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Norikos Tagebuch

von

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Die ersten Knospen der Liebe

Seufzend räumte ich die Teller ab. Minato und Kushina warfen sich einen Blick zu und ich spürte, dass sie etwas sagen wollten, doch ich kam ihnen zuvor: „Wir sollten mal wieder Gyoza essen, die hatten wir schon eine ganze Weile nicht. Vielleicht kaufe ich nachher dafür ein?"

Kushina zog eine Augenbraue hoch.
 

„Gern", sagte sie. Minato hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

„Sag mal Noriko", begann er und ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Minato zögerte kurz, bevor er weitersprach.

„Ist auf deiner letzten Mission irgendetwas geschehen? Du benimmst dich etwas seltsam, seit deiner Rückkehr."

„Das stimmt doch gar nicht", wehrte ich mich mit hochrotem Kopf. Minato sah mich mit ernstem Blick und vor der Brust verschränkten Armen an.

„Noriko, du kannst mit uns über alles Reden. Wenn irgendjemand dir weh getan hat oder-"

„Minato?", Kushina sah mich mit strahlendem Gesicht an.

„Lässt du uns kurz allein?"
 

Minato wirkte irritiert und rührte sich nicht vom Fleck, bis Kushina ihm schließlich einen Blick zuwarf. „Ich denke, das ist eine Angelegenheit unter Frauen."

„Oh", machte Minato und sprang auf. „Na klar, ich-", ich verstand nicht, was er noch sagte. Etwas verdrossen verließ er das Zimmer und ich begann mit noch immer rotem Gesicht, die Teller zu spülen.
 

„Minato ist einer der klügsten Männer, die ich je kennengelernt habe, aber manchmal ist auch er blind", gluckste Kushina, stellte sich neben mich und schnappte sich ein Geschirrtuch, um das Geschirr zu trocknen.

„Also ... geht es um einen Jungen?", fragte Kushina und das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich.
 

„Ich, ich-", stammelte ich und Kushina grinste breit.

„Oder vielleicht ein Mädchen?" „Ich- was? Nein, ich-"

„Also doch ein Junge!"

Kushina grinste noch breiter. „Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht magst, das ist in Ordnung. Es ist etwas sehr Intimes, sich zu verlieben, da möchte man nicht mit jedem drüber sprechen."
 

„Ich bin gar nicht verliebt!", rief ich und meine Stimme überschlug sich dabei. Kushinas Augen zuckten zu mir und ich hatte das Gefühl, sie amüsierte sich köstlich.

„Du magst es dir vielleicht nicht eingestehen, aber in deinen Augen sehe ich, dass du jemanden magst. Lass es ruhig zu, du wirst erstaunt sein, wie schön es sein kann."

„Das ist einfach zu sagen, wenn man jemanden wie Minato hat", platzte es aus mir heraus und Kushinas Augen wurden groß. Dann lachte sie.
 

„Als ich Minato kennenlernte, konnte ich ihn nicht besonders gut leiden." Ich erstarrte in der Bewegung und sah Kushina mit offener Skepsis an. „Was?", fragte ich etwas zu schroff und Kushina zuckte mit den Achseln.

„Ich kam ähnlich wie du mitten im Schuljahr in die Akademie und traf ihn dort zum ersten Mal. Er war ... na ja, ein richtiger Streber. Das Wunderkind, überall der Beste, der nie versagte. Ich fand ihn ätzend."

Vor meinem inneren Auge sah ich Kakashis Gesicht und schüttelte das Bild sofort ab.
 

„Aber wie kam es, dass du ihn dann doch mochtest?", fragte ich und hing an ihren Lippen.

Kushina hob eine Hand und berührte eine Strähne meines roten Haares. Sie betrachtete sie zwischen ihren Fingern.

„Ich wurde oft für mein rotes Haar gehänselt. Natürlich nie von Minato, er war zu gut, um sich zu so etwas hinreißen zu lassen. Nein, er war stets freundlich und vorbildlich, aber die anderen ... sie nannten mich Tomate. Weil mein rundes Gesicht unter dem roten Haar mich aussehen ließ, wie eine Tomate." Kushina zuckte mit den Schultern.

„Eines Tages wurde ich von ausländischen Ninjas entführt, sie waren hinter mir her, aufgrund meines besonderen Chakras."
 

„Dem Chakra des Uzumaki-Clans?", hauchte ich und Kushina nickte.

„Ich dachte, mein auffälliges Tomatenhaar sei eine gute Spur, für diejenigen, die mich suchen kämen, also riss ich immer wieder Haare heraus und verteilte sie. Nur ein einziger entdeckte diese Spur. Wer könnte es auch anderes sein, also unser Musterschüler?" Kushina schmunzelte. „Minato hat dich gerettet und daraufhin hast du dich in ihn verliebt?", fragte ich erstaunt, doch Kushina schüttelte vehement den Kopf.
 

„Ja er hat mich gerettet, aber das war nicht der Grund, warum ich mich in ihn verliebte. Nachdem er mich fand, nun...", Kushinas Wangen wurden rosa, „Da sagte er, dass er meine Spur gefunden hatte und ich erwiderte, dass mein hässliches Tomatenhaar wohl doch zu etwas gut war. Daraufhin sagte er schlicht, dass er mein Haar schön fand. Aber auch das war nicht der Grund, warum ich mich in ihn verliebte, es war ... nun er sagte: ‚Du bist leidenschaftlich wie ein Feuer, keine andere Haarfarbe würde je zu dir passen, meinst du nicht?' Und na ja ... ab diesem Tag begann ich, mein Haar zu mögen. Ich begann, mich selbst zu mögen. Darum verliebte ich mich in ihn, weil er mir half, mich selbst zu akzeptieren und weil er mich so mochte, wie ich war."

Ich erwiderte Kushinas Lächeln und mein Herz klopfte wild in meiner Brust, als ich die Stimme erhob.
 

„Es gibt da diesen Jungen, der gesagt hat, dass er mich mag", platzte es aus mir heraus und Kushinas Gesicht bekam einen schelmischen Ausdruck.

„Ich hab ihn auch gern, er ist ein guter Freund, aber ich weiß einfach nicht ... ob ich ihn mehr mag, als das und jetzt ist alles komisch zwischen uns." Ein Hauch von Traurigkeit schwemmte durch mein Herz. Der Gedanke, Shisui über den Weg zu laufen, löste etwas Seltsames in mir aus. Es machte mich traurig, ihm aus dem Weg gehen zu wollen, wo er doch einer meiner besten Freunde geworden war.
 

„Woher weiß man denn, ob man in jemanden verliebt ist?", fragte ich. Kushina stellte den Teller weg, den sie eben abgetrocknet hatte, und verschränkte die Arme vor der Brust, die Augen nachdenklich nach oben gerichtet.
 

„Hm, nun, wenn du verliebt bist, dann möchtest du jede freie Minute deiner Zeit mit dieser Person verbringen, zumindest am Anfang. Du möchtest ihn berühren, ihm nahesein und wenn er glücklich ist, erfüllt es dein Herz ebenfalls mit Glück. Wenn er nicht bei dir ist, fehlt er dir so sehr, dass dein Herz schmerzt, genau wie wenn er unglücklich ist."

Ich dachte darüber nach. Wollte ich jede freie Minute mit Shisui verbringen? Ihm immer nahesein? Schmerzte mein Herz, jetzt, wo er nicht bei mir war?

Ich verzog den Mund. All das klang übertrieben für mich.
 

„Und irgendwann, wenn du alt genug bist, wünschst du dir, ihn zu küssen", schloss Kushina nun mit breitem Grinsen und ich merkte erneut Hitze in mir aufsteigen. Wollte ich Shisui küssen?

Der Gedanke ließ mich fast den Teller aus meinen Händen gleiten lassen. Ungelenk fing ich ihn auf und legte ihn auf dem Schrank ab.
 

„Aber es ist vollkommen in Ordnung, all das noch nicht zu wissen Noriko. Du bist erst zwölf und es ist ganz normal, verwirrt zu sein in diesem Alter. So ist das, wenn die ersten Knospen der Liebe erblühen. Wenn du diesen Jungen wirklich magst, wirst du es irgendwann wissen. Lass dir ruhig Zeit. Wenn er dir diese Zeit nicht geben will, dann ist er auch nicht der richtige für dich."

„Shisui würde mich nie drängen", platzte es aus mir heraus und Kushinas Lippen kräuselten sich amüsiert: „Aha, Shisui also!"

„Diese Tomate geht jetzt", rief ich mit hochrotem Kopf und floh aus der Küche in mein Zimmer.
 

-
 

Am nächsten Morgen machte ich mich mit kribbelnden Fingern auf den Weg ins Missionsbüro. Dort würde ich Gai und Shisui treffen, um unsere nächste Mission anzunehmen.

Ich hoffte inständig, dass Gai auch bereits dort war und ich somit nicht mit Shisui allein sein würde. Ein schlechtes Gewissen gesellte sich zu meiner Nervosität und ich stampfte genervt mit dem Fuß auf. Ich hasste all das.
 

„Was ist denn mit dir los?"

Abrupt drehte ich den Kopf zur Seite und erkannte Kakashi, der nur ein kleines Stück neben mir stand. Ich hatte ihn nicht bemerkt.

„Ich, ähm, eine Kakerlake", log ich und Kakashi zog skeptisch die Augenbrauen hoch.

„Wie auch immer. Wir sehen uns heute Abend." Er ging weiter. Ich wollte meinen Weg fortsetzen, als mir der Inhalt seiner Worte bewusst wurde.

„Wieso heute Abend?"
 

Kakashi hob winkend eine Hand ohne sich zu mir umzudrehen. „Minato und ich brechen morgen sehr früh zu einer Mission auf, ich nehme also wieder euer Gästezimmer in Anspruch."

Ich schnaubte, sagte jedoch nichts weiter und setzte meinen Weg fort. Im Missionsbüro fand ich Shisui, der mir nur einen kurzen Blick zuwarf und Gai, der vor mir in die Luft sprang: „Hast du es schon gehört?", rief er freudig. Ich hob ahnungslos die Hände in die Luft. „Was?"

„Unser lieber Shisui hier wurde zum Jonin befördert!"

Ohne darüber nachzudenken warf ich meine Arme um Shisui.

„Shisui! Das ist ja wunderbar! Herzlichen Glückwunsch!"
 

Mit hochrotem Gesicht bedankte er sich bei mir und auch mir wurde nun wieder peinlich bewusst, wie wir zuletzt auseinandergegangen waren.

„Das sollten wir dringend feiern! Lasst uns nachher zusammen essen oder so, bevor wir zu unserer nächsten Mission aufbrechen", schlug Gai vor, der nicht mitzubekommen schien, wie Shisui und ich die Blicke voneinander abwendeten.

„Was ist denn unsere nächste Mission?"
 

Shisui hob eine Schriftrolle in die Höhe: „Wir brechen morgen früh auf. Unsere Mission besteht darin, einen Berater unseres Daimyou auf einer Reise von hier zu einem anderen Stützpunkt zu beschützen."
 

„Hat der Daimyou dafür nicht eigene Elite-Wächter?", fragte ich stutzig.

„Ja schon, aber gerade in Zeiten des Krieges müssen die den Daimyou beschützen und können nicht von seiner Seite weichen", erklärte Shisui nachdenklich.

Während wir weitere Details zu unserer Mission besprachen, verließen wir das Büro und entdeckten vor dem Gebäude keinen Geringeren als Minato, gemeinsam mit Rin und Obito.

„Ich finde das eine gute Idee", sagte Minato gerade und hob den Kopf. Er winkte uns fröhlich zu. Rin drehte sich ebenfalls erfreut zu uns um, nur Obito wirkte verdrossen.

„Herzlichen Glückwunsch, Shisui", rief Rin und Shisuis Wangen liefen rot an. „Danke", sagte er verlegen.
 

„Auch von mir einen herzlichen Glückwunsch", sagte Minato lächelnd und wandte sich dann wieder Rin zu. „Also gut, ihr wisst, wann und wo wir uns treffen. Dann ruht euch heute gut aus, wir werden auf dieser Mission eine Weile unterwegs sein."

„Ja, Minato-Sensei! Könnten Sie mir noch einen Gefallen tun?", sie flüsterte ihm etwas zu und Minato lachte. „Na klar", sagte er und winkte Shisui zu. „Shisui, komm doch bitte mal mit", sagte er und verdutzt folgte Shisui Minato, der ihn von uns weg führte.

Rin beobachtete die beiden, bis sie außer Hörweite waren.
 

„Also folgendes! Ich habe beschlossen, Shisui und Kakashi für ihre Beförderung etwas zu schenken-" „Moment, was?", platzte es aus mir heraus. „Kakashi wurde auch befördert?"

Obito schnaubte genervt, Rin lächelte. „Ja, er und Shisui wurden heute Morgen beide zum Hokage zitiert und zu Jonin befördert. Also, ich habe vorhin schon mit Choza-Sensei gesprochen, er wird auch ein Geschenk für Shisui besorgen und Minato-Sensei etwas für Kakashi. Ich dachte, ihr wollt vielleicht auch mitmachen. Ich habe bereits für beide ein Geschenk besorgt."
 

„Du bist aber schnell", staunte Gai und zeigte ihr seinen Daumen hoch, „ich bin dabei! Ich habe schon Ideen."

Ich kratzte mich am Kinn. „Ja ich denke, das wäre angemessen."

Rin stieß eine Faust in die Luft. „Super!"
 

„Wir brechen allerdings genau wie ihr, morgen früh auf", gab Gai zu bedenken. „Kein Problem. Ich bringe mein Geschenk heute Abend schon bei Shisui vorbei und ihr könnt ihm eure ja morgen früh geben."

„Aber ich werde Kakashi nicht mehr sehen", fiel Gai auf. Ich seufzte und hatte schon jetzt das Gefühl, dass ich es bereuen würde, dennoch sagte ich: „Du kannst es mir mitgeben. Kakashi besetzt heute Nacht wieder unser Gästezimmer", sagte ich Augenrollend und bemerkte, dass Rins Lächeln nun weniger strahlend wirkte.
 

„Dann lass uns schnell hier abhauen, solange Minato-Sensei Shisui ablenkt", schlug Gai vor und zog mich hinter sich her. Ich drehte mich noch einmal zu Rin und Obito um: „Viel Erfolg auf eurer Mission."

Rin winkte, Obito nickte uns zu und wir beeilten uns, aus Shisuis Sichtfeld zu verschwinden.
 

-
 

Ich war heilfroh, dass Gai bei mir war, als wir die Straße betraten, auf der Shisui wohnte.

Wäre ich hier allein mit einem Geschenk in der Hand für ihn aufgetaucht, hätte dies sicher zu einer unangenehmen Situation geführt. Gai plauderte unaufhörlich mit den Händen voller Taschen, in denen unsere Geschenke waren.
 

Endlich erreichten wir das Haus und ich klopfte etwas nervös an die Tür. Sie wurde aufgeschoben und ich blickte in die Gesichter mehrerer dunkelhaariger Männer, die an einem Tisch saßen.

„Huch, ihr seid bestimmt Shisuis Teamkameraden, nicht wahr?", fragte eine Frau, die den Raum gerade betreten hatte. Sie trug eine Schürze und ich wusste sofort, dass es Shisuis Mutter sein musste. Sie hatte dieselben Wellen in ihrem dunklen Haar und das gleiche, freundliche Lächeln auf den Lippen.
 

„Shisui! Du hast Besuch", rief sie, nachdem wir ihre Frage bejaht hatten. Neben ihr trat eine zweite Frau ein.

„Wir werden uns dann auch gleich auf den Heimweg machen", sagte sie.

„Vergiss nicht, immer schön weiter üben!" Shisuis Stimme kam aus dem Nebenraum. Gemeinsam mit einem kleinen Jungen, der höchstens drei Jahre alt sein konnte, betrat er das große Zimmer.
 

„Ich werde jeden Tag üben", versprach der kleine Junge und Shisui legte ihm eine Hand auf den Kopf, dann jedoch bemerkte er uns.

„Gai? Noriko? Was macht ihr denn hier?"

„Ach, du bist doch der Sohn von Maito Dai, nicht wahr?", rief einer der Männer und Gai nickte eifrig: „Genau der bin ich!"
 

„Und du musst Kushinas Nichte sein", es war die Mutter des kleinen Jungen, die mich nun ansah. Ich nickte.

„Ich bin Mikoto, eine Freundin von Kushina. Richte ihr doch bitte aus, dass ich sie ganz bald mal wieder zu Kuchen einladen werde, ja?" „Das mache ich", versprach ich und Mikoto griff nach der Hand des kleinen Jungen. „Komm, Itachi. Es wird Zeit, heimzukehren."
 

„Tschüss Shisui", rief der kleine Itachi und die beiden schoben sich an uns vorbei aus dem Haus.

„Kommt rein", bot Shisui uns an und wir folgten ihm durch die Stube in den hinteren Teil des Hauses, in dem wir sein Zimmer fanden.

Es war schlicht eingerichtet, neben dem Bett befanden sich ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch und eine kleine Kommode auf der Fotos standen. Mir stockte kurz der Atem, als ich in das fröhliche Gesicht von Kyou blickte.
 

Ich kannte dieses Foto, das an unserem ersten Tag als Genin aufgenommen worden war. Kyou, der fröhlich in die Kamera strahlte, Shisui mit mildem Grinsen, ich selbst, strahlend vor Glück. Hinter uns stand Kushina, deren Grinsen genauso breit war wie Kyous. Es gab noch ein weiteres Team-Foto, auf dem wir mit Choza-Sensei und Gai und die Kamera strahlten.

Doch neben diesen beiden Bildern, die ich bereits kannte, da sie auch in meinem Zimmer standen, entdeckte ich weitere Fotos, auf denen Kyou und Shisui Seite an Seite in die Kamera strahlten. Auf einem waren sie erst drei oder vier Jahre alt.
 

„Also, was ist los? Erst wolltet ihr noch zusammen essen gehen und dann wart ihr auf einmal verschwunden", fragte Shisui mit skeptischem Blick. Gai stellte seine Einkaufstaschen ab und wir kramten darin, nach unseren jeweiligen Geschenken und einem kleinen Buffet an Süßigkeiten, das wir mitgebracht hatten. Wir verteilten all die Leckereien auf dem Tisch. „Das ist zwar kein richtiges Essen, aber wir wissen ja, wie gern du naschst", brachte Gai hervor und überreichte Shisui als erster sein Geschenk.
 

Es war ein neues Portemonnaie. Shisui lachte auf, sein Altes war bei einer unserer Missionen gerissen. Dankend nahm er das Geschenk an und nun war es an mir. Etwas nervös trat ich von einem Fuß auf den anderen und überreichte ihm die kleine Box.
 

Shisui öffnete sie und riss die Augen auf. Er lachte laut auf und ich kam nicht umhin, ebenfalls ein breites Grinsen aufzusetzen.

An einer langen Kette hing ein kleiner Würfel, den er nun in die Hand nahm. Es war ein Spielzeug, eigentlich für Kinder, mit dem man seine Hände beschäftigen konnte. Shisuis Finger fuhren über die vielen kleinen Kugeln und Haken, die aus dem Würfel herausragten.

„Das wird mir auf der nächsten Mission sicher weiterhelfen, danke Noriko", er grinste breit. Schon oft hatte ich bemerkt, dass Shisui in Stresssituationen begann, mit irgendetwas herumzuspielen. Meist war es, was immer ihm in die Finger kam: eine Münze, ein kleiner Ast, die Blätter eines Baumes, ein Stein, den er vom Boden aufhob oder eines der beiden Freundschaftsarmbänder, die er trug.
 

Fix legte Shisui sich die Kette um und seine Finger spielten unermüdlich mit dem Würfel. Wir aßen Süßigkeiten, plauderten und schließlich bemerkte ich, dass der Himmel sich bereits orangerot verfärbt hatte.

„Ich sollte mich auf den Weg machen, mein Vater wollte noch mit mir Essen" Gai erhob und streckte sich.
 

„Ja ich werde mich auch auf den Weg machen" fügte ich an.

Shisui erhob sich und sein Grinsen verblasste, als er mich ansah. Ich musterte ihn gequält, denn ich wusste, dass es ihn nicht freuen würde, zu hören, was ich nun sagen würde. Doch ich musste es tun, denn ich wollte nicht riskieren, dass er es von jemand anderem hörte.

„Auch bei uns wird es noch ein Abendessen geben und wir haben heute wieder Besuch da", sagte ich und verzog den Mund. Shisuis Augenlider senkten sich leicht.
 

„Ah, hat Kakashi sich wieder bei euch eingenistet?", fragte er und ich schnaubte.

„Ja, Team 4 bricht morgen früh ebenfalls zu einer Mission auf", erklärte ich. Gai hob die Einkaufstaschen vom Boden auf. „Siehst du, das hätte ich beinahe vergessen, hier sind noch unsere Geschenke für Kakashi drin", sagte er und reichte mir die Tasche. Ich nahm sie an, ohne Shisui dabei anzusehen, der nun die Arme vor der Brust verschränkte, jedoch nichts sagte.

„Bis morgen früh", sagte ich und verabschiedete Shisui mit einer Umarmung, bevor ich darüber nachdenken konnte. Shisui erstarrte kurz, umarmte mich dann jedoch zurück und sein Geruch drang in meine Nase.
 

Mit gerötetem Gesicht löste ich mich von ihm und Gai warf lachend einen Arm um Shisui: „Bis morgen", sagte auch er und wir verließen das Haus.
 

Wir schlenderten durch die Straßen Konohas und Gai warf mir einen seltsamen Blick von der Seite zu, bis ich ihn irgendwann irritiert fragte, warum er mich so ansah.

„Weißt du, Noriko, ich hab keine Ahnung, was da zwischen dir und Shisui genau los ist", begann er und erneut spürte ich Hitze in meinem Gesicht, „Aber tu mir einen Gefallen, ja?" Ich sah ihn erwartungsvoll an. „Lass dich nicht zu irgendetwas drängen, was du nicht willst, ja?"

Ich blieb stehen. Gai ging noch ein paar Schritte weiter, bevor er auch stehen blieb und sich nach mir umsah. Es war seltsam, denn obwohl ich Gai nichts von alldem erzählt hatte, schien er zu wissen, was los war. Wann war es soweit gekommen, dass ich Gai nicht mehr alles erzählte? Ich fühlte mich schlecht, doch ein anderer Gedanke drängte sich in den Vordergrund. Warum glaubte er, ich ließe mich zu irgendetwas drängen?
 

„Shisui würde mich nie zu etwas drängen", sagte ich und stellte verwundert fest, dass ich genau das gleiche auch zu Kushina gesagt hatte. Gais Augen musterten mich mit einer Ernsthaftigkeit, die mich frösteln ließ.

„Ich weiß. Shisui würde das nicht tun. Aber ich möchte, dass du es auch nicht selbst tust, Noriko."

„Wie?", brachte ich erstaunt hervor.
 

„Du willst Shisui nicht wehtun, das verstehe ich. Er ist einer deiner engsten Freunde. Aber lass dich dadurch nicht dazu verleiten, ihm falsche Hoffnungen zu machen. Wenn du ihn magst, dann ist das in Ordnung, aber wenn nicht und du das nur tust, weil du Angst hast ihn zu verletzen, dann machst du damit alles nur noch schlimmer und brichst ihm am Ende das Herz."

Ein Wind wirbelte mein Haar auf und ich schluckte.
 

„Ich- ich weiß nicht genau, was ich für ihn empfinde, aber ich möchte einfach nicht, dass er meinetwegen leidet", brachte ich hervor und Gais Blick wurde weicher. Er legte mir eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß doch. Es ist nie schön, gute Freunde leiden zu sehen. Ich weiß, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst, Noriko."

Mit diesen Worten ließ Gai mich zurück.
 

-
 

Kurz bevor die Sonne am Horizont verschwand, öffnete ich die Tür zu meinem Zuhause auf. Minato und Kushina standen in der Küche, Kakashi hielt in seiner Bewegung inne, sah mich kurz an und verteilte dann die weiteren Teller auf dem Tisch.
 

„Du bist spät", bemerkte Minato mit einer Mischung aus Belustigung und Misstrauen. Ich zuckte mit den Schultern: „Entschuldigt, es hat etwas länger gedauert, als gedacht." Ich schlüpfte an Kakashi vorbei und schnappte mit einen Stapel Servietten, die ich auf dem Tisch verteilte. Innerhalb weniger Minute saßen wir alle vor dampfenden Tellern. Während des Essens beteiligte ich mich kaum an der Unterhaltung, mein Kopf war noch immer bei all den Dingen, die Gai mir gesagt hatte.
 

Als wir fertig gegessen und aufgeräumt hatten, lag ich grübelnd auf dem Bett, bis mir die Geschenke wieder einfielen, die noch immer in der Einkaufstasche waren. Ich sprang auf und schlich mich aus meinem Zimmer. Von Kushina und Minato war nichts zu sehen.

Leise klopfte ich an die Tür unseres Gästezimmers und nach einem gemurmelten „Ja?", schob ich sie auf. Kakashi lag lässig auf dem Bett, in den Händen hielt er ein Buch, über dessen Einband hinweg er mich widerwillig betrachtete. „Was gibts?", fragte er und ich stellte die Einkaufstasche vor mir ab.
 

Ich zog ein kleines Paket heraus und warf es ihm zu. „Das ist hier von Gai", sagte ich. Kakashi fing es elegant mit einer Hand auf, legte sein Buch beiseite und betrachtete das Päckchen in seinen Händen.

„Geschenke zu deiner Beförderung", erklärte ich, doch Kakashis Gesicht wirkte noch immer ausdruckslos. „War Rins Idee", fügte ich an und zuckte mit den Schultern. Kakashi öffnete das Päckchen und heraus kam ein paar Socken, das er nun seufzend betrachtete.

Ich reichte ihm mein Geschenk, das er nun mit hochgezogenen Augenbrauen entgegennahm. „Von mir", murmelte ich und war unsicher, ob ich zusehen sollte, wie er es auspackte oder lieber gehen sollte.
 

Kakashi öffnete die kleine Truhe und zog eine Sammlung von Papieren heraus, sie fein säuberlich zusammengebunden waren.

„Was ist das?", fragte er und ich zuckte mit den Achseln. „Eine kleine Sammlung von Rezepten, die du als gut befunden hast, wenn du bei uns gegessen hast. Ich dachte, vielleicht willst du sie mal nachkochen", sagte ich schlicht und Kakashi blätterte durch die Seiten. Sein Blick traf meinen. „Danke", sagte er und ich bemerkte die winzigen Fältchen in seinen Augenwinkeln, die mir verrieten, dass er lächelte.
 

„Gern", gab ich unbeholfen zurück. Ich wollte gehen, als mein Blick auf das Buch fiel, das noch immer auf dem Bett lag. Kakashi folgte meinem Blick und seufzte.

„Dein Tipp hat mir nur teilweise geholfen ... diese Bücher sind einfach zu ..." Er schmiss die Hände in die Luft.
 

„Düster?", fragte ich und Kakashi sagte nichts, doch ich wusste, dass ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ich kannte das Buch, das er las. Es war eines von unseren Büchern und behandelte eine alte Sage, in der es um Mord und Verrat ging.

„Wenn ich ein besseres Buch finde, lass ich es dich wissen", sagte ich. „Danke", sagte Kakashi und ich betrachtete ihn einen Moment argwöhnisch.

Es war seltsam, denn mir war nie zuvor aufgefallen, wie nett Kakashi sich verhielt, wenn wir unter uns waren.
 

Ich schüttelte den Gedanken ab, es war einfach zu bizarr. Shisuis Vermutung war nur ins Blaue gegriffen und rührte allein daher, dass er ich mich verliebt war und sich deshalb Dinge einbildete.

„Hey Noriko", sagte Kakashi plötzlich und dieses unangenehme Kribbeln kehrte in mein Bauch zurück. „Hm?", fragte ich und wandte mich dabei zum Gehen ab.
 

„Für ein Mädchen hast du eine ziemlich unordentliche Handschrift." Sein Blick haftete noch immer auf meinem Geschenk. Ich schnaubte verärgert auf und schlug die Tür hinter mir zu.

So ein Blödmann, dachte ich und war mir sicher, dass er ganz und gar keine romantischen Gefühle für mich hatte.
 

-
 

„Oh man", platzte es aus Naruto heraus und Sakura runzelte die Stirn.

„Ich hielt Kakashi-Sensei immer für ein wenig ... na ja, pervers, weil er diese komischen Bücher liest. Aber dass es so einen Hintergrund hat, war mir nicht klar." Naruto seufzte und auch Sakuras Blick wurde nachdenklich.
 

„Ich habe mich auch immer gefragt, was er an diesen Büchern findet, aber offensichtlich haben sie ihm mal durch eine schwere Zeit geholfen", murmelte sie.
 

„Gai-Sensei war wieder so weise in diesem Kapitel und das, obwohl er noch so jung damals war!", brachte Lee sich ein und Naruto lachte auf.

Für einen Moment hingen sie ihren Gedanken nach.
 

„Es war auch das erste Mal, dass Itachi erwähnt wurde ...", bemerkte Sakura leise. Naruto hatte durchaus bemerkt, wie Sasuke aufgehorcht hatte, als Itachis Name gefallen war.

„Mir war nicht klar, dass unsere Mütter Freundinnen waren", brachte Naruto nun hervor und sein Blick fand Sasukes.
 

„Mir auch nicht", antwortete er leise und für einen kurzen Moment waren sie verbunden in der Trauer um ihre Familien.



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