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Weihnachtsgrüße übers Ouija-Brett

von

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Es ist tiefste Nacht. Der Mond steht hoch am Himmel. Alles ist still. Doch die Dunkelheit hat sich jemand zu Nutze gemacht. Fünf Schatten huschen über den leeren Platz und verschaffen sich über ein nur angelehntes Fenster Zugang zum Gebäude.

„Erklärt mir nochmal, warum wir nachts ins Schulgebäude einbrechen“, sagt Chuuya, während Dan das Fenster vorsichtig hinter ihnen schließt.

Ango legt einen Arm um Chuuyas Schultern. „Na, weil das lustig wird“, raunt er ihm ins Ohr.

„Ich weiß nicht. Was ist, wenn wir wirklich einen Geist beschwören?“, fragt Dazai, während er sich ängstlich in den leeren Schulfluren umsieht.

„Aber genau darum geht es doch. Wir wollen doch mit einem Geist sprechen“, meint Ango.

Chuuya hat seinen Arm mittlerweile abgeschüttelt und späht ebenfalls die Schulflure entlang. Auch wenn um diese Zeit keiner außer ihnen hier sein sollte, ist er doch lieber vorsichtig. Gerade befinden sie sich auf dem Weg zum Okkultismus-Club, um das Ouija-Brett zu holen, um dann …

„Wo wollen wir das eigentlich machen?“, fragt Dan, „Es muss ja auch ein Geist in der Nähe sein.“

„Vielleicht ist ja mal jemand vor Langeweile in Shimazaki-senseis Unterricht gestorben“, sagt Dazai.

„Ach komm, Dazai-kun, so schlimm ist er doch gar nicht“, meint Oda.

Oda ist der einzige neben Ango (aber der zählt nicht, da er sich grundlegend nicht um Regeln schert), der nicht das kleinste bisschen beunruhigt über ihr Hiersein scheint und im Hopserlauf fröhlich durch die Gänge läuft.

„Außerdem“, fügt Oda an, „habe ich mal gehört, dass jemand auf der Theaterbühne gestorben sein soll, als eine Aufhängung für eines der Bühnenbilder kaputt gegangen ist. Es soll Mord gewesen sein, aber der Täter wurde nie gefunden.“

Chuuya kann sich das Kichern nur schwer verkneifen, als er Dazais absolut panischen Gesichtsausdruck sieht, stattdessen meint er mit ruhiger Stimme, auf die er in diesem Moment sehr stolz ist: „Stimmt, und es heißt, dass sein Geist jeden töten würde, der auch nur annähernd so aussieht, wie sein Mörder. Hier wisst schon: kurze, rote Haare, goldene Augen, …“

Dazai fiept erschrocken auf und klammert sich an Dan fest. Jetzt kann Chuuya sein Lachen nicht mehr zurückhalten (auch wenn er versucht es leise zu halten).

„Du glaubst aber auch wirklich alles, Pfirsichblüte. Da könnte ich mir glatt Sorgen machen, wenn es nicht so viel Spaß machen würde das auszunutzen.“

„Hey, wie gemein!“ Dazai schmollt und Dan tätschelt ihm den Kopf.

„Aber das klärt immer noch nicht, wo wir mit dem Brett hinwollen“, sagt Oda.

„Wir gehen in die Bibliothek“, erklärt Ango.

„Huh? Warum dahin?“, fragt Oda.

„Weil …“ Ango kramt in seiner Hosentasche, bis er eine Büroklammer zum Vorschein bringt, und biegt sie auseinander. „… da mal vor vielen, vielen Jahren ein Massaker stattgefunden haben soll.“

„Was?!“, fiept Dazai erneut und klammert sich nur noch mehr an Dan.

Doch er ist nicht der einzige, der von dieser Aussage beunruhigt ist: Oda und Dan werfen sich bestürzte Blicke zu und Chuuya beißt auf seiner Unterlippe herum. Ango bekommt davon allerdings nichts mit, da er nun damit beschäftigt ist, die Tür zum Okkultismus-Club zu knacken.

„Oh ja. Das soll noch gewesen sein, als das hier nur eine Bibliothek war. Danach stand es lange Zeit leer, bis die Regierung entschieden hat eine Schule daraus zu machen“, erklärt Ango in aller Seelenruhe, „Es gab nämlich eigentlich gar keine wirklichen Beweise dafür, denn statt Blut, waren überall große Lachen aus Tinte. Die Bücher waren von schwarzem Schleim bedeckt und die Tische und Stühle nur noch Trümmerhaufen. Es gab auch Kampfspuren in dem Holz der Bücherregale und auf den Bodendielen, von Messern oder so etwas.“ Eine kurze Pause, dann: „Geschafft!“ Ango zieht die Büroklammer wieder aus dem Schloss und öffnet die Tür. „Bin gleich wieder da“, sagt er und lässt die anderen erstarrt zurück.

„Dass ist auch nur ausgedacht, oder? So wie Chuuya sich das mit dem Mörder ausgedacht hat?“, fragt Dazai vorsichtig.

„Sicher, sicher“, erwidert Dan, doch seine Stimme zittert.
 

Kurz darauf ist Ango wieder da, mit dem Ouija-Brett unter seinem Arm geklemmt. „Huh! Was ist denn mit euch los?“

„Was mit uns los ist? Ist das dein verdammter Ernst?“, zischt Chuuya.

Ango grinst breit und Chuuya geht nur nicht auf ihn los, weil Oda sich schon in Erwartung dessen hinter ihn gestellt hat und ihn nun festhält, doch seine Tirade an Schimpfworten hält das auch nicht auf.

Ango grinst dadurch nur noch mehr und: „Hat Chibi etwa Angst?“, was nur eine weitere Tirade an Beleidigungen und noch mehr Anstrengung von Oda nach sich folgen lässt.
 

„Den Rest mal beiseite. Das hast du dir doch wirklich nur ausgedacht, richtig?“, fragt Dan nach, als Chuuya sich endlich beruhigt hat und sie sich auf den Weg Richtung Bibliothek machen.

Ango zuckt mit den Schultern. „Die Geschichte gibt es, wenn man ein bisschen sucht. Keine Ahnung, ob sie wahr ist, aber …“ Er hebt das Ouija-Brett etwas an. „… das werden wir jetzt ja herausfinden.“

„Was weißt du sonst noch davon?“, fragt Oda.

„Nicht viel mehr, als ich euch erzählt habe.“ Ango überlegt kurz. „Da gibt es noch diese Sache mit der Katze.“

„Was für eine Katze?“, fragt Dazai nach.

„Es heißt, da gab es diese Katze, die durch das Gebäude gewandert ist, auf der Suche nach ihren früheren Besitzern.“

„Sagt mal“, Oda legt seinen Kopf schief, „gibt es da nicht diese Streunerkatze, die auf dem Schulgelände unterwegs sein soll?“

„Stimmt, die Schulkatze“, pflichtet ihm Dan bei.

„Ob das wohl die Katze aus der Geschichte ist?“, fragt Ango sich.

Dieses Mal tut Dazai Chuuya leid. Mit jedem Satz ist er immer blasser geworden und wenn Chuuya ehrlich ist, macht ihm diese Geschichte auch ein wenig Angst. „Das ist doch Blödsinn“, sagt er deshalb, „Katzen werden nicht so alt.“

„Hm. Wie alt ist die Schule denn?“, fragt Oda.

„50 Jahre oder sowas? War da nicht letztens ein Jubiläum oder so?“, meint Dan.

Chuuya entscheidet das genau da abzubrechen. „Auf jeden Fall älter als eine Katze werden kann.“

„Außer es ist eine Geisterkatze oder vielleicht sogar eine Monsterkatze“, wirft Ango ein.

Chuuya stöhnt. „Können wir das lassen? Ich habe auf diese Diskussion keine Nerven mehr.“

„Klar, Chibi.“

Chuuya knurrt, aber er beschließt es dabei zu belassen.
 

Die Tür zur Bibliothek zu knacken war ein wenig schwieriger, da es für einen dicken Schlüssel gedacht ist, aber am Ende bekommt Ango sie trotzdem offen und sie machen es sich an einem der langen Tische bequem (nun, so bequem, wie man es sich auf Holzstühlen ohne Polsterung machen kann) und Ango baut das Ouija-Brett auf. Oda holt derweil aus Angos Tasche eine Flasche Sake und fünf Trinkschalen hervor und gießt ihnen allen ein.

„Ich frage mich immer wieder, wo du das herkriegst“, meint Chuuya.

Ango grinst. „Ich habe meine Mittel und Wege.“ Er legt den Zeiger in die Mitte des Bretts, lässt sich auf den Stuhl hinter ihm fallen und nimmt sich seine Schale. „Also auf fröhliche Geister.“

„Ähä“, gibt Chuuya von sich, doch er hebt wie alle anderen auch seine Schale und trinkt etwas von dem Sake, ihm ist es lieber bei dem ganzen hier einen halbwegs klaren Kopf zu behalten, damit Ango keine Spielchen mit ihm treiben kann.

„Und jetzt?“, fragt Oda.

„Alle einen Finger auf den Zeiger und dann warten“, erwidert Ango und legt bereits vor. Die anderen folgen nicht lange nach ihm.

„Oh, Geister erhöret uns.“ Chuuya verdreht seine Augen bei Angos Theatralik. „Wir bitten euch, sprecht mit uns.“

Erstmal passiert gar nichts (nicht, dass Chuuya etwas anderes erwartet hätte). Chuuya und Ango lassen ihre Blicke fest auf den Zeiger gerichtet (aber wohl aus verschiedenen Gründen), während die anderen ein wenig durch den Raum blicken. Dann bewegt sich der Zeiger zu dem Feld „Hallo“. Chuuya beeindruckt das noch nicht sonderlich.

„Oh, Geist. Wir freuen uns, dass Ihr mit uns sprechen möchtet. Könnt Ihr uns Euren Namen verraten?“ (Chuuya hofft wirklich sehr, dass Ango nicht die ganze Zeit in dieser Sprechweise weitermacht.)

Es dauert wieder einen Moment, dann bewegt sich der Zeiger, erst zum A, dann zum N (Chuuya hat jetzt schon eine Ahnung, was der Name ergeben wird), als nächstes zum G und schließlich zum O, dort bleibt der Zeiger dann stehen.

„Okay, lustig. Wer war das jetzt?“, fragt Chuuya.

Ango hebt abwehrend seinen freien Arm und „Ich war’s nicht“, auch Oda und Dan verneinen und Dazai muss man nur ansehen, um zu wissen, dass er es ganz bestimmt nicht war.

„Vielleicht warst du es ja, Chibi.“

Chuuya verdreht seine Augen. „Und hätte mir deinen Namen ausgesucht, klar.“

„Da ist was dran“, meint Oda, „Also ich vertraue gerade nur Dazai-kun und Chuuya-kun und Dan-kun ein wenig.“

„Dann überlassen wir die nächste Frage doch den beiden. Mir geht es nämlich genauso“, pflichtet ihm Dan bei.

Ango, Dan und Oda nehmen alle ihre Finger vom Zeiger und sehen Chuyua und Dazai erwartungsvoll an.

„Uh…“ Chuuya überlegt. „Bist du der einzige Geist hier?“, fragt er dann.

Wieder bewegt sich der Zeiger erst nach einem Moment und bleibt dann bei „Nein“ stehen.

„Also gibt es hier noch mehr Geister?“

Der Zeiger bewegt sich zu „Ja“.

„Wie viele?“

14

„Mit dir?“

Ja

Chuuya sieht zu den anderen, dann nimmt er seinen Finger vom Zeiger und hebt auch Dazais weg davon.

„Okay. Was ist das hier? Ich habe den Zeiger definitiv nicht bewegt.“

„Ich auch nicht“, sagt Dazai, aber bei ihm reicht Chuuya auch ein Blick, um das zu wissen, so blass, wie er mittlerweile ist.

„Also ist es wohl wirklich ein Geist“, meint Oda.

„Mit Angos Namen?“, fragt Dan.

„Der Name ist zwar eher selten, aber vielleicht gab es früher mal jemanden, der so hieß. Möglich wär’s.“

„Lasst uns doch erstmal weitermachen, den Rest können wir ja noch später klären“, meint Ango und legt seinen Finger bereits wieder auf den Zeiger. Die anderen machen es ihnen nach einigem Zögern nach.

„Wie bist du gestorben?“, fragt er.

Schatten

„Wie können einen Schatten umbringen?“, fragt sich Dazai laut.

Ouija

„Was soll das denn jetzt bedeuten?“, fragt Oda.

„Ich habe keine Ahnung“, erwidert Ango.

Der Zeiger bewegt sich wieder. Schwarzer Schleim

„Schwarzer Schleim? So wie in deiner Geschichte?“, fragt Oda.

Ango zuckt hilflos mit den Schultern.

Einer Eingebung folgend fragt Chuuya: „Was ist mit der Katze?“

Vizedirektor

„Vi-“ Doch da bewegt sich der Zeiger schon wieder. Alchemist. Nach einer kurzen Pause dann: Beschützen

„Beschützen? Wenn solltet ihr beschützen? Die Katze?“

„Vielleicht sollte die Katze sie beschützen.“

„Aber eine Katze kann doch niemanden beschützen.“

„Vielleicht soll ja der Alchemist die Katze beschützen?

„Der Alchemist könnte auch sie beschützen sollen.“

„Leute?“ Die vier sind so in ihre Diskussionen vertieft, dass nur Dazai mitbekommt, wie sich der Zeiger wieder anfängt zu bewegen.

Dieses Mal sind es mehrere Wörter in schnellerer Abfolge (mit dem ersten Wort merken dann aber auch die anderen, was vor sich geht): Kristall. Blau. Alchemist. Beschwören. Zahnräder. Finden. Seelen. Versiegelt. Traum. Hier.

Der Zeiger bleibt schließlich dem letzten genutzten Buchstaben stehen. Ango starrt das Ouija-Brett an. „Dann bekommen wir wohl doch keinen Besuch von den Geistern der Weihnacht.“
 

Mit einem Mal tritt schwarzer Schleim aus der Mitte des Ouija-Bretts aus. Sie alle weichen zurück. Stühle fallen polternd zu Boden.

Odas Augen weiten sich. „Die Bücher!“

Auch über den Büchern breitet sich der schwarze Schleim aus und bahnt sich seinen Weg nach unten. Dazai klammert sich wieder an Dan fest.

„Weg hier!“

Sie rennen Richtung Tür. Schattenhafte Gestalten stellen sich ihnen in den Weg. Es klirrt. Metall auf Metall. Metall auf Holz. Schweres Atmen und schnelle Schritte. Schreie, deren Inhalt sie nicht verstehen können. Es wird immer dunkler. Am Fenster huscht eine Katze vorbei, doch das bemerken sie gar nicht.
 

Im nächsten Moment ist alles wieder hell. Die Geräusche von plappernden Schülern dringen durch die Tür zu ihnen durch. Ein ganz normaler Schultag. Für einen Moment sind sie alle stocksteif, dann beginnen sie sich umzusehen.

„Was… Was ist gerade passiert?“, fragt Oda.

„Scheint, als hätten wir doch Besuch von den Geistern der Weihnacht bekommen“, sagt Ango und grinst. Chuuya verdreht seine Augen. Natürlich grinst er, was auch sonst.

„Was?“, fiept Dazai.

Ango sieht zu dem Tisch herüber, an dem sie gerade noch gesessen haben. Das Ouija-Brett ist verschwunden, genauso wie der schwarze Schleim. „Sie haben uns eine Erinnerung aus der Vergangenheit gezeigt. Die Geschichte ist also wirklich wahr.“

„Also glauben wir das?“, fragt Oda.

Chuuya schnaubt. „Nach dem, was gerade passiert ist?“

Ango nickt. „Gerade war noch Nacht, jetzt ist Tag. Irgendwas muss hier lossein.“
 

„Heh, Dan. Geht’s dir gut?“, fragt plötzlich Dazai.

„Ja, alles gut“, erwidert Dan und tätschelt geistesabwesend Dazais Kopf, „Ich frage mich nur …?

„Ja…?“, hakt Ango nach, als nichts mehr kommt.

„Wir haben etwa 20 Schüler in unserer Klasse, aber von wie vielen von ihnen kennt ihr den Namen?“

„Was soll die Frage?“, will Chuuya wissen.

„Beantwortet sie einfach. Neben uns, wie viele kennt ihr noch aus unserer Klasse?“

„Da sind Hagiwara-kun und Muroo-kun“, beginnt Oda.

„Und Hori“, ergänzt Dazai.

„Und dann … häh? Hagiwara, Muroo, Hori und …“

„Was ist mit Lehrern?“, fragt Dan weiter.

„Musha-sensei, Tokuda-sensei“, beginnt Dazai.

„Shimazaki-sensei, Shiga-sensei“, führt Oda fort.

„Kume-sensei, Kikuchi-sensei“, macht Chuuya weiter.

Ango öffnet seinen Mund, doch schließt ihn wieder, nur um hin dann doch wieder zu öffnen: „Das kann doch nicht wahr sein, wir müssten viel mehr Lehrer haben.“

Dan schmunzelt. „Habt ihr mitgezählt?“

„Was?“

„Mit uns sind es 14 Personen.“

Chuuyas Augen weiten sich. „So viele wie uns auch der Geist gesagt hat.“

„Ganz genau.“

„Und was heißt das jetzt?, fragt Dazai.

„Ist doch klar“, sagt Ango und schnippt mit den Fingern.

„Ist es das?“, murmelt Chuuya.

„Wir finden die Zahnräder!“

„Natürlich tun wir das“, stöhnt Chuuya.
 

Es war Angos Idee gewesen, auch Hagiwara, Saisei und Hori in ihre Suche miteinzubeziehen, die Lehrer wollen sie erst einmal außen vorlassen. Ihnen zu erklären, was los ist, war dann aber nochmal etwas ganz anderes. Doch irgendwie haben sie es geschafft und suchen nun in jeder freien Minute (wovon es ziemlich viele gibt, obwohl sie eigentlich Schule haben müssten) nach den Zahnrädern, von denen der Geist gesprochen hat. Es dauert, aber dann halten sie endlich ein Zahnrad in Händen, aber …

„Was machen wir jetzt damit?“, fragt Hori, während Saisei das Zahnrad zu allen Seiten dreht und eingängig betrachtet.

„Wir müssen es dem Geist der Gegenwart geben“, sagt Ango.

Chuuya stöhnt. „Fang nicht wieder mit diesem Blödsinn an.“

„W…Was für ein G…G… Geist?“, fragt Hagiwara.

„Die Geister der Weihnacht natürlich“, erklärt Ango, „Den Geist der Vergangenheit hatten wir schon. Also ist jetzt der Geist der Gegenwart dran.“

Chuuya verdreht seine Augen. „Und wer soll das deiner Meinung nach sein?“

„Die Katze natürlich!“

„Was denn jetzt für eine Katze?“

„Die Schulkatze, Chibi. Ist doch klar!“

Chuuya würde ihm gerade so gerne eine reinhauen, aber … „Natürlich, klar, was auch sonst.“ Und wieder verdreht Chuuya seine Augen.
 

Die Katze zu finden ist einfach. Sie müssen dazu nur auf den Hof hinaus und in eine etwas abgelegenere Ecke und schon taucht sie von ganz allein auf.

„Ihr habt es also endlich geschafft.“

Hagiwara, Hori und Dazai machen einen Satz nach hinten.

„Die Katze spricht“, sagt Oda verdattert.

Ango grinst dagegen nur, so als hätte er das bereits erwartet. „Natürlich muss der Geist der Gegenwart sprechen“, meint er.

Die Katze seufzt. „Ich bin der Vizedirektor und kein Geist. Wobei … in gewisser Weise bin ich das wohl doch. Immerhin ist dies nicht mein echter Körper, sondern nur ein Abbild, damit ich mit euch Kontakt aufnehmen kann.“

„Okay, und was ist das hier?“, fragt Oda.

„Das ist schwer zu erklären. Man könnte es als eine Art Traumwelt ansehen, in der eure Seelen gefangen sind. Um euch zurückzuholen, benötigen wir die Zahnräder.“

„Also ist das hier alles nicht echt?“, fragt Hori.

„Ja, das ist richtig.“

„Aber es fühlt sich alles so echt an“, meint Hagiwara.

„Das soll auch so sein, damit ihr nicht versucht zurückzukommen. Es hat lange gedauert überhaupt einen Weg zu finden mit euch Kontakt aufzunehmen.“

„Was ist mit den Geist, mit dem wir gesprochen haben?“, fragt Dan.

„Bei dem Geist handelt es sich eine Art Echo, das wir durch die Erinnerungen in den Zahnrädern entstehen lassen haben.“
 

„Dieses Gerede ist ja alles schön und gut, aber wie geht es jetzt weiter?“, fragt Chuuya.

„Ihr sucht weiter nach den Zahnrädern und bringt sie mir. Ich bringe sie dann hinüber in die reale Welt, von wo aus wir versuchen werden euch zurückzuholen.“

„Alles klar!“ Saisei hält dem Vizedirektor das Zahnrad hin.

Vorsichtig nimmt dieser es ins Maul. „Bis zum nächsten Mal“, bringt dieser zwischen dem Zahnrad hervor, dann ist der Vizedirektor mitsamt dem Zahnrad verschwunden.

Sie sehen sich an.

„Das ist doch mal was“, meint Saisei.
 

Sie suchen weiter und drehen dabei die ganze Bibliothek auf den Kopf. Dass das irgendwann die Aufmerksamkeit der Lehrer auf sich ziehen würde, war da von Anfang an klar. Dass es allerdings so einfach sein würde, sie zu überzeugen mitzumachen, hätten sie nicht gedacht. Zahnrad um Zahnrad finden sie und irgendwann beginnen sie weniger zu werden.

„Scheint als hätten sie herausgefunden, wie sie uns zurückholen können“, kommentiert Saisei zwischendrin.
 

Nach einiger Zeit sind es nur noch Hori, Chuuya, Kume und Dazai. Doch obwohl sie sich sicher sind, dass sie mittlerweile alles in der Bibliothek abgesucht haben, bleiben die letzten vier Zahnräder verschwunden.

„Wir haben bereits vermutet, dass eure Zahnräder schwieriger zu finden sein werden“, erklärt der Vizedirektor, als sie ihn danach fragen, „Vielleicht sehen sie nicht einmal aus wie Zahnräder. Lasst euch am besten von euren Gefühlen leiten. Da in den Zahnrädern eure Seelen enthalten sind, müsstet ihr eine Verbindung mit ihnen haben.“
 

Mit dieser Anweisung haben sie gesucht, sind aber immer noch nicht fündig geworden. Nach einem weiteren erfolglosen Versuch ihre Zahnräder zu finden, sitzen sie nun im Kreis auf dem Boden der Bibliothek zusammen.

„Das ist doch Mist“, meint Chuuya.

Dazai nickt zustimmend.

„Der Geist der Zukunft“, murmelt Hori.

„Huh? Was ist los?“

„Der Geist der Zukunft“, wiederholt Hori lauter, „Ango-san hatte doch von den Geistern der Weihnacht geredet. Auch wenn es keine richtigen Geister sind, aber …“ Hori lässt den Rest des Satzes im Nichts verklingen.

„Hm… Angos Geist der Vergangenheit war dieses Versions-irgendwas, die wir während … Oh.“

„Alles in Ordnung, Chuuya?“, fragt Dazai.

Chuuya rappelt sich auf. „Wir brauchen das Ouija-Brett. Damit können wir … Die Katze hatte doch gesagt, dass dieser Geist, mit dem wir gesprochen haben, von dem … auf jeden Fall irgendwie von den Zahnrädern gemacht wurde.“

Kume erhebt sich ebenfalls. „Dann können wir uns davon leiten lassen.“

„Wir könnten es auch mit Gläserrücken probieren“, meint Hori, auch er steht mittlerweile, „oder Stühlerücken vielleicht.“

Chuuya grinst. „Ich hol das Brett, ihr sucht Gläser, Stühle haben wir hier genug. Dann treffen wir uns wieder hier.“

„Du solltest jemanden mitnehmen, finde ich. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn wir nicht allein bleiben“, meint Kume.

„Von mir aus. Dazai, komm.“
 

Es hilft tatsächlich, aber dennoch geht es nur sehr langsam voran. Irgendwann haben sie sich auch noch ein Pendel gebastelt. Sie kommunizieren auf jede erdenkliche Weise mit den Geistern und dann irgendwann haben sie es geschafft und halten auch die letzten Zahnräder in Händen. Nachdem sie diese an den Vizedirektor übergeben haben, dauert es nicht mehr lange, bis sie ein gleißendes Licht umgibt und die Welt um sie herum zerfällt. Als sie wieder sehen können, stehen sie in einem Art Büro.

„Willkommen zurück.“ Auf dem Schreibtisch neben einem blauen Kristall sitzt der Vizedirektor.

„Ihr habt ja lange genug gebraucht“, meint Ango und grinst.

Zusammen mit allen anderen steht er im Raum. Da sind aber auch neue Gesichter.

„Huh?“

„Während unserer Abwesenheit, hat sich hier einiges verändert“, erklärt Kikuchi.

„Vor allem können wir jetzt die Bibliothek verlassen“, fügt Musha an, „Die Bibliothek hat mehr Mitarbeiter und neue Autoren wurden beschworen.“

„Nun aufgrund der neuen Situation blieben Veränderungen nicht aus und ohne euch brauchten wir weitere Autoren, um gegen die Verwitterten vorgehen zu können“, erklärt der Vizedirektor, „Die Bibliothek befindet sich nun in Japan und wurde der Regierung unterstellt. Sie ist damit nun öffentlich zugänglich.“ Der Vizedirektor sieht nach links neben den Schreibtisch. Dort stehen ein Mann und zwei Jugendliche. „Für die Verwaltung der Bibliothek ist Kanchou zuständig, während Ako und Ao zu unserer Unterstützung von der Regierung entsandt wurden. Sie sind alle drei Alchemisten.“

„Und was ist mit unserem Alchemisten? Also…“, fragt Hori.

„Das ist eines der Dinge, die sich bisher nicht verändert haben. Die Interaktion läuft auch weiterhin nur über den Kristall und mich. Sollte sich daran etwas ändern, werden wir es sicherlich bemerken.“

„Was ist eigentlich mit Akutagawa-sensei? Als wir … Er war ja …“

„Das hat zum Glück ein gutes Ende genommen.“

„Es tut mir wirklich leid, dass ich euch schon wieder solche Unannehmlichkeiten bereitet habe.“ Während er spricht, tritt Akutagawa aus dem Schatten eines Regals hervor. Sein linkes Auge sieht wieder normal aus.

„Nun gut. Ruht euch fürs erste aus und macht euch mit den neuen Gegebenheiten vertraut. Wir sprechen später noch einmal“, sagt der Vizedirektor.

Dazai, Chuuya, Kume und Hori sehen sich an. Oh ja. Das werden sie definitiv machen.



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