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One Perfect Week

Perfect World Shipping Week 2024
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Inhalt: Flordelis kehrt nach Kalos zurück, um jemand Bestimmtes zu treffen.

Zeitpunkt: Nach den Ereignissen in den Spielen, Flordelis hat überlebt. Komplett anzeigen

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Tag 7: Wiedervereinigung


 

Zum gefühlt hundertsten Mal hob Flordelis die Hand, nur um nach einer Denksekunde erneut seinen Mut zu verlieren und sie wieder sinken zu lassen. Dann verfluchte er sich jedes Mal aufs Neue. Er war extra hierhergekommen, um Platan zu sehen – und nun traute er sich nicht einmal, an seiner Tür zu klingeln. Wie erbärmlich war das denn?

Er hatte sich so sehr darauf gefreut, Platan wiederzusehen, sein lächelndes Gesicht, wenn er ihm versicherte, dass er sich keine Sorgen machen müsste … dieser Gedanke hatte ihm in so vielen furchtbaren Momenten wieder Mut und Hoffnung gegeben.

Aber vielleicht wollte Platan ihn gar nicht sehen. Möglicherweise war er froh, dass Flordelis nicht mehr da war.

In diesem Fall, so traurig er auch wäre, sollte Flordelis das respektieren und ihn am besten gar nicht wieder mit seiner Anwesenheit belästigen und alte Dinge aufwühlen, die besser ruhen sollten. Seine eigenen Gefühle und Wünsche waren hier zweitrangig.

Deswegen wandte er sich schweren Herzens von der Tür ab – nur um wie elektrisiert stehenzubleiben und mit geweiteten Augen die Person vor sich anzusehen, die wohl gerade auf dem Heimweg war.

»Flordelis?« Platans ungläubige Stimme klang selbst jetzt noch wie eine wunderschöne Melodie, sobald sie seinen Namen sagte, perfekt unterstrichen von seinen grauen Augen, die noch nicht verrieten, ob die Überraschung gut oder schlecht war.

Flordelis brachte ein Lächeln zustande, hoffend, dass sein Gegenüber sich damit auch eher freuen würde. »Bonjour, Platan. Es tut mir leid, dass ich unangekündigt vor deiner Tür stehe.«

Er schien immer noch nicht zu wissen, ob er sich freuen – oder es auch nur glauben – sollte. Schweigend kam er auf Flordelis zu und blieb direkt vor ihm wieder stehen.

»Wahrscheinlich«, begann Flordelis, »fragst du dich, was ich hier eigentlich mache und wie ich hier sein kann. Ich würde dir- Was tust du da?!«

Statt ihm zuzuhören hatte Platan die Hände ausgestreckt, betastete seine Brust, seine Arme und schließlich auch sein Gesicht, das Flordelis sofort verzog. »Was soll das?«

»Du bist wirklich hier«, hauchte Platan. »Flordelis … du lebst ...«

»Ja, das sage ich doch.«

Er sah Flordelis immer noch ungläubig an, als er die Hände wieder sinken ließ. »Das ist kein Traum, oder? Wie kann das sein?«

»Das will ich dir eigentlich gerade erklären, falls du mir-«

Wieder unterbrach Platan ihn, diesmal aber damit, dass er unvermittelt die Arme um ihn schlang und sich mit zuckenden Schultern an ihn drückte. Weinte er gerade? Das war jedenfalls keine Reaktion, die er sich vorgestellt hatte, dabei war von übermäßiger Freude bis blindem Zorn so ziemlich alles dabei gewesen, sogar Gleichgültigkeit. Wieder einmal hatte Platan ihn überrascht.

In einem kläglichen Versuch ihn zu trösten, legte Flordelis seine eigenen Arme um ihn. In so etwas war er nicht wirklich gut, wie ihm wieder einmal bewusst wurde.

Aber glücklicherweise schien Platan das auch nicht zu benötigen, jedenfalls erklang nach wenigen Sekunden seine gedämpfte Stimme: »Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen.«

»Es tut mir leid«, sagte Flordelis. »Ich wollte dir keine Sorgen bereiten.«

Wie heuchlerisch. Eigentlich hatte er noch wesentlich schlimmere Dinge tun wollen, Platan wäre sogar fast eines seiner unzähligen Opfer geworden. Dennoch weinte sein Freund nun für ihn. Warum war dieser Mann so gut zu ihm?

Plötzlich löste Platan sich von ihm. In seinen grauen Augen glitzerten noch die letzten Tränen, wodurch sie noch hübscher aussahen als sonst. Wie hatte Flordelis je auch nur daran denken können, dass es ohne diese Augen eine Welt der Schönheit geben könnte?

»Bleibst du jetzt hier?«, fragte Platan mit dieser schönen Stimme, die Flordelis so lange vermisst hatte. »Du wirst nicht wieder gehen, oder?«

Im Grunde hatte Flordelis ihn nur kurz treffen wollen, um sich zu vergewissern, dass es Platan gut ging; vielleicht auch noch, um sein Ego zu streicheln, sobald er bemerkte, dass er trotz aller Widrigkeiten vermisst wurde – oder um sich jede noch so kleine Hoffnung für ein Aufleben der Freundschaft aus dem Kopf schlagen, wenn sich zeigte, dass Platan ihm gerechtfertigterweise alles nachtrug, was Flordelis geplant hatte.

Jedenfalls war eigentlich gedacht gewesen, dass er nur kurz blieb. Aber ein Blick in diese Augen und ein Satz dieser wundervollen Stimme genügte, um seinen Entschluss ins Wanken zu bringen.

Er lächelte Platan zuversichtlich an. »Natürlich bleibe ich. So lange du willst.«

Darauf begannen die Augen seines Freundes zu leuchten, direkt danach schloss sich auch der Rest seines Gesichts an, bis er Flordelis so ansah, als hätte dieser ihm gerade die ganze Welt geschenkt.

»Wundervoll~«, sagte Platan. Er löste sich von Flordelis und ergriff dann gleich eine seiner Hände, um ihn mit sich zu ziehen. »Dann lass uns reingehen. Ich muss dir so viel erzählen! Und du hast bestimmt auch viel zu erzählen! Oh, und du musst den neuen Kaffee probieren, den ich gekauft habe! Du wirst ihn bestimmt lieben, er kommt aus der Hoenn-Region und wurde mir von einem Kollegen empfohlen. Lass mich dir schon mal den Geschmack beschreiben.«

Und so erzählte er tatsächlich bereits ausführlich und begeistert von dem Kaffee, während er gleichzeitig nach seinem Schlüssel suchte, um seine Tür aufzuschließen. Dabei warf er immer wieder einen kurzen Blick zu Flordelis, als wolle er sichergehen, dass dieser weiterhin da war. Flordelis hatte nicht vor, sich von ihm zu entfernen, deswegen lächelte er ihm weiterhin zu, während er der Beschreibung lauschte.

Platan war immer noch derselbe wie früher – und er trug ihm nichts nach, hatte ihm nicht einmal eine Frage zu seinen Plänen oder seinem Überleben gestellt. Die Erleichterung in Flordelis' Inneren war unbeschreiblich groß. Er hätte ihm Rede und Antwort gestanden, wenn es notwendig gewesen wäre, aber er war froh, dass Platan zumindest jetzt noch nicht darauf bestand.

Als Platan endlich aufgeschlossen hatte, bat er Flordelis mit immer noch begeistertem Gesichtsausdruck, vorauszugehen. Flordelis bedankte sich bei ihm und ging, so arglos wie schon lange nicht mehr, in die Wohnung hinein, um endlich wieder Zeit mit Platan zu verbringen. Das war das einzige, was Flordelis sich im Grunde immer gewünscht hatte. Denn zusammen mit Platan war alles in Ordnung – mit ihm war die Welt immer ein Ort der Schönheit.
 



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