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Die Rumtreiber und der Fluch des Siegelrings

Slow Burn Remus/Sirius | abgeschlossen
von

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Macht kommt von machen - Juni 1976 (9/9)

Remus, Sirius, James und Peter hatten auf der Rückfahrt nach London ein Abteil für sich, wie jedes Jahr. Seit James und Sirius auf ihrer allerersten Fahrt mit Severus Snape in einem Abteil gesessen hatten, waren sie nicht mehr sonderlich scharf darauf, zu teilen. Und so hatten sie bereits als Erstklässler eine Strategie entwickelt: Sie nahmen stets das Abteil ganz am Ende des Zuges, dann warfen sie in den Gang eine Stinkbombe und imperturbierten ihre eigene Abteiltür. So kam der Gestank nicht hinein und die restlichen Schüler kamen gar nicht erst auf die Idee, zu schauen, ob in ihrem Abteil noch Platz war.

Zu Anfang der Fahrt ließen sie das Schuljahr Revue passieren, aber dann wandte sich das Gespräch doch schnell wieder Regulus Black und David Alinac zu. Wie sie inzwischen erfahren hatten, waren noch am Morgen nach den Geschehnissen im Wald zwei Ministeriumsbeamte nach Hogwarts gekommen und hatten, gemeinsam mit Dumbledore, David Alinac verhört. Daraufhin waren seine Eltern zur Schule bestellt worden und sie hatten ihn abgeholt. Offenbar hatten sie auch aus ihm herausgequetscht, welchen Fluch er auf die Zweitklässler gelegt hatte, und so war Madam Pomfrey endlich in der Lage gewesen, sie in die Gegenwart zurückzuholen.

„Er ist ganz klar von der Schule geflogen“, schlussfolgerte Peter.

„Das ist ja wohl auch das Mindeste“, sagte James und spielte mit seinem Schnatz, „Wenn ich die wäre, hätte ich ihn direkt weggesperrt. Ich meine, er wollte Lily umbringen.“ Inzwischen war seine Wunde im Gesicht vollständig verheilt und nichts deutete mehr darauf hin, dass er kurzzeitig ausgesehen hatte wie Remus. Professor Dumbledore hatte sich persönlich darum gekümmert, was Sirius, Remus und Peter ziemlich beeindruckend fanden.

„Das kann aber niemand beweisen, denke ich.“ Remus runzelte die Stirn.

„Und das obwohl sie Regulus als Zeugen haben“, knurrte Sirius angewidert. Er hatte sich über zwei Sitze ausgestreckt und lehnte mit dem Kopf an der Wand neben dem Fenster, die Füße unter Remus‘ Oberschenkel gesteckt. James und Peter saßen ihnen gegenüber auf der anderen Sitzbank, eine Tasche mit Süßigkeiten auf den mittleren Sitz zwischen sich gestellt. „Vermutlich kriegen sie nichts aus ihm raus. Meine Familie war schon immer gut darin, ihre Taten zu vertuschen.“

„Ich wundere mich sowieso, warum er nicht auch schon von der Schule geflogen ist…“, sagte James abfällig.

„Ach! Das habe ich heute Morgen auf dem Bahnsteig gehört!“, sagte Remus und schlug sich an die Stirn. „Das habe ich völlig vergessen! Dumbledore geht wohl davon aus, dass Regulus wegen dieses Rings so unter Druck stand, dass… naja, er nicht mehr so richtig zurechnungsfähig war.“

„Dumbledore ist ein alter Narr“, sagte Sirius kopfschüttelnd. „Nur weil er ein guter Mensch ist, glaubt er immer, alle anderen wären das auch. Aber ich sag euch, wenn Regulus es nur selbst gewusst hätte, wie er das mit dem Ring macht, hätte er das alles alleine in die Hand genommen. Lily war ihm völlig egal.“

„Er scheint Dumbledore aber auch nichts von deiner Verwandlung erzählt zu haben“, sagte James und wuschelte sich durch die Haare.

Sirius zuckte die Schultern. „Oder es ist interessiert Dumbledore einfach nicht. Ich hatte nie den Eindruck, dass er sonderlich viel Wert auf Regeln legt…“

„…jedenfalls nicht, solange sie niemandem schaden.“

„Ja, und das tun wir doch nicht, oder? Ich mein, im Gegenteil. Wir tun Moony doch nur einen Gefallen.“ Sirius grinste Remus an. Sein Herz machte einen Sprung und als James und Peter beide nicht hinsahen, drückte er ihm das Bein.

Sirius betrachtete ihn immer noch, als Remus sich bereits wieder abgewandt hatte.

Die Vier begannen, eine Partie Karten zu spielen, was mit Sirius‘ explodierendem Deck besonders nervenaufreibend war. Als Peter sich letztlich die Hand verbrannte, holte Remus eine Paste aus seiner Tasche: „Hier, tu das drauf. Hat Madam Pomfrey mir gegeben.“

Mit tränenden Augen schmierte Peter sich die Hand ein, die dadurch stark nach Eukalyptus roch, aber seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen nicht mehr so wehtat.

„Du hast echt was gelernt dieses Schuljahr, was?“, fragte Sirius. „Vielleicht solltest du Heiler werden.“

„Vielleicht!“, sagte Remus herausfordernd und zog eine Grimasse. Sie wussten alle, dass er keine Zukunft hatte wie die anderen.

„Habt ihr euch inzwischen was überlegt, was ihr machen wollt?“, fragte Peter und gab Remus die Salbe zurück.

„Auror“, gab James sofort zurück. Er guckte grimmig.

Sirius nickte zustimmend. „Schwarze Magier fangen, das wär’s doch, oder? Da weiß ich, wo ich anfange zu suchen.“

James grinste, während Peter sie mit großen Augen anstarrte.

„Da würde Moony sich sicherlich auch gut machen. Mad-Eye Moony! Im Rumschleichen hat er ja jetzt ausreichend Erfahrung…“

„Oh jaah“, sagte Remus gedehnt. „Bestimmt! Dann kann ich auch direkt bei mir anfangen.“

„Hä?“, machte Sirius und wirkte beleidigt. „Müssen wir das jetzt alles noch mal wieder durchkauen? Lykanthropen sind doch keine schwarzen Magier. Ich komm mir schon wieder vor wie bei den ZAGs!“ Er rollte die Augen, dann sah er Remus streng an. Und dass Sirius sich extra die Mühe gemacht hatte, dieses unnötig komplizierte Wort zu benutzen, besänftigte Remus schon.

Im Augenwinkel sah Remus, wie James in sich hineingrinste und versuchte, es mit einem besonders komplizierten Schnatz-Fang zu überspielen.

„Peter, was willst du nach der Schule machen?“, fragte Remus, um das Thema zu wechseln.

„Ich weiß immer noch nicht… Wer weiß schon, worauf man sich im Moment verlassen kann?“

„Wie wäre es mit einem guten alten Job im Büro gegen den Missbrauch der Magie? Du könntest Leuten hinterherjagen, die einfach ohne Registrierung Animagi werden“, schlug James feixend vor.

„Aber dann muss ich ja wirklich bei mir selbst anfangen“, sagte Peter und schüttelte verdutzt den Kopf.

James schlug seine Stirn gegen die Abteilwand und rief verzweifelt: „Accio Gripsschärfungs-Trank!“

Draußen wurden die Schatten bereits länger, als der Zug langsamer wurde und sie die Ausläufer Londons vor den Fenstern ausmachen konnten. Remus fühlte ein Ziehen in der Brust. Sie ließen ihre Koffer aus den Gepäckablagen schweben und mit geschäftiger Miene öffnete Sirius den seinen. Er zog den rot-goldenen Gryffindor-Schal heraus, den er normalerweise zu den Quidditch-Partien trug, und legte ihn sich lässig um den Hals.

„Ist es nicht ein bisschen warm für einen Schal?“, fragte James mit einem Nicken nach draußen.

„Glaub mir, wo ich hingehe, ist es eisig“, brummte Sirius. Remus musterte jedoch die Farben des Schals und war sich ganz sicher, dass der wahre Grund für Sirius‘ Kleiderwahl nicht die Temperatur war. Sie packten nebeneinanderstehend den Kram ein, den sie während der Zugfahrt benutzt hatten, und Sirius‘ Hand streifte auffällig oft Remus‘, wann immer sie nach etwas griffen, das auf der Sitzbank lag. Das Ziehen in Remus‘ Brust wurde stärker.

Als der Zug endlich hielt, schleppten die vier ihre Koffer auf den Bahnsteig hinaus. Dort herrschte das heillose Durcheinander von Schülern, Eltern, Tieren und Koffern. Doch nach einigem Umschauen entdeckten sie zunächst Peters Mutter, eine kleine hutzelige Hexe, die eine Art Halstuch trug, das Remus an ein Babylätzchen erinnerte. Peter winkte und dackelte mit ihr davon, offenbar zu beschämt, sich noch richtig zu verabschieden. Dann tauchten Mr. und Mrs. Potter in der Menge auf, zwei bereits ältere Herrschaften, die ihren Sohn und Sirius, den sie schon häufiger gesehen hatten, fest in die Arme schlossen. Dann begrüßten sie auch Remus freundlich.

„Bist du so weit, James?“, fragte Mr. Potter, und James umarmte sowohl Sirius als auch Remus lässig, bevor er mit seinen Eltern durch die Absperrung Richtung Bahnhof verschwand.

„Wo sind deine Eltern?“, fragte Remus. Die letzten Jahre war er häufig der Erste gewesen, der sich von den anderen getrennt hatte, denn seine Eltern waren eigentlich immer darauf bedacht, möglichst unauffällig und schnell von öffentlichen Orten zu verschwinden. Heute schienen sie sich ausnahmsweise Zeit zu lassen und das kam Remus gelegen.

„Meine Eltern kommen nicht“, prustete Sirius bei der Vorstellung. „Aber da ist Kreacher.“

Remus entglitten die Gesichtszüge, als er einen gebrechlich wirkenden Hauselfen entdeckte. Er war klein wie alle Hauselfen, aber hatte eine faltige Schweinenase und weißes Haar spross aus seinen Fledermausohren. Neben ihm stand mit unbeweglicher Miene bereits Regulus Black mit seinem Koffer. Als sie näherkamen, schaute er sich plötzlich interessiert den Fahrplan an der Wand an.

„Beeilung, Meister Sirius“, krächzte Kreacher ungeduldig, als sie nähertraten. Remus und Sirius würdigten Regulus keines Blickes. „Kreachers Herrin wartet bereits auf ihre Söhne.“

„Kann ich mir vorstellen“, höhnte Sirius kalt. „Sitzt auf ihrem knochigen Hintern und kann es kaum erwarten, jemanden zum Quälen ins Haus zu holen.“

„Meister Sirius ist ein undankbares Balg…“, murmelte Kreacher vernehmbar und Remus musterte Sirius, der eine Grimasse zog. Er richtete seinen Gryffindor-Schal, dann standen sie unschlüssig voreinander.

„Ich… werd‘ dann mal gehen.“ Sirius zögerte, dann nahm er Remus in den Arm und drückte ihn fest an sich. Es war nur ein kurzer Moment, aber für Remus fühlte er sich bedeutsam an. Remus drückte Sirius zurück und lehnte kurz seine Wange gegen dessen Schulter, schloss die Augen und nahm sich fest vor, das Gefühl und den Duft von Sirius‘ Haaren in sein Gedächtnis einzuschreiben. Er hätte ihn viel zu gerne geküsst.

„Schreibst du mir?“, flüsterte Remus stattdessen.

„Natürlich. Wie soll ich das sonst aushalten?“, flüsterte Sirius drängend zurück und presste seine Schläfe gegen Remus‘, wie ein Hund, der seine Schnauze rieb.

„Wir sehen uns bald.“

„Bald.“

Dann ließen sie sich los und mit einem unheimlichen Gefühl des Hungers sah Remus zu, wie Sirius Kreacher und Regulus hinterhertrottete. Kurz, bevor er durch die Absperrung trat, drehte Sirius sich noch einmal mit wehendem Gryffindor-Schal um, lächelte Remus an und reckte beide Daumen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hiermit findet unsere Geschichte ein "erstes" Ende. Und ein, ich würde mal sagen, einigermaßen Gutes. <3
Nur wer Herzschmerz mag, liest jetzt noch weiter ;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Centranthusalba
2023-11-15T17:06:28+00:00 15.11.2023 18:06
Ja wie??? Ende?! 🤯
Nix Ende hier! Dadadada ist noch gar nichts zu Ende. Meinetwegen noch Herzschmerz (mit einem Happy End hatte ich eh nicht gerechnet).
Mich wirst du nicht los! 😁


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