davon.

James starrte ihr nach, mit offenem Mund: „Evans! Hey, EVANS!“

Doch sie reagierte nicht.

„Was ist los mit ihr?“, fragte James mit überzogen desinteressiertem Tonfall, doch sein Gesicht sprach Bände.

„Wenn ich so zwischen den Zeilen lese, Mann, würd‘ ich sagen, sie hält dich für ein bisschen eingebildet“, antwortete Sirius. Der Witz in seiner Stimme war erloschen.

„Na schön“, fluchte James, „schön –“

Noch einmal riss es Snape in die Höhe und er baumelte von seinem Fußgelenk herab. Remus sah nicht hin, wollte nichts sehen; er starrte Lily nach mit einem Gefühl, als müsste er sich übergeben.

„Wer will sehen, wie ich Schniefelus die Unterhose ausziehe?“

In Remus‘ Ohren rauschte es. Im nächsten Moment war er auf den Beinen, das Buch unter der Birke zurückgelassen. Doch er half nicht Snape, er hastete über die Wiese, immer Lily Evans nach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2023-11-11T20:25:30+00:00 11.11.2023 21:25
Oh oh oh…. 🙈🙈🙈🙈
Aber sehr gut eingefügt 👍🏻


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